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Freienseen ist ein Stadtteil der Gemeinde Laubach im mittelhessischen Landkreis Giessen gelegen im Seenbachtal am Rande des Naturparks Vulkanregion Vogelsberg FreienseenStadt LaubachKoordinaten 50 34 N 9 3 O 50 561833333333 9 0454916666667 279 Koordinaten 50 33 43 N 9 2 44 OHohe 279 m u NHNFlache 15 33 km 1 Einwohner 850 ca 2 Bevolkerungsdichte 55 Einwohner km Eingemeindung 1 April 1972Postleitzahl 35321Vorwahl 06405Nordseite der Evangelischen Kirche FreienseenNordseite der Evangelischen Kirche Freienseen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Uberblick 1 2 Verwaltungsgeschichte im Uberblick 1 3 Gerichte seit 1803 1 4 Bevolkerung 1 5 Legende 2 Politik 3 Literatur 4 Weblinks 5 Anmerkungen 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenUberblick Bearbeiten Erstmals urkundlich erwahnt wurde Freyenseen in einer Urkunde des Landgrafen Otto am 26 Januar 1312 Weitere historische Ortsnamen sind Fryensehen 1340 Vriensende 1362 Freyensehena 1592 Das Dorf behauptete durch Kaiser Friedrich I Barbarossa 1125 1190 den Titel eines Freien Reichsdorfes erhalten zu haben und erwirkte im Jahre 1555 die Ausfertigung eines kaiserlichen Schutz und Schirmbriefes durch die Kanzlei Karls V Hiermit war zwar nicht das tatsachliche Bestehen dieser Rechte bestatigt die Bewohner machten jedoch geltend keiner Leibeigenschaft unterworfen zu sein und keinerlei Frondienste leisten zu mussen 3 Diese Position verteidigten sie in insgesamt 48 Prozessen vor dem Reichskammergericht und dem Reichshofrat 4 wahrend der Laubacher Graf das Dorf als selbstverstandlichen Teil seiner Herrschaft ansah und die Bewohner als Unsere ungehorsamen rebellischen Untertanen zu Freyenseen bezeichnete 5 Ein Nachweis fur die Behauptung die Reichsfreiheit durch Barbarossa oder einen anderen Kaiser erhalten zu haben existiert nicht Der Rechtshistoriker Bernhard Diestelkamp bemerkt dazu dass die uberlieferten Schriftquellen keinen anderen Schluss zu lassen als dass das Dorf Freienseen Teil der solms laubachischen Landesherrschaft war 6 Auch wahrend der Gebietsreform in Hessen in den 1970er Jahren versuchte die Gemeinde Freienseen langere Zeit jedoch erfolglos ihre kommunale Selbststandigkeit anstelle der vorgesehenen Eingliederung in die Stadt Laubach zu bewahren Die Evangelische Kirche Freienseen wird auch Dom des Seenbachtales genannt Der gotische Wehrturm stammte aus dem 13 Jahrhundert Das spatbarocke Kirchenschiff wurde 1773 vollendet Die Orgel stammt aus dem Jahr 1797 von Johann Andreas Heinemann und seinem Schwiegersohn Johann Peter Ruhl Vom 30 September 1903 bis zum 31 Mai 1959 war Freienseen mit der Seental Eisenbahn an die Bahnstrecke Friedberg Mucke angeschlossen Erzabbau wurde von 1867 bis in die 1960er Jahre betrieben In der Zeit des Nationalsozialismus bestand am sudlichen Ortsausgang von Freienseen ein Aussenlager des Arbeitserziehungslagers Heddernheim 7 Von 1942 bis 1945 waren hier in umzaunten Baracken bis zu 1 200 Zwangsarbeiter Kriegsgefangene und Haftlinge der Gestapo untergebracht Sie mussten unter anderem in einem ausgelagerten Rustungsbetrieb der Frankfurter Firma VDO im neuen Freienseener Tunnel arbeiten Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kam es in der Nahe des Dorfes zu einem Fliegermord Am 24 Dezember 1944 wurde hierbei der Pilot eines abgesturzten amerikanischen Jagdflugzeugs nach seiner Gefangennahme durch den ortlichen NSDAP Ortsgruppenleiter erschossen 8 Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Freienseen am 1 April 1972 gegen den Widerstand der Bevolkerung 9 in die Stadt Laubach eingegliedert 10 Verwaltungsgeschichte