www.wikidata.de-de.nina.az
Das Kloster Mariental war ein mittelalterliches Nonnenkloster das im Wesentlichen durch zwei Urkunden aus dem 13 Jahrhundert und eine in Bockingen heute Stadtteil von Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg gefundene Grabplatte nachgewiesen wird Der genaue Standort des Klosters ist unbekannt Der Flurname Nonnenbuckel in Bockingen konnte die einstige Stelle des Klosters markieren das Kloster konnte sich aber auch in dem einige Kilometer ostlich des Neckars gelegenen ehemaligen Ort Altbockingen befunden haben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Standortfrage 3 Grabplatte 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenLaut Dambacher 1 wurde ein in Bogkingen zu grundendes Frauenkloster Vallis sancte Marie Mariental in einer Urkunde vom Wurzburger Bischof Hermann I von Lobdeburg von 1238 erstmals erwahnt 2 Der Bischof behielt sich die Jurisdiktion uber das Kloster gemass der Constitutionen von Citeaux vor Eine altere Urkunde Papst Gregors IX von 1237 sichert einem nicht naher bezeichneten Kloster Vallis sancte Marie die Rechte der Zisterzienserkloster zu nennt jedoch keinen Standort und keine Klosterguter so dass jenes ansonsten in den Urkunden nicht genannte Kloster wohl damals erst geplant wurde und noch nicht bestand Ausgehend von einer aufgefundenen Grabplatte war die erste Abtissin des Klosters wohl eine Bockinger Edelfrau als Stifter des Klosters kamen die Herren von Bockingen oder die Herren von Neipperg in Betracht Bischof Hermann von Lobdeburg grundete mehrere weitere Frauenkloster wie Seligental Lichtenstern Gnadental und Wechterswinkel Das Nonnenwesen bluhte im 13 Jahrhundert auf aufgrund einer religiosen Bewegung innerhalb des niederen Adels Laut Riecke 3 begrundeten der Zisterzienser Konrad von Urach zusammen mit dem Wurzburger Domherrn Salomo mit seinen Predigten in Ostfranken eine Frommigkeit innerhalb des Niederadels Weitere Klostergrundungen dieser Zeit in jener Gegend waren das Lichtensterner Kloster Stella Praeclara das 1242 von Luitgard von Weinsberg einer geburtigen Schenkin von Limpurg und Witwe Engelhards III von Weinsberg gegrundet wurde sowie die im Lichtensterner Kopialbuch erwahnten Kloster aufgrund von Stiftungen der Herren von Magenheim und der Herren von Neuffen Der Zugang in die exklusiven Benediktinerkloster war fur den Niederadel nicht erlaubt da ein Beschluss des Zisterzienser Generalkapitels 4 aus dem Jahr 1228 verbot wirtschaftlich schwache Nonnenkloster in den Orden der Zisterzienser aufzunehmen Infolgedessen waren die kleinen Kloster keine Kloster im eigentlichen Sinne sondern lediglich Kongregationen von Nonnen die dem Bischof von Wurzburg als ihrem geistlichen Herrn unterstanden Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der kleinen Kloster fuhrten alsbald zu mehreren Umsiedlungen und Vereinigungen Einer solchen Vereinigung fiel wohl auch das Bockinger Kloster zum Opfer Aufgrund mehrerer Verbindungen zum Kloster in Frauenzimmern nimmt man an dass das Kloster Mariental mit dem Kloster Frauenzimmern vereinigt und der Standort in Bockingen noch im 13 Jahrhundert wieder aufgegeben wurde Standortfrage BearbeitenDa es keine sicheren baulichen Uberreste gibt und die Urkunden den Standort des Klosters nicht genau bezeichnen gibt es uber den Standort nur Spekulationen Alfred Schliz 5 Heim 6 und Karl Heinz Mistele 7 lokalisieren das Kloster in Bockingen wo der Flurname Nonnenbuckel den einstigen Standort markieren konnte Wanner 8 und Kiefner 9 lokalisieren den Ort des Klosters dagegen im ostlich des Neckars gelegenen einstigen Ort Altbockingen da dieser zum Bistum Wurzburg zahlte wahrend Bockingen dem Bistum Worms angehorte Bockingen und Altbockingen lassen sich in alteren Urkunden nicht eindeutig unterscheiden Grabplatte Bearbeiten nbsp Die Inschrift auf dem Epitaph lautete moglicherweise ANNO DOMINI M CC LXXX VIII IN DIE SANCTIJ VRBANI OBIIT ABBA oder ADVOCA TISSA DE BECKINGE nbsp Grabplatte aus dem Kloster Bockingen von 1288 im Jahre 1900 mit folgender Inschrift ANNO D M I M CC LXXX VIII I DIE VRBAN TISSA DE KINGE Im Jahr 1900 wurde die Pankratiuskirche in Bockingen umgebaut dabei fand man ein Epitaph das damals bei der Entdeckung eine Grosse von 200 80 cm hatte wahrend heute nur noch Fragmente der Platte erhalten sind Der Zustand bei Auffindung ist durch eine Zeichnung uberliefert Das heute nicht mehr vorhandene untere Drittel war durch Brand oder durch eine Uberarbeitung per Spitzeisen stark beschadigt In der oberen Halfte der Platte ist ein grosses Kreuz zu sehen das