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Dieser Artikel behandelt einen Mobilmachungsplan der Wehrmacht und den Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler vom 20 Juli 1944 Zur Verfilmung der Attentatsplane siehe Operation Walkure Das Stauffenberg Attentat Stauffenbergs Anschlag auf Hitler und Operation Walkure Fernsehfilm Das Unternehmen Walkure war ursprunglich der Deckname einer deutschen Militaroperation und ein Plan der deutschen Wehrmacht zur Unterdruckung eines moglichen Aufstandes gegen das nationalsozialistische Regime Er wurde von den Widerstandskampfern um Claus Schenk Graf von Stauffenberg fur ihren Umsturzplan umfunktioniert Oberst i G Claus Schenk Graf von StauffenbergGeneralmajor Henning von Tresckow Inhaltsverzeichnis 1 Ursprungliche Planung 2 Abwandlung des Plans 1943 3 Auslosung von Walkure am 20 Juli 1944 4 Spatere Folgen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUrsprungliche Planung BearbeitenDie Planungen wurden zu Beginn des Zweiten Weltkrieges gestartet um befurchtete Aufstande der Zivilbevolkerung sowie von Kriegsgefangenen und KZ Haftlingen zu unterbinden Soldaten des Ersatzheeres sollten dabei kriegswichtige Punkte in Berlin und anderen grosseren Stadten besetzen und gegen Aufstandische vorgehen Die Auslosung durch das Codewort Walkure war Adolf Hitler personlich und dem Befehlshaber des Ersatzheeres vorbehalten Somit hing die Durchfuhrung von zwei Schlusselpersonen ab Der Plan war wahrend der Winterkatastrophe der Ostfront im Dezember 1941 entworfen worden und zur Mobilmachung der Ersatz und Ausbildungstruppen sowie der jederzeit etwa 300 000 auf Heimaturlaub befindlichen Soldaten gedacht um sie rasch an die Front werfen oder gegen feindliche Luft oder Kustenlandungen einsetzen zu konnen Auf ein Stichwort mussten alle verfugbaren Truppen sich zu verstarkten Regimentern bzw Kampfgruppen formieren bewaffnen und innerhalb weniger Stunden marschbereit sein Abwandlung des Plans 1943 Bearbeiten Hauptartikel Attentat vom 20 Juli 1944 Henning von Tresckow und Claus Schenk Graf von Stauffenberg erkannten die Schwachstelle des Plans Sie setzten auf die Wehrmacht und passten den Plan Walkure ab 1943 unauffallig an die Bedurfnisse des geplanten Attentats auf Hitler an sodass auch zugehorige zentrale Personen der SS des Sicherheitsdienstes SD der Gestapo und der NSDAP verhaftet worden waren Als Grundlage zur Ausschaltung des Parteiapparates der NSDAP und der SS Dienststellen soweit sie Teil des Polizeiapparates waren sollte entsprechend der Planung der aktualisierte Walkure Befehl an die Wehrkreise dienen Der bewaffnete Teil der SS wird aus der Parteihierarchie gelost und der Wehrmacht untergeordnet Ausserdem wurden laut dem Befehl im Falle dieses Ausnahmezustands alle zivilen staatlichen Behorden dem jeweils ortlich zustandigen Wehrmachtbefehlshaber als Vollzugsgewalt unterstellt Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben der bereits 1938 und 1939 an Planen zur Absetzung Hitlers beteiligt gewesen war und sich seit 1943 den Vorbereitungen von Tresckows und von Stauffenbergs angeschlossen hatte sollte in Folge des Attentats auf Hitler neuer Oberbefehlshaber der Wehrmacht werden Er unterzeichnete bereits 1943 diesen Befehl I Der Fuhrer Adolf Hitler ist tot Eine gewissenlose Clique frontfremder Parteifuhrer hat es unter Ausnutzung dieser Lage versucht der schwerringenden Front in den Rucken zu fallen und die Macht zu eigennutzigen Zwecken an sich zu reissen II In dieser Stunde hochster Gefahr hat die Reichsregierung zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung den militarischen Ausnahmezustand verhangt und mir zugleich mit dem Oberbefehl uber die Wehrmacht die vollziehende Gewalt ubertragen III Hierzu befehle ich 1 Ich ubertrage die vollziehende Gewalt mit dem Recht der Delegation auf die