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Karl Paul Hans Galster 20 November 1851 in Stettin 23 Marz 1931 in Wiesbaden war ein deutscher Seeoffizier und Publizist Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst 1907 als Vizeadmiral trat er mit einer Alternativplanung gegenuber dem Tirpitz Plan an die Offentlichkeit und pladierte fur eine Kleinkriegfuhrung zur See in der vor allem dem U Boot eine zentrale Rolle zugedacht war 1917 wurde ihm von der Universitat Halle Wittenberg die Ehrendoktorwurde verliehen Vizeadmiral Karl Galster 1910Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Militarkarriere 2 Galsters Planungen zur Seekriegfuhrung 3 Reaktionen und weitere Tatigkeit 4 Veroffentlichungen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Er war das erste von drei Kindern des spateren preussischen Generalmajors a la suite der Armee Karl Christian Galster 22 Januar 1818 in Herford 18 Februar 1882 in Hameln und dessen Ehefrau Charlotte Pauline Johanne geborene Schulze 1 August 1824 in Herford 8 Marz 1900 in Kiel 1 Sie war die Tochter des preussischen Oberstleutnants und Kommandeurs des 8 Artillerieregiments Ferdinand Hans Robert Schulze Sein Bruder war der spatere Konteradmiral Max Galster 1852 1928 Galster besuchte bis Ostern 1863 mehrere Privatschulen und wechselte dann zur Realschule 1 Ordnung St Petri und Paul in Danzig wo er im Januar 1868 mit dem Reifezeugnis fur die Prima abging 1881 heiratete er in Kiel Anna Eckmann Aus der Ehe gingen drei Sohne und drei Tochter hervor Wahrend einer der Sohne im Kindesalter starb wurden die beiden anderen Sohne ebenfalls Marineoffiziere Beide fielen im Ersten Weltkrieg Karl Galster als Kommandant des Torpedoboots S 22 am 25 Marz 1916 etwa 30 Seemeilen nordlich von Terschelling Oberleutnant zur See Hans Galster als Kommandant des U Boots SM UC 51 am 17 November 1917 im Armelkanal Nach dem Tod seiner Ehefrau Pauline 1912 ehelichte er 1917 Helene Geissel Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor Seine zweite Ehefrau starb am 23 April 1943 in Wiesbaden Militarkarriere Bearbeiten Galster trat am 26 April 1868 in die Crew 68 der Marine des Norddeutschen Bundes ein die 43 Kadetten umfasste Die Grundausbildung erhielt er auf der Fregatte Gefion 1868 69 diente er auf dem Schulschiff Niobe Von 1869 bis 1872 erfolgte seine erste Reise nach Ubersee u a China und Japan auf der Korvette Hertha hierbei nahm er unter anderem an der Eroffnung des Sueskanals 1869 teil Wahrend der Reise wurde er 1871 zum Unterleutnant zur See befordert Nach der Ruckkehr aus Ostasien die sich durch den Deutsch Franzosischen Krieg erheblich verzogert hatte besuchte er 1873 74 die Marineschule Kiel Nach kurzer Hilfstatigkeit in der Admiralitat und einer weiteren Ausbildung auf dem Artillerieschulschiff Renown wurde Galster 1875 zum Leutnant zur See befordert Nach kurzer Dienstzeit auf der Brigg Musquito wurde er 1877 auf die Korvette Freya versetzt mit der er die Ostasiatische Station besuchte 1879 kehrte das Schiff nach Wilhelmshaven zuruck Von 1879 bis 1882 nahm er an drei Kursen auf der Marineakademie Kiel teil die von kurzen Bordkommandos auf den Panzerfregatten Preussen und Friedrich Carl unterbrochen wurden Nach einer weiteren Tatigkeit auf der Panzerfregatte Kronprinz erfolgte seine Versetzung auf das Artillerieschulschiff Mars Ab diesem Zeitpunkt kristallisierte sich seine spatere Spezialisierung zur Schiffsartillerie heraus Bis 1887 war er Adjutant des Inspekteurs der Marineartillerie 1887 88 erfolgte eine Verwendung als Erster Offizier auf dem Schulschiff Stein Am 17 April 1888 erfolgte die Beforderung zum Korvettenkapitan Nach einem Intermezzo als Kommandeur der II Matrosen Artillerie Abteilung die auch fur den Minenkrieg zustandig war wechselte er 1890 an die Marineakademie Kiel als Lehrer fur Artillerie