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Die Wiprechtsburg Groitzsch in der gleichnamigen Stadt ist ein herausragendes Bodendenkmal mit den altesten bislang bekannten Steinbauten in Sachsen Sie war im spaten 11 und fruhen 12 Jahrhundert die Burg des bedeutenden Grafen Wiprecht von Groitzsch und eine der grossten Anlagen der Region Wiprechtsburg GroitzschBurg Groitzsch Kernburg mit den Ruinen der Rotunde und des WohnturmesBurg Groitzsch Kernburg mit den Ruinen der Rotunde und des WohnturmesStaat DeutschlandOrt GroitzschEntstehungszeit um 1070Burgentyp HohenburgErhaltungszustand Ruinen von Kapelle und WohnturmStandische Stellung GrafenGeographische Lage 51 10 N 12 16 O 51 159583333333 12 274969444444 Koordinaten 51 9 34 5 N 12 16 29 9 OBurg Groitzsch Sachsen p3 3D Ansicht des digitalen Gelandemodells Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Historische Bedeutung 3 Heutige Nutzung 4 Topografische Situation 5 Forschungsgeschichte 6 Grabungsergebnisse und Bauphasen der Burg 6 1 Urgeschichtliche Funde 6 2 Periode I 10 Jahrhundert 6 3 Periode II Ende 10 Jahrhundert bis um 1080 6 4 Periode III um 1080 bis um 1120 6 5 Periode IV um 1120 bis 1224 6 6 Periode V 1224 bis um 1300 7 Ausstellung 8 Literatur 9 WeblinksLage BearbeitenDie Hohenburg liegt am nordwestlichen Ortsrand der Stadt Groitzsch gegenuber der Stadt Pegau am Ostufer der Weissen Elster ungefahr 30 km sudwestlich von Leipzig und jeweils etwa 15 km von Altenburg Merseburg Zeitz und Borna entfernt Wichtige Verkehrsverbindungen die die genannten Stadte verbanden und in weitere mittelalterliche Zentren fuhrten liefen durch Groitzsch und an der Burg vorbei Historische Bedeutung BearbeitenDer Name leitet sich von slawisch grodisce ab was so viel wie befestigter Ort Burgschanze bedeutet Die Anlage ist als Burg des Grafen Wiprecht von Groitzsch von grosser historischer Bedeutung Dieser war um 1073 74 aus dem Gebiet von Stendal Tangermunde durch Tausch an die Burg gekommen Der Bericht hieruber ist gleichzeitig die erste sichere urkundliche Erwahnung der Burg Insgesamt ist Groitzsch eine der wenigen Burgen deren Schicksal in Schriftquellen des 11 und 12 Jahrhunderts verzeichnet wurde Damit bestand die Moglichkeit archaologische Datierungen zu uberprufen sowie fur Befunde und Funde erstmals einen genaueren Datierungshinweis zu erhalten Diese gelten nicht nur fur Nordwestsachsen sondern auch weit daruber hinaus Bei archaologischen Ausgrabungen im Burgbereich konnten uber 6 m hohe Schichtenkomplexe stratigraphisch ergraben werden Diese lassen die kontinuierliche Entwicklung sowohl der Befestigungsweise als auch der materiellen Kultur in funf unmittelbar aufeinanderfolgenden Burgperioden vom 10 bis zum Ende des 13 Jahrhunderts verfolgen Dabei ist Groitzsch eine der wenigen Anlagen in Ostthuringen und Westsachsen mit einer langeren kontinuierlichen Besiedlung und wurde namengebend fur die mittel und spatslawische Keramik des 10 und 11 Jahrhunderts Groitzscher Gruppe In den Bauphasen I und II wurde die Befestigung durch ein rostartiges Kernwerk gebildet das wenn auch in unterschiedlicher Auspragung im westslawischen Raum weit verbreitet ist In besonderer Weise markiert die im letzten Viertel des 11 Jahrhunderts entstandene Wiprechtsburg mit der Phase III den Ubergang vom Holz Erde Bau zum mortelgebundenen Steinbau Eine Rundkapelle und ein Rundturm gelten als alteste Steinbauten