www.wikidata.de-de.nina.az
Die Schwedische Landesaufnahme von Vorpommern ist eine in den Jahren 1692 bis 1709 durchgefuhrte Kartierung Schwedisch Pommerns und der Herrschaft Wismar in Mecklenburg Es entstand dabei das alteste Katasterwerk Deutschlands das auf einer einheitlichen und trigonometrisch exakten Landesvermessung beruhte Mit 1737 erhaltenen Karten und 77 Beschreibungsbanden ist die Schwedische Landesaufnahme auch heute eine archivalische Quelle einmaligen Ranges fur die Erforschung der Geschichte Pommerns Matrikelkarte von Quitzin 1696 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wissenschaftliche Aufarbeitung 3 Bestande 4 Siehe auch 5 Literatur 5 1 Editionen 5 2 Weiterfuhrende Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges gelangten unter anderem der westliche Teil Pommerns im Frieden von Osnabruck sowie die Stadt Wismar mit der Insel Poel und dem Amt Neukloster an Schweden Die schwedische Zentralgewalt benotigte eine Grundlage fur die Besteuerung des bewirtschafteten Grundbesitzes im neuen Landesteil Die alten pommerschen Hufenmatrikel waren zu ungenau und durch die Kriegsereignisse nicht mehr auf aktuellem Stand Auch fehlten in ihnen die ritterschaftlichen Besitzungen fur die keine Steuern erhoben wurden dafur aber Lehnsdienste zu leisten waren Von den Landstanden waren es deshalb besonders die Angehorigen der Ritterschaft die einer Neuaufmessung und einer Neubewertung der wirtschaftlichen Grunddaten ablehnend gegenuberstanden mussten sie doch bei einer Veranderung des Steuersystems mit hoheren Abgaben rechnen Es gelang den Landstanden lange Zeit eine Neuvermessung zu verhindern Der schwedisch pommersche Kammerprasident Gerdt Anton Rehnskiold musste auf der Grundlage alter Matrikel genannter Verzeichnisse der steuerpflichtigen Hufen ein behelfsmassiges Besteuerungssystem aufbauen das teilweise auf Schatzungen beruhte und damit der Realitat wenig entsprach aber trotzdem die Grundlage fur die Anklamer Steuerrepartition von 1658 bildete Diese bestand darin dass man sich auf eine fiktive Gesamthufenzahl von 10 000 einigte von denen die Stadte die eine Halfte die in Distrikten organisierten adligen Guter und die koniglichen Amter die andere unter sich aufteilten Konflikte wie der Zweite Nordische Krieg und der Schwedisch Brandenburgische Krieg verhinderten eine Neuerfassung der Daten Eine am 12 April 1681 vom schwedischen Konig Karl XI befohlene Lustration scheiterte daran dass es in Schwedisch Pommern keine geeigneten Landvermesser gab und man sich mit den pommerschen Landstanden nicht auf die Bedingungen einigen konnte Karl XI entschied schliesslich 1690 die Landesvermessung von einer koniglichen Kommission durchfuhren zu lassen 1691 wurden acht Landmesser uberwiegend Studenten aus Uppsala angeworben die 1692 im sudlichen Schwedisch Pommern bei Stettin mit den Vermessungen begannen Die Landesaufnahme umfasste den Teil Pommerns westlich der Oder mit Stettin sowie die ostlich gelegenen Gebiete Altdamm und Gollnow Der Raum um Greifswald wurde 1696 und 1697 bearbeitet Die Aufnahme der landlichen Wohnplatze und Feldmarken und anschliessend der Stadtfeldmarken wurde bis 1698 weitgehend abgeschlossen Des Weiteren wurden die Landereien der Herrschaft Wismar von den Landmessern dieser Kommission vermessen Dies geschah wegen der engen verwaltungsmassigen Verbindung mit Pommern 1695 erfolgte die Vermessung des Amtes Neukloster 1698 folgte im Anschluss an die letzten Vermessungen im Umland von Demmin die Aufnahme der Insel Poel Anschliessend erfolgte eine detaillierte Vermessung und Beschreibung der Stadte Zwolf vorpommersche Stadten machten Angaben zu ihren Verhaltnissen und Einwohnern wahrend elf Stadte den