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Die Niederrheinische Bucht ist ein geologisches Senkungsgebiet im Westen Deutschlands Seine Bildung begann vor etwa 30 Mio Jahren In seinem Zentrum lagerten sich seitdem mehr als 1000 m Sedimente ab Die geologische Struktur Niederrheinische Bucht liegt zwischen den Stadten Aachen Roermond Wesel und Bonn und umfasst die beiden naturraumlichen Grosseinheiten Niederrheinische Bucht und Niederrheinisches Tiefland Von grosser wirtschaftlicher Bedeutung sind vor allem die machtigen in ausgedehnten Tagebauen abgebauten Braunkohlen und der heute weitgehend zum Erliegen gekommene Steinkohlebergbau Die Niederrheinische Bucht im SatellitenbildDas Niederrheinische Tiefland im SatellitenbildDie Niederrheinische Bucht entstand durch das allmahliche Zerbrechen und Einsinken des Untergrunds an Storungen Sie ist ein Teil des Mitteleuropaischen Grabensystems und setzt sich uber den Niederrheinischen Graben in das Niederlandische Senkungsgebiet fort 1 Heute noch zeigen Erdbeben an dass die tektonische Senkung nicht zum Stillstand gekommen ist 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geologische Struktur 2 Geologische Entwicklung in den letzten 280 Mio Jahren 2 1 Perm 2 2 Trias 2 3 Jura 2 4 Kreide 2 5 Tertiar 2 6 Quartar 3 Erdbeben 4 Bodenschatze 4 1 Gewinnung der Braun und Steinkohle im Rheinland 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeologische Struktur BearbeitenDie Niederrheinische Bucht wird durch Bruchstorungen gegliedert die fast alle von Nordwesten nach Sudosten verlaufen Der Absenkungsbetrag an den Storungen nimmt in Richtung auf das Rheinische Schiefergebirge ab Die Bruchstorungen fallen im Sudwesten meist nach Nordosten ein einige der grossen Storungen wie die Ostrandstorung des Rurgrabens Peel Storung und der Erftsprung besitzen ein entgegengesetztes Einfallen nach Sudwesten Im Sudosten teilt der Erftsprung die Bucht in die Kolner Scholle und die Erftscholle Im Nordosten liegt die Krefelder Scholle die durch die Venloer Scholle von der Rur Scholle mit dem Rurgraben im Sudwesten getrennt ist 1 Im Querschnitt ist die Fullung der Niederrheinischen Bucht asymmetrisch und im Westen von keilformiger Gestalt An den grossen Storungen des Erftsprungs und der Rurrand Verwerfung 3 ist der vor tertiare Untergrund am tiefsten abgesunken die Grabenfullung erreicht eine Machtigkeit von uber 1 000 m Ostlich der Ville liegt die Grabenfullung flach und ist weniger machtig die ostlichen Randstorungen zum Rheinischen Schiefergebirge sind wenig bedeutend Die grosseren Storungen waren fur den Stein und Braunkohlebergbau von entscheidender Bedeutung da sie die abgebauten Floze abschnitten Viele von ihnen erhielten Namen die auf den Bergbau zuruckgehen so etwa der Feldbiss die Peel Storung und der Viersener Sprung An den Randern zum Schiefergebirge sind viele Storungen als Bodenwellen oder langgezogene Erhebungen sichtbar Im Innern der Niederrheinischen Bucht bestimmen die grossen Bruchstorungen die Landschaft Ein Beispiel dafur ist der Hohenzug der Ville der westlich von Bonn und Koln an einer gut sichtbaren Bruchlinie zum Swisttal und zur Erft abfallt Geologische Entwicklung in den letzten 280 Mio Jahren BearbeitenNach der Variszischen Gebirgsbildung bei der Mitteleuropa entstand wurde der Untergrund durch Bruchschollentektonik zerlegt Im Norden des Rheinischen Schiefergebirges sank das Norddeutsche Tiefland langsam ein wahrend an Querstorungen Grabenbruche entstanden Die Querstorungen der Niederrheinischen Bucht bildeten sich wahrscheinlich entlang alterer Strukturen die schon im Mitteldevon des Rheinischen