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Dieser Artikel beschreibt den Astronomen und Geodaten Zum Chemiker ahnlichen Namens siehe Jean Piccard Jean Picard genannt Abbe Picard Abt Picard 21 Juli 1620 in La Fleche 12 Oktober 1682 1 2 in Paris war ein franzosischer Astronom und Geodat Picards Sonnenuhr im Innenhof der SorbonneEr gilt als einer der Begrunder der Geodasie Picard bestimmte 1670 als Erster die Lange eines Grades eines Meridianbogens und damit die Grosse der Erde durch Triangulation mit Quadranten die Messfernrohre mit Fadenkreuzokularen zum Anvisieren des Gestirns hatten Damit wurde eine bis dahin nicht mogliche Prazision der Gradmessung erreicht 3 Diese Messungen benutzte Isaac Newton um seine Gravitationstheorie zu verifizieren 4 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Leistungen 1 1 Meridianbogen Paris Amiens 1 2 Reise nach Uraniborg 1 3 Vermessungsarbeiten in Frankreich 1 4 Sonstiges 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Leistungen BearbeitenUber die ersten Jahrzehnte seines Lebens ist wenig bekannt Er besuchte das College Henri IV in seinem Geburtsort Spater assistierte er Pierre Gassendi bei der Beobachtung der Sonnenfinsternis vom 25 August 1645 und bei anderen astronomischen Ereignissen in den beiden folgenden Jahren Er horte wohl auch Gassendis Vorlesungen am College Royal Wahrscheinlich erwarb er um 1650 den Titel des Priors von Rille einem kleinen Ort nahe seiner Geburtsstadt was ihm zu einem kleinen Einkommen verhalf Er scheint sich weiterhin mit astronomischen Beobachtungen befasst zu haben und wurde 1665 Professor am College de France 5 Er gehorte zu den ersten 1666 von Colbert berufenen Mitgliedern der Academie Royale des Sciences 6 Am 21 Juni 1667 dem Tag der Sommersonnenwende legten Adrien Auzout Jacques Buot Bernard Frenicle de Bessy Jean Picard und Jean Richer Mathematiker und Astronome der Academie Royale des Sciences den Meridian von Paris durch eine Markierung auf einem Stein fest uber dem danach das Pariser Observatorium gebaut wurde 7 Die Langendifferenz zu dem bis dahin allgemein verwendeten Ferro Meridian wurde meist mit 22 30 kalkuliert 8 nbsp Picards Quadrant nbsp Picards NivelliergeratIn den Jahren 1667 und 1668 arbeitete er zusammen mit Adrien Auzout daran die bisherigen mit einfachen Visieren versehenen Quadranten mit Messfernrohren auszustatten und in diese Fernrohre Fadenkreuzokulare und Mikrometer einzubauen Fur nachtliche Beobachtungen konnten die im Okular eingehangten feinen Faden durch eine seitliche Lichtquelle sichtbar gemacht werden Auch wenn andere schon diese Ideen hatten so ist es das Verdienst von Auzout und Picard die Gerate in ausdauernder Arbeit zu einsatzbereiten Prazisionsinstrumenten entwickelt zu haben 9 5 Ausserdem entwickelte er ein ebenfalls mit Messfernrohren ausgestattetes Nivelliergerat 10 In dieser Zeit machte er seinen Einfluss bei Colbert geltend Cassini als Direktor der Sternwarte nach Paris zu berufen 1 Meridianbogen Paris Amiens Bearbeiten 1668 teilte Colbert den Mitgliedern der Akademie mit er wunsche genauere Karten von Frankreich als die bis dahin gebrauchlichen und bat die Akademie die dazu notwendigen Massnahmen vorzubereiten 11 Als ersten Schritt liess man zunachst eine Karte der Umgebung von Paris durch David Vivier nach den Vorgaben von Gilles Personne de Roberval und Picard anfertigen 12 Man war sich allerdings einig dass zur Kartierung des ganzen Landes eine Gradmessung mittels geodatischer Triangulation und prazise astronomische Positionsbestimmungen der grosseren Orte erforderlich waren Die ersten Gradmessungen der Neuzeit waren die 1525 von Jean Francois Fernel aus den Radumdrehungen seiner Kutsche und die 1615 von Willebrord van Roijen Snell Snellius erstmals