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Hadrogeneios ist eine ausgestorbene Gattung und ein sehr fruher Reprasentant der Afrotheria Innerhalb der Afrotheria wird er in die Nahe der Paenungulata gestellt welche heute die Elefanten Schliefer und Seekuhe enthalten Fossilfunde sind lediglich aus dem Ouled Abdoun Becken in Marokko bekannt Sie datieren in das Palaozan vor mehr als 60 Millionen Jahren Es liegen mehrere Unterkieferreste und einzelne isolierte Zahne vor Markant ist die deutlich aufgewolbte Symphyse des Unterkiefers welche die beiden Kieferaste verbindet Zusammen mit den hier ausgebildeten kleinen Schneidezahnen verweist dies auf eine spezielle Ernahrungsweise Der Bau der hinteren Zahne stellt Hadrogeneios an die Basis der Entwicklung der Paenungulata Die Gattung wurde im Jahr 2022 wissenschaftlich eingefuhrt Es ist eine Art anerkannt HadrogeneiosZeitliches AuftretenPalaozan Seelandium 61 6 bis 56 Mio JahreFundorteMarokkoSystematikSaugetiere Mammalia Hohere Saugetiere Eutheria AfrotheriaPaenungulatomorphaincertae sedisHadrogeneiosWissenschaftlicher NameHadrogeneiosGheerbrant 2022 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fossilfunde 3 Palaobiologie 4 Systematik 5 Forschungsgeschichte 6 Literatur 7 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenVon Hadrogeneios wurden bisher hauptsachlich isolierte Zahne und Unterkieferfragmente aufgefunden Der Unterkiefer ist lediglich uber den horizontalen Knochenkorper belegt Dieser war insgesamt relativ flach und erreichte eine Hohe von rund 1 5 cm An der Unterkante verlief eine kraftige Knochenrippel die als Muskelansatzstelle fungierte Markant war der vordere Abschnitt mit der Symphyse Dieser erhohte sich markant und ragte so uber die obere und untere Kante des horizontalen Knochenkorpers hinaus Die Hohe betrug hier rund 2 7 cm und damit fast das Doppelte von letzterem Gegenuber der Alveolarebene der hinteren Zahne stieg der Knochenkorper an der Symphyse um 45 an Dadurch lagen die vorderen Zahne deutlich hoher als die hinteren Die Symphyse selbst war flach und nicht verwachsen Das uberwiegende Fundmaterial ist gemass dem Abkauungsgrad der Zahne aber wohl jungeren Individuen zuzuschreiben so dass nicht ausgeschlossen werden kann dass bei alteren Exemplaren beide Unterkieferaste fest verbunden waren Die Symphyse endete hinter dem ersten Pramolaren Ein vorderes Foramen mentale lag unterhalb des Eckzahns ein hinteres zwischen dem zweiten und dritten Pramolar Beide waren etwa gleich gross Vom aufsteigenden Ast des Unterkiefers blieb lediglich der Basisbereich erhalten Das hier ausgebildete Foramen mandibulae offnete sich hinter dem letzten Mahlzahn unterhalb der Alveolarebene 1 Das untere Gebiss bestand aus der vollstandigen Bezahnung der Hoheren Saugetiere also drei Schneidezahnen einem Eckzahn vier Pramolaren und drei Molaren je Kieferhalfte Die vorderen Zahne standen geschlossen Zwischen dem Eckzahn und dem ersten sowie zweiten Pramolaren war jeweils ein langes Diastema ausgebildet jedes beanspruchte zwischen 3 4 und 4 9 mm Eine weitere Zahnlucke zwischen dem zweiten und dritten Vormahlzahn war mit rund 2 mm deutlich kurzer Die vorderen Zahne sind nur mit ihren Alveolen bekannt Ihnen zufolge waren die Schneidezahne klein der Eckzahn hingegen gross mit tiefreichender Wurzel Ebenso konnen die ersten Pramolaren nur uber die Zahnfacher rekonstruiert werden Der letzte Pramolar ahnelte hingegen den nachfolgenden Molaren war also deutlich molarisiert Die Mahlzahne wiesen niedrige brachyodonte Zahnkronen auf Ihre Kauflachen zeigten ein typisches Muster mit mehreren spitzen Haupthockern das Protoconid und das Hypoconid auf der Wangen sowie das Metaconid auf der Zungenseite Erstere beiden waren am grossten