im Uberblick Bearbeiten Die folgende Liste zeigt die politischen Einheiten vom Heiligen Romischen Reich bis zur Bundesrepublik Deutschland in denen Freienseen lag sowie die Verwaltungseinheiten denen es unterstand 1 11 12 vor 1806 Heiliges Romisches Reich Grafschaft Solms Laubach Anteil an der Herrschaft Munzenberg Amt Laubach der Grafen Solms Laubach ab 1806 Grossherzogtum Hessen durch Rheinbundakte Oberfurstentum Hessen Amt Laubach der Grafen Solms Laubach 13 ab 1815 Deutscher Bund bis 1866 Grossherzogtum Hessen Provinz Oberhessen Amt Laubach der Grafen Solms Laubach 14 ab 1820 Grossherzogtum Hessen Provinz Oberhessen Amt Laubach Patrimonialgericht Standesherrliches Amt Laubach der Grafen Solms Laubach ab 1822 Grossherzogtum Hessen Provinz Oberhessen Landratsbezirk Hungen 15 Anm 1 ab 1837 Grossherzogtum Hessen Provinz Oberhessen Kreis Grunberg ab 1848 Grossherzogtum Hessen Regierungsbezirk Giessen ab 1852 Grossherzogtum Hessen Provinz Oberhessen Kreis Schotten ab 1867 Norddeutscher Bund Grossherzogtum Hessen Provinz Oberhessen Kreis Schotten ab 1871 Deutsches Reich Grossherzogtum Hessen Provinz Oberhessen Kreis Schotten ab 1918 Deutsches Reich Volksstaat Hessen Provinz Oberhessen Kreis Schotten ab 1938 Deutsches Reich Volksstaat Hessen Landkreis Giessen 16 Anm 2 ab 1945 Amerikanische Besatzungszone Gross Hessen Regierungsbezirk Darmstadt Landkreis Giessen ab 1946 Amerikanische Besatzungszone Hessen Regierungsbezirk Darmstadt Landkreis Giessen ab 1949 Bundesrepublik Deutschland Hessen Regierungsbezirk Darmstadt Landkreis Giessen ab 1977 Bundesrepublik Deutschland Hessen Regierungsbezirk Darmstadt Lahn Dill Kreis ab 1979 Bundesrepublik Deutschland Hessen Regierungsbezirk Darmstadt Landkreis Giessen ab 1981 Bundesrepublik Deutschland Hessen Regierungsbezirk Giessen Landkreis GiessenGerichte seit 1803 Bearbeiten In der Landgrafschaft Hessen Darmstadt wurde mit Ausfuhrungsverordnung vom 9 Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert Fur die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Giessen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Amter bzw Standesherren vorgenommen und somit war fur Freienseen ab 1806 das Patrimonialgericht der Grafen Solms Laubach in Laubach zustandig Nach der Grundung des Grossherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land bzw Stadtgerichte ubertragen Ab 1822 liessen die Grafen Solms Laubach ihre Rechte am Gericht durch das Grossherzogtum Hessen in ihrem Namen ausuben Landgericht Laubach war daher die Bezeichnung fur das erstinstanzliche Gericht das fur Freienseen zustandig war Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeubt wurde verzichtete der Graf 1823 17 Erst infolge der Marzrevolution 1848 wurden mit dem Gesetz uber die Verhaltnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 15 April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgultig aufgehoben 18 Anlasslich der Einfuhrung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1 Oktober 1879 infolge derer die bisherigen grossherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden wahrend die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Laubach und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Giessen 19 Am 1 Juli 1968 erfolgte die Auflosung des Amtsgerichts die Gemeinde Freienseen wurde dem Sprengels des Amtsgerichts Giessen zugelegt 20 Bevolkerung Bearbeiten Einwohnerstruktur 2011Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9 Mai 2011 in Freienseen 807 Einwohner Darunter waren 15 1 9 Auslander Nach dem Lebensalter waren 165 Einwohner unter 18 Jahren 333 zwischen 18 und 49 165 zwischen 50 und 64 und 144 