Sachsens Diese Gebaude lauteten die Errichtung zahlreicher weiterer sakraler und profaner Steinbauten in Ober Sachsen des 12 Jahrhunderts ein Heutige Nutzung BearbeitenDie Burgruine kann standig kostenlos besichtigt werden Sehenswert sind besonders die teilweise rekonstruierte Rundkapelle und der Stumpf eines runden Turmes die beide aus der Zeit um 1080 stammen In den Sommermonaten finden haufig Veranstaltungen wie Freiluftkonzerte oder Auffuhrungen in dem amphitheaterformig gestalteten Gelande statt Es wurde ein Weinberg mit uber 5 000 Rebstocken Blumenbeete und Wanderwege angelegt Das Lapidarium im Innenraum der Burg umfasst mittlerweile eine Sammlung von etwa 40 Flur und Grenzsteinen aus der Region nbsp Ruinen auf dem Burgberg nbsp Weinanbau am Burgberg nbsp FlursteinlapidariumTopografische Situation BearbeitenDie Burg liegt auf einem aus pleistozanen Schottern bestehenden Gelandesporn der weit ins breite Tal der Weissen Elster hineinragt Sie wird von den Elsternebenflussen Schwennigke im Sudwesten Westen und Norden und weiter im Osten der Schnauder umflossen Aufgrund der fortifikatorisch gunstigen Lage wurde hier eine Abschnittsbefestigung in Spornlage errichtet Das Burggelande wird heute durch eine Strasse die von Pegau in die Stadt Groitzsch fuhrt durchschnitten Diese verlauft weitgehend im mittelalterlichen Burggraben einem ehemaligen breiten Trockengraben Westlich von diesem befindet sich die Hauptburg die rund 10 bis 12 m hoher als die Strasse liegt Nur im Osten besitzt die 150 100 m grosse Burg einen etwa 4 m hohen Abschnittswall die anderen Seiten fallen steil zur Schwennigke ab Ostlich der Strasse schliesst sich ein Vorburggelande mit dreifachem Flacheninhalt an Dies war ursprunglich ebenfalls befestigt jedoch haben sich nur an der Ostseite noch Reste erhalten Ausserdem war ein Graben vorgelagert der nur noch z T nachweisbar ist Die Flache wird heute hauptsachlich von einer Gartnerei einem Friedhof und dem Kirchbereich mit den Resten der romanischen Frauenkirche eingenommen Sudlich der Vorburg schliesst sich die mittelalterliche Altstadt Groitzsch an Forschungsgeschichte BearbeitenBereits 1743 liess der Gerichtsherr von Groitzsch Baron von Schwedendorf Aufgrabungen vornehmen Da in rund 10 m Tiefe Konstruktionsteile Holzreste die als wie ein Rost aussehen gefunden wurden hatte man wohl im Bereich der Burgbefestigung gegraben 1849 wurden bei Bauarbeiten fur eine Gaststatte auf der Hauptburg die Mauern einer romanischen Rotunde Rundkapelle freigelegt und das Innere der Kirche ausgegraben Dieses fullte sich schnell durch die Hangerosion sowie mit Unrat so dass es nach 75 Jahren erneut ausgegraben werden musste 1863 liess ein Comitee zur Hebung des Schatzes Wiprechts die Schwennigke auspumpen fand aber neben einer reichen Fischausbeute nur ein neuzeitliches Hufeisen eine Schwertklinge und einen Degenkorb Die Wiprechtsburg ist als wichtiges und gut erhaltenes Bodendenkmal schon 1936 unter Denkmalschutz gestellt worden Plane fur Bau eines Altersheims in den 1950er Jahren fuhrten zunachst 1959 zur Untersuchungen der Baugruben die sich schnell zu langjahrigen Forschungsgrabungen erweiterten und bis 1967 68 unter der Leitung von Heinz Joachim Vogt fortgefuhrt wurden Anschliessend restaurierte man die Rundkapelle und den bei den Grabungen entdeckten Rest eines romanischen Rundturmes und gestaltete das umliegende Gelande amphitheaterformig als