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Die Kirchenbauten der Bettelorden bilden einen eigenen Typus innerhalb der Architekturgeschichte Die Bettelordensarchitektur begann im 1 Viertel des 13 Jahrhunderts und erreichte im 14 Jahrhundert eine hohe Blute Verzicht auf Turme und reichen Dekor sind Kennzeichen vieler Bettelordenskirchen wie hier St Martin in Freiburg ursprunglich eine turmlose Franziskanerkirche um 1300 Der dem Predigtzweck angepasste hallenartig weite Raum wie hier das Langhaus der Predigerkirche in Erfurt ehemals Dominikaner ist typisch fur viele Bettelordenskirchen Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Ausstattung 3 Konventsgebaude 4 Fussnoten 5 Literatur 6 Siehe auchArchitektur BearbeitenDie Bauvorschriften der Dominikaner und Franziskaner beschrankten sich auf wenige Forderungen und Verbote Sie verlangten Schlichtheit und massvolle Grosse der Gebaude den weitgehenden Verzicht auf plastische oder malerische Ausstattung den Verzicht auf Gewolbe in der Kirche mit Ausnahme des Chorraums sowie Turmlosigkeit und Nutzung eines Dachreiters als Glockenstuhl Zwar scheint es auf den ersten Blick schon fruh zu Verstossen gegen die Vorschriften gekommen zu sein Bereits eine der ersten Kirchen auf deutschem Boden die 1268 geweihte Dominikanerkirche in Esslingen N ist vollstandig gewolbt Jedoch konnen bei den betreffenden Kirchen zumeist dafur besondere Motivationen seitens der Konvente beziehungsweise der Forderer Stifter Stadte geltend gemacht werden 1 oder es lasst sich wie im Fall von Esslingen durch genaue Bauuntersuchungen feststellen dass die Gewolbe uber dem Laienbereich Langhaus ohne Chorbereich erst im ausgehenden 13 Jahrhundert sekundar gewolbt wurden 2 Im 14 und 15 Jahrhundert entfernten sich die Bauwerke offensichtlich immer weiter vom Regelkanon Sie bleiben im lokalen Massstab jedoch schlicht Stilistisch orientierten sich die Bettelordenskirchen am zu jener Zeit aktuellen gotischen Stil allerdings in reduzierter Formensprache Im Gegensatz zu der Vertikalitat den zergliederten Bauformen und dem prachtigen Bauschmuck der Kathedralgotik zeichnen sich die zeitgleichen Bettelordenskirchen durch ihre Einfachheit und Strenge in Bau und Raumform sowie Sparsamkeit in den Einzelformen aus Ihre aussere Erscheinung zeigt in der Regel einen kubisch zusammengefassten horizontal gestreckten Baukorper ohne aufwendige Gliederungen Auf reiche Bauplastik ein Querhaus sowie auf Glockenturme wurde stets verzichtet Matthias Untermann spricht von provokativer Schlichtheit der Kastenraume vieler Franziskanerkirchen 3 Eine Bevorzugung eines bestimmten charakteristischen Bautyps ist nicht allgemein feststellbar auch innerhalb der einzelnen Orden sind Unterschiede erkennbar Gebaut wurden Saalkirchen Basiliken und Hallenkirchen mit einem oder drei Schiffen selten mehr teilweise asymmetrisch angelegt etwa mit zwei Schiffen Allerdings scheint es zumindest in den ersten Jahrzehnten der Bautatigkeit bei Franziskanern und Dominikanern Hinweise auf Praferenzen der jeweiligen Orden fur bestimmte Bautypen zu geben 4 So bevorzugten die Franziskaner offenbar zunachst schlichte Saalkirchen wahrend die Dominikaner auf den Bautyp der Basilika zuruckgriffen Die Dominikaner bauten etwas fruher und ofter uber dem Chor gewolbte Kirchen die Franziskaner hingegen bevorzugten eher Raume mit Holzbalkendecken Holztonnengewolben oder sudlich der Alpen offene Dachraume mit Transversalbogen Der Chor besitzt meist ein Kreuzgewolbe Die anfangliche Kleinchorigkeit und der Verzicht