www.wikidata.de-de.nina.az
Die Embrithopoda sind eine ausgestorbene und bisher wenig untersuchte Saugetiergruppe die vom ausgehenden Palaozan bis zum spaten Oligozan vor etwa 60 bis 24 Millionen Jahren lebten Sie gehoren zu den Afrotheria und sind naher mit den Russeltieren und Seekuhen verwandt Das hauptsachliche Verbreitungsgebiet war Afrika zusammen mit der damals verbundenen Arabischen Halbinsel und das westliche Eurasien wobei hier bisher nur Funde aus der Turkei und aus Rumanien bekannt sind Der bedeutendste und am besten dokumentierte Vertreter ist Arsinoitherium welches erstmals Anfang des 20 Jahrhunderts im Fayyum entdeckt wurde Bis in die 1970er Jahre galt Arsinoitherium auch als einziges Mitglied der Embrithopoda erst dann wurden nach und nach weitere Gattungen und Arten entdeckt Rekonstruktionen zufolge lebten die Vertreter der Embrithopoda an den Randern von Seen und Sumpfen EmbrithopodaSkelettrekonstruktion von ArsinoitheriumZeitliches AuftretenOberes Palaozan bis Oberes Oligozan60 bis 24 Mio JahreFundorteAfrika und Arabische Halbinsel westliches Eurasien Turkei Rumanien SystematikSaugetiere Mammalia Hohere Saugetiere Eutheria AfrotheriaPaenungulataTethytheriaEmbrithopodaWissenschaftlicher NameEmbrithopodaAndrews 1906 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Palaohabitat und Palaobiologie 3 Systematik 3 1 Aussere und Innere Systematik 3 2 Uberblick uber die Familien und Gattungen der Embrithopoda 4 Stammesgeschichte 5 Forschungsgeschichte 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale Bearbeiten nbsp Schadel von ArsinoitheriumDie Embrithopoda waren eine wenig formenreiche Gruppe deren Vertreter bis auf die terminale Form Arsinoitherium weitgehend nur anhand von Zahn und Schadelfundmaterial bekannt ist Spezielle Merkmale liegen hier in einem Gebiss mit unreduzierter Zahnanzahl so dass die vollstandige Bezahnung der fruhen Hoheren Saugetiere mit 44 Zahnen bestand Die Zahnreihe war geschlossen und nicht durch ein Diastema unterbrochen Zudem wiesen sie mit Ausnahme der fruhesten Vertreter sehr hohe hypsodonte Zahnkronen auf Weiterhin besassen die Molaren zwei querstehende Zahnschmelzleisten auf der Kauoberflache sie waren also typisch fur Huftiere bilophodont gestaltet Die Lophodontie bei den Embrithopoda wurde aber nicht durch Leisten zwischen den vier Haupthockern eines Molars Para und Metaconus auf der Wangenseite sowie Proto und Hypoconus Pseudohypoconus bei den Tethytheria auf der Zungenseite jeweils bezogen auf die oberen Molaren erreicht Vielmehr verschoben sich bei den Embrithopoda der Para und Metaconus von der Wangen Richtung Zungenseite wahrend sich die dortigen Hocker reduzierten Auf der Wangenseite entstanden wiederum aus zwei Nebenhockern Para und Mesostyl zwei grossere Hocker die sich dann uber Leisten mit dem Para und Metaconus verbanden Die Leisten zwischen den wangen und zungenseitigen Hockerstrukturen werden bei den Embrithopoda daher auch mit Prapara und Prametacrista bezeichnet und als Pseudolophen Pseudoleisten angesehen Das unterscheidet die Embrithopoda auch von den Huftieren und den ubrigen Tethytheria bei denen die hockerverbindenden Leisten durch das Proto und Paraloph gebildet werden Aufgrund der etwas anders gearteten Struktur geht man bei den Embrithopoda von einer Pseudolophodontie aus 1 2 Im ubrigen Skelettbau zeigt vor allem Arsinoitherium eine ausserlich nashornahnliche Gestaltung mit einem langen und kraftigen