Erholungsanlage Grabungsergebnisse und Bauphasen der Burg BearbeitenUrgeschichtliche Funde Bearbeiten Nur an wenigen Stellen in der Hauptburg und in der Vorburg konnten Reste einer urgeschichtlichen Kulturschicht angetroffen werden Die Funde v a Keramik und Steingerate gehoren zum grossen Teil ins Neolithikum v a Trichterbecherkultur es sind jedoch auch wenige bronze und eisenzeitliche Stucke darunter Insgesamt waren die untersuchten Flachen jedoch zu klein um zu weiterfuhrenden Aussagen zu gelangen Periode I 10 Jahrhundert Bearbeiten Der Wallkorper bestand zu unterst aus einer mindestens 8 m breiten und 2 80 m hohen Rostkonstruktion aus halbierten Eichenstammen und kleinen Rundholzern Darauf erhob sich an der inneren Wallfront eine 2 9 m breite Holz Erde Mauer an die sich aussen noch eine 5 m breite humose Lehmpackung anschloss Wie die aussere Wallfront beschaffen war konnte nicht mehr festgestellt werden Ebenfalls bleibt durch die Baumassnahmen der spateren Befestigungen unklar ob auf der Mauer Oberbauten aufsassen und ob ein Graben die Hauptburg im Osten abgrenzte Zur Besiedlung der Innenflache konnten wegen der Eingriffe und Umlagerungen bei der Anlage der Burg II und den nur geringen Flachen kaum genauere Aussagen getroffen werden Sie begann anscheinend unmittelbar hinter der Mauer und war zur Burgmitte hin eher gering Aufgrund von starken Holzkohleschichten unmittelbar hinter der Mauer vermutete Vogt hier einen Holzbau 4 m hinter der Ruckfront der Mauer wurde eine erste Herdstelle angetroffen die wahrscheinlich zu einem Grubenhaus gehorte Ein weiteres Grubenhaus war offensichtlich durch Brand zerstort worden der auch die gesamte Befestigung betroffen hatte Bereits in der ersten Burg zeigten sich Bemuhungen den Hang nach aussen zu verlagern um so eine grossere Innenflache zu gewinnen Dazu hatte man die Innenflache planiert und die Siedlungsreste den Hang hinuntergekippt wodurch die gesamte Nordseite um nahezu 20 m verbreitert wurde Die stratigraphische Trennung der Keramik von der Periode II gelang nur an sehr wenigen Stellen Ansatze fur eine Datierung bieten Teile eines Stachelsporns der wohl in die erste Halfte des 10 Jahrhunderts gehort Die Grundung der ersten Befestigung wird auch in dieser Zeit liegen das Ende der Burg I durch einen Brand ist wohl in die zweite Halfte des 10 Jahrhunderts zu datieren Die Grundung wird zumeist mit dem historischen Ereignis der Eroberungen Heinrichs I 928 in dessen Folge die Burg Meissen gegrundet wurde in Verbindung gebracht Moglicherweise erfolgte zu dieser Zeit auch die Ablosung des ungefahr 2 km sudlich liegenden Burgwalls Altengroitzsch von dem hauptsachlich Fundmaterial des 9 und fruhen 10 Jahrhunderts vorliegt Periode II Ende 10 Jahrhundert bis um 1080 Bearbeiten Auf den planierten Resten der Burgmauer der ersten Burg wurde eine Rostkonstruktion ahnlich wie in Burg I errichtet und die anfallenden Schuttmassen hangseitig als Basis fur die Mauer angeschuttet Steine die auf Trockenmauer schliessen lassen konnten fehlen hier Im ostlichen Teil des Schnittes gelang der Nachweis eines aus starken Stammen errichteten Turmbaus der jedoch nicht vollig freigelegt werden konnte Die Interpretation des Befundes als Turm ist damit schwierig es konnte sich auch um ein Tor handeln jedoch spricht nach Ansicht von Vogt die Gelandesituation dagegen Die Innenbesiedlung war dichter als in Burg I Sie begann ebenfalls