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Elard Kurt Maria Furchtegott von Oldenburg Januschau 20 Marz 1855 in Beisleiden Kreis Preussisch Eylau 16 August 1937 in Marienwerder war ein deutscher Grossagrarier Lobbyist und Reichstagsabgeordneter Er gilt in der historischen Forschung als eines der einflussreichsten Mitglieder der Kamarilla um den Reichsprasidenten Paul von Hindenburg also jenes Kreises der die Politik des deutschen Reiches in der Spatphase der Weimarer Republik massgeblich bestimmte und als eine Schlusselfigur bei den Entwicklungen die schliesslich zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler fuhrten Elard von Oldenburg Januschau Inhaltsverzeichnis 1 Jugend Familie Gutsbesitz 2 Politisches Wirken im Kaiserreich 3 Mitglied der Kamarilla 3 1 Verstrickung in den Osthilfeskandal 4 Letzte Jahre und Nachwirken 5 Bewertung durch Zeitgenossen und Nachwelt 6 Schriften 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenJugend Familie Gutsbesitz BearbeitenElard von Oldenburg unter Hinzufugung des Besitznamens zunachst Elard von Oldenburg Beisleiden dann Elard von Oldenburg Januschau genannt wurde als Sohn einer ostelbischen Rittergutsbesitzerfamilie geboren die seit dem 18 Jahrhundert in Ostpreussen ansassig war Die Familie von Oldenburg entstammte dem bremischen Uradel und wurde erstmals 1247 urkundlich erwahnt Der Urgrossvater war als junger Mann in den Dienst Friedrichs des Grossen getreten und schliesslich zu dessen Flugeladjutanten aufgestiegen Nach dem Siebenjahrigen Krieg nahm er seinen Abschied und heiratete die Adelige Dorothea von der Trenck 1 Nach der Eheschliessung war der Vorfahr nach Ostpreussen ausgewandert und hatte dort 1801 das Gut Beisleiden erworben Oldenburg Januschaus Vater Botho von Oldenburg 1814 1888 ubernahm das Gut 1843 zur Bewirtschaftung In erster Ehe war der Vater mit der Freiin Brunsig von Brun 1818 1845 verheiratet mit der er drei Tochter und einen Sohn hatte der fruh starb Aus seiner zweiten Ehe mit Maria von Arnim 1829 1868 entstammte Sohn Elard Er war der vierte Sohn aus dieser Verbindung Die beiden altesten Sohne starben schon als Kinder wahrend Elard und sein alterer Bruder im Elternhaus aufwuchsen Im Jahre 1862 kaufte Elards Vater das ostlich von Rosenberg gelegene heruntergewirtschaftete Gut Januschau mitsamt dem spatklassizistischen Gutshaus aus dem 18 Jahrhundert um seinem jungsten Sohn einen landwirtschaftlichen Besitz hinterlassen zu konnen Das Dorf Januszewo oder Januschau wurde 1312 erstmals erwahnt und erhielt 1362 die Handfeste Nach dem Tod seiner Zweiten Frau heiratete sein Vater 1869 die Grafin Malwine Klara Marie von Eulenburg 1847 1917 Der junge Oldenburg Januschau besuchte die Schule in Konigsberg Halle und das Furstlich Stolberg sche Gymnasium 2 Wernigerode Auch besuchte er von 1871 bis 1873 ohne Abschluss des Abiturs 3 die Ritterakademie am Dom Brandenburg Dann wurde er Soldat Nach bestandenem Fahnrichsexamen trat er in das traditionsreiche 2 Garde Ulanen Regiment in Berlin ein wo er 1875 zum Leutnant befordert wurde Wahrend der acht Jahre seines aktiven Militardienstes lernte Januschau Kaiser Wilhelm I Otto von Bismarck Helmuth von Moltke und den Kriegsminister Albrecht von Roon personlich kennen Obwohl vom soldatischen Leben sehr angetan nahm er 1883 zu diesem Zeitpunkt im Rang eines Seconde Leutnants nach dem fruhen Tod seines alteren Bruders Boto 1852 1882 seinen Abschied um sich der Verwaltung und Bewirtschaftung des Familienguts widmen zu konnen Nach dem Tod des Vaters ubernahm er im Jahre 1885 ebenso das Gut Beisleiden Beisleiden war Fideikommiss und etwa 2044 ha gross 4 Sein Januschau mit Vorwerk Wilhelmswalde beinhaltete 1200 ha davon 336 ha Wald 5 In Berlinnahe