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Heinrich Kodre 8 August 1899 in Wien 22 Mai 1977 in Linz war ein osterreichischer Offizier Ritterkreuztrager und Widerstandskampfer Als Chef des Generalstabes im Wehrkreis XVII Wien loste er unter massiver Uberschreitung seiner Kompetenzen am 20 Juli 1944 das Unternehmen Walkure aus was strikt dem jeweiligen Befehlshaber im Wehrkreis vorbehalten war aber keineswegs ein Recht der Stabschefs Gemeinsam mit Hauptmann Carl Szokoll und Oberst Rudolf Graf von Marogna Redwitz fuhrte er Walkure anschliessend auch erfolgreich durch was sonst nur in Paris gelang Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schulbildung 1 2 Bei den Freikorps Jusstudium 1 3 Militarlaufbahn in Osterreich 1 4 Kriegsakademie der Wehrmacht 1 5 Kriegseinsatz Auszeichnung mit dem Ritterkreuz 1 6 In Wien 1 7 Beteiligung an Walkure 1 8 Im KZ Mauthausen 1 9 Nach dem Krieg 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Film 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHeinrich Kodre wurde 1899 als Sohn von Richard Kodre und dessen franzosischer Frau Henriette Crochet geboren Sein Vater stammte aus Triest und war Abteilungsvorstand in der Kaiser Ferdinands Nordbahn Sein Onkel Franz Kodre war Direktor des Zuchthauses in Stein und wurde am 6 April 1945 von Angehorigen der Wehrmacht und der Waffen SS im Zuge eines Endphaseverbrechens erschossen weil er mehrere hundert politische Gefangene angeblich widerrechtlich freigelassen hatte Schulbildung Bearbeiten Nach der Volksschule besuchte er das Akademische Gymnasium in Wien Schon in der Unterstufe hatte er den Wunsch Offizier zu werden Sein Vater wurde kurz vor Kriegsbeginn nach Olmutz versetzt bis zur sechsten Klasse besuchte Heinrich Kodre das dortige Gymnasium Nachdem er mit einem Stein das Fenster seines Direktors eingeschossen hatte musste er in das Gymnasium in Mahrisch Schonberg wechseln Sein Vater schickte ihn danach in die Militaroberrealschule in Mahrisch Weisskirchen da er eine strengere Erziehung fur angebracht hielt Im Herbst 1917 wurde er an die Infanterieabteilung der Theresianischen Militarakademie in Wiener Neustadt versetzt Wahrend des Besuchs der Militarakademie setzte er seine Gymnasialstudien ausserhalb des Dienstes fort und legte wahrend des Sommerurlaubs 1918 die Matura ab Durch das Kriegsende konnte Kodre seinen Wunsch Berufsoffizier zu werden vorerst nicht realisieren Bei den Freikorps Jusstudium Bearbeiten Kodre war es egal ob er in Osterreich oder in Deutschland den Offiziersberuf ergreifen konne Im Fruhjahr 1919 liess er sich in Wien fur eine aus Freikorps bestehende Armee anwerben weil ihm von den Werbern versprochen wurde spater in Deutschland Berufsoffizier werden zu konnen Die Zielsetzung dieses Unternehmens war mir vollig unklar und auch sehr gleichgultig schrieb er 1971 daruber 1 Der Feldzug im Baltikum endete mit der Niederlage der Freikorps Kodre wurde im Sommer 1920 nicht in die Reichswehr ubernommen sondern wegen seiner osterreichischen Staatsburgerschaft mit dem Dienstgrad Fahnenjunker Vicefeldwebel entlassen Nun begann Kodre auf Drangen seines Vaters ein Jus Studium in Graz das er auch abschloss Er hatte jedoch nicht die Absicht als Jurist zu arbeiten Militarlaufbahn in Osterreich Bearbeiten Im April 1924 trat Kodre in das Bundesheer ein Nach Absolvierung des 2 und 3 Jahrgangs der Offiziersschule in Enns wurde er im August 1927 mit 28 Jahren zum Fahnrich ernannt Dennoch war die Aufnahme lediglich in die Offiziersschule insofern eine Benachteiligung als ihre Absolventen nur den Dienstgrad Hauptmann erreichen konnten und Kodre als Vollmaturant und Absolvent eines Jusstudiums nicht an die Offiziersakademie zugelassen wurde Er wurde zum Jagerbataillon 1 in Eisenstadt eingeteilt