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Klosterlein Zelle ist ein ehemaliges Augustiner Chorherren Kloster im Aue Bad Schlemaer Ortsgebiet Zelle in Sachsen Es steht seit den 1970er Jahren unter Denkmalschutz 1 Klosterkirche Sudseite Teil der vorherigen Klosteranlage Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Klosterkirche 3 Architektur und Ausstattung 3 1 Baubeschreibung 3 2 Orgel 3 3 Gelaut 3 4 Putzritzgemalde und historische Inschrift 4 Nutzung 5 Aussenanlage 6 Rittergut Klosterlein 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise und KommentareGeschichte BearbeitenIn der Nahe des Zusammenflusses von Zwickauer Mulde und Schwarzwasser im westlichen Erzgebirge stifteten in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts die Meinheringer das Augustiner Chorherren Kloster Zelle an der Mulde im Bistum Naumburg Cellam iuxta fluvium Mulda Am 7 Mai 1173 beurkundete Kaiser Friedrich I in der Reichsstadt Goslar auf Bitten Markgraf Ottos von Meissen Meinhers I von Werben und Dudos von Meineweh die Grundung des dem Heiligen Andreas ein Andreaskreuz ziert das Wappen der Meinheringer und der Heiligen Dreifaltigkeit geweihten Klosters 1 Vom Stifter erhielt es 60 Neubruch Hufen im Pleissenland Wahrend der Kaiser die gestifteten Hufen dem Kloster zu freiem Eigen ubertrug verzichtete der Bischof von Naumburg auf den Bischofszehnt 2 Damit sind die 60 Hufen in den Dorfern Schlema Aue Bockau und Lauter zu lokalisieren in denen das Kloster spater Pfarreirechte innehatte Weil es uber bescheidene Anfange nicht hinaus kam wurde das Kloster meist Klosterlein genannt Nach der Grundung des Klosters Grunhain 1230 trat es noch mehr in den Hintergrund Im deutschen Bauernkrieg wurde es 1525 geplundert Daruber ist Folgendes bekannt wahrend Ernst II von Schonburg 1484 1534 als Oberkommandierender der Truppen Herzog Georgs von Sachsen im Kampf gegen die Bauernheere zur Schlacht bei Frankenhausen unterwegs war kam es im Schonburgischen zu Bauernaufstanden Zwischen Zwickau und Stollberg lagerten am 6 Mai 1525 ca 3000 Bauern Am 7 Mai brachen sie in Richtung des Klosters Grunhain auf Dabei schlossen sich weitere Bauern an so auch aus den Orten Tilgen Wildbach Langenbach und Beutha Die beiden Kloster Grunhain und das kleinere Cella in der Aue wurden gesturmt 3 Im Jahr 1527 wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgelost und fur 800 Gulden an den sachsischen Kurfursten verkauft Seitdem diente es als Rittergut nbsp Olof Winkler Klosterlein Zelle 1888Nach der Auflosung des Klosters wurde die Klosterkirche mit den eingepfarrten Dorfern Zelle und Niederschlema und dem neu geschaffenen Rittergut 1533 Filialkirche von Oberschlema Nach 324 Jahren wurde dieses Tochterverhaltnis 1857 gelost und ein neues mit der Kirchgemeinde Aue eingegangen Durch die in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts stark angestiegene Bevolkerungszahl ergab sich in Zelle der Wunsch eigenstandiges Kirchspiel zu werden Am ersten Adventssonntag 1879 wurde der erste evangelisch lutherische Pfarrer von Klosterlein Zelle in sein Amt eingefuhrt Nachdem Zelle 1897 nach Aue eingemeindet und die Bevolkerungszahl erneut stark gestiegen war wurde die ehemalige Klosterkirche zu klein Als 1914 die neu erbaute Friedenskirche eingeweiht wurde verlor sie ihre Funktion als Zeller Pfarrkirche und wird seitdem als Begrabniskapelle benutzt Nach der Wende 1994 grundete sich ein Forderverein der sich die Erhaltung und Sanierung der Klosterkirche zur Aufgabe gesetzt hat Klosterkirche Bearbeiten nbsp Klosterkirche mit Umriss des Putzritzgemaldes auf der Ostseite nbsp Kirche