erwarb er spater noch das Rittergut Lichterfelde Kreis Ober Barnim Umfang 680 ha 6 1884 heiratete Elard von Oldenburg Januschau Agnes Grafin von Kanitz Aus der Ehe die bis zu seinem Tod Bestand hatte gingen drei Tochter hervor die Elard ihrerseits achtzehn Enkel gebaren Durch seine Heirat knupfte er familiare Bande zu einer der politisch einflussreichsten Familien des Kaiserreiches Sein Schwager der Landrat Hans von Kanitz einer der bedeutendsten Parlamentarier seiner Zeit fuhrte Januschau in die Politik ein und betrieb seine Aufnahme in den Kreis der konservativen Reichstagsabgeordneten Elards Schwippschwager war der General Heinrich Graf von Lehndorff Steinort der Generaladjutant Wilhelm I Im Jahre 1888 wurde er Ehrenritter des Johanniterordens Rechtsritter dann 1894 und spater Konventsmitglied der Preussischen Genossenschaft der Kongregation und deren stellvertretender Kommendator 7 Politisches Wirken im Kaiserreich BearbeitenOldenburg Januschau war einer der Fuhrer der Deutschkonservativen Der von seinen Standesgenossen Januschauer genannte Politiker galt sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik als der Prototyp des urkonservativen militaristischen antidemokratischen und antiparlamentarischen ostelbischen Junkers Als einer der fuhrenden Landwirte Westpreussens leitete v Oldenburg Januschau uber zwei Jahrzehnte sowohl den Provinzialverband des Bundes der Landwirte als auch die Westpreussische Landwirtschaftskammer Seine Karriere fuhrte ihn uber den Kreistag den Provinziallandtag und den Provinzialausschuss ins Preussische Abgeordnetenhaus 1901 bis 1910 sowie schliesslich in den Reichstag dem er von 1902 bis 1912 fur die Konservative Partei und den Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Danzig 1 und 1930 bis 1932 fur die DNVP gewahlt im nunmehrigen Wahlkreis 1 Ostpreussen als Mitglied angehorte Er war wegen seiner radikal antiparlamentarischen und antidemokratischen Auffassungen bei seinen Mitparlamentariern und in der Offentlichkeit beruchtigt In den Gremien trat er mit seiner unkonventionellen derben und humorvollen Art insbesondere fur die Interessen der Landwirtschaft des Militars und des Hauses Hohenzollern ein Insbesondere fiel er wegen der markigen Wortwahl mit der er diese Ansichten kundtat auf Sein Lieblingsfeind im Parlament war August Bebel der Parteivorsitzende der Sozialdemokraten Mit Bebel lieferte er sich u a eine heftige verbale Auseinandersetzung uber Sinn bzw Unsinn des Stechschrittes der preussischen Soldaten den Bebel als entmenschlicht kritisiert hatte Wahrend der Daily Telegraph Affare stellte er sich als einziger Abgeordneter schutzend vor den Kaiser und titulierte die Sozialdemokraten die seine Rede storten als Schweinebande In weiteren aufsehenerregenden Ansprachen inner und ausserhalb des Parlaments ausserte Oldenburg Januschau unter anderem dass er den Deutschen gern eine Verfassung einbrennen wolle dass ihnen Horen und Sehen vergehen wurden Am 29 Januar 1910 sorgte er wahrend der Reichstagsdebatte uber den Militaretat reichsweit fur grosses Aufsehen als er im Plenum des Reichstages in seiner Rede erklarte Der Konig von Preussen und der Deutsche Kaiser muss jeden Moment imstande sein zu einem Leutnant zu sagen Nehmen Sie zehn Mann und schliessen Sie den Reichstag 8 Bei seinen konservativen Fraktionskollegen erregte er mit dieser provokativen Aufforderung zum direkten Verfassungsbruch lebhaften Zuspruch bei den ubrigen Parlamentariern hingegen insbesondere bei den Sozialdemokraten rief er energischen Protest hervor Die Rede zog tumultartige Szenen im Parlament nach sich sodass Oldenburg Januschau sich genotigt sah tagelang nicht im Reichstag zu erscheinen und sich vor der emporten Offentlichkeit