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Als Waldglas bezeichnet man durch Eisenoxide grunlich gefarbtes Pottascheglas das vom Hochmittelalter bis zur fruhen Neuzeit etwa vom 12 bis zum 17 Jahrhundert nordlich der Alpen in Waldglashutten hergestellt wurde Waldglas benennt auch die entsprechende Epoche der Glasgeschichte Die Waldglasherstellung fand mit dem Ansteigen der Holzpreise im 19 Jahrhundert ihr Ende Grund dafur war der Ruckgang an Waldflachen und der dadurch entstandene Mangel an Brennmaterial zum Betreiben der Schmelzofen 1 Diese Ofen waren als Hafenofen ausgefuhrt welcher die handwerkliche Herstellung von Glasartikeln erlaubte Im Wald als Standort der Waldglashutten waren auch entsprechende Baume und andere Pflanzen zum Erzeugen der als Glaswandler und Mittel zum Senken der Schmelztemperatur benutzten Pottasche vorhanden Romer aus Waldglas mit Beerennuppen Deutschland oder Niederlande 17 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Glasherstellung 1 1 Flachglas 1 2 Hohlglas 2 Handel 3 Waldglashutte 3 1 Huttengebaude 3 2 Ofen 3 3 Werkzeuge 3 4 Huttenvolk 4 Beispiele fur Waldglashutten 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGlasherstellung Bearbeiten nbsp Fruhe GlasherstellungAls Glasbildner kam ein geeigneter Quarzsand zur Anwendung der moglichst in der Nahe der Hutte abgebaut werden konnte zum Beispiel in Bachbetten angeschwemmter verwitterter Taunusquarzit Im Gegensatz zu Venedig wo speziell weisser Sand fur das cristallo verwendet wurde war es notig in den Waldhutten moglichst Quarzsand mit geringem Anteil von Schluff zu benutzen der leicht zu schmelzen war Mit dem Taunusquarzit kamen Eisenoxide ins Gemenge welche das Glas selbst in Mengen von weniger als 0 1 Prozent grun farben Als Glaswandler und Mittel zum Senken der Schmelztemperatur verwendete man aus Pflanzenasche in Aschenhausern gewonnenes Kaliumcarbonat Pottasche Georgius Agricola nennt Eiche Buche oder Fichte als ideale Pottaschetrager es wurde jedoch auch Farnkraut Melasse oder Wollwachs verwendet Die verarbeitete Asche war dabei noch keine Pottasche im eigentlichen Sinn sondern reine Verbrennungsasche mit allen Verunreinigungen Die Pflanzenasche lieferte auch einen Teil des Kalks der fur die Herstellung guten Glases notig war Die Schmelze lief in zwei Schritten ab Zuerst mischte der Schmelzer die Rohstoffe zwei Gewichtsteile Asche ein Teil Quarzsand zu einem Gemenge Dann wurde das Gemenge im Fritteofen bei ca 750 C in einem Tag und einer Nacht zur Fritte gekocht Die Fritte muss geruhrt werden sobald sie heiss wird damit sie nicht in der Hitze des Feuers schmelzflussig wird und zusammenbackt Dieses Asche Sand Gemisch kam als neues Gemenge fur funf Stunden in den Schmelzofen in dem nun das Glas entstand Der Ofen wurde hochgefahren das Gemenge eingelegt geschmolzen und gelautert von der Schmelztemperatur mit etwa 1200 C auf Verarbeitungstemperatur abstehen gelassen und sodann entnommen Dieser Zyklus dauerte ungefahr 18 Stunden Nachdem der Schurer den Ofen auf Schmelztemperatur gebracht hatte legte der Schmelzer die erste Einlage in die Hafen Tiegel ein die nun solange kocheln musste bis die Gemengeportion klargeschmolzen war Die regelmassig gezogenen Proben zeigten wann im Glas keine Sandteile mehr sichtbar waren das Gemenge war aus dem Sande Die folgenden Einlagen in denselben Hafen wurden in der gleichen Weise vorgenommen bis er voll geschmolzen war Die Glasgalle auf der Oberflache schwimmende ungeschmolzene hauptsachlich aus Alkalisulfaten 2 bestehende Verunreinigungen wurde vom Schmelzer abgefeimt also abgeschopft