territorialen Befehlshaber im Heimatkriegsgebiet auf den Befehlshaber des Ersatzheeres unter gleichzeitiger Ernennung zum Oberbefehlshaber im Heimatkriegsgebiet in den besetzten Westgebieten auf den Oberbefehlshaber West in Italien auf den Oberbefehlshaber Sudwest in den besetzten Ostgebieten auf die Oberbefehlshaber der Heeresgruppen und den Wehrmachtbefehlshaber Ostland fur ihren jeweiligen Befehlsbereich in Danemark und Norwegen auf die Wehrmachtbefehlshaber dd 2 Den Inhabern der vollziehenden Gewalt sind unterstellt a samtliche in ihrem Befehlsbereich befindlichen Dienststellen und Einheiten der Wehrmacht einschl der Waffen SS des RAD und der OT b alle offentlichen Behorden des Reiches der Lander und der Gemeinden insbesondere die gesamte Ordnungs Sicherheits und Verwaltungspolizei c alle Amtstrager und Gliederungen der NSDAP und der ihr angeschlossenen Verbande d die Verkehrs und Versorgungsbetriebe dd dd 3 Die gesamte Waffen SS ist mit sofortiger Wirkung ins Heer eingegliedert dd 4 Die Inhaber der vollziehenden Gewalt sind fur die Aufrechterhaltung der Ordnung und offentlichen Sicherheit verantwortlich Sie haben insbesondere zu sorgen fur a die Sicherung der Nachrichtenanlagen b die Ausschaltung des SD dd dd Jeder Widerstand gegen die militarische Vollzugsgewalt ist rucksichtslos zu brechen In dieser Stunde hochster Gefahr fur das Vaterland ist Geschlossenheit der Wehrmacht und Aufrechterhaltung voller Disziplin oberstes Gebot Ich mache es daher allen Befehlshabern des Heeres der Kriegsmarine und der Luftwaffe zur Pflicht die Inhaber der vollziehenden Gewalt bei Durchfuhrung ihrer schwierigen Aufgabe mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu unterstutzen und die Befolgung ihrer Weisungen durch die untergeordneten Dienststellen sicherzustellen Der deutsche Soldat steht vor einer geschichtlichen Aufgabe Von seiner Tatkraft und Haltung wird es abhangen ob Deutschland gerettet wird Gleiches haben alle territorialen Befehlshaber die Oberkommandos der Wehrmachtteile und die den Oberkommandos unmittelbar unterstehenden Kommandobehorden des Heeres der Kriegsmarine und der Luftwaffe Der Oberbefehlshaber der Wehrmacht gez v Witzleben GeneralfeldmarschallFur das Attentat gegen Hitler machten die Verschworer also politisch die NSDAP verantwortlich So wollten sie gegenuber der Masse der regimetreuen Deutschen ihre Massnahmen gegen Partei und Oberste Reichsbehorden rechtfertigen Auslosung von Walkure am 20 Juli 1944 BearbeitenAls sich nach der Explosion der Bombe um 12 42 Uhr im Laufe des 20 Juli 1944 herausstellte dass Hitler uberlebt hatte meldete General der Nachrichtentruppe Erich Fellgiebel kurz nach 13 Uhr den in Berlin vereinbarungsgemass auf das Stichwort Walkure Wartenden stattdessen mehrdeutig Es ist etwas Furchtbares passiert der Fuhrer lebt Stauffenberg aber als er gegen 15 45 Uhr nach seiner Landung in Rangsdorf erfuhr dass Walkure noch nicht ausgelost war rief vom Flughafen aus General Friedrich Olbricht an beteuerte Hitler sei tot und drangte Olbricht noch vor seiner Weiterfahrt nach Berlin Walkure auszulosen Daraufhin begann Olbrichts Chef des Stabes Oberst Albrecht Mertz von Quirnheim per Fernschreiber und sogar per Telefon sowie ohne Kenntnis des dazu allein autorisierten Chefs des Ersatzheeres Generaloberst Friedrich Fromm mit der Weitergabe der Walkure Befehle Eines der ersten Fernschreiben zur Auslosung von Walkure datiert von 16 45 Uhr ist an das Wehrbereichskommando XII gerichtet tragt anders als die Version von 1943 nicht die Uberschrift Der Fuhrer Adolf Hitler ist tot sondern Innere Unruhen ist aber im Ubrigen nahezu textgleich und endet mit Der Oberbefehlshaber der Wehrmacht gez v Witzleben Generalfeldmarschall 1 Vor dem Versenden dieser ersten Serie der Fernschreiben wurde eine folgenschwere technische Fehlentscheidung gefallt