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Das Mathematisch Feinmechanische Institut in Munchen war unter der Leitung von Georg von Reichenbach in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts ein bedeutender Hersteller praziser mathematischer und astronomischer Instrumente Repetitionstheodolit des Mathematisch Feinmechanischen InstitutsEs hatte gemeinsame Wurzeln mit dem einige Jahre jungeren Optischen Institut unter der Leitung von Joseph von Fraunhofer von dem es die optischen Linsen bezog und das das fuhrende Unternehmen fur den Bau der grossten und leistungsstarksten Refraktoren wurde Das Mathematisch Feinmechanisches Institut ging spater auf Traugott Ertel uber und bestand unter dessen Rechtsnachfolgern noch bis 1984 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technische Leistungen des Instituts 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer junge Artilleriehauptmann Georg Reichenbach hatte seit 1802 zusammen mit Joseph Liebherr in dessen Werkstatt in Munchen die von ihm entwickelte Kreisteilungsmaschine sowie erste mathematische und astronomische Instrumente hergestellt Durch den Hofastronom Ulrich Schiegg lernten sie den Unternehmer Joseph Utzschneider kennen der die fur eine Erweiterung des Geschafts erforderlichen finanziellen Mittel beisteuerte und mit ihnen 1804 das mathematische und physikalische Institut der Herren Reichenbach Utzschneider und Liebherr grundete das spatere Mathematisch Feinmechanische Institut 2 Kurz darauf wurde der junge Fraunhofer eingestellt der von Reichenbach mit den Worten begrusst wurde Das ist der Mann den wir suchen der wird leisten was uns noch fehlt 3 Das Unternehmen war zwar erfolgreich aber die von Reichenbach angestrebte Perfektion liess sich ohne das benotigte Flintglas nicht erreichen das damals nur in Cork und Birmingham hergestellt wurde 4 oft nicht in der benotigten Qualitat und Menge und nach Napoleons Kontinentalsperre gar nicht mehr erhaltlich war Um dem abzuhelfen richtete Utzschneider 1806 in dem kurz zuvor von ihm erworbenen sakularisierten Kloster Benediktbeuern eine Hutte fur optisches Glas ein die zunachst von Pierre Louis Guinand ab 1807 von Fraunhofer geleitet wurde 1809 wurde von Utzschneider Reichenbach und Fraunhofer das Optische Institut in Benediktbeuern gegrundet das das optische Glas herstellte und gemass einer Preisliste an das Mathematisch Feinmechanische Institut lieferte 5 Fraunhofer fuhrte dort seine Forschungen uber den Brechungsindex verschiedener Glaser und zum Spektrum der Sonne durch Mit der Entwicklung eines von chromatischer Aberration weitgehend freien Fraunhofer Objektivs erlangten beide Institute Weltgeltung 1811 nahm Reichenbach Abschied vom Militar um sich ganz seinen Aufgaben im Mathematisch Feinmechanisches Institut widmen zu konnen 6 Liebherr schied 1812 aus dem Unternehmen aus 1814 fuhrte unterschiedliche Geschaftsauffassungen zur Trennung von Reichenbach und Utzschneider Auf Wunsch von Reichenbach schieden Utzschneider aus dem Mathematischen und Reichenbach aus dem Optischen Institut aus 7 Das Mathematisch Feinmechanisches Institut bezog auch spater unter dem Namen T Ertel amp Sohn seine optischen Bauteile weiterhin ausschliesslich vom Optischen Institut Utzschneiders bzw Merz 8 Reichenbach nahm im August 1815 Traugott Ertel als Gesellschafter in sein Mathematisch Feinmechanisches Institut auf der dort zuvor als Meister tatig war Im November 1815 kaufte Reichenbach das Haus Liebherrs und zog mit dem Mathematischen Institut dort ein 9 1821 verkaufte