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Das Topographische Bureau in Munchen wurde am 19 Juni 1801 vom bayerischen Kurfursten Maximilian IV Joseph dem spateren Konig Maximilian I gegrundet um eine vollstandige astronomisch und topographisch richtige Karte von Bayern zu erstellen Es widmete sich der Landesvermessung und der Triangulation eines weitraumigen trigonometrischen Vermessungsnetzes die bis 1828 dauerte Das Topographische Bureau und die 1808 aus ihm ausgegliederte Konigliche Unmittelbare Steuervermessungskommission waren die Vorlaufer des heutigen Landesamtes fur Digitalisierung Breitband und Vermessung Bayern Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Topographisches Bureau 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenJohannes Aventinus veroffentlichte 1523 die erste Karte von Bayern Unter Herzog Albrecht V wurde Bayern von Philipp Apian kartografisch erfasst aber die Karte war ein Unikat und wurde nicht vervielfaltigt Nur die in kleinerem Massstab angefertigten Bairischen Landtafeln von 1568 wurden verlegt Sie waren mehr als 200 Jahre lang die Grundlage der kartographischen Darstellung Bayerns Georg Philipp Finckh fertigte auf ihrer Grundlage eine Karte Altbayerns die sein Sohn 1684 veroffentlichte 1 1666 ausserte der franzosische Konig Ludwig XIV den Wunsch nach genaueren Karten seines Reiches Darauf begann Jean Picard mit trigonometrischen Vermessungen auf der Grundlage astronomischer Positionsbestimmungen die unter dem Leiter des Pariser Observatoriums Giovanni Domenico Cassini fortgesetzt und unter Ludwig XV von seinem Sohn Jacques Cassini und seinem Enkel Cesar Francois Cassini de Thury abgeschlossen wurden Als Ergebnis konnte dieser 1744 und 1747 Karten veroffentlichen die ganz Frankreich in korrekter Lage darstellten und die Grundlage fur die dann begonnene Veroffentlichung der Carte de Cassini bildeten Kurfurst Maximilian III Joseph beauftragte 1752 Castulus Riedl mit einer Landesvermessung nach franzosischem Vorbild die aber aus finanziellen Grunden unterblieb 2 1759 grundete der Kurfurst die Bayerische Akademie der Wissenschaften deren Initiatoren u a Lori und von Linprun waren Die Philosophische Classe der Akademie sollte zur Landmessung brauchbare Vorschlage machen 3 Cassini de Thury verband 1761 und 1762 das franzosische Vermessungsnetz von Strassburg aus durch eine lange Triangulationskette mit dem Wiener Meridianbogen der unter Kaiserin Maria Theresia von Joseph Liesganig vermessen wurde 4 5 Auf den beiden Reisen wurde Cassini de Thury auch von Kurfurst Maximilian III Joseph empfangen Er nahm eine Basislinie am Nymphenburg Biedersteiner Kanal auf vermass in Begleitung von Lori ein Dreiecksnetz in der Region Munchen und mass im folgenden Jahr eine Basislinie Munchen Dachau 6 Adrian von Riedl wurde 1772 zum Wasser Brucken und Strassenbau Kommissar ernannt Fur die beabsichtigte Neukartierung des kurpfalz bayerischen Landes erhielt er 1785 ein kurfurstliches und sogar ein kaiserliches Druckprivileg Fur die Durchfuhrung fehlte ihm jedoch die Unterstutzung er konnte anfangs nur einige Blatter seines Reise Atlas von Bajern erstellen 7 1789 begann die Franzosische Revolution Nach Ausbruch des Ersten Koalitionskriegs liess Kaiser Franz II ab 1793 die Schmittsche Karte von Sudwestdeutschland anfertigen deren Bayern und Salzburg betreffende Teile unter von Riedl erstellt wurden Als Militar Karte wurde sie jedoch geheim gehalten Im Zweiten Koalitionskrieg besetzte die franzosische Armee du Rhin unter General Moreau am 28 Juni 1800 Munchen Da man keine genauen Landkarten vorfand wurde eine Commission de Route eingerichtet der zwanzig bayerische Geometer und Zeichner zuarbeiten mussten um zumindest fur Munchen brauchbare Karten zu erstellen Nach der Schlacht bei Hohenlinden und dem Frieden von Luneville wurde der Abzug der franzosischen Truppen vorbereitet Diese boten an Oberst Charles Rigobert Marie Bonne 1771 1839 mit einer Reihe von franzosischen Geographen in Munchen zu lassen um die begonnenen Arbeiten an der Carte de Baviere durchzufuhren Dieses Angebot konnte nicht abgelehnt werden Man einigte sich schliesslich auf ein kurfurstliches Amt das die Anleitungen von Bonne befolgen wurde Wahrenddessen hatte Bonne zusammen mit Riedl begonnen das Erdinger Moos auf seine Eignung fur eine Basislinie zu untersuchen 8 Topographisches Bureau BearbeitenAm 19 Juni 1801 erliess der Kurfurst der inzwischen mit seinem Minister von Montgelas aus Bayreuth zuruckgekehrt war ein Reskript 9 mit dem das Topographische Bureau gegrundet und damit der