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Elisabeth Charlotte d Orleans genannt Mademoiselle de Chartres 13 September 1676 in Saint Cloud 23 Dezember 1744 in Commercy war durch Heirat mit Herzog Leopold von 1698 bis 1729 Herzogin von Lothringen anschliessend dessen Regentin und ab 1737 Furstin von Commercy Pierre Gobert Elisabeth Charlotte d Orleans Anfang 18 Jhd Schloss Versailles Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Abstammung und fruhes Leben 1 2 Eheprojekte Heirat mit Herzog Leopold von Lothringen 1 3 Herzogin von Lothringen 1 4 Regentin von Lothringen 1 5 Furstin von Commercy und Tod 2 Nachkommen 3 Literatur 4 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Elisabeth Charlotte d Orleans als Kind ca 1685 Portrat von Louis Elle d J Niedersachsisches Landesmuseum Hannover Abstammung und fruhes Leben Bearbeiten Elisabeth Charlotte war die einzige Tochter von Herzog Philipp I von Orleans und seiner zweiten Frau Prinzessin Elisabeth Charlotte Liselotte Tochter des Kurfursten Karl I Ludwig von der Pfalz Somit war sie eine Nichte Ludwigs XIV Sie wuchs am Hof in Versailles auf Bei ihrer Geburt wurde ihr der Ehrentitel Mademoiselle de Chartres verliehen der vom Namen einer der Apanagen ihres Vaters abgeleitet war Nach der Verheiratung ihrer beiden alteren Halbschwestern Marie Louise und Anne Marie wurde sie ab 1684 entsprechend ihrem Status als ranghochste unverheiratete franzosische Prinzessin Mademoiselle genannt Als Kind war sie sehr lebhaft und teilte zum Missfallen ihres Vaters die freimutigen Meinungen ihrer Mutter Eheprojekte Heirat mit Herzog Leopold von Lothringen Bearbeiten Fur Elisabeth Charlotte wurden viele Heiratskandidaten in Betracht gezogen Als die Dauphine Maria Anna ihren jungeren Bruder Joseph Clemens von Bayern als Gemahl vorschlug antwortete Elisabeth Charlotte dass sie nicht fur einen jungeren Sohn bestimmt sei Je ne suis pas faite madame pour un cadet Ihre Mutter Liselotte wollte sie moglichst prestigetrachtig verheiraten und dachte dabei zuerst an Konig Wilhelm III von England dessen Gemahlin Maria II Ende 1694 gestorben war Unter anderem wegen religiosen Differenzen Wilhelm III war Protestant kam dieses Eheprojekt nicht zustande Papst Innozenz XII brachte den spateren Kaiser Joseph I als hochkaratigen Ehekandidaten ins Spiel Eine solche Heirat hatte vielleicht die Bourbonen mit ihren traditionellen Rivalen den Habsburgern aussohnen konnen Der Sonnenkonig wiederum versuchte seinen von ihm legitimierten altesten Sohn Louis Auguste I de Bourbon duc du Maine den er von Madame de Montespan hatte mit Elisabeth Charlotte zu vermahlen so wie er es bereits mit deren Bruder Philippe getan hatte welcher eine seiner Bastardtochter hatte ehelichen mussen Da aber die Mutter Liselotte die unehelichen Kinder des Konigs ebenso verachtete wie dessen Matressen und sich mit aller Macht gegen eine weitere Zwangsheirat dieser Art wehrte fiel dieses bourbonische Heiratsprojekt ebenso aus wie das habsburgische Schliesslich ehelichte Elisabeth Charlotte der Charles Perrault 1696 Les Contes de ma mere l Oye gewidmet hatte am 13 Oktober 1698 in Schloss Fontainebleau per procurationem Herzog Leopold 1679 1729 Sohn von Karl V von Lothringen und dessen Gattin Erzherzogin Eleonore Maria Josepha Tochter des deutsch romischen Kaisers Ferdinand III Bei dieser Ferntrauung