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Frauenzimmern ist ein Dorf im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg das seit 1971 zu Guglingen gehort FrauenzimmernStadt GuglingenWappen von FrauenzimmernKoordinaten 49 4 N 9 2 O 49 070555555556 9 025 199 Koordinaten 49 4 14 N 9 1 30 OHohe 199 mFlache 3 96 km Einwohner 945 31 Dez 2021 1 Bevolkerungsdichte 239 Einwohner km Eingemeindung 1 Juli 1971Postleitzahl 74363Vorwahl 07135 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Wappen 4 Sehenswurdigkeiten 5 Verkehr 6 Personlichkeiten 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksGeographie BearbeitenFrauenzimmern liegt am linken Ufer der Zaber etwa zwei Kilometer ostlich von Guglingen Geschichte BearbeitenIn der Romerzeit befand sich auf der Gemarkung von Frauenzimmern in der Flur Steinacker eine Villa rustica die 1830 40 erstmals ergraben und 1991 92 umfassend dokumentiert wurde Bei den Grabungen traten auch Siedlungsfunde aus der Zeit der Bandkeramiker und aus der La Tene Zeit zu Tage Die fruheste Erwahnung Frauenzimmerns ist nicht unzweifelhaft zu bestimmen Im Lorscher Codex sind mehrere Schenkungen in Cimbren oder Zimmern festgehalten Am 19 Dezember 794 schenkten die Bruder Dragebodo und Liutfried ihren Besitz in Cimbren an das Kloster Lorsch Im Jahr 805 schenkten Wolfmunt und seine Frau Waldrat dem Kloster unter anderem eine Knechtshube in Zimmern 825 schenkte ein Snelfolc dem Kloster unter anderem eine Hofreite und 30 Morgen Land in Zimmern Die beiden Schenkungen von 794 und 805 bezeichnen einen mit Meimsheim verbundenen Ort im Zabergau die Schenkung von 825 spricht von einem Ort im Gartachgau Aufgrund der wechselnden Gau Bezeichnung und der Verbindung zu Meimsheim kann nicht eindeutig unterschieden werden ob es sich bei dem genannten Ort um Frauenzimmern oder das in der Nahe liegende Durrenzimmern handelt Eine weitere Schenkungsurkunde aus der Zeit um 823 nennt unter anderem drei Huben in Zimbra im Zabergau die ein Adalbold dem Stift Neuhausen bei Worms vermacht hat Aufgrund der durch weitere Urkunden belegten engen Bindung von Zimmern an das Kloster Lorsch sowie der in Zimmern und in Neuhausen praktizierten Cyriaksverehrung wird geschlossen dass sich alle vier vorgenannten Urkunden trotz einiger Unsicherheiten auf Frauenzimmern beziehen Auch die weiteren Urkunden bis zum hohen Mittelalter lassen sich nicht mit letzter Sicherheit einem der beiden Orte Frauenzimmern oder Durrenzimmern zuschreiben Um das Jahr 800 bestand in Frauenzimmern gemass architektonischer Befunde bereits eine steinerne Kirche der Vorgangerbau der heutigen Martinskirche Ausserdem gab es im Mittelalter noch eine Kapelle bei der Kirche die sich gemass einer Urkunde von 1182 damals bereits funf Generationen also seit etwa 1050 im Besitz der Herren von Magenheim befunden haben soll Diese dem heiligen Cyriakus geweihte Kapelle bildete die Keimzelle fur ein moglicherweise bereits im 12 Jahrhundert bestehendes Kanonikerstift und fur das um die Mitte des 13 Jahrhunderts durch die Ansiedlungen von Nonnen des Bockinger Klosters Mariental gegrundete Zisterzienserinnenkloster das bis 1442 am Ort bestand wovon der Ort um 1360 auch seinen heutigen Namen Frauenzimmern erhielt Der Ort gehorte im 13 Jahrhundert den Herren von Magenheim und kam im 14 Jahrhundert an Wurttemberg Besitz am Ort hatten zeitweise ausserdem das Kloster Backnang das Kloster Bebenhausen und der Deutsche Orden Frauenzimmern zahlte zum wurttembergischen Amt Guglingen das im Ehevertrag von Eberhard dem Milden mit Antonia Visconti aus dem Jahr 1380 erstmals urkundlich beschrieben wurde Nachdem das Kloster in Frauenzimmern vom Konvent in Odenheim 1442 die Propstei Kirbach erworben hatte zogen die Zisterzienserinnen ins Kirbachtal Das klosterliche Hofgut gelangte daraufhin ebenfalls an