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Der Fordermann war ein Bergmann der fur den Transport des Fordergutes zustandig war Im sachsischen Bergrevier wurden die Forderleute auch Forderknechte genannt 1 Forderknecht bei der Arbeit Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen und Geschichtliches 2 Schlepper 3 Karrenlaufer 4 Hundestosser 5 Einzelnachweise 6 AnmerkungenGrundlagen und Geschichtliches Bearbeiten nbsp Frau und Kinder bei der StreckenforderungDie genaue Bezeichnung der Forderleute richtete sich nach ihrer jeweiligen Tatigkeit oder nach dem zu bedienenden Gerat Forderleute die in der Schachtforderung tatig waren heissen Anschlager und Haspelzieher In der Streckenforderung tatige Forderleute waren der Schlepper der Karrenlaufer und der Hundestosser 2 Diese Tatigkeiten galten als Nebentatigkeiten Als eigentliche bergmannische Tatigkeit galt nur die Arbeit des Hauers Um den Preis fur den geforderten Bodenschatz niedrig zu halten wurden die Forderleute schlecht bezahlt In vielen Bergwerken wurden fur die Streckenforderung Frauen und Kinder eingesetzt Da die Grubenjungen meist noch nicht ausgewachsen waren konnten sie sich in den oftmals sehr niedrigen Strecken oder Stollen aufrecht bewegen Meist wurden je nach Korperkraft zwei Grubenjungen fur die Forderung eines Fordergefasses eingesetzt Frauen mussten oftmals aufgrund ihrer Korpergrosse in den niedrigen Strecken auf allen vieren kriechen und die Fordergefasse ziehen Die Fordermenge die sie mit einem Gefass transportieren mussten war zwar nicht vorgeschrieben jedoch wurden sie gemass der geforderten Menge bezahlt 3 Die anstrengende Arbeit wirkte sich auf den Organismus der Frauen nachteilig aus So stellten belgische Arzte fest dass es bei Frauen die Untertage arbeiteten oft zu Problemen bei der Entbindung und sogar zu Fehl oder Totgeburten kam Auch verungluckten Frauen oftmals Untertage ANM 1 Vielfach kam es auch zu Ubergriffen durch die mannlichen Bergleute 4 Da die Forderleute nur bei sehr sparlicher Beleuchtung forderten mussten sie sich in den Strecken gut auskennen Insbesondere die Stellen der oftmals nur wenig gesicherten Blindschachte mussten sie kennen damit sie nicht hineinsturzten Sie mussten dafur Sorge tragen dass ihr Geleucht stets anblieb und sie es notfalls erneut anzunden konnten 5 Die tagliche Arbeitszeit lag je nach Bergbaurevier zwischen 8 und 12 Stunden 1 Schlepper BearbeitenDie Arbeit des Schleppers besteht darin die gefullten Schlepptroge aus dem Abbau zu ziehen Die leeren Schlepptroge wurden meistens auf dem Rucken zuruckgetragen Schlepper wurden oft in Kohlebergwerken eingesetzt Die geforderte Nutzlast im Schlepptrog lag bei 120 Kilogramm Ein Schlepper schaffte es wahrend einer Schicht 1020 Kilogramm auf einer Streckenlange von 1000 Metern zu fordern 6 Um den Schlepptrog ziehen zu konnen wurden am Schlepptrog Lederriemen das sogenannte Sielzeug befestigt die sich der Schlepper uber die Schultern legte und dann mit seiner ganzen Korperkraft zog Dabei musste er sich so stellen dass der Winkel nicht zu spitz wurde Zur Unterstutzung zog er sich mit den Handen am Ausbau vorwarts Bei stark abfallenden Strecken liess er den Schlepptrog vor sich her rutschen und bremste diesen ab indem er sich mit seinem Korpergewicht gegen die Riemen stemmte 7 Da das Ziehen der Troge sehr schwer war waren fur die Arbeit als Schlepper kraftige Manner erforderlich Vorteilhaft war die Forderung mittels Schlepper in Kohlenbergwerken mit Strebbau Hier konnten sie die Steinkohlen aus dem Streb bis zur Hauptforderstrecke fordern 8 Fur die Arbeit in den Bergwerken wurden mehr Schlepper fur die Forderung benotigt als Hauer vor Ort waren So wurden in einem Bergwerk in Sizilien doppelt so viele Schlepper wie Hauer benotigt 9 In den preussischen Bergbaurevieren war man aus Mangel an Schleppernachwuchs teilweise gezwungen Hauer als Schlepper einzusetzen und ihnen ihren Hauerlohn zu bezahlen 10 Karrenlaufer Bearbeiten nbsp Karrenlaufer nach AgricolaKarrenlaufer wurden in Bergwerken eingesetzt um Lasten bis zu 175 Kilogramm auf kurzen insbesondere engen Strecken mittels einer Laufkarre zu fordern 11 Je nach Hohe der Strecke musste der Karrenlaufer die Laufkarre unterschiedlich handhaben 12 Zunachst befestigte er jeweils einen Lederriemen das Sielzeug an den Enden der Karrenbaume Bei niedrigen Strecken band er sich das Sielzeug um die Hufte und musste sich anschliessend nach vorne beugen und sich mit den Handen auf das hintere Kastenbrett stutzen Bei hoheren Strecken band er sich das Sielzeug uber die Schulter und ergriff mit den Handen die Karrenbaume Bei langeren Strecken wurden mehrere Karrenlaufer eingesetzt sodass ein