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Arsinoitherium ist eine ausgestorbene Gattung afrikanischer Saugetiere Afrotheria Sie wird zur Ordnung der Embrithopoda gestellt die vom Palaozan bis zum Oligozan in Afrika auf der Arabischen Halbinsel sowie im westlichen Eurasien vorkam und die eine wenig bekannte den Seekuhen und Elefanten nahestehende Verwandtschaftsgruppe bildet Arsinoitherium stellt dabei ein nashorngrosses Tier dar das durch zwei Paar Horner aus Knochensubstanz auf dem Schadel charakterisiert war von denen das vordere extrem grosse Ausmasse erreichte und deren Funktion bis heute nicht eindeutig geklart ist Weiterhin typisch waren sehr hohe Backenzahne und ein vollstandiges Gebiss ohne Unterbrechung in der Zahnreihe Der eher schwach entwickelte Beckenbereich gibt an dass die Tiere wahrscheinlich an den Randern von Sumpfen und Seen lebten und sich pflanzlich ernahrten Insgesamt reprasentiert Arsinoitherium den am besten untersuchten Vertreter der Embrithopoda umfangreiches Fundmaterial stammt weitgehend aus dem Fayyum in Agypten und datiert in Obere Eozan und Untere Oligozan vor rund 40 bis 30 Millionen Jahren Weitere Fossilreste sind aber aus grossen Teilen Afrikas belegt ArsinoitheriumSkelett von Arsinoitherium zitteli im Natural History Museum Zeitliches AuftretenOberes Eozan bis Oligozan41 bis 24 Mio JahreFundortenordliches Afrika Agypten Libyen Tunesien ostliches Afrika Athiopien Kenia sudliches Afrika Angola Arabische Halbinsel Saudi Arabien Oman SystematikAfrotheriaPaenungulataTethytheriaEmbrithopodaArsinoitheriidaeArsinoitheriumWissenschaftlicher NameArsinoitheriumBeadnell 1902 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Habitus 1 2 Schadel und Gebissmerkmale 1 3 Horner 1 4 Merkmale des Korperskelettes 2 Fundorte 3 Palaobiologie 3 1 Lebensweise 3 2 Ernahrung 3 3 Funktion der Horner 3 4 Sinnesleistung 4 Systematik 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenHabitus Bearbeiten Arsinoitherium stellte ein grosses Saugetier dar und hatte einen nashornahnlichen Habitus es besass einen massigen walzenformigen Korper mit kurzem Hals und wies kraftige kurze und saulenartig gestaltete Beine mit jeweils funf kurzen Zehen pentadactyl auf Die Schulterhohe betrug etwa 1 8 m bei einer Kopf Rumpf Lange von mehr als 3 4 m Das Lebendgewicht wird auf 1 5 bis 1 9 t fur kleinere Formen und bis zu 2 4 t fur grossere Formen geschatzt 1 2 Andere Autoren gehen von bis zu 4 t aus 3 Schadel und Gebissmerkmale Bearbeiten nbsp Schadel von ArsinoitheriumDer massive Schadel erreichte 74 bis 77 cm Lange gemessen bis zur Spitze der Horner bis zu 109 cm Die Jochbeine waren allerdings nicht sehr ausladend und standen rund 32 bis 33 cm auseinander Ebenfalls sehr kraftig war das Hinterhauptsbein mit zwei weit auseinander stehenden und stark herausragenden Gelenkflachen als Ansatz der Halswirbelsaule Die Scheitelbeine waren eher kurz und deutlich im Langsprofil gesattelt gestaltet An diesen setzte das Stirnbein an welches die Basis der Horner bildete Die Orbita lag relativ weit hinten im Schadel hinter dem letzten Backenzahn Der vordere Teil des Rostrums war eher kurz und niedrig gestaltet an der Basis der vorderen Horner setzte ein kleiner bogenformig gestalteter Rest des Nasenbeins an der bei alteren Tieren mit dem