Der Schurer fuhr den Ofen jetzt auf die maximale Temperatur um die Lauterung zu beginnen Die Lauterung wurde dann unterstutzt durch das Bulwern Je nach Erfahrungsschatz und Massgabe des Schmelzers wurde dazu ein nasser Holzkeil oder auch mal eine Zuckerrube in das Glas gegeben Die entstehenden relativ grossen Wasserdampfblasen vereinigen sich mit im noch nicht gelauterten Glas vorhandenen kleinen Gasblasen Diese werden so an die Oberflache gebracht wo sie dann in die Ofenatmosphare entweichen konnen Dadurch ergibt sich eine Reinigung des Glases von kleinen Blasen welche ansonsten im Glas als Einschlussen verbleiben Ergab die anschliessende Fadenprobe dass die Schmelze vollig klar war musste das Glas auf Verarbeitungstemperatur abstehen das Glas war fertig und der Schurer ging zum Klopfen das heisst er weckte die Glasmacher auf was zu jeder Tages und Nachtzeit moglich war Zur Glasformung wurde die Ofentemperatur konstant gehalten Das Ausarbeiten dauerte zehn bis zwolf Stunden bis das erschmolzene Glas zu den verschiedenen Produkten geformt worden war Flachglas Bearbeiten Ein Haupterzeugnis der Waldglashutten waren die Butzenscheiben kleine runde Glasscheiben mit 10 bis 15 cm Durchmesser die mittig dicker sind Diese Verdickung die zum Umheften benotigt wird heisst Butze Die Mondglastechnik kam aus Frankreich genauer aus der Normandie Der Glasmacher blies eine kleine Kugel die umgeheftet von der Pfeife abgeschlagen und erneut erhitzt wurde War das Glas durch die Hitze erweicht wurde das Hefteisen in der Hand gerollt Durch die Fliehkraft offnete sich die Glaskugel zu einer Scheibe Die Butzenscheiben wurden in den Stadten von den Glasern mit Bleiruten zu Fenstern zusammengefugt Hohlglas Bearbeiten nbsp Weinflasche Frankreich um 1850Ab dem 13 Jahrhundert stellten die Glashutten Nuppenbecher her Diese Form stammte aus dem Orient und ist wohl uber Venedig in den Norden gelangt Es gab verbreitet spatromische Vorlaufer von teilweise hoher Qualitat Nuppenglaser sind runde Becher mit gerader Wandung und leicht ausladendem Lippenrand Sie sind mit vielen kleinen auf die Wandung aufgesetzten Glasnuppen verziert Zu Anfang des 15 Jahrhunderts verdrangte der Krautstrunk ein kleiner leicht bauchiger Becher mit wenigen dicken Glasnuppen den Nuppenbecher Die Krautstrunke konnten mit geringerem Aufwand gefertigt werden und waren eine kunstlerische Antwort auf die gestiegene Nachfrage an Glasgefassen Nach 1500 entwickelte sich der Krautstrunk langsam zum Berkemeyer weiter einem leicht konischen Becher der mittig mit einem Faden verziert ist Der Faden bildet die Trennlinie zwischen dem geraden mit Nuppen besetzten Unterteil und dem glatten und konisch ausladenden Oberteil Meistens ist der Fuss mit einem gezupften leicht welligen Fussring versehen Ab Mitte des 16 Jahrhunderts stellten die Glasarbeiter Berkemeyer auch mit gesponnenem durchstochenem Fuss her spater auch mit ausschliesslich gesponnenem Fuss Der Berkemeyer ist eine elegantere Erscheinung als der Krautstrunk seine Entwicklung verlief zeitgleich mit dem Einzug der Renaissance im transalpinen Europa Romer sind keine mittelalterlichen Glaser mehr zahlen aber noch zum Waldglas Sie haben einen gesponnenen konischen Fuss einen zylindrischen Schaft und eine kugelformige Kuppa Der Schaft war meist mit Nuppen verziert ab 1630 auch mit Beerennuppen Zur Herstellung eines Romers brauchte es zwar hoheres handwerkliches Konnen aber ab dem 17 Jahrhundert stellte das Waldglas nicht mehr die Spitze der Glaskunst dar Neben den Bechern mit angesetzten Glasverzierungen gibt es auch optisch geblasene