www.wikidata.de-de.nina.az
Einheitsbahnhof war die Bezeichnung fur ein genormtes Bahnhofsempfangsgebaude das die Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahnen KWStE vorwiegend fur Nebenbahnen erbaute Von 1892 bis etwa 1903 entstanden landesweit 59 Bauten in drei verschiedenen Varianten Gleisseite des Bahnhofs von Kupferzell Typ IIa Aufnahme von 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Typen und Ausstattung 3 Stil 4 Im Modell 5 Liste der Einheitsbahnhofe 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Eroffnungsabschnitte des wurttembergischen Staatsbahnnetzes mit Einheitsbahnhofen rot markiert Ausbaustand 1920 In Wurttemberg gedachte der Staat zunachst den Bau von Nebenbahnen privaten Initiativen zu uberlassen Nachdem nur wenige Unternehmen diese Moglichkeit aufgriffen kam es erst 1887 zum Gesetz fur den Bau der ersten staatlichen Nebenbahn von Schiltach nach Schramberg Die Strecken Nagold Altensteig Reutlingen Honau und Waldenburg Kunzelsau folgten bald darauf Da die Mittel des Staats fur den Streckenbau begrenzt waren und er die finanzielle Unterstutzung der meist wenig beguterten Anliegergemeinden einforderte galt das Gebot der Sparsamkeit unter anderem auch fur die Bahnhofsbauten Bei den Strecken Schiltach Schramberg eroffnet Oktober 1892 Nagold Altensteig eroffnet Dezember 1891 und Reutlingen Honau eroffnet Juni 1892 entstanden noch individuelle Bahnhofsbauten Die im Oktober 1892 eroffnete Strecke Waldenburg Kunzelsau war die erste bei der die KWStE aufgrund des Kostendrucks dazu uberging die Bahnhofsgebaude zu normieren Im Gegensatz zu den ahnlichen Bauten der Strecke Reutlingen Honau waren die Einheitsbahnhofe schlichter gestaltet so entfiel beispielsweise das Kruppelwalmdach zugunsten eines Satteldachs Bis ungefahr 1903 kam der wurttembergische Einheitsbahnhof auf allen neu erbauten Nebenbahnen der KWStE bei vielen Bahnhofen zur Anwendung danach noch einmal 1908 beziehungsweise 1911 auf der Wieslauftalbahn in Rudersberg und in Welzheim Er war der einzige landesweit identisch erbaute Bahnhofstyp Spatestens zu Beginn des 20 Jahrhunderts galt der Einheitsbahnhof mit seinem Chaletstil mit dem aufkommenden Heimatstil als nicht mehr zeitgemass Zudem nahm die KWStE bei den spater erbauten Bahnhofsbauten verstarkt Rucksicht auf regionale Architekturelemente so dass gleiche Typen nur noch entlang einer Strecke entstanden Der einzige fur eine Hauptbahn erbaute Einheitsbahnhof befindet sich in Stuttgart Munster an der Guterumgehungsbahn Stuttgart Unterturkheim Kornwestheim Die private Filderbahn Gesellschaft erbaute ihre Bahnhofsgebaude zwischen Mohringen und Neuhausen auf Grundlage dieses Typs und wandelte ihn nur leicht ab Nachdem das Bahnhofsgebaude von Kupferzell an der Kochertalbahn bei dem es sich wahrscheinlich um den ersten Einheitsbahnhof uberhaupt handelt nicht mehr benotigt wurde wurde es von 1989 bis 1990 in das Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen transloziert und 2000 am neuen Haltepunkt Wackershofen der Bahnstrecke Crailsheim Heilbronn wiedereroffnet Dort kann es heute in originalgetreu restauriertem Zustand besichtigt werden Typen und Ausstattung Bearbeiten nbsp Typ IIa in Steinheim an der Murr nbsp Typ IIa aus Kupferzell im Freilandmuseum Wackershofen nbsp Typ IIIa in Brackenheim Plan von etwa 1896Die Bauten entstanden je nach Bedeutung des Bahnhofs in drei unterschiedlich grossen Typen I IIa IIIa wobei bei den grosseren spater jeweils eine gestreckte Variante entwickelt wurde IIb IIIb Der Typ stand nicht unmittelbar in Zusammenhang mit der Rangklasse des Bahnhofs meist kamen die Typen I und II fur die Bahnhofsklasse IV Haltestelle und der Typ III fur die Klasse III Station zur Ausfuhrung Allen gemeinsam ist der Mittelbau an den zur einen Seite hin der Guterschuppen und zur anderen Seite hin meist eine offene Wartehalle angebaut wurde Der Typ I Dienstgebaude ohne Wohnung war einstockig acht Meter lang sieben Meter breit und verfugte