aufgrund einer Triangulation errechneten Messungen gewesen Picard fuhrte deshalb in den Jahren 1669 und 1670 in Abstimmung mit der Akademie die erste Gradmessung durch bei der die Triangulation mit Instrumenten erfolgte die Messfernrohre mit Fadenkreuzokularen und dadurch eine bis dahin nicht mogliche Prazision hatten Die Gradmessung fand auf der Strecke zwischen dem sudlich von Paris fast auf dem Meridian von Paris gelegenen Malvoisine dem heutigen Champcueil und dem im Norden nicht weit von Amiens entfernten Sourdon statt die spater als der Meridianbogen Paris Amiens bezeichnet wurde 13 14 Picard begann im Suden von Paris mit einer rund 11 km langen Basislinie zwischen Villejuif und Juvisy sur Orge die auf einer weitgehend geraden gepflasterten Strasse mit holzernen 3 9 m langen Stangen zweimal ausgemessen wurde mit nur um 2 Fuss voneinander abweichenden Ergebnissen Danach verband er die Basislinie in einer Triangulation mit Malvoisine und Sourdon die anschliessend noch bis Amiens verlangert wurde Seine Instrumente erlaubten ihm Dreiecke mit Seitenlangen von durchschnittlich 28 km Lange Zur Kontrolle erstellte er abschliessend noch eine 7 6 km lange Basislinie 15 Als Ergebnis errechnete er die Lange eines Grades mit 57 060 Toisen 16 bzw 111 210 km was einem Krummungsradius von 6 371 9 km entspricht Picard notierte bei seinen Messungen auch die unterschiedlich starke Refraktion als deren Grund er Temperatur und Luftdruckunterschiede der Luft vermutete ohne allerdings den Schluss auf Dichteunterschiede ziehen zu konnen Dies fuhrte dazu dass bald danach Thermometer und Barometer bei den Messungen berucksichtigt wurden 17 Reise nach Uraniborg Bearbeiten Im Juli 1671 begann Picard seine Reise nach Uraniborg 18 auf der mittlerweile zu Schweden gehorenden Oresundinsel Ven um die Position von Tycho Brahes Sternwarte neu zu bestimmen und damit dessen Beobachtungen der Fixstern und Planetenpositionen aus den Jahren 1580 bis 1597 fur die astronomischen Forschungen in Paris verwendbar zu machen Auf dem Weg machte er Station in Holland wo er den Rheinischen Fuss der der Triangulation von Snellius zugrunde lag mit dem Pariser Fuss verglich und geringfugige Unterschiede zu den Massen feststellte die er in Mesure de la Terre verwendet hatte Er traf dort Joan Blaeu der in seinen Arbeiten uber den Erdumfang zu fast demselben Ergebnis wie Picard gekommen war Als sein Schiff auf der Weiterfahrt wegen eines Sturms ankern musste beobachtete er Sonnenflecken die zufallig in Paris auch von Cassini gesehen wurden In Kopenhagen unterstutzte ihn Erasmus Bartholin bei seinem Vorhaben Er machte ihn auch mit dem jungen Ole Romer bekannt der ihm bei seinen Messungen auf der Insel Ven assistierte und ihn auf dessen Bitten anschliessend nach Paris begleitete wo er zehn Jahre lang am Pariser Observatorium tatig war Auf Ven waren von Tycho Brahes Uraniborg kaum noch einige Mauerreste vorhanden aber Picard richtete eine eigene provisorische Sternwarte ein mit der er nicht nur die Polhohe sondern durch Beobachtung des Umlaufs der Jupitermonde auch die Geographische Lange im Verhaltnis zu Paris bestimmte In den fast drei Monaten seiner Tatigkeit Ende 1671 auf Ven vermass Picard ausserdem eine Reihe umliegender Orte und nahm verschiedene astronomische Beobachtungen vor Vermessungsarbeiten in Frankreich Bearbeiten nbsp Korrigierte Karte Frankreichs von 1682In den Jahren 1672 bis 1680 fuhrte Picard zunachst verschiedene astronomische Beobachtungen u a in Montpellier und Sete sowie in Lyon durch Zwischendurch musste er Vermessungsarbeiten fur die Wasserversorgung des Schlossparks von Versailles durchfuhren die in den Augen von Konig Ludwig XIV vordringlich waren Dazu gehorte 1674 auch die Klarung dass der Vorschlag des mit dem