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Die Bruderkirche ist eine evangelische Gemeindekirche in Altenburg Thuringen Sie liegt am westlichen Rand der Altstadt und beherrscht das Stadtbild Ihren Namen erhielt sie vom Vorgangerbau der Klosterkirche der Franziskaner oder Minderbruder Altenburg Bruderkirche Portalseite Neubau 1905Bruderkirche InnenansichtSie wurde im Stil der Neugotik mit Beimischung von Jugendstil Formen von Jurgen Kroger nach Abbruch der alten Kirche zwischen 1902 und 1905 errichtet Der quadratische Zentralbau aus rotem Backstein mit hellen Elementen aus Werkstein hat polygonale Exedren an der Nord West und Sudseite Die eklektizistische Fassadenarchitektur enthalt spatromanische und fruhgotische Bauformen In der dem Markt zugewandten Fassade an der Ostseite befindet sich das Hauptportal das uber eine Freitreppe mit Brunnen erreicht wird Im Zentrum der Ostfassade befindet sich ein grosses Mosaik Daruber erhebt sich ein machtiger Staffelgiebel Der 76 Meter hohe Glockenturm mit vier Filialturmchen ist nach Suden versetzt Die Kirche steht unter Denkmalschutz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baugeschichte 2 1 Die mittelalterliche Klosterkirche 2 2 Die heutige Gemeindekirche 3 Baubeschreibung 3 1 Architektur und Bauschmuck 3 2 Innenraum und Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Reparaturen 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Stadt Altenburg ist erstmals erwahnt in einer Urkunde Kaiser Ottos II aus dem Jahre 976 Durch die Forderung des Kaisers Barbarossa entwickelte sich Altenburg im 12 Jahrhundert schon bald zu einer bedeutenden Kaiserpfalz Auch das Augustiner Chorherrenstift mit seiner Marienkirche beeinflusste die stadtische Entwicklung Schon Anfang des 13 Jahrhunderts kam es aber zwischen Burgern und Augustiner Chorherren zu erheblichen Interessengegensatzen Die Altenburger Burger bevorzugten deshalb die Bruder des 1210 gegrundeten Franziskanerordens die ab 1221 in Deutschland ansassig wurden und bereits zwischen 1228 und 1238 nach Altenburg kamen im September 1242 fand hier ein Provinzkapitel der Sachsischen Franziskanerprovinz Saxonia statt zu der der Konvent gehorte 1 Den Franziskanern frates minores daher auch Minoriten oder mindere Bruder genannt und daher der Name Bruderkirche wurde Baugrund in unmittelbarer Nahe des Marktplatzes zugewiesen Dort bauten sie 1270 1280 eine Klosteranlage mit Klosterkirche Konventsgebaude mit Kreuzgang Die Kirche hatte entsprechend den franziskanischen Regeln als Bettelordenskirche keinen Turm Sie trug das Patrozinium der heiligen Katharina 1493 ubernahm der Konvent in Altenburg wie zahlreiche andere Kloster der Franziskanerprovinz Saxonia die Martinianischen Konstitutionen eine gemassigte Form der Observanzbewegung im Orden mit einer strengeren Auslegung des Armutsgelubdes die auf einen Vermittlungsversuch des Papstes Martin V 1430 zuruckging Zuvor hatte ab 1489 der Provinzialminister der Saxonia auf papstliche Anordnung hin die Reform der Kloster in Altenburg und Weida eingeleitet ein erster Schritt war es 1490 dass die Altenburger Franziskaner ihre Terminei in Schmolln verkauften die ihnen als Stutzpunkt beim Almosensammeln gedient hatte 2 1522 wurde die Predigerstelle an der Stadtkirche St Bartholomai mit dem evangelischen Geistlichen Wenzeslaus Link besetzt Im April 1522 hielt Martin Luther eine Predigt in der Franziskanerkirche Der Lektor des Franziskanerklosters verteidigte in mehreren Predigten die katholische Lehre Es kam zu einer brieflichen Auseinandersetzung zwischen den Franziskanern und dem Rat der Stadt Altenburg in den auch der Landesherr Kurfurst Friedrich von Sachsen einbezogen wurde und um Ausgleich bemuht war 1525 ubernahm der evangelische Prediger den Dienst in der Franziskanerkirche