Karrenlaufer eine volle Laufkarre immer nur maximal 84 m bewegen musste Auf der Ruckfahrt konnte er sich mit der leeren Laufkarre leicht erholen 11 In Steinkohlenbergwerken wurden Karrenlaufer hauptsachlich dort eingesetzt wo die Strecken aufgrund von unregelmassig ausgebildeten Flozen sehr verwinkelt waren oder wo dies aus Kostengrunden von Vorteil war Die maximale Forderleistung eines geubten Karrenlaufers lag pro Schicht bei etwa drei Scheffel Kohle 13 Die Bezahlung erfolgte entweder im Schichtlohn oder im Gedinge 14 Hundestosser Bearbeiten nbsp Huntstosser nach AgricolaDer Hundestosser auch Huntstosser oder Hundelaufer war ein Fordermann der fur die Forderung der Hunte zustandig war Um den Hunt zu bewegen legt der Huntstosser beide Hande auf das Hinterteil des Huntes und druckt den Hunt mit seinem Korpergewicht etwas herunter jedoch so dass die Vorderrader nicht angehoben werden In dieser Position stosst er den Hunt nach vorne Durch diese Position liegt die Hauptlast auf den beiden Hinterradern und die Vorderrader dienen dazu das Ganze im Gleichgewicht zu halten 15 Da zwei Rader weniger Reibung erzeugen wurde der Hunt auch oftmals soweit heruntergedruckt dass er sich vorne leicht anhob Zum Entleeren des Hunts lasst er den Hunt auf die Vorderrader fallen dadurch lasst sich der Hunt besser aussturzen 16 Um mit dem Hunt einen Richtungswechsel zu vollziehen musste der Hundestosser den Hunt vorne etwas hochheben und konnte ihn so drehen Die Forderlangen lagen je nach Bergwerk zwischen 80 und 100 Metern Bei Hunten mit einer Ladung von 200 Kilogramm wurde dem Hundestosser ein Grubenjunge zur Unterstutzung beigegeben So war ein Hundestosser in der Lage wahrend einer Schicht eine Nutzlast von 1400 bis 1500 Kilogramm auf einer Lange von 1000 Metern zu fordern 17 Hundestosser arbeiteten im Gedinge das Gedinge wurde entsprechend der Gegebenheiten des jeweiligen Bergwerks festgelegt 18 Einzelnachweise Bearbeiten a b Carl Langheld Die Verhaltnisse der Bergarbeiter bei dem sachsischen Regalbergbau Verlag von J G Engelhardt Freiberg 1855 Christian Heinrich Gottlieb Hake Commentar uber das Bergrecht Kommerzienrath J E v Seidel Kunst und Buchhandlung Sulzbach 1823 W F A Zimmermann Chemie fur Laien Siebenter Band Verlag von Gustav Hempel Berlin 1861 Bruno Hildebrand Hrsg Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik Zwolfter Band Druck und Verlag von Friedrich Mauke Jena 1869 C J Heine Hrsg Der Bergwerksfreund Siebenzehnter Band Druck und Verlag von Georg Reichardt Eisleben 1854 Carl Hartmann Handbuch der Bergbaukunst Zweiter Band Verlag Bernhard Friedrich Voigt Weimar 1852 Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 Wilhelm Leo Lehrbuch der Bergbaukunde Druck und Verlag von G Basse Quedlinburg 1861 Gustav Leonhard Grundzuge der Mineralogie Geognosie Geologie und Bergbaukunde Verlagsbuchhandlung J B Muller Stuttgart 1852 R von Carnall Die Bergwerke in Preussen und deren Besteuerung Verlag von Wilhelm Herss Berlin 1850 a b Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band 3 Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1878 Julius Weisbach Handbuch der Bergmaschinenmechanik Zweiter Band Mathematische Maschinenlehre Weidmann sche Buchhandlung Leipzig 1736 S 339 341 Carl Hartmann Hrsg Conversations Lexikon der Berg Hutten amp Salzwerkskunde und ihrer Hulfswissenschaften Zweiter Band E G J Scheible s Buchhandlung Stuttgart 1840 S 388 289 Deutsche Encyclopadie oder allgemeines Real Worterbuch aller Kunste und Wissenschaften einer Gesellschaft Gelehrten Neunzehender Band Kam Kep bey Barrentrapp und Wenner Frankfurt am Main 1796 C v Oeynhausen H v Dechen Ueber die Forderungs Methoden auf den Steinkohlengruben im Konigl Preussischen Markischen Bergamts Bezirk In Carl Johann Bernhard Karsten Hrsg Archiv fur Bergbau und Huttenwesen Siebenter Band verlegt bei G Reimer Berlin 1823 Franz von Paula Schrank Anfangsgrunde der Bergwerkskunde Akademischer Buchhandler Wilhelm Krull Ingolstadt 1793 A Burat Heinrich Krause J P Hochmuth Angewandte Geognosie oder das Auffinden und der Bau nutzbarer Mineralien Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1844 Johann Heinrich Ludwig Bergius Neues Policey und Cameral Lexikon Erster Band M G Weidmanns Erben und Reich Leipzig 1775 Anmerkungen Bearbeiten Die Arbeit von Frauen im Untertagebau galt eigentlich als sittenwidrig unweiblich und gesundheitsschadlich und wurde im Laufe des 19 Jahrhunderts durch Verordnungen der Landesoberbergamter verboten Quelle Julia Landau Der Arbeitsalltag von Frauen und Madchen in der sowjetischen Industrieprovinz Kusnezker Becken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fordermann amp oldid 237478437