Ihre Aussenwande wolbten sich nach aussen Die beiden Hocker waren entlang der Zahnlangsachse durch Zahnschmelzleisten verbunden die halbmondformig verliefen so dass ein selenodonter Eindruck entstand Auf der Zungenseite kam zusatzlich noch ein Paraconid vor das sich gut entwickelt zeigte und nahezu die Hohe des Metaconids erreichte Der vordere Molar war kleiner als der zweite Die oberen Zahne sind bisher nur isoliert aufgefunden worden es liegen die beiden letzten Mahlzahne vor Sie charakterisierte ein tribosphenisches oder trituberculares Kauflachenmuster mit demzufolge drei spitzen Hockern der Metaconus Paraconus und Protoconus Der fur die Paenungulata typische vierte Hocker der Hypoconus fehlte bei Hadrogeneios Das Ectoloph eine die Hocker verbindende Scherleiste hatte einen dilombdodonten W formigen Verlauf wodurch auch hier ein selenodonter Zahnaufbau hervorgerufen wurde 1 Fossilfunde Bearbeiten nbsp Das Ouled Abdoun Becken in MarokkoDie Fossilreste von Hadrogeneios sind lediglich aus dem Ouled Abdoun Becken in Marokko bekannt Das Becken liegt rund 70 km sudlich von Casablanca und ist vor allem fur seine reichhaltigen Phosphatablagerungen von Bedeutung Diese hatten sich im Ubergang von der Kreide zum fruhen Palaogen gebildet Die phosphathaltigen Sedimente sind zwar nicht durchgehend ausgepragt ihre Machtigkeit erreicht jedoch von Nord nach Sud 30 bis 300 m Absolutchronologisch gehoren sie dem Zeitraum vom Maastrichtium bis Ypresium vor 72 bis 48 Millionen Jahren an Die Phosphate des Ouled Abdoun Beckens zahlen zu den umfangreichsten Ablagerungssequenzen dieser Art im Bereich des ehemaligen Tethys Ozeans Ursprunglich in einem marinen Milieu entstanden wobei das Meer relativ flach sowie warm war und festlandsnah lag sind sie reich an Fossilien Dominiert werden die Reste von zahlreichen Meeresbewohnern allerdings kommen zusatzlich auch Landwirbeltiere vor Insgesamt sind bisher rund 330 Gattungen nachgewiesen Darunter befinden sich auch die altesten Reste kanozoischer Saugetiere in ganz Afrika Bekannt wurde das Ouled Abdoun Becken unter anderem durch die hier auftretenden urtumlichen Russeltiere darunter Formen wie Eritherium und Daouitherium als alteste Angehorige uberhaupt 2 3 4 Der grosste Teil der Fossilien wird beim Phosphatabbau gefunden 5 6 7 Dies betrifft auch die Funde von Hadrogeneios welche von lokalen Arbeitern aufgesammelt worden waren Aus diesem Grund ist die exakte Fundposition unbekannt Die den Fossilresten anhaftende phosphathaltige Matrix besitzt aber geochemischen Analysen zufolge die Eigenschaften die den Fundlagen des Palaozans genauer des Seelandiums und Thanetiums zuzuschreiben sind Hochstwahrscheinlich kommen hierfur die Minen von Sidi Chennane im Osten des Beckens in Betracht von wo auch in der Vergangenheit Saugetierreste dokumentiert wurden 1 Palaobiologie BearbeitenAuffallend an Hadrogeneios ist die massive Symphyse des Unterkiefers Diese steht relativ steil und ragt sowohl uber als auch unter den horizontalen Knochenkorper hinaus wodurch sie gut doppelt so hoch ist wie der Rest des Unterkieferastes Verbunden damit ist eine erhohte Lage der vorderen Zahne gegenuber den hinteren Zudem sind die Schneidezahne hier sehr klein ausgebildet Die gesamte Struktur unterscheidet sich von der eher generalisierten Form wie sie etwa beim nahe verwandten Ocepeia vorliegt Sie weicht ebenso von ahnlichen flanschartigen Symphysenerweiterungen ab wie sie bei einigen Saugetieren des Palaogens vorkommen so unter anderem bei den fleischfressenden Oxyaenodonta oder den pflanzenfressenden Dinocerata Bei diesen Formen sind die Erweiterungen mit vergrosserten Eckzahnen verbunden beschranken sich aber in der Regel nur auf den unteren Abschnitt der Symphysenregion Letzteres