eine Zeitlang im Offizierskasino einer Kaserne zu verbergen der Volkszorn gegen Oldenburg Januschau ging so weit dass ein Mann der falschlicherweise fur ihn gehalten wurde vor dem Portal des Reichstages von einer aufgebrachten Menschenmenge attackiert wurde In einigen Stadten kam es sogar zu offentlichen Protestversammlungen gegen Oldenburg Januschau Am 27 November 1910 legte er in diesem Zusammenhang sein Mandat in der preussischen Abgeordnetenkammer in Berlin nieder Neben seiner Tatigkeit als Reichstagsabgeordneter war Oldenburg Januschau auch als Prasident der Westpreussischen Landwirtschaftskammer tatig Die Bekanntschaft mit dem damals pensionierten General von Hindenburg ergab sich aufgrund der beiderseitigen Zugehorigkeit zum Herrenklub der ostelbischen Gutsbesitzer Die beiden pflegten bereits vor dem Ersten Weltkrieg freundschaftlichen Umgang miteinander Mitglied der Kamarilla BearbeitenNach dem Ersten Weltkrieg in dem Januschau trotz seines fortgeschrittenen Alters Kommandeur eines Infanterieregiments wurde eine Position die er bis 1917 ausubte blieb sein Einfluss in Politik und Agrarwirtschaft ungebrochen In den 1920er Jahren spielte Januschau erneut eine prominente Rolle auf der offentlichen Buhne In seinen Memoiren gibt Januschau unumwunden zu 1919 1920 an Staatsstreichplanen beteiligt gewesen zu sein Noch Anfang 1920 habe er seinen Freund Wolfgang Kapp der im Marz 1920 in Berlin gemeinsam mit dem General von Luttwitz in Berlin einen Putschversuch unternahm davon abzuhalten versucht die Hauptstadt als Ausgangspunkt eines Staatsstreichversuches zu wahlen als dieser ihn gesprachsweise in seine Plane einweihte Stattdessen habe er ihn gedrangt als wesentlich vielversprechendere Ausgangsbasis Ostpreussen zu wahlen und den geplanten Schlag von dort aus zu fuhren Nachdem sein personlicher Freund und Standesgenosse Paul von Hindenburg bei der Reichsprasidentenwahl 1925 ins hochste Staatsamt gewahlt worden war begann Januschau im Rahmen seiner engen Beziehung zum Staatsoberhaupt aus dem Hintergrund heraus erneut Einfluss auf die deutsche Politik auszuuben Heute wird er in der Forschung zu jenem einflussreichen in der Literatur meist als Kamarilla bezeichneten Kreis von Schattenmannern um Hindenburg gerechnet der die politischen Entscheidungen des Reichsprasidenten massgeblich beeinflusste und mitunter sogar steuerte In seinen Erinnerungen die weite offentliche Verbreitung fanden raumt Januschau ein dass seine Versuche der Einflussnahme auf den Reichsprasidenten auf eine Beseitigung des Parlamentarismus und Herstellung einer Diktatur abzielten 9 Infolgedessen befurwortete er energisch das System der Prasidialkabinette sowie Papens Preussenschlag staatsrechtlich fragwurdige Absetzung der geschaftsfuhrenden Landesregierung von Preussen vom 20 Juli 1932 Verstrickung in den Osthilfeskandal Bearbeiten Zwanzig Kilometer von Januschau lag das alte Hindenburgische Stammgut Neudeck das dem Bruder des Feldmarschalls und Reichsprasidenten gehort hatte Es war in der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre nicht zu halten gewesen musste von der Familie aufgegeben werden und befand sich infolgedessen im Besitz einer Bank In den spaten 1920er Jahren nachdem Paul von Hindenburg 1925 zum Reichsprasidenten gewahlt worden war bemuhte sich Oldenburg Januschau um den Ruckkauf des Hindenburg schen Gutes um es dem Freund und Vertrauten zuruckschenken zu konnen Er wandte sich dazu zunachst an Vertreter der Grosslandwirtschaft dann auch an solche der Schwerindustrie die schliesslich die Mittel fur einen Ruckkauf des Gutes und sogar noch fur einen Neubau des Gutshauses und zur Renovierung der dazugehorigen Gebaude spendeten Das Gut wurde Hindenburg 1927 