Bau des Canal du Midi befassten Riquet einen Teil der Loire in den Schlosspark umzuleiten nicht durchfuhrbar sei 19 Zur Vorbereitung der von Colbert angeordneten Kartierung Frankreichs fuhrten Picard und Philippe de La Hire in den Jahren 1679 bis 1681 geodatische Arbeiten in Brest und Nantes in Bayonne Bordeaux und Royan sowie an der franzosischen Nordkuste durch La Hire beendete sie mit Vermessungen der Kuste der Provence Diese Arbeiten erganzt durch Vermessungen anderer Geodaten ermoglichten La Hire eine neue Kustenlinie in eine nach bisherigen Anschauungen erstellte Karte Frankreichs einzutragen Diese Carte de France corrigee par Ordre du Roy sur les observations de Messieurs de l Academie des Sciences Karte Frankreichs gemass dem Befehl des Konigs entsprechend den Beobachtungen der Herren der Academie des Sciences korrigiert wurde 1682 der Academie und dem Konig vorgestellt der daraufhin scherzhaft geaussert habe dass ces Messieurs de l Academie lui avaient enleve une partie de ses Etats diese Herren der Akademie ihm einen Teil seines Staates weggenommen haben Picard schlug 1681 vor als Basis fur die Kartierung des ganzen Landes seine eigene Gradmessung bis nach Dunkirchen und Perpignan zu verlangern und sie mit einer Triangulation entlang der Grenzen und Kusten zu verbinden 20 Das war der Ausgangspunkt fur die sich uber Jahrzehnte erstreckende Erstellung der Carte de Cassini die noch heute im franzosischen Geoportail als historisches Kartenwerk online zuganglich ist 21 Sonstiges Bearbeiten Als Picard 1675 mit einem Quecksilberbarometer den Luftdruck in unterschiedlichen Hohen untersuchte beobachtete er am Barometer Glimmentladungen vgl Geisslerrohre Statische Elektrizitat als Phanomen war jedoch schon im Altertum bekannt 22 23 Picard war 1679 der Begrunder des ersten astronomischen Jahrbuchs der Connaissance des temps die er bis zu seinem Tod veroffentlichte 3 Der Mondkrater Picard ist nach ihm benannt Schriften BearbeitenMesure de la Terre Imprimerie royale Paris 1671 30 S Digitalisat auf Gallica Mit vollstandigen Bildtafeln Mesure de la Terre Imprimerie royale Paris 392 S Volltext in der Google Buchsuche Posthum von Philippe de La Hire ca 1685 herausgegebener Sammelband mit folgendem Inhalt Mesure de la Terre S 1 59 Voyage d Uranibourg ou Observations Astronomiques faites en Dannemarck par Monsieur Picard S 61 99 Observations astronomiques faites en divers endroits du Royaume de France par Monsieur Picard S 101 120 Observations astronomiques faites a Brest et a Nantes pendant l annee 1679 par Messieurs Picard et de la Hire S 121 134 Observations faites a Bayonne Bordeaux et Royan pendant l annee 1680 par Mess Picard amp de la Hire S 135 144 Observations faites aux costes septentrionales de France pendant l annee 1681 par Mess Picard amp de la Hire 145 160 Observations faites en Provence et a Lyon sur la fin de l annee 1682 par Monsieur de la Hire S 161 180 De la pratique des grands cadrans par le calcul Par M Picard S 182 224 Traite du Nivellement par M Picard Preface par M de la Hire S 225 283 Relation de plusieurs nivellements fait par ordre de sa Majeste par M Picard S 284 297 Abbrege de la Mesure de la Terre faite par M Picard S 298 309 De mensuris Vergleich verschiedener Masseinheiten lateinisch S 311 317 Mesures prises sur les originaux amp comparees avec le pied du Chastelet de Paris par M Auzout S 317 320 De Mensura Liquidorum et Aridorum S 321 331 Fragmens de Dioptrique par Monsieur Picard S 333 392 De la Hire Hrsg Traite du Nivellement avec une relation de quelques Nivellements faits par ordre du Roy Estienne Michallet Paris 1684 Volltext in der Google Buchsuche De la Hire Hrsg Traite du Nivellement avec une relation de quelques Nivellements faits par ordre du Roy