fungierte der Herzog Henri d Elbeuf als Stellvertreter des Brautigams Die Heirat die fur das Haus Lothringen eine hervorragende Partie darstellte war ein Ergebnis des Friedens von Rijswijk zu dessen Bedingungen die Ruckgabe des lange im Besitz von Frankreich befindlichen Herzogtums Lothringen an Leopold gehorte Dessen Vermahlung mit Elisabeth Charlotte sollte den Friedensvertrag bekraftigen Ludwig XIV stattete die Braut mit einer Mitgift von 900 000 Livres aus Ihre Eltern versprachen ihr weitere 200 000 Livres die sie nach deren Ableben erhalten wurde sowie 300 000 Livres teure Kleinodien wofur sie zugunsten ihres Bruders Philippe II de Bourbon duc d Orleans auf alle Anspruche auf ihr elterliches Erbe verzichtete Elisabeth Charlotte traf ihren Gemahl Leopold in Vitry le Francois und feierte ihre prachtige eigentliche Hochzeit mit ihm am 25 Oktober 1698 in Bar le Duc in Anwesenheit des Abbe Riguet dem Grossalmosenier Lothringens Anschliessend begaben sich die Frischvermahlten nach Nancy wo sie einen triumphalen Empfang erhielten und bis 1702 Hof hielten Herzogin von Lothringen Bearbeiten nbsp Schloss LunevilleDie Ehe Elisabeth Charlottes verlief anfanglich zur allgemeinen Uberraschung recht glucklich obwohl sie bloss aus politischen Grunden geschlossen worden war 1699 besuchte das Herzogspaar Versailles wo Leopold dem franzosischen Konig fur Lothringen huldigte Nach der Ruckkehr nach Lothringen dauerte das Ehegluck Elisabeth Charlottes vorerst noch an Sie war bald schwanger geworden und ihre Mutter wollte sie besuchen doch aufgrund von Problemen mit der Hofetikette kam die Reise nicht zustande 1700 nahm Elisabeth Charlotte wie viele andere Personlichkeiten des franzosischen Hofs an der Hochzeit von Pierre de Montesquiou d Artagnan in Plessis Piquet teil Im Juni 1701 starb ihr Vater und so wurde ihr Bruder Philippe neuer Herzog von Orleans und Chef des Hauses Orleans Ihre Mutter wollte nun zu ihr ziehen was der Sonnenkonig indessen nicht erlaubte So konnte Elisabeth Charlotte ihre Mutter nur bei Besuchen in Versailles treffen und blieb mit ihr ansonsten brieflich in Kontakt allerdings verbrannte diese Korrespondenz bei einer am 4 Januar 1719 im Schloss Luneville dem Landsitz der lothringischen Herzoge wutenden Feuersbrunst Beim Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges zerstritt sich Elisabeth Charlottes Ehemann mit dem Sonnenkonig und musste bei dessen Einfall in Lothringen im Dezember 1702 mit seiner Gemahlin nach Luneville fluchten Schon bald neigte Elisabeth Charlotte zur Fettleibigkeit und ihr Mann wandte sich nach zehnjahriger Ehe 1708 der Prinzessin Anne Marguerite Gabrielle de Beauveau Craon zu die zehn Jahre junger als Elisabeth Charlotte war und bis zu seinem Tod 1729 seine Favoritin blieb Die lothringische Herzogin litt unter der Liaison ihres Gatten verhielt sich aber auf den Rat ihrer Mutter still Trotz seiner ausserehelichen Liebschaft suchte Herzog Leopold nach wie vor das Schlafzimmer seiner Gemahlin auf und produzierte mit ihr weiteren Nachwuchs Insgesamt bekam Elisabeth Charlotte vierzehn Kinder s Kapitel Nachkommen von denen die meisten fruh starben so allein drei innerhalb einer Woche des Mai 1711 im Schloss Luneville infolge einer damals grassierenden Pockenepidemie Nur vier Kinder erreichten das Erwachsenenalter darunter Franz Stephan der spatere Gemahl Kaiserin