Grundstein fur die bayerische Landesvermessung gelegt wurde 10 Einzelheiten wurden in der Verordnung vom 25 Juni 1801 festgelegt 11 nbsp Karte von 1801 mit der Basislinie Unterfohring AufkirchenDie erste Tatigkeit des Topographischen Bureaus war die Messung der Basislinie Unterfohring Aufkirchen durch Oberst Bonne und seine franzosischen Geographen die durch Oberst von Riedl pflichtgemass unterstutzt wurden Die exakte Ausmessung der Lange dieser knapp 22 km langen Basislinie die vom 25 August bis zum 2 November 1801 dauerte war die Voraussetzung fur die folgende Triangulation Bei dieser Vermessung von Dreiecken mit ublichen Seitenlangen von 30 bis 60 km werden nur die Winkel gemessen wahrend die Langen mathematisch aus der Lange der Basislinie errechnet werden Jede Ungenauigkeit bei der Messung der Basislinie wurde daher zu einer Ungenauigkeit des gesamten Vermessungsnetzes Diese Triangulation begann Oberst Bonne unmittelbar im Anschluss an die Arbeiten an der Basislinie Bereits 1807 hatte er ein Dreiecksnetz der Punkte erster und zweiter Ordnung in Ober und Niederbayern und der Oberpfalz erstellt 12 Dabei wurden zwei Bordakreise verwendet die das franzosische Depot de la Guerre zur Verfugung gestellt hatte 13 Ulrich Schiegg machte fur die Vermessung wichtige astronomische Ortsbestimmungen Der Benediktiner hatte nach der Auflosung des Klosters Ottobeuren 1802 im Zuge der Sakularisation die erste Sternwarte Munchens auf dem Turm der Akademie der Wissenschaften in der Alten Akademie an der Neuhauser Strasse installiert Wegen Differenzen mit den Franzosen wurde er 1805 zum Leiter der Vermessung in Franken ernannt das im gleichen Jahr teilweise in das Konigreich Bayern eingegliedert wurde Georg Friedrich von Reichenbach hatte 1802 eine wesentlich verbesserte Kreisteilungsmaschine zur Herstellung praziser Messinstrumente entwickelt Darauf grundeten er Joseph von Utzschneider und Joseph Liebherr das Mathematisch Feinmechanische Institut das bald die Spitzenposition vor den bis dahin fuhrenden Instrumentenmachern in England einnahm Ihr Repetitionstheodolit war nur etwa ein Drittel so gross und schwer wie der von Jesse Ramsden in London Als die Lieferungen von hochwertigem Glas aus England infolge der von Napoleon 1806 verhangten Kontinentalsperre ausblieben fur das England damals praktisch ein Monopol hatte richtete Utzschneider in Benediktbeuern eine Glashutte ein Dem jungen Fraunhofer gelang es dort das Kron und Flintglas herzustellen das fur die Theodolite gebraucht wurde und uberdies die Linsen deutlich zu verbessern 14 nbsp Gedenkplatte auf dem Basisendpunkt der frankischen Grundlinie in Bruck heute Stadtteil von Erlangen Der altbayerischen Basislinie folgte 1807 eine frankische von Nurnberg nach Bruck die Schiegg mit einem Basisapparat aus eisernen Stangen vermass die in den Reichenbachschen Werkstatten hergestellt wurden Deren Lange wurde mit einem in Paris angefertigten und mit dem Urmeter verglichenen Meterstab in einer Serie von Messungen abgeglichen Nachdem die Messstrecke vorbereitet worden war dauerten die eigentlichen Messungen vom 21 September bis zum 29 Oktober 1807 15 Nachdem auf Anregung Utzschneiders 1808 die Konigliche unmittelbare Steuer Cataster Commission gegrundet worden war ging die Leitung der weiteren Arbeiten auf diese Commission uber Johann Georg von Soldner vermass 1808 das Netz noch einmal mit Reichenbachschen Theodoliten Ausserdem entwickelte er 1810 mit der sogenannten Soldner Kugel eine vereinfachte Methode fur die Berechnung und Abbildung der Netze 16 Die Methode wurde anschliessend als Soldner Koordinatensystem in weiten Teilen Deutschlands angewendet Ab 1812 wurde der Topographische Atlas des Konigreiches Bayern erstellt der 1867 herausgegeben wurde 17 1819 wurde die rhein bayerische Basislinie von Speyer nach Oggersheim durch Thaddaus Lammle gemessen 18 1828 war die Triangulierung der Pfalz und damit die Herstellung des Netzes erster Ordnung in Bayern im Wesentlichen abgeschlossen 19 1831 wurde die Karte der Hauptdreiecksnetzpunkte in Bayern veroffentlicht Die Hauptdreiecksnetzpunkte waren meist Schloss oder Kirchturme aber auch holzerne uber 30 m hohe Geruste die haufig ein inneres Tragwerk fur die Instrumente und ein davon isoliertes ausseres Gerust fur die Beobachter hatten Literatur BearbeitenHans Wolff Bayern im Bild der Karte Carthographia Bavariae Hrsg Bayerische Staatsbibliothek 2 Auflage Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1991 ISBN 3 87437 301 0 Es ist ein Mass in allen Dingen 200 Jahre Bayerische Vermessungsverwaltung 