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Die Gartenmelde Atriplex hortensis auch Garten Melde 1 Spanischer Salat Spanischer Spinat und Orache genannt ist eine Pflanzenart in der Familie der Fuchsschwanzgewachse Amaranthaceae Sie ist eine der altesten Kulturpflanzen und wird oder wurde als Gemuse Salat Heil Farber sowie Zierpflanze verwendet Sie wurde im Jahr 2000 vom Naturschutzbund Deutschland zur Nutzpflanze des Jahres gewahlt GartenmeldeGartenmelde Atriplex hortensis IllustrationSystematikOrdnung Nelkenartige Caryophyllales Familie Fuchsschwanzgewachse Amaranthaceae Unterfamilie ChenopodioideaeTribus AtripliceaeGattung Melden Atriplex Art GartenmeldeWissenschaftlicher NameAtriplex hortensisL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Blutenstand und Blute 1 3 Frucht und Samen 1 4 Chromosomenzahl 2 Okologie 3 Inhaltsstoffe 4 Vorkommen und Entstehung der Kulturform 5 Taxonomie 6 Trivialnamen 7 Nutzung 7 1 Nahrungspflanze 7 2 Heilpflanze 7 3 Farbstoffpflanze 7 4 Nachwachsender Rohstoff 7 5 Zierpflanze 8 Kultivierung 9 Literatur 9 1 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung BearbeitenVegetative Merkmale Bearbeiten Die Gartenmelde ist eine einjahrige krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen von bis zu 2 5 Metern Die oberirdischen Pflanzenteile besitzen eine leicht bemehlte Oberflache und sind oft rot uberlaufen Der steif aufrechte grun gestreifte Stangel ist schrag oder abstehend verzweigt und im Querschnitt stumpf viereckig Die wechselstandig angeordneten Laubblatter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert Der Blattstiel ist 0 3 bis 4 Zentimeter lang Die beidseitig matt dunkelgrune oder rote lappige oberflachlich eingebuchtete Blattspreite ist bei einer Lange von 5 bis 25 Zentimetern und einer Breite von 3 bis 18 Zentimetern langlich eiformig bis dreieckig mit spiessformiger oder stumpf abgeschnittener Basis Der Blattrand ist ganzrandig oder seicht buchtig gezahnt Im Laufe der Ausbildung von Bluten und Samen verandert sich die Blattform hin zu schmaleren ovalen Blattern s Bild der roten Gartenmelde mit Fruchtstanden nbsp Rote Gartenmelde mit noch unreifen Fruchtstanden nbsp Grune Gartenmelde mit noch unreifen Fruchtstanden nbsp Fruchtstand nbsp Blutenstand mit vorwiegend Bluten nbsp Blutenstand mit vorwiegend Bluten nbsp Weibliche Blute mit zwei Vorblattern und ohne Perigon weibliche Blute ohne Vorblatter und 5 Perigonblattern und mannliche Blute nbsp Blute nbsp Weibliche Blute mit zwei Vorblattern rechts vorderes entferntBlutenstand und Blute Bearbeiten Die Gartenmelde bluht in den Gemassigten Breiten von Juli bis September Die Bluten stehen in der Achsel von Tragblattern in Knaueln in end oder seitenstandigen zusammengesetzten ahrigen Blutenstanden zusammen Die grunen oder roten Bluten sind mannlich weiblich oder zwittrig Zwittrige Bluten ohne Vorblatter enthalten funf langliche Blutenhullblatter Tepalen sowie funf Staubblatter und einen horizontalen Fruchtknoten Bei rein mannlichen Bluten fehlt der Fruchtknoten bei weiblichen horizontalen Bluten sind die Staubblatter nicht entwickelt Die stets weiblichen vertikalen Bluten werden von zwei Vorblattern umhullt Blutenhullblatter sind nicht vorhanden sie enthalten nur einen vertikalen Fruchtknoten Frucht und Samen Bearbeiten Der Fruchtstand ist wegen seines Gewichtes oft stark uberhangend Die vertikale Frucht bleibt von den halbtransparenten Vorblattern umhullt die sich zur Fruchtzeit