www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt den Grafen Zum gleichnamigen Bischof siehe Thietmar von Merseburg Thietmar I Februar 932 war ein ostfrankischer Graf Als Erzieher Ratgeber und Heerfuhrer Konig Heinrich I gehorte er zum inneren Fuhrungszirkel des Ostfrankenreiches Ostfrankisches Reich nach dem Vertrag von Ribemont 880Thietmars Herkunft ist unbekannt Als Gemahlin Thietmars ist aus Gedenkbucheintragen 1 der Abtei Reichenau eine Frau namens Hildegard bezeugt Hiltigart 2 Hildegards Schwester war mit dem einflussreichen Grafen Erwin von Merseburg verheiratet 3 Thietmar hatte mindestens drei Kinder Der alteste Sohn Siegfried 4 stand wie sein Vater hoch in der Gunst Konig Heinrichs I Unter Konig Otto I verwaltete er das ostliche Sachsen bei Abwesenheit des Konigs als dessen Vertreter Widukind von Corvey bezeichnet ihn als Zweiten hinter dem Konig und Besten unter den Sachsen 5 Noch prominenter erscheint der jungere Sohn Gero der als Markgraf lange zu den machtigsten Vertrauten Konig Otto I zahlte Die Tochter Hidda heiratete den im Nordthuringgau und dem benachbarten Schwabengau beguterten Grafen Christian Gedenkbucheintrage der Familie legen die Existenz eines weiteren Tochter namens Thietswind nahe 6 Grafenrechte im Nordthuringgau 7 oder dem Hassegau lassen sich durch Quellen nicht belegen Graf Thietmar gewinnt in den erzahlenden Quellen zur Geschichte des fruhen 10 Jahrhunderts ein verhaltnismassig scharfes Profil Gerd Althoff 8 Die altere der beiden Lebensbeschreibungen der Konigin Mathilde der zweiten Ehefrau Konig Heinrichs I bezeichnet Thietmar als Erzieher magistrum Heinrich I 9 Demnach hatte Thietmar bereits zu Heinrich I Vater Otto dem Erlauchten enge Beziehungen unterhalten der ihm seinen Sohn im Vertrauen auf seine Treue zur Ausbildung ubergab Otto der Erlauchte war 880 als Nachfolger seines in der Normannenschlacht gefallenen Bruders Brun Oberhaupt des Adelsgeschlechtes der Liudolfinger geworden und war von 902 bis 912 Laienabt von Herford Damit war Otto das Oberhaupt des mit Abstand einflussreichsten und machtigsten Adelsgeschlechtes in Sachsen Graf Thietmar vermittelte um das Jahr 906 mutmasslich bereits die erste Ehe des jungen Heinrich I mit Thietmars Nichte Hatheburg 10 Seine Ehefrau Hildegard war die Schwester von Hatheburgs namentlich unbekannter Mutter Nachdem Hatheburgs ebenfalls unbekannt gebliebener Ehemann und ihr um Merseburg reich beguterter Vater Erwin verstorben waren kam Graf Thietmar als Schwager von Hatheburgs Mutter wahrscheinlich die Rolle des nachsten mannlichen Verwandten der Hatheburgs Rechte vertreten durfte 11 Die Ehe mit Hatheburg stellte eine Abkehr von der bisherigen nach Franken ausgerichteten Heiratspolitik der Liudolfinger dar Sie diente nicht nur der Festigung ihrer Macht im ostlichen Sachsen nachdem eine Ausweitung nach Franken im Zuge der Babenberger Fehde gescheitert war sondern durfte auch in ihrem reichen Erbe begrundet sein 12 Heinrich konnte Merseburg in der Folge zur Pfalz ausbauen und Claudia Moddelmog nimmt an Graf Thietmar habe dort eine neue Herrschaftsbasis gefunden ist doch belegt dass sein Sohn Siegfrid spater dort residierte 13 Auch an der zweiten Eheschliessung Heinrich I im Jahr 909 war Graf Thietmar als Brautwerber massgeblich beteiligt Wohl im selben Jahr war die Ehe Heinrich I mit Hatheburg aus kirchenrechtlichen Grunden annulliert worden Auf Veranlassung Otto des Erlauchten reiste Thietmar anschliessend ein erstes Mal in die Abtei Herford deren Laienabt Otto seit 902 war um dort unerkannt die um 896 geborene Mathilde in Augenschein zu nehmen Mathilde war die Tochter des sachsischen Grafen Dietrich eines Nachfahren Widukinds Damit entstammte sie der angesehensten Familie Sachsens Nach seiner Ruckkehr aus Herford berichtete Thietmar Otto dem Erlauchten von Schonheit und Sittsamkeit der 14 jahrigen Braut der daraufhin Thietmar ein zweites Mal nach Herford entsandt haben soll jetzt in Begleitung von Heinrich I und weiteren Begleitern Erst bei einem dritten Besuch hatten sich die