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Die Richterskala ist eine Magnitudenskala zur Angabe der Starke von Erdbeben Sie basiert auf Amplitudenmessungen von Seismogrammaufzeichnungen die in relativ geringer Distanz von wenigen hundert Kilometern zum Epizentrum gewonnen wurden Sie ist daher auch unter dem Begriff Lokalbeben Magnitude bekannt Charles Richter Miterfinder und Namenspatron der Richterskala um 1970Fur die Bestimmung der Starke von Erdbeben werden heutzutage Aufzeichnungen von Messgeraten genutzt die auf der gesamten Erdoberflache verteilt sind Der daraus ermittelte Wert wird meist auf der Momenten Magnituden Skala als Momenten Magnitude M w displaystyle M mathrm w angegeben Falschlich wird in der Presse dabei haufig von Werten der Richterskala gesprochen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Grundlagen 3 Ableitung 4 Einteilung der Skalenwerte 4 1 Richter Magnituden 4 2 Negative Werte 5 Bezug zu anderen Skalen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDie Skala wurde von Charles Francis Richter und Beno Gutenberg am California Institute of Technology 1935 entwickelt und anfanglich als ML Skala Magnitude Local bezeichnet In seiner grundlegenden Veroffentlichung An instrumental Earthquake Magnitude Scale im Bulletin of the Seismological Society of America wandte Charles Francis Richter die erstmals von K Wadati 1931 publizierte grundlegende Idee einer instrumentellen Erdbebenskala auf kalifornische Erdbeben an Grundlagen BearbeitenAufgrund ihrer Definition ist die Richterskala nach oben unbegrenzt die physikalischen Eigenschaften der Erdkruste machen aber ein Auftreten von Erdbeben der Starke 9 5 oder hoher nahezu unmoglich da das Gestein nicht genug Energie speichern kann und sich vor Erreichen dieser Starke entladt Die haufig in den Medien verwendete Bezeichnung nach oben offen soll die instrumentelle Richterskala von den Intensitatsskalen abgrenzen mit denen haufig Starke und Zerstorungskraft eines Erdbebens charakterisiert werden Die meisten Magnitudenskalen erreichen im oberen Wertebereich eine Sattigung Wachst die beim Beben freigesetzte Energie weiter an andert sich die Magnitude dann nur noch wenig und die Skala verliert ihre Linearitat Auch die Richterskala unterliegt diesem Phanomen sie ist fur Angaben oberhalb der Magnitude 6 5 daher nicht geeignet Daruber hinausgehende Werte beziehen sich in der Regel auf andere Magnitudenskalen Ableitung BearbeitenDer angegebene Wert die Magnitude oder Grossenklasse leitet sich aus dem dekadischen Logarithmus der maximalen Amplitude Auslenkung im Seismogramm ab Die Bestimmung der Magnitude erfolgt nach folgender Beziehung 1 M L log 10 A max A 0 displaystyle M mathrm L log 10 left frac A max A 0 right nbsp wobei Amax den maximalen Ausschlag in Mikrometer mm angibt mit der ein kurzperiodisches Standardseismometer Wood Anderson Seismograf ein Beben in einer Entfernung von 100 km zum Epizentrum aufzeichnen wurde Der Bezug A 0 displaystyle A 0 nbsp muss zwecks Korrektur gegebenenfalls auf die Verhaltnisse fur Beben in abweichenden Entfernungen angepasst werden Dazu wird die Dampfung der Amplitude berucksichtigt die wiederum von der regionalen Geschwindigkeits und Dampfungsstruktur vom Alter der Erdkruste und deren Zusammensetzung von der Herdtiefe sowie von den Warmeflussbedingungen abhangt Streng genommen sind diese Kalibrierungsfunktionen nach Richter nur fur Sudkalifornien gultig und mussen fur andere Regionen der Erde gesondert bestimmt werden 1 Wegen des dekadischen Logarithmus bedeutet der Anstieg der Magnitude um einen Punkt auf der Skala einen etwa zehnfach hoheren Ausschlag Amplitude im Seismogramm und naherungsweise die 32 fache Energiefreisetzung im Erdbebenherd Eine Magnitude von zwei oder weniger wird als Mikroerdbeben bezeichnet da es von Menschen oft nicht wahrgenommen werden kann und nur von lokalen