auf etwa 15 Millimeter vergrossern kurz gestielt sind und nur an der stumpfen oder etwas ausgerandeten Basis miteinander verbunden sind Die Form der Vorblatter ist rundlich bis eiformig ganzrandig und nicht oder kaum zugespitzt Ihre Oberflache zeigt eine netzartige Aderung In den horizontalen Bluten umgeben die Blutenhullblatter die horizontale Frucht Eine dunne Fruchtwand umschliesst den Samen Diese Scheinfruchte sind verschieden gestaltet flach rundlich geflugelt 5 bis 10 Millimeter gross Es gibt zwei Samentypen Heterokarpie die sowohl in vertikalen als auch in horizontalen Bluten vorkommen Die gelbbraunen Samen mit einem Durchmesser von 3 bis 4 Millimeter und matter und durchscheinender Samenschale sind sofort keimfahig Die schwarzen Samen mit einem Durchmesser von nur 1 5 bis 2 Millimetern und glatter dicker ledriger Samenschale keimen erst nach zwei Jahren Chromosomenzahl Bearbeiten Die Chromosomenzahl betragt 2n 18 2 Okologie BearbeitenDie Gartenmelde ist eine C3 Pflanze mit normaler Blattanatomie 3 Die Bestaubung erfolgt durch Selbstbestaubung oder Windbestaubung auch die Ubertragung der Pollen durch Insekten ist moglich 4 Die Ausbreitung der Diasporen es sind die Scheinfruchte erfolgt als Windstreuer Segelflieger Regenschwemmling Inhaltsstoffe BearbeitenDie Gartenmelde ist wie viele andere Gemuse reich an Vitaminen A C und Mineralstoffen Kalzium Kalium Magnesium Phosphor und Protein Ahnlich wie Spinat enthalt sie auch Oxalsaure jedoch in geringerer Menge als dieser In den Samen der Gartenmelde ist Saponin enthalten was deren abfuhrende Wirkung erklart Vorkommen und Entstehung der Kulturform BearbeitenDie Gartenmelde ist in ganz Europa im Mittelmeergebiet uber Mittelasien bis nach China weit verbreitet 5 Ihre Heimat ist Vorderasien und der Orient In den Tropen ist sie selten zu finden Archaologische Funde lassen darauf schliessen dass sie bereits seit Jahrtausenden kultiviert wird Als Wildform wird die Art Atriplex aucheri vermutet die in Mittelasien vorkommt Geschmackstests lassen eine Zuchtung aus der Glanz Melde Atriplex sagittata dagegen unwahrscheinlich erscheinen da diese einen brennend bitteren Geschmack hinterlasst Bereits den Griechen war die Melde wohlbekannt und sie wurde damals nicht nur in den Mittelmeerlandern sondern auch bis nach Tibet und Bengalen kultiviert Die fruheste Beschreibung stammt von Theophrastos von Eresos 371 287 v Chr Die Griechen nannten die Pflanze Atraphaxis Andraphax oder auch Chrysolachanon was Goldgemuse bedeutet und sich wohl auf die gelbgrunen munzenartigen Fruchte bezieht Bei den Romern wurde die Melde Atriplex genannt vermutlich wegen der dreieckigen triplex Blattform Die Romer brachten die Pflanze ahnlich wie den Mangold dann nach Mitteleuropa Fruhe archaologische Nachweise sind Kuchenabfalle in Romerkastellen Die Verwendung der Gartenmelde als Nahrungsmittel in Europa wurde erst durch Einfuhrung des Spinats um etwa 1200 zuruckgedrangt In Deutschland wird die Gartenmelde heute relativ selten kultiviert Sie kommt unbestandig verwildert in Ackern und kurzlebigen Unkrautfluren vor 1 Taxonomie BearbeitenDie Gartenmelde Atriplex hortensis zahlt zur Gattung Atriplex Sektion Atriplex 3 Sie gehort zur Tribus Atripliceae in der Unterfamilie Chenopodioideae innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewachse Amaranthaceae In dieser Familie sind inzwischen die Gansefussgewachse Chenopodiaceae enthalten Die Erstbeschreibung von Atriplex hortensis