Wurttemberg Das Hofgut wurde von einem Meier verwaltet Besondere Bedeutung fur die Gestaltung des Ortes hatte der Hofmeier Jorg Enzberger der unter anderem sowohl das so genannte Erkerhaus als auch den Enzberger Hof erbauen liess und dessen Epitaph sich bis heute in Frauenzimmern erhalten hat nbsp Frauenzimmern im Forstlagerbuch von Andreas Kieser 1684 Im Dreissigjahrigen Krieg hatte der Ort wie das gesamte Zabergau sehr zu leiden Die Kirchenbucher weisen fur die letzten Kriegsjahre und auch fur die Jahre unmittelbar nach dem Westfalischen Frieden von 1648 kaum oder keine Geburten Eheschliessungen oder Sterbefalle aus so dass Frauenzimmern eventuell zeitweilig vollkommen entvolkert war weil sich die Bevolkerung vor allem nach Guglingen gefluchtet hatte Auch die Einwirkungen des Pfalzischen Erbfolgekriegs ab 1689 fuhrten dazu dass der Ort weiter verwustet wurde 1697 wurden noch 16 Haushaltsvorstande d h etwa 80 Einwohner gezahlt Im 18 Jahrhundert erlebte der Ort eine gewisse Blute Den in zwei aufeinander folgenden Generationen amtierenden Burgermeistern Herdegen ist der Wiederaufbau des Ortes geschuldet 1769 wurde die Kirche umfassend erneuert Die ehemaligen Klosterguter wurden um 1770 an einheimische und neu angesiedelte Bauern verkauft Zu jener Zeit wurden im Ort wieder 334 Einwohner gezahlt Bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts verdoppelte sich diese Zahl nahezu Im Jahr 1843 wurden 632 Einwohner gezahlt Nach Auflosung des Oberamts Guglingen kam Frauenzimmern 1808 im Zuge der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im Konigreich Wurttemberg zum Oberamt Brackenheim Die Armut in der landlichen Gemeinde fuhrte wahrend der Industrialisierung zu einer starken Ab und Auswanderung aus dem Ort Auch der 1896 erfolgte Anschluss an die Zabergaubahn konnte diese Entwicklung nicht aufhalten Industrieansiedlung blieb aus die Bevolkerung wanderte weiter ab 1905 hatte Frauenzimmern nur noch 477 Einwohner bis in die 1920er Jahre sank die Einwohnerzahl auf unter 400 Bei der Auflosung des Oberamts Brackenheim kam Frauenzimmern 1938 zum Landkreis Heilbronn 1933 wurden 384 Einwohner gezahlt 1939 waren es 401 2 In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkriegs war Frauenzimmern am 31 Marz 1945 Ziel von Tieffliegerangriffen in den ersten Apriltagen wurde der Ort beim Vorrucken der Front auch durch franzosische Artillerie beschossen Auf dem Ruckzug befindliche deutsche Truppen sprengten am 6 April 1945 noch die Zaberbrucke bevor der Ort durch franzosische Truppen besetzt wurde Ende 1945 hatte Frauenzimmern 460 Einwohner 3 Der Anstieg der Einwohnerzahl zum Ende des Zweiten Weltkriegs erklart sich durch die Aufnahme von Vertriebenen und Fluchtlingen Insgesamt wurden bis 1950 knapp 100 Vertriebene und Fluchtlinge aufgenommen 1955 hatte der Ort 499 Einwohner Ab den 1960er Jahren fand ein bedeutender Strukturwechsel am Ort statt Die Neubaugebiete Hinter der Kirche und Im Gassle wurden ausgewiesen die rucklaufige Landwirtschaft wurde durch den Feldwegebau nochmals gefordert gleichzeitig wurde ein Gewerbegebiet Im Kappelrain ausgewiesen das 1970 nach Grundung des Zweckverbands Wirtschaftsforderung Zabergau um ein gemeinsames Industriegebiet auf den Markungen von Frauenzimmern und Cleebronn erweitert wurde Zum 1 Juli 1971 wurde der Ort nach Guglingen eingemeindet 4 Daraufhin fand die rund zehn Jahre dauernde Flurbereinigung von rund 315 Hektar landwirtschaftlicher Nutzflachen um Frauenzimmern statt Wappen BearbeitenDie Blasonierung des ehemaligen Gemeindewappens von Frauenzimmern lautet In Blau eine silberne Zimmermannsaxt Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp MartinskircheDie Martinskirche in Frauenzimmern geht auf die ursprungliche Kirche des Ortes zuruck Nachdem anfangs eine Holzkirche bestanden hatte wurde wohl schon