Stauffenbergs Adjutant Hauptmann Friedrich Karl Klausing liess sie auf Ruckfrage des Fernmelders zwar mit hochster Dringlichkeitsstufe FFR markieren ausserdem aber als Geheime Kommandosache gKdoS klassifizieren Als letztere konnten sie nicht gleichzeitig an jeweils 30 Empfanger durchgegeben werden sondern mussten zunachst verschlusselt und dann einzeln und seitenweise versandt werden Ausserdem standen dafur statt etwa zwanzig nur vier Fernschreiber zur Verfugung So dauerte es bis das letzte Fernschreiben zur Auslosung von Walkure den Empfanger erreicht hatte etwa drei Stunden In Einzelfallen benachrichtigte daher ahnlich wie zuvor schon Mertz von Quirnheim auch Stauffenberg beispielsweise die Widerstandsgruppe in General Carl Heinrich von Stulpnagels Hauptquartier in Paris selbst telefonisch von der Auslosung von Walkure Auch der Linzer Oberstleutnant i G Robert Bernardis leitete den Walkure Befehl an die im Wehrkreis III Berlin stationierten Kampfverbande telefonisch weiter Alle drei waren hierzu auf Grund ihrer Dienststellung offenkundig nicht befugt Ausserdem wurden alle Dienststellen zwischen 18 28 und 18 42 Uhr durch drei Sondermeldungen des Deutschlandsenders daruber informiert dass Hitler nur leichte Verletzungen erlitten hatte Weitere Fernschreiben aus dem Bendlerblock beispielsweise mit Ausfuhrungsdetails trafen wenngleich mittlerweile nur noch als Geheim klassifiziert spater als 21 Uhr ein So uberschnitten sich Fernschreiben aus dem Bendlerblock teilweise schon mit dem Fernschreiben Generalfeldmarschall Wilhelm Keitels von 20 20 Uhr in dem dieser Befehle aus dem Bendlerblock fur ungultig erklarte und mitgeteilt hatte Der Fuhrer lebt Vollig gesund Hinzu kam erschwerend dass einige Fernschreiben des Bendlerblocks unbemerkt auch an das Fuhrerhauptquartier Wolfsschanze gingen weil diese nicht aus dem ublichen Verteiler entfernt worden war So war man dort gut uber das geplante Vorgehen des Gegners informiert und es gingen umgehend Fernschreiben heraus dass Befehle aus dem Bendlerblock ungultig seien Den Empfangern der Fernschreiben aus dem Bendlerblock mussten weitere Ungereimtheiten auffallen So wurden nach Auslosung von Walkure zahlreiche weitere Fernschreiben aus dem Bendlerblock durch Erich Hoepner gezeichnet mit der Funktionsangabe Der Oberbefehlshaber im Heimatkriegsgebiet 2 und dem Dienstgrad Generaloberst obwohl Hoepner 1942 durch Hitler mit nachtraglicher Bestatigung durch den Reichstag aus der Wehrmacht entlassen worden war Andere fruhe Fernschreiben waren ohne Kenntnis Fromms unter seinem Namen versandt worden Olbricht offenbarte dies schliesslich Fromm und drangte ihn der seit langem von den Attentats Planen unterrichtet war nun die Massnahmen des Unternehmens Walkure selbst zu unterstutzen Als Fromm zogerte wollte Olbricht ihn vom Tod Hitlers durch ein Telefonat in die Wolfsschanze zu Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel uberzeugen Keitel stellte aber gegenuber Fromm klar dass Hitler nur leicht verletzt war Fromm weigerte sich nun selbst weitere Befehle zu geben Als Stauffenberg schliesslich gegen 16 30 Uhr in Berlin eintraf bezeichnete er Keitels Angabe als Luge Hitler musse zumindest schwer verletzt sein Gegenuber Fromm wiederum machte Stauffenberg geltend er habe selbst gesehen wie Hitler nach der Explosion die er selbst gezundet habe tot aus dem Gebaude herausgetragen wurde Fromm liess sich nicht uberzeugen und erklarte Stauffenberg Olbricht und Mertz fur verhaftet wurde von diesen aber selbst in einem Nachbarraum festgesetzt Ein weiteres Fernschreiben aus dem Bendlerblock datiert von 18 00 Uhr ist an nahezu alle Wehrbereichskommandos gerichtet beruft sich auf eine Ermachtigung durch den Oberbefehlshaber der Wehrmacht also angeblich von Witzleben enthalt eine Reihe von Befehlen zum praktischen Vorgehen und ist gezeichnet