Seismografen erfasst wird Beben mit einer Starke von etwa 4 5 und hoher sind stark genug um von Seismografen auf der ganzen Welt erfasst zu werden Allerdings muss die Starke uber 5 liegen um als massiges Erdbeben angesehen zu werden Einteilung der Skalenwerte BearbeitenDen Magnitudenwerten lassen sich typische Effekte im Bereich des Epizentrums zuordnen Es ist zu beachten dass die Intensitat und dadurch die Bodeneffekte nicht nur von der Magnitude abhangen sondern auch von der Distanz zum Epizentrum der Tiefe des Erdbebenherdes unter dem Epizentrum und den lokalen geologischen Bedingungen 2 Richter Magnituden Bearbeiten Richter Magnituden Einteilungder Erd bebenstarke Erdbebenauswirkungen Haufigkeitder Ereignisseweltweit ca freigesetzte Energie TNT Aquivalent Energie 3 lt 2 0 Mikro Mikro Erdbeben nicht spurbar 8000 pro Tag ab Magnitude 1 0 bis 1 t bis 4 2 GJ 2 0 lt 3 0 extrem leicht Generell nicht spurbar jedoch gemessen 1500 pro Tag 1 bis 32 t 4 2 bis 132 GJ 3 0 lt 4 0 sehr leicht Oft spurbar Schaden jedoch sehr selten 135 pro Tag 32 bis 1000 t 132 bis 4200 GJ 4 0 lt 5 0 leicht Sichtbares Bewegen von Zimmergegenstanden Erschutterungsgerausche meist keine Schaden 35 pro Tag 1 bis 32 kt 4 2 bis 132 TJ 5 0 lt 6 0 mittelstark Bei anfalligen Gebauden ernste Schaden bei robusten Gebauden leichte oder keine Schaden 4 pro Tag1600 pro Jahr 32 bis 1000 kt 132 bis 4200 TJ 6 0 lt 7 0 stark Zerstorung im Umkreis bis zu 70 km 130 pro Jahr 1 bis 32 Mt 4 2 bis 132 PJ 7 0 lt 8 0 gross Zerstorung uber weite Gebiete 13 pro Jahr 32 bis 1000 Mt 132 bis 4200 PJ 8 0 lt 9 0 sehr gross Zerstorung in Bereichen von einigen hundert Kilometern 0 9 pro Jahr 1 bis 32 Gt 4 2 bis 132 EJ 9 0 lt 10 0 extrem gross Zerstorung in Bereichen von tausend Kilometern 5 in 122 Jahren 1952 60 64 2004 11 32 bis 1000 Gt 132 bis 4200 EJ 10 0 globaleKatastrophe noch nie registriert vermutlich hat der Asteroideneinschlag im Yucatan vor 66 Millionen Jahren ein Beben von 11 0 ausgelost Schatzungsweise 30 bis 50 m hohe Tsunamiwellen sorgten fur weltweite Uberflutungen der Landmassen 1 in 66 Mio Jahren ab 1000 Gt ab 4200 EJ Die Richterskala ist messtechnisch nach oben auf Magnitude 6 5 begrenzt Hohere Magnituden starkerer Beben werden mit der Momenten Magnituden Skala MW bestimmt Der Begriff Mikro Erdbeben oder Mikrobeben wird uneinheitlich verwendet Er bezeichnet allgemein Beben niedriger Intensitat 4 Der United States Geological Survey USGS definiert Mikrobeben als Beben bis zu einer Magnitude von 3 0 5 6 Andere Quellen definieren sie als Beben mit einer Magnitude bis 2 0 7 8 Mikrobeben sind in der Regel fur Menschen nicht wahrnehmbar Negative Werte Bearbeiten Richter hatte seinerzeit die Magnitude 0 auf einen Wert der Bodenschwingung bezogen der ihm als der kleinstmogliche jemals messbare Wert erschien daher legte er einen Seismometer Ausschlag von einem Mikrometer in 100 Kilometer Entfernung vom Herd des Erdbebens als Nullpunkt fest Heute konnen mit modernen elektronischen Seismographen sogar uber 1000 mal kleinere Bodenbewegungen als in den 1930er Jahren gemessen werden Das bedeutet aber dass sehr schwache heute ganz lokal gerade noch messbare Erdbeben negative Magnituden bis etwa 2 bis 3 haben konnen 9 10 Wobei man sich im Klaren sein muss dass ein Beben der Starke 3 einer Energie von 125 J 30 mg TNT entspricht was dem Fallenlassen eines 6 kg Hammers aus 2 m Hohe entspricht d h Beben dieser Starke entstehen permanent durch nicht geologische Prozesse wie z B den Strassenverkehr Bauarbeiten Produktionsmaschinen Gewitter usw Derzeit nachweisbare Gravitationswellen entsprechen einer Starke von etwa 12 auf der Richterskala Bezug zu anderen Skalen BearbeitenTrotz des grundlegend anderen Ansatzes der Richterskala wird haufig versucht diese mit den Intensitatsskalen wie etwa der modifizierten und mehrfach weiterentwickelten Mercalliskala des Italieners