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Josef Blosche 5 Februar 1912 in Friedland in Bohmen Osterreich Ungarn 29 Juli 1969 in Leipzig war als SS Rottenfuhrer unter anderem an der Liquidierung des Warschauer Ghettos und an der Bekampfung des Warschauer Aufstandes beteiligt Er wurde durch das beruhmte Foto des Jungen aus dem Warschauer Ghetto auf dem zu sehen ist wie er seine Maschinenpistole in Richtung eines Jungen mit Stoffmutze halt als Synonym fur die Grausamkeit der SS weltbekannt Josef Blosche als SS Rotten fuhrer im SS Sicherheits dienst mit MP28 im Anschlag Hier bei einer Razzia im Warschauer Ghetto Mai 1943 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Grenzpolizeischule der SS und Einsatzkommandos 1 3 SD Mann im Warschauer Ghetto 1 4 Nachkriegszeit 1 5 Verhaftung und Prozess 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Blosches Eltern besassen einen kleinen Ziegeleibetrieb sowie ein Gasthaus mit Biergarten Nach dem Ersten Weltkrieg gehorte die Familie zur sudetendeutschen Minderheit in der Tschechoslowakei Ab 1926 absolvierte Blosche in Reichenberg eine Ausbildung zum Kellner 1935 trat er in die Sudetendeutsche Partei ein bei der er als Ordner Saalschutz und Austrager fungierte und fur seine Bemuhungen 1938 die Sudetendeutsche Medaille erhielt Blosche wirkte auch beim Freiwilligen deutschen Schutzdienst der Sudetendeutschen Partei mit und machte sich einen Namen als Schlager Im Jahre 1936 musste er wegen einer Schlagerei 48 Stunden in Arrest Grenzpolizeischule der SS und Einsatzkommandos Bearbeiten Am 13 Januar 1939 beantragte Blosche die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 November 1938 aufgenommen Mitgliedsnummer 6 547 348 1 Blosche wurde auch in den Sicherheitsdienst SD der SS ubernommen und dort ideologisch geschult Ab Dezember 1939 besuchte er die Grenzpolizeischule der SS und der Gestapo in Pretzsch Hier wurden die im Ostfeldzug hinter der Wehrmacht nachruckenden Einsatztruppen ausgebildet Im Marz 1940 wurde Blosche nach Warschau versetzt und dort zunachst mit Mobeltransporten zu einer Aussenstelle des SD Hauptamtes beschaftigt Im Sommer 1940 wurde er nach Platerow 120 Kilometer ostlich von Warschau in der Nahe der sowjetischen Grenze versetzt Sein Dienst dort bestand uberwiegend aus Streifengangen zwischen Platerow und dem Grenzfluss Bug Seine Versetzung zum Grenzpolizeikommissariat Siedlce folgte im Mai 1941 Nach dem Uberfall auf die Sowjetunion im Juli 1941 wurde er nach Warschau zuruckgerufen da die bisherige Grenze nicht mehr existierte Ab August 1941 war Blosche Angehoriger eines Einsatzkommandos das hinter der Front Erschiessungen in kleineren Orten des besetzten Teils der Sowjetunion durchfuhrte Im Oktober 1941 kehrte er nach Warschau zuruck wo er dem Kommandeur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes fur den Distrikt Warschau Ludwig Hahn unterstellt und Mitarbeiter der Abteilung IV der Gestapo wurde Blosches Aufgabe war verdachtige Personen im Stadtgebiet festzunehmen und deren Transport vom Gefangnis zur Vernehmung durch die Gestapo zu regeln Er wurde aber auch mit Dolmetscheraufgaben und Botengangen betraut SD Mann im Warschauer Ghetto Bearbeiten nbsp Blosche rechts im Gefolge von Jurgen Stroop dem Fuhrer der Grossaktion 2 v l mit Feldmutze gegen den Aufstand im Warschauer Ghetto 1943 nbsp Blosche rechts mit MP im Anschlag bei einer Razzia im Warschauer Ghetto 1943 Im Sommer 1942 wurde Blosche in die Aussenstelle des SD im Warschauer Ghetto versetzt Dort begannen zu jener