Die Franziskaner wurden ins Rathaus zitiert wo ihnen das Abhalten der Messe und das Beichtehoren untersagt wurde Damit war in Altenburg die Reformation eingefuhrt 1525 kam Georg Spalatin als Nachfolger von Wenzeslaus Link nach Altenburg und wurde 1527 zum Visitator ernannt 1528 zum Superintendenten des Altenburger Sprengels Am 9 Februar 1529 wurde das Kloster aufgelost funf der verbliebenen Franziskaner verliessen Altenburg zwei akzeptierten die vom Stadtrat in Aussicht gestellte Versorgung und blieben in der Stadt Der Visitator ubergab das Franziskanerkloster dem Stadtrat somit wurde die Franziskanerkirche zweite Stadtkirche 3 Baugeschichte Bearbeiten nbsp Die alte Bruderkirche vor dem Abriss 1901 Alte AKDie mittelalterliche Klosterkirche Bearbeiten Die Franziskanerkirche entstand im spatgotischen Stil als einschiffige Hallenkirche mit Sterngewolbe Das Masswerk der grossen hohen Spitzbogenfenster zeigte die fur die Spatgotik typischen Fischblasen Einen besonderen Schmuck erhielt der Ostgiebel durch sechs ubereinander angeordnete Reihen von Blendarkaden die mit Heiligenbildern bemalt waren Von 1501 bis 1512 liessen Kurfurst Friedrich der Weise und sein Bruder Herzog Johann die Kirche wesentlich erweitern Zu dieser Zeit wurde auch das spitzbogige Nordportal des Langhauses als Zugang fur die Burger gebaut 1503 erhielt die Kirche auf dem vorderen Dachabschnitt einen hohen Dachreiter Um 1797 wurde das Langhaus nach Westen erweitert In der vermauerten Gruft unter der Bruderkirche befinden sich immer noch die Sarge von Angehorigen des Altenburger Furstenhauses aus der Zeit von 1627 bis 1675 Die heutige Gemeindekirche Bearbeiten nbsp Bruderkirche Ansicht von Suden Neubau 1905Ende des 19 Jahrhunderts erwies sich die alte Bruderkirche aufgrund des Bevolkerungszuwachses als zu klein Da bereits irreparable Schaden auftraten wurde fur einen reprasentativen Neubau ein offentlicher Wettbewerb fur deutsche evangelische Architekten ausgeschrieben Der Stil der Kirche als evangelisch lutherische Predigtkirche mit 1 000 Sitzplatzen war freigestellt Das Preisgericht unter Vorsitz von Johannes Otzen wahlte aus 46 eingereichten Arbeiten den Entwurf des Architekten Jurgen Kroger aus Am 18 Juli 1901 begann der Abbruch der baufalligen alten Kirche Am 14 Mai 1902 erfolgte die Grundsteinlegung Am 7 Mai 1905 wurde die neue Bruderkirche geweiht Die Ausstattung der Bauzeit ist vollstandig erhalten nbsp Altenburg Bruderkirche ChorBaubeschreibung BearbeitenArchitektur und Bauschmuck Bearbeiten Der Rohbau wurde in Backstein ausgefuhrt Der monumentale Treppenaufgang ist durch den Berghang bedingt auf dem die Bruderkirche steht Eine doppelarmige Freitreppe fuhrt zu dem geraumigen Altan der sich auf der linken Seite beim Hauptportal zu einem halbkreisformigen Balkon erweitert Das Portal wird von zwei Engelfiguren geziert die Leuchter tragen Das Mosaik am Ostgiebel stellt die Bergpredigt dar Es stammt wie auch die Wandgemalde in der Kirche von Otto Berg Die Fassade zeigt das von Richard Gruttner geschaffene uberlebensgrosse Standbild Martin Luthers zur Erinnerung an seine Predigt in der alten Bruderkirche Es steht in einer Nische in Form einer flachen Mandorla Die Reliefbilder der schildformigen Medaillons ebenfalls von Gruttner stellen die Reformatoren Georg Spalatin und Wenzeslaus Link dar Im Grundriss prasentiert sich die Bruderkirche als ein Zentralbau Der Altarraum liegt entgegen sonstigem kirchlichen Brauch im Westen da der Eingangsbereich auf der Marktseite im Osten liegt Dem eigentlichen Kirchenbau vorgelagert sind rechts und links zwei Sale fur Konfirmanden und Chor Dazwischen befinden sich die Taufhalle die Vorhalle und Treppenzugange zu den Emporen die den Zentralraum dreiseitig umgeben Zwei freie Portalzugange fuhren zu den Hof und