Schiefergebirges eine Rolle gespielt haben 4 Vor allem im Tertiar und Quartar lagerten sich in der Niederrheinischen Bucht bis zu 1500 m Sediment ab Entscheidend fur die Absenkung waren vor allem zwei Faktoren die epirogene etwa seit der Oberkreide erfolgende Hebung des Rheinischen Schiefergebirges und die gleichzeitige bruchtektonische Einsenkung der Niederrheinischen Bucht 5 Perm Bearbeiten Mit dem Ende der variszischen Gebirgsbildung asturische Phase im Grenzbereich von Oberkarbon Stefanium und Perm vor etwa 300 Mio Jahren war das vorher auf verschiedene zeitweise weit auseinander liegende Krustenblocke verteilte Mitteleuropa an den Superkontinent Pangaea angegliedert worden und lag an der Nordseite des Tethys Ozeans Die Niederrheinische Bucht gehorte zum mitteleuropaischen Festland wo das variszische Gebirge bereits wieder zu einem Gebirgsrumpf abgetragen wurde Heftige Niederschlage in einem wustenhaften semiariden Klima spulten im Oberrotliegenden den Verwitterungsschutt des Gebirges zu Fanglomeraten zusammen Sie lagern diskordant auf Oberkarbon und finden sich heute in der nordlichen Niederrheinischen Bucht in isolierten Vorkommen Gehauft treten die Fanglomerate im Dinslakener Graben auf einer spatvariszischen Tiefscholle 6 Im Zechstein fuhrten Senkungen am Niederrhein zu einem Vordringen des Zechsteinmeeres aus dem Nordseeraum uber die bereits im Oberkarbon angelegte Ems Senke nach Suden Im Zechstein 1 Werra Serie entstand im Gebiet der Niederrheinischen Bucht eine grosse Salzpfanne am Rand des immer wieder trocken fallenden flachen Meeres Das Zentrum dieser Salzpfanne lag im Raum Wesel Xanten 7 Trias Bearbeiten In der Trias setzte sich die Absenkung der Niederrheinischen Bucht fort Ab dem Mittleren Buntsandstein war erstmals seit dem Oberkarbon Westfal D vor etwa 305 Mio Jahren der Sudrand der Niederrheinischen Bucht wieder Sedimentationsraum fur klastische und chemische Sedimente Am Eifelrand zwischen Duren und Mechernich brach sudwarts eine schmale Senkungszone ein die Eifler Nord Sud Zone Von ihrem Nordende am so genannten Mechernicher Triasdreieck reichte sie uber die Trierer Bucht bis nach Lothringen Im Mittleren Buntsandstein fullte sich die Bruchzone mit 150 m an groben Schottern Konglomeraten und fluviatilen Sanden Im Oberen Buntsandstein wurden feinkornigere Sedimente Feinsande bis Tone abgelagert Aus ihrer Feinkornigkeit ist ein Nachlassen der Hebung des Rheinischen Schiefergebirges und eine abgeschwachte Absenkung des Sedimentbeckens abzuleiten 8 Die Oberflache der Niederrheinischen Bucht war zu dieser Zeit eine weite Ebene und verfugte uber ein ausgeglichenes Relief Im unteren Muschelkalk wurde sie aus nordlicher Richtung von einem Flachmeer uberflutet das bis zum Sudrand der Bucht vordrang Nach einer Regression des Meeres im mittleren Muschelkalk fuhrte im oberen Muschelkalk ein zweiter Meeresvorstoss von Norden bis in den Raum Monchengladbach zur Bildung von 40 50 m machtigen Kalk und Dolomitsteinen Sudlich davon entstanden in einer Kustenfazies bis zu 30 m glaukonitische sandig mergelige Dolomite Der Keuper war gepragt von einem Meeresruckzug nach Norden Eine dritte Transgression setzte im oberen Keuper Rhat ein und uberflutete mit Ausnahme des Bonner Raumes allmahlich die gesamte Niederrheinische Bucht und die Eifeler Nord Sud Zone Jura Bearbeiten Im Jura setzte sich der im Keuper begonnene Meeresvorstoss in zwei Transgressionsphasen im Lias alpha und Lias gamma fort Die spatere Phase im Lias gamma fuhrte zur Bildung eines bis zu 10 m machtigen Eisenooliths Uber die Eifeler Nord Sud Zone war der Meeresraum verbunden mit der Saar Nahe Senke