Fragenkatalog der Landmesser unbeantwortet liessen Auf Befehl und mit genauen Instruktionen Karls XII erfolgten in den Jahren 1705 bis 1708 die eigentlichen detaillierten Stadtvermessungen Dieses zeitaufwandige Verfahren wurde jedoch nur in einem Stadtteil Stettins fur wenige Grundstucke durchgefuhrt Nach einem vereinfachten Verfahren wurden dann der restliche Hauptteil von Stettin sowie Stralsund Greifswald Wolgast und Anklam vermessen und beschrieben Fur die Beschreibungen der landlichen Gemarkungen wurde nach einem einheitlichen Schema vorgegangen Nach Grundinformationen wie Zeitpunkt und Lagebeziehungen des aufgenommenen Ortes Besitzverhaltnissen und Verwaltungszugehorigkeit wurden die Besitzer der Grundstucke aufgefuhrt Zu den Berechnungen der Gemarkungsflachen erfolgten Angaben der Nutzungsarten Die in den Annotationen erfolgte Bewertung der Nutzungsarten und die hier zusatzlich gemachten Angaben zu Aussaatmengen und Ertragen der Nutzflachen und zu Einkommen und Abgaben der Einwohner ermoglichten einen Uberblick uber die Leistungsfahigkeiten der Orte Wahrend des Nordischen Krieges gelangten die Karten und Beschreibungen grosstenteils in danischen Besitz Die Regierung Friedrich Wilhelms I erkannte die Bedeutung des Werkes und machte die schwedische Landesaufnahme nachdem Vorpommern sudlich und ostlich der Peene nach dem Grossen Nordischen Krieg zu Preussen kam zur Grundlage der Neuordnung der Besteuerung im neuen Landesteil Im schwedisch gebliebenen Teil Vorpommerns scheiterte dagegen die Umsetzung weiterhin am Widerstand der Landstande Wissenschaftliche Aufarbeitung BearbeitenDie schwedischen Matrikelkarten waren im 18 und 19 Jahrhundert bekannt fanden aber nur selten in Veroffentlichungen Beachtung In einer Dissertation von F A von Usdom wurden die Matrikel 1739 erstmals erwahnt Die nachste Nennung erfolgte 1771 in den Historisch geographischen Nachrichten von Johann Carl Conrad Oelrichs Thomas Heinrich Gadebusch zog die Karten 1793 zur Bestimmung der Flache Schwedisch Pommerns heran Im 19 Jahrhundert erfolgte nur eine Erwahnung in Friedrich Gustav Schimmelpfennigs Abhandlung uber die Grundsteuerverfassungen Preussens Erst Anfang des 20 Jahrhunderts wurden die Karten bei der Regierung in Stralsund wieder aufgefunden Als Erster setzte sich 1905 der preussische Landmesser Carl Drolshagen wissenschaftlich mit den Karten auseinander Die von Fritz Curschmann und Ernst Bernheim geforderte wissenschaftliche Edition wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und mangelnde Kapazitaten der Historischen Kommission fur Pommern behindert In den Jahren 1920 bis 1923 veroffentlichte Carl Drolshagen ein zweibandiges Werk das immer noch zu den grundlegenden Schriften zur schwedischen Landesaufnahme gezahlt wird An der Universitat Greifswald begann nach dem Ersten Weltkrieg die wissenschaftliche Auswertung und Umsetzung der Matrikelkarten der Schwedische Landesaufnahme von Vorpommern schwerpunktmassig unter dem Geographiehistoriker Fritz Curschmann 1 Mit Unterstutzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde 1936 unter Curschmanns Leitung mit einer Edition des Matrikelwerkes begonnen Wegen verschiedener Schwierigkeiten nicht zuletzt aufgrund des Zweiten Weltkriegs konnte der erste Beschreibungsband erst 1948 erscheinen zwei Jahre nach Curschmanns Tod Die weitere Veroffentlichung kam ohne Curschmann zum Erliegen Erschwerend kam in der SBZ und der DDR hinzu dass der Gebrauch des Begriffes Vorpommern 1947 verboten wurde In den 1950er und 1960er Jahren arbeiteten der Greifswalder Geograph Ernst Rubow 1958 und seine Frau Marianne Rubow Kalahne weiter an der Zusammenzeichnung der Karten und der Ubersetzung der Beschreibungen Es gelang