die Form zweier sich kreuzender Labrys hat In der Mitte von diesem grossen Kreuz befindet sich ein kleiner Schild in dem drei kleine Ringe zu sehen sind Drei Ringe sind ansonsten auch Bestandteil des Wappens der Herren von Neipperg Die untere Halfte der Platte zeigt einen grossen Helmschmuck mit abermals drei Ringen Die heraldischen Elemente werden von einer umlaufenden Inschrift aus unterschiedlich ausgeformten Majuskeln eingerahmt die jedoch schon bei der Auffindung der Platte nur noch fragmentarisch erhalten war Die Inschrift beginnt nach dem Uhrzeigersinn in der linken oberen Ecke Bei der Entdeckung war von der Inschrift noch folgendes zu lesen ANNO D M I M CC LXXX VIII I DIE VRBAN TISSA DE KINGE Wahrend man sich uber die Deutung weiter Teile der Inschrift im Klaren ist bestehen unterschiedliche Deutungen der Buchstaben TISSA die den letzten Teil des Titels der Verstorbenen bilden Sie konnte Abbatissa Abtissin oder Advocatissa Vogtin gewesen sein Nach Schliz 5 Heim 6 und Mistele 7 konnte die Inschrift vollstandig folgendermassen lauten ANNO DOMINI M CC LXXX VIII IN DIE SANCTIJ VRBANI OBIIT ABBATISSA DE BECKINGE Ubersetzt heisst das Im Jahr des Herrn 1288 am Tag des hl Urban 25 Mai starb die Abtissin von Bockingen Begrundet wird diese Erganzung folgendermassen Das Kreuz auf der oberen Halfte des Epitaphs sei mit dem Kreuz der Weltenkugel bei anderen vergleichbaren Epitapen zu vergleichen und die Mitra sei mit denen anderer Abt Epitaphe zu vergleichen Der Flurname Nonnenbuckel und archaologische Grabungen hatten ein Frauenkloster nachgewiesen Nach Kolb 10 und Wanner 11 konnte die Inschrift vollstandig folgendermassen lauten ANNO DOMINI M CC LXXX VIII IN DIE SANCTIJ VRBANI OBIIT ADVOCATISSA DE BECKINGE Im Jahr des Herrn 1288 am Tag des hl Urban 25 Mai starb die Vogtin von Bockingen Begrundet wird diese Deutung mit einem 1279 bis 1295 erwahnten Cunradus advocatus der Vogt und Kirchenherr war und dessen Frau die Verstorbene hatte sein konnen Literatur BearbeitenWerner Heim Das Kloster Mariental In Historischer Verein Heilbronn 24 Veroffentlichung Heilbronn 1963 Karl Heinz Mistele Das Kloster Mariental in Bockingen die kirchengeschichtliche Problematik In Historischer Verein Heilbronn 24 Veroffentlichung Heilbronn 1963Einzelnachweise Bearbeiten Dambacher Urkunden Archiv des Klosters Mariental Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins ZGO 4 1853 S 172 ff Bockingen am See Ein Heilbronner Stadtteil gestern und heute Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1998 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 37 S 70 Diese Urkunde befindet sich als Abschrift im Kopialbuch des Klosters Frauenzimmern Noverit igitur quod nos consensu capituli nostri locum dictum volgariter Bogkingen ad honorem Dei et patroni nostri Kyliani et sociorum eius sanctimonialium deputavimus nomen eidem imonentes Vallis sancte Marie in cuius honorem monasterium ibidem duxius dedicandem Viktor Riecke Frauenkloster des Cistercienserordens im ehemaligen Bistum Wurzburg MS Dissertation Stuttgart TH 1944 Joseph Marie Canivez OCr Statuta Capitulorum Geralium Ordinis Cisterciensis II Bibliotheque de la Revue d Histoire Ecclesiastique 10 1934 ad annum 1228 68 Nulla monasteria monialia de cetero sub nomine aut sub iuriscitone Ordinis nostri construantur vel Ordine socientur a b Alfred Schliz Grabstein einer Edelfrau aus dem Geschlecht von Bockingen aus dem Jahre 1288 Historischer Verein Heilbronn HVH VI 1900 S 63 ff a b Werner Heim Das Kloster Mariental Histor Verein Heilbronn 24 Veroffentlichung 1963 S 44 a b Karl Heinz Mistele Das Kloster Mariental in Bockingen die kirchengeschichtliche Problematik Histor Verein Heilbronn 24 Veroffentlichung 1963 S 46 Peter Wanner Das Grabmal der Frau von Bockingen Abtissin oder Vogtin Bockingen am See Ein Heilbronner Stadtteil gestern und heute Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1998 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn 37 S 66 Theo Kiefner Das Kloster Mariental in Altbockingen In Zeitschrift des Zabergauvereins 1966 S 31 32 A G Kolb Grabstein einer Edelfrau aus dem Geschlecht von Bockingen aus dem Jahre 1288 Historischer Verein Heilbronn HVH Veroffentlichung 7 1906 S 81 Peter Wanner Das Grabmal der Frau von Bockingen Abtissin oder Vogtin In Bockingen am See Ein Heilbronner Stadtteil gestern und heute Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1998 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 37 S 66 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Mariental Bockingen amp oldid 222431872