anlasslich seines 80 Geburtstages zum Geschenk gemacht Die Schenkungsurkunde wurde ihm auf dem Gut Januschau uberreicht Die Besitzurkunde wurde jedoch auf seinen Sohn Oskar von Hindenburg ausgestellt um so die Erbschaftsteuer zu umgehen Dieser Steuertrick war zwar vollkommen legal war aber da er mit Wissen und Billigung und zum Profit des Reichsprasidenten also des Oberhauptes und obersten Reprasentanten des Staates der naturgemass eine Vorbildfunktion erfullen sollte und seiner Familie vollzogen wurde moralisch im hochsten Masse anruchig Als im Rahmen der Weltwirtschaftskrise viele der ostelbischen Grossgrundbesitze existentiell bedroht waren kam Hindenburg seinen Standesgenossen zur Hilfe indem er ihnen grosszugige staatliche Zuschusse zur Sanierung ihrer Guter zukommen liess In diesem Zusammenhang traten jedoch Unregelmassigkeiten ubergebuhrlich hohe Zahlungen an einzelne Junkerfamilien Bezuschussung von Verwandten des Reichsprasidenten zweckfremder Einsatz der staatlichen Mittel fur rein private Zwecke u a die 1932 in den Fokus der Presse und der Offentlichkeit zu gelangen begannen Die Folge war der sogenannte Osthilfeskandal zu dem sich die Angelegenheit im Herbst 1932 durch immer weiter gehende Enthullungen der Presse auszuweiten begann Man nimmt heute an dass die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei bzw der parteiinterne Geheimdienst verschiedene belastende Tatsachen die ihm bekannt geworden waren absichtsvoll der Presse zutrug um so durch immer neue bedrohliche Enthullungen in der Offentlichkeit den Druck auf den eine Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zu dieser Zeit kategorisch ablehnenden Hindenburg zu erhohen indem man zunachst seine personlichen Freunde und Standesgenossen ins Fadenkreuz offentlicher Kritik und Verargerung ruckte gleichzeitig aber dem Umfeld des Reichsprasidenten zu verstehen gab dass eine Regierung Hitler die Erhebung neuer Vorwurfe verhindern und die bestehenden Angriffe unterbinden wurde Besonders unangenehm wurde die Lage fur die Familie als in der Presse erste Indizien bezuglich der zweifelhaften Praktiken ruchbar wurden die bei der Schenkung des Gutes Neudeck an den Reichsprasidenten angewandt worden waren insbesondere die zweifelhafte Umgehung der Erbschaftsteuer Joseph Ersing Zentrum und Kurt Heinig SPD die Berichterstatter des parlamentarischen Untersuchungsausschusses brachten hervor dass der Hindenburg Freund ein unstatthaftes Entschuldungsdarlehen von 621 000 Reichsmark erhalten hatte Der Ministerialdirektor Ernst Reichard vom Reichskommissariat fur die Osthilfe musste am 20 Januar gegenuber dem Ausschuss den Fall Oldenburg Januschau bestatigen Der Reichslandbund wurde infolgedessen beim Reichsprasidenten vorstellig mit der Forderung Reichskanzler von Schleicher zu entlassen Oldenburg Januschau besuchte Hindenburg in der letzten Woche des Januar 1933 auf Gut Neudeck Die dabei erfolgende Aussprache trug nach Aussage des damaligen Staatssekretars des Reichsprasidenten Otto Meissner bei den Nurnberger Kriegsverbrecherprozessen viel zu Hindenburgs Entscheidung bei Hitler zum Reichskanzler zu ernennen Spatere Vertreter der These dass Oldenburg Januschau in erheblicher Weise Mitverantwortung fur die Zerstorung der Weimarer Republik und ihre Beerbung durch die Nationalsozialisten tragt waren unter anderem der ehemalige stellvertretende Berliner Burgermeister Ferdinand Friedensburg der in den fruhen 1920er Jahren als Verwaltungsbeamter mit Oldenburg Januschau zu tun hatte 10 der Publizist Bernt Engelmann Einig gegen Recht und Freiheit und Historiker wie Ian Kershaw oder Hans Mommsen Letzte Jahre und Nachwirken BearbeitenNach dem sogenannten Rohm Putsch am 30 Juni 1934 intervenierte Januschau