Gartenanlagen Die Taufhalle hat Bleiglasfenster im Jugendstil Das runde Taufbecken zeigt romanische Formen nbsp Kirchenfenster HausandachtNeugotik ist der Architekturstil im Ausseren der Bruderkirche Formen der Neuromanik und des Jugendstils sind beigemischt Innenraum und Ausstattung Bearbeiten Das Innere ist mit weissem Backstein verblendet und die Wande sind mit Ornamenten des Mittelalters und des Jugendstils kleinteilig ausgemalt Erhellt wird der Kirchenraum durch farbige Glasfenster Der Altarraum erhalt sein Licht von drei Rosettenfenstern Darunter befinden sich drei grosse Bilder Die Wandbilder rechts und links des Altarraumes stellen Mose und Johannes den Taufer dar In der Raumgestaltung prasentiert sich die Predigtkirche als Rotunde bei der der Besucher von jedem Platz freien Blick auf Altar und Kanzel hat Dies ermoglicht die Ausstattung der Kirche mit geschweiften Kirchenbanken im Schiff und nach oben ansteigenden Sitzen auf den Emporen Der reich verzierte Altar im neogotischen Stil besteht aus franzosischem Kalkstein Seinen Mittelpunkt bildet ein Relief des Heiligen Abendmahls daruber befindet sich ein grosses giebelbekrontes Altarretabel Seitlich stehen Figuren der Evangelisten Matthaus Markus Lukas und Johannes Die Kanzel aus dunklem Eichenholz mit filigranen Verzierungen zeigt das Haupt Christi Der Altar geht auf einen Entwurf des Berliner Architekten Richard Schirmer zuruck Wie die ubrigen Skulpturen und Reliefs der Kirche wurde er vom Berliner Bildhauer Richard Gruttner gefertigt Gegenuber der Kanzel befindet sich der Betstuhl fur den Herzog In der Mitte des Gewolbes ist ein grosses Lichterkreuz umgeben von einem Bild mit acht Engeln An beiden Seitenemporen befinden sich dreiteilige grosse Bleiglasfenster Auf beiden Seiten bildet den Mittelpunkt je ein Ereignis aus dem Neuen Testament Die dreiteiligen Fenster bei der Orgelempore zeigen auf der Nordseite Martin Luther und ihm zur Seite Paul Gerhardt und Johann Sebastian Bach Auf den Fenstern gegenuber ist der Schwedenkonig Gustav Adolf II dargestellt Auf seiner linken Seite befindet sich das Wappen des einstigen Altenburgischen Furstenhauses rechts das von Altenburg Die Entwurfe samtlicher Glasfenster stammen von Paul Gathemann Orgel Bearbeiten nbsp Altenburg Bruderkirche OrgelMit dem Abbruch der alten Bruderkirche 1901 erfolgte auch der Abbau der Orgel von 1859 Die Orgel der neuen Bruderkirche baute 1905 die Firma Wilhelm Sauer mit drei Manualen und Pedal In 48 Registern erklingen 3371 Pfeifen 1925 wurden die im Ersten Weltkrieg fur Kriegszwecke beschlagnahmten Prospektpfeifen aus Zinn durch solche aus Zink ersetzt 1927 1937 und 1943 erfolgten Umdisponierungen Seit 1990 wird die Orgel nach und nach wieder in den Zustand von 1905 versetzt und ausgebaut Aktuell befinden sich das Pedal Manual 1 Hauptwerk und Manual 2 Schwellwerk 1 wieder im originalen Zustand I Hauptwerk C a 0 1 Principal 16 0 2 Principal 0 8 0 3 Gedeckt 0 8 0 4 Gemshom 0 8 0 5 Flute 0 8 0 6 Gamba 0 8 0 7 Doppelflote 0 8 0 8 Oktave 0 4 0 9 Gemshorn 0 4 10 Rohrflote 0 4 11 Rauschquinte II 012 Cornett III IV13 Mixtur IV14 Fagott 16 15 Trompete 0 8 II Schwellwerk C a 16 Bordun 16 17 Principal 0 8 18 Quintaton 0 8 19 Salicional 0 8 20 Conzertflote 0 8 21 Rohrflote 0 8 22 Oktave 0 4 23 Traversflote 0 4 24 Piccolo 0 2 25 Sesquialter II 026 Mixtur IV27 Schalmei 0 8 28 Oboe 0 8 Tremulant III Schwellpositiv C a 29 Quintaton 16 30 Lieblich Gedeckt 0 0 8 31 Spitzflote 0 8 32 Singprincipal 0 4 33 Fernflote 0 4 34 Quinte 2 2 3 35 Oktave 0 2 36 Flautino 0 2 37 Terz 1 3 5 38 Superoctave 0 1 39 Scharff V40 Krummhorn 0 8 Tremulant Pedal C f 41 Untersatz 0 32 42 Principal 16 43 Violon 16 44 Subbass 16 45 Oktave 0 8 46 Bassflote 0 8 47 Cello 0 8 48 Oktave 0 4 49 Posaune 16 50 Trompete 0 8 Koppeln II I III