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Die Komturei Heimbach seltener auch Komturei Haimbach oder Closter Hambach 1 geschrieben ursprunglicher Name Komturei des Ritterlichern Ordens vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem 2 zwischen den Ortsgemeinden Zeiskam und Lustadt in der Sudpfalz Rheinland Pfalz war eine mittelalterliche Anlage die aus einem befestigten Klosterhof mit Kirche bestand Reste sind kaum noch erhalten ein Denkmal erinnert vor Ort an die einstige Bedeutung Komturei des Ritterlichern Ordens vom Hospital des Heiligen Johannes zu JerusalemGotischer Sandsteinbogen als Denkmal am ehemaligen Standort im Hintergrund der Uferbewuchs des HainbachsDatenOrt ZeiskamBauherr Kaiser Friedrich I Baustil GotikBaujahr 1185Abriss 1525 1622 endgultig 1794 1795Koordinaten 49 15 0 8 N 8 14 39 7 O 49 25022 8 244351 Koordinaten 49 15 0 8 N 8 14 39 7 OKomturei des Ritterlichern Ordens vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem Rheinland Pfalz BesonderheitenUrsprunglich Kommende des Johanniterordens spater des MalteserordensDie Komturei diente als sogenannte Kommende zunachst dem Johanniterorden nach der Reformation seiner katholischen Nachfolgeorganisation dem Malteserorden als regionales Verwaltungszentrum Die Einrichtung wurde in religioser wie in wirtschaftlicher Hinsicht durch einen Komtur geleitet Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Grundung und Blutezeit 2 2 Niedergang und Zerstorung 3 Untergliederung 3 1 Membrum Mussbach 3 2 Membrum Speyer 3 3 Membrum Bruchsal 3 4 Membrum Weissenburg 4 Ausgrabungen 5 Gedenkveranstaltungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDie Komturei Heimbach lag auf knapp 130 m u NHN 3 im Norden der Gemarkung von Zeiskam ausserhalb der Wohnbebauung und westlich neben der heutigen Kreisstrasse 1 die nach Freimersheim fuhrt 50 m sudlich des Gelandes fliesst der Hainbach vorbei 4 hinter diesem verlauft parallel die Bundesstrasse 272 Landau Schwegenheim Das historisch auch Heimbach genannte Gewasser wurde zur Befullung des Grabens verwendet der die Befestigungen umgab und war Namensgeber fur die Komturei 5 6 km nordlich der Komturei fuhrte die Nordroute der Pfalzer Jakobswege vorbei 12 km sudlich die Sudroute Beide hatten ihren Ausgangspunkt am Bischofssitz in Speyer Geschichte BearbeitenGrundung und Blutezeit Bearbeiten Heimbach war ursprunglich eine Schenkung die Kaiser Friedrich Barbarossa 1185 dem Johanniterorden machte erster Komtur der Einrichtung war Anselm von Weissenburg 6 Auch Kuno und Hugo von Zeiskam die dem niederen Adel angehorten wendeten der Komturei betrachtliche Landereien zu 7 8 nbsp Hochzeit von Prinz Johann mit Elisabeth 1310 Von 1306 bis 1317 war Egeno von Mussbach ebenfalls ein Angehoriger des niederen Adels Komtur in Heimbach 9 Wahrend seiner Amtszeit wurden dort im August 1310 der 14 jahrige Johann Sohn des Kaisers Heinrich VII und die 18 jahrige Elisabeth von Bohmen miteinander bekannt gemacht bevor sie am 1 September im 16 km entfernten Speyerer Dom miteinander verheiratet wurden Der Brautigam schrieb daruber spater Mit 14 Jahren begegnete ich im August 1310 in der Johanniter Kommende Heimbach zu Zeiskam bei Speyer zum ersten Mal meiner wunderschonen Braut Prinzessin Elisabeth von Bohmen Funf Tage lang hielt mein Vater hier Hof um die Hochzeit seines Sohnes zu feiern Die nachfolgende glanzvolle Vermahlung im Kaiserdom zu Speyer war der Vollzug seiner politischen Weitsicht Johann von 1311 bis 1346 Konig von Bohmen 5 Um 1350 als die Komturei Heimbach in wirtschaftliche Not geraten war berieten dort funf Komturen deutscher Johanniter Niederlassungen uber notwendige Verkaufe von Landereien