und am 1 April 1929 zum Leutnant befordert Nun stand dem bislang unpolitischen Offizier im Bundesheer des Standestaats unter dem Heeresminister Carl Vaugoin eine sehr schwierige Laufbahn bevor Er schrieb 1971 uber diese Zeit Ich habe in meiner von keinem politischen System wesentlich beeinflussten Vorstellung von meinem Beruf als Offizier diese politischen Aktionen abgelehnt und mich geweigert irgendeiner politischen Gewerkschaft beizutreten Die Folge waren Verfolgungen Strafversetzungen und schliesslich disziplinare Massregelungen Kodre trat 1935 der illegalen NSDAP bei am 4 Juni 1938 beantragte er dann die offizielle Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai aufgenommen Mitgliedsnummer 6 154 356 2 Schon im Oktober 1936 wurde er in den Operativen Kurs der Hoheren Offizierskurse in Wien aufgenommen Unter seinen Kurskollegen die durchwegs rund zehn Jahre junger als Kodre waren befanden sich neben Robert Bernardis zahlreiche Offiziere die im Bundesheer der Zweiten Republik eine wesentliche Rolle spielen sollten darunter Erwin Fussenegger August Ruling Paul Lube Leo Waldmuller und Werner Vogl 3 Kriegsakademie der Wehrmacht Bearbeiten Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich wurde Kodre in die deutsche Wehrmacht ubernommen Die obligatorische Umschulung absolvierte er in Landshut am 1 Juni 1938 wurde er dort zum Hauptmann befordert Am 1 Juli 1938 wurde er an die Kriegsakademie in Berlin uberstellt und absolvierte dort die Generalstabsausbildung Kriegseinsatz Auszeichnung mit dem Ritterkreuz Bearbeiten Der erste Einsatz Kodres im Zweiten Weltkrieg war beim Kommando der Grenztruppen Eifel als Quartiermeister Im April 1940 wurde er in den Generalstab ubernommen Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich wurde er mit der Organisation einer Nachschubbasis fur die Invasion Englands betraut Kodre wollte nicht im Versorgungsdienst bleiben und suchte um Versetzung an Zur Erprobung im Truppendienst wurde er als Bataillonskommandeur dem Infanterieregiment 123 der 50 Division zugeteilt Nach der Eroberung des Forts Hellas der Metaxas Linie am 7 April 1941 wurde Kodre mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet und fur eine Verwendung im Generalstab vorgeschlagen Aber erst nach seiner Genesung von der am 12 Juli 1941 in Bessarabien erlittenen Verwundung wurde er versetzt 4 Anschliessend war Kodre ab 15 Marz 1942 Erster Generalstabsoffizier Ia der 305 Infanterie Division des LI Armeekorps Der Dritte Generalstabsoffizier dieses Korps Ic war zu diesem Zeitpunkt sein Freund Robert Bernardis Der Auftrag hiess Vormarsch von Charkow bis Stalingrad Beim Kampf um die Stalingrader Geschutzfabrik Rote Barrikaden wurde Kodre erneut schwer verwundet da Ritterkreuztrager nicht in Feindeshand fallen sollten wurde er am 21 November 1942 aus Stalingrad ausgeflogen In Wien Bearbeiten Nach der Genesung von der zweiten Verwundung wurde Kodre am 17 Janner 1943 zum Stellvertretenden Generalkommando des XVII Armeekorps nach Wien versetzt Am 26 Februar 1943 wurde er Chef des Stabes im Wiener Wehrkreis XVII Am 20 April 1943 erhielt er die Beforderung zum Oberst im Generalstab Beteiligung an Walkure Bearbeiten Wie Carl Szokoll berichtete fuhr Robert Bernardis ab Februar 1944 regelmassig nach Wien und besuchte seinen personlichen Freund Heinrich Kodre Somit hatte Bernardis im Wiener Wehrkreis die fur den Umsturzversuch notwendigen Vertrauensleute 5 Der Kommandeur des Wehrkreises General der Infanterie Schubert ging im Sommer 1944 auf Kur Als Vertretung wurde durch das Allgemeine Heeresamt in Berlin der General der Panzertruppe Hans Karl Freiherr von Esebeck nach Wien geschickt Esebeck und Stauffenberg kannten sich von ihrer Stationierung in Wuppertal und vom gemeinsamen Einsatz in Polen