Einwohner waren alter 21 Die Einwohner lebten in 321 Haushalten Davon waren 87 Singlehaushalte 87 Paare ohne Kinder und 111 Paare mit Kindern sowie 30 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften In 69 Haushalten lebten ausschliesslich Senioren und in 313 Haushaltungen lebten keine Senioren 21 Einwohnerentwicklung Freienseen Einwohnerzahlen von 1830 bis 2011Jahr Einwohner1830 1 0581834 1 0531840 1 0741846 1 0191852 9231858 8571864 8221871 7911875 7841885 6371895 6381905 7011910 7041925 6551939 6291946 9971950 9951956 9591961 9721967 8051980 1990 2000 2011 807Datenquelle Histo risches Ge mein de ver zeich nis fur Hessen Die Be vol ke rung der Ge mei nden 1834 bis 1967 Wies baden Hes sisches Statis tisches Lan des amt 1968 Weitere Quellen LAGIS 1 Zensus 2011 21 Religionszugehorigkeit 1830 1057 evangelische und ein katholischer Einwohner 1 1961 686 evangelische 170 romisch katholische Einwohner 1 Erwerbstatigkeit 1961 Erwerbspersonen 144 Land und Forstwirtschaft 195 Prod Gewerbe 36 Handel Verkehr und Nachrichtenubermittlung 45 Dienstleistung und Sonstiges 1 Legende Bearbeiten Die Bewohner werden die Frasch genannt da sie der Sage nach fur Barbarossas Nachtruhe sorgten als dieser um 1160 Jagdausfluge in den Vogelsberg von seiner Residenz in Gelnhausen aus unternommen haben soll Sie machten den quackenden Froschen in den umliegenden Tumpeln mit Stecken und Stangen den Garaus als der Kaiser in der Befestigung von Freienseen dem sogenannten Schlosshof geweilt haben soll Zur Belohnung habe Barbarossa dem Ort den Titel Freies Reichsdorf mit eigener Gerichtsbarkeit eigenem Wappen und Marktrecht verliehen Nachgewiesen ist diese Legende in gerichtlichen Zeugenaussagen ab 1555 Bernhard Diestelkamp ordnet sie als eine Legitimationslegende ein Sie offenbart eine gewisse Hilfslosigkeit gegenuber dem Umstand dass Freienseen sich in der Tat im Besitz kaiserlicher Privilegien befand ohne dass die Zeitgenossen sich erklaren konnten womit die Dorfbewohner sich diese verdient haben konnten 22 Politik BearbeitenOrtsvorsteher ist Hermann Hans Hermannski SPD 2 Literatur BearbeitenDiestelkamp Bernhard Ein Kampf um Freiheit und Recht Die prozessualen Auseinandersetzungen der Gemeinde Freienseen mit den Grafen zu Solms Laubach Koln u a 2012 ISBN 978 3 412 20841 7 Literatur uber Freienseen nach Register nach GND In Hessische Bibliographie Suche nach Freienseen In Archivportal D der Deutschen Digitalen BibliothekWeblinks BearbeitenDie Stadtteile im Internetauftritt der Stadt Laubach Freienseen Ortsgeschichte Infos In www freienseen de Private Website abgerufen am 14 April 2018 Freienseen Landkreis Giessen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Anmerkungen Bearbeiten Trennung zwischen Justiz Landgericht Laubach 1822 gingen die Rechte des standesherrlichen Amts Laubach an das Landgericht uber wo sie im Namen der Standesherren ausgeubt wurden und Verwaltung Im Zuge der Gebietsreform 1938 werden die drei hessischen Provinzen Starkenburg Rheinhessen und Oberhessen aufgelost Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Freienseen Landkreis Giessen Historisches Ortslexikon fur Hessen Stand 15 Marz 2018 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS a b Die Stadtteile im Internetauftritt der Stadt Laubach abgerufen im Februar 2016 Bernhard Diestelkamp Ein Kampf um Freiheit und Recht Koln u a 2012 S 17 19 Diestelkamp Ein Kampf um Freiheit und Recht Koln u a 2012 S 3 Diestelkamp Ein Kampf um Freiheit und Recht Koln u a 2012 S 21 Diestelkamp Ein Kampf um Freiheit und Recht Koln u a 2012 S 3 abweichend dazu Erhard Nietzschmann Die Freien auf dem Lande Ehemalige deutsche Reichsdorfer