Maria Theresias Elisabeth Charlotte ubte einen gewissen Einfluss auf die Kulturpolitik des lothringischen Hofs aus und zog zahlreiche Kunstler nach Luneville Sie liebte das Theater sowie das Ballett und liess 1733 einen Theatersaal in einem Anbau an die herzoglichen Gemacher im Sudosten des Schlosses errichten Dorthin liess sie 1735 einen Teil der Dekoration der Oper von Nancy schaffen Oft wohnte die Herzogin personlich kunstlerischen Vorstellungen bei Regentin von Lothringen Bearbeiten Herzog Leopold von Lothringen starb am 27 Marz 1729 In seinem Testament hatte er einen Regentschaftsrat zur Verwaltung der von ihm hinterlassenen Herzogtumer vorgesehen dem seine Gattin nicht angehoren sollte Diese testamentarische Verfugung wurde alsbald hochstgerichtlich aufgehoben und Elisabeth Charlotte zur alleinigen Regentin erklart Diese Funktion ubte sie zunachst acht Monate lang aus und suchte zuallererst den Finanzhaushalt wieder auszugleichen da Leopold grosse Anleihen gemacht hatte Sie liess den Fursten von Craon seines Amtes als Oberstallmeister entheben weil er der Gatte der ehemaligen Matresse ihres verstorbenen Gemahls war verschiedene andere Hofbeamte wurden in Gewahrsam genommen oder kaltgestellt Franz Stephan der alteste noch lebende Sohn Elisabeth Charlottes blieb derweilen noch am osterreichischen Hof in Wien wo er sich seit 1724 aufhielt Er kam erst Ende November 1729 nach Luneville und wurde als Franz III Nachfolger seines Vaters als Herzog von Lothringen und Bar Bereits am 25 April 1731 verliess er Luneville wieder ubergab seiner Mutter wieder die Regentschaft und kehrte nie mehr zuruck Anlasslich des Polnischen Thronfolgekrieges besetzten die Franzosen 1733 erneut Lothringen auf das Franz Stephan definitiv im April 1736 verzichtete Furstin von Commercy und Tod Bearbeiten 1737 erhielt Stanislaus I Leszczynski die Herzogtumer Lothringen und Bar Dafur wurde Elisabeth Charlotte von ihrem Cousin Konig Ludwig XV von Frankreich zur souveranen Furstin von Commercy ernannt Sie verliess am 6 Marz 1737 Luneville und residierte ab nun im Schloss Commercy wo sie einen kleinen Hof hielt In der Folge suchte sie eine strikte Neutralitat zwischen Frankreich und dem Heiligen Romischen Reich zu wahren Im Juli 1743 erlitt sie einen ersten Schlaganfall und starb an den Folgen eines zweiten am 23 Dezember 1744 im Alter von 68 Jahren in Commercy Sie wurde in der Grabkapelle der lothringischen Herzoge in der Kirche Saint Francois des Cordeliers in Nancy beigesetzt Als Mutter von Kaiser Franz Stephan wurde Elisabeth Charlotte zur gemeinsamen Vorfahrin aller kunftigen Habsburger bis zur Gegenwart da alle Habsburgerlinien von Franz Stephan und dessen Gemahlin abstammen Dazu gehoren auch die franzosischen Monarchinnen Marie Antoinette und Marie Louise von Osterreich Nachkommen Bearbeiten nbsp Alexis Simon Belle Die Herzogin von Lothringen mit ihrem Sohn Franz Stephan 1723 Elisabeth Charlotte und Herzog Leopold von Lothringen bekamen 14 Kinder Leopold 26 August 1699 2 April 1700 Elisabeth Charlotte 21 Oktober 1700 4 Mai 1711 Louise Christine 13 November 1701 18 November 1701 Marie Gabriele Charlotte 30 Dezember 1702 11 Mai 1711 Louis 28 Januar 1704 10 Mai 1711 Erbprinz von Lothringen Josephine Gabriele 16 Februar 1705 25 Marz 1708 Gabriele Louise 4 Marz 1706 13 Juni 1710 Leopold Clement Charles 25 April 1707 4 Juni 