direkt hinter der Mauer und umfasste aber die gesamte Innenflache wobei mehrere Herdstellen und Teile von Grubenhausern untersucht worden sind Auch hier waren aber wieder die Ausschnitte zu klein um genauere Angaben zur Grundrissgestaltung machen zu konnen Bei den archaologischen Funden ermoglichte ein reiches Knochenmaterial einen guten Einblick in die Nahrungsgewohnheiten der Burgbewohner 98 6 der Knochen stammen von Haustieren wobei hier das Schwein dominiert Die Jagd spielte eine untergeordnete Rolle was v a im Vergleich zu zeitgleichen Befestigungen im brandenburgischen Raum festgestellt werden kann Auch hier war wieder das Wildschwein am beliebtesten Des Weiteren wurde eine grosse Zahl von Knochengeraten wie Pfriemen und Nadeln beziehungsweise Schlittknochen geborgen Letztere dienten mit hoher Wahrscheinlichkeit als Schlittenkufen fur den Transport schwerer Lasten und nicht als Schlittschuh An Eisengeraten und anderen Metallfunden sind Sporen Griffangelmesser und Feuerstahle gefunden worden Auch die ubrigen Stucke sind typischer Siedlungsabfall Bruchstucke eines Henkels wohl von einem Holzeimer Kesselhaken Beschlage und Gurtelteile Mehrere Eisenschlacken lassen Eisenverarbeitung durch einen oder mehrere Schmiede in der Burg vermuten Aufgrund der Keramik und Metallfunde kann die Burg II in das 10 und 11 Jahrhundert datiert werden Die Befestigung fiel einer umfassenden Zerstorung zum Opfer die sich in starken Brandschichten dokumentiert Ob dies mit den Auseinandersetzungen zwischen Wiprecht und den umliegenden Adligen in den 1070er Jahren oder dem Investiturstreit zu verbinden ist die mit der Schlacht von Hohenmolsen 1080 hier seinen Hohepunkt erreicht hatten kann nicht geklart werden Periode III um 1080 bis um 1120 Bearbeiten nbsp Modell der Burg in ihrer dritten Bauphase Staatliches Museum fur Archaologie ChemnitzDie nachfolgende Burg III wurde nach vollig neuen Prinzipien errichtet was sowohl fur Befestigungssystem als auch die Innenbebauung gilt Die Schuttschichten der Burgen I und II bildeten das Fundament fur einen gewaltigen aufgeschutteten Wall aus Sanden und Kiesen der eine Basisbreite von 27 bis 30 m hatte Die Befestigung uberragte das damalige Burghofniveau um 8 10 m Der Aussenhang wurde wiederum diesmal um durchschnittlich 10 m nach aussen verlagert Die Innenfront wurde von einer Kastenkonstruktion von 2 80 m Starke gebildet Diese bestand aus waagerecht verbauten hochkant ubereinandergestellten und miteinander winklig verplatteten 2 4 cm starken Bohlen die Kasten von 3 80 Lange und unterschiedlicher Breite 80 cm 3 50 m ergaben Sie waren teilweise noch bis in 3 20 m Hohe erhalten und mit Sand grobem Kies und stellenweise Lehm gefullt Die innere Holz Erde Mauer konnte auf mehr als 25 m Lange verfolgt werden Sie umgab den Wall polygonal an der Nord Ost und Sudseite Der Sinn dieser Konstruktion war wohl den enormen Seitendruck des Walles und eventuell weiterer Oberbauten abzufangen und das Abfliessen der Sandmassen auf die Burginnenflache zu verhindern Vogt vermutete auf der 15 bis 18 m breiten Krone des Walles weitere Gebaude das heisst Wehrbauten die jedoch nicht mehr nachgewiesen werden konnten da spatere Baumassnahmen alle Reste beseitigten Die Wallinnenflache war anscheinend durch dammartige Erdaufschuttung in einen Ost und Westteil unterschieden Der letztere ist der grossere Teil der aber nicht untersucht werden konnte Auch