Korper saulenartigen kurzen Beinen und funfstrahligen Vorder und Hinterfussen Der Schadel wies zwei charakteristische knocherne Hornpaare auf von denen das vordere sehr gross war und komplett aus dem Nasenbein gebildet wurde Das hintere kleine sass auf dem Stirnbein auf Die Ausbildung von Blutkanalchen auf den Hornern gibt an dass sie ursprunglich von Haut uberzogen waren Einzelne Schadelreste von fruhen Formen wie Stylolophus und Palaeoamasia weisen darauf hin dass diese keine Horner ausgebildet hatte 3 4 2 Stammesgeschichtlich fruhe Vertreter wie Stylolophus besassen vermutlich ein Korpergewicht von 20 bis 128 kg das wenig modernere Palaeoamasia brachte rund 275 kg auf die Waage Arsinoitherium als der jungste Angehorige erreichte mit wohl 1 5 bis 2 4 t Lebendgewicht gewaltige Ausmasse 2 4 5 Palaohabitat und Palaobiologie Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion von Arsinoitherium Zeichnung von Heinrich HarderDie Embrithopoda bewohnten die Regionen nordlich und sudlich des ehemaligen Tethys Ozeans Bekannt sind sie von Funden aus der Turkei Rumanien und weiten Teilen Afrikas Die bedeutendsten und bisher umfangreichsten Reste stammen aber aus dem Fayyum in Agypten Die Tiere zeigen eine typische Anpassung an einen schweren Korperbau mit sehr langen oberen Beinabschnitten Oberam und Oberschenkelknochen und kurzen unteren wodurch das Kniegelenk an den Hinterbeinen sehr tief lag und eine kurze Schrittlange impliziert Die Fusse waren extrem plantigrad ausgebildet noch starker als bei heutigen Elefanten Die nicht verwachsenen Lendenwirbel geben aber einen schwach entwickelten Beckengurtel an wahrend die Struktur der Halswirbel anzeigt dass der Schadel meist hoch gehalten wurde Dadurch waren die Embrithopoda und vor allem Arsinoitherium wohl an ein semi aquatisches Leben angepasst Die Tiere lebten in Sumpflandschaften wo sie gelegentlich an Land auf Nahrungssuche gingen Da Fossilien von unter anderem Palaeoamasia in Kohlelagen gefunden wurden welche in sumpfigen Milieu entstanden kann eine derartige Lebensweise auch fur fruhere Formen angenommen werden 3 6 Systematik BearbeitenAussere und Innere Systematik Bearbeiten Systematische Stellung von Abdounodus nach Gheerbrant 2023 7 Paenungulatomorpha Hadrogeneios Ocepeia Abdounodus Paenungulata Hyracoidea Schliefer Tethytheria Embrithopoda Proboscidea Russeltiere Sirenia Seekuhe Vorlage Klade Wartung StyleDie Embrithopoda werden in die Saugetiergruppe der Paenungulata eingeordnet und innerhalb dieser genauer in das Taxon der Tethytheria Die Tethytheria schliessen die heute lebenden Vertreter der Elefanten und der Seekuhe ein die somit die nachsten rezenten Verwandten der Embrithopoda darstellen 8 Dadurch sind die Embrithopoda der Uberordnung der Afrotheria zuzuweisen einer der vier Hauptlinien der Hoheren Saugetiere die allerdings ein molekulargenetisch definiertes Taxon darstellen 9 Stellte Charles W Andrews die Embrithopoda anfanglich 1906 noch in die systematische Nahe der Schliefer 10 zeigten spatere Untersuchungen eine Verwandtschaft mit den Elefanten und Seekuhen auf Die Stellung innerhalb der Tethytheria wird unter anderem durch einige Schadelmerkmale angezeigt etwa der nach hinten verlangerte Mittelkieferknochen der das Stirnbein kontaktiert Dieses Merkmal vereint auch die Seekuhe und die Russeltiere und gilt als Charakteristikum der Tethytheria 11 Ahnliches kann zu den hinteren Zahnen gesagt werden die bei den Tethytheria