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Die Liebfrauenkirche ist die romisch katholische Pfarrkirche von Gernsbach im unteren Murgtal im baden wurttembergischen Landkreis Rastatt Die Liebfrauenkirche auf der Anhohe des Gernsbacher StadtbuckelsDer katholische Friedhof und der Kirchturm von Westen links der StorchenturmAnsicht von Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungs und Baugeschichte 2 Baubeschreibung 2 1 Lage 2 2 Kirchturm und Ausseres 2 3 Gelaut 2 4 Innenraum und kunstlerische Ausstattung 2 5 Orgel 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEntstehungs und Baugeschichte BearbeitenDie Liebfrauenkirche ist nach der St Jakobskirche der zweite Gernsbacher Kirchenbau Die fruhere Vermutung dass wahrend der Ebersteiner Herrschaft auf dem Platz der heutigen Liebfrauenkirche eine Burganlage mit einer Kapelle gestanden habe ist unbestatigt und wird nicht aufrechterhalten 1 Im Jahr 1388 liessen Margarethe die Witwe des Grafen Wilhelm II von Eberstein und Markgraf Rudolf VII von Baden die Kirche Zu unserer lieben Frau errichten Die Patronin der Kirche ist die Maria der sieben Schmerzen welche in der katholischen Liturgie am 15 August gefeiert wird Eine Urkunde aus dem Jahr 1487 legt nahe dass die Kirche als Wallfahrtskapelle entstanden ist 2 Nachdem Gernsbach zusammen mit der Grafschaft Eberstein um 1556 zur Reformation ubergegangen war blieb die Liebfrauenkirche als katholische Kirche bestehen und wurde vermehrt zur Begrabnisstatte der katholisch gebliebenen Mitglieder des Hauses Eberstein 3 Die folgenden konfessionellen Konflikte aufgrund der badisch ebersteinischen Gemeinherrschaft uber Gernsbach der Oberbadischen Okkupation und des Dreissigjahrigen Krieges hatten uberwiegend Auswirkungen auf die St Jakobskirche Ein Abkommen aus dem Jahr 1626 liess beide Religionen in Gernsbach zu Die bis heute gultige Regelung die St Jakobskirche den Protestanten und die Liebfrauenkirche den Katholiken zuzuweisen stammt aus dem Jahr 1640 4 1626 brannte der Kirchturm durch Blitzschlag worauf ein Streit um die Wiederherstellungskosten zwischen Baden und Eberstein entstand der bis 1657 dauerte Als die franzosischen Truppen im Dreissigjahrigen Krieg Gernsbach plunderten wurde die Kirche erneut in Mitleidenschaft gezogen Nach weiterem Verfall im 18 Jahrhundert wurde die Kirche 1833 unter Architekt August Moosbrugger umfassend saniert und erheblich erweitert Hierbei wurde die bis dahin vierjochige Kirche im Osten um drei weitere Joche verlangert Daneben entstand der katholische Friedhof westlich der Kirche Zuvor war der Friedhof bei der St Jakobskirche zwischen Katholiken und Protestanten geteilt gewesen 5 In den Jahren 1971 1972 wurde die Kirche erneut umfassend saniert Architekt Heinz Gaiser Rastatt verfolgte das Ziel die Kirche von den neugotischen Veranderungen zu befreien und die ursprungliche spatgotische Gestalt der Kirche hervorzuheben Gleichzeitig wurde die Ausstattung um moderne Elemente erganzt Dies war auch durch die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils notig geworden welche u a auch einen zeitgenossischen Volksaltar sowie einen Ambo zur Folge hatte Um die Einheit von Priester und Glaubigen zu unterstreichen wurde der Chor der Kirche um vier Stufen niedriger gelegt Bei der Sanierung von 1971 1972 legte man spatgotische Ornament Malereien im Gewolbe des alteren Teils der Kirche frei und kopierte diese in den neugotischen Teil 1972 wurde die renovierte Kirche eingeweiht 1996 erfolgte eine Sanierung der Kirche im Aussenbereich 6 7 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Plan