und ihre Wappen Melchior Wolfenbuttel 2013 ISBN 978 3 944289 16 8 S 32 Freienseen Stillgelegter Eisenbahntunnel Rustungsproduktion Topografie des Nationalsozialismus in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Koller H P 1995 Der Fliegermord von Freienseen Eine Dokumentation Giessen Magistrat der Stadt Laubach Die Laubacher Stadtteile Abgerufen am 25 Juli 2013 K H Gerstenmeier Hessen Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform Eine Dokumentation S 301 Melsungen 1977 Michael Rademacher Land Hessen Online Material zur Dissertation Osnabruck 2006 In eirenicon com Abgerufen am 1 Januar 1900 Grossherzogliche Centralstelle fur die Landesstatistik Hrsg Beitrage zur Statistik des Grossherzogtums Hessen Band 13 G Jonghause s Hofbuchhandlung Darmstadt 1872 OCLC 162730471 S 12 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Wilhelm von der Nahmer Handbuch des Rheinischen Particular Rechts Entwickelung der Territorial und Verfassungsverhaltnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins vom ersten Beginnen der franzosischen Revolution bis in die neueste Zeit Band 3 Sauerlander Frankfurt am Main 1832 OCLC 165696316 S 22 438 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Neuste Lander und Volkerkunde Ein geographisches Lesebuch fur alle Stande Kur Hessen Hessen Darmstadt und die freien Stadte Band 22 Weimar 1821 S 424 f online bei Google Books Georg W Wagner Statistisch topographisch historische Beschreibung des Grossherzogthums Hessen Provinz Oberhessen Band 3 Carl Wilhelm Leske Darmstadt 1830 S 135 online bei Google Books Gesetz uber die Aufhebung der Provinzen Starkenburg Oberhessen und Rheinhessen vom 1 April 1937 In Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler Hrsg Hessisches Regierungsblatt 1937 Nr 8 S 121 ff Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 11 2 MB Theodor Hartleben Hrsg Allgemeine deutsche Justiz Kameral und Polizeifama Band 2 Teil 1 Johann Andreas Kranzbuhler 1832 S 271 online bei Google Books Gesetz uber die Verhaltnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7 August 1848 In Grossherzog von Hessen Hrsg Grossherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1848 Nr 40 S 237 241 Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 42 9 MB Verordnung zur Ausfuhrung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einfuhrungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14 Mai 1879 In Grossherzog von Hessen und bei Rhein Hrsg Grossherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1879 Nr 15 S 197 211 Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 17 8 MB Zweites Gesetz zur Anderung des Gerichtsorganisationsgesetzes Andert GVBl II 210 16 vom 12 Februar 1968 In Der Hessische Minister der Justiz Hrsg Gesetz und Verordnungsblatt fur das Land Hessen 1968 Nr 4 S 41 44 Artikel 1 Abs 2 c und Artikel 2 Abs 4 d Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags PDF 298 kB a b c Ausgewahlte Daten uber Bevolkerung und Haushalte am 9 Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen PDF 1 1 MB Nicht mehr online verfugbar In Zensus 2011 Hessisches Statistisches Landesamt S 6 und 46 archiviert vom Original am 27 Oktober 2020 abgerufen im April 2022 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot statistik hessen de Diestelkamp Ein Kampf um Freiheit und Recht Koln u a 2012 S 11 Stadtteile von Laubach Altenhain Freienseen Gonterskirchen Laubach Lauter Munster Rothges Ruppertsburg mit Friedrichshutte Wetterfeld Normdaten Geografikum GND 4333290 0 lobid OGND AKS LCCN n96097982 VIAF 129173397 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freienseen amp oldid 229970804