Klosterlein Zelle AltarDie fruhere Klosterkirche wurde mehrfach baulich verandert und ist das einzige erhaltene Klostergebaude Sie war ursprunglich der Jungfrau Maria geweiht Die Kirche ersetzte einen Vorgangerbau aus Holz und wurde seit der Auflosung des Klosters als Pfarrkirche der Gemeinde Zelle benutzt Das Gebaude im uberwiegend romanischen Stil erhielt sein jetziges Aussehen nach einer umfassenden Erneuerung 1758 bei der es verlangert und erhoht wurde Die Kirche wurde bis 1900 mehrfach restauriert und wird seit ihrer Ablosung durch die neue Zeller Friedenskirche 1914 als Begrabniskirche benutzt Im Jahr 1948 erfolgten einige Umbauarbeiten u a wurde unter der Orgelempore eine Parentationshalle eingerichtet 1998 wurden Dach Dachreiter und Glockenstuhl komplett saniert Die neue Wetterfahne ist mit SOLI DEO GLORIA 1173 1998 bezeichnet Nach der Rekonstruktion aller Turen und Fenster 1999 wurde von 2000 bis 2002 die Aussenfassade saniert Von 2002 bis 2004 wurde der Innenraum grundlegend erneuert Von 2005 bis 2006 wurden Orgel und Kronleuchter uberholt Ab November 2022 wird der Altar restauriert er soll bis zur 850 Jahr Feier zum Mai 2023 fertig sein und bei dieser Gelegenheit feierlich wieder eingeweiht werden Die Arbeiten wie Beseitigung alter Farbschichten Aufarbeitung der Vergoldung und Erneuerung beschadigter Holzteile fuhrt Restaurator Roland Flachmann vor Ort aus 4 Architektur und Ausstattung BearbeitenBaubeschreibung Bearbeiten Der einschiffige Putzbau mit geradem Ostschluss ist mit einem Walmdach gedeckt Der Dachreiter hat eine barocke Haube Die Holzdecke im Innern ist flach An drei Seiten befinden sich Emporen Die Ostwand ist mit einer Nische die seitlich mit vermutlich spatromanischen Figuren bemalt ist und Resten von Wandmalereien versehen Ein moglicherweise romanischer Hostienschrank ist mit einem Schachbrettmuster bemalt An der Nordseite befindet sich eine barocke Patronatsloge 1 Die reich profilierte Brustung ist mit zwolf gemalten Darstellungen aus dem Leben Christi versehen Altarretabel und geschnitzte Kanzel aus der 2 Halfte des 17 Jahrhunderts wurden im 19 Jahrhundert zu einem Kanzelaltar zusammengefugt Der Kanzelkorb ist mit Relieffiguren Christi und der Evangelisten gestaltet Auf dem mit dem Erloser bekronten Schalldeckel befinden sich geschnitzte Engelsfiguren Die Tafelbilder sind seitlich mit Darstellungen aus der Passionsgeschichte versehen An Stelle der Kanzel hing fruher ursprunglich das grosse Kreuzigungsgemalde auf der Ruckseite des Kanzelaltars Vor dem Altar befinden sich zwei oval mit Ahrenschmuck besetzte Marmorgrabplatten fur den Rittergutsbesitzer Carl Erdmann von Brandenstein und dessen Frau aus den 1820er Jahren Nordostlich unter dem Chor ist der Eingang zu einer ausgemalten Gruft aus dem 18 Jahrhundert An der Schmalseite im Norden befindet sich eine Engelsfigur gegenuber ein Kelch seitlich Draperien Orgel Bearbeiten Die Orgel von Johann Gotthilf Barmig 1814 1899 aus dem Jahr 1860 war zunachst in der alten Nikolaikirche Aue aufgestellt Sie wurde vor deren Abriss 1895 nach Zelle verkauft 5 Die Firma Vogtlandischer Orgelbau Thomas Wolf sanierte das Instrument 2005 2006 Die Orgel hat 15 Register auf 2 Manualen und Pedal und folgende Disposition 6 I Manual C 1 Principal 8 2 Doppelflote 8 3 Octave 4 4 Gemshorn 4 5 Quinte 2 2 3 6 Octave 2 7 Cornett III ab a0 8 Mixtur IV II Manual C 9 Lieblich Gedeckt 8 10 Viola di Gamba 8 11 Principal 4 12 Flauto 4 Pedal C 13 Subbass 16 14 Principalbass 8 15 Cello 8 Koppeln II I I P Traktur Schleifladen vollmechanischGelaut Bearbeiten Das Gelaut besteht aus drei Stahlhartgussglocken im