Weiterhin abgelagert wurden bis zu 600 m Tonsteine Heute noch erhalten sind Gesteine des Lias nordlich der Linie Kleve Wesel dort besonders im Bislicher Graben und westlich von Roermond Im Mechernicher Triasdreieck sind Lias Schichten aus einem isolierten Vorkommen sudostlich von Duren bekannt Aus dem Dogger sind in der nordostlichen Bucht Ablagerungen bis in den unteren Dogger delta bekannt Tektonische Hebungen einzelner Schollen fuhrten im Oberjura zu einem Ruckzug des Meeres und einer anschliessenden weitgehenden Abtragung der vorher abgelagerten jurassischen Sedimente 9 Entlang von heute noch bestehenden Abschiebungen blieben auf der abgesunkenen Liegendscholle jurassische und triassische Ablagerungen erhalten So ist fur einige dieser Storungen belegt dass sie mindestens bereits im Oberjura angelegt wurden so etwa fur die Feldbiss Storung die Nordoststorung des Rurgrabens Peel Storung oder den Viersener Sprung Kreide Bearbeiten In der Unterkreide setzten sich die festlandischen Bedingungen aus dem Oberjura weitgehend fort Nur in der nordlichen Niederrheinischen Bucht entstanden vom Valanginium zum Barremium wenige Meter marine Sande Kiese und Tone In der Oberkreide gehorte der Niederrhein zu zwei Meeresprovinzen die durch das Krefelder Hoch in der Oberkreide dauerhaft getrennt blieben 10 Nordostlich dieses Hochs reichte das Meer von Norden kommend bis an die Linie Duisburg Wesel Rhede Mit zahlreichen Schichtlucken wurden bis ins Campan glaukonitische kalkige Sande sedimentiert Der Westen und Sudwesten der Niederrheinischen Bucht geriet unter Einfluss einer Meeresstrasse im belgischen Raum Von dieser Meeresenge drang das Meer mehrfach nach Sud Limburg an den unteren Niederrhein und den Aachener Raum vor Aus dem Raum Goch Geldern sind 60 200 m machtige Ablagerungen aus dem Turon bis Campan bekannt Isoliert stehen zwei Maastrichtium Vorkommen aus der Bohrung Niederwald 2 bei Issum und Wachtendonk 1 bei Straelen 10 Auf dem Erkelenzer Horst erbohrt sind kustennahe Abfolgen des Campans und Maastrichtiums aus bis zu 120 m Kalk und Sandsteinen die bei Huckelhoven abschnittsweise im Brack bis Susswasser entstanden sind Im Aachener Raum steht die Oberkreide zutage an Insgesamt 340 m Sediment wurden vom Obersanton bis zum Maastrichtium beim transgressiven Ubergreifen auf die eingeebneten Rumpfflachen von Hohem Venn und Eifel abgelagert Entsprechend ihrer kustennahen Lage sind Schichtlucken haufig Uber den fluviatil limnischen Hergenrather Schichten folgten die marinen Aachener Sande und die glaukonitischen Sande der Vaalser Schichten Nach Schollenbewegungen im Campan lagerte auf ihnen konkordant der Zevenwegen Kalk auf diesem schliesslich diskordant der Vylener Kalk Die Abfolge der Kreidegesteine beschliessen die Orsbacher Feuerstein Kreide und der Vetschauer Kalk Tertiar Bearbeiten Ein wesentlicher Umschwung der Sedimentation erfolgte mit dem Beginn des Tertiars nicht Im unteren Palaozan Danium wurden ortlich weiterhin marine Kalke sedimentiert Huckelhovener Schichten Erst mit dem vollstandigen Ruckzug der Meere aus der Niederrheinischen Bucht im mittleren Palaozan Thanetium dominierten Sande und Kiese das niederrheinische Tertiar Bruckerheide Antweiler Schichten Tropisches Klima im Eozan mit jahreszeitlichem Wechsel von Regen und Trockenzeiten fuhrte zu einer tiefgrundigen Verwitterung pra eozaner Gesteine In Flussauen entstanden erstmals Braunkohleablagerungen 11 12 Angestossen durch ein Einsinken des Viking und Zentralgrabens in der Nordsee um uber 1000 m ab dem Palaozan begann das dramatische Einsinken der Niederrheinischen Bucht im Oligozan 13 Es entstand ein neues