Die beschlossenen Massnahmen hatten Erfolg wie aus Aufzeichnungen ab 1409 hervorgeht diese berichten uber neuerliche Zukaufe 9 Beim Heimbacher Vergleich von 1382 sicherte sich die Ballei Brandenburg gegenuber dem deutschen Grosspriorat des Ordens bedeutsame Autonomierechte Die Abmachung stellte einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte des Johanniterordens dar und erleichterte 1538 im Gefolge der Reformation die Aufteilung in einen katholischen Zweig der sich Malteserorden nannte und einen protestantischen der weiterhin den Namen Johanniterorden fuhrte 1483 wurde Johann von Hattstein der ab 1512 auch als deutscher Johanniter Grossprior fungierte Komtur von Heimbach Sein Neffe Marquard war von 1560 bis 1581 Furstbischof von Speyer Niedergang und Zerstorung Bearbeiten Die viereckige Anlage in Randhausbebauung 10 mit dem zentral gelegenen Gotteshaus existiert nicht mehr 1525 im Bauernkrieg wurde die Komturei Heimbach von aufruhrerischen Bauern des Nussdorfer Haufens der sich im nahen Nussdorf heute Landau Nussdorf formiert hatte angezundet und geplundert jedoch unter Komtur und Grossprior Johann von Hattstein wieder aufgebaut Er starb 1546 in Speyer und wurde laut seinem in Heitersheim erhaltenen Grabstein in der Heimbacher Kirche beigesetzt Im Dreissigjahrigen Krieg plunderte und zerstorte man um 1622 die renovierte Heimbacher Komturei samt Kirche erneut 1724 stiftete Grossprior Goswin Otto von Merveldt einen neuen Hochaltar fur die nochmals zum Gottesdienst hergestellte Kirche 11 Die Ordensniederlassung wurde 1794 95 durch franzosische Revolutions truppen endgultig zerstort und nicht mehr aufgebaut 10 Untergliederung Bearbeiten nbsp Mittelalterlicher Brunnen im Herrenhof Mussbach nbsp Stadtkirche Bruchsal nbsp Stiftskirche in WeissenburgZur Komturei Heimbach gehorten vier Unterkomtureien die lateinisch Membra Mehrzahl von Membrum Mitglied genannt wurden Sie waren ansassig in Mussbach heute Ortsteil von Neustadt an der Weinstrasse Speyer Bruchsal und Weissenburg Alle vier lagen raumlich jedoch nicht landesherrlich innerhalb der Kurpfalz bzw des Hochstifts Speyer die sich damals beiderseits des Rheins erstreckten Heute gehoren Mussbach und Speyer zur ganzlich linksrheinisch gelegenen Pfalz Bruchsal zum rechtsrheinischen Nordbaden und Weissenburg als Wissembourg zum franzosischen Elsass In einem Umkreis von etwa 30 km um Heimbach steuerten die Membra die kleineren Klosterbauernhofe ihrer Umgebung die sich mit Landwirtschaft speziell mit Weinbau beschaftigten Von den Membra blieben zwei erhalten das in Speyer hat zu geringen Teilen das in Mussbach hat als Herrenhof fast vollstandig uberdauert Membrum Mussbach Bearbeiten Hauptartikel Herrenhof Mussbach Membrum Speyer Bearbeiten Das Membrum Speyer lag im heutigen Johannitergasschen Dort unterhielt der Johanniterorden bereits Ende des 12 Jahrhunderts etwa um 1183 89 ein Hofgut mit Kapelle 12 Im Archiv der Stadt Speyer sind Akten erhalten nach denen der Ordenshof den Burgermeister und den Rat der Stadt auf Zahlung von 5000 Gulden verklagte 13 Membrum Bruchsal Bearbeiten Hauptartikel Johanniterkommende Bruchsal Die erste urkundliche Erwahnung eines Hauses in Bruchsal im Besitz der Johanniter findet sich im Jahr 1272 Die Ordensbruder nahmen 1287 mit der Ubertragung eines Hofguts dessen Landereien bei Durlach und Grotzingen lagen eine bedeutende Schenkung entgegen Das Membrum Bruchsal wurde wohl schon bald der Kommende Heimbach unterstellt auch wenn die Zugehorigkeit erst fur 1426 belegt ist 14 Zunachst nahm es eine gunstige Entwicklung geriet jedoch bereits im 14 Jahrhundert moglicherweise im Gefolge des Heimbacher Vergleichs von 1382 in