bis 1893 Danach ubernahm er als Kommandant das Artillerieschulschiff Mars bis 1897 am 21 Marz 1894 wurde er zum Kapitan zur See befordert Anschliessend war er bis 1899 Kommandant des Linienschiffs Kurfurst Friedrich Wilhelm Von 1900 bis 1905 war Galster Inspekteur der Marineartillerie am 13 September 1901 erfolgte die Beforderung zum Konteradmiral In diese Zeit fallen erste theoretische Uberlegungen zum Kustenschutz Am 14 Marz 1905 wurde er zum Vizeadmiral befordert Durch eine Allgemeine Kabinettsorder vom 28 September 1906 wurde er mit dem Anrecht auf die gesetzliche Pension zur Disposition gestellt und am 9 Februar 1907 verabschiedet Galsters Planungen zur Seekriegfuhrung BearbeitenIm Gegensatz zu Tirpitz sah Galster das Grundproblem einer moglichen Seekriegfuhrung gegen Grossbritannien nicht in einer schwachen deutschen Schlachtflotte sondern in der geographischen Lage des Reichs Durch seine bevorzugte Insellage die dem Britischen Empire im Kriegsfall mit dem Reich einerseits freien Zugang zum Atlantik und andererseits die Blockade des deutschen Uberseehandels ermoglichte befand sich Deutschland in einer strategisch ausserst ungunstigen Situation Das Empire konnte durch eine Fernblockade den Armelkanal und den Seeweg zwischen Schottland und Norwegen mit relativ geringem Aufwand abriegeln Die zentrale Erkenntnis Galsters bestand darin dass selbst im sehr unwahrscheinlichen Fall eines deutschen Seesiegs uber die Royal Navy die strategische Lage unverandert bleiben wurde und Grossbritannien weiterhin die Ressourcen des Weltmarkts nutzen konnte Umgekehrt war auch eine siegreiche deutsche Flotte nicht in der Lage die britischen Inseln zu blockieren Galster pladierte deshalb fur eine defensive Strategie und eine Kleinkriegfuhrung zur See ohne jedoch grundsatzlich auf eine Schlachtflotte verzichten zu wollen Der Kleinkrieg sollte mit Kleinen Kreuzern U Booten Torpedobooten und Seeminen gefuhrt werden Obwohl er auch fur einen Handelskrieg mit Kleinen Kreuzern in Ubersee pladierte war er sich uber die Schwache dieses Konzepts im Klaren da Deutschland nicht ansatzweise uber die logistischen Moglichkeiten zur Fuhrung derartiger Operationen verfugte da es in Ubersee weder befestigte Stutzpunkte noch Kohlenlager besass Galster hielt deshalb das U Boot fur eine zweckmassige Waffe zur Erringung einer Teilseeherrschaft in der sudlichen Nordsee deren alleiniges Ziel es war ein Eindringen britischer Flottenverbande in die nordwestdeutschen Flussmundungen zu verhindern Keinesfalls hatte Galster an einen Handelskrieg mit U Booten gedacht wie er sich nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs relativ schnell entwickeln sollte Die U Boote sollten einzig gegen gegnerische Seestreitkrafte und nicht gegen Handelsschiffe eingesetzt werden und dabei vorzugsweise nachts zusammen mit Torpedobooten operieren Galster forderte deshalb eine Beschrankung des kostenintensiven Schlachtschiffbaus und an dessen Stelle die forcierte Produktion von U Booten an dem moglichst alle deutschen Werften beteiligt werden sollten Beim Schlachtflottenbau dachte er auch an den Kostenfaktor da die schnelle technische Entwicklung der Grosskampfschiffe sich als unkalkulierbarer Kostentreiber erweisen wurde Die fur den Kleinkrieg benotigten Einheiten waren nach seiner Auffassung wesentlich gunstiger Zusatzlich forderte Galster eine Verstarkung des Kustenschutzes und den massiven Einsatz von Seeminen Politisch setzte sich Galster immer fur eine Verstandigung mit Grossbritannien ein Zum einen zweifelte er grundsatzlich an einer Moglichkeit England zur See besiegen zu konnen da das Empire uber wesentlich grossere Ressourcen im Kriegsschiffbau verfugte zum anderen hielt er eine Konfrontation mit England generell fur unsinnig da er es als quasi verwandte Nation betrachtete Franken bescheinigt daher