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Erwin von Merseburg auch senior Erwin um 840 in vermutlich Merseburg vor 906 ebenda war ein reich beguterter Adliger und wohl auch Graf im Hassegau und im Gau Friesenfeld an der Ostgrenze des damaligen Ostfrankenreichs Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Leben 3 Nachwirkung 4 Quellen 5 Literatur 6 AnmerkungenHerkunft und Familie BearbeitenErwin von Merseburg war mit einer namentlich unbekannten Frau verheiratet Aus einer Nachricht Widukinds von Corvey kann lediglich abgeleitet werden dass es sich um die Schwester Hildegards handelte der Gemahlin des ostfalischen Grafen Thietmar 1 In einem Gedenkeintrag des Grafen Meginwarch im Reichenauer Verbruderungsbuch findet sich nach dem Eintrag Meginwarchs und seiner Frau Kerlind das Paar Eberwin und Wentila also eines Erwin und einer Wendilgard 2 In demselben Eintrag folgt weiter unten ein Paar Eberwin und Hildegart Den dort genannten Eberwin identifizierte Reinhard Wenskus 1976 mit Erwin von Merseburg 3 Dann hiesse die Frau Erwins Hildegard wurde damit aber denselben Namen tragen wie ihre Schwester Auch Gerd Althoff verweist im Zusammenhang mit den Namen Eberwin in dem von Reinhard Wenskus erorterten Gruppeneintrag des Reichenauer Verbruderungsbuches auf Erwin von Merseburg entscheidet sich aber nicht fur einen der beiden Namenstrager 4 Demnach bleibt offen ob nicht auch Wendilgard als Ehefrau Erwins von Merseburg in Betracht kame 5 Auffallig ist in diesem Zusammenhang dass sowohl Widukind von Corvey 6 als auch Thietmar von Merseburg 7 fur die Zeit nach Erwins Tod von einem offensichtlich jungeren Erwin berichten der nach seiner Beteiligung an dem Mordanschlag auf Konig Otto den Grossen zu Ostern des Jahres 941 hingerichtet wurde Dabei soll es sich nach Anschauung der Zeitgenossen und dem Selbstverstandnis dieses Erwin um einen sehr bedeutenden Grossen gehandelt haben Zum weiteren familiaren Umfeld Erwins von Merseburg gehorten nach Auffassung von Reinhard Wenskus Meginwarch und Thietmar Mit diesen sei Erwin uber seine und Thietmars Ehefrau verschwagert gewesen zumal Thietmars Sohn Siegfried und Meginwarch offenbar Guter an denselben Orten besassen die zuvor durch Erbteilung auseinandergefallen sein konnten 8 Erwin von Merseburg verstarb nach den Quellen ohne mannlichen Erben so dass seine reichen Guter seinen beiden Tochtern zufielen 9 Die eine ist namentlich unbekannt und uber ihr Schicksal geben die Quellen keinerlei Aufschluss Es ist davon auszugehen dass sie ohne Erben verstarb da ein Teil des reichen Erwinschen Besitzes uber ihre Tante Hildegard und ihren Onkel Thietmar ihrem Cousin dem spateren Legaten Siegfried zufiel Umso bedeutender war ihre Schwester Hatheburg die 876 geboren und der Gepflogenheit der Zeit entsprechend um 890 ein erstes Mal verheiratet wurde Doch bereits um 900 war sie verwitwet und hatte als Nonne den Schleier genommen Was die Liudolfinger mit Waffengewalt nicht nehmen konnten versuchten sie mittels der Heiratspolitik zu bekommen Im Jahre 906 heiratete der spatere Konig Heinrich der Sohn des sachsischen Herzogs Otto des Erlauchten Hatheburg und trennte sich bereits 909 wieder von ihr ohne jedoch ihre reichen Guter jemals wieder herauszugeben Hatheburg musste erneut den Schleier diesmal als Abtissin nehmen und verschwand damit aus den zeitgenossischen Belegen Aus der Verbindung entstammte ein Sohn Thankmar Leben BearbeitenInfolge der quellenarmen Zeit gibt es uber das Leben des senior Erwin nur wenig gesicherte Informationen Er war Besitzer der befestigten Burgsiedlung Altenburg auf dem Merseburger Domhugel welche zu einem seit etwa 780 erschliessbaren frankischen Burgensystem gehorte und um 880 im Hersfelder Zehntverzeichnis als Mersiburc civitas Erwahnung fand Die Burgsiedlung beherrschte den Saaleubergang wichtiger Fernstrassen vom Rhein Main Gebiet in die Gebiete ostlich der damaligen Grenzlinie an Elbe und Saale welche zur Zeit des seniors Erwin zur Sorbenmark Limes Sorabicus gerechnet wurden Ausserdem war er sowohl im Hassegau als auch im Gau Friesenfeld sehr reich begutert so dass er dort als Graf angesehen werden kann ohne dass die Quellen ihn jedoch explizit als comes Grafen erwahnen Dies mag aber seiner quellenarmen Zeit geschuldet sein Legenden verlangern die Geschichte von Erwins Familie auf der Altenburg bis in die Zeit der Feldzuge Karls des Grossen gegen die Sorben Im Jahre 806 versammelten sich die frankischen Heere unter Fuhrung von Konig Karl dem Jungeren Sohn Karls des Grossen in dem ebenfalls wie Merseburg an einem wichtigen Saaleubergang gelegenen uualadala dem heutigen Waldau in Bernburg Bei diesem Feldzug wurde der stolze Konig Milito der im Gebiet