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Die Kirche Sankt Bartholomaei ist die Pfarrkirche der Gemeinde des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland in der Hansestadt Demmin Seit 2012 ist sie Predigtstelle des Propstes der Propstei Demmin Mit ihrem weithin sichtbaren Turm ist die im Stil der Backsteingotik gebaute Kirche die zu den grossen Stadtkirchen in Vorpommern gehort das Wahrzeichen Demmins Nach fast vollstandiger Zerstorung im 17 Jahrhundert wurde die dem Jesus Junger Bartholomaus geweihte Kirche in den folgenden Jahrhunderten wieder aufgebaut und erhielt im 19 Jahrhundert ihre heutige neugotische Gestalt St Bartholomaei in Demmin rechts das Rathaus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 2 1 Turm 2 2 Taufkapelle 2 3 Buchholz Gruneberg Orgel 2 4 Glocken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEs wird vermutet dass es bereits kurz nach der zweiten Missionsreise des Bischofs Otto von Bamberg in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts nach Pommern in Demmin eine holzerne Kirche gegeben hat Diese brannte nach der Schlacht bei Verchen 1164 zusammen mit der Stadt nieder In der Zeit vom Ende des 12 bis zum Anfang des 13 Jahrhunderts wurde sie dann wahrscheinlich von niedersachsischen Kolonisten aus Stein wieder aufgebaut Urkundlich belegt ist das Vorhandensein der St Bartholomaei Kirche fur das Jahr 1269 Ende des 14 Jahrhunderts erhielt der Rat der Stadt das Patronatsrecht uber die Kirche das vorher die pommerschen Herzoge innehatten Nach der Einfuhrung der Reformation in Pommern 1534 erfolgten in grosseren Abstanden Kirchenvisitationen die der Kirche zwischen 1588 und 1619 einen guten Zustand bescheinigten Unter anderem besass die Kirche eine umfangreiche Bibliothek nbsp St Bartholomaei im Zentrum der Stadtansicht auf der Lubinschen KarteIm folgenden Dreissigjahrigen Krieg kam es bei den Belagerungen der Stadt 1631 1637 und 1639 zu schweren Zerstorungen am Gebaude In den Nachkriegsjahren Demmin gehorte nun zu Schwedisch Pommern erfolgten Reparaturen der Wiederaufbau des Turmes und die Erneuerung der Bleideckung des Daches Als 1659 wahrend des Zweiten Nordischen Krieges brandenburgische Truppen Demmin belagerten liess der schwedische Stadtkommandant Heinrich von Vincken die Bleidacher der Kirche und umliegender Gebaude abreissen und daraus Musketenkugeln herstellen Nach dem Krieg wurden der Stadt vom schwedischen Konig 1500 Daler Silbermuntz fur den Wiederaufbau der Kirche zugesagt tatsachlich erhielt sie wohl nur etwa 100 Um zu Geld zu kommen wandte sich die Stadt an die zahlreichen Schuldner der Kirche Diese wollten oder konnten jedoch infolge des Krieges meistens nicht zahlen so dass es zu langwierigen Prozessen kam Trotzdem gelang es bis 1676 die Kirche wieder herzurichten In diesem Jahr wurde Demmin wahrend des Schwedisch Brandenburgischen Krieges von den Truppen des Grossen Kurfursten belagert Durch den heftigen Beschuss gerieten Stadt und Kirche in Brand Wahrend des zwei Tage dauernden Feuers brannte die Kirche bis auf die Grundmauern nieder Der Turm der zu dieser Zeit vier grosse und drei kleine Glocken enthielt sturzte mit dem brennenden Dachstuhl auf das Kirchenschiff und durchbrach die Gewolbe so dass das Feuer ins Innere der Kirche gelangte