Mittelkieferknochen verwachsen war und der die beiden grossen Nasenoffnungen an der Vorderseite des grossen Hornpaares trennte Der Mittelkieferknochen war deutlich nach hinten verlangert und beruhrte das Stirnbein ein Merkmal das auch bei den Russeltieren und Seekuhen auftritt Aufgrund der extrem hohen Backenzahne ragte der Oberkiefer weit nach oben 4 5 2 Der zwischen 53 und 73 cm lange Unterkiefer war in Bezug auf die massige Bezahnung eher schlank mit einem niedrigen am hinteren Backenzahn etwa 11 cm hohen Knochenkorper Er besass jedoch kraftige und hochragende Gelenkenden der Kronenfortsatz erhob sich bis 44 cm uber der Unterkieferbasis 6 Die Symphyse reichte bis zum vordersten Molaren und war dadurch sehr kraftig Das Gebiss bestand aus dem vollstandigen Gebiss der fruhen Sauger und wies dadurch folgende Zahnformel auf 3 1 4 3 3 1 4 3 displaystyle frac 3 1 4 3 3 1 4 3 nbsp Generell war die gesamte Zahnreihe geschlossen und kein Diastema ausgebildet Die Schneidezahne wiesen eine nagelartige Form auf und waren eher klein Eine Ausnahme bildet hier das jeweils innere Paar das mitunter leicht vergrossert war ein Merkmal das bereits bei den fruhesten Vertretern der Embrithopoda ausgepragt ist 7 der Eckzahn ahnelte den Schneidezahnen was als incisiform bezeichnet wird Die Pramolaren waren einfach gebaut sowie schmal und kaum molarisiert unterschieden sich also deutlich von den hinteren Backenzahnen Diese besassen auf der Kauflache zwei deutlich quergestellte hochragende Zahnschmelzleisten bilophodont und waren sehr gross So konnten die hinteren Molaren 8 bis 9 cm lang werden Insgesamt bemerkenswert bei den Backenzahnen war ihre ausgepragte Hochkronigkeit hypsodont Die Pramolaren erreichten bis zu 7 cm Hohe der hinterste und massivste Molar konnte dagegen bis zu 13 cm hoch werden Die gesamte Zahnreihe vom zweiten Pramolar bis zum letzten Molar wies eine Lange bis zu 28 cm auf 4 8 9 10 Horner Bearbeiten Die Horner waren das ausserlich auffallendste Merkmal von Arsinoitherium von denen es zwei Paare besass Diese bestanden im Gegensatz zu ahnlichen Bildungen modernerer Saugetiere nicht aus Keratin oder Hornsubstanz sondern stellten knocherne Bildungen dar Das vorderste und grosste Paar dominierte den Gesichtsbereich und wurde vollstandig aus dem Nasenbein gebildet Die einzelnen Horner konnten bis zu 60 cm lang werden bei grossen Individuen befanden sich die Hornspitzen bis zu 72 cm uber der Schnauze Von der Basis die fur jedes Horn bis zu 22 cm in der Langsrichtung und bis zu 15 cm in der Breite mass ragten sie schrag nach vorn aufwarts die Spitzen standen dabei bis zu 37 cm weit auseinander Die Horner wiesen meist einen eher dreieckigen Querschnitt auf mit der Spitze nach vorn weisend Sie waren evolutiv durch das Auseinanderklaffen der oberen und unteren knochernen Wande des Nasenbeins entstanden und dadurch von zahlreichen Hohlraumen durchzogen Da diese kontinuierlich in die Nasennebenhohlen und in die Stirnhohlen ubergingen konnen die Horner als prinzipiell hohl angesehen werden Im Innern befand sich zwar ein System aus stutzenden Streben doch erreichte die aussere Hornwand an einzelnen Stellen nur maximal 5 mm Dicke An der Basis dieses machtigen Hornpaares noch auf dem Stirnbein und dicht uber der Orbita sass das wesentlich kleinere hintere