Zeit die ersten grossen Deportationen nach Treblinka In der Aussenstelle wurden Deportationsmassnahmen uberwacht und die Deportiertenzahlen erfasst Zwischen dem 22 Juli und dem 30 September 1942 wurden mindestens 225 000 Menschen abtransportiert Blosche und andere SD Manner fuhrten daruber hinaus wahllos Erschiessungen durch und waren alsbald als Todesschutzen gefurchtet Zu ihren Aufgaben zahlte auch das Durchsuchen bereits geraumter Gebaude nach versteckten oder zuruckgelassenen Personen und deren Liquidierung Blosche entwickelte sich hierbei zu einem Fachmann im Aufspuren von Verstecken Hohlraumen und Geheimgangen Im Warschauer Ghetto bekam Blosche von den Juden die Spitznamen Frankenstein und Fleischer Dies ist auf seinen sadistischen Drang zuruckzufuhren Blosche war oft an Vergewaltigungen judischer Frauen beteiligt und dafur beruchtigt dass er die Opfer nach der Vergewaltigung erschoss 2 3 Auch bei der zweiten Deportationswelle im Januar 1943 war Blosche beteiligt Er raumte mit aller Brutalitat ganze Strassenzuge durchkammte die verlassenen Gebaude und fuhrte willkurliche Hinrichtungen durch Wegen des Aufstands im Warschauer Ghetto wurden die Deportationen jedoch nach wenigen Tagen vorubergehend eingestellt Als im April 1943 auf Befehl Jurgen Stroops der Widerstand gebrochen und das Ghetto aufgelost werden sollte griffen die frisch eingetroffenen SS und Schutzpolizei Einheiten auf die erfahrenen SD Manner um Blosche zuruck die in den bereits geraumten Gebauden noch versteckte Menschen aufspurten und meist sofort erschossen Blosche nahm auch an Massenhinrichtungen teil Von den etwa 600 Opfern des Massakers im Ghetto vom 19 April 1943 soll er nach eigenen Angaben 75 selbst erschossen haben Weitere Massenhinrichtungen in den folgenden Tagen schlossen sich an Im Mai 1943 wurde ein Bildbericht der Stroop Bericht uber die Fortschritte der Liquidierung des Ghettos fur Heinrich Himmler erstellt Zum bekanntesten Foto des Berichts sollte ein Foto werden das sich ergebende Frauen und Kinder zeigt die von Blosche in SD Uniform und mit einer Maschinenpistole im Anschlag zum Umschlagplatz des Ghettos getrieben wurden Das Foto wurde spater Beweismittel in den Nurnberger Prozessen und avancierte zum Synonym fur die Grausamkeit der SS Ende Mai 1943 war das Ghetto vollstandig liquidiert und Blosche wurde zuruck zur Hauptdienststelle beordert fur die er abermals Botengange verrichtete und Personenschutz fur Gestapo Offiziere leistete Im September 1943 wurde er vor der Warschauer Hauptpost von einem Polen angeschossen woraufhin er Heimaturlaub in Friedland bekam Nach seiner Ruckkehr nach Warschau wurde Blosche in die Registratur der Gestapo versetzt in der er gemeinsam mit Susanne Held arbeitete mit der er bereits einige Zeit verlobt war Sie mussten in der Registratur Personenakten der vom Warschauer Pawiak Gefangnis nach Auschwitz oder Treblinka deportierten Gefangenen verwalten An den Wochenenden beteiligte sich Blosche jedoch auch weiterhin an Verhaftungsaufgaben der Gestapo im Stadtgebiet nbsp Heinrich Klaustermeyer verhort Bewohner des Ghettos Blosche vorne rechts mit geschultertem Gewehr 1943 Beim Ausbruch des Warschauer Aufstands am 1 August 1944 wurde Blosche mit anderen Mitarbeitern in der Registratur angegriffen und eingeschlossen Die Wehrmacht konnte nach tagelangen Kampfen die Eingeschlossenen befreien Blosche wurde an den westlichen Stadtrand von Warschau versetzt wo keine Kampfhandlungen stattfanden und wo er mit Streifengangen beauftragt wurde Im September 