trifft auf Hadrogeneios nicht zu da sich die Symphyse auch nach oben verlangert der obere Eckzahn ist jedoch unbekannt Die besondere Gestaltung der vorderen Unterkieferregion wird bei Hadrogeneios als spezielle Anpassung an die Nahrungsaufnahme mit erhohter Griffkraft oder verbesserter Greifprazision gewertet Es ware somit eine der ersten bekannten Spezialisierungen aus dem Verwandtschaftsumfeld der Paenungulata 1 Systematik BearbeitenInnere Systematik der Paenungulatomorpha nach Gheerbrant et al 2016 8 Paenungulatomorpha Hadrogeneios Ocepeia Abdounodus Paenungulata Hyracoidea Schliefer Tethytheria Embrithopoda Sirenia Seekuhe Proboscidea Russeltiere Vorlage Klade Wartung StyleHadrogeneios ist eine ausgestorbene Gattung innerhalb der Uberordnung der Afrotheria welche eine der vier Hauptlinien der Hoheren Saugetiere Eutheria reprasentiert Eine Zuweisung zu einer bestimmten Familie erfolgte bisher nicht Innerhalb der Afrotheria besteht eine engere Verwandtschaft von Hadrogeneios zu anderen ausgestorbenen Formen wie Ocepeia oder Abdounodus Beide Gattungen sind gleichfalls im Ouled Abdoun Becken aufgefunden worden Die drei Vertreter lassen sich in das nahere Umfeld der Paenungulata einordnen denen wiederum die Russeltiere Proboscidea die Schliefer Hyracoidea und die Seekuhe Sirenia zugerechnet werden Das vermutete engere Verwandtschaftsverhaltnis der drei ausgestorbenen Formen zu den Paenungulata druckt sich in dem gemeinsamen ubergeordneten Taxon der Paenungulatomorpha aus 9 10 8 1 Fur die nahere Beziehung von Hadrogeneios Ocepeia und Abdounodus zu den Paenungulata ist vor allem die Struktur der hinteren Zahne von Bedeutung Ausschlaggebend sind hier die bilophodonten oberen Molaren die so auch bei den fruhesten Russeltieren wie Eritherium oder bei den Schliefern zu finden sind Die vier Haupthocker die den Zahnen ihren bilophodonten Charakter geben werden durch den Paraconus und den Hypoconus sowie den Metaconus und den Protoconus definiert Strukturell ahnliche Zahne weisen auch die Paar Artiodactyla und Unpaarhufern Perissodactyla auf weswegen diese ursprunglich zusammen mit den Paenungulata haufig zu den Ungulata Huftiere zusammengefasst wurden Bei Ocepeia und Abdounodus ist das bilophodonte Zahnmuster im Vergleich zu den Paenungulata noch nicht vollstandig entwickelt Bei beiden Formen lasst sich aber erkennen dass der Hypoconus aus dem Metaconulus ein kleiner und mit dem Protoconus verbundener Nebenhocker entstanden ist Beim Herausbildungsprozess wanderte der Metaconulus langsam vom Protoconus zungenseitig weg und formte dann spater den Hypoconus aus Dieser Vorgang ist bei Abdounodus weiter fortgeschritten als bei Ocepeia womit ersterer als stammesgeschichtlich junger als letzterer einzustufen ist Im Gegensatz dazu lasst sich bei Hadrogeneios kein Anzeichen eines Hypoconus erkennen Bei dieser Gattung paust sich das ursprunglich tribosphenische Zahnmuster der Hoheren Saugetiere bestehend aus drei Haupthockern noch vollstandig durch Aus diesem Grund sollte Hadrogeneios die ursprunglichste bekannte Form der Paenungulatomorpha darstellen Hervorzuheben ist bei den Paenungulata dass die Entstehung des Hypoconus aus dem Metaconulus im deutlichen Gegensatz zu den Molaren der Paar und Unpaarhufer steht bei denen sich der Hypoconus aus einem Cingulum einem Zahnschmelzwulst herausformte Die bilophodonten Zahne der Paenungulata und der Paar beziehungsweise der Unpaarhufer sind daher als konvergente Entwicklung zu betrachten und nicht als Ausdruck einer naheren Verwandtschaft Seiner abweichenden Herkunft wegen wird der Hypoconus der Paenungulata manchmal auch als Pseudohypoconus bezeichnet 8 1 Forschungsgeschichte BearbeitenDie wissenschaftliche Erstbeschreibung von Hadrogeneios stammt