Sedimentbecken das sich in Oberflachengestalt und Bau deutlich von Eifel Brabanter Massiv und Rechtsrheinischem Schiefergebirge abgrenzt Wesentlichen Einfluss auf die Ablagerung hatten die Bruchschollentektonik Schwankungen des Meeresspiegels und die Wassertemperatur Die altesten Oligozan Ablagerungen aus dem Rupelium sind die Ratheimer Sande und die Gereonsweiler Schichten Ein Anstieg des weltweiten Meeresspiegels fuhrte zu einem Nordseevorstoss und der Ablagerung von Meeressanden Walsumer Schichten gefolgt vom Ratinger Ton und den Lintforter Schichten Im oberen Rupel verstarkten sich tektonische Bewegungen Dabei zerbrach der Sedimentationsraum im Suden in die Kolner die Erft und die Rur Scholle im Norden in die Krefelder die Venloer Scholle und den Zentralgraben Im Siebengebirge am Sudostende der Bucht fuhrte ein Vulkanismus zu Tufferuptionen alkalibasaltischer trachytischer und latitischer Zusammensetzung Das Absinken der Niederrheinischen Bucht wurde begleitet von einem Ruckgang des weltweiten Meeresspiegels um 150 m Es beendete eine etwa 70 Mio Jahre wahrende Phase hohen Meeresspiegelniveaus und wurde abgelost von kurzfristigen Meeresspiegelschwankungen 14 Die Konsequenz war eine Abfolge aus marinen Sanden bei hohem Meeresspiegelstand und terrestrischen Silten Tonen und Braunkohleflozen bei sinkendem Meeresspiegel im oberen Oligozan Chatt Die Verlandungssedimente Kolner Schichten Unterflozgruppe wurden von einem Vorlaufer der Sieg transportiert wahrend die Grafenberger Schichten die nordlich vorgelagerten marinen Ablagerungen reprasentieren Im spaten Chatt uberflutete das Meer letztmals die gesamte Niederrheinische Bucht Ausloser hierfur war ein Meeresspiegelanstieg um 100 m auf ein Niveau von 140 m uber dem heutigen Ozeanstand kombiniert mit einer schnellen Subsidenz des Beckens Aufgrund von Meeressandresten in der Nordeifel ist eine marine Verbindung uber den Mittelrhein und das Mainzer Becken mit dem Oberrheingraben im oberen Oligozan und untersten Miozan anzunehmen 15 Damit zeichnete sich erstmals die Anlage des heutigen Rheintales ab Vor 21 Mio Jahren sank der Meeresspiegel um 50 m Die im Suden der Bucht einsetzende Verlandung fuhrte dort zur Ablagerung eines ersten regional zusammenhangenden Torflagers des spateren Flozes Kerpen Eine Kombination verschiedener Faktoren ermoglichte schliesslich vor 18 Mio Jahren im Burdigal unteres Miozan den Beginn der Entstehung eines machtigen Torflagers der Hauptflozgruppe Ville Schichten Die Hebung des Rheinischen Schiefergebirges gegenuber seinem Vorland schwachte sich ab Dies verringerte die Sedimentmengen welche in der Bucht akkumulierten Ein Fluss entwasserte die geschlossene Moorflache uber den Sudwesten der Bucht und mundete am Westrand der Rur Scholle in die Nordsee Gleichzeitig erwarmte sich das Klima die Wassertemperatur der Nordsee stieg auf bis zu 16 C 16 Hohere Niederschlage sorgten fur ein subtropisches Klima und liessen den Grundwasserspiegel steigen Die Vegetation konnte grossflachig Fuss fassen und Torf hinterlassen Innerhalb von 10 Mio Jahren entstanden so im Raum Bergheim ca 270 m Torf die sich spater zum rund 100 m machtigen Hauptfloz kompaktierten Auffallig ist dass sich der variszische Faltenbau in der Verbreitung und Machtigkeit der tertiaren Sedimente und damit auch der Braunkohle widerspiegelt So sank die Inde Mulde im Tertiar tiefer ein als die benachbarten Sattel Die miozane Torfmachtigkeit ist in der Rur Erft und Kolner Scholle dort besonders gross wo sie von der Inde Mulde gequert werden Zwei ausgepragte kurzzeitige Meeresruckzuge im Zeitraum von 17 bis 15 Mio Jahren fuhrten zu einer