die Innenbesiedlung war vollig anders konzipiert als in den vorangegangenen Burgen In der ersten Phase des Burgausbaus sind Holzhauser hinter der Kastenkonstruktion und ein Grubenhauses mit Eingangsrampe nachgewiesen Das nicht vollstandig freigelegte Grubenhaus gehort wohl zu einer Werkstatt von Steinmetzen denn direkt uber den Schichten von Burg II konnte im Sand ein Steinsplitterhorizont festgestellt werden Dieser steht im Zusammenhang mit dem Bau eines romanischen Rundturms mit 9 30 m Innendurchmesser und 2 00 m Mauerstarke Dieser diente offensichtlich sowohl zu Wohn als auch zu Verteidigungszwecken und ist wahrscheinlich mit einem der beiden in den Pegauer Annalen genannten Turmen identisch Wenig spater hatte man ungefahr 10 m entfernt die romanische Rundkapelle mit 6 4 m Innendurchmesser und hufeisenformiger Apsis errichtet Dem Bauhorizont folgten vier weitere Niveaus die teilweise mit Bohlenbelag versehen waren Sie waren also eindeutig einander ablosende Hofhorizonte und sprechen fur eine langer wahrende Nutzung dieser Anlage Starkere Tonschichten auf den Bohlenbelagen machten deren haufige Erneuerung notwendig In der zweiten Hofphase hatte man im Norden der Burg nur 50 cm hinter der Kastenkonstruktion ein Holzhaus in der gleichen Technik wie die Kasten errichtet In einer Ecke konnte ein zusammengebrochener Kuppelofen festgestellt werden Unmittelbar nach Fertigstellung des funften Hofes erfolgte eine Teilzerstorung der Burg und Schuttschichten uberdeckten die Hofoberflache Gleichzeitig erfolgte auch der Ausbau der Vorburg durch die Errichtung einer Befestigung wohl mit Palisaden und mit einer intensiveren Besiedlung Moglicherweise wurde auch bereits ein Vorgangerbau der romanischen St Marien Kirche errichtet Anhand des ausgegrabenen Tierknochenmaterials und mit Hilfe osteologischer Untersuchungen konnte erstmals fur Westsachsen Abgabenverhaltnisse nachgewiesen werden Bei den Rinderknochen war eindeutig zu erkennen dass keine ganzen Tiere sondern nur die fleischreichen Partien an die Burg geliefert wurden Wie schon bei den alteren Burgen ist der Anteil von Wildtieren uberraschend gering 1 2 Dass darunter Knochen von Rothirschen Wildschweinen Elchen und Wisenten sowie Braunbaren also Tieren der hohen Jagd nachweisbar sind unterstreicht die soziale Stellung der Burgherren Dies verdeutlicht auch der hohe Anteil von Greiftierknochen die sicherlich bei der Beizjagd eine Rolle spielten Als Indiz fur eine mehr oder weniger hofische Kultur kann auch die Haltung von Pfauen und dackelartigen Hunden gesehen werden Bei dem Fundgut konnen wieder zahlreiche Schlittknochen genannt werden wobei es sich in einem Fall wohl tatsachlich um eine Schlittschuhkufe handelt Weitere verzierte Knochenobjekte liegen mit Nadeln Teilen von Kammen einem Knochengriff einer Flote und einem Wurfel vor Eisengerate wie Messer sind relativ selten Aus Bronze bestehen unter anderem die Teile von Messerscheidenbeschlagteilen und eine Vielzahl an Nagel und Krampen Ein besonderes Objekt ist die Schnellwaage aus Blei mit wahrscheinlich zugehorigem Bleigewicht An Schmuckobjekten sind eine Reihe von Glasfingerringen und Reste einer Bronzebommel bekannt An Resten von Reiterausstattung Pferd und Bewaffnung liegen eine schachbrettartig verzierte goldene Trense und mehrere Wellenhufeisen vor Neben spatslawischer Keramik erscheint erstmals eine neue scheibengedrehte dunnwandige und