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Ein Kartenwerk besteht aus topografischen oder thematischen Karten die nach einheitlichen Grundsatzen aufgebaut und gestaltet sind Kartenwerke entstehen dann wenn von einem Gebiet eine Karte hergestellt werden soll die wegen ihres Massstabes auf mehrere Blatter aufgeteilt werden muss Trotzdem konnen die einzelnen Blatter eines Kartenwerkes durchaus auch selbststandig benutzt werden da sie in der Regel vollstandige Kartenrandangaben und Legenden aufweisen Bestehen von einem Land mehrere Kartenwerke verschiedener Massstabe die aufeinander abgestimmt sind ergibt sich eine Massstabsreihe Inhaltsverzeichnis 1 Begriffliches 2 Merkmale 2 1 Kartennetzentwurfe 2 2 Gestaltung 2 3 Art des Blattschnittes 2 4 Nummerierungs und Benennungssysteme 3 Ausgabeformen 4 Aktuelle Kartenwerke 5 Historische Kartenwerke 6 Siehe auch 7 LiteraturBegriffliches BearbeitenIm Alltagsgebrauch werden einzelne Karten und Atlanten gelegentlich umschreibend Kartenwerk genannt Dies ist in der Fachsprache der Kartografie nicht korrekt da der Begriff ausschliesslich der hier beschriebenen Erscheinungsform einer Karte in mehreren Blattern vorbehalten ist Der Umfang eines Kartenwerks kann von mindestens zwei bis mehrere zehntausend Blattern reichen Veraltet werden besonders Kartenwerke des 19 Jahrhunderts oft Topographischer Atlas genannt da diese kleinformatigen Blatter auch zu Atlanten gebunden wurden Ein Beispiel fur ein derartiges Kartenwerk ist der Topographische Atlas des Konigreichs Hannover und des Herzogtums Braunschweig Ein Kartenwerk ist nicht mit einer Kartensammlung zu verwechseln Merkmale Bearbeiten nbsp Regelmassiger BlattschnittDie Merkmale eines einzelnen Kartenblattes eines Kartenwerks treffen gleichermassen fur alle anderen Blatter des Kartenwerkes zu Alle Blatter eines Kartenwerkes weisen denselben Kartennetzentwurf Massstab sowie eine einheitliche inhaltliche und kartografische Gestaltung auf Ein Kartenwerk wird nach einem bestimmten System in Einzelblatter geschnitten und diese nach gemeinsamen Grundsatzen nummeriert und benannt Kartennetzentwurfe Bearbeiten Hauptartikel Kartennetzentwurf Theoretisch konnen fast beliebige Kartennetzentwurfe benutzt werden In der Praxis sind heute Varianten der Mercator Projektion am weitesten verbreitet Haufig wird das UTM Koordinatensystem eingesetzt Gestaltung Bearbeiten Alle Blatter eines Kartenwerkes sind gleich aufgebaut So tragen alle den gemeinsamen Kartenwerktitel weisen dieselben Urheber und Copyrightvermerke auf benutzen dieselbe Kartenlegende und sind mit Ausnahme von allfalligen Randblattern meist auf Papier desselben Formats gedruckt Individuell ist unter anderem der Blatttitel und die Blattnummer die das spezifische Blatt im Kartenwerk verorten und identifizieren Art des Blattschnittes Bearbeiten Hauptartikel Blattschnitt Kartografie Die Blatter werden entweder rechtwinklig nach dem Kartengitter oder entlang der Meridiane und Breitenkreise geschnitten Im ersten Fall sind die Blatter alle gleich gross Im zweiten Fall handelt es sich um sogenannte Gradabteilungskarten deren Ausdehnung in der Ost West Richtung gegen Norden hin abnimmt Unabhangig von der gewahlten Art des Blattschnittes bilden bei amtlichen topographischen Karten in der Regel vier Kartenblatter des grosseren Massstabes jeweils ein Kartenblatt des nachstkleineren Massstabes Unregelmassige Blattschnitte dienen der Darstellung spezieller Auszuge beispielsweise Flusskarten Nummerierungs und Benennungssysteme Bearbeiten Um festzustellen ob eine vorliegende Karte zu einem Kartenwerk gehort oder nicht reicht es oft bereits aus nach einer Kartenblattnummer zu suchen Diese Nummerierung ist meist prominent aufgedruckt und erlaubt es direkt oder indirekt mit Hilfe einer Blattubersicht die Anschlussblatter festzustellen Folgende Nummerierungssysteme sind hauptsachlich in Gebrauch 40 5 8 32 15Fortlaufend nach Erscheinungsweise Die Blatter werden nach dem