Verlandung und Torfakkumulation bis in die sudliche Venloer Scholle und in die nordliche Rur Scholle Es entstanden die spateren Braunkohlenfloze Morken und Frimmersdorf a Gleichzeitig wurden in der marinen Fazies die Neurather Sande abgelagert Ein reicher Epi und Endobenthos sowie ein merklicher Pyritgehalt bezeugen eine Wattenmeer ahnliche Entstehung Im spaten Tortonium und Messinium oberes Miozan kuhlte sich das Klima langsam ab und es anderte sich die tektonische Situation Die Niederrheinische Bucht sank verstarkt ein nbsp Fossiles Blatt des Amberbaumes Liquidambar lievenii nbsp Fossiles Zweigende der Zypresse Taxodium dubium nbsp Fossiles Blatt der Pappel Populus crenata nbsp Sumpfschildkrote Clemmydopsis sp nbsp Fossile Landschnecken Mesodontopsis nehringi In der Folge stieg die Transportkraft der Flusse gleichzeitig verlagerte sich die Hauptentwasserung vom Westrand in das Zentrum der Bucht Dort im Bereich der grossten Torfmachtigkeit sank der Torf unter der Auflast der uberdeckenden Sedimente besonders zusammen Somit fallen die Regionen grosster Braunkohlemachtigkeit und grosster spatmiozaner Sedimentation zusammen Im Suden der Bucht entstand letztmals ein grosseres Braunkohlefloz die Oberflozgruppe aus den Indener Schichten Hauptflusse waren der Rhein und die Maas Im obersten Miozan war eine Verbindung zwischen Ober und Niederrhein entstanden die ein Entwasserungssystem von den Alpen in die Nordsee schuf Erstmals gelangten Schotter und grosse Blocke aus dem gesamten Rheinischen Schiefergebirge uber den Rhein in die Niederrheinische Bucht Diese Sedimente gehoren zur Hauptkies Serie Ein kurzzeitiger Meeresanstieg im Pliozan liess die Nordsee noch einmal bis an den unteren Niederrhein vorstossen Bei diesem verringerten hydraulischen Gefalle wurden in der Bucht uber dem Hauptkies in einer Seenlandschaft Tone abgelagert die Rotton Serie Uber ihr folgte in gemassigtem Klima die Reuver Serie Quartar Bearbeiten Schon im Tertiar vor 12 Mio Jahren begann die Vereisung der Antarktis 17 Diese Klimaverschlechterung setzte auf der Nordhalbkugel deutlich verzogert ein Sie ist an einem Floren und Faunensprung zu erkennen der die Grenze vom Tertiar Pliozan zum Quartar Pleistozan markiert Das Pleistozan ist gekennzeichnet durch einen haufigen Wechsel zwischen Kalt und Warmzeiten Der Meeresspiegel lag in den Kaltzeiten um etwa 100 m unter dem rezenten Niveau Weite Teile des heutigen Kontinentalschelfs fielen trocken Die Flusstaler verfugten uber ein hohes Gefalle Ihre Wasserfuhrung unterlag starken jahreszeitlichen Schwankungen Die hochsten Abflussmengen traten im Fruhjahr zur Schneeschmelze auf und waren in der Lage grosse Sedimentmengen zu transportieren Diese Faktoren liessen ein verwildertes Flusssystem entstehen Der Rhein spaltete sich bei Eintritt in die Niederrheinische Bucht in mehrere Hauptstrome die in diesem Becken grossflachig grobklastische Sedimente ablagerten So entstanden im Altpleistozan die Alteren und Jungeren Hauptterrassen Senkungsbewegungen hielten an Es kam vor allem zu Vertikalversatzen an Storungen Horizontalbewegungen haben einen deutlich geringeren Anteil Im Suden der Bucht sind Quartarsedimente um bis zu 80 m vertikal gegeneinander versetzt im Norden sind am Viersener Sprung bei Suchteln Absenkungen von 40 m nachgewiesen Vor etwa 800 000 Jahren nahm die Hebung des Rheinischen Schiefergebirges zu In der Rheinischen Masse schnitten sich in die Plateautaler der Hauptterrassen die heutigen Engtaler des Rheins und seiner Nebenflusse ein Die Hebung der Rheinischen Masse wahrend der Ablagerung der Hauptterrassen Plateautalstadium betrug 7 cm ka und erreichte