jedoch nur wenige Messtischblatter als Druck herauszubringen Eine Veroffentlichung der ubersetzten Beschreibungsbande scheiterte an der veranderten Personalsituation im Staatsarchiv Greifswald Die wichtigsten Arbeiten zum Matrikelwerk aus der folgenden Zeit stammen von Eginhard Wegner Nach der Wende konnte das Editionsprojekt wieder aufgenommen werden Seit 1992 erschienen mehrere Bande mit Ubersetzungen der Beschreibungen Die Karten aus dem Bestand des Instituts fur Geographie der Universitat Greifswald wurden digitalisiert und uber das Internet der Offentlichkeit zuganglich gemacht Bestande Bearbeiten nbsp Matrikelkarte von Techlin bei TribseesLandesarchiv Greifswald 847 Urkarten 598 Reinkarten 74 Registerbande Geographisches Institut der Universitat Greifswald 127 Reinkarten Danische Konigliche Bibliothek in Kopenhagen 83 Karten Porada 2004 S 18 22 Reichsarchiv Stockholm 1 Urkarte 75 Reinkarten 3 Beschreibungsbande Landeshauptarchiv Schwerin 1 ReinkarteVon den Grundstucksbeschreibungen in den Stadten die fur Anklam Greifswald Stettin Stralsund und Wolgast angefertigt worden sind existieren vollstandig nur noch diejenigen fur Stralsund und Wolgast Von ursprunglich funf Banden fur Stettin sind immerhin vier heute noch vorhanden Einer von zwei Banden fur Greifswald ging ebenso verloren wie der Band fur Anklam 2 Daneben existieren jedoch von allen schwedisch pommerschen Stadten und von Wismar Beschreibungen die im Zuge der allgemeinen Vermessungen des platten Landes angefertigt worden sind Siehe auch BearbeitenListe von KartenwerkenLiteratur BearbeitenEditionen Bearbeiten Historische Kommission fur Pommern Landesarchiv Greifswald Hrsg in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft fur pommersche Geschichte Altertumskunde und Kunst Die schwedische Landesaufnahme von Vorpommern 1692 1709 Karten und Texte Stadte Band 1 Heinz Jupner Hans G Lange Bearb Wolgast 1993 ISBN 3 930066 11 4 Band 2 Heiko Wartenberg Ivo Asmus Bearb Greifswald Steinbecker Verlag Greifswald 2002 Band 3 1 Dirk Schleinert Bearb Stettin Lastadie und Vorstadte Greifswald 2004 Band 3 2 Dirk Schleinert Bearb Stettin Passauer Viertel Kiel 2005 ISBN 3 937719 29 6 Band 4 Heiko Wartenberg Bearb Barth Verlag C Ludwig Kiel 2007 ISBN 978 3 937719 53 5 Band 3 3 Dirk Schleinert Bearb Stettin Kessiner Viertel Kiel 2013 ISBN 978 3 86935 201 5 Ortsbeschreibungen Band 1 Heinz Jupner Hans G Lange Bearb Insel Usedom Axel Dietrich Verlag 1994 ISBN 3 930066 12 2 Band 2 1 Marianne Rubow Kalahne Heiko Wartenberg Bearb Insel Rugen Halbinsel Jasmund Steinbecker Verlag Greifswald 1996 ISBN 3 931483 07 X Band 2 2 Heiko Wartenberg Bearb Insel Rugen Monchgut Steinbecker Verlag Greifswald 2002 Band 2 3 Heiko Wartenberg Bearb Insel Rugen Sudostrugen Steinbecker Verlag Greifswald 2012 Band 3 Eginhard Wegner Marianne Rubow Kalahne Bearb Distrikt Wolgast Teil I Nordlich der Ziese Land Wusterhusen Steinbecker Verlag Greifswald 1999 ISBN 3 931483 21 5 Band 4 Eginhard Wegner Marianne Rubow Kalahne Heiko Wartenberg Bearb Die Dorfer der Stadt Greifswald 2 Bande Steinbecker Verlag Greifswald 2000 Band 5 Eginhard Wegner Marianne Rubow Kalahne Heiko Wartenberg Bearb Die Dorfer der Universitat Greifswald 2 Bande Steinbecker Verlag Greifswald 2001 Sonderbande Sonderband 1 Eginhard Wegner Bearb Das Land Loitz zwischen 1200 und 1700 Ein Beitrag zu einer historisch geographischen Untersuchung Vorpommerns Dirk Schleinert Hrsg Ludwig Kiel 2009 ISBN 978 3 86935 010 3 Sonderband 2 Michael Busch Stefan Kroll Jens Olesen Martin Schoebel Reinhard Zolitz Hrsg Die schwedische Landesaufnahme von Pommern 1692 1709 Perspektiven eines Editionsprojekts Beitrage des Workshops am 9 und 10 Oktober 2009 im Pommerschen