Montalant Paris 1728 Volltext in der Google Buchsuche Literatur BearbeitenRudolf Wolf Geschichte der Astronomie In Geschichte der Wissenschaften in Deutschland Neuere Zeit Auf Veranlassung und mit Unterstutzung Seiner Majestaet des Konigs von Bayern Maximilian II hrsg durch die Historische Commission bei der Konigl Academie der Wissenschaften Band 16 Oldenbourg Munchen 1877 S 447 digitale sammlungen de Jean Baptiste Joseph Delambre Histoire de l astronomie moderne Band 2 Ve Courcier Paris 1821 S 597 Volltext in der Google Buchsuche Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jean Picard Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien John J O Connor Edmund F Robertson Jean Picard In MacTutor History of Mathematics archive William Fox Jean Picard In Catholic Encyclopedia Appleton New York 1907 1912 in der englischen Wikisource Einzelnachweise Bearbeiten a b Jean Baptiste Joseph Delambre Histoire de l astronomie moderne Band 2 Ve Courcier Paris 1821 S 597 Volltext in der Google Buchsuche Delambre erwahnt dass Picard nach anderen Quellen erst Anfang 1683 gestorben sei Fur das in der Encyclopedia Britannica genannte Datum scheint es keine Grundlage zu geben a b William Fox Jean Picard In Catholic Encyclopedia Appleton New York 1907 1912 in der englischen Wikisource Rudolf Wolf Geschichte der Astronomie S 460 462 a b John J O Connor Edmund F Robertson Jean Picard In MacTutor History of Mathematics archive Louis Moreri Supplement au grand dictionaire historique genealogique geographique amp c pour servir a la derniere edition de l an 1732 amp aux precedents Band 2 Jacques Vincent Jean Baptiste Coignard Pierre Gilles Lemercier Jean Thomas Herissant Paris 1735 S 292 Volltext in der Google Buchsuche Bericht uber den 21 Juni 1667 Proces verbaux T3 11 avril 1668 27 mars 1669 Registre de mathematique Academie royale des sciences auf Gallica Carte particuliere des environs de Paris Karte der Umgebung von Paris von 1690 mit dem Meridian von Paris auf 22 30 des Ferro Meridians Rudolf Wolf Geschichte der Astronomie S 363 Picard beschrieb das Nivelliergerat ausfuhrlich Mesure de la Terre Sitzung vom 23 Mai 1668 Proces verbaux T3 1667 1668 Registre de mathematique Academie royale des sciences S 23r ff S 25v Sitzung vom 30 Mai 1668 Proces verbaux T3 1667 1668 Registre de mathematique Academie royale des sciences S 30r Rudolf Wolf Geschichte der Astronomie S 613 Picard beschrieb sie ausfuhrlich in Mesure de la Terre Nach Picards Angaben benutzte Snellius bei seiner Triangulation von 1615 zwischen Alkmaar und Bergen op Zoom eine Basislinie von nur 1245 m eine Vielzahl von kleinen Dreiecken und Instrumente mit einfachen Visieren womit ein genaues Ergebnis nicht erreicht werden konnte 1688 eingefuhrte Toise du Chatelet Rudolf Wolf Geschichte der Astronomie S 601 Die Angaben in diesem Abschnitt sind Picards Schrift Voyage d Uranibourg entnommen Jean Picard schilderte die dazu durchgefuhrten Vermessungsarbeiten in Relation de plusieurs nivellements fait par ordre de sa Majeste par M Picard In De laHire Hrsg Mesure de la Terre Imprimerie royale Paris S 284 Volltext in der Google Buchsuche Sitzung vom 8 Februar 1681 Proces verbaux T9 18 novembre 1679 29 juin 1683 Registre de mathematique Academie royale des sciences S 96r auf Gallica Carte de Cassini auf geoportail Encyclopedia Britannica Jean Picard Encyclopedia Britannica Barometric lightNormdaten Person GND 11900643X lobid OGND AKS LCCN n85194147 VIAF 68937663 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Picard JeanALTERNATIVNAMEN Abbe PicardKURZBESCHREIBUNG franzosischer Astronom und GeodatGEBURTSDATUM 21 Juli 1620GEBURTSORT La FlecheSTERBEDATUM 12 Oktober 1682STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Picard amp oldid 236358617