wahrend des anschliessenden Engtalstadiums beginnend vor 800 000 Jahren eine Hebung von 16 5 cm ka 18 Daraus resultiert allein fur die letzten 800 000 Jahre eine Hebung des Rheinischen Schiefergebirges von bis zu 132 m Die Kolner und Krefelder Scholle der Niederrheinischen Bucht hatten Teil an dieser Hebung Damit wurde der Ablagerungsraum des Rheins auf den Beckenteil ostlich der Ville beschrankt Mit dem Beginn der Saale Kaltzeit vor 240 000 Jahren geriet der Norden der Niederrheinischen Bucht unter Eisbedeckung Aus Skandinavien uber die Munsterlander Bucht stiessen im Drenthe Stadium der Saale Kaltzeit die Gletscher bis in den Raum Nimwegen Goch Krefeld Dusseldorf vor Die Gletscher hinterliessen Geroll in Form von Endmoranen und Stauchmoranen die heute den Niederrheinischen Hohenzug bilden Zu letzterem gehort der Hulser Berg Das periglaziale Klima fuhrte zu ausgedehnten Dauerfrostboden die bis zum Ende der Weichsel Kaltzeit am Niederrhein existierten Auf den flussfernen Hochflachen wurde in den Kaltzeiten ein aolisches Staubsediment abgelagert der Loss Auf dem Loss bildete sich im Interstadial Tundrengley Wahrend der Warmzeiten entstand Parabraunerde bei hoheren Windgeschwindigkeiten Sandloss Der Loss ist am Niederrhein durchschnittlich 1 2 m machtig Die Loss Sedimentation der Weichsel Kaltzeit erfolgte in drei Phasen 19 unterbrochen von Bodenbildungen wahrend zweier Interstadiale Die ersten beiden weichselzeitlichen Lossbildungen fallen ins Fruhglazial die letzte und grosste Bildung ins Hochglazial 20 Wahrend der jungpleistozanen Weichsel Kaltzeit vor 127 000 bis 10 500 Jahren schnitten sich die Flusse in die alteren Terrassenkorper ein und schotterten die Altere und Jungere Niederterrasse auf 21 Zum Ende der Weichsel Kaltzeit kam es im Suden der Niederrheinischen Bucht zu einem erneuten Aufleben vulkanischer Aktivitaten Die vulkanische Asche des vor 11 000 Jahren bei Maria Laach ausgebrochenen Vulkans lasst sich dabei als Laacher See Tephra in den quartaren Sedimenten als Leithorizont bis nach Sudschweden nachweisen und erlaubt somit eine exakte Datierung der Sedimente Nach dem Ende der Weichsel Kaltzeit setzte mit dem Holozan Beginn vor 10 500 Jahren eine Warmzeit ein Das Flusssystem zeigte im Praboreal und Boreal sowohl bereits warmzeitliche maandrierende als auch noch kaltzeitliche verwilderte Elemente Vom Atlantikum uber das Subboreal bis in den rezenten Abschnitt des Holozans das Subatlantikum kam es zu insgesamt acht Transgressionen Um 800 n Chr war der heutige Meeresspiegel erreicht Erdbeben BearbeitenDie bruchtektonische Absenkung der Niederrheinischen Bucht setzte und setzt sich im Holozan bis heute fort Messungen auf der Rur Erft und Kolner Scholle ergaben fur den Zeitraum 1933 bis 1952 Senkungen um 1 bis 2 5 mm a 22 10 der tektonischen Bewegungen erfolgen in der Niederrheinischen Bucht in Form von Erdbeben etwa alle vier Monate mit einer Starke von 2 auf der Richter Skala Die Herdtiefen liegen zwischen 6 und 18 km Das Erdbeben von Roermond das seit dem Erdbeben bei Duren 1756 schwerste Beben in der Niederrheinischen Bucht ereignete sich am 13 April 1992 Es hatte sein Epizentrum 4 km sudwestlich von Roermond in 17 km Tiefe am Peel Randbruch deutsch Rur Randsprung und war mit einer Magnitude von 5 9 uberregional spurbar 23 24 Im Oktober 2020 unterrichtete das Bundesministerium des Innern den Deutschen Bundestag uber ein analysiertes Szenario zu den Auswirkungen eines Erdbebens in der Niederrheinischen Bucht insbesondere mit den Auswirkungen im Bereich der Grossstadt Koln Drucksache 19 23825 25 Diese Risikoanalyse beschrieb detailreich die