Hornpaar das vollstandig aus diesem Schadelknochen gebildet wurde 4 6 5 2 Merkmale des Korperskelettes Bearbeiten Das postcraniale Skelett ist durch zahlreiches Fundmaterial bekannt die Wirbelsaule ist aber nicht vollstandig uberliefert Anders als bei ahnlich grossen Saugetieren war das Schulterblatt nicht verlangert sondern markant verbreitert und kurz Besonders massiv war der Oberarmknochen der bis zu 61 cm lang wurde und vorn und hinten stark verschmalert war Er wies am Schaft eine markante Knochenerhebung auf der als Ansatz des Musculus deltoideus diente Die Ulna die gut 50 cm Lange erreichte war nicht mit dem eher flachen und kurzen Radius verbunden Grosster Langknochen war der Oberschenkelknochen mit uber 80 cm Lange er ubertraf dabei deutlich das Schienbein welches nur halb so lang war Allerdings sass der Kopf des Femurs markant nahe am Schaft wahrend dieser vorne und hinten charakteristisch verschmalert war Sowohl Vorder als auch Hinterfusse wiesen funf Strahlen pentadactyl auf und waren ahnlich geformt wie bei den heutigen Elefanten allerdings ist es wahrscheinlich dass Arsinoitherium eine deutlicher plantigrade Fortbewegung ausubte Sohlenganger und die Zehen starker gespreizt waren Zusatzlich ausgebildete Gelenkflachen im Hand und Fusswurzelbereich ermoglichten zudem eine sehr hohe Flexibilitat sowohl der Vorder als auch Hinterfusse Analog zu den Elefanten waren die Handwurzel und Fusswurzelknochen seriell angeordnet das heisst die einzelnen Knochenelemente einer Reihe lagen direkt hintereinander und uberschnitten sich nicht wechselseitig wie es bei zahlreichen anderen Huftieren der Fall ist 4 11 12 Fundorte BearbeitenFunde von Arsinoitherium stammen sowohl aus Afrika als auch von der Arabischen Halbinsel die wahrend des Eozan und des Oligozan miteinander verbunden waren Die bedeutendsten Reste die auch zur Erstbeschreibung der Gattung dienten wurden dabei im Fayyum in Agypten gefunden Dieses liegt auf der westlichen Seite des Nils rund 80 km sudlich von Kairo Die Funde entstammen der Gebel Qatrani Formation einer geologischen Gesteinseinheit von fast 350 m Machtigkeit bestehend aus Sand Schluff und Tonsteinen sowie Konglomeraten mit einem Alter von rund 31 Millionen Jahren 13 14 Hier wurden seit 1901 zahlreiche Funde gemacht 4 allein wahrend der Fayum expedition of the American Museum im Jahr 1907 unter Leitung von Henry Fairfield Osborn konnten sechs vollstandige Schadel von Arsinoitherium entdeckt werden wobei einer davon der grosste wahrend des Transportes zerstort wurde 15 Bereits im Jahr zuvor fanden die deutschen und osterreichischen Forscher Eberhard Fraas und Richard Markgraf zahlreiche gut erhaltene Arsinoitherium Fossilien im Fayyum 1 Insgesamt sind heute aus dem Fayyum Reste von mindestens 47 Individuen bekannt von denen mehr als die Halfte zu nicht ausgewachsenen also juvenilen Tieren gehoren Warum so viele Jungtiere von Arsinoitherium hier vorkommen ist nicht geklart 16 Weitere Knochen und Zahnreste kamen in Chilga in Athiopien zu Tage die vor allem Zahne aber auch die knochernen Reste der Horner umfassen und welche zwischen 27 und 28 Millionen Jahre alt sind Vor allem einzelne Zahne sind aus Dor el Talha in Libyen und Malembe in Angola bekannt 17 9 Zu den nordlichsten Funden in Afrika zahlen jene aus Bir Om