1944 wurde er nach Skierniewice versetzt und von dort aus zur Bekampfung des Slowakischen Nationalaufstands abkommandiert der jedoch bei der Ankunft der Einsatzgruppe bereits niedergeschlagen worden war Er bezog Winterquartier in Levoca Von dort aus fand Partisanen bekampfung in den umliegenden Waldern und Bergen statt Im April 1945 wurde er nach Zilina nahe der polnischen Grenze verlegt Von dort aus floh Blosche vor der herannahenden Roten Armee zunachst in Uniform spater in Zivilkleidung wurde aber Anfang Mai 1945 bei Mahrisch Ostrau gefangen genommen Nachkriegszeit Bearbeiten Als Kriegsgefangener fuhrte Blosches Weg zunachst zu Fuss nach Wien im Juni 1945 mit der Eisenbahn ins sowjetische Durchgangslager Maramarossziget in Ungarn dann weiter nach Moskau von dort aus nach Dnepropetrowsk und zuletzt nach Kirowabad in Aserbaidschan wo die Gefangenen im Strassen und Bergbau eingesetzt wurden Im Fruhjahr 1946 wurde Blosche nach Pilsen verbracht wo er zu Aufraumarbeiten in den Skoda Werken herangezogen wurde Ab Juli 1946 war er Fordermann in einem Steinkohlenbergwerk in Vitkovice Am 6 August 1946 wurde sein Gesicht an Nase Mund und Kinn bei einem schweren Arbeitsunfall schwer verletzt als ein Forderkorb ihn am Kopf erfasste Bis Juni 1947 blieb er arbeitsunfahig und wurde anschliessend formlos aus der Kriegsgefangenschaft entlassen Er blieb noch einige Wochen als Zivilbeschaftigter in der Grube des inzwischen aufgelosten Kriegsgefangenenlagers beschaftigt machte sich jedoch im Herbst 1947 auf den Weg nach Urbach in Thuringen von wo ihn Kunde von seiner Familie erreicht hatte Ab 20 Januar 1948 war Blosche im VEB Kaliwerk Volkenroda in der Aufbereitung beschaftigt und wurde dort schnell Vorarbeiter 1957 absolvierte er im Kaliwerk Karl Liebknecht in Bleicherode einen Meisterlehrgang im Bergmaschinenwesen Aufgrund von Manipulationen einer Wiegeeinrichtung im Fruhjahr 1961 wurde Blosche fur ein halbes Jahr zum Hilfsschlosser degradiert Ab Herbst 1961 erhielt er wieder eine verantwortungsvollere Aufgabe in der Grube jedoch nicht mehr den Meistertitel Seine Frau Hanna die er 1947 kennengelernt und mit der er zwei Kinder hatte betrieb von 1961 bis 1965 die ortliche Konsum Gaststatte in Urbach Blosche half neben seiner Arbeit in der Gaststatte aus und war auch noch als Erntehelfer beschaftigt Die Eltern und zwei Schwestern Josef Blosches wohnten ebenfalls in und um Urbach die Gaststatte war der zentrale Treffpunkt der Einwohner Blosche war vollstandig sozial integriert von seinem Vorleben wussten die wenigsten Bei der Hamburger Staatsanwaltschaft und beim Ministerium fur Staatssicherheit der DDR hatten jedoch Mitte der 1960er Jahre bereits Ermittlungen gegen Blosche begonnen Vorausgegangen war 1960 eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Ludwig Hahn Wahrend der nachfolgenden Ermittlungen wurde Blosche 1961 von seinem fruheren SS Kameraden Heinrich Klaustermeyer schwer belastet und im Februar 1962 beim Landgericht Hamburg eindeutig identifiziert Im Mai 1965 stellte das Amtsgericht Hamburg Haftbefehl gegen Blosche Im April 1966 wurde der Vorgang der Generalstaatsanwaltschaft der DDR ubergeben die das Rechtshilfeersuchen aus Hamburg an die fur die Aufklarung von Kriegsverbrechen zustandige Hauptabteilung IX 11 der Staatssicherheit weitergab Verhaftung und Prozess Bearbeiten Am 11 Januar 1967 wurde Blosche verhaftet und in der zentralen Untersuchungshaftanstalt des MfS in Berlin Hohenschonhausen inhaftiert Wahrend der zweijahrigen Untersuchungshaft gestand