bei Hindenburg zugunsten des von den Nazis inhaftierten ehemaligen Stahlhelmfuhrers Theodor Duesterberg dessen Freilassung er so erreichen konnte Hindenburg der von dieser Massnahme nichts erfahren hatte war daruber sehr erbost Der letzte offentliche Auftritt Oldenburg Januschaus war die Teilnahme am Begrabnis seines Freundes Paul von Beneckendorff und von Hindenburg 1934 im Tannenberg Denkmal zu der er in der Uniform der Garde Ulanen erschien Zu dieser Zeit schrieb er auch seine Memoiren nieder Im Sommer 1937 verstarb Oldenburg Januschau im Alter von 82 Jahren Drei Jahre spater im August 1940 folgte ihm seine Gattin Nach dem Tode des Grossvaters ubernahm sein Enkelsohn Heinfried Graf von Lehndorff 1908 1945 das Gut Januschau und verwaltete es bis 1945 Das Gut war zuletzt 2 826 ha gross 1945 wurde das Gutshaus Januschau Sitz der sowjetischen Kommandantur fur die Region Nach dem Abzug der Roten Armee und massiven Plunderungen verfiel das Gutshaus im Laufe der Jahre immer mehr bis nur noch eine Ruine ubrig war Seit 2001 befindet sich das Gut im Besitz der polnischen Familie Zdun die den Plan verfolgt die Uberreste des Gutshauses in ein Hotel umzuwandeln Bewertung durch Zeitgenossen und Nachwelt BearbeitenElard von Oldenburg Januschau war wahrend der gesamten Dauer seines offentlichen Wirkens eine ausserst umstrittene Figur Der politischen Linken galt er uber Jahrzehnte hinweg als Prototyp des ostelbischen Junkers und als Musterbeispiel eines bornierten Reaktionars Auf Seiten der Rechten erfreute Oldenburg Januschau sich demgegenuber ausgesprochener Beliebtheit Weithin beruchtigt waren derbe Ausspruche mit denen der alte Januschauer das politische Geschehen kommentierte Sozialdemokraten und Liberale aber auch einige gemassigte Konservative sahen Bemerkungen wie die dass es ihn Januschau mehr interessiere wieviele Ferkel eine Sau in Gut Januschau bekommt als die geistreichste Rede des Abgeordneten Richter als Ausdruck einer groben und ungehobelten Geistesart Andere wie der konservative Reichskanzler Franz von Papen wiegelten solche Vorwurfe als unzutreffend ab So nahm Papen Oldenburg Januschau spater in seinen Memoiren mit der Erklarung in Schutz Oldenburg Januschau war trotz seiner ausserlich oft verletzenden Art im Kern ein herzensguter Mensch Seine Arbeiter vergotterten ihn weil er vaterlich fur sie sorgte und an all ihren Noten Anteil nahm 11 Der nationalsozialistische Propagandaminister Joseph Goebbels vertraute seinem Tagebuch in der Spatphase der Weimarer Republik an dass er in Oldenburg Januschau einen Kerl von echtem Schrot und Korn erblicke den wir Nationalsozialisten immer gut gebrauchen konnten 12 Wahrend der Rest der DNVP Kalk sei so Goebbels sei Oldenburg Januschau zwar auch reaktionar aber ertraglich und dabei als einziger in der DNVP ein Kerl und Mann 13 Besonders den Einfluss Oldenburg Januschaus auf Hindenburg sah Goebbels als einen politischen Faktor an den man nicht ungenutzt lassen durfe so schrieb er am 28 Januar 1933 in der entscheidenden Phase des Machtkampfes der mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler endete Hitler muss ran aber wie Der Alte Hindenburg will nicht Also bohren Ich muss den Januschauer bearbeiten 14 Von Papen insistierte spater in seinen Memoiren dass Hindenburgs Verstimmung gegenuber Bruning im Sommer 1932 die zu der Entlassung des Kanzlers fuhrte nicht den Einflusterungen Oldenburg Januschaus zuzuschreiben sei sondern ihren Ursprung in einer personlichen Verstimmung des Reichsprasidenten gehabt habe Er ist von dem Verdacht freizusprechen Brunings Stellung 1932 einsturzreif geschossen zu haben 15 Von Zeitgenossen wurde ihm zugeschrieben das Zitat Vox populi vox Rindvieh gepragt zu haben 16 welches