auch hartergebrannte Keramik die wesentlich qualitatvoller als die vorangegangene ist und als uneinheitlich gebrannte Irdenware bezeichnet wird Bei der Burg III handelt es sich zweifellos um die Burg des Grafen Wiprecht von Groitzsch Nicht nur die Erwahnung der Turme und die komplette Umgestaltung der Burg in den Pegauer Annalen fur das Jahr 1080 sondern auch die Baugestalt des ergrabenen Turms sprechen fur dessen Datierung in das Ende des 11 Jahrhunderts Das Hauptverbreitungsgebiet der nur wenig spater errichteten Rundkapelle ist Bohmen und Mahren wohin Wiprecht ja enge Beziehungen unterhalten hatte was in der Heirat der Premysliden Konigstochter Judith von Bohmen seinen starksten Ausdruck fand Das Konstruktionsprinzip der Befestigung mit aufgeschuttetem Wall und einer Kastenkonstruktion als innerer Mauer ist bislang in Obersachsen unbekannt Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt im westelbischen Raum Hannoversches Wendland und ist auch bei obodritischen Burgen Mecklenburgs sowie in Danemark nachweisbar Wiprecht stammte wiederum aus der Umgebung dieses Raumes Eine C 14 Bestimmung erbrachte ein Datum 1120 40 Jahre Auch die Keramik sowie die ubrigen Funde sprechen fur diese Datierung und mit ihrer hohen Qualitat fur die besondere Bedeutung der Burg zu dieser Zeit Das Ende der Burg dokumentiert ein Zerstorungshorizont der archaologisch in die ersten Jahrzehnte des 12 Jahrhunderts datiert wird Er kann mit den Auseinandersetzungen zwischen Wiprecht und Heinrich V um 1115 in Zusammenhang gebracht werden bei denen die Burg mehrfach erobert und zuruckerobert wurde Periode IV um 1120 bis 1224 Bearbeiten Reste der Befestigung dieser Burg haben sich nicht erhalten da fur die nachfolgende Burg V umfangreiche Planierungen durchgefuhrt worden sind die die Befestigung wie auch die meisten ubrigen Befunde der Burg IV beseitigen Der Ausgraber Vogt meinte aber aus stratigraphischen Befunden am Aussenhang erschliessen zu konnen dass Burg IV von einer Backsteinmauer umschlossen war Im Inneren der Anlage wurde der Burghof um mindestens drei bis vier Meter erhoht um Anschluss an das Niveau der Wallkrone zu erhalten und um der standigen Feuchtigkeit im Burghof zu begegnen Dazu errichtete man grosse kastenartige Einbauten im Burghof die man mit Schutt verfullte Dabei hatte man das Gelande zwischen Rundkapelle und Turm zunachst noch ausgespart Die Rundkapelle blieb zunachst weiter in Funktion sie war nur noch von der Nordwestseite aus auf altem Niveau erreichbar Moglicherweise lag in der Nahe des Rundturmes auch das Burgtor Im ersten Drittel des 13 Jahrhunderts sind erneut Planierungs und Baumassnahmen durchgefuhrt wurden Mit dem Schutt verfullte man die restlichen Kasten und erhohte das Gesamtniveau des Burghofes wobei die Rundkapelle aufgegeben wurde Dadurch wurde ein einheitliches Hofniveau erreicht Den nun eingemottenen Turm nutzte man weiterhin Bei diesen Baumassnahmen beseitigte man auch ein Fachwerkgebaude in der Sudostecke der Burg auf dem Wall in dem der alteste bisher ostlich der Saale nachgewiesene Topfkachelofen gestanden hatte Ausser Fachwerkgebauden waren auch Backsteinbauten vorhanden Das Fundgut zeigt insgesamt wenig Veranderungen zu Burg III Das gilt fur die Nahrungsreste vor allem den Anteil der Tierknochen genauso wie fur Produktionsinstrumente und Gegenstande von Haus und Hof Weiterhin liegen Schlittknochen Messerklingen und