im 9 Jahrhundert ein erster steinerner Bau errichtet dem vor der heutigen Kirche noch ein zweiter Steinbau folgte In ihrer heutigen Form entstand die Kirche als dritter Steinbau in der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts Laut einer Bauinschrift wurde die Kirche bereits 1309 renoviert Bis in die Gegenwart schlossen sich zahlreiche Umbauten und Renovierungen an Bedeutende Renovierungen fanden 1769 1865 1911 und 1971 statt Im Ort befinden sich ausserdem drei Gebaude des herzoglich wurttembergischen Hofmeiers Jorg Enzberger aus dem spaten 16 Jahrhundert eine Fachwerkscheune von 1573 das Erkerhaus von 1588 das seinen Erker jedoch erst 1740 erhielt und das Storchennest Enzberger Hof von 1595 5 Enzbergers Epitaph von 1606 befindet sich an der Martinskirche Das Gasthaus Zum Ochsen war lange Zeit der gesellschaftliche Mittelpunkt des Ortes Der 1927 errichtete Saalbau des Gasthauses wurde uber funf Jahrzehnte als Versammlungs und Veranstaltungsort der Gemeinde genutzt nbsp Erkerhaus nbsp Storchennest nbsp Epitaph Jorg EnzbergerVerkehr BearbeitenDie 1896 von Lauffen am Neckar bis Guglingen eroffnete Zabergaubahn 1901 bis Leonbronn verlangert schloss Frauenzimmern uber den Bahnhof Frauenzimmern Cleebronn an das Eisenbahnnetz an Die Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahnen erbauten das Bahnhofsgebaude als Einheitsbahnhof vom Typ IIa 6 Die Strecke wurde 1986 im Personenverkehr und 1995 im Guterverkehr stillgelegt Der Landkreis Heilbronn verfolgt seit den 1990er Jahren die Reaktivierung als Stadtbahnstrecke und damit an den Anschluss von Frauenzimmern an das Netz der Stadtbahn Heilbronn 7 8 Personlichkeiten BearbeitenCarl von Burk 1827 1904 lutherischer Theologe und Pralat Karl Heim 1874 1958 evangelischer Theologe geboren in Frauenzimmern Johanna Christiana Heyn 8 Juli 1748 in Frauenzimmern 17 Februar 1828 in Nurtingen verw Holderlin in zweiter Ehe verheiratete Go c k war die Tochter des von 1743 bis 1753 in Frauenzimmern wirkenden Pfarrers Johann Andreas Heyn Sie ist die Mutter des Dichters Friedrich Holderlin Pauline Klaiber Gottschau 30 Oktober 1855 in Frauenzimmern 12 September 1944 in Stuttgart Ubersetzerin aus dem Schwedischen Norwegischen Danischen und EnglischenEinzelnachweise Bearbeiten Guglingen Einwohnerzahlen Abgerufen am 28 Oktober 2023 Mitteilungen des Wurtt Stat Landesamtes Nr 4 5 vom 10 Dezember 1940 Ergebnisse der Volks und Berufszahlung am 17 Mai 1939 Ergebnisse der Einwohnerzahlung und Wohnsitzermittlung am 4 Dezember 1945 in Nordwurttemberg Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 450 Datenbank Bauforschung Restaurierung Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg Rainer Stein Der wurttembergische Einheitsbahnhof auf Nebenbahnen In Eisenbahn Journal Wurttemberg Report Band 1 Nr V 96 Merker Furstenfeldbruck 1996 ISBN 3 922404 96 0 S 80 83 Claus Jurgen Renelt Die OPNV Leitbilder fur den Stadt und Landkreis Heilbronn aus den Jahren 1992 1993 und 1999 2000 In Die Stadtbahn Heilbronn Schienenverkehr zwischen Eppingen und Ohringen Verlag Regionalkultur Ubstadt Weiher 2005 ISBN 3 89735 416 0 S 41 55 Alexander Hettich Zabergaubahn startete vor 125 Jahren Zukunft ungewiss In Heilbronner Stimme 29 August 2021 stimme de abgerufen am 4 Januar 2022 Literatur BearbeitenFrauenzimmern In Karl Eduard Paulus Hrsg Beschreibung des Oberamts Brackenheim Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 55 H Lindemann Stuttgart 1873 S 238 249 Volltext Wikisource 1200 Jahre Frauenzimmern Festschrift zur 1200 Jahr Feier Stadt Guglingen Guglingen 1995Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Frauenzimmern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Geografikum GND 4389790 3 lobid OGND AKS VIAF 236540202 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauenzimmern amp oldid 238566680