Galster eine grundsatzlich anglophile Haltung ohne dass Galster selbst dies explizit zum Ausdruck brachte 2 Reaktionen und weitere Tatigkeit BearbeitenGalsters Uberlegungen und Forderungen stellten die bisherigen Flottenplanungen grundsatzlich in Frage Alle Anhanger des Tirpitz Plans lehnten daher Galsters Uberlegungen strikt ab Auch der Deutsche Flottenverein stellte sich gegen Galster wobei ihm zugestanden wurde dass seine Option fur Kleinkrieg und Kustenschutz aus seinen dienstlichen Erfahrungen heraus resultierte Obwohl Galster die Unterstutzung sowohl der linksliberalen Freisinnigen Volkspartei als auch der Nationalliberalen genoss blieben seine Vorstellungen ohne konkrete Auswirkungen auf den Flottenbau Unabhangig davon blieb er publizistisch tatig auch im Ersten Weltkrieg Der Ausgang der Skagerrakschlacht 1916 schien Galsters fruhere Uberlegungen zu bestatigen Wir konnen uns des Sieges ja wohl freuen nach jeder Richtung hin fur den Geist und als Belohnung unserer Flotte fur unser Prestige u s w aber eine Aenderung der bisherigen Seekriegslage wird dadurch nicht herbeigefuhrt Die Grossbritannischen Inseln bleiben als Damm vor der Nordsee liegen und wir bleiben von den Weltmeeren abgesperrt wie bisher Galster an Herman vom Rath vom 5 Juni 1916 2 Obwohl Galster den sogenannten rucksichtslosen U Boot Krieg letztlich akzeptierte weil er sich davon ein schnelleres Kriegsende versprach blieb er bezuglich dessen Wirksamkeit skeptisch weil die materiellen Voraussetzungen wie z B grosse U Boote mit entsprechenden Reichweiten noch nicht in ausreichender Zahl vorhanden waren Auf eigenen Wunsch wurde Galster durch AKO vom 11 September 1916 aus der Liste der mit Uniform verabschiedeten Offiziere gestrichen Hintergrund war der Wunsch einer grosseren Unabhangigkeit vor allem in publizistischer Hinsicht Ausserst skeptisch stand Galster auch dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten gegenuber so in einem Brief an den Militarhistoriker Hans Delbruck drei Tage nach der Kriegserklarung der Vereinigten Staaten an das Reich Betreffs Amerika teile ich den Standpunkt dass wir zunachst noch nichts militarisch zu furchten haben und Amerika hoffentlich uberhaupt zu spat kommt Stellt man sich vor dass wir an Amerikas Stelle handeln wurden so kann man das Verhalten dort begreifen Amerika sichert sich jetzt ein Mitbestimmungsrecht bei Abschliessung des Friedens vermehrt seine militarische Macht verlangt mehr Weltgeltung und steht vor der Welt da als Vertreter idealer moralischer Grundsatze Worte und Taten decken sich naturlich nicht Galster an Delbruck vom 9 April 1917 2 Am 21 Juni 1917 wurde Galster von der Philosophischen Fakultat der Universitat Halle Wittenberg die Wurde eines Ehrendoktors verliehen Antragsteller waren die Historiker Richard Fester und Albert Werminghoff In ihrem Antrag an den Dekan der Fakultat begrundeten sie ihr Anliegen mit Galsters Schrift Welche Seekriegsrustung braucht Deutschland von 1907 der sie die Qualitat einer Dissertation zuerkannten da Galsters Konzept des Kleinkriegs vor allem mit U Booten sehr weitsichtig gewesen sei Am 4 Dezember 1917 trat Galster vermutlich auf Initiative von Hans Delbruck dem Volksbund fur Freiheit und Vaterland bei um bewusst ein Gegengewicht zur Deutschen Vaterlandspartei von Alfred von Tirpitz zu bilden Offenbar war er jedoch lediglich passives Mitglied besondere Aktivitaten sind nicht uberliefert Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Galster Mitglied des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung und des Deutschen Reichstages der eigentlich die Dolchstosslegende widerlegen sollte aber durch deutschnationale Mitglieder dominiert wurde die ebendiese Legende forderten Galster trat dort neben Hans Delbruck als weiterer Gegengutachter gegen Admiral a D Adolf von Trotha in der Frage