durch die Reduktion des Ectoloph einer Schmelzleiste an der Zahnaussenseite nicht mehr selenodont wirken wie es noch bei den Schliefern und einigen anderen Paenungulata der Fall ist 5 Die genaue Stellung innerhalb der Tethytheria ist aber in Diskussion So sehen einige Forscher die Embrithopoda als Schwestergruppe der Sirenen oder der Russeltiere 12 13 beziehungsweise als Stammgruppe der Tethytheria 2 Andere wiederum platzieren sie in die Nahe der Phenacolophidae 8 14 Teilweise werden die Phenacolophidae die unter anderem Phenacolophus und Minchenella aus dem Palaozan des ostlichen Asiens enthalten als die urtumlichsten Mitglieder der Embrithopoda eingestuft 15 16 Dies wurde in der Vergangenheit haufig angezweifelt mit Hinweisen auf eine fehlende Untermauerung dieser Ansicht 17 18 Untersuchungen zur Mikrostruktur des Zahnschmelzes zeigen dass die Phenacolophidae nicht zu den Embrithopoda gehoren 19 8 Mitunter gelten die Phenacolophidae als eher basale Gruppe innerhalb der Tethytheria 3 die Struktur der Mahlzahne konnte auch fur eine nahere Beziehung zu den Laurasiatheria speziell den Unpaarhufern sprechen 20 Innere Gliederung der Embrithopoda nach Gheerbrant et al 2021 5 Embrithopoda Stylolophus Palaeoamasia Hypsamasia Crivadiatherium Namatherium ArsinoitheriumVorlage Klade Wartung 3 Vorlage Klade Wartung 4Vorlage Klade Wartung StyleInnere Gliederung der Embrithopoda nach Erdal et al 2016 21 Embrithopoda Namatherium Arsinoitheriidae Arsinoitheriinae Arsinoitherium Palaeoamasinae Palaeoamasia Hypsamasia CrivadiatheriumVorlage Klade Wartung StyleInnerhalb der Embrithopoda werden sechs Gattungen mit acht oder neun Arten unterschieden Die innere Gliederung bereitet bisher Schwierigkeiten Ursachlich verantwortlich dafur ist das nur sparlich uberlieferte Material Demnach liegen von drei Gattungen Stylolophus Palaeoamasia und Arsinoitherium sowohl Reste des oberen und unteren Gebisses vor weitere zwei Gattungen Namatherium und Hypsamasia sind nur uber obere Gebissreste bekannt eine weitere Gattung Crivadiatherium nur uber untere Dadurch sind die Vergleichsmoglichkeiten eingeschrankt und die Beziehungen zueinander konnen nur luckenhaft rekonstruiert werden Das sehr urtumliche Stylolophus wird an der Basis der Entwicklung der Embrithopoda gesehen wofur unter anderem die geringe Kronenhohe der Zahne und einzelne spezielle Zahnmerkmale sprechen Die Gattung wird in die monotypische Familie der Stylolophodae gestellt 2 5 Die Gliederung der ubrigen Gattungen ist nicht eindeutig Einige Forscher bevorzugen eine Aufteilung in zwei Familien die Palaeoamasidae und die Arsinoitheriidae 18 22 was auch zwei Studien aus den Jahren 2018 und 2021 bestatigen 2 Die Palaeoamasidae sind auf Eurasien beschrankt und stellen stammesgeschichtlich fruhe Mitglieder der Gruppe wahrend die Arsinoitheriidae in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel die damals mit dem Kontinent eine Einheit bildete verbreitet waren und die stammesgeschichtlich jungeren Formen einschliessen Beide Gruppen unterscheiden sich in der Grosse der Tiere allgemein dem Grad der Hypsodontie der hinteren Backenzahne und der Intensitat der Ausbildung einer dritten Lophe auf dem letzten Molaren Eine phylogenetische Untersuchung aus dem Jahr 2016 unterstutzt hingegen die Zuweisung in eine Familie die Arsinoitheriidae die dann mit den Palaeoasaminae und den Arsinoitheriinae zwei Unterfamilien vereint 21 Problematisch ist die Stellung