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Die Babenberger Fehde war eine Auseinandersetzung am Anfang des 10 Jahrhunderts zwischen den Familien der alteren oder frankischen Babenberger bzw Popponen und der Konradiner um die Macht im mittleren Maingebiet Das Ergebnis der von der Krone angeheizten und gesteuerten Fehde war fur die Babenberger der Verlust der Macht in Franken fur die Konradiner mittelbar der Gewinn des ostfrankischen Konigsthrons Inhaltsverzeichnis 1 Die Kontrahenten 2 Der Beginn der Fehde 3 Die Belagerung der Babenburg 4 Die Schlacht bei Fritzlar 5 Weiterer Ablauf 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDie Kontrahenten BearbeitenAuf der einen Seite standen die frankischen Babenberger die im spaten 9 Jahrhundert zu den Parteigangern Konig Karls des Dicken gehorten der einem von ihnen Poppo 880 die Markgrafschaft Thuringen anvertraut hatte Die Hauptakteure auf babenbergischer Seite waren die Sohne von Poppos Bruder Heinrich der in seinen letzten Lebensjahren marchio Markgraf und dux Herzog genannt wurde und 886 bei der Belagerung von Paris im Kampf gegen die Normannen fiel Adalbert Adalhard und Heinrich II Zu ihren Verbundeten durfte der sachsische Herzog Otto der Erlauchte aus der Familie der Liudolfinger gehort haben dessen Ehefrau Hadwig die Schwester der drei Bruder war Auf der anderen Seite standen die Konradiner vier Bruder wohl Sohne des Grafen Udo im Lahngau deren altester Konrad als Nepos des ostfrankischen Konigs Arnulf von Karnten bezeichnet wird Sie waren offenbar enge wenn nicht die nachsten Verwandten Arnulfs der sich in seinem Kampf gegen Karl den Dicken und damit auch gegen die Babenberger erheblich auf sie gestutzt hatte und ihnen in diesem Zusammenhang neben ihrer Machtbasis in Hessen eine Vormachtstellung in Thuringen wo sie sich gegen die Liudolfinger allerdings nicht behaupten konnten und Mainfranken verschaffte Nach Arnulfs Tod 899 waren die Konradiner als einzige Verwandte des neuen Konigs Ludwig die vorherrschende Sippe im Reich Konrad der Altere 886 Graf im Oberlahngau 892 Markgraf in Thuringen Eberhard Graf im Niederlahngau 888 Graf in der Ortenau Gebhard 897 Graf im oberen Rheingau sowie Rudolf I seit 892 Bischof von WurzburgDer Beginn der Fehde BearbeitenNach seinem Regierungsantritt 887 nahm Arnulf von Karnten den Babenbergern nach und nach ihre Grafschaften ab und versuchte die Anhanger seines Vorgangers Karl zu schwachen wo er nur konnte Gleichzeitig bevorzugte er seine konradinische Verwandtschaft die von Anfang an Auftrag und Ziel hatte die babenbergische Machtposition endgultig zu brechen Im Jahr 892 erreichte die Konfrontation einen ersten Hohepunkt als Arnulf den Babenberger Poppo in Thuringen durch den Konradiner Konrad ersetzte und Konrads Bruder Rudolf zum Bischof von Wurzburg machte Es dauerte aber vermutlich noch bis 897 ehe die Situation eskalierte und noch weitere funf Jahre Arnulf war 899 gestorben und sein Sohn Ludwig war der neue Konig bis zur ersten grossen Auseinandersetzung Die Belagerung der Babenburg BearbeitenIm Jahr 902 trafen die Konradiner und die Babenberger erstmals in einer Schlacht vermutlich im Zusammenhang mit der Belagerung der Babenburg um die sich das heutige Bamberg entwickelte aufeinander Diese Schlacht die die Konradiner fur sich entschieden bedeutet fur drei der sieben Hauptbeteiligten den Tod Heinrich fiel Eberhard wurde schwer verwundet und starb wenige Tage spater Adalhard verlor durch einen Hieb ins Gesicht sein linkes Auge wurde gefangen genommen und daraufhin von Gebhard enthauptet Auf einer Reichsversammlung zu Forchheim im Juni 903 stellten sich die Mehrheit der anwesenden Grossen des Reichs hinter die Konradiner Der Besitz Adalhards und Heinrichs wurde eingezogen Teile davon gab Konig Ludwig an Rudolf von Wurzburg Teile aber auch an Konrad und das Kloster Fulda Adalbert setzte seinen Kampf fort eroberte mit einem Verbundeten dem Grafen Egino im Badanachgau Wurzburg vertrieb den Bischof und konnte die Stadt bis zum Ende der Fehde behaupten Er verjagte auch die Witwe und Kinder Eberhards so dass sich das ostliche Franken trotz der Entscheidungen von Forchheim zu dieser Zeit in Adalberts Hand befand Eine Reaktion des Konigs auf Adalberts Handlungen ist aus dem Jahre 904 allerdings nicht bekannt Erst 905 so die Annales Alemannici