Flotte und U Boot Krieg auf Dabei ging es auch um die Bewertung des geplanten Vorstosses der Hochseeflotte in die Nordsee Anfang November 1918 der letztlich die Novemberrevolution ausloste Galster argumentierte dass dieser Vorstoss keine rationalen Aussichten auf Erfolg gehabt hatte und eher dem Prestige der Schlachtflotte und ihrer Fuhrer geschuldet gewesen sei In Briefen an Delbruck 1927 ausserte Galster auch deutliche Kritik an der offiziellen Kriegsgeschichtsschreibung sowohl vom Heer als auch der Marine die nicht objektiv sei und bei der Marine eher dazu diene die Bedeutung der eigenen Institution hervorzuheben anstatt die Niederlage zu analysieren Uber seine letzten Lebensjahre ist praktisch nichts bekannt Galster verstarb offenbar nach langerer Krankheit am 23 Marz 1931 in Wiesbaden Ein Nachlass ist nicht erhalten geblieben Eine Briefsammlung von Galster die von Franken ediert wurde existiert als Onlineversion 3 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDie Schiffs und Kustengeschutze der deutschen Marine Berlin 1885 Reprint Hamburg Andraeas 1993 Der Kampf der Hauptgeschwader in der Seeschlacht von Tsuschima Wilhelmshaven 1906 Genugt unsere Kustenverteidigung Wilhelmshaven 1907 Welche Seekriegsrustung braucht Deutschland Berlin 1907 Kriegsbereitschaft an der Meereskuste Berlin 1908 England deutsche Flotte und Weltkrieg Berlin 1925 Erfolgsmoglichkeiten einer Seeschlacht im Weltkriege In Archiv fur Politik und Geschichte 1926 H 7 8 S 38 54 Literatur BearbeitenDermot Bradley Hrsg Hans H Hildebrand Ernest Henriot Deutschlands Admirale 1849 1945 Die militarischen Werdegange der See Ingenieur Sanitats Waffen und Verwaltungsoffiziere im Admiralsrang Band 1 A G Biblio Verlag Osnabruck 1988 ISBN 3 7648 1499 3 S 406 407 Klaus Franken Vizeadmiral Karl Galster Ein Kritiker des Schlachtflottenbaus der Kaiserlichen Marine Verlag Dr Dieter Winkler Bochum 2011 Kleine Schriftenreihe zur Militar und Marinegeschichte Bd 22 herausgegeben von Jens Graul Jorg Hillmann Stephan Huck ISBN 978 3 89911 137 8 4 Wolfgang Petter Deutsche Flottenrustung von Wallenstein bis Tirpitz In Deutsche Militargeschichte in sechs Banden 1648 1939 Munchen 1983 Bd V S 13 262 Stichwort Vizeadmiral Carl Galster In Hans H Hildebrand Albert Rohr Hans Otto Steinmetz Die deutschen Kriegsschiffe Biographien ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart Herford 1979ff Einbandiger Nachdruck der siebenbandigen Originalausgabe Ratingen 1984 Bd IV S 108f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Galster im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Foto von Karl Galster Aufnahmeort und zeit unbekannt Ausgewahlte Briefe von Karl Galster 1909 bis 1929 beim Bibliotheksservice Zentrum Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Kurt von Priesdorff Soldatisches Fuhrertum Band 9 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg o O Hamburg o J 1941 DNB 986919780 S 42 43 Nr 2734 a b c Klaus Franken Vizeadmiral Karl Galster Ein Kritiker des Schlachtflottenbaus der Kaiserlichen Marine Verlag Dr Dieter Winkler Bochum 2011 Kleine Schriftenreihe zur Militar und Marinegeschichte Bd 22 herausgegeben von Jens Graul Jorg Hillmann Stephan Huck ISBN 978 3 89911 137 8 Ausgewahlte Briefe von Karl Galster 1909 bis 1929 1 2 Vorlage Toter Link swbdok bsz bw de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Inhaltsverzeichnis winklerverlag com Normdaten Person GND 1012133192 lobid OGND AKS LCCN n2012026604 VIAF 171236386 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Galster KarlALTERNATIVNAMEN Galster Karl Paul Hans vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Marineoffizier und PublizistGEBURTSDATUM 20 November 1851GEBURTSORT StettinSTERBEDATUM 23 Marz 1931STERBEORT Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Galster Vizeadmiral amp oldid 238998994