Erscheinungsdatum fortlaufend nummeriert Dadurch ist es nicht moglich die benachbarten Blatter ohne aktuelle Blattubersicht zu ermitteln Auch fallt die Moglichkeit aus die Nummer des Anschlussblattes am Kartenrand anzugeben da dessen Erscheinungsjahr und damit sein Platz im Nummerierungssystem vielleicht noch nicht bekannt ist Dieses System eignet sich daher nur fur kleine Kartenwerke oder solche in unregelmassigem Blattschnitt so bei touristischen Karten des privaten kartografischen Gewerbes und kommt bei modernen amtlichen Kartenwerken kaum mehr vor Beispiel Geologischer Atlas der Schweiz 1 25 000 36 37 3842 43 44Fortlaufend zeilen oder spaltenweise Die Nummerierung beginnt links oben mit dem westlichsten Blatt steigt sodann auf derselben Zeile gegen rechts nach Osten auf um von dort in die anschliessende untere sudliche Zeile zu springen usw In einigen Landern wird dieses System nicht zeilenweise sondern kolonnenweise angewendet Der Nachteil beider Varianten ist auch hier dass jeweils zwei der vier Anschlussblatter nicht unmittelbar aus der Nummerierung erschliessbar sind Um dieser Forderung nachzukommen werden am Kartenrand die Nummern der Anschlussblatter angegeben Beispiel Belgique 1 50 000 1211 1212 12131231 1232 1233Nach Zonen und Kolonnen Diese Nummerierung lauft zeilenweise von links Westen nach rechts Osten Im Gegensatz zum fortlaufenden Nummerierungssystem wird die anschliessende untere sudliche Zeile um einen bestimmten Sprungwert z B 20 100 hoher nummeriert Alle senkrecht ubereinander stehenden Blatter tragen daher am Schluss identische Ziffern Solche Blattnummern sind oft vierstellig und ermoglichen bei Kenntnis des Sprungwertes auf einfache Weise das Auffinden eines Nachbarblattes Beispiel Landeskarte der Schweiz 1 25 000 3648 3748 38483647 3747 3847Nach Langen und Breitenangaben Die Blatter werden durch ganzzahlige Ziffern geordnet die aus den geographischen Langen und Breitenangaben gebildet werden die umgekehrte Reihenfolge ist nicht ublich Die geographische Lage der Kartenblatter ist bei diesem System unmittelbar lokalisierbar Im Gegensatz zum vorangehenden System tragen die jeweils sudlich anschliessenden Blatter tiefere Nummern und die Endziffer ist immer bei den nebeneinander liegenden Blattern dieselbe Auch diese Nummern sind zumindest in Mitteleuropa vierstellig Beispiel Generalkarte von Mitteleuropa 1 300 000 M 35 V M 35 VI M 36 IM 35 XI M 35 XII M 36 VIINach Unterabteilungen der Internationalen Weltkarte Die Blattnummern der Internationalen Weltkarte 1 1 000 000 werden im nachstgrosseren Massstab durch einen Zusatz erganzt z B Grossbuchstaben Auch die Blattnummern jedes weiteren Massstabes erhalten differenzierende Zusatze z B romische Ziffern Kleinbuchstaben usw Diese Nummern konnen sehr komplex werden ermoglichen aber dem Kenner ebenfalls eine zumindest grobe Lokalisierung des Kartenblattes auf dem Globus Beispiel Sowjetische Generalstabskarte 1 200 000 Der Name eines Blattes unabhangig vom gewahlten Blattschnittsystem richtet sich fast durchweg nach der grossten abgebildeten Ortschaft Seit der bedeutenden franzosischen Carte de Cassini 1 86 400 aus dem 18 Jahrhundert werden weltweit fast alle Blatter von Kartenwerken nicht nur nummeriert sondern individuell mit einem Kartenblattnamen versehen Heute sind praktisch nur noch Blatter sehr entlegener Gebiete mit einem Mangel an Toponymen z B in Nordkanada ohne eigenen Kartenblattnamen Ausgabeformen BearbeitenEs ist technisch nur sehr schwer moglich und im Gebrauch ware es sehr unpraktisch beispielsweise die Landeskarte der Schweiz 1 25 000 auf ein einziges Blatt zu drucken die Karte ware rund 9 m hoch und 14 m breit Daher werden Kartenwerke in Loseblattform herausgegeben und aufbewahrt Im Extremfall kann ein Kartenwerk mehrere zehntausend Blatter umfassen Das wohl grosste je erstellte Kartenwerk ist die topografische Karte 1 25 000 der Sowjetunion mit rund 300 000 Blattern komplettiert 1987 Gelegentlich werden kleinere