Brautwerber zu erkennen gegeben und nach dem eiligen Verlobnis sei kurze Zeit spater in Wallhausen die Ehe geschlossen werden Es darf davon ausgegangen werden dass auch Thietmar an den Feierlichkeiten in Wallhausen teilnahm Mit dem Tod seines Vater Otto am 30 November 912 erbte Thietmars Schutzling Heinrich I die Stellung des Oberhauptes der liudolfingischen Adelsfamilie 14 Doch der ostfrankische Konig Konrad I lehnte es ab Heinrich I die Macht seines Vaters vollstandig zu gewahren 15 Im Zuge der anschliessenden Kampfe belagerte Konig Konrad I im Jahr 915 die Pfalz Grone bei Gottingen in die Heinrich I sich mit seinem unterlegenen Heer zuruckgezogen hatte Widukind von Corvey berichtet in seiner Sachsengeschichte Graf Thietmar habe Heinrich I durch eine verwegene List davor bewahrt sich in der aussichtslosen Lage dem Konig zu unterwerfen Demnach hatte der Konig Boten entsandt die Heinrich fur den Fall seiner Unterwerfung die amicitia des Konigs versicherten Als die Boten beim Konig waren hatte der aus dem Osten eingetroffene Graf Thietmar im Beisein der Boten gefragt wo er sein Heer lagern solle Dessen Grosse gab er mit 30 Legionen an obwohl er nur mit funf Mann gekommen war Davon hatten die Gesandten ihrem Konig berichtet der daraufhin noch vor Tagesanbruch mit seinem Heer abgezogen sei Trotz der marchenhaft anmutenden Geschichte warnt Gerd Althoff davor die Erzahlung Widukinds als Fiktion abzutun 16 Heinrich I wurde im Mai 919 auf dem Hoftag in Fritzlar zum Konig des Ostfrankenreiches erhoben Graf Thietmar fand in den erzahlenden Quellen zunachst keine Erwahnung mehr Auch in den Urkunden des Konigs findet sich sein Name nicht Erst im Rahmen einer Schlachtenschilderung durch Widukind von Corvey begegnet sein Name wieder 17 Es handelte sich um die Schlacht bei Lenzen Dort besiegte ein sachsisches Heer unter dem Legaten Bernhard am 4 September 929 die slawischen Redarier Graf Thietmar war vom Konig an der Spitze eines Heeres aus Fusssoldaten und einer Reiterei von 50 Mann zur Unterstutzung des Legaten Bernhard entsandt worden und diesem als Heerfuhrer beigeordnet collega Tatsachlich war es Graf Thietmar der sich in der Nacht vor der Schlacht damit durchsetzte dass das gesamte Heer in Waffen wacht Als am nachsten Tag die Schlacht begonnen hatte und die slawischen Linien trotz eines Frontalangriffes der Sachsen nicht wankten befahl Thietmar seiner Reiterei unter Fuhrung eines Prafekten einen Angrifff gegen den linken Flugel der Redarier der damit die Schlachtordnung der Slawen zum Einsturz brachte Da Graf Thietmar mit den Fusstruppen den Fluchtweg der Redarier versperrte wurde das Heer von den Sachsen aufgerieben Thietmar verstarb im Februar des Jahres 932 In den Fuldaer Totenannalen findet sich fur dieses Jahr ein Gedenkeintrag fur einen Thiommar com der dem Grafen Thietmar zugeordnet wird 18 Graf Thietmars Bedeutung fur die konigliche Familie spiegelt sich in zwei Nekrologeintragen aus Gandersheim und Quedlinburg wieder den Herrschaftsmittelpunkten der Liudolfinger Der Eintrag aus Quedlinburg blieb erhalten weil er in das Merseburger Nekrolog ubertragen wurde Dort ist der Todestag eines Thietmar com unter dem 1 Juni verzeichnet Eine Abschrift des Gandersheimer Nekrologs mit Thietmars Namen Thiomar wurde in das Verbruderungsbuch des Bodenseeklosters St Gallen ubertragen 19 Quellen BearbeitenBernd Schutte Hrsg Die Lebensbeschreibungen der Konigin Mathilde Monumenta Germaniae Historica Scriptores 7 Scriptores rerum germanicarum in usum scholarum separatim editi Band 66 Hahn Hannover 1994 S 107 142 ISBN 3 7752 5387 4 online Paul Hirsch Hans Eberhard Lohmann Hrsg Widukindi monachi Corbeiensis rerum gestarum Saxonicarum libri tres Die Sachsengeschichte des Widukind von Korvei Monumenta Germaniae Historica Scriptores 7 Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi Bd 60 5 Auflage Hahn Hannover 1935 Digitalisat Literatur BearbeitenGerd Althoff Die Ottonen Konigsherrschaft ohne Staat 3 durchgesehene Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 2013 