erfolgte 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum 2 S 1053 6 Atriplex hortensis wurde als Typusart Lectotypus der Gattung Atriplex ausgewahlt 2 Synonyme von Atriplex hortensis L sind Chenopodium hortense L E H L Krause 2 und Atriplex microtheca Moq 5 Von der Gartenmelde existieren mindestens vier Varietaten Gelbe Melde oder Weisse Melde Atriplex hortensis var atrosanguinea Diese Kulturform mit hellgrunen fast gelben Blattern wird am meisten angebaut Grune Melde Atriplex hortensis var hortensis Synonym Atriplex hortensis var sativa Sie ist eine kraftige Pflanze mit starkem kantigem verzweigendem Stangel und besitzt dunkelgrune eher runde glattrandige Blatter Rote Melde Atriplex hortensis var rubra L Sie fallt durch karminrote Stangel und Blatter auf Die Unterseiten der unteren Blatter sind kraftig pink Ihre braunen Samen sind leicht nierenformig und dunkel rotbraun Diese Form wird vor allem als Zierpflanze Trockenblume gezogen kann aber genauso wie die anderen Varietaten in der Kuche verwendet werden Halbrote Melde diese Form wird selten angebaut Trivialnamen BearbeitenIm deutschsprachigen Raum werden oder wurden fur diese Pflanzenart zum Teil nur regional auch die folgenden weiteren Trivialnamen verwandt Burckhart Grunkraut Schlesien Loboda Niederlausitz Malten Matterskraut Gottingen Meilde mittelhochdeutsch Melda Melden Mell Mecklenburg Altmark Eifel Melle Dortmund Gottingen Unterweser Melta althochdeutsch Milde mittelhochdeutsch Groot Mill Pommern Milt mittelhochdeutsch Milten mittelhochdeutsch Molta althochdeutsch Heimisch Molten Molte Osterreich Muolta fruh althochdeutsch Muolhta fruh althochdeutsch Mylde mittelhochdeutsch und Mylden mittelhochdeutsch 7 In alten lateinischen Texten meint atriplex die Gartenmelde 8 Nutzung BearbeitenNahrungspflanze Bearbeiten Gartenmelde wird entweder zubereitet wie Spinat oder junge Blatter werden roh im Salat verwendet In Frankreich isst man die Gartenmelde mit Sauerampfer Beim Kochen der roten Varietat verlieren die Blatter die Farbe nicht obwohl das Kochwasser noch eine Suppe farben kann Der Geschmack der Blatter ist angenehm mit einer bitteren Komponente Fur Kinder ist Gartenmelde angenehmer als Spinat wohl wegen des geringeren Oxalsaure Gehalts Auch die Samen sind gekocht essbar Gemahlen dienten sie in Notzeiten als Mehlzusatz Sie enthalten Vitamin A aber auch Saponine 9 Heilpflanze Bearbeiten Die Gartenmelde wurde fruher als vielseitige Heilpflanze genutzt Die Blatter wirken harntreibend Diuretikum Blatter und Samen dienten als Brechmittel Emetikum und als Abfuhrmittel Purgativa Sie wurden ausserdem zur Anregung des Stoffwechsels als Fruhjahrskur und bei nervoser Erschopfung verwendet In der Volksmedizin wurden damit auch Lungenkrankheiten behandelt Ausserlich angewendet sollen die Blatter bei Gicht helfen Die Samen wurden vermischt mit Wein bei Gelbsucht verabreicht Einreibungen aus dem Saft der ganzen Pflanze galten als Volksheilmittel bei Hautkrankheiten und Geschwuren im Rachen 9 Farbstoffpflanze Bearbeiten Aus den Samen kann ein blauer Farbstoff gewonnen werden 9 Bereits im Mittelalter wusste man dass Melde die Haare schwarz und Stoffe grun farben kann Nachwachsender Rohstoff Bearbeiten Die Gartenmelde kann zur Produktion von Biomasse angebaut werden In Schweden wurden damit Ertrage von 14 Tonnen pro Hektar erzielt in sudlicheren Gebieten sind hohere Ertrage zu erwarten Nach Extrahierung des Proteins aus den Blattern bleiben mehr als 