Ali im Djebel Chambi im zentralen Tunesien die in einer Lage aus Schluffen und Tonen des Oberen Eozan lagen Diese werden durch Zahnreste unter anderem ein Eckzahn und postcraniale Skelettelemente wie Wirbel Fussknochen und Teile des Beckens reprasentiert 18 Ein Oberkieferfragment mit anhaftenden Backenzahn stellt den bisher jungsten Funde des afrikanischen Kontinents dar Er stammt aus Lothidok im nordwestlichen Kenia und ist zwischen 27 und 24 Millionen Jahre alt 19 Reste des Bewegungsapparates konnten weiterhin in der Aydim Formation im Sudwesten von Oman nachgewiesen werden 20 Die Zuweisung ist etwas fraglich 21 Aus der Region sind aber eindeutige Zahne der Gattung belegt so etwa von den bedeutenden Fossilfundstellen Taqah und Thaytiniti sowie von der Typusfundstelle von Omanitherium 22 Weitere Funde von der Arabischen Halbinsel stammen von Shumaysi im Westen von Saudi Arabien 21 Palaobiologie BearbeitenLebensweise Bearbeiten nbsp Lebensbild von Arsinoitherium zitteliArsinoitherium war ein massiv gebauter Pflanzenfresser sein gesamter Bewegungsapparat zeigte Anpassungen auf eine schwerfallige Gangart Hierzu gehoren vor allem der gegenuber dem Schienbein stark verlangerte Oberschenkelknochen mit einer daraus resultierenden tiefen Lage des Kniegelenks und die Ausbildung flacher horizontal gerichteter Vorder und Hinterfusse Demgegenuber steht eine am Becken nur schwach ausgebildete kurze Symphyse die relativ wenig Ansatzflachen fur eine gut gestaltete Beinmuskulatur bot Auch waren die Kreuzbeinwirbel im Gegensatz zu zahlreichen anderen Saugetieren nicht verwachsen Diese deutlich schwach erscheinende Beckenregion mit gering ausgebildeter Hinterbeinmuskulatur wird teilweise mit einer Anpassung an eine semi aquatische Lebensweise erklart ahnlich den heutigen Flusspferden die zur Ruckbildung dieses gesamten Muskelbereiches fuhrte Ahnliches lassen auch die dagegen sehr beweglichen Vorderbeine annehmen die durch die zusatzlich besondere Gestaltung des Schulterblattes eine mobile Auf und Abwartsbewegung des vorderen Korperbereiches erlaubten und durch die ausgepragte Flexionsmoglichkeit zwischen Ober und Unterarm einen kraftigen Vorwartsschub im wassrigen Milieu garantierten Ebenso zeigen die vorderen Halswirbel und deren Muskelmarken die jenen der Elefanten gleichen dass der Kopf nur bedingt und uberwiegend in seitliche Richtungen beweglich war und meist hoch getragen wurde Aufgrund dieser Merkmale zufolge wird ein Leben in tropischen Waldern am Rand von Sumpfen und Seen mit meist weichem Untergrund als wahrscheinlich angenommen eine Landschaft wie sie fur die Fundstellen des Fayyum anhand der Begleitfunde auch rekonstruiert wird 11 20 Anhand von Isotopenuntersuchungen an den Backenzahnen konnte allerdings eine semi aquatische Lebensweise bisher nicht eindeutig bestatigt werden Die d18O Werte erwiesen sich zwar als relativ niedrig und ahnelten jenen der heutigen Flusspferde und anderen semiaquatischen Saugetieren zeigten aber im Vergleich zu weiteren fossilen Saugetieren der gleichen Fundstellen kaum abweichende Daten so dass eine amphibische von einer rein terrestrischen Lebensweise nicht abgetrennt werden konnte Zudem lassen ebenfalls vorgenommene Isotopenuntersuchungen am Kohlenstoff der Backenzahne ein Leben in teilweise offenen oder