ISBN 978 3 17 022443 8 Wolfgang Giese Heinrich I Begrunder der ottonischen Herrschaft Darmstadt 2008 Claudia Moddelmog Ein ideales Paar Heinrich I und Konigin Mathilde und aristokratische Polygynie in der Vita Mathildis antiquior bei Widukind von Corvey und Thietmar von Merseburg In Gabriele Koster Stephan Freund Hrsg 919 Plotzlich Konig Heinrich I und Quedlinburg Regensburg 2019 S 195 208Anmerkungen Bearbeiten Johanne Autenrieth Dieter Geuenich Karl Schmid Hrsg Das Verbruderungsbuch der Abtei Reichenau Liber confraternitatum Augiensis Einleitung Register Faksimile Monumenta Germaniae historica Libri memoriales et necrologia nova series Bd 1 Hahn Hannover 1979 ISBN 3 7752 5273 8 pag 20 sowie pag 26 online Gerd Althoff Amicitiae und Pacta Bundnis Einung Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10 Jahrhundert Hahn Hannover 1992 S 146 f identifiziert den Eintrag als Nekrologabschrift so dass das Nebeneinander der Namen Hildegard und Thietmar zufallig ware Karl Schmid Neue Quellen zum Verstandnis des Adels im 10 Jahrhundert In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Bd 108 1960 S 185 232 hier S 225 online erortert Thietswind als Name von Geros Mutter Donald C Jackman halt sie fur eine Schwester Konig Konrads I Donald C Jackman Konig Konrad die letzten Karolinger und ihre sachsischen Verwandten In Hans Werner Goetz Hrsg Konrad I Auf dem Weg zum Deutschen Reich Winkler Bochum 2006 ISBN 3 89911 065 X S 77 92 hier S 90 Rezension PDF 111 kB Widukind II 9 Die Verwandtschaft mit Siegfried entdeckte Karl Schmid Neue Quellen zum Verstandnis des Adels im 10 Jahrhundert In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Bd 108 1960 S 185 232 hier S 225 online Widukind II 2 Gerd Althoff Amicitiae und Pacta Bundnis Einung Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10 Jahrhundert Hahn Hannover 1992 S 145 So wohl zuerst 1921 August von Wersebe Beschreibung der Gaue zwischen Elbe Saale und Unstrut Weser und Werra Hahnsche Hofbuchhandlung Hannover 1829 S 114 der sie aus Besitzungen seiner angeblichen Kinder Christian und Dithmar ableitet Gerd Althoff Amicitiae und Pacta Bundnis Einung Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10 Jahrhundert Hahn Hannover 1992 S 142 Vita Mathildis ant cap 3 Thitmarum comitem pueri Heinrici magistrum Claudia Moddelmog Ein ideales Paar Heinrich I und Konigin Mathilde und aristokratische Polygynie in der Vita Mathildis antiquior bei Widukind von Corvey und Thietmar von Merseburg In Gabriele Koster Stephan Freund Hrsg 919 Plotzlich Konig Heinrich I und Quedlinburg Regensburg 2019 S 195 208 hier S 200 Claudia Moddelmog Ein ideales Paar Heinrich I und Konigin Mathilde und aristokratische Polygynie in der Vita Mathildis antiquior bei Widukind von Corvey und Thietmar von Merseburg In Gabriele Koster Stephan Freund Hrsg 919 Plotzlich Konig Heinrich I und Quedlinburg Regensburg 2019 S 195 208 hier S 200 Widukind I 11 und Thietmar I 5 heben beide das reiche Erbe Hatheburgs hervor Thietmar II 1 Sifridi comitis Merseburgensis Wolfgang Giese Heinrich I Begrunder der ottonischen Herrschaft Darmstadt 2008 S 50 Widukind I 21 Gerd Althoff Die Ottonen Konigsherrschaft ohne Staat 3 durchgesehene Auflage Kohlhammer Stuttgart 2013 S 33 Widukind I 36 Gerd Althoff Unerforschte Quellen aus quellenarmer Zeit III Necrologabschriften aus Sachsen im Reichenauer Verbruderungsbuch In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins 131 1983 92 94 Gerd Althoff Adels und Konigsfamilien im Spiegel ihrer Memorialuberlieferung Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen Munstersche Mittelalter Schriften Band 47 Fink Munchen 1984 S 204Normdaten Person GND 140244476 lobid OGND AKS VIAF 103782382 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ThietmarALTERNATIVNAMEN Thietmar I KURZBESCHREIBUNG Graf wahrscheinlich im Nordthuringgau und im Harzgau Erzieher des spateren Konigs Heinrich I GEBURTSDATUM um 855STERBEDATUM Februar 932 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thietmar Ostfalen amp oldid 239414887