von Emnanuel Gheerbrant aus dem Jahr 2022 Sie basiert auf den Funden aus dem Ouled Abdoun Becken in Marokko Als Holotypus wahlte Gheerbrant einen teilweise erhaltenen linken Unterkieferast Exemplarnummer MNHN KHG 227 an dem die Symphyse ausgebildet ist und der den letzten Pramolar sowie ersten Molar bewahrt hat ebenso wie die Zahnfacher der Schneidezahne des Eckzahns und der ersten drei Pramolaren uberliefert sind Assoziiert mit dem Unterkiefer war auch ein letzter Molar Der Gattungsname Hadrogeneios leitet sich von den griechischen Worten asros hadros fur ausgewachsen oder reif und geneion geneion fur Kinn Er bezieht sich auf die kraftig ausgebildete Unterkiefersymphyse Gemeinsam mit der Gattung benannte Gheerbrant die Art H phosphaticus Das Artepitheton ist eine Referenz auf die phosphathaltigen Lagen des Ouled Abdoun Beckens 1 Literatur BearbeitenEmmanuel Gheerbrant Ancestral radiation of paenungulate mammals Paenungulatomorpha New evidence from the Paleocene of Morocco Journal of Vertebrate Paleontology 42 5 2022 S e2197971 doi 10 1080 02724634 2023 2197971Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Emmanuel Gheerbrant Ancestral radiation of paenungulate mammals Paenungulatomorpha New evidence from the Paleocene of Morocco Journal of Vertebrate Paleontology 42 5 2022 S e2197971 doi 10 1080 02724634 2023 2197971 Emmanuel Gheerbrant Jean Sudre Henri Cappetta Mohamed IarocheneMbarek Amaghzaz und Baadi Bouya A mew large mammal from the Ypresian of Morocco Evidence of surprising diversity of early proboscideans Acta Palaeontologica Polonica 47 3 2002 S 493 506 Emmanuel Gheerbrant Paleocene emergence of elephant relatives and the rapid radiation of African ungulates PNAS 106 6 2009 S 10717 10721 Cyrille Delmer Reassessment of the generic attribution of Numidotherium savagei and the homologies of lower incisors in proboscideans Acta Palaeontologica Polonica 54 4 2009 S 561 580 Emmanuel Gheerbrant Jean Sudre Henri Cappetta Cecile Mourer Chauvire Estelle Bourdon Mohamed Iarochene Mbarek Amaghzaz und Baadi Bouya Les localites a mammiferes des carrieres de Grand Daoui bassin des Ouled Abdoun Maroc Ypresien premier etat des lieux Bulletin de la Societe Geologique de France 174 3 279 293 Johan Yans M Barek Amaghzaz Baadi Bouya Henri Cappetta Paola Iacumin Laszlo Kocsis Mustapha Mouflih Omar Selloum Sevket Sen Jean Yves Storme und Emmanuel Gheerbrant First carbon isotope chemostratigraphy of the Ouled Abdoun phosphate Basin Morocco implications for dating and evolution of earliest African placental mammals Gondwana Research 25 2014 S 257 269 Laszlo Kocsis Emmanuel Gheerbrant Mustapha Mouflih Henri Cappetta Johan Yans und Mbarek Amaghzaz Comprehensive stable isotope investigation of marine biogenic apatite from the late Cretaceous early Eocene phosphate series of Morocco Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology 394 2014 74 88 a b c Emmanuel Gheerbrant Andrea Filippo und Arnaud Schmitt Convergence of Afrotherian and Laurasiatherian Ungulate Like Mammals First Morphological Evidence from the Paleocene of Morocco PLoS ONE 11 7 2016 S e0157556 doi 10 1371 journal pone 0157556 Emmanuel Gheerbrant Jean Sudre Mohamed Iarochene und Abdelkader Moumni First ascertained African Condylarth mammals primitive ungulates cf Bulbulodentata and cf Phenacodonta from the earliest Ypresian of the Ouled Abdoun Basin Morocco Journal of Vertebrate Paleontology 21 1 2001 S 107 118 Emmanuel Gheerbrant Primitive Ungulates Condylarthra and Stem Paenungulata In Lars Werdelin und William Joseph Sanders Hrsg Cenozoic Mammals of Africa University of California Press Berkeley Los Angeles London 2010 S 563 571 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hadrogeneios amp oldid 237714587