scheidenbeschlage Wetz und Schleifsteine Nagel usw vor Besonders zu erwahnen sind nur Bronzeglocke und Bronzegegenstand mit Dorn von unbestimmter Funktion Ausserdem gibt es auch hier nur wenige Schmuckobjekte und Waffen und Reitausstattung Auch die Keramik ist kaum verandert Immer noch treten einige spatslawische Stucke auf aber die uneinheitlich gebrannte Irdenware dominiert Die Burg kann uber das Fundgut in das 12 und beginnende 13 Jahrhundert datiert werden Nach dem Aussterben des Hauses Groitzsch 1144 fiel die Burg an den Wettiner Dedo V den Feisten der das Allodialgut durch Heirat Berthas der Tochter Wiprechts erhalten hatte Seinen Sitz nahm Dedo jedoch hochstwahrscheinlich auf seiner Burg in Rochlitz Fur 1224 sind eine Belagerung der Wehranlage und Brandschatzungen in der Vorburg durch Thuringer Landgraf Ludwig IV den Heiligen bezeugt die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das Ende der Burg IV bedeuteten Periode V 1224 bis um 1300 Bearbeiten Die Burg hatte weitgehend dieselben Ausmasse wie die Vorgangeranlagen aber offenbar hatte sich die Funktion der Burg vollig verandert Das Befestigungssystem bestand aus zwei Backsteinmauern die parallel zueinander am Hang und an der Aussenkante des Burgareals verliefen Im Nordostteil der Burg wurden ausserdem zwei gewolbte viereckige Backsteinturme mit Mittelstutze ergraben Sie hatten ungefahr 10 m innere Seitenlange und sind wohl ebenfalls Bestandteile der Befestigung gewesen Die Burginnenflache wurde zunachst mit dem Bauschutt der am Ende der Periode IV zerstorten Gebaude weiter erhoht und der Wehrturm soweit er noch erreichbar war dann nach und nach zur Steingewinnung abgetragen Mehrere Backsteinbauten von denen einige Mauerreste und vermutlich Unterfundamente gefunden wurden lassen auf differenzierte Bedurfnisse schliessen Genauere Aussagen sind schwierig zu machen da die Reste nur knapp unter der Oberflache lagen und v a bei dem Bau der Gaststatte und anderen Baumassnahmen nachhaltig gestort worden waren Neben grosseren Gebaudekomplexen bestanden an der Sudseite der Burg wahrscheinlich Pferdestalle wie die in dem Gebaude gemachten Funde vermuten lassen Glasierte Dachziegel und Giebelabschlusse betonten den reprasentativen Charakter der Anlage Auch diese Burg wurde gewaltsam vernichtet wie Schutt und Ascheschichten und v a darin eingebettete menschliche Uberreste klar belegen Aus Burg V stammt das umfangreichste Fundmaterial aller funf Befestigungen Fast unvermittelt tritt eine ganzlich neue Art von Keramik sogenannte graue blaugraue Irdenware auf die das Bild vollig dominiert In weiter zunehmender Zahl wird glasierte Keramik verwendet wobei das Bruchstuck eines Spielzeugpferdchens mit Reiter besonders zu erwahnen ist Ausserdem liegen die Bruchstucke zweier Aquamanile Handwasch Giessgefasse vor Die ubrigen reichhaltige Fundmaterialien geben einen Querschnitt durch das Inventar einer mittelalterlichen Burg verschiedene Produktionsgerat wie Bohrer Meissel Axte Knochengriffe fur Gerate ausserdem Messer Beschlage Steck und Bartschlussel usw Mehrere Stucke vornehmlich aus Eisen wie Striegel Trensenteile Hufeisen Sporen und Steigbugel belegen die Anwesenheit von Ross und Reiter Des Weiteren liegen auch Teile der Bewaffnung wie Messer Schwerter Parierstange sowie Pfeil und Armbrustspitzen vor Der Beginn der Burg V um 1224 wird durch das Vorkommen von grauer blaugrauer Irdenware gesichert