uber Dienstraum einen Warteraum und einen kleinen Eingangsraum mit Fahrkartenausgabe Der Typ IIa Dienstgebaude mit einer Wohnung fur den Vorstand war zweistockig Dachgeschoss 8 5 Meter lang und sieben Meter breit Im Erdgeschoss gab es den Dienstraum einen Warteraum und Eingangsraum mit Fahrkartenausgabe Die knapp bemessene Dienstwohnung fur den Bahnhofsvorstand erstreckte sich uber das erste Obergeschoss und das Dachgeschoss Der grossere Typ IIb war mit zehn Metern langer und verfugte in der Lange uber vier anstatt drei Fenster Der Typ IIIa Dienstgebaude mit je einer Wohnung fur den Stationsmeister und einen verheirateten Warter war ebenfalls zweistockig mass aber in der Lange elf Meter und in der Breite acht Meter Das Erdgeschoss verfugte neben dem Eingangs und dem Dienstraum uber separate Warteraume der 2 und der 3 Klasse Im ersten Obergeschoss lag die Wohnung des Bahnhofsvorstands dem zusatzlich im Dachgeschoss ein Raum zur Verfugung stand Die weiteren Raume im Dachgeschoss waren fur einen Warter vorgesehen Der grossere Typ IIIb war mit 12 5 Meter langer und verfugt meist uber Doppelfenster Besonderes Merkmal des Typ III sind die paarweise angeordneten bullaugenartigen Fenster an der Giebelseite des Dachgeschosses Die Fundamente der Einheitsbahnhofe ruhen bereits auf einem Betonsockel Der Sockel des Gewolbekellers wurde mit behauenen Werksteinen verblendet Das Erdgeschoss und das erste Stockwerk entstanden in ausgemauerter Fachwerkbauweise und wurden mit Holz verkleidet Das Dach bedecken Doppelfalzziegel Der ursprungliche Anstrich bestand vermutlich in der Regel aus hellen und dunklen Braun Tonen wobei die Deutsche Bundesbahn oft bei einem Neuanstrich zu blau grauen Tonen uberging wie beispielsweise in Marbach an der Lauter Oberstenfeld oder Maselheim Die Einrichtung der Bahnhofe wie Uhren Ofen und Mobel entstand aus Normalien in Massenproduktion Fur die Beleuchtung kam von Anfang an elektrisches Licht zum Einsatz Die Wartehalle misst funf mal funf Meter Sofern der Bahnhof noch in Betrieb war wurde die Halle meist durch ein modernes Wartehauschen ersetzt Lediglich von Owen und Unterlenningen ist eine Nutzung bis in die heutige Zeit uberliefert Der Guterschuppen der Typen I und II ist 5 8 Meter breit beim Typ III sind es 6 4 Meter Die Lange variiert stets in Abhangigkeit vom erwarteten Frachtaufkommen oft musste der Schuppen nachtraglich verlangert werden Wartehalle und Guterschuppen entstanden in verbretterter nicht vermauerter Fachwerkbauweise die Dacher wurden mit Zinkblech gedeckt Zu den Bahnhofen gehorte jeweils ein standardisiertes Abtrittgebaude das aus hygienischen Grunden entfernt vom Empfangsgebaude lag Hier befand sich auch die nach Dienst und Privatholz getrennte Holzlege Bei den bewohnten Typen II und III gab es immer einen Nutzgarten fur das Bahnpersonal Stil Bearbeiten nbsp Bahnhof in Mannenbach Salen stein Kanton Thurgau Januar 2009 Die wurttembergischen Einheitsbahnhofe verfugen aussen uber eine Bretter Verschalung und Schindeln wobei letztere nur bei den Typen II und III fur das Erdgeschoss zum Einsatz kamen Die Fassungen der Turen und Fenster sowie die Enden der Sparren und der Dachbalken sind verziert Charakteristisch ist das weit hervorragende Gebalk Die Bauten vermitteln mit ihrem sparsamen und rustikalen Erscheinungsbild weniger die meist historistisch gepragte Bahnhofsarchitektur der 1890er Jahre sondern eher den Chalet oder Landhausstil der 1870er Jahre der den Architekten vermutlich fur ein landliches Bahnhofsgebaude angemessen schien So ahnelt der Einheitsbahnhof alteren Bahnhofen im Alpenvorland beispielsweise dem 1875 eroffneten Mannenbacher Bahnhof an der Seelinie im Schweizer Kanton Thurgau Zum Zeitpunkt der Erbauung galt der Typus wohl bereits als veraltet spatestens aber mit dem Aufkommen des verspielteren Heimatstils Anfang des 20 Jahrhunderts Im Modell BearbeitenDie meistgebauten Typen IIa und IIIa fanden ihren Weg in das Programm der Modelleisenbahn