Bochumer Verein gegossen Der Glockenstuhl ist aus Stahl und die Joche sind aus Gusseisen gekropft gefertigt Im Folgenden findet sich eine Datenubersicht des Gelautes 7 Nr Gussdatum Giesser Durchmesser Masse Schlagton1 1913 Bochumer Verein 2100 mm 3900 kg gis 2 1913 Bochumer Verein 1773 mm 2250 kg h 3 1913 Bochumer Verein 1490 mm 1350 kg d Putzritzgemalde und historische Inschrift Bearbeiten nbsp Kopie des Putzritzgemaldes in der Friedenskirche Aue Zelle1881 legten Restauratoren bei einer Putzerneuerung an der Ostwand der Kirche ein farbiges sgraffito ahnliches Putzritzgemalde frei das heute zu den altesten und wertvollsten Kunstwerken Sachsens zahlt Es stellt wahrscheinlich Kaiser Friedrich I Barbarossa Maria mit dem Jesuskind und einen Bischof mit Heiligenschein dar und wird auf das Jahr 1230 datiert 8 Im Zuge der Auflosung des Klosters war das 2 23 m hohe und 2 15 m breite Gemalde uberputzt worden und blieb dadurch der Nachwelt erhalten Aus restauratorischen Grunden und durch den Einsatz des Heimatforschers Siegfried Sieber 9 wurde es 1934 abgenommen und in Dresden wiederhergestellt Bis auf eine Auslagerung im Zweiten Weltkrieg wurde das Gemalde von 1937 bis 1967 im Stadtischen Museum Aue ausgestellt und war seit dessen Auflosung in der St Annen Kapelle des Freiberger Doms zu sehen Von etwa 2007 bis 2011 befand sich das Original im Kloster Altzella Im Jahr 2011 war das Bild in der Landesausstellung Sachsen Anhalt Naumburger Meister zu sehen Danach beschloss die sachsische Landesregierung eine denkmalgerechte Restaurierung mit der sich im Jahr 2012 eine Studiengruppe der Hochschule fur Bildende Kunste Dresden befasste Im Jahr 2013 sollte das Sgraffitobild in der Zeller Kirche einen Ehrenplatz im Innenraum erhalten Das Klosterlein wird dazu mit einer Alarmanlage und einer Klimaautomatik ausgestattet 9 Eine von Heinz Beck 1967 angefertigte Kopie ist im Vorraum der Friedenskirche Aue Zelle zu besichtigen Im Spatherbst des Jahres 2017 legte der Schneeberger Restaurator Holger Blaugut bei weiter andauernden Restaurierungs arbeiten unter Putzschichten im Inneren der Kirche am Ostgiebel Schriftzuge frei Historiker und Schriftexperten datieren sie auf die Zeit des Putzritzgemaldes Die von der Kanzeltreppe grosstenteils verdeckte Inschrift ist in gleicher Schriftart und Farbe gehalten wie die auf dem Putzritzbild Sie konnte aber noch nicht entziffert werden weil unklar ist wie mit der Treppe verfahren werden soll 10 Nutzung BearbeitenDie ehemalige Klosterkirche wird von der evangelisch lutherischen Kirchgemeinde Aue Zelle zu Gottesdiensten genutzt Daruber hinaus gibt es Konzerte oder Leseabende meist bei freiem Eintritt 11 Aussenanlage Bearbeiten nbsp Erbbegrabnis fur das Rittergut KlosterleinDie Kapelle ist von einem Friedhof umgeben der sich bis zur Zwickauer Mulde hin erstreckt An der Westseite der Anlage befindet sich das Grab von Carl Erdmann Kircheis Im Erbbegrabnis fur das Rittergut Klosterlein an der Ostseite liegen u a dessen Schwiegersohn und Nachfolger Wilhelm Roll und dessen Frau Pauline begraben Rittergut Klosterlein Bearbeiten Hauptartikel Rittergut Klosterlein Das heutige Buro und Gewerbehaus Am Bahnhof 11 ging aus dem Vorwerk des 1527 aufgelosten Klosters hervor Das reprasentative Herrenhaus wurde nach einem Brand 1816 von Johann Traugott Lohse wieder aufgebaut Der zweigeschossige Putzbau hat ein hohes Mansardenwalmdach und stehende rundbogige Dachfenster Die Fassade ist streng symmetrisch gegliedert und war ursprunglich mit zwei Segmentbogenportalen versehen von denen das rechte zugesetzt wurde Das starke Mauerwerk und die unregelmassigen