Aufgrund einer Brakteatendose die zwischen 1280 und 1288 hergestellt wurde und dem Fehlen jungerer Keramiktypen kann das Ende der Burg in die Zeit um 1300 datiert werden Wahrscheinlich erfolgte die restlose Zerstorung der Burg in den Erbfolgekriegen 1294 oder 1296 durch Truppen Adolfs von Nassau beziehungsweise spatestens bei dem Durchzug der Truppen seines Nachfolgers Konig Albrecht I 1306 07 Auf dem Westrand des Burgberges bestand eine kleine Turmhugelbefestigung weiter auf die die mit dem Burggrafenamt verbundenen Rechte und Pflichten ubergingen Das Amt Groitzsch hatte jedoch seine Bedeutung weitgehend verloren Ausstellung BearbeitenEin Bereich in der archaologischen Dauerausstellung im Staatlichen Museum fur Archaologie Chemnitz widmet sich der Burg Groitzsch Literatur BearbeitenSusanne Baudisch Burgen und Herrensitze in Nordwestsachsen Ausgang 11 Jahrhundert bis Mitte 14 Jahrhundert Haus Katzbach Regis Breitingen 1996 ISBN 3 930044 04 8 Hansjurgen Brachmann Zum Burgenbau salischer Zeit zwischen Harz und Elbe In Horst Wolfgang Bohme Hrsg Burgen der Salierzeit Teil 1 In den nordlichen Landschaften des Reiches Publikation zur Ausstellung Die Salier und ihr Reich RGZM Monografien Bd 25 Thorbecke Sigmaringen 1992 S 97 148 hierzu bes 135 137 ISBN 3 7995 4134 9 Lothar Herklotz Groitzsch Wiprechtsburg In Leipzig und sein Umland Archaologie zwischen Elster und Mulde Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Bd 32 Theiss Stuttgart 1996 S 142 146 ISBN 3 8062 1272 4 Yves Hoffmann Ein Turmstreit oder ein Methodenstreit Uber das Datieren von Bauwerken in Burgen und Schlossern in Sachsen Anhalt Halle Saale 9 2000 S 67 83 hierzu 78f ISSN 0944 4157 Herbert Kuas Manfred Kobuch Rundkapellen des Wiprecht von Groitzsch Bauwerk und Geschichte Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte Bd 15 Deutscher Vlg der Wissenschaften Berlin 1977 ISSN 0070 7201 Herbert Kuas Steinbauten der Wiprechtsburg bei Groitzsch Kreis Borna seit dem Ende des 11 Jahrhunderts in Arbeits und Forschungsberichte zur sachsischen Bodendenkmalpflege Landesamt Dresden 23 1979 S 107 146 ISSN 0402 7817 Heinz Joachim Vogt Die Wiprechtsburg Groitzsch Eine mittelalterliche Befestigung in Westsachsen Veroffentlichungen des Landesmuseums fur Vorgeschichte Dresden Bd 18 Berlin 1987 ISBN 3 326 00067 7 Heinz Joachim Vogt Die archaologische Untersuchung auf der Wiprechtsburg bei Groitzsch Kr Borna In Archaologische Feldforschungen in Sachsen Arbeits und Forschungsberichte zur sachsischen Bodendenkmalpflege Beiheft 18 Berlin 1988 S 387 396 ISBN 3 326 00337 4 Thomas Nabert Hrsg Im Elsterland zwischen Zwenkau Groitzsch und Pegau Hrsg von Pro Leipzig in Zusammenarbeit mit den Stadten Zwenkau Groitzsch und Pegau Leipzig 2002 ISBN 3 936508 92 5 Gerhard Billig Heinz Muller Burgen Zeugen sachsischer Geschichte Neustadt a d Aisch 1998 Heinz Joachim Vogt Archaologische Untersuchungen in der Burg Wiprecht von Groitzsch In Burgenforschung aus Sachsen 1992 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wiprechtsburg Groitzsch Album mit Bildern Videos und Audiodateien Die Wiprechtsburg auf den Seiten des Tourismusvereins Leipziger Neuseenland e V Historische Rekonstruktionszeichnung nbsp Dieser Artikel wurde am 26 August 2004 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Geografikum GND 4140121 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burg Groitzsch amp oldid 229100825