von Namatherium das in seiner Erstbeschreibung unter Einbeziehung zahlreicher Schadelmerkmale als nahe verwandt mit Arsinoitherium betrachtet wurde 23 4 Die phylogenetischen Untersuchungen aus dem Jahr 2016 sehen es aber aufgrund zahnmorphologischer Charakteristika als Schwestertaxon zu den ubrigen Vertretern der Embrithopoda mit Ausnahme von Stylolophus das damals noch nicht bekannt war 21 Dagegen pladieren die Studien aus den Jahren 2018 und 2021 wiederum fur eine Nahverwandtschaft mit Arsinoitherium 2 5 Uberblick uber die Familien und Gattungen der Embrithopoda Bearbeiten Insgesamt werden sechs Gattung mit acht bis neun Arten unterschieden einige weitere Arten sind bisher unbeschrieben Die hier vorgestellte Gliederung folgt Gheerbrant et al 2021 6 21 2 Ordnung Embrithopoda Andrews 1906Familie Stylolophidae Gheerbrant 2021Stylolophus Gheerbrant Schmitt amp Kocsis 2018Familie Palaeoamasidae auch Palaeoamasiidae Sen amp Heintz 1979Palaeoamasia Ozansoy 1966 Hypsamasia Maas Thewissen amp Kappelmann 1998 Crivadiatherium Radulesco Iliesco amp Iliesco 1976Familie Arsinoitheriidae Andrews 1904Namatherium Pickford Senut Morales Mein amp Sanchez 2008 Arsinoitherium Beadnell 1902 dd Stammesgeschichte BearbeitenDie Embrithopoda besitzen eine relativ lange stammesgeschichtliche Vergangenheit die im ausgehenden Palaozan vor rund 60 Millionen Jahren begann Ihr Ursprung und evolutionare Geschichte sind weitgehend noch ungeklart Die Verteilung des Fossilmaterials mit den palaeoamasinen Formen am nordlichen und den arsinoitheriinen Formen am sudlichen Rand des Tethys Ozeans fuhrte anfanglich zur Diskussion eines sowohl eurasischen wie afroarabischen Ursprung mit jeweiligen anschliessenden Auswanderungsereignissen Die Tatsache dass die jungsten Vertreter der Palaeoamasidae und die altesten der Arsinoitheriidae sich zeitlich uberschneiden lasst aber eine direkte Herkunft letzterer aus ersteren zweifelhaft erscheinen Demnach muss die Aufspaltung der Embrithopoda wesentlich weiter in der Vergangenheit liegen wofur wiederum auch die palaobiogeographische Verbreitung der beiden Verwandtschaftsgruppen spricht Generelle Entwicklungstrends innerhalb der Embrithopoda sind in der allgemein massiven Korpergrossenzunahme und der Umgestaltung der Backenzahne von niedrigen zu hohen Zahnkronen zu finden 22 21 Die bisher stammesgeschichtlich ursprunglichste Form liegt mit Stylolophus aus dem Ouled Abdoun Becken in Marokko vor und datiert in das Untere Eozan Das relativ kleine Tier mit einer Molarenreihe von 4 cm Lange besass bereits die typischen Backenzahne mit zwei Leisten die Zahnkronen waren aber noch relativ niedrig Die Schadel ist uber ein fragmentiertes Stuck dokumentiert An diesem sind noch keine Horner erkennbar allerdings treten vergrosserte Stirnhohlen auf die moglicherweise als Vorstufen der Hornausbildung angesehen werden konnen Sowohl das hohe Alter als auch die urtumlichen Merkmale von Stylolophus konnen als Hinweis darauf gewertet werden dass die Embrithopoda in Afrika entstanden und sich erst spater uber die Tethys nach Norden ausbreiteten Der ehemalige Ozean trennte damals die eurasische von der afrikanischen Festlandsmasse 2 Vom Nordrand der Tethys konnte allerdings der fossil bisher alteste Nachweis der Embrithopoda erbracht werden Es handelt sich um Hypsamasia aus der Uzuncarsidere Formation im Haymana Polatli Becken in der Nahe von Ankara im zentralen Anatolien Die stratigraphische Position