Glaser Deren Rippenverzierung wird hergestellt indem das heisse Glas in einen mit Rippen versehenen Tonmodel als Negativform ausgeblasen wird Ein zweiter Arbeitsschritt zur Anbringung der Verzierung entfallt Eine technische Verfeinerung sind Kreuzrippenbecher Rippenbecher wurden ab dem 15 Jahrhundert gefertigt im 16 Jahrhundert auch mit Fuss Ein typischer Kreuzrippenbecher ist das Maigelein ein niedriger bauchiger Becher mit eingestochenem Boden Weitere Gefassformen sind die hohen dunnen und nach oben konisch offnenden Stangenglaser der bis zu zwei Liter fassende zylindrische Humpen und das hohe Keulenglas dessen Wandung im oberen Bereich keulenformig gebaucht ist Im Waldglas gibt es Formen die unter dem Namen Kuttrolf auftreten was sich von Gutter die Kehle ableitet im Worterbuch der Bruder Grimm heisst es Gutter ist eine Flasche mit weitem Bauch und langem engem Halse die sich zu einer Trinkschale erweitert eine aus spatantiker Kultur stammende Gefassform Diese Flaschen sind in Museen selten aber aus Holzstichen von Leonhard Beck 1523 und dem Durer Schuler Hans Weiditz 1521 bekannt Der Bauch hat einen eingestochenen Boden und der Hals formt einen Bogen von 45 sodass sie unter den Gurtel geschoben werden konnten und damit immer dabei waren Die Ausgussschale hat die Form eines Kleeblattes Der Angster ist eine mit unublicher Saug Blas Technik hergestellte Flasche oder Trinkschale mit Behalter deren Besonderheit darin liegt dass sie einen aus drei bis funf Rohren bestehenden Hals besitzt Die Technik gab es schon im Koln des 3 und 4 Jahrhunderts und mehrrohrige Flaschen sind durchgehend bis ins Mittelalter belegt Beim typischen Angster sind die Halsrohren vertikal und 90 tordiert Beim Trinken aus einem Angster ist ein lautes Gurgeln und Glucksen zu horen Eine weitere Form ist die Doppelkonische Flasche Diese hat einen flachen Boden einen zylindrischen Korper und einen konischen Hals mit umgelegter Mundung Die Besonderheit besteht darin dass zwischen Hals und Korper ein Ring eingefaltet ist dessen Zweck sich aber nicht erkennen lasst Sonderformen von Glasprodukten waren zum Beispiel Stundenglaser Scheuern und Pilgerflaschen Handel BearbeitenSeit dem 13 Jahrhundert nahm der Gebrauch von Glas allmahlich zu Verglaste Fenster stellten bis weit in das Mittelalter einen grossen Luxus dar und wurden erst im 16 Jahrhundert allgemein ublich Ahnlich verhalt es sich mit dem Gebrauch von glasernen Trinkgefassen Glas galt als ausgesprochen kostbar und fand sich nur in den Haushalten der Adeligen oder der reich gewordenen Stadtburger Die Glasprodukte wurden von den Fasserinnen oft die Frauen und Tochter der Glasmacher in feuchtes Stroh verpackt das feucht gehalten wurde damit es gut biegsam blieb und in Buckelkraxen im Norden Kiepen genannt geladen Der Glastrager Kraxentrager Refftrager oder Kiepenkerl trug das Glas mit der Kraxe auf dem Rucken uber die altbekannten Handelswege in die Stadte zu den Glashandlern ufftragen Der grosste Teil der Produktion wurde beim Lehnsherren als Steuern abgegeben Die Kurfurstlichen Handelswege wurden Goldener Steig genannt und verbanden z B Prag mit der Fuggerstadt Augsburg oder gingen uber Paderborn nach Hameln durch den Teutoburger Wald Richtung Berlin Die Handler sammelten auch zerbrochenes Glas wieder ein das der Trager mit zuruck in die Hutte nahm wo es wieder eingeschmolzen wurde Mecklenburgisches Waldglas wurde seit dem 17 Jahrhundert vor allem nach Holland und Hamburg exportiert Der Transport der Ware nach Hamburg erfolgte entweder von Boizenburg uber die Elbe abwarts oder auf dem Seeweg nach