Landesmuseum Greifswald Ludwig Kiel 2011 ISBN 978 3 86935 050 9 ausserhalb dieser Reihe Marianne Rubow Kalahne Matrikelkarten von Vorpommern 1692 1698 nach der schwedischen Landesaufnahme Eine kurze Erlauterung zu den Kartenblattern Neuenkirchen Greifswald Wusterhusen und Hanshagen Leipzig 1960 Owe Gustavs Hiddensee 1695 Schwedische Landesaufnahme 1692 1709 Aus dem Schwedischen ubersetzt und mit einem Kommentar herausgegeben Rostock 1998 ISBN 3 9806246 0 9 Dirk Schleinert Die schwedische Landesaufnahme der Insel Poel 1698 Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg Vorpommerns Band 9 Edition Temmen Bremen 2009 ISBN 978 3 86108 064 0 Weiterfuhrende Literatur Bearbeiten Ivo Asmus Die geometrische Landesvermessung von Schwedisch Pommern 1692 1709 In Baltische Studien Pommersche Jahrbucher fur Landesgeschichte 82 Jg 1996 ISSN 0067 3099 S 79 98 Ivo Asmus Erfarenheter kring en nyutgava av de svenska matrikelkartorna over Vorpommern In Birgitta Roeck Hansen Hrsg Nationalutgava av de aldre geometriska kartorna Konferens i Stockholm 27 28 november 2003 Konferenser 57 Kungl Vitterhets Historie och Antikvitets Akademien Stockholm 2005 ISBN 91 7402 347 0 S 81 94 Carl Drolshagen Die schwedische Landesaufnahme und Hufenmatrikel von Vorpommern als altestes deutsches Kataster 2 Bande von Bruncken Greifswald 1920 1923 Eginhard Wegner Heiko Wartenberg Die schwedische Landesvermessung von Vorpommern 1692 1709 In Historische Kommission fur Pommern in Verbindung mit dem Vorpommerschen Landesarchiv Greifswald Hrsg Die schwedische Landesaufnahme von Vorpommern 1692 1709 Stadte Band 1 Wolgast besorgt von Heinz Jupner Aus dem alteren Neuschwed ins Dt ubers von Hans Gunter Lange Peenemunde 1992 OCLC 256731158 S 7 15 Haik Thomas Porada Pommersche Karten aus der Schwedischen Landesvermessung in der Koniglichen Bibliothek Kopenhagen mit einem Exkurs uber Quellen zur schwedischen Landesaufnahme im Staatsarchiv Stettin In Pommern Zeitschrift fur Kultur und Geschichte 42 Jg Nr 2 2004 ISSN 0032 4167 S 18 22 Michaela Riebau Die schwedische Matrikelkarte von Vorpommern und ihre Bedeutung fur die Erforschung der Bodendenkmaler In Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas Band 41 Beier amp Beran Langenweissbach 2006 ISBN 3 937517 19 7 Historische Geographie und Kulturlandschaftsforschung Beitrage zum Gedenkkolloquium fur Dr Eginhard Wegner am 4 Mai 2001 in Greifswald In Reinhard Zolitz Moller Hrsg Greifswalder Geographische Arbeiten Nr 22 Ernst Moritz Arndt Universitat Greifswald Greifswald 2001 ISBN 3 86006 177 X formal falsch PDF 7 68 MB Memento vom 13 Juni 2013 im Internet Archive daraus Martin Schoebel Steuer Landesaufnahme und Kartierung im fruhneuzeitlichen Pommern Quellenkundliche Annotationen zur historischen Landesforschung Eginhard Wegner Ein Beitrag zur Geschichte der Stadtdorfer Greifswalds Heiko Wartenberg Die Stadt Greifswald zur Zeit der Schwedischen Landesaufnahme Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwedische Landesaufnahme von Vorpommern Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Schwedische Landesaufnahme von Vorpommern in der Landesbibliographie MV Greifswalder Digitale Bibliothek mit Zugriff auf digitalisierte Matrikelkarten DjVu Format Svea Pommern DFG gefordertes Editionsprojekt mit dem Titel Karten und Texte der Schwedischen Landesaufnahme von Pommern 1692 1709 Eine GIS gestutzte Auswahledition des ersten deutschen Katasters im Internet Einzelnachweise Bearbeiten Fritz Curschmann Matrikelkarten von Vorpommern 1692 1698 Karten und Texte Hinstorff Rostock 1944 Wegner Wartenberg 1992 S 10 11 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwedische Landesaufnahme von Vorpommern amp oldid 232893677