I III II I P II P III P Super II P Super I I Spielhilfen zwei feste Kombinationen f Tutti drei freie Kombinationen WalzeGlocken BearbeitenSeit 1529 dienten die zwei Glocken des Nikolaiturmes der alten Bruderkirche als Gelaut da diese als Franziskanerkirche keinen Glockenturm besitzen durfte Die kleinere Glocke ist bis heute erhalten geblieben die grossere von 1684 wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen Die vier Glocken der neuen Bruderkirche wurden 1903 in einer Glockengiesserei in Apolda gegossen Im Kriegsjahr 1917 wurde das bronzene Dreier Gelaut abgeliefert Drei neu gegossene Glocken wurden 1921 geweiht Auch im Zweiten Weltkrieg mussten die vier Glocken fur Kriegszwecke abgeliefert werden Nach dem Krieg wurde 1946 aus der wiedergefundenen grossen Glocke der Bruderkirche in Apolda ein Dreier Gelaut gegossen 2019 konnte eine vierte Glocke als grosste neu gegossen und damit die ursprungliche Grosse des Gelauts wiederhergestellt werden 4 Glocke Schlagton Gussjahr Giesser Gussort Masse Durchmesser InschriftFriedensglocke 2019 Glockengiesserei Bachert Neunkirchen 2 400 kg Dona Nobis Pacem Herr gib uns Frieden Grosse Bronzeglocke cis 1946 Franz Schilling Apolda 1 938 kg 1420 mm Gloria in excelsis Deo Ehre sei Gott in der Hohe Mittlere Bronzeglocke e 1946 Franz Schilling Apolda 913 kg 1180 mm Wir predigen den gekreuzigten Christus Kor 1 23 Kleine Bronzeglocke fis 1946 Franz Schilling Apolda 605 kg 1050 mm Siehe ich mache alles neu Offb 21 5 Das erste Glockenspiel von 1907 mit 16 Bronzeglocken erklang dreimal taglich bis es 1942 mit den anderen Glocken fur Kriegszwecke abgebaut werden musste 1996 konnte das neue Glockenspiel aus zwolf Glocken erstmals wieder erklingen Reparaturen BearbeitenIn den Kriegsjahren 1939 1945 und danach bis 1978 wurden kaum Reparaturen an der Bruderkirche ausgefuhrt Am Dach und an der Turmdeckung entstanden grosse Schaden Uber viele Jahre hinweg regnete es in die Kirche hinein Fur die Finanzierung der Reparaturen gab es keinen offiziellen Geldgeber die Reparaturen konnten nur aus Spenden der Bruderkirchgemeinde bezahlt werden Die 1979 begonnenen Arbeiten gingen nur sehr langsam voran da die Gemeinde wenig Bauhandwerkerkapazitat vom Kreis zugeteilt bekam Erst 1984 war das Turmdach neu gedeckt 1986 wurde das Giebelmosaik restauriert und mit der Erneuerung der Ausmalung im Kircheninneren wurde begonnen 1992 93 wurde die Jugendstil Freitreppe rekonstruiert 1996 1998 wurde das Kirchendach mit Schiefer eingedeckt Eine elektrische Heizung gibt es seit 1998 Literatur BearbeitenBarbara Lowe Altenburg Bruderkirche Kleine Kunstfuhrer Nr 2379 Schnell amp Steiner Regensburg 1999 ISBN 3 7954 6200 2 Altenburger Akademie Gunter Hummel Hrsg 100 Jahre Bruderkirche zu Altenburg Der kleine sakrale Kunstfuhrer Heft 9 Beier amp Beran Altenburg u a 2005 ISBN 3 937517 21 9 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Thuringen 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2003 ISBN 3 422 03095 6 Einzelnachweise Bearbeiten Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Chronologischer Abriss der Geschichte der Sachsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfangen bis zur Gegenwart Werl 1999 S 27 39 41 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 207 209 211 Dieter Berg Hrsg Spuren franziskanischer Geschichte Werl 1999 S 255 263 209 211 Redaktion SachsenSonntag 30 August 2021 Eine bewegte Geschichte abgerufen am 8 Oktober 2021Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bruderkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelisch Lutherische Kirchgemeinde Altenburg50 98529 12 430456 Koordinaten 50 59 7 N 12 25 49 6 O Normdaten Geografikum GND 4555558 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bruderkirche Altenburg amp oldid 236724011