spater durch Franz Josef Strauss bekannt wurde Oldenburg Januschau selbst hat jedoch darauf hingewiesen dass das Zitat Vox populi vox bovi von General Friedrich von Wrangel aus der Revolutionszeit von 1848 stammt 17 Die Zentrumszeitung Germania schrieb 1910 Herr von Oldenburg ist ein Draufganger der die Verwendung moglichst kraftiger und drastischer Redewendungen als Sport betreibt Es kommt ihm augenscheinlich mehr darauf an seine Gegner durch seine Worte zu argern und zu verbluffen als seine innere Herzensmeinung mit wohluberlegter Absicht zu offenbaren 18 Schriften BearbeitenErinnerungen Koehler amp Amelang Leipzig 1936 Literatur BearbeitenHelmut Neubach Oldenburg Januschau Elard von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 513 f Digitalisat Detlef Gotter Oldenburg Januschau ein Reprasentant des preussischen Junkertums s l 1978 Halle Wittenberg Univ Diss 1978 Fabian von Schlabrendorff Begegnungen in funf Jahrzehnten Wunderlich Tubingen 1979 ISBN 3 8052 0323 3 S 51 f Weblinks BearbeitenElard von Oldenburg Januschau in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Zeitungsartikel uber Elard von Oldenburg Januschau in den Historischen Pressearchiven der ZBWAnmerkungen Bearbeiten Es handelt sich dabei um dem preussischen Major a D Georg Christoph von Oldenburg 27 Oktober 1724 5 September 1783 der Wilhelmine Sophie Dorothea von der Trenck 29 Dezember 1739 5 Dezember 1798 geheiratet hatte Der Major war Herr auf Beydritten Strawischken Smitten Sudau und Mischen Vgl Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Hauser 1905 Jg 6 Justus Perthes Gotha 1904 S 586 Digitalisat Jahres Bericht des Graflich Stolbergischen Gymnasiums zu Wernigerode uber das Schuljahr von Ostern 1869 bis 1870 mit welchem zu der offentlichen Prufung am 7 April ehrerbietigst einladet der Rector Wilhelm Bachmann Druck von B Angerstein Wernigerode 1870 S 51 uni duesseldorf de abgerufen am 10 Oktober 2021 Walter von Leers Die Zoglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a H 1905 1913 In Verein der ehemaligen Zoglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a H Hrsg Die Zoglinge der Ritterakademie zu Brandenburg Band I von IV Zoglings RA No 1328 Sein Bruder Boto RA No 1294 Selbstverlag Druck P Riemann Belzig Ludwigslust 1913 DNB 361143532 S 287 298 staatsbibliothek berlin de abgerufen am 19 August 2022 Julius Ernst J Hansen Niekammer s Guter Adressbucher Band III Landwirtschaftliches Guter Adressbuch fur die Provinz Ostpreussen 1920 Verzeichnis samtlicher Ritterguter Guter und grosseren Bauernhofe der Provinz mit Angabe der Guts Eigenschaft Des Grundsteuer Reinertrages der Gesamtflache und des Flacheninhaltes der einzelnen Kulturen In Standardwerk der Land und Forstwirtschaft 3 Auflage Reichenbach sche Verlagsbuchhandlung Leipzig 1920 S 296 297 martin opitz bibliothek de abgerufen am 10 Oktober 2021 Oskar Kohler Kurt Schleising Niekammer s Landwirtschaftliches Guter Adressbucher Band II Landwirtschaftliches Guter Adressbuch fur die Provinz Grenzmark Posen Westpreussen sowie Freistaat Danzig Ostpr Reg Bez Marienwerder 1922 Verzeichnis samtlicher Ritterguter Guter und grosseren Bauernhofe der Provinz Mit Unterstutzung der Provinzialbehorden und zustandigen Kammern und Korperschaften nach amtlichen Quellen und auf Grund unmittelbarer Angaben bearbeitet In LAB 3 Auflage Reichenbach sche Verlagsbuchhandlung Leipzig 1922 S 96 97 d nb info abgerufen am 10 Oktober 2021 Ernst Seyfert Hans Wehner Alexander Haussknecht GF Hogrefe Niekammer s Landwirtschaftliches Guter Adressbucher Band VII Landwirtschaftliches Adressbuch der Ritterguter Guter und Hofe der Provinz Brandenburg 1929 Verzeichnis samtlicher Ritterguter Guter und Hofe von ca 20 ha aufwarts In Mit