Am 20 Juli 1944 gegen 18 20 Uhr also lange nach Dienstschluss ging das erste Fernschreiben mit dem Befehl zur Auslosung der Walkure Massnahmen im Wehrkreiskommando ein Kodre der bezeichnenderweise noch immer Dienst verrichtete und auch schon die Rundfunknachricht uber das Attentat auf Adolf Hitler gehort hatte fiel auf dass es vom langst pensionierten Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben unterzeichnet war und nicht durch den Befehlshaber des Ersatzheeres General Friedrich Fromm Dieser weigerte sich namlich in Berlin ebenso wie der dortige Wehrkreiskommandeur General Joachim von Kortzfleisch standhaft die Befehle zu unterfertigen In Wehrmachtkreisen sei allerdings bekannt gewesen dass Witzleben langst ausser Dienst gestellt war er habe sich daruber aber keine weiteren Gedanken gemacht betonte Kodre und weist dabei aber ausdrucklich auf seine Mitwisserschaft an den Walkure Planungen hin wenn er feststellt Als ich die Fernschreiben las dachte ich an Bernardis sic und fragte mich ob es nicht eine der Tatsachen sein konnte die er mir in seiner temperamentvollen Art geschildert hatte 6 Kodre war also eindeutig in die Planungen der Verschworer durch Bernardis eingeweiht Dennoch gab er unter Umgehung des Befehlshabers Esebeck das Stichwort sofort an Hauptmann Carl Szokoll weiter um Walkure im gesamten Wehrkreis auszulosen wahrend er selbst sich um die hoheren Dienstgrade kummerte und diese zu sich in das Wehrkreiskommando einlud Dabei gelang es ihm den Hoheren SS und Polizeifuhrer Rudolf Querner davon abzuhalten seine Verbande gegen den Umsturzversuch einzusetzen Querner schaute sich namlich nicht einmal die Fernschreiben an sondern verliess sich einfach auf die Aussagen Kodres Daher konnte ihm die falsche Unterschrift durch Witzleben auch nicht auffallen Die daraus resultierende Passivitat der SS im Wehrkreis war eine unbedingte Voraussetzung fur das Gelingen des Staatsstreichs Die schwachen Walkure Alarmverbande hatten in Wien sowie in anderen Wehrkreisen auch bei einem Eingreifen der Waffen SS keine Chance gehabt das Unternehmen Walkure durchzufuhren Esebeck billigte nachtraglich die getroffenen Massnahmen Diese Ungereimtheiten bei der Walkure Auslosung in Wien fuhrten bald zur Verhaftung Kodres durch die Gestapo Nach der Einzelhaft in Wien wurde er in ein Lager nach Furstenberg in Mecklenburg 7 transferiert Vom Ehrenhof in Berlin wurde er vom Tatbestand der Mitwisserschaft lediglich aus Mangel an Beweisen freigesprochen Kodre wurde nach dem Freispruch zunachst auf freien Fuss gesetzt Im November 1944 wurde er erneut verhaftet und war bis Janner 1945 in Einzelhaft im Wiener Polizeigefangenenhaus Im KZ Mauthausen Bearbeiten Am 3 oder 4 Januar 1945 wurde Kodre ins KZ Mauthausen uberstellt Zunachst arbeitete er als politischer Haftling in der Wascherei Im April wurde er als Ehrenhaftling eingestuft und mit den anderen Ehrenhaftlingen im bereits geraumten Lagerbordell untergebracht Um den 1 Mai 1945 wurde Kodre auf personliche Anordnung des Lagerkommandanten Franz Ziereis in den Arrest uberstellt weil die SS in den nachsten Tagen das Lager verlassen werde und fur Kodre als hoher deutscher Offizier die Gefahr bestunde von den Auslandern erschlagen zu werden 8 Am Abend des 5 Mai 1945 ubernahm Kodre auf Ersuchen von Heinrich Durmayer dem Vorsitzenden des Internationalen Komitees das Kommando uber die bewaffneten Haftlinge um zu verhindern dass die SS oder auch die Wehrmacht in das Lager zuruckkehrte und vielleicht unter den Haftlingen ein Massaker anrichten konnte Am 6 Mai um 3 30 Uhr ubergab er das Kommando dem sowjetischen Major Andrej Pirogow Am 15 Mai 1945 verliess Kodre Mauthausen und ging nach Linz zu seiner Schwester Dass er weder von den Sowjets noch von den Amerikanern