der Gernsbacher Stadtbefestigung 1689 mit der Kirche rechts Norden ist rechts untenLage Bearbeiten Die Liebfrauenkirche ist am hochsten Punkt der Altstadt erbaut worden und pragt das Stadtbild von allen Seiten Als Teil der Gernsbacher Stadtmauer sicherte ihr Turm gemeinsam mit dem nahen Storchenturm die westliche bergseitige Flanke der Stadtbefestigung die nicht durch naturliche Hindernisse geschutzt war Kirchturm und Ausseres Bearbeiten Der kraftige Glockenturm und das schlicht gehaltene Kirchenschiff bestimmen die aussere Gestalt der Liebfrauenkirche Lediglich die Masswerkfenster und die Strebepfeiler sind durch sorgfaltig behauene Steine geschmuckt Die Verlangerung der Kirche nach Osten fugt sich geschickt ins Erscheinungsbild der mittelalterlichen Kirche 8 nbsp Masswerkfenster und Tympanon mit den Wappen und Helmzieren der ebersteinischen links und badischen Bauherren am nordlichen PortalAm nordlichen Seitenschiff der Kirche befindet sich das Eingangsportal Daruber ist ein Tympanon angebracht in dem sich die Erbauer der Kirche verewigt haben Zu sehen sind die Ebersteiner Rose mit der Mitra und das badische Wappenschild mit den Steinbockhornern 2 Der Kirchturm ist vermutlich der alteste Teil der Kirche Seine Mauern messen im unteren Bereich 2 10 Meter und in der Glockenstube 1 Meter Die Eingangshalle unter dem Turm schliesst direkt an die Stadtmauer an Das dritte Obergeschoss weist breite Fensternischen mit seitlichen Steinbanken fur die Wachen auf sowie im Westen eine ausgebuchtete Fensterbank zum Auflegen von Waffen 9 Gelaut Bearbeiten Da das historische Gelaut bis auf eine Glocke wahrend des Zweiten Weltkriegs ausgebaut wurde und in der Rustungsindustrie Verwendung fand goss im Jahr 1950 die Glockengiesserei Gruninger in Villingen vier neue Glocken 6 Die Glocken der Liebfrauenkirche 10 Nummer Gewicht Ton Durchmesser1 1500 kg es 1300 mm2 1100 kg f 1160 mm3 640 kg as 980 mm4 380 kg b 840 mm5 280 kg c 750 mmInnenraum und kunstlerische Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick vom Altar zur OrgelemporeDie Liebfrauenkirche ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika Ihre vier westlichen Joche stammen aus der Zeit um 1388 die drei ostlichen von 1833 Massive Sandsteinsaulen stutzen das Kreuzrippengewolbe bis auf eine Hohe von 9 75 Metern Der Chor wurde bei der Renovation in den Jahren 1970 1971 neugestaltet Bei dieser Gelegenheit wurde dem Patrozinium der Kirche Maria zu den sieben Schmerzen Nachdruck verliehen indem die Pieta aus dem fruhen 16 Jahrhundert im Chor aufgestellt wurde Erst die Restauration der Pieta in den 1970er Jahren legte die Originalfassung der Figur zutage und zeigte die kunsthistorische Bedeutung dieser Pieta Das Altarwandkreuz die Leuchter und der Tabernakel wurden von Herbert Kamper Elchesheim geschaffen Sie bestehen aus Kupfer auf welches Silber aufgeschmolzen wurde und sind mit Emaillemalereien und Bergkristallen geschmuckt 11 Die Glasfenster auf der Nordseite zeigen eine dreiteilige Kreuzigungsgruppe aus dem 15 Jahrhundert Ein weiteres Glasfenster stellt eine Halbfigur eines Ritters dar der als Stifter der Glasmalereien angenommen wird Die Glasfenster im sudlichen Seitenschiff zeigen den Hl Johannes den Taufer den Hl Nikolaus von Myra sowie den Sel Bernhard von Baden und stammen aus dem 19 Jahrhundert wurden aber nach alteren Vorbildern unter Verwendung alter Fragmente geschaffen In den Seitenschiffen finden sich Grabplatten der Grafen Hans Bernhard von Eberstein gestorben 1574 und der Frau Anna Alexandria von Fleckenstein gestorben 1610 Sie verweisen