1801 2001 Bayerisches Staatsministerium der Finanzen Hrsg Munchen 2001 PDF Max Seeberger Frank Holl Wie Bayern vermessen wurde Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur Band 26 Haus der Bayerischen Geschichte 2001 PDF K Steuer Cataster Commission in Gemeinschaft mit dem topographischen Bureau des K Generalstabes Hrsg Die Bayerische Landesvermessung in ihrer wissenschaftlichen Grundlage Akademische Buchdruckerei von F Straub Munchen 1873 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Cesar Francois Cassini de Thury Relation de deux Voyages faits en Allemagne par ordre du Roi Durand Paris 1763 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten Sacri Rom Imp Circuli Et Electoratus Bavariae Tabula Chorographica auf www digitale sammlungen de Hans Wolff Bayern im Bild der Karte Carthographia Bavariae Hrsg Bayerische Staatsbibliothek 2 Auflage Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1991 ISBN 3 87437 301 0 S 152 Hans Wolff Bayern im Bild der Karte Carthographia Bavariae Hrsg Bayerische Staatsbibliothek 2 Auflage Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1991 ISBN 3 87437 301 0 S 150 Cesar Francois Cassini de Thury Relation de deux Voyages faits en Allemagne par ordre du Roi Durand Paris 1763 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Madalina Valeria Veres Maria Theresa and Cassini de Thury The Limits of Trans Imperial Scientific Collaboration In 128th Annual Meeting American Historical Association 2014 Zusammenfassung Hans Wolff Bayern im Bild der Karte Carthographia Bavariae Hrsg Bayerische Staatsbibliothek 2 Auflage Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1991 ISBN 3 87437 301 0 S 147 152 Gerhard Leidel Die amtliche Kartographie in Bayern von 1473 bis 1801 In 200 Jahre Bayerische Vermessungsverwaltung 1801 2001 Bayerisches Staatsministerium der Finanzen Hrsg S 108 116 S 106 113 im PDF Achim Fuchs Wie alles begann Die Entstehung des Topographischen Buros 1801 in Munchen In 200 Jahre Bayerische Vermessungsverwaltung 1801 2001 Bayerisches Staatsministerium der Finanzen Hrsg S 26 S 24 im PDF Kopie des Reskripts S 37 S 35 im PDF Gunter Nagel Anton Pfannenstein Das Bayerische Landesvermessungsamt Gegenwart und Perspektiven In 200 Jahre Bayerische Vermessungsverwaltung 1801 2001 Bayerisches Staatsministerium der Finanzen Hrsg S 16 S 14 im PDF Verordnung vom 25 Juni 1801 In Chur pfalz baierisches Regierungs und Intelligenz Blatt 27 Juni 1801 S 403 K Steuer Cataster Commission in Gemeinschaft mit dem topographischen Bureau des K Generalstabes Hrsg Die Bayerische Landesvermessung in ihrer wissenschaftlichen Grundlage Akademische Buchdruckerei von F Straub Munchen 1873 S 67 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche K Steuer Cataster Commission in Gemeinschaft mit dem topographischen Bureau des K Generalstabes Hrsg Die Bayerische Landesvermessung in ihrer wissenschaftlichen Grundlage Akademische Buchdruckerei von F Straub Munchen 1873 S 69 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Ein Stuck erlebte bayerische Geschichte 200 Jahre amtliche Topographische Karten K Steuer Cataster Commission in Gemeinschaft mit dem topographischen Bureau des K Generalstabes Hrsg Die Bayerische Landesvermessung in ihrer wissenschaftlichen Grundlage Akademische Buchdruckerei von F Straub Munchen 1873 S 35 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche K Steuer Cataster Commission in Gemeinschaft mit dem topographischen Bureau des K Generalstabes Hrsg Die Bayerische Landesvermessung in ihrer wissenschaftlichen Grundlage Akademische Buchdruckerei von F Straub Munchen 1873 S 232 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hans Wolff Bayern im Bild der Karte Carthographia Bavariae Hrsg Bayerische Staatsbibliothek 2 Auflage Anton H Konrad Verlag Weissenhorn 1991 ISBN 3 87437 301 0 S 225 K Steuer Cataster Commission in Gemeinschaft mit dem topographischen Bureau des K Generalstabes Hrsg Die Bayerische Landesvermessung in ihrer wissenschaftlichen Grundlage Akademische Buchdruckerei von F Straub Munchen 1873 S 59 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche K Steuer Cataster Commission in Gemeinschaft mit dem topographischen Bureau des K Generalstabes Hrsg Die Bayerische Landesvermessung in ihrer wissenschaftlichen Grundlage Akademische Buchdruckerei von F Straub Munchen 1873 S 67 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Korperschaft GND 1601445 5 lobid OGND AKS VIAF 147410627 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Topographisches Bureau Bayern amp oldid 235427902