verhaftet wurde sondern auf freiem Fuss verblieb gehort zu den schlagendsten Beweisen fur seine Widerstandstatigkeit Nach dem Krieg Bearbeiten Kodres Opferfursorgeantrag vom 6 April 1946 in dem er sich ausdrucklich zu seiner Widerstandstatigkeit bekennt wurde wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP abgelehnt Er arbeitete zunachst in der Lambacher Flachsspinnerei in Linz 1955 veroffentlichte er in den Oberosterreichischen Nachrichten eine sehr kritische Artikelserie uber Probleme des Bundesheeres in der er die Parteipolitik im Heer der Ersten Republik scharf kritisierte weshalb sie durch politische Interventionen gestoppt wurde Die angestrebte Ubernahme in das neue Bundesheer scheiterte Im Jahr 1958 erhielt Kodre eine Stelle als Zivilschutzreferent im Innenministerium 1964 ging er in Pension Am 22 Mai 1977 starb er in Linz Siehe auch BearbeitenPersonlichkeiten des 20 Juli 1944Literatur BearbeitenKarl Glaubauf Oberst i G Heinrich Kodre Ein Linzer Ritterkreuztrager im militarischen Widerstand In DOW Jahrbuch 2002 9 Hans Marsalek Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen Dokumentation 4 Auflage 2006 ISBN 3 7035 1235 0 Gerhard Jagschitz Wolfgang Neugebauer Hrsg Stein 6 April 1945 Das Urteil des Volksgerichts Wien gegen die Verantwortlichen des Massakers im Zuchthaus Stein Wien 1995 ISBN 3 901142 24 X Evangelische Kirche A u H B in Osterreich Hrsg Robert Bernardis Osterreichs Stauffenberg zum ehrenden Gedachtnis anlasslich seines 100 Geburtsjubilaums Wien 2008 ISBN 978 3 85073 314 4 mit einem Foto Kodres auf Seite 39 Karl Glaubauf Stefanie Lahousen Generalmajor Erwin Lahousen Edler von Vivremont Ein Linzer Abwehroffizier im militarischen Widerstand LIT Verlag 2005 ISBN 978 3 8258 7259 5 Foto Kodres auf Seite 19 Karl Reinhardt Trauner Mit Stauffenberg gegen Hitler Oberstleutnant i G Robert Bernardis 1908 1944 Szentendre 2008 ISBN 978 963 06 4558 4 Otto Molden Der Ruf des Gewissens Der osterreichische Freiheitskampf 1938 1945 Beitrage zur Geschichte der osterreichischen Widerstandsbewegung Wien Munchen 1958 Ludwig Jedlicka Der 20 Juli 1944 in Osterreich Wien 1965 Enthalt Bericht Kodres im Anhang wissenschaftliche Hauptquelle Rot Weiss Rot Buch Gerechtigkeit fur Osterreich Darstellungen Dokumente und Nachweise zur Vorgeschichte und Geschichte der Okkupation Osterreichs nach amtlichen Quellen Wien 1946 Der Orden unter dem Totenkopf In Der Spiegel Nr 8 1967 online beschreibt den Verlauf des 20 Juli in Wien Film BearbeitenIm Fernsehfilm Operation Walkure wurde Kodre von Bert Fortell dargestellt Weblinks BearbeitenDOW Resistance in the Wehrmacht englisch mit einem Foto Kodres Einzelnachweise Bearbeiten Karl Glaubauf Oberst i G Heinrich Kodre S 56 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 21630111 General Erwin Fussenegger 1908 bis 1986 In Truppendienst 1 2004 Friedrich Vogl Widerstand im Waffenrock Europaverlag 1977 ISBN 978 3 203 50635 7 S 76 Evangelische Kirche A u HB in Osterreich Hrsg Robert Bernardis Osterreichs Stauffenberg zum ehrenden Gedachtnis anlasslich seines 100 Geburtsjubilaums Ludwig Jedlicka Anhang S 119 Bericht Kodres Originalformulierung Glaubauf Ob es sich um das Mannerlager im KZ Ravensbruck gehandelt hat ist nicht klar Marsalek S 396 Hauptquelle der Erstfassung vom 19 Juli 2009 Alle nicht gesondert belegten Passagen und Zitate sind aus dieser Arbeit entnommen Normdaten Person GND 124231063 lobid OGND AKS VIAF 23068998 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kodre HeinrichKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Offizier und WiderstandskampferGEBURTSDATUM 8 August 1899GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 22 Mai 1977STERBEORT Linz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Kodre amp oldid 220969386