finanzielle Bedrangnis Deshalb erwarb der Stadtherr von Bruchsal der Bischof von Speyer zu dieser Zeit Nikolaus von Wiesbaden einen Teil der Guter des Ordens 1475 ubertrug der Heimbacher Komtur mit Zustimmung des deutschen Provinzialkapitels das Membrum Bruchsal zur sogenannten Arrendatio also zur Verwaltung auf Lebenszeit dem Ordenskaplan Johann Descheler Dieser hatte dafur jahrlich 100 Gulden und ein Fuder Rotwein zu entrichten Die Gebaude des Membrums wurden 1640 im Dreissigjahrigen Krieg zerstort Der Orden konnte erst 1653 nach langeren Streitigkeiten vor allem mit dem Speyerer Bischof und Trierer Erzbischof Philipp von Sotern seinen Sitz in einem zu Lehen gegebenen Gebaude in der Nahe der Stadtkirche nehmen nbsp Bruchsal 1689Seit 1648 firmierte das Bruchsaler Ordenshaus zusammen mit Weissenburg das ebenfalls Membrum von Heimbach gewesen war als Kommende Bruchsal Weissenburg Wahrend der Ordensbesitz in Weissenburg 1794 im Verlauf der Franzosischen Revolution verloren ging nahm das Kurfurstentum Baden nach dem Pressburger Frieden 1805 provisorisch von der Bruchsaler Niederlassung Besitz gestattete aber dem Komtur Adam Reich von Reichenstein zunachst noch die Nutzung gegen eine jahrliche Pachtsumme von 2000 Gulden Obwohl der Pachtvertrag bis zum Jahr 1813 abgeschlossen war ubernahm die badische Regierung den gesamten Guterkomplex zum 1 Januar 1809 und verkaufte ihn vier Jahre spater fur 78 688 Gulden Der Grundbesitz belief sich auf 330 Morgen Dem ehemaligen Komtur wurde eine jahrliche Pension von 1600 Gulden bewilligt die spater gekurzt wurde Reichenstein verstarb verarmt am 21 November 1821 Das eigentliche Ordenshaus befand sich vor der damaligen Stadtmauer Bruchsals an der Strasse nach Bretten die zugehorige Kapelle hatte keine Pfarrrechte Weitere Gebaude lagen innerhalb der Stadt Von allen Bauten einschliesslich der Kapelle haben sich keine Reste erhalten Nur die Johanniterstrasse und die Bezeichnung An der Komturei erinnern noch an die einstige Anwesenheit des Ordens 15 16 17 Membrum Weissenburg Bearbeiten Hauptartikel Kloster Weissenburg Elsass Ausgrabungen Bearbeiten nbsp Grenzstein der Komturei HeimbachBei archaologischen Grabungen die 2010 von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz Denkmalamt Speyer bei Zeiskam durchgefuhrt wurden konnte in 1 5 m Tiefe der Boden der ehemaligen Klosterkirche lokalisiert und damit auch deren genauer Standort bestimmt werden Die Gemeinde Zeiskam hat an dieser Stelle ein Denkmal errichtet Es besteht aus einem gotischen Bogen aus Sandstein der eine Hohe von 4 und eine Spannweite von 3 5 m besitzt Das Denkmal wurde im Fruhjahr 2011 eingeweiht weil sich zu dieser Zeit die Feierlichkeiten in der Komturei und die Hochzeit von Johann und Elisabeth von Bohmen in Speyer zum 700 Male jahrten Ein Grenzstein der von der Komturei Heimbach stammt steht heute im Herrenhof zu Mussbach Er zeigt das Johanniterkreuz dessen acht Spitzen auf die acht Seligpreisungen der Bergpredigt im Evangelium nach Matthaus 5 3 12 EU hinweisen wahrend die vier Balken die Kardinaltugenden Gerechtigkeit Tapferkeit Weisheit und Massigung bedeuten Gedenkveranstaltungen BearbeitenDas Eselshautfest in Mussbach findet seit den 1970er Jahren jeden Sommer im historischen Herrenhof statt und nimmt Bezug auf die geschichtliche Vergangenheit des Hofes Am 4 September 2010 wurde in Zeiskam und am Folgetag in Speyer die Hochzeit von Konig Johann mit Elisabeth von Bohmen nacherzahlt und nachgespielt Literatur BearbeitenHans Ammerich Kleine Geschichte der Stadt Speyer Hrsg Stadt Speyer Verlag G Braun Karlsruhe 2008 ISBN 978 3 7650 8367 9 Kurt Andermann Die Herren von Zeiskam Portrat einer Familie des