darauf dass die Liebfrauenkirche die Grabkirche fur mehrere Grafen von Eberstein war Im nordlichen Seitenschiff befinden sich Bildtafeln mit den Motiven von Jesus als Lehrer sowie mit den vier Kirchenvatern Hl Hieronymus Hl Ambrosius Hl Augustinus und Papst Gregor Bis 1971 waren diese Holzarbeiten Bestandteile der Kanzel gewesen Der Taufstein stammt aus dem 15 Jahrhundert und ist mit zwolf Wappenschildern geschmuckt Gezeigt werden in dreifacher Wiederholung die Wappen von Baden Sponheim und Eberstein Im sudlichen Seitenschiff ist eine neugotische Marienstatue aufgestellt Im Mittelschiff findet sich an einer Saule ein Epitaph das nach 1733 entstanden ist 6 12 nbsp Kreuzigungsfenster nbsp Pieta nbsp JosefsfensterDrei spatgotische Figuren die erstmals 1488 erwahnt wurden stehen beim inneren Zugang zur Turmhalle Sie stellen den Hl Christophorus den Hl Sebastian und den Hl Georg dar Sie stammen wahrscheinlich von einem mittelalterlichen Sebastiansaltar der im Jahr 1488 erstmals urkundlich erwahnt wurde In der Turmhalle stehen weitere Steinmetzarbeiten aus der gleichen Zeit das Weihwasserbecken dessen Schaft aus einem Baumstamm gebildet wird und dessen Aste die Wasserschale zu halten scheinen sowie ein Fragment aus einem Heiligen Grab 13 Orgel Bearbeiten nbsp OrgelDie heutige Orgel der Kirche stammt aus dem Jahr 1972 und wurde von Wolfgang Scherpf Speyer erbaut Das Pedalwerk befindet sich im Prospekt in drei Feldern in der Mitte das Hauptwerk links das Schwellwerk rechts Das Positivwerk wurde unter dem Pedalwerk eingebaut Das Instrument besitzt eine elektrische Spiel und Registertraktur Der Spieltisch ist freistehend und kann auf einem Podest bewegt werden 2729 Pfeifen verteilen sich auf 35 Register samt Pedal 14 Literatur BearbeitenPeter Hirschfeld Landkreis Rastatt Die Kunstdenkmaler Badens Band 12 C F Muller Karlsruhe 1963 S 151 167 Kirchgemeinde Gernsbach Hrsg Kunstfuhrer Liebfrauenkirche Gernsbach Verlag Schnell amp Steiner Regensburg 2001 Rainer Hennl Gernsbach im Murgtal Kohlhammer Verlag Stuttgart 2006 S 236 ff Cornelia Renger Zorn 775 Jahre Pfarrei Gernsbach Artikelserie im Badischen Tagblatt September bis November 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Liebfrauenkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Seelsorgeeinheit GernsbachEinzelnachweise Bearbeiten Rainer Hennl Gernsbach im Murgtal Strukturen und Entwicklungen bis zum Ende des badisch ebersteinischen Kondominats im Jahre 1660 W Kohlhammer Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 17 019480 1 S 35 ff a b Website der Seelsorgeeinheit Gernsbach Abschnitt Liebfrauenkirche Abgerufen am 3 Januar 2017 Hennl 2006 S 237 u 251 Hennl 2006 S 247 257 Hennl 2006 S 236 a b c Website der Seelsorgeeinheit Gernsbach Abschnitt Liebfrauenkirche Abgerufen am 3 Januar 2017 Kirchgemeinde Gernsbach Hrsg Kunstfuhrer Liebfrauenkirche Gernsbach S 4 6 Kirchgemeinde Gernsbach Hrsg Kunstfuhrer Liebfrauenkirche Gernsbach S 8 Peter Hirschfeld Landkreis Rastatt Die Kunstdenkmaler Badens Band 12 C F Muller Karlsruhe 1963 S 159 Glocken dargestellt auf Website des Erzbistums Freiburg Abgerufen am 3 Januar 2017 Kirchgemeinde Gernsbach Hrsg Kunstfuhrer Liebfrauenkirche Gernsbach S 10 16 Kirchgemeinde Gernsbach Hrsg Kunstfuhrer Liebfrauenkirche Gernsbach S 16 17 Kirchgemeinde Gernsbach Hrsg Kunstfuhrer Liebfrauenkirche Gernsbach S 10 Kirchgemeinde Gernsbach Hrsg Kunstfuhrer Liebfrauenkirche Gernsbach S 17 18 48 763594 8 331261 Koordinaten 48 45 48 9 N 8 19 52 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liebfrauenkirche Gernsbach amp oldid 228195771