Hersteller Kibri bietet den Typ IIa als Bahnhof Unterlenningen in Nenngrosse N und als Bahnhof Dettingen in Nenngrosse H0 Von Faller gibt es den Typ IIIa in N und H0 als Modell des Guglinger Bahnhofs und seit 2022 den Typ IIa in H0 in Form des Bahnhofs Gomadingen Die Firma Noch bietet in Zusammenarbeit mit Toppmodell einen Bausatz des Honauer Bahnhofs des Vorlaufers des Typs III als H0 Modell an Toppmodell bot ebenso Bausatze des Typs I als Kleinbottwar und Haag Das Unternehmen Busch hat einen Lasercut Bausatz des Empfangsgebaudes Kupferzell ins Programm aufgenommen Liste der Einheitsbahnhofe Bearbeiten nbsp Murr Typ I nachtraglich aufgestockt nbsp Typ IIIa in Marbach b Munsingen nbsp Stuttgart Mohringen Typ IIIa nbsp Geislingen Altenstadt Typ IIbDie Liste nennt alle erbauten Einheitsbahnhofe sortiert nach Eroffnungsabschnitten der Eisenbahnstrecken Kochertalbahn Waldenburg Kunzelsau Okt 1892 Kupferzell IIa Haag Wurtt I Reutlingen Schelklingen Honau Munsingen Okt 1893 Engstingen IIa Kohlstetten IIa Gomadingen IIa Marbach b Munsingen IIIa Munsingen IIIa ohne Erker und Bullaugen Munsingen Schelklingen Aug 1900 Mehrstetten IIa Hutten IIa Bottwartalbahn Marbach Beilstein Mai 1894 Murr I 1923 aufgestockt Steinheim Murr IIa Kleinbottwar I Grossbottwar IIIa Hof und Lembach I Oberstenfeld IIa Beilstein Wurtt IIIa Beilstein Ilsfeld Nov 1899 Auenstein IIa Ilsfeld IIIa Ilsfeld Heilbronn Sud Dez 1900 Talheim IIa Heilbronn Sontheim IIIa Zabergaubahn Lauffen Guglingen Aug 1896 Meimsheim IIa Brackenheim IIIa Frauenzimmern Cleebronn IIa Guglingen IIIa Guglingen Leonbronn Okt 1901 Pfaffenhofen Wurtt IIa Zaberfeld IIa Leonbronn IIa Stuttgart Unterturkheim Kornwestheim Unterturkheim Kornwestheim Okt 1896 Stuttgart Munster IIIa Federseebahn Schussenried Buchau Okt 1896 Buchau Wurtt IIIa Stuttgart Mohringen Neuhausen auf den Fildern Stuttgart Mohringen Neuhausen Fildern Dez 1897 die private Filderbahn Gesellschaft ubernahm den Typ mit kleinen Anpassungen Stuttgart Mohringen IIIa Echterdingen IIIa Bernhausen IIIa Neuhausen Filder IIIa Teckbahn Kirchheim Oberlenningen Okt 1899 Dettingen Teck IIa Owen Teck IIIa Unterlenningen IIa Oberlenningen IIIa Ochsle Warthausen Ochsenhausen Nov 1899 Apfingen IIa Maselheim IIa Reinstetten IIa Ochsenhausen IIIa Blaufelden Langenburg Blaufelden Langenburg Jan 1900 Raboldshausen IIa Gerabronn IIIa Ludwigsruhe IIa Langenburg IIIa Murgtalbahn Freudenstadt Klosterreichenbach Nov 1901 Freudenstadt Stadt IIIb Friedrichstal IIa mit Abweichungen Baiersbronn IIIa mit Abweichungen Klosterreichenbach IIIb Lautertalbahn Sussen Weissenstein Dez 1901 Donzdorf IIIb Nenningen IIa Weissenstein Wurtt IIIb Geislingen Steige Wiesensteig Geislingen Wiesensteig Okt 1903 Geislingen Altenstadt IIb Bad Uberkingen IIb Hausen Fils IIa Deggingen IIb Bad Ditzenbach vmtl IIa Muhlhausen Gruibingen IIa Wiesensteig IIIb Wieslauftalbahn Schorndorf Rudersberg Nov 1908 Rudersberg IIb Rudersberg Welzheim Nov 1911 Welzheim IIIb Zusatzlich erhielt der nachtraglich erbaute Bahnhof Ebhausen an der Strecke Nagold Altensteig 1895 96 ein Bahnhofsgebaude vom Typ IIa Literatur BearbeitenAlbrecht Bedal Fruhe Sekundarbahn und erster Einheitsbahnhof Zur Geschichte des Kupferzeller Bahnanschlusses In Der Bahnhof aus Kupferzell Die Geschichte eines wurttembergischen Stationsgebaudes und der Nebenbahn Waldenburg Kunzelsau Hohenloher Freilichtmuseum Schwabisch Hall 2001 ISBN 3 9806793 3 0 S 45 60 Rainer Stein Der wurttembergische Einheitsbahnhof auf Nebenbahnen In Eisenbahn Journal Wurttemberg Report Band 1 Nr V 96 Merker Furstenfeldbruck 1996 ISBN 3 922404 96 0 S 80 83 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Einheitsbahnhof Wurttemberg Album mit Bildern Videos und Audiodateien Abbildungen der Einheitsbahnhofe vom Typ I in der Sammlung Hans Noller beim Landesarchiv Baden Wurttemberg Haag Kleinbottwar Hof und LembachKarte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Einheitsbahnhof Wurttemberg amp oldid 229351472