Neben der wertvollen Innenausstattung die aus mehreren Altaren bestand wurde die Bibliothek zerstort Mit einer Konzession des Grossen Kurfursten fur eine landesweite Kollekte wurde 1684 und 1685 in Pommern und Preussen Geld fur den Wiederaufbau der Kirche gesammelt Auch in Mecklenburg Danemark und Stadten wie Hamburg wo die Sammlung am erfolgreichsten war wurde um Spenden geworben 1689 konnte die Kirche wieder eingeweiht werden und war 1706 weitgehend wiederhergestellt Ein neues Deckengewolbe wurde jedoch erst 1734 errichtet Der Turm erhielt eine barocke Haube Wahrend des Siebenjahrigen Krieges geriet die Kirche 1759 erneut in Gefahr als preussische Truppen Demmin beschossen und dabei Turm sowie Altar und Kanzel beschadigten Wahrend der franzosischen Besatzung wurde sie als Lager fur Stroh und Heu genutzt Ab 1826 wurde mit dem Umbau von Altar und Chorraum nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel begonnen 1853 und 1854 wurde der Kirchturm bis zur ersten Galerie restauriert Nach Entwurfen und unter der Leitung Friedrich August Stulers erfolgte von 1857 bis 1867 ein volliger Umbau der Kirche Ostgiebel und Innenraum wurden neu gestaltet Nach Stulers Tod 1865 beendete der Stettiner Landbaumeister Bartholomaeus Weber den Bau Der Demminer Superintendent Franz Hermann Lengerich hatte die kirchliche Bauleitung Die Kirche uberstand die Brandkatastrophe der Altstadt in den ersten Mai Tagen 1945 nach dem Einmarsch der Roten Armee Im 20 Jahrhundert erforderliche Sanierungsmassnahmen konnten erst nach dem Ende der DDR im erforderlichen Umfang durchgefuhrt werden Im Nordteil der Kirche befindet sich eine Dauerausstellung zum Leben des Bischofs Otto von Bamberg des Apostels der Pommern Neben den Gottesdiensten wird die Kirche regelmassig fur musikalische Veranstaltungen genutzt Gebaude BearbeitenDie dreischiffige gotische Hallenkirche mit funf Jochen und sechsjochigem Mittelschiff ist ein Backsteinbau mit Kreuzrippengewolben Die altesten Teile das Untergeschoss des Turmes und das westliche Joch stammen aus dem 13 Jahrhundert Der neugotische Ostgiebel mit Blendfenstern und durchbrochenen Fialen von Stuler entworfen ist ein wichtiges architektonisches Merkmal des Gebaudes Achteckige Stutzpfeiler tragen das barocke Kreuzrippengewolbe Die hohen Fensternischen werden durch eingezogene verbundene Strebepfeiler gebildet Zwischen den Fenstern stehen Saulen auf denen sich Standbilder aus Stuck befinden Diese stellen Apostel und Evangelisten dar Der Stipes des Altars ist nach Schinkels Entwurf gefertigt Ein Altarbild von Heinrich Lengerich eine Kopie von Raffaels Grablegung Christi stammt aus dem Jahr 1825 das Original hangt in der Galleria Borghese in Rom Die Kanzel ist mit funf Statuetten versehen Es handelt sich dabei um die Darstellungen des Bischofs Otto von Bamberg des pommerschen Herzogs Wartislaw III Alwinius des ersten Priesters der Kirche sowie von Martin Luther und Johannes Bugenhagen Der Chor mit seinen funf Fenstern wurde nach Stulers Entwurf gestaltet Die Glasfenster des Chores wurden durch Karl Gottfried Pfannschmidt entworfen von dem auch zwei Gemalde an der Orgelempore stammen Das mittlere Fenster wurde der Kirchgemeinde vom Konig und spateren Kaiser Wilhelm I 1867 geschenkt der es im Koniglichen Institut fur