dieser fossilreichen Gesteinsbildung wird aufgrund von Begleitfunden wie dem Huftier Hilalia aus der Gruppe der Pleuraspidotheriidae mit dem ausgehenden Palaozan angenommen allerdings ist die genaue Einstufung in Diskussion Hypsamasia ist nur anhand weniger Oberkieferbackenzahne bekannt die deutlich hochkronig sind hypsodont 18 Gegenuber Hypsamasia war Palaeoamasia mit seinen eher niederkronigen brachyodonten Backenzahnen noch markant urtumlicher gestaltet Zudem erreichte es nicht die Ausmasse seines Verwandten der zweite Molar wurde durchschnittlich 2 9 der dritte 4 cm breit Die Typusfundstelle umfasst die Eski Celtek Formation in der Nahe von Amasya in der nordlichen zentralen Turkei Diese gehort dem Ypresium des Unteren Eozans an was anhand eines dunnen foraminiferenhaltigen Bandes dicht uber der eigentlichen Fundschicht angezeigt wird weiterhin auch durch die Anwesenheit des mit Hilalia verwandten Parabunodon 24 Bisher ist Palaeoamasia von etwa rund einem halben Dutzend Fundstellen in der Turkei bekannt so unter anderem aus Bultu Zile und Cicekdag ebenfalls beide Turkei Zahnfunde aus Boyabat an der turkischen Schwarzmeerkuste gehoren in den Ubergang vom Eozan zum Oligozan und reprasentieren die bisher jungsten Funde der Embrithopoda in Eurasien 22 Das gesamte Fundmaterial von Palaeoamasia umfasst nur rund ein Dutzend Reste von Unterkiefer uber Oberkieferfragmenten bis hin zu Schadelteilen Die Erhaltung des Schadeldaches der beiden bekannten Schadel lasst vermuten dass bei Palaeoamasia noch keine knochernen Horner ausgebildet waren 25 21 Crivadiatherium wiederum zeigte deutlich modernere Merkmale gegenuber Palaeoamasia und Hypsamasia die sich unter anderem in starker molarisierten Pramolaren niederschlagen Auch war es insgesamt grosser und besass einen zweiten Molar von etwa 4 8 und einen dritten von 5 5 cm Lange Entdeckt wurde die Gattung der wenigstens zwei Arten zugewiesen werden konnen in der Hateg Depression im westlichen Teil Rumaniens 26 18 Das Alter der Fundstelle ist nicht vollstandig geklart liegt aber zwischen Unterem Oligozan und Mittlerem Eozan 6 In Afrika sind die Embrithopoden erst wieder im Mittleren Eozan vor rund 49 Millionen Jahren mit Namatherium belegbar Dieses ist bisher nur anhand eines Teilschadels aus der Nahe von Black Crow im Sperrgebiet von Namibia uberliefert Es zeichnet sich durch einen einfacheren Zahnbau mit wenig molarisierten vorderen Backenzahnen aus die hinteren waren starker hochkronig als bei den eurasischen Embrithopoden Allerdings erreichte Namatherium nicht die Ausmasse der spateren Embrithopoden Afrikas was sich an der Lange der Molarenserie von etwa 11 6 cm zeigt Ob die Gattung bereits Horner trug ist aufgrund der Erhaltung des Schadels nicht zu beantworten einige anatomische Merkmale im Bereich der Nase weisen aber darauf hin 23 4 Den bekanntesten und am haufigsten uberlieferten Vertreter stellten die Embrithopoda mit Arsinoitherium der vom Oberen Eozan bis zum Ende des Oligozan uber weite Teile des heutigen Afrika verbreitet war Insgesamt sind mehr als 47 Individuen uberliefert Das Skelett ist nahezu umfassend untersucht es gibt aber kein vollstandig artikuliertes Skelett 27 Es ist zudem der grosste Angehorige der Embrithopoda dessen hinteren beiden Molaren 7 7 beziehungsweise 7 4 cm in der Lange massen die gesamte Molarenreihe wurde bis zu 23 cm lang Zudem waren die Backenzahne extrem hypsodont und erreichten bis zu 13 cm Kronenhohe 