nicht vollstandig geschlossenen Landschaften annehmen 3 Deshalb gehen einige Forscher davon aus dass Arsinoitherium an ein vierfussiges Landleben angepasst aber kein schneller Laufer war 2 Ernahrung Bearbeiten nbsp Schadel von Arsinoitherium deutlich ist die Abkippung der vorderen Zahne des Unterkiefers gegenuber den hinteren erkennbarBemerkenswert ist der Bau der Backenzahne deren hohen Zahnkronen im Vergleich zu heutigen pflanzenfressenden Saugetieren eine Spezialisierung auf harte kieselsaurereiche Grasnahrung befurworten wurden Untersuchungen des Kauapparates von Arsinoitherium widersprechen aber diesem Ansatz Die Gestaltung der Kauflachen der Molaren mit zwei deutlich quergestellten und hoch ragenden Zahnschmelzleisten bilophodont sowohl bei den Ober als auch Unterkiefermolaren liessen eine Zerkleinerung derartiger Pflanzen nicht zu da bei geschlossenem Maul die einzelnen Leisten ineinander verzahnten Dadurch war nur eine einfache Kaubewegung moglich wobei die Pflanzennahrung lediglich zerquetscht wurde eine derartige Zahngestaltung ist typisch fur Pflanzenfresser mit Spezialisierung auf weicher Blatt oder Fruchtenahrung browsing Die Pramolaren dagegen konnten aufgrund ihres einfacheren Baus der Kauflache mit einer einzelnen langsgestellten Schmelzleiste Nahrung besser und in umfangreicherer Weise zerkleinern was nicht nur durch Quetschen sondern auch durch Mahlen erreicht wurde Um diesen komplexeren Kauvorgang zu ermoglichen war am Unterkiefergelenk eine zweite Gelenkflache ausgebildet Zudem standen die Pramolaren im Unterkiefer in Seitenansicht nicht in gerade Linie zu den hinteren Backenzahnen sondern kippten in einem leichten Winkel nach vorn ab so dass eine Schliessung der oberen und unteren Zahnleisten unter normalen Bedingungen nicht moglich war Erst eine Verlagerung des Unterkiefers auf die zweite Gelenkflache ermoglichte eine vollstandige Schliessung des vorderen Backenzahngebisses Es wird daher angenommen dass Arsinoitherium ein hochspezialisierter weiche Pflanzenkost bevorzugender Pflanzenfresser war 8 Die fur diese Nahrungsgrundlage extrem hochkronigen Backenzahne stellen weiterhin ein einzigartiges modernes Merkmal Autapomorphie der Embrithopoda innerhalb der Saugetiere dar die ahnlich noch bei den ebenfalls ausgestorbenen Riesenfaultieren bekannt ist Ansonsten entwickelten sich hochkronige Zahne weitgehend nur bei grasfressenden Pflanzenfressern 23 Die vergleichsweise weit nach hinten versetzten Nasenoffnungen an den vorderen Hornern lasst eine stark bewegliche Oberlippe annehmen deren Muskeln zusatzlich an einigen charakteristischen Offnungen im Schnauzenbereich ansetzten Eine derartige Oberlippe ist typisch fur viele heutige auf Blattnahrung spezialisierte Pflanzenfresser 2 Funktion der Horner Bearbeiten Die Aussenflache der knochernen Horner ist von zahlreichen Blutkanalchen durchzogen was auf einen Uberzug mit Haut oder Keratin schliessen lasst Teilweise wurde angenommen dass vor allem die machtigen vorderen Horner ahnlich wie die Knochenkamme der Hadrosaurier als Resonanzorgan dienten 24 Die Funktion der Horner ist aber bislang ungeklart Allerdings lasst sich anhand dieser Knochenbildungen ein Geschlechtsdimorphismus feststellen der langere Horner mit spitzen Enden bei mannlichen und kurzere mit eher gerundeten