der Sorben herrschte getotet Chronik von Moissac Ein Grossvater Erwins gleichen Namens hatte sich hierbei so sehr hervorgetan dass er die civitas Mersiburc zum Schutze gegen die Sorben uberantwortet bekam Dieser Grossvater ware dann marchio Markgraf der Sorbenmark noch vor Thakulf gewesen der von 849 bis 873 fur dieses Amt belegt ist Demnach ware der senior Erwin auf der Altenburg nicht nur gestorben sondern auch schon geboren Einen urkundlichen Beleg gibt es hieruber allerdings nicht Strittig ist auch ob Erwin von Merseburg nach dem 892 erfolgten Sturz des frankischen alteren Babenbergers Poppo einem Herzog der Thuringer dessen Amt des Markgrafen der Sorbenmark erhalten hat Von 898 bis 912 erscheinen suebische Grafen aus dem Schwabengau und dem Harzgau in diesem Amt In den Auseinandersetzungen dieser Markgrafen mit den Liudolfingern um die Hegemonie in Sachsen stand Erwin unverbruchlich auf Seiten der ostfalischen Grafen Nachwirkung BearbeitenAus der Burgsiedlung Altenburg und den umfangreichen Gutern Erwins welche uber Hatheburg an die Liudolfinger fielen entstand ein umfangreiches mit einer Mauer umwehrtes Konigsgut mit Besitzungen in und westlich von Merseburg Auf dem Domhugel wurde eine Konigspfalz an der Saale eine Konigsmuhle errichtet Bei dieser Pfalz baute man mit der Johanniskirche die zweite Kirche Merseburgs neben der sicherlich schon frankischen Peterskirche Die Merseburger Schar legio Mesaburiorum diente als Grenzwacht gegen die Sorben und Ungarn Schon 932 erscheint ein comitatus Hof Merseburg als die Burgsiedlung ihre Funktion als Ostgrenze des Reiches eingebusst hatte 933 belegt die Bezeichnung palatium die Konigspfalz in Merseburg welches 968 sogar zum Bischofssitz und Markgrafensitz mit Munzstatte erhoben wird Aus den anderen umfangreichen Gutern Erwins welche uber Hildegard an Siegfried von Merseburg fielen entstand immer noch eine so bedeutende Hausmacht dass Siegfried als machtigster Sachse nach dem Konig bezeichnet werden konnte Nach dem Tode Siegfrieds im Jahre 937 gab es uber dessen Nachfolge und Erbe einen Streit zwischen Erwins Enkel dem Konigsbruder Thankmar und Siegfrieds Bruder Gero den der damals noch junge Konig Otto I zugunsten seines Vertrauten Geros entschied Da Thankmar uber seine Mutter Hatheburg die grossere Berechtigung sah wurde diese Entscheidung zum Ausloser fur seinen Aufstand an dessen Ende er 938 getotet wurde Quellen BearbeitenThietmar von Merseburg Chronik Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Bd 9 Ubersetzt von Werner Trillmich Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1957 Zitiert Thietmar Buch und Kapitel Literatur BearbeitenWinfrid Glocker Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik Studien zur Familienpolitik und zur Genealogie des sachsischen Kaiserhauses Bohlau Koln u a 1989 ISBN 3 412 12788 4 Zugleich Munchen Universitat Dissertation 1986 1987 Ruth Scholkopf Die sachsischen Grafen 919 1024 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1957 Georg Waitz Jahrbucher des Deutschen Reichs unter Konig Heinrich I Duncker amp Humblot Berlin 1863 auch 1963 im Nachdruck der Ausgabe von 1885 einsehbar bei google books Anmerkungen Bearbeiten Widukind II 9 MGH Libri mem N S 1 S 31 Kommentierung des Gruppeneintrages bei Gerd Althoff Amicitiae und Pacta Bundnis Einung Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10 Jahrhundert Monumenta Germaniae historica Band 37 Hahn Hannover 1992 ISBN 3 7752 5437 4 S 128 141 Reinhard Wenskus Sachsischer Stammesadel und frankischer Reichsadel Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Nr 93 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1976 ISBN 3 525 82368 1 S 135 Gerd Althoff Amicitiae und Pacta Bundnis Einung Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10 Jahrhundert Monumenta Germaniae historica Band 37 Hahn Hannover 1992 ISBN 3 7752 5437 4 S 132 Gerd Althoff Amicitiae und Pacta Bundnis Einung Politik und Gebetsgedenken im beginnenden 10 Jahrhundert Monumenta Germaniae historica Band 37 Hahn Hannover 1992 ISBN 3 7752 5437 4 S 135 Widukind II 31 Thietmar II 21 Reinhard Wenskus Sachsischer Stammesadel und frankischer Reichsadel Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Nr 93 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1976 ISBN 3 525 82368 1 S 135 Thietmar I 5 Normdaten Person GND 1162352825 lobid OGND AKS VIAF 7801153126245424750002 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Erwin von MerseburgALTERNATIVNAMEN senior ErwinKURZBESCHREIBUNG AdligerGEBURTSDATUM um 840GEBURTSORT unsicher MerseburgSTERBEDATUM vor 906STERBEORT unsicher Merseburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erwin von Merseburg amp oldid 215734032