durch den in Wahrheit festgesetzten Generaloberst Fromm sowie durch Oberst i G Graf von Stauffenberg 1 Insgesamt kam wegen dieser und anderer formaler technischer und organisatorischer Mangel die geplante Festnahme der SS und SD Einheiten nur in Paris und Wien zustande da die Walkure Befehle die Wehrkreis Kommandanten viel zu spat erreichten und die Gegenmassnahmen des NS Regimes schon zu greifen begannen Zudem herrschte Unsicherheit und Verwirrung uber die Frage ob Hitler noch lebe und wessen Befehlen Folge zu leisten sei Spatere Folgen BearbeitenNach dem 20 Juli 1944 setzte Hitler Walkure in dieser Form ausser Kraft Zudem ernannte er den Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler zum neuen Befehlshaber des Ersatzheeres Fromms Unentschlossenheit hatte auch fur ihn selbst Folgen Bereits einen Tag spater stellte sich heraus dass er Kenntnis von den Umsturzplanen hatte Sein Ruckzieher wurde nicht als Loyalitat gewertet Er wurde da ihm eine direkte Beteiligung nicht nachgewiesen werden konnte vom Volksgerichtshof wegen Feigheit vor dem Feind zum Tode verurteilt und am 12 Marz 1945 im Zuchthaus Brandenburg erschossen Siehe auch BearbeitenPersonen des 20 Juli 1944 Liste der Attentate auf Adolf HitlerLiteratur BearbeitenWinfried Heinemann Unternehmen Walkure Eine Militargeschichte des 20 Juli 1944 De Gruyter Oldenbourg Berlin 2019 ISBN 978 3 11 063275 0 Gerd R Ueberschar Auf dem Weg zum 20 Juli 1944 Motive und Entwicklung der Militaropposition gegen Hitler In Aus Politik und Zeitgeschichte B 27 2004 online Bernd Ruthers Spiegelbild einer Verschworung Zwei Abschiedsbriefe zum 20 Juli 1944 In Juristenzeitung 14 2005 S 689 698 Evangelische Kirche A u H B in Osterreich Hrsg Robert Bernardis Osterreichs Stauffenberg zum ehrenden Gedenken anlasslich seines 100 Geburtsjubilaums Mit einer Einfuhrung von Bundesprasident Dr Heinz Fischer Wien 2008 ISBN 978 3 85073 314 4 Hans Adolf Jacobsen Hrsg Spiegelbild einer Verschworung Die Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20 Juli 1944 in der SD Berichterstattung Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitshauptamt 2 Bande Stuttgart 1984 Peter Hoffmann Widerstand Staatsstreich Attentat Der Kampf der Opposition gegen Hitler Munchen 1985 Tobias Kniebe Operation Walkure Das Drama des 20 Juli Berlin 2009 Weblinks BearbeitenBayerische Landeszentrale fur politische Bildungsarbeit Peter Gohle Das Attentat vom 20 Juli 1944 und die Operation Walkure und seine Folgen Der Besprechungsraum in der Wolfschanze nach dem Attentat 20 Juli 1944 von Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern ein Projekt des Deutschen Demokratischen Instituts Fernschreiben der Verschworergruppe Stauffenberg an die Inhaber der vollziehenden Gewalt 20 Juli 1944 von Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern ein Projekt des Deutschen Demokratischen Instituts Das Attentat auf Hitler Katja Gloger Operation Walkure Teil 1 und Teil 2 Hitlers Rache In stern de vom 30 Juni und 7 Juli 2004 Wolfgang Malanowski Mein Fuhrer Sie leben Sie leben Der Spiegel Heft 28 vom 9 Juli 1984 Online Tim Prose Hitler Attentater des 20 Juli 1944 Immer wieder denke ich Hattest du ihn doch nur erschossen Wolfgang Benz Witzleben Erwin von u a in Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Online Stand Marz 2020 Einzelnachweise Bearbeiten a b Bundeszentrale fur Heimatdienst Hrsg Erich Zimmermann Hans Adolf Jacobsen 20 Juli 1944 Berto Verlag 3 Aufl Bonn 1960 S 124 ff Anlage zum Befehl der Verschworer vom 20 Juli 1944 unter der Bezeichnung Der Oberbefehlshaber im Heimatkriegsgebiet an die Wehrkreiskommandos I bis XIII XVII XVIII XX und XXI zit nach Jacobsen Hrsg Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20 Juli 1944 Stuttgart 1989 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unternehmen Walkure amp oldid 237178954