13 Tonnen Biomasse als Nebenprodukt ubrig die zur Herstellung von Biokraftstoffen dienen konnen 9 Zierpflanze Bearbeiten Die rotlaubigen Kulturformen der Gartenmelde werden im Garten als Blattschmuck verwendet Kultivierung BearbeitenIn den Gemassigten Breiten wird die Gartenmelde ahnlich wie der Spinat kultiviert Die Samen werden ab Februar mit 30 bis 60 cm Abstand an offener Stelle 2 cm tief in den Boden gesteckt spater wird ausgedunnt Die Gartenmelde wird als Jungpflanze verwendet also etwa nach 40 bis 60 Tagen je nach Wetter Eine wiederholte Aussaat ist daher sinnvoll Bei voller Sonne wachst sie am besten braucht dann aber auch entsprechend Wasser bei trockenem Wetter wachsen die Pflanzen langsamer und bilden fruher Samen Die Gartenmelde toleriert Durre 30 bis 140 mm Niederschlag jahrlich Frost auch saure Boden pH 5 0 bis 8 2 Hitze Salz Sand und Unkraut Der Ertrag liegt bei 450 bis 800 kg Blattgemuse pro Hektar 14 t Biomasse pro Hektar sind moglich davon 1 t Protein Der Anbau erfolgt hauptsachlich nichtkommerziell Die Pflanze wird teilweise regelmassig und stark von Lausen befallen Im Garten genugt es dann den betreffenden Stangel zu entfernen Literatur BearbeitenOliver Christoph Schwarz Beitrage zur Biologie Chorologie Okologie und Taxonomie der neophytischen Melde Atriplex micrantha und verwandter Arten Dissertation Uni Stuttgart 2004 pdf Volltext Abschnitte Beschreibung Entstehung der Kulturformen Ulla Grall Die Gartenmelde Nutzpflanze des Jahres 2000 Melde Pflicht im Garten mit Rezept fur Melde Tarte Memento vom 14 April 2014 im Internet Archive aus James A Duke Handbook of Energy Crops 1983 unpublished Gelin Zhu Sergei L Mosyakin Steven E Clemants Atriplex hortensis In Wu Zhengyi Peter H Raven Deyuan Hong Hrsg Flora of China Volume 5 Ulmaceae through Basellaceae Science Press Missouri Botanical Garden Press Beijing St Louis 2003 ISBN 1 930723 27 X S 362 englisch PDF Datei online Abschnitt Beschreibung Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrait 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b Atriplex hortensis L Garten Melde FloraWeb de a b c Atriplex hortensis bei Tropicos org Missouri Botanical Garden St Louis a b Gudrun Kadereit Evgeny V Mavrodiev Elizabeth H Zacharias Alexander P Sukhorukov Molecular phylogeny of Atripliceae Chenopodioideae Chenopodiaceae Implications for systematics biogeography flower and fruit evolution and the origin of C4 Photosynthesis In American Journal of Botany Band 97 Nr 10 2010 S 1664 1687 Gartenmelde In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Abgerufen am 7 Oktober 2015 a b Pertti Uotila Chenopodiaceae pro parte majore In Euro Med Plantbase the information resource for Euro Mediterranean plant diversity Berlin 2011 Atriplex hortensis bei PESI Portal Erstbeschreibung eingescannt bei Biodiversity Heritage Library Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 S 51 online Wouter S van den Berg Hrsg Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolai Ms 15624 15641 Kon Bibl te Brussel met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolai Hrsg von Sophie J van den Berg N V Boekhandel en Drukkerij E J Brill Leiden 1917 S 203 a b c d Eintrag bei Plants for A Future Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gartenmelde Atriplex hortensis Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Gartenmelde Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme 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