4 Herausragend sind die Funde des Fayyum in Agypten dessen Ablagerungen in die Zeit des Oberen Eozan und des Unteren Oligozan vor 40 bis 30 Millionen Jahren datieren Eine ahnliche stratigraphische Reichweite haben die Reste von der ebenfalls bedeutenden Fundstelle Dor el Talha in Libyen Weitere obereozane Funde stammen aus Tunesien 28 und dem Oman 29 auf der Arabischen Halbinsel welche damals mit Afrika eine Landmasse formte 30 Aus dem Unteroligozan reihen sich weiterhin Funde von Malembe in Angola und von der Fundstelle Chilga in Athiopien ein An letzterem Fundplatz konnte zudem bisher unikat die grossere der zwei beschriebenen Arten von Arsinoitherium erkannt werden 31 30 Der bisher jungste Nachweis von Arsinoitherium und damit auch der Embrithopoda stammt aus Lothidok im nordwestlichen Kenia Er datiert in das Obere Oligozan vor 27 bis 24 Millionen Jahren umfasst bisher aber nur einen isolierten Backenzahn Nach bisheriger Erkenntnis starben die Embrithopoda demnach noch vor dem Beginn des nachfolgenden Miozan aus Funde aus dieser Zeit sind nicht bekannt 32 6 Ihr Ende konnte mit den gravierenden Anderungen im Ubergang vom Oligozan zum Miozan einhergehen als durch die Schliessung der Tethys eine Landbrucke nach Eurasien entstand und so ein grosser Faunenaustausch zwischen diesen beiden Kontinentalmassen einsetzte Im Gegensatz zu den eher konservativen Embrithopoda erlebten andere ursprunglich endemisch afrikanische Tiergruppen wie etwa die Russeltiere eine umfassende Diversifizierung und besiedelten erfolgreich Eurasien 33 Forschungsgeschichte BearbeitenUrsprunglich waren die Embrithopoda nur aus dem Fayyum in Agypten bekannt wobei alle Funde zur Gattung Arsinoitherium gehorten das gleichzeitig das haufigste und am besten untersuchte Mitglied der gesamten Ordnung darstellt Diese waren zuerst im Ubergang vom 19 zum 20 Jahrhundert entdeckt worden als der britische Geologe Hugh John Llewellyn Beadnell erstmals die Ablagerungen des Fayyum Beckens untersuchte und dort auf Fossilien stiess Nachdem sich ihm Charles William Andrews angeschlossen hatte konnten ab 1901 weitere Funde geborgen werden so unter anderem Riesenschlangen wie Gigantophis oder Russeltiere wie Barytherium und Moeritherium Unter den Funden befanden sich auch Reste eines bis 3 4 m langen Saugetieres mit zwei knochernen Hornpaaren auf dem Schadel das 1902 von Beadnell die wissenschaftliche Bezeichnung Arsinoitherium erhielt Weitere Arbeiten vor Ort erfolgten etwa zur gleichen Zeit durch den deutschen und osterreichischen Forscher Eberhard Fraas und Richard Markgraf die ebenfalls Funde von Arsinoitherium erbrachten Im Jahr 1907 fuhrte dann das American Museum of Natural History unter Leitung von Henry Fairfield Osborn eine grosse Expedition in die Fayyum Region durch und entdeckte dabei wenigsten sechs vollstandige Schadel von Arsinoitherium 10 34 Bis weit nach der Mitte des 20 Jahrhunderts waren sowohl die Gattung Arsinoitherium als auch die gesamte Ordnung der Embrithopoda nur aus dem Fayyum bekannt Erst ab den 1980er Jahren wurden in weiteren Bereichen des afrikanischen Kontinentes zusatzliche Funde entdeckt so im nordlichen Teil etwa Libyen und Tunesien 28 in Angola im sudwestlichen Afrika und in Ostafrika etwa Athiopien 30 und Kenia 32 Um die Jahrtausendwende konnte diese fast panafrikanische Verbreitung dann durch Fossilien von der Arabischen Halbinsel erweitert werden 29 6 Bereits 1966 waren Zahnreste aus der