scheint die Krone Aktivitaten gegen Adalbert entwickelt zu haben die aber nicht durchschlagend gewesen sein konnen Die Schlacht bei Fritzlar BearbeitenGebhard war im Jahr 903 vom Konig zum Statthalter und Herzog in Lothringen ernannt worden Er konnte sich dort auch durchsetzen obwohl er nicht in Lothringen residierte sondern sich fast standig in der Nahe des Konigs aufhielt Als im Jahr 906 gegen ihn ein Aufstand losbrach ubertrug er dessen Bekampfung seinem Neffen Konrad dem Jungeren da die Fehde mit den Babenbergern gleichzeitig in ihre entscheidende Phase trat und seine Anwesenheit in Franken erforderlich war Vielleicht als Reaktion auf die Angriffe des Jahres 905 vielleicht aber auch als Reaktion auf jahrelange konigliche Untatigkeit eventuell auch in Absprache und nicht nur zufallig zeitgleich mit den Lothringern 1 drang Adalbert Anfang des Jahres in die hessischen Besitzungen Konrads und Gebhards ein Bei Fritzlar kam es am 27 Februar zur Schlacht die Regino von Prum wie folgt schildert Dum haec in regno Lotharii aguntur Cuonradus senior in Hessia in loco qui dicitur Frideslar cum multa turba peditum et equitum residebat crebras incursiones Adalberti suspectas habens frater vero eius Gebehardus in Wedereiva cum omnibus quos sibi adsociare poterat eiusdem Adalberti prestolabatur repentinam inruptionem Nec eos fefellit per omnia rerum eventus siquidem Adalbertus vires adversariorum extenuatas esse sentiens eo quod in tribus partibus essent divisi oportunum et diu exoptatum tempus advenisse gaudens congregatis sociis mox arma corripit et primo quidem simulat se contra Gebehardum copias transferre velle ut et illum bello perterreret et fratrem securiorem redderet deinde quanta potuit celeritate aciem adversus Cuonradum dirigit Quod aum Cuonradus sero cognovisset divisis sociis in tribus turmis ei incunctanter occcrrit et commissa pugna duae turmae una peditum et altera Saxonum statim terga verterunt Quos cum Cuonradus clamore ingenti frustra hortaretur ut nullatenus hostibus cederent sed pro coniugum ac liberorum salute et defensione patria totis viribus decertarent ipse cum terti turma animatis sociis super adversarios irruit sed mox in ipso primo impetu multis vulneribus confossus extinctus est Adalbertus victoria potitus cum sociis fugientes insecutus est et innumeram multitudinem maxime peditum gladio prostravit Tribus itaque continuis diebus totam illam regionem perlustrans cedibus ac rapinis cuncta demolitus est His patratis honeratis sociis spoliis ac ingenti preda ad Babenberh castrum reversus est Peracta est autem haec cedes III Kal Mart lt Edition S 151 152 gt venientes filii cum matre levaverunt corpus Cuonradi et sepelierunt in castello quod Wilineburah vocatur Eodem anno circa Iulio mense Ludowicus rex conventum generalem celebravit apud Triburias villa regia ubi adesse mandavit saepe dictum Adalbertum ut in presentia optimatum regni pro se rationem redderet et pacis conditionem quam hactenus exosam habuerat tandem aliquando deposita crudelitatis tirannide susciperet et a rapinis caedibus et incendiis saltim vel sero quiesceret 2 Wahrend dies in Lothars Reich geschah hatte der altere Konrad mit einer grossen Schar zu Fuss und zu Ross sein Lager in Fritzlar in Hessen indem er haufige Einfalle Adalberts argwohnte sein Bruder Gebehard aber erwartete mit allen die er hatte an sich ziehen konnen in der Wetterau den plotzlichen Einbruch eben jenes Adalberts In der Tat gab ihnen der Ausgang der Dinge durchaus Recht denn als Adalbert merkte dass die Macht seiner Gegner geschwacht sei weil sie sich auf drei Stellen verteilt hatten versammelt er seine Gefahrten froh dass die gunstige und lange ersehnte Zeit gekommen sei und greift alsbald zu den Waffen und zwar gibt er sich zuerst den Anschein als wolle er seine Truppen gegen Gebehard fuhren damit er sowohl diesen den Krieg furchten lasse als auch seinen Bruder sicher mache darauf lenkt er mit so grosser Geschwindigkeit als er vermochte sein Heer gegen Konrad Als dies Konrad zu spat erkannte teilt er seine Gefahrten in drei Haufen und ruckt ihm ohne Zogern entgegen und als das Treffen begann wandten sich zwei Haufen der eine vom Fussvolk und der andere von den Sachsen sogleich zur Flucht Da Konrad diese vergeblich mit lautem Rufe ermahnte sie mochten keineswegs den Feinden weichen