1723 Erbprinz von Lothringen Franz Stephan 8 Dezember 1708 18 August 1765 spater Kaiser 1736 Erzherzogin Maria Theresia von Osterreich spater Kaiserin und KoniginEleonore 4 Juli 1710 28 Juli 1710 Elisabeth Therese 15 Oktober 1711 3 Juli 1741 1737 Konig Karl Emanuel III von Sardinien PiemontKarl Alexander Emanuel 12 Dezember 1712 4 Juli 1780 ab 1744 Gouverneur und Generalkapitan der Osterreichischen Niederlande 1744 Erzherzogin Maria Anna von OsterreichAnne Charlotte 17 Mai 1714 7 November 1773 Abtissin von Remiremont und Sainte Waudru in Mons Koadjutorin im Stift Essen und im Reichsstift Thorn Limburg totgeborene Tochter und 28 November 1715 Vorfahren Ahnentafel Elisabeth Charlotte de Bourbon OrleansUrurgrosseltern Antoine de Bourbon duc de Vendome 1518 1562 Johanna III von Navarra 1528 1572 Francesco I de Medici 1541 1587 Johanna von Osterreich 1547 1578 Philipp II von Spanien 1527 1598 Anna von Osterreich 1549 1580 Karl II von Osterreich 1540 1590 Maria Anna von Bayern 1551 1608 Friedrich IV von der Pfalz 1574 1610 Luise Juliana von Oranien Nassau 1576 1644 Jakob I von England 1566 1625 Anna von Danemark und Norwegen 1574 1619 Moritz von Hessen Kassel 1572 1632 Agnes zu Solms Laubach 1578 1602 Philipp Ludwig II von Hanau Munzenberg 1576 1612 Katharina Belgica von Oranien Nassau 1578 1648 Urgrosseltern Heinrich IV von Frankreich 1553 1610 Maria de Medici 1575 1642 Philipp III von Spanien 1578 1621 Margarete von Osterreich 1584 1611 Friedrich V von der Pfalz 1596 1632 Elisabeth Stuart 1596 1662 Wilhelm V von Hessen Kassel 1602 1637 Amalie Elisabeth von Hanau Munzenberg 1602 1651 Grosseltern Ludwig XIII von Frankreich 1601 1643 Anna von Osterreich 1601 1666 Karl I Ludwig von der Pfalz 1617 1680 Charlotte von Hessen Kassel 1627 1686 Eltern Philippe I de Bourbon duc d Orleans 1640 1701 Liselotte von der Pfalz 1652 1722 Elisabeth Charlotte de Bourbon OrleansLiteratur BearbeitenWolf H Birkenbihl Elisabeth Charlotte von Orleans Eine pfalzische Prinzessin am franzosischen Konigshof Tectum Verlag Baden Baden 2023 ISBN 978 3 8288 4851 1 Guy Cabourdin Hrsg Les Temps Modernes Encyclopedie illustree de la Lorraine Histoire de la Lorraine Band 3 Teil 2 Serpenoise u a Metz 1991 ISBN 2 86480 539 1 Sarah Lebasch Elisabeth Charlotte d Orleans 1676 1744 Une femme a la mode In Dix huitieme siecle Jg 44 Nr 1 2012 S 399 423 online T de Morembert Elisabeth Charlotte d Orleans In Dictionnaire de Biographie francaise Bd 12 1970 Sp 1206 f Francine Roz Madame Leopold Elisabeth Charlotte d Orleans duchesse de Lorraine 1676 1744 Les cahiers du chateau Nr 3 Conseil general de Meurthe et Moselle Nanca 2007 S 24 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Elisabeth Charlotte d Orleans Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Elisabeth Charlotte im Dictionnaire des Femmes de l ancienne France franzosisch Normdaten Person GND 1023911299 lobid OGND AKS LCCN nr2001013315 VIAF 258267779 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Orleans Elisabeth Charlotte d ALTERNATIVNAMEN Orleans Elisabeth Charlotte von Mademoiselle de ChartresKURZBESCHREIBUNG durch Heirat Herzogin von Lothringen und Furstin von CommercyGEBURTSDATUM 13 September 1676GEBURTSORT Saint CloudSTERBEDATUM 23 Dezember 1744STERBEORT Commercy Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elisabeth Charlotte d Orleans amp oldid 239447097