auf einen Lettner wurden bald wieder aufgegeben Fur die italienischen Bettelorden ist die Ubernahme des Zisterzienserchores mit am Querhaus aufgereihten Kapellen charakteristisch z B Santa Croce in Florenz Charakteristisch ist allgemein die Weitraumigkeit des Laienbereichs die sich aus dem weitgehenden Verzicht differenzierender Bauglieder ergibt Die haufig verwendeten Begriffe Predigt oder Volkskirche bei der Charakterisierung von Bettelordenskirchen sind nicht zutreffend Zumeist bestehen die mittelalterlichen Bettelordenskirchen aus einem zwei oder dreischiffigen Langhaus und einem einschiffigen Chor Ausstattung BearbeitenUber Ausstattung und Schmuck der Bettelordenskirchen lasst sich heute aufgrund der grundlichen Zerstorungen seit der Reformation kaum mehr etwas sagen Anfangliche Bemuhungen der Orden ubermassigen Luxus einzudammen so erlaubte ein Franziskanerstatut von 1260 nur Bilder des Kruzifixus der Madonna des hl Johannes Franziskus und Antonius scheinen jedenfalls gescheitert zu sein Gegen sie sprach die Abhangigkeit der Kloster von stiftungsfreudigen Patriziat Von prachtvollen Glasfenstern einer grossen Zahl von Grabmalern und Wappenschildern deren Auftraggeber grosszugige Stifter waren liest man in den zeitgenossischen Quellen recht haufig Konventsgebaude BearbeitenDie Konventsgebaude der Bettelorden richteten sich meist nach ihren ortlichen oftmals beengten Gegebenheiten Meist waren die Klausurgebaude im konventionellen Schema um einen rechteckigen Kreuzgang angeordnet baulich verbunden mit der Klosterkirche Die Ordensbruder bewohnten einzelne Zellen Auf Wirtschaftsgebaude konnte verzichtet werden da die Bettelorden keine Landwirtschaft betrieben Fussnoten Bearbeiten Todenhofer 2007 S 49 62 Jaeger Falk Das Dominikanerkloster in Esslingen Baumonographie von Kirche und Kloster Sigmaringen 1994 S 93 Matthias Untermann Architektur und Armutsgebot Zur Charakteristik franziskanischer Kirchen und Klosterbauten In Heinz Dieter Heimann Angelica Hilsebein Bernd Schmies Christoph Stiegemann Hrsg Gelobte Armut Armutskonzepte der franziskanischen Ordensfamilie vom Mittelalter bis in die Gegenwart Paderborn 2012 S 335 346 bes S 335 338 Todenhofer 2010 S 226f Literatur BearbeitenLeopold Giese Bettelordenskirchen Kirchen der Bettelorden ordines mendicantium in Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd 2 Stuttgart 1939 Sp 394 444 Herbert Dellwing Studien zur Baukunst der Bettelorden im Veneto Die Gotik der monumentalen Gewolbebasiliken Kunstwissenschaftliche Studien Bd 43 Deutscher Kunstverlag Berlin 1970 Roland Pieper Die Kirchen der Bettelorden in Westfalen Baukunst im Spannungsfeld zwischen Landespolitik Stadt und Orden im 13 und fruhen 14 Jahrhundert Dietrich Coelde Verlag Werl Westfalen 1993 ISBN 3 87163 199 X Franziskanische Forschungen Bd 39 Wolfgang Schenkluhn Architektur der Bettelorden die Baukunst der Dominikaner und Franziskaner in Europa Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2000 Achim Todenhofer Apostolisches Ideal im sozialen Kontext Zur Genese der Bettelordensarchitektur im 13 Jahrhundert In Marburger Jahrbuch fur Kunstwissenschaft 34 2007 ISBN 978 3 87375 173 9 S 43 75 Achim Todenhofer Kirchen der Bettelorden Die Baukunst der Dominikaner und Franziskaner in Sachsen Anhalt Dietrich Reimer Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 496 01396 9 Siehe auch BearbeitenListe erhaltener BettelordenskirchenNormdaten Sachbegriff GND 4141950 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bettelordenskirche amp oldid 225942799