Unterstutzung von Staats und Kommunalbehorden sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin sowie der Kreislandbunde 4 Auflage Verlag Niekammer s Adressbuchern GmbH Leipzig 1929 S 47 martin opitz bibliothek de abgerufen am 10 Oktober 2021 Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St Johannis vom Spital zu Jerusalem nach dem Stande vom 10 Marz 1931 In Johanniterorden Hrsg Mitgliederverzeichnis mit Status der Ritter Selbstverlag Berlin 10 Marz 1931 S 44 47 d nb info abgerufen am 10 Oktober 2021 Zitiert nach Stenographische Berichte des Reichstages XII Legislaturperiode 2 Session Bd 259 S 898 Elard von Oldenburg Januschau Erinnerungen Koehler amp Amelang Leipzig 1936 S 218 Ferdinand Friedensburg Dienstantritt in Ostpreussen Ein Beitrag zur Geschichte der Weimarer Republik in Monat 1968 20 242 31 36 Franz von Papen Vom Scheitern einer Demokratie 1968 S 162 Ausserdem sei Oldenburg Januschau ein Original ein amusanter Erzahler aber auch ein furchtloser Verfechter seiner Meinung und dies zu allen Zeiten gegenuber dem Kaiser gegenuber Landtag und Reichstag und gegenuber den Nationalsozialisten Nie nahm er ein Blatt vor den Mund sondern sagte auf einen Angriff einmal Na ich weiss ja ich bin immer der Eichbaum an dem jede Sau sich schubbet Elke Frohlich Hrsg Die Tagebucher von Joseph Goebbels Teil 1 Bd 2 I Munchen 2005 S 127 An gleicher Stelle bemerkt Goebbels dass er sich energisch gegen Oldenburg Januschaus Absicht sein Reichstagsmandat niederzulegen eingesetzt habe Frohlich Tagebucher S 162 Dass Oldenburg Januschau haufiger bei Hindenburg zugunsten der Nationalsozialisten vorsprach geht aus einer Reihe weiterer Tagebucheintrage hervor so am 13 Januar 1931 S 123 Ich beknie den alten OJ Er geht noch zu Hindenburg Soll fur uns pladieren Er mag mich sehr gerne leiden Umarmte mich als er mich sah Am 15 Oktober 1931 S 125 Ich bearbeite den alten Januschauer Er geht morgen zu Hindenburg Dann S 157 Der alte Januschau schreibt mir sorgenvolle Briefe Ausfuhrlich und sehr loyal geantwortet Der Alte verdient das Am 3 Dezember 1931 S 162 Der alte Januschau schreibt mir einen sehr lieben Brief Franz von Papen Vom Scheitern einer Demokratie v Hase u Koehler Mainz 1968 S 162 Der gerade Weg Deutsche Zeitung fur Wahrheit und Recht Hrsg Fritz Gerlich Jg 5 25 Januar 1933 Verlag und Druckerei G J Manz Regensburg 1933 S 7 Erinnerungen S 118 119 Herr von Oldenburg Januschau in Germania Zeitschrift Anzeiger der Romisch Germanischen Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts Nr 26 Joseph Baer amp Co Frankfurt am Main 2 Februar 1910 S 1 Vorsitzende des Westpreussischen Provinziallandtags Hermann Conrad 1878 1885 Heinrich Graf von Rittberg 1885 1890 Leo von Grass Klanin 1891 1909 Heinrich Graf von Keyserlingk 1910 1916 Elard von Oldenburg Januschau 1917 1919 Siehe auch Westpreussen und Provinziallandtag Preussen Abgeordnete des Reichstagswahlkreises Regierungsbezirk Danzig 1 Wilhelm von Brauchitsch 1867 1877 Otto Hausburg 1877 1878 Wilhelm von Minnigerode 1878 1884 Bernhard von Puttkamer 1884 1890 Richard zu Dohna Schlobitten 1890 1893 Bernhard von Puttkamer 1893 1902 Elard von Oldenburg Januschau 1902 1918 Normdaten Person GND 117593907 lobid OGND AKS VIAF 72175405 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oldenburg Januschau Elard vonALTERNATIVNAMEN Oldenburg Januschau Elard Kurt Maria Furchtegott von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Grossagrarier Lobbyist und Politiker Deutschkonservative Partei DNVP MdRGEBURTSDATUM 20 Marz 1855GEBURTSORT Beisleiden Kreis Preussisch EylauSTERBEDATUM 16 August 1937STERBEORT Marienwerder Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elard von Oldenburg Januschau amp oldid 237702956