Reichenbach seine Anteile und somit das komplette Mathematisch Feinmechanische Institut an Traugott Ertel da seine anderweitigen Verpflichtungen als Oberberg und Salinenrat und Direktor des Ministerial Bauburos ihm kaum noch Zeit fur Astronomie und Instrumentenbau liessen 10 11 Ertel fuhrte das Unternehmen zunachst noch unter der unveranderten Firma fort Er konzentrierte die Produktion auf hochwertige Vermessungsinstrumente wie Theodolite und Meridiankreise Im Jahr 1834 benannte er die Firma in T Ertel amp Sohn um Traugott Leberecht von Ertel starb 1858 Sein Sohn Georg fuhrte das renommierte Unternehmen mit etwa hundert Mitarbeitern weiter 1890 kaufte August Diez samtliche Anteile am Unternehmen auf das als Ertel Werk fur Feinmechanik bis 1944 bestand als es nach einem Bombenangriff am 25 April 1944 vollig ausbrannte Das Werk fand nach dem Krieg vorubergehend einen neuen Standort in der Munchner Kuglmullerstrasse bevor es am 1 Juni 1957 von Munchen nach Puchheim verlegt wurde wo es bis zur Insolvenz 1984 bestand 12 Technische Leistungen des Instituts BearbeitenReichenbach baute in dem Mathematisch Feinmechanischen Institut insbesondere transportable Instrumente die sich wie folgt einteilen lassen 13 a terrestrische Kreise oder Horizontal oder Azimuthalkreise Theodolite b astronomische Kreise oder Vertikalkreise c astronomische Theodolite eine Kombination aus a und b d Bordakreise e Universalinstrumente Reichenbach schuf den Typus des Theodolit der in den folgenden vierzig Jahren bei den Landesvermessungen in Deutschland verwendet wurde 14 Verglichen mit den Theodoliten von Ramsden die bis dahin die Massstabe setzten hatten Reichenbachs Theodolite nur einen halb so grossen Kreisdurchmesser einen kleineren Aufbau und damit eine festere Konstruktion und erlaubten aufgrund ihrer Fertigung mit seiner Kreisteilungsmaschine und dem optischen Glas aus Benediktbeuern dennoch eine genauere Ablesung 15 Reichenbach verbesserte auch den bei der bayerischen Steuerkataster Kommission mehrere Jahre eingesetzten Messtisch fur den er den Reichenbach Distanzmesser entwickelte 16 Beruhmt wurden die grossen mit Fraunhofer Objektiven ausgestatteten astronomischen Instrumente 17 die Reichenbach u a 1819 an die von Carl Friedrich Gauss geleitete Sternwarte Gottingen und an die von Friedrich Wilhelm Bessel geleitete Sternwarte Konigsberg lieferte 18 Weitere Kunden des Mathematisch Feinmechanischen Instituts waren die Observatorien in Prag Warschau die Universitat in Pest die auf dem Blocksberg in Ofen neu erbaute Sternwarte die Universitatssternwarte Wien das Pariser Observatorium das Astronomische Observatorium Uppsala die Sternwarte Dorpat das Observatorium der Universitat Kopenhagen das Osservatorio Astronomico di Brera in Mailand das neue Osservatorio Astronomico di Capodimonte in Neapel die Sternwarte Lilienthal bei Bremen die Mannheimer Sternwarte und die Sternwarte in Munchen 19 Literatur BearbeitenNecrolog Georg von Reichenbach In Regierungs Blatt fur das Konigreich Bayern Nr 5 Munchen 4 Februar 1829 Sp 49 82 Volltext in der Google Buchsuche Reichenbach In Johann Adolf Repsold Zur Geschichte der astronomischen Messwerkzeuge von Purbach bis Reichenbach 1450 1830 Wilhelm Engelmann Leipzig 1908 S 94 106 Scan 305 335 Walther von Dyck Georg von Reichenbach Deutsches Museum Lebensbeschreibungen und Urkunden In Eigenverlag des Deutschen Museums Munchen Munchen 1912 Ivo Schneider Joseph von Utzschneider Vision und Wirklichkeit eines neuen Bayern Beitrage zur 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