pfalzischen Niederadels In Historischer Verein der Pfalz Hrsg Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Band 98 Verlag des Historischen Vereins der Pfalz 2000 ISSN 0073 2680 ZDB ID 5025035 Peter Blickle Horst Buszello Rudolf Endres Hrsg Der deutsche Bauernkrieg Verlag Schoningh Paderborn u a 1984 ISBN 3 506 99350 X Uni Taschenbucher Geschichte 1275 Franz Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Kloster im jetzigen Rheinbayern Band 2 Christmann Neustadt 1836 S 303 ff Digitalisat in der Google Buchsuche Walter Gerd Rodel Das Grosspriorat Deutschland des Johanniter Ordens im Ubergang vom Mittelalter zur Reformation an Hand der Generalvisitationsberichte von 1494 1495 und 1540 1541 2 Auflage Verlag Wienand Koln 1972 Walter Gerd Rodel Die Johanniterkommende Heimbach in der Pfalz und ihre Membra In Verein fur Pfalzische Kirchengeschichte Hrsg Blatter fur Pfalzische Kirchengeschichte und religiose Volkskunde Speyer 1973 Walter Gerd Rodel Ehemalige Ordensniederlassungen in Baden Wurttemberg Bruchsal In Der Johanniterorden in Baden Wurttemberg Nr 87 1993 S 13 18 Edgar Schnell Zeiskam in Vergangenheit und Gegenwart ein Portrat in Wort und Bild Hrsg Gemeinde Zeiskam Zeiskam 1999 Klaus Sutterlin Konig Johann Ritter auf dem Schauplatz Europa Verlag Knecht Landau 2003 ISBN 978 3 930927 77 7 Johann Vogel Johanniter Comthurei Heimbach und Nachbarorte in vergangenen Zeiten Zeiskam 1910 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Komturei Heimbach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Interessengemeinschaft Komturei HeimbachEinzelnachweise Bearbeiten Landkarte des Furstbistums Speyer von 1753 Komturei Heimbach Interessengemeinschaft Komturei Heimbach abgerufen am 5 Oktober 2018 Topographische Karte nach Koordinaten mit Hohenlinien auf opentopomap org abgerufen am 29 Juni 2016 Etwa 7 km unterhalb mundete der Hainbach damals noch von rechts in den Speyerbach wahrend er ihn heute uberquert um 600 m weiter in den linken Speyerbach Seitenarm Woogbach zu munden a b Sutterlin Konig Johann Ritter auf dem Schauplatz Europa S 64 ff Die Kommende Mitglieder Nicht mehr online verfugbar Interessengemeinschaft Komturei Heimbach archiviert vom Original am 30 Juni 2016 abgerufen am 30 Juni 2016 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot komturei heimbach jimdo com Schnell Zeiskam in Vergangenheit und Gegenwart ein Portrat in Wort und Bild 1999 Andermann Die Herren von Zeiskam Portrat einer Familie des pfalzischen Niederadels 2000 S 97 118 a b Fordergemeinschaft Herrenhof Mussbach Beschreibung des Herrenhofes Abgerufen am 4 November 2014 a b Jurgen Keddigkeit Alexander Thon Rolf Ubel Hrsg Pfalzisches Burgenlexikon Band 2 Fachhochschule Kaiserslautern Kaiserslautern 2002 ISBN 3 927754 48 X Rodel Die Johanniterkommende Heimbach in der Pfalz und ihre Membra 1973 S 5 55 Ammerich Kleine Geschichte der Stadt Speyer 2008 Archiv der Reichsstadt Speyer 001 A 1543 Johanniterordens Hof Johanniterordens Obristmeister in Deutschen Landen vs Burgermeister und Rat der Stadt Speyer wegen einer Schuld der letzteren in Hohe von 5000 fl Deutsche Digitale Bibliothek abgerufen am 1 Juli 2016 Generalvisitation von 1495 Namentlich erwahnt als Membra der Komturei Heimbach sind die Guter in Bruchsal Weissenburg und Mussbach Anton Wetterer Der Johanniterhof in Bruchsal In Bruchsaler Wochenblatt Nr 16 32 Bruchsal 1920 Rodel Das Grosspriorat Deutschland des Johanniter Ordens im Ubergang vom Mittelalter zur Reformation 1972 S 236 239 451 Rodel Ehemalige Ordensniederlassungen in Baden Wurttemberg Bruchsal 1993 S 13 18 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Komturei Heimbach amp oldid 233369095