Blosche zahlreiche Kriegsverbrechen von einzelnen Erschiessungen uber Massenhinrichtungen bis hin zur Beteiligung an allen grossen Deportationsaktionen aus dem Warschauer Ghetto Er bezeugte auch seine Identitat auf dem bereits erwahnten Foto vom Mai 1943 Ab Marz 1969 verhandelte das Bezirksgericht Erfurt gegen ihn und verurteilte ihn wegen der Beteiligung an der Deportation von mindestens 300 000 Menschen zum Tode Das Urteil wurde in der Zentralen Hinrichtungsstatte der DDR im Leipziger Gefangnis in der Alfred Kastner Strasse per Genickschuss vollstreckt Die Leiche wurde unter Geheimhaltung zum nahe gelegenen Sudfriedhof gebracht und anonym verbrannt Ab dem Jahr 2000 recherchierte Heribert Schwan gemeinsam mit Helgard Heindrichs die Geschichte des SS Mannes auf dem bekannten Foto und produzierte eine umfassende Reportage die der WDR im Jahr 2003 ausstrahlte 4 Siehe auch BearbeitenListe von in der DDR hingerichteten PersonenLiteratur BearbeitenJoe J Heydecker Das Warschauer Ghetto Foto Dokumente eines deutschen Soldaten aus dem Jahr 1941 dtv ISBN 3 423 30724 2 Richard Raskin A Child at Gunpoint Aarhus University Press 2004 Das Buch nennt vier mogliche Identitaten fur den kleinen Jungen aber nur die von J B fur den SS Mann Heribert Schwan Helgard Heindrichs Der SS Mann Josef Blosche Leben und Sterben eines Morders Droemer Knaur Munchen 2003 ISBN 3 426 27310 1 Josef Wulf Das Dritte Reich und seine Vollstrecker Munchen 1978 ISBN 3 598 04603 0 Joachim Jahns Der Warschauer Ghettokonig Dingsda Verlag Leipzig 2009 ISBN 978 3 928498 99 9 Andreas Mix Das Ghetto vor Gericht Zwei Strafprozesse gegen Exzesstater aus dem Warschauer Ghetto vor bundesdeutschen und DDR Gerichten im Vergleich In Stephan Alexander Glienke Volker Paulmann und Joachim Perels Hrsg Erfolgsgeschichte Bundesrepublik Die Nachkriegsgesellschaft im langen Schatten des Nationalsozialismus Wallstein Verlag Gottingen 2008 ISBN 978 3 8353 0249 5 S 319 345 Sascha Munzel Strafsache Josef Blosche Der Henker des Warschauer Ghettos vor dem Bezirksgericht Erfurt 1969 In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt Bd 70 N F 17 2009 S 23 30 Christiaan F Ruter Dick W de Mildt Hrsg DDR Justiz und NS Verbrechen Sammlung ost deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen Band 2 Die Verfahren Nr 1031 1061 der Jahre 1965 1974 Amsterdam Amsterdam Univ Press 2002 ISBN 978 3 598 24612 8 S 397 411Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Josef Blosche Sammlung von Bildern Literatur von und uber Josef Blosche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Fotoanalyse bei www deathcamps org Deutsche digitale Bibliothek Prozess gegen Josef Blosche Bd 2 Enthalt u a Anklageschrift und Todesurteil des Bezirksgerichts Erfurt vom 30 April 1969Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 3260404 Cezary Gmyz Seksualne niewolnice III Rzeszy In Wprost Magazin Ausgabe Nr 17 2007 Abgerufen am 24 Juni 2023 polnisch Josef Blosche 1912 1969 In Jewish Virtual Library Abgerufen am 4 August 2019 englisch Heribert Schwan Der SS Mann Josef Blosche Leben und Sterben eines Morders Archiviert vom Original am 9 Marz 2015 abgerufen am 4 August 2019 Normdaten Person GND 124726151 lobid OGND AKS LCCN no2007092915 VIAF 50168492 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Blosche JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher SS UnterscharfuhrerGEBURTSDATUM 5 Februar 1912GEBURTSORT FriedlandSTERBEDATUM 29 Juli 1969STERBEORT Leipzig 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