Lubeck Bedeutender als Lubeck war Rostock als Umschlagplatz Etwa gleichrangig mit Lubeck ist Wismar zu sehen Von Lubeck und Wismar wurde auch viel Glas nach Skandinavien ausgefuhrt Im 18 Jahrhundert war auch der Absatz nach Danemark Riga und St Petersburg und sogar nach Nordamerika letzteres insbesondere fur Flaschen in vierkantiger Form mit sehr starkem Glas von Bedeutung 3 Waldglashutte BearbeitenWaldglas oder auch Wanderglashutten waren wahrend des Mittelalters bis in die Fruhe Neuzeit eine spezifische Betriebsform zur Erzeugung von Glas in Mitteleuropa Im Mittelalter gab es neben den sesshaften Klosterhutten die auf die Herstellung von farbigem Flachglas fur Kirchenfenster beschrankt waren auch weltliche Wanderhutten Nach dem Zusammenbruch des Orienthandels im fruhen Mittelalter musste die zur Glasherstellung notwendige Soda von der Levantekuste und aus Agypten aufgrund der Versorgungsschwierigkeiten durch ortlich hergestellte Pottasche ersetzt werden Wegen des hohen Holzbedarfs wurden die Glashutten in den Waldern angesiedelt meist in einer siedlungsarmeren Gegend so im Thuringer Wald Weserbergland Kaufunger Wald Bohmerwald im sudlichen Erzgebirge im Fichtelgebirge Spessart Schwarzwald in Lothringen dem Elsass den Ardennen Mecklenburg und auch in Holland Obwohl es schon vorher Glasherstellung gab kommt Kaiser Karl IV der mit anderen Handwerkern auch Glasmacher aus Italien und Frankreich nach Prag holte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Waldglases zu Von Bohmen aus wanderten die Glasmachersippen immer weiter nach Westen Fur den Lehnsherrn war die Glashutte nicht nur ein Glasproduzent der erhebliche Steuern einbrachte Wegen ihres hohen Holzverbrauchs kamen ihnen auch wesentliche Aufgaben beim Landesausbau und der Waldwirtschaft zu Die Waldglashutten wanderten wenn der Wald geschlagen war in immer entferntere unbesiedelte Gebiete bis hinauf in die Hochtaler und mit ihnen zog das ganze Gefolge das durch sie Beschaftigung erhielt Fur die Herstellung von 1 kg Glas wurde damals ca 1 Raummeter Holz benotigt Der Holzbedarf einer einzigen Glashutte zur Herstellung von Pottasche und zum Heizen der Glasofen betrug jahrlich 2000 bis 3000 Festmeter Holz was etwa einer Menge von ungefahr 3000 bis 5000 Raummetern entspricht Fur eine Glashutte wurde somit jahrlich der Holzvorrat von etwa 20 bis 30 ha Wald benotigt 80 bis 85 des Holzes wurde dabei fur die Pottaschegewinnung veraschert Es wurden schon im 14 Jahrhundert Klagen uber die Waldverwustung durch die Glashutten laut beispielsweise im Spessart waren nie mehr als 10 Waldglashutten gleichzeitig in Betrieb Fur den Landherrn jedoch war eine Glashutte die lukrativste Art und Weise seinen Wald auszunutzen In den verlassenen Wohnstatten konnten Ackerbauern und Viehzuchter angesiedelt werden die auf den abgeholzten Flachen wiederum Nahrung produzierten und das Wachstum so weiter forderten So konnte eine Wanderglashutte ganze Walder fur die Besiedelung vorbereiten es entstanden Hof um Hof Siedlung um Siedlung In einigen Gegenden wurde das Befeuern der Glasofen mit Holz schon im 17 Jahrhundert verboten England 1615 Bohmen 1650 womit das Ende der Waldglashutten eingeleitet wurde Huttengebaude Bearbeiten nbsp Ofenreste der Glashutte an der EmsbachschluchtFur eine Waldglashutte mussten erst alle baulichen Anlagen fur den Huttenbetrieb erstellt werden In einer Waldglashutte lebten oft mehr als zehn Familien zusammen was eine nicht unerhebliche Infrastruktur erforderte Da die Glashutten nur fur einen begrenzten Zeitraum betrieben wurden waren die meisten Gebaude nicht