Eski Celtek Kohlemine in der nordlichen Turkei der neuen Gattung Palaeoamasia zugewiesen worden die aufgrund der Gestaltung der Oberkiefermolaren aber als Mitglied der Chalicotheriidae und so innerhalb der Unpaarhufer stehend aufgefasst wurde Weiteres und aussagekraftigeres Fundmaterial fuhrte 1979 zur Einordnung in die Embrithopoda Dort bildeten sie eine eigene Unterfamilie die Palaeoamasinae die den Arsinoitheriinae gegenuberstand allerdings nicht als deren direkter phylogenetischer Vorfahre angesehen wurde 25 Nur wenige Jahre zuvor war mit Crivadiatherium ein weiteres Mitglied der Embrithopoda aus Rumanien beschrieben worden das in systematischer Nahe zu Palaeoamasia steht 17 Diesen Funden folgten weitere der gleichen Gattung in den 1980er Jahren Damit war gezeigt dass die Embrithopoda ursprunglich wesentlich weiter verbreitet waren und von Afrika bis zum westlichen Eurasien vorkamen 26 Ende der 1990er wurde Hypsamasia in der Zentralturkei entdeckt Da sich nun auch eine hohere Formenvielfalt innerhalb der Embrithopoda herausstellte wurde im gleichen Zuge die Unterfamilie der Palaeoamasinae auf Familienebene angehoben da diese bisher nur in Eurasien nachgewiesenen Vertreter sich deutlich von den afrikanischen Embrithopoden unterschieden 18 Dies ist aber nicht allgemein anerkannt 21 Im Jahr 2008 wurde das im sudwestlichen Afrika aufgefundene Namatherium als ein naher Verwandter von Arsinoitherium und als ein stammesgeschichtlich alterer Vertreter der afroarabischen Embrithopoda wissenschaftlich eingefuhrt 23 4 Die bisher urtumlichste Form erhielt im Jahr 2018 mit der Gattung Stylolophus ihre wissenschaftliche Anerkennung Funde sind aus Marokko uberliefert 2 Nur wenige Jahre nach der Erstbeschreibung von Arsinoitherium 1904 verwies Andrews die Gattung zuerst in die Gruppe der Amblypoda in der damals unter anderem auch die Dinocerata und Pantodonta standen 35 Noch im gleichen Jahr verwarf er diese Verwandtschaftsbeziehung und kreierte das Taxon Barypoda dessen Name eine Referenz auf die kraftigen Gliedmassen von Arsinoitherium darstellt im selben Zug fuhrte Andrews die Barytheria ein in welche er Barytherium einen fruhen Vertreter der Russeltiere verwies und gruppierte diese mit den Amblypoda 36 Barypoda erwies sich darauf folgend als praokkupiert da Ernst Haeckel diese Bezeichnung bereits 1866 fur einige Beuteltiere verwendet hatte Aus diesem Grund benannte Andrews seine Barypoda im Jahr 1906 in Embrithopoda um Der Name setzt sich aus den griechischen Wortern ἐmbri8hs embrithes schwer oder gewichtig sowie poys pous Fuss zusammen und hat demzufolge die gleiche Bedeutung wie Barypoda 37 Der Namenswechsel wurde in der Fachzeitschrift Nature veroffentlicht in seinem im gleichen Jahr erschienenen umfassenden Werk A descriptive catalogue of the Tertiary Vertebrata of the Fayum Egypt konnte Andrews die Bezeichnung Embrithopoda nur in einer Fussnote erwahnen 10 38 3 Literatur BearbeitenOzan Erdal Pierre Olivier Antoine und Sevket Sen New material of Palaeoamasia kansui Embrithopoda Mammalia from the Eocene of Turkey and a phylogenetic analysis of Embrithopoda at the species level Palaeontology 2016 doi 10 1111 pala 12247 Kenneth D Rose The beginning of the age of mammals Johns Hopkins University Press Baltimore 2006 S 1 431 S 265 267 Sevket Sen Dispersal of African mammals in Eurasia during the Cenozoic Ways and whys Geobios 46 2013 S 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