Gewolbe der hinteren Raume im Erdgeschoss und das zweijochige Kreuzgratgewolbe im Keller stammen vermutlich vom Vorgangerbau Die Stuckdecken im Obergeschoss sind aus der Zeit der Erbauung erhalten Dieses Herrenhaus ist ebenfalls ein gelistetes Kulturdenkmal von Aue nbsp Villa Roll Neues Herrenhaus Rittergut Klosterlein nbsp Rittergut 1856 nbsp Hauptgebaude nbsp Seitengebaude nbsp Villa Roll Neues Herrenhaus Literatur BearbeitenL Fischer Das Fraulein auf der Mulde bei Klosterlein Zelle In Johann August Ernst Kohler Hrsg Sagenbuch des Erzgebirges Georg Olms Verlag Hildesheim 1978 ISBN 3 487 06639 4 S 53 54 Nachdruck der Ausgabe Gartner Schneeberg Schwarzenberg 1886 books google de Richard Steche Klosterlein In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 8 Heft Amtshauptmannschaft Schwarzenberg C C Meinhold Dresden 1887 S 19 Ralf Petermann Wertvolle Befunde am Klosterlein Zelle Aue 1996 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen II Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz Deutscher Kunstverlag Munchen 1998 S 880 f Gunter Kavacs Norbert Oelsner Die Kirche des Klosterlein Zelle zu Aue Baugeschichtliche Beobachtungen und historische Einordnung In Denkmalpflege in Sachsen Mitteilungen des Landesamtes fur Denkmalpflege Sachsen 2002 ISSN 0943 2132 S 104 121 Karlheinz Hengst Neues zur Bedeutung der Grundung von Klosterlein Zelle vor 848 Jahren In Erzgebirgische Heimatblatter 43 2021 Heft 3 S 21 23 ISSN 0232 6078 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Klosterlein Zelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Klosterlein Zelle in der Sachsischen Bibliografie Klosterlein Zelle auf der Website der Stadt Aue Bad SchlemaEinzelnachweise und Kommentare Bearbeiten a b c Georg Piltz Kunstfuhrer durch die DDR 4 Auflage Urania Verlag Leipzig Jena Berlin 1973 S 488 Codex Diplomaticus Saxoniae regiae I A Urkunden der Markgrafen von Meissen Band 2 Nr 397 codex isgv de Wolf Dieter Rober Das Territorium in Kriegszeiten In Die Schonburger Wirtschaft Politik Kultur Broschure zur gleichnamigen Sonderausstellung 1990 1991 in Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau Glauchau 1990 Informationen zu den Klostern Grunhain und Cella bei Aue S 73 Autorenkollektiv u a Helmut Brauer Robby Joachim Gotze Steffen Winkler und Wolf Dieter Rober Pressemitteilung aus dem Rahaus Altar im Klosterlein wird restauriert 10 November 2022 Neue Sachsische Kirchengalerie Band 14 Ephorie Schneeberg Strauch Leipzig 1902 S 236 Gotthilf Barmig Orgel Aue Klosterlein Disposition Rainer Thummel Glocken in Sachsen Klang zwischen Himmel und Erde Hrsg vom Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus Peter Meissner Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2011 ISBN 978 3 374 02871 9 S 271 ff Aue Mosaiksteine der Geschichte Aue 2001 DNB 1017288267 S 16 18 a b Ein Kunstwerk kehrt 2013 zuruck In Blick Magazine Willkommen im Erzgebirge Das Urlaubs und Freizitmagazin der Region Heft 41 2012 S 98 Pressemitteilung der Stadtverwaltung Aue Alte Schriften im Klosterlein freigelegt 21 Dezember 2017 Pressemitteilung der Stadtverwaltung Aue Konzert Leseveranstaltungen 2018 im Klosterlein Aue 18 September 2018 Ortsteile der Stadt Aue Bad Schlema Ortsteile Alberoda Aue Bad Schlema WildbachStadtteile Auerhammer Brunlasberg Eichert Klosterlein Niederpfannenstiel Niederschlema Neudorfel Oberschlema Zelle Zeller Berg 50 598055555556 12 693055555556 Koordinaten 50 35 53 N 12 41 35 O Normdaten Geografikum GND 7614227 9 lobid OGND AKS VIAF 245448794 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klosterlein Zelle amp oldid 228729044