sehr massiv gebaut Zentrales Gebaude war das Huttengebaude in dem der Schmelzofen mit Kuhlofen stand Der Huttenboden bestand aus Lehm Das Gebaude war ein aus Holz gezimmerter Langschuppen mit einem fur Glashutten typischen Rauchdach durch das der aus dem Ofen emporsteigende Rauch aus der Hutte zog Um den Ofen gab es eine holzerne Arbeitsbuhne auf der die Glasmacher wahrend der Arbeit standen Im Huttengebaude konnte auch Brennholz Pottasche und Sand trocken gelagert werden Des Weiteren wurden fertige Glaswaren fur den Versand vorbereitet Wenn die Glashutte an einem Bach lag konnte auch eine Muhle mit Pochwerk erbaut werden welche die Arbeit wesentlich erleichterte Die Wohnung des Huttenmeisters waren etwas besser gebaute Hauser in denen auch die Glasmachergesellen mit ihren Familien wohnten Die ubrigen Arbeiter wohnten in kleinen Katen Mit zunehmendem Wohlstand wurden Stalle und Scheunen fur die Landwirtschaft errichtet Umliegende Flachen wurden im Waldfeldbau zur Eigenversorgung des Huttenpersonals landwirtschaftlich genutzt War die Bodenkraft erschopft uberliess man die Felder dem Weidevieh bis sich der Boden wieder erholte Ofen Bearbeiten nbsp Der Fritteofen nbsp Schmelz und KuhlofenDie Glasschmelzofen der Waldglashutten waren nach bildlichen Quellen in der Regel dreistockige Rundofen Sie waren aus mit gebrannter Schamotte versetzten Lehmziegeln gemauerte eiformige Konstruktionen mit 3 m Durchmesser und bis zu 3 m Hohe Im unteren Stock lag der Befeuerungsraum mit ein oder zwei halbrunden Offnungen fur den Holzeinwurf In der Mitte schlugen die Flammen durch eine grosse runde Offnung in den zweiten Stock in dem die Hafenofen standen Dieser etwa 1 20 m hohe Raum war rundum mit 20 20 cm grossen Ofentoren versehen durch die das Gemenge eingelegt und das Glas entnommen werden konnte Im Obergeschoss das durch eine kleine Offnung mit dem Schmelzraum verbunden war lag der Kuhlofen der nur 400 C heiss war Der Kuhlofen war mit einer kleinen Offnung versehen durch die fertige Werkstucke eingetragen wurden Am Abend wurde das Loch zwischen Schmelzraum und Kuhlraum mit einem Stein verschlossen sodass das Glas uber Nacht langsam abkuhlen konnte Archaologische Ausgrabungen in mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Glashutten zeigen oft ein anderes Bild Demnach handelt es sich eher um liegende Ofen die funktional geteilt waren Dieses Schema findet sich auch noch in neuzeitlichen Hutten Werkzeuge Bearbeiten nbsp Werkzeuge des GlasmachersDie Glasmacherpfeife A ist ein etwa 1 20 m langes Rohr das zur Halfte aus Eisen und zur anderen Halfte aus Holz bestand Das eiserne Ende wurde ins Glasbad getaucht Durch Drehen wurde eine bestimmte Glasmenge aufgenommen und durch Blasen ins holzerne Ende zur Kugel geformt Das Hefteisen B war ein 1 20 m langer Stab der ebenfalls halb aus Holz und halb aus Eisen gefertigt war Mit ihm wurde eine kleine Menge Glas aufgenommen und am Boden des Bechers angeklebt oder Nuppen und Faden angefugt Die Auftreibschere D besteht aus zwei messerformigen Spitzen die mit einem Federbugel verbunden sind Mit ihr wird Glas eingeschnitten oder aufgetrieben Die Schnabelschere C ist eine Schere mit kleinen Klingen und langem Griff mit der das Glas geschnitten wird Das Zwackeisen E ist eine Art Pinzette mit breitem Bugel und spitzen oder flachen Enden Die Optikformen rechts unten sind Hohlformen aus Ton die rund drei oder viereckig sein konnen und flache oder gezackte Innenwande besitzen Mit ihnen werden die Rippen ins Glas gepresst Huttenvolk Bearbeiten Bis ins 18 Jahrhundert waren die Huttenherren freie