Giuseppe Mercalli 1850 1914 in Bezug zu setzen Auf einer weiteren Intensitatsskala der so genannten MSK Skala Medwedew Sponheuer Karnik Skala wird die Starke eines Bebens beispielsweise in zwolf Starkegraden angegeben Die Abstufung orientiert sich sowohl an subjektiven als auch an objektiven Kriterien In Japan ist als Intensitatsskala die JMA Skala verbreitet als Magnitudenskala wird die JMA Magnituden Skala herangezogen Seit geraumer Zeit wird in vielen Fallen auch die Momenten Magnituden Skala Abkurzung MW angegeben deren Bestimmungsgrossen auf den physikalischen Parametern im Erdbebenherd beruhen Der logarithmische Zusammenhang zwischen Energie und Magnitude lasst sich naherungsweise zusammenfassen mit M 2 2 3 log 10 W displaystyle M 2 frac 2 3 log 10 W nbsp bzw W 10 1 5 M 2 A max 100 A 0 1 5 31 6 M 1000 displaystyle W 10 1 5 M 2 left frac A max 100 A 0 right 1 5 approx frac 31 6 M 1000 nbsp wobei M die Magnitude und W die aquivalente explosive Energie in Tonnen TNT ist Siehe auch BearbeitenErdbeben von Valdivia 1960 das Erdbeben mit der weltweit grossten jemals aufgezeichneten Magnitude Seismograph Vulkanexplosivitatsindex Liste der starksten BebenLiteratur BearbeitenCharles F Richter An instrumental earthquake magnitude scale In Bulletin of the Seismological Society of America Band 25 Nr 1 Januar 1935 ISSN 0037 1106 S 1 32 B Gutenberg C F Richter Seismicity of the Earth and Associated Phenomena Princeton University Press Princeton NJ 1949 englisch Weblinks BearbeitenVerstandliche Erklarung zur Richterskala und ihren Mythen bei Quarks amp Co Alaska Railroad Earthquake Tabelle aus der die o g logarithmische Beziehung ersichtlich ist Was ist die Magnitude und was ist die Intensitat eines Erdbebens Einzelnachweise Bearbeiten a b Peter Bormann Hrsg IASPEI New Manual of Seismological Observatory Practice GeoForschungsZentrum Potsdam 2002 USGS FAQ Measuring Earthquakes Memento des Originals vom 15 November 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www2 usgs gov meta evolutions de Memento des Originals vom 17 Marz 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www meta evolutions de microearthquake In Merriam Webster Dictionary Online Abgerufen am 18 Januar 2015 USGS nach Kayal J R Microearthquake Seismology and Seismotectonics of South Asia 2008 S 1 3 Pressemitteilung Tiefe Geothermie und Mikrobeben Anhang Definition von Mikrobeben In Informationsdienst Wissenschaft idw online Geothermische Vereinigung Bundesverband Geothermie e V 23 September 2009 abgerufen am 18 Januar 2015 William Spence Stuart A Sipkin und George L Choy Measuring the Size of an Earthquake In Earthquakes and Volcanoes Band 21 Nr 1 1989 web archive org abgerufen am 21 September 2021 glossary microearthquake California Institute of Technology Southern California Earthquake Data Center abgerufen am 18 Januar 2015 Prof Dr Peter Bormann GeoForschungsZentrum Potsdam pdf Nach oben offen pragt sich besser ein Der Seismologe Thomas Kenkmann spricht im TR Interview uber Erdbeben Messverfahren und die Genauigkeit der Richter Skala vom 31 August 2012 ErdbebenskalenIntensitatsskalen Europaische Makroseismische Skala EMS Environmental Seismic Intensity Scale ESI 2007 INQUA Skala Chinesische seismische Intensitatsskala Liedu Medwedew Sponheuer Karnik Skala MSK Modifizierte Mercalli Skala MM JMA Skala Shindo Sieberg SkalaMagnitudenskalen Codamagnitude Md Energiemagnitude ME Einheitsmagnitude m JMA Magnitude Mj Mjma Lokalmagnitude Richterskala ML Mantelmagnitude Mm Momentenmagnitude MW Oberflachenwellenmagnitude MS Raumwellenmagnitude mB und mb kurzperiodisch Historische Skalen Mercalliskala Mercalli Cancani Sieberg Skala MCS Mercalli Wood Neuman Skala MWN Medwedew Skala GEOFIAN Skala Ōmoriskala Rossi Forel Skala RF Normdaten Sachbegriff GND 7576375 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richterskala amp oldid 237362387