Kartenwerke vom Kaufer auch zu einem Atlas gebunden ohne dass sie dadurch die sonst typischen Eigenschaften eines Atlas aufweisen Besonders als Wandschmuck werden Blatter eines Kartenwerks mit ihren Nachbarblattern zusammengeklebt So hangt beispielsweise die Landeskarte der Schweiz 1 100 000 die aus 22 Blattern besteht als Wandschmuck im Bundeshaus Bern und in der Schweizerischen Nationalbibliothek Aktuelle Kartenwerke BearbeitenJeder Staat ab einer gewissen Flache besitzt heute mehrere topografische Kartenwerke aufeinander abgestimmter Massstabe Massstabsreihe Stellvertretend seien dafur die Deutsche Grundkarte DGK5 und die Topographische Karten 1 25 000 TK25 bis 1 1 000 000 TK1000 von Deutschland genannt In Deutschland sind fur die Herstellung und Aktualisierung der Kartenwerke bis einschliesslich 1 100 000 die Lander und dort das jeweilige Landesvermessungsamt zustandig Die kleinermassstabigen Kartenwerke werden vom Bundesamt fur Kartographie und Geodasie bearbeitet In europaischen Staaten wird meist ein topografisches Kartenwerk 1 25 000 als grosster Massstab bearbeitet Ausnahmen sind namentlich Osterreich 1 50 000 und Finnland 1 20 000 Viele aussereuropaische Staaten beschranken sich aus Rucksicht auf das haufig grosse Staatsgebiet mithin aus finanziellen Grunden meist auf 1 50 000 als grossten Massstab Eine bekannte Ausnahme ist das Kartenwerk der USA in 1 24 000 Weltweit einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten Kartenwerke die durch die Zusammenarbeit mehrerer Staaten entstanden insbesondere die Internationale Weltkarte 1 1 000 000 IWK und die Weltkarte 1 2 500 000 Karta Mira Die IWK wurde seit 1913 erarbeitet Obwohl zahlreiche Blatter vorliegen ist die IWK nie fertiggestellt worden Die Karta Mira entstand ab 1963 Sie ist zwar vollstandig wurde jedoch seit den 1980er Jahren nicht aktualisiert Beide Kartenwerke dienten auch als Grundlage fur thematische Kartierungen Historische Kartenwerke BearbeitenErste Kartenwerke noch unveroffentlicht sind vermutlich die Erste Kursachsische Landesaufnahme von Matthias Oeder und Balthasar Zimmermann Aufnahme zwischen 1586 und 1633 und die Schwedische Landesaufnahme von Vorpommern Aufnahme zwischen 1692 und 1709 Das erste veroffentlichte und dadurch stilbildende Kartenwerk durfte die Carte de Cassini sein das ab 1756 erschien und erst zu Beginn des 19 Jahrhunderts fertig war Das 19 Jahrhundert war besonders im deutschen Sprachraum die grosse Zeit der damals Topographischer Atlas genannten Kartenwerke Die meisten deutschen Staaten fuhrten eigene Kartierungen ein die erst spat unter der Fuhrung Preussens etwas einander angeglichen wurden Grundlegend war die Preussische Neuaufnahme zwischen 1877 und 1915 Die entstandenen topographischen Kartenblatter im Massstab 1 25 000 wurden aufgrund des Aufnahmeverfahrens als Messtischblatt bezeichnet Ab etwa 1950 fand zunehmend die an den Massstab angelehnte Kurzbeschreibung TK25 Verwendung Viele der deutschen Lander fuhren heute ihre historischen Kartenwerke als Reproduktionen im Angebot teilweise sind auch digitale Ausgaben auf CD ROM oder online zuganglich Historische Kartenwerke werden von Historikern Landschaftsarchitekten Heimatkundlern usw gerne fur vergleichende Studien herangezogen Im Gegensatz zu Einzelkarten besitzen Kartenwerke den Vorteil uber eine grossere Flache in einheitlicher Darstellungsart vorzuliegen und uber dokumentierte Kartennetzentwurfe und Aufnahmemethoden zu verfugen Siehe auch BearbeitenListe von KartenwerkenLiteratur BearbeitenJurgen Bollmann Wolf Gunther Koch Hrsg Lexikon der Kartographie und Geomatik Band 2 Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1056 8 Ingrid Kretschmer u a Bearb Lexikon zur Geschichte der Kartographie Von den Anfangen bis zum Ersten Weltkrieg Die Kartographie und ihre Randgebiete Band C Deuticke Wien 1986 ISBN 3 7005 4562 2 Normdaten Sachbegriff GND 4272005 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartenwerk amp oldid 238403713