Abschlussen bei weiblichen Tieren umfasst Moglicherweise spielten sie dadurch eine Rolle im Paarungswettstreit wie bei vielen heutigen Saugetieren mit Kopfwaffen beispielsweise den Nashornern oder Hirschen 16 2 Sinnesleistung Bearbeiten Die Horschnecke von Arsinoitherium ahnelte in ihrem Aufbau der der heutigen Elefanten etwa durch die zwei vollstandigen Windungen die zusammen einen Wert von 720 ergeben Im Basisbereich fehlen Hinweise auf eine Lamina spiralis secundaria die fur die Wahrnehmung bestimmter Frequenzen verantwortlich ist Dadurch kann angenommen werden dass die Basilarmembran sehr ausgedehnt war was wiederum ein Hinweis auf eine Empfindlichkeit fur Tone im niedrigen Frequenzbereich ist Vergleichende Untersuchungen mit dem Innenohr der Elefanten ergaben dass Arsinoitherium moglicherweise noch Schallwellen um 13 4 Hertz wahrnahm was eine niedrigere Frequenz ist als bei den meisten heutigen Saugetieren Eventuell verfugten die Tiere uber eine vergleichbare Lautperformance wie die heutigen Elefanten die sowohl mittels Lautgebung als auch uber durch Fusstrampeln erzeugte seismische Wellen im Infraschall kommunizieren Hierbei konnte dann auch das grossere Hornpaar bei Arsinoitherium eine Rolle gespielt haben 25 Systematik BearbeitenInnere Gliederung der Embrithopoda nach Gheerbrant et al 2021 7 Embrithopoda Stylolophus Palaeoamasia Hypsamasia Crivadiatherium Namatherium ArsinoitheriumVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4Vorlage Klade Wartung StyleArsinoitherium ist eine Gattung aus der Familie der Arsinoitheriidae Die Familie wird zur Ordnung der ausgestorbenen Embrithopoda gestellt einer insgesamt weitgehend unerforschte Gruppe von Saugetieren des Palaogen deren genauen Verwandtschaftsverhaltnisse noch nicht vollstandig geklart sind Ursprunglich wurden die Embrithopoda in die Nahe der heutigen Schliefer gestellt nach neuerer Ansicht sind die nachsten lebenden Verwandten die Seekuhe und Elefanten wobei sowohl ein moglicher Platz in der Stammgruppe der Sirenen als auch der Russeltiere moglich ist 26 25 Alle drei Ordnungen Proboscidea Sirenia und Embrithopoda formen zusammen das Taxon der Tethytheria 20 27 Die Embrithopoda sind erstmals im fruhen Palaozan vor rund 60 Millionen Jahren im westlichen Asien fossil nachweisbar 28 Ob dabei die Phenacolophidae mit Phenacolophus und Minchenella die Stammgruppe der Embrithopoda bilden ist in Diskussion neuere Untersuchungen zur Feinstruktur des Zahnschmelzes schliessen das aber aus 29 Im ausgehenden Oligozan starben die Embrithopoda wieder aus insgesamt waren sie aufgrund des palaontologischen Befundes uber weite Teile Afrikas und des westlichen Eurasiens verbreitet 30 31 28 Innerhalb der Embrithopoda stellt Arsinoitherium die am besten dokumentierte und aufgrund der extrem hochkronigen Backenzahne und des markanten Korperskeletts die modernste Form dar bis in die 1970er Jahre galt sie auch als einziger Vertreter Heute werden die Embrithopoda in drei Familien aufgeteilt die neben den Arsinoitheriidae noch die Stylolophidae und die Palaeoamasidae einschliessen Letztere beiden sind stammesgeschichtlich ursprungliche Linien Die Stylolophidae vertritt das erst 2018 beschriebene Stylolophus Zu den Palaeoamasidae gehoren etwa Palaeoamasia und Hypsamasia an deren Zahne weniger