Unternehmer Sie schlossen mit einem Grundherrn einen befristeten Vertrag uber die Nutzung und Abholzung eines Waldstucks die Haltung von Ziegen Schweinen und Kuhen die auch im Wald weiden durften und so fort Innerhalb ihres Glashuttengutes waren sie die absoluten Alleinherrscher Zugleich waren die Huttenherren Glasmeister und seit 1406 Zunftordnung aus dem Spessart zunftig verbunden Der Erfolg eines Huttenbetriebes hing wesentlich von der Kunstfertigkeit des Glasmeisters ab aber auch von seiner Geschaftstuchtigkeit In einer Waldglashutte wurde rund um die Uhr im Schichtbetrieb gearbeitet Die jahrliche Produktionsdauer war laut einer Glasmachervorschrift von Ostern bis zum Martinstag im November befristet Im Winter fanden Reparaturen an den Ofen statt und es wurde Brennmaterial fur das nachste Jahr besorgt Ein Werkplatz bestand aus Meister Einblaser Anfanger und dem Eintrager Der Einblaser holte einen Batzen Glas mit der Pfeife aus dem Ofen und blies den Glasposten je nach Werkstuck in einer Tonform oder auch freihandig zur Vorform Dann reichte er die Pfeife weiter zum Meister der das Glas fertig machte Dazu liess er sich vom Anfanger Glasbatzen bringen die er an der Kuppa anbrachte und zu Nuppen und Faden formte oder zum Umheften benutzte War das Glas umgeheftet wurde es vom Meister geoffnet Der Eintrager brachte das fertig geformte Glas in den Kuhlofen Es herrschte eine strenge hierarchische Ordnung der Aufstieg von einem Posten zum nachsten konnte Jahre dauern So durfte sich der Eintrager nur in den Pausen am Glasholen uben Glasschinden Hatte er mit der Zeit das Glasholen gelernt wurde er zum Anfanger er kam auf den Ofen Der Schmelzer kannte die geheimen Glasrezepte und die Rohstoffe die dafur benotigt wurden Er mischte die Rohstoffe zum Gemenge fullte es in die Hafen und war fur das Gelingen der Schmelze verantwortlich Der Strecker war ein Fachmann fur die Herstellung von Flachglas Fensterglas Der Hafenmacher baute den Ofen schlug und wechselte die Hafen Der Schurer war fur die Beheizung der Ofen zustandig Es gab einen Tagschurer und einen Nachtschurer welche die gewunschte Temperatur in die Ofen brachten Die Temperatur wurde an der Farbe oder nach Gefuhl gemessen Der Pottaschesieder brannte das Holz zu Asche und verarbeitete diese zu Pottasche die als Flussmittel fur die Glasschmelze diente Der Glasmuller zerkleinerte das Quarzgesteine und die Fritte im Pochwerk Die Holzfaller schlugen das Holz brachten es zum Ofen zerkleinerten es und lagerten es zur Trocknung Die Ofenwarme sorgte fur eine schnelle Trocknung Fur einen wichtigen geographischen Bereich ist die Personengeschichte dieser Glasmacher von 1409 bis 1820 dokumentiert und publiziert im Glasmacher Sippenbuch Werra Weser Bergland 4 Beispiele fur Waldglashutten BearbeitenWaldglashuttendorf Tscherniheim Waldglashutte an der Holzminde Waldglashutte im Reiherbachtal Waldglashutte im Kreickgrund Waldglashutte am Lakenborn Waldglashutte unter dem Hilsborn Waldglashutte bei Glashutte Lamspringe Glashutte an der Emsbachschlucht Glashutte unterhalb Dornsweg Glashutte am BuchholzwegLiteratur BearbeitenQuellen Erhard Brepohl Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk Band 1 Malerei und Glas Bohlau Koln u a 1999 ISBN 3 412 08498 0 Georgius Agricola Zwolf Bucher vom Berg und Huttenwesen Ubersetzt von Carl Schiffner VDI Verlag u a Berlin u a 1928 S 500 ff online Johannes Kunckel Ars Vitraria Experimentalis oder Vollkommene Glasmacher Kunst Leipzig 1679 Literatur Georg Landau Geschichte der Glashutten in Hessen In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Band 