voraussichtlichen Auswirkungen eines Erdbebens mit einer Momentmagnitude von 6 5 Mw am Erftsprung in der Niederrheinischen Bucht westlich von Koln Es handele sich um eine Studie daruber womit bei Eintreten des hier angenommenen Erdbebenereignisses in Deutschland aus Sicht des Bevolkerungsschutzes zu rechnen ist Bodenschatze Bearbeiten nbsp Folgende Teile dieses Abschnitts scheinen seit 2021 nicht mehr aktuell zu sein Kennzahlen zur Stromerzeugung und dessen wirtschaftliche Bedeutung veraltet und ohne Belege Bitte hilf uns dabei die fehlenden Informationen zu recherchieren und einzufugen Wikipedia WikiProjekt Ereignisse Vergangenheit fehlend nbsp Forderung von quartarem und tertiarem Deckgebirge welches uber der Braunkohle liegt Zwei Schaufelradbagger im Tagebau Hambach Oktober 2006 Gewinnung der Braun und Steinkohle im Rheinland Bearbeiten Abbauwurdige Braunkohle befindet sich im Suden der Niederrheinischen Bucht im Rheinischen Braunkohlerevier in einem 4 000 km2 grossen Dreieck zwischen Koln Aachen und Monchengladbach Lokal wurde dort Braunkohle bereits seit dem 17 Jahrhundert gewonnen Industriell wird die Braunkohle hier im Tagebau seit dem Ende des 19 Jahrhunderts gefordert Sie erlangte fur die Gewinnung von preiswerter heimischer Energie und ganz besonders auch fur die energieintensive chemische Industrie eine immer grossere Bedeutung Heute wird aus der rheinischen Braunkohle etwa 15 des jahrlichen deutschen Strombedarfes gedeckt Dieses geschieht heute in drei Tagebauen dem Tagebau Garzweiler dem Tagebau Hambach und dem Tagebau Inden Die Gewinnung von Steinkohle aus dem Untergrund der Niederrheinischen Bucht erfolgte zunachst an den Randern des Senkungsgebiets im Sudwesten der Bucht Steinkohlenabbau im Aachener Revier im Inde Revier und im Wurmrevier ist seit dem 14 Jahrhundert bekannt Ebenso wie im Ruhrgebiet schritt die Forderung immer weiter nach Norden fort wobei die Uberdeckung der flozfuhrenden Schichten durch jungere Schichten immer weiter zunahm Dies machte den Abbau unwirtschaftlich Die Steinkohleforderung endete mit der Schliessung der Zeche Sophia Jacoba im Jahre 1997 Literatur BearbeitenJosef Klostermann Das Quartar der Niederrheinischen Bucht Geologischer Dienst NRW Krefeld 1992 ISBN 978 3 86029 925 8 200 S Hans Dieter Hilden Hrsg Geologie am Niederrhein Krefeld 1988 Geologisches Landesamt ISBN 3 86029 909 3 Elke Nickel Oligozane Beckendynamik und Sequenzstratigraphie am Sudrand des Nordwesteuropaischen Tertiarbeckens Dissertation Bonn 2003 urn nbn de hbz 5n 03036Weblinks BearbeitenGeologischer Dienst NRW Erdbebenalarmsystem EAS NRWEinzelnachweise Bearbeiten a b Walter Roland et al Geologie von Mitteleuropa 5 Auflage Schweizerbarth sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1992 ISBN 3 510 65149 9 S 69ff The Lower Rhine Graben System Roer Valley Graben Modern Seismicity Memento des Originals vom 20 Juli 2006 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www astro oma be Abgerufen am 1 Marz 2008 spiegel de 22 Februar 2016 Interview mit Christoph Grutzner G Drozdzewski u a Sedimentation und Tektonik im Palaozoikum und Postpalaozoikum der 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Klostermann J Kremers amp R Roder Rezente tektonische Bewegungen in der Niederrheinischen Bucht Fortschr Geol Rheinld u Westf Krefeld 1998 Bd 37 S 557 571 Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Risikoanalyse im Bevolkerungsschutz 2019 Drucksache 19 23825 vom 21 Oktober 2020 51 062166666667 6 6138333333333 Koordinaten 51 4 N 6 37 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geologie der Niederrheinischen Bucht amp oldid 221095173