deutlich hypsodont ausgebildet waren im Vergleich zu den Arsinoitheriidae 32 33 7 Teilweise gilt das erst 2008 entdeckte Namatherium als einer der nachsten Verwandten von Arsinoitherium Dieses war kleiner als Arsinoitherium und wies nicht ganz so hochkronige Backenzahne auf es lebte im Mittleren Eozan und wurde in Namibia erstmals nachgewiesen 34 2 35 Die genaue phylogenetische Stellung von Namatherium wird aber diskutiert 36 7 Mehrere Arten von Arsinoitherium wurden beschrieben anerkannt sind heute zwei 20 A giganteum Sanders Kappelmann amp Rasmussen 2004 A zitteli Beadnell 1902Die ursprunglich ebenfalls als eigenstandig angesehene Art A andrewsi wurde 1903 von Ray Lankester eingefuhrt erwies sich nach einer erneuten Begutachtung des Fundmaterials im Jahr 2004 als grosser Vertreter von A zitteli mit dem es nun synonymisiert ist 9 Eine weitere Studie aus dem Jahr 2008 kommt zu einem ahnlichen Schluss und halt zudem A giganteum fur problematisch da die Gattung Arsinoitherium zumindest in den Zahnmerkmalen stark variiert Auch unterlagen die Zahnmerkmale bei Arsinoitherium durch Verschleiss deutlichen Veranderungen so dass eine exakte Abtrennung verschiedener Arten nur schwer moglich ist Demnach ware A zitteli die einzige anerkannte Art 37 Die Gattung und Typusart Arsinoitherium zitteli aus dem Fayyum im nordlichen Agypten wurde 1902 von Hugh John Llewellyn Beadnell wissenschaftlich beschrieben Beadnell benannte die Gattung nach der hellenistisch agyptischen Konigin Arsinoe II deren Name Pate fur die Bezeichnung der Fayyum Senke in ptolemaischer Zeit stand Mit dem Artepitheton zitteli ehrte er Karl Alfred von Zittel der 1873 und 1874 mit der Rohlfs Expedition die Libysche Wuste bereist und mehrere bedeutende Abhandlungen uber die Geologie der Region verfasst hatte Die Beschreibung der Gattung und Art basierte auf einem Schadel doch erwahnte Beadnell in seinem kurzen Aufsatz auch die Hintergliedmassen 13 38 In den folgenden Jahren publizierte Beadnells Kollege Charles William Andrews einige weitere kurze Aufsatze uber Arsinoitherium 39 eine umfassendere Bearbeitung der Gattung legte er 1906 im Zuge der Veroffentlichung eines Katalogs uber die Fayyum Fossilien vor 4 Allerdings blieb Arsinoitherium lange Zeit weitgehend unbekannt genauere skelettanatomische und funktionsmorphologische Analysen erfolgten erst in den 1990er Jahren 11 Arsinoitherium lebte weitgehend wahrend des Oligozan Sein Verbreitungsgebiet erstreckte sich vermutlich uber den gesamten afrikanischen Kontinent und grosse Teile der Arabischen Halbinsel Das Verschwinden der Gattung wird mit der Bildung einer Landbrucke zwischen Afrika und Eurasien vor 24 Millionen Jahren in Verbindung gebracht die daruber einwandernden Sauger verdrangten die Gattung zusammen mit anderen Afrotheria 10 Literatur Bearbeiten nbsp Arsinoitherium im Vergleich zum MenschenCharles W Andrews A descriptive catalogue of the Tertiary Vertebrata of the Fayum Egypt London 1907 S 1 324 S 2 82 Sevket Sen Dispersal of African mammals in Eurasia during the Cenozoic Ways and whys In Geobios 46 2013 S 159 172 Einzelnachweise Bearbeiten a b Vincent L Morgan Spencer G Lucas Notes From Diary Fayum Trip 1907 based on the expedition diary and photographs of Walter 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