3 1843 S 280 352 1 Faksimile Nachdruck in Georg Landau Geschichte der Glashutten in Hessen und andere Beitrage Herausgegeben von Dieter Carl Historische Edition Carl Vellmar 2001 ISBN 3 9806580 7 4 Digitalisat der Originalausgabe Hans Lober Guttrolfe Formgebung und Herstellungstechnik In Glastechnische Berichte Band 39 H 12 1966 ISSN 0017 1085 S 539 548 Claus Grimm Hrsg Gluck und Glas Zur Kulturgeschichte des Spessartglases Veroffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur Band 2 Verlag Kunst amp Antiquitaten Munchen 1984 ISBN 3 921811 34 1 Werner Loibl Die kurmainzische Spiegelmanufaktur Lohr am Main 1698 1806 und die Nachfolgebetriebe im Spessart 3 Bande Geschichts und Kunstverein Aschaffenburg Aschaffenburg 2012 ISBN 978 3 87965 116 0 ISBN 978 3 87965 117 7 ISBN 978 3 87965 118 4 Erwin Baumgartner Glas des spaten Mittelalters Die Sammlung Karl Amendt Kunstmuseum Dusseldorf Dusseldorf 1987 DNB 880766794 Erwin Baumgartner Ingeborg Kruger Phonix aus Sand und Asche Glas des Mittelalters Klinkhardt u Biermann Munchen 1988 ISBN 3 7814 0280 0 Axel von Saldern Glas Antike bis Jugendstil Die Sammlung im Museum fur Kunst und Gewerbe Hamburg Arnold Stuttgart 1995 ISBN 3 925369 42 2 Barbara Scholkmann Glasproduktion in Zentraleuropa im Mittelalter Fragestellungen und Ergebnisse der archaologischen Forschung In Sonke Lorenz Michael Matzke Hrsg Siedlungsgeschichte und Waldnutzungsformen Freudenstadter Beitrage zur geschichtlichen Landeskunde zwischen Neckar Murg und Kinzig Nr 10 ZDB ID 353838 2 Veroffentlichung des Alemannischen Instituts Nr 64 Heimat und Museumsverein fur Stadt und Kreis Freudenstadt Freudenstadt 1997 S 113 136 Daniele Foy Le verre medieval et son artisanat en France mediterraneenne CNRS Editions Paris 2001 ISBN 2 271 05989 5 Walter Lang Spatmittelalterliche Glasproduktion im Nassachtal Uhingen Kreis Goppingen Materialhefte zur Archaologie in Baden Wurttemberg H 59 Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1569 3 Hermann Junghans Jurgen Lewerenz Volker Janke Waldglas in Mecklenburg Thomas Helms Verlag Schwerin 2010 ISBN 978 3 940207 61 6 Verena Kaufmann Archaologische Funde einer spatmittelalterlichen Glaserwerkstatt in Bad Windsheim Schriften und Kataloge des Frankischen Freilandmuseums Band 59 Quellen und Materialien zur Hausforschung in Bayern Band 14 Frankisches Freilandmuseum Bad Windsheim 2010 ISBN 978 3 926834 74 4 Dissertation Universitat Bamberg 2010 Ralf Wendt Glashutten in Mecklenburg Beitrag zur Sozialgeschichte und Volkskunde eines landlichen Gewerbezweiges 1 Halfte 17 bis Ende 19 Jahrhundert Berlin 1968 DNB 481495681 Dissertation an der Humboldt Universitat Berlin 30 September 1968 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Waldglas Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Waldglas Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Beschreibung der Waldglasherstellung Waldglashutten im SudschwarzwaldEinzelnachweise Bearbeiten Waldglas in Mecklenburg 2010 S 11 Irmgard Muller Eine unbeachtete Speyerer Arzneitaxe des 16 Jahrhunderts In Werner Dressendorfer Wolf Dieter Muller Jahncke Hrsg Orbis pictus Kultur und pharmaziehistorische Studien Frankfurt am Main 1985 S 187 215 hier S 190 und 212 Waldglas in Mecklenburg 2010 S 10 11 Klaus Kunze Glasmacher Sippenbuch Werra Weser Bergland von der fruhen Neuzeit bis zum Beginn der Industrialisierung um 1820 HeiKun Heimatkundlicher Verlag Uslar 2000 ISBN 3 933334 10 1 nbsp Dieser Artikel wurde am 9 Oktober 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel 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