sondern fur das Heil ihrer Weiber und Kinder und zur Verteidigung des Vaterlandes aus allen Kraften streiten sturzte er sich selbst mit der dritten Schar seine Kameraden anfeuernd auf die Widersacher aber schon beim ersten Angriff wurde er mit vielen Wunden bedeckt und starb Adalbert trug den Sieg davon verfolgte mit seinen Gefahrten die Fliehenden und streckte eine zahllose Menge hauptsachlich solche zu Fuss mit dem Schwerte nieder Indem er darauf drei Tage hintereinander jene ganze Landschaft durchstreifte richtete er durch Mord und Plunderung alles zu Grunde Als dies vollbracht war kehrte er mit seinen Genossen die mit Kriegsbeute und unermesslichem Raube beladen waren in die Feste Bamberg zuruck Dieses Blutbad ereignete sich aber am 27 Februar Die Leiche Konrads hoben die Sohne nebst ihrer Mutter auf und bestatteten sie in Weilburg Im selben Jahre etwa im Juli hielt Konig Ludwig eine allgemeine Versammlung auf dem koniglichen Hofe Tribur zu der er auch dem oft genannten Adalbert zu erscheinen befahl damit er in Gegenwart der Grossen des Reiches Rechenschaft fur sich ablege den Friedenszustand der ihm bis dahin verhasst gewesen war endlich einmal unter Aufgebung seiner grausamen Tyrannei annehme und vom Rauben Toten und Brennen wenigstens nach so langer Zeit ablasse 3 Adalbert weigerte sich trotz Vorladung sich vor dem Konig zu verantworten und verschanzte sich in seiner Burg Theres heute Obertheres bei Hassfurt die er gegen das konigliche Heer mit Ludwig an der Spitze und Hatto I dem Erzbischof von Mainz als Befehlshaber auch eine Weile erfolgreich verteidigen konnte Als sein Verbundeter Graf Egino die Seiten wechselte trat er in Verhandlungen ein und ergab sich schliesslich gegen das Versprechen auf freies Geleit Er wurde jedoch verhaftet laut Regino weil er von seinen eigenen Leuten bezichtigt wurde seine Kapitulation nur vorzutauschen anderen Quellen zufolge jedoch nachdem er von Erzbischof Hatto in eine Falle gelockt worden war Er wurde als Hochverrater verurteilt und am 9 September 906 enthauptet Weiterer Ablauf BearbeitenBischof Rudolf von Wurzburg fiel am 3 August 908 in Thuringen Gebhard im Juni 910 gegen die Ungarn bei Augsburg Konrad der Jungere wurde als einziger uberlebender Konradiner 910 Herzog von Franken und im November 911 als Konrad I Konig des ostfrankischen Reichs Die Babenberger verloren alle Besitzungen und Amter in Franken und waren ausgeschaltet vermutlich allerdings nur vorlaufig da Adalberts Sohn Heinrich der Stammvater der Schweinfurter Grafen sein durfte Literatur BearbeitenThilo Offergeld Reges pueri Das Konigtum Minderjahriger im fruhen Mittelalter Monumenta Germaniae Historica Schriften Bd 50 Hahn Hannover 2001 ISBN 3 7752 5450 1 Zugleich Bonn Universitat Dissertation 1999 2000 Das Konigtum Minderjahriger im frankisch deutschen Mittelalter Offergelds Schrift enthalt eine differenzierte Analyse der Machtpolitik der Konradiner gegenuber den Babenbergern Anmerkungen zur Rolle Hattos des Herzogs Otto von Sachsen und anderer sowie der Parteilichkeit der Schilderungen Reginos Wilhelm Stormer Die konradinisch babenbergische Fehde um 900 Ursachen Anlass Folgen In Hans Werner Goetz Hrsg Konrad I Auf dem Weg zum Deutschen Reich Winkler Bochum 2006 ISBN 3 89911 065 X S 169 183 Stormers Artikel enthalt die Zusammenfassung der aktuellen Forschungsergebnisse zum Thema sowie eine Eigenanalyse der Umstande der Babenberger Fehde Einzelnachweise Bearbeiten Als Schnittstelle zwischen beiden Gruppen kommt vor allem der sachsische Herzog Otto in Frage der Adalberts Schwager und auch der Schwiegervater des Matfrieden Gerhard war einem der Anfuhrer des Aufstands in Lothringen Quelle Friedrich Kurze Hrsg Reginonis abbatis Prumiensis Chronicon cum continuatione Treverensi Monumenta Germaniae historica Scriptores rerum Germanicarum Hahn Hannover 1890 S 151 f mehrere Nachdrucke Ubersetzung Jahrbucher von Fulda Regino Chronik Notker Taten Karls Annales Fuldenses Reginonis chronica Notkeri gesta Karoli Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Tl 3 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Bd 7 ISSN 0067 0650 Neu bearbeitet von Reinhold Rau Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1960 S 317 mehrere Nachdrucke Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Babenberger Fehde amp oldid 213622443