Glasmalerei in Berlin anfertigen liess Turm Bearbeiten Der Turm in seiner heutigen Gestalt stammt aus dem 19 Jahrhundert Der neugotische Turmschaft besitzt ein quadratisches Untergeschoss Die Turmobergeschosse wurden unter der Leitung Stulers neu gebaut Das Klanggeschoss ist etwas zuruckgesetzt mit Wimpergen und Eckturmchen versehen Das daruber liegende achteckige Geschoss hat wimpergartige Maueroffnungen Auf ihm sitzt der gemauerte Turmhelm mit kleiner Laterne Das Kreuz auf dem 92 50 Meter hohen vollstandig aus Ziegelsteinen gemauerten Turm ist 3 3 Meter gross womit der Turm eine Gesamthohe von 95 8 m erreicht Die Uhr erhielt der Turm 1872 von der Berliner Firma Rochlitz Die Finanzierung erfolgte durch die Kirchengemeinde und die Siedenbrunzower Kapellenkasse Im 20 Jahrhundert war der Turm einsturzgefahrdet Nach einer Notreparatur 1937 1938 konnte die vollstandige Sanierung des Turmes erst nach der Wende begonnen und 1994 abgeschlossen werden Der Kirchturm mit seinen fur die norddeutsche Baukunst ungewohnlich hohen Durchbruchen gehort zu den bedeutendsten Werken Stulers und ist heute der einzige vollstandig erhaltene Kirchturm aus seinem Schaffen 1936 wurde der Kirchturm erstmals angestrahlt 1 Taufkapelle Bearbeiten Im Jahr 1422 wurde an der Sudseite eine Kapelle angebaut die das sudliche Portal verdeckte Diese wurde im 18 Jahrhundert Kirchenkost genannt und enthielt die Wohnung des Kirchendieners Seit einer Restauration wurde sie als Taufkapelle genutzt Diese wurde 1950 umgestaltet und zur Winterkirche ausgebaut Der Rostocker Kunstler Lothar Mannewitz schuf die Glasfenster der Kapelle und der Sakristei Eine weitere Kapelle auf der Nordseite vor dem Seitenportal wurde nach einem Stadtbrand 1847 abgerissen Buchholz Gruneberg Orgel Bearbeiten nbsp Buchholz Gruneberg Orgel Hauptartikel Orgel der St Bartholomaei Kirche Demmin Die alteste Nachricht von einer Orgel in der Stadtkirche stammen aus dem 16 Jahrhundert Diese wurde bei der Zerstorung der Kirche 1676 vernichtet Der schwedische Proviantinspektor Bohse stiftete 1706 eine neue Orgel die spater noch vergrossert und ausgebaut wurde In den Jahren 1818 und 1819 erhielt die Kirche eine neue Orgel aus der Werkstatt des Berliner Orgelbaumeisters Johann Simon Buchholz In den Jahren 1866 und 1867 wurde sie vom Stettiner Orgelbaumeister Barnim Gruneberg umgebaut und erweitert Die Buchholz Gruneberg Orgel mit 52 Registern ist die grosste in Deutschland erhaltene Orgel aus der Werkstatt Barnim Grunebergs und besitzt einen romantischen Klangcharakter Ihre Restaurierung erfolgte durch die Orgelbaufirma Scheffler zwischen 1998 und 2003 Der Orgelforderverein Demmin e V organisiert jahrlich Anfang September die Demminer Orgeltage Glocken Bearbeiten Die Kirche besitzt seit 2001 ein Gelaut mit 5 Bronzeglocken Die Hosanna Marienglocke a war zum Zeitpunkt ihrer Herstellung die grosste fur eine vorpommersche Kirche gegossene Glocke Sie hat eine Masse von 3 6 Tonnen Drei weitere neu gegossene Glocken sind die Konigsglocke Christusglocke d die Prophetenglocke e und die Taufglocke g Die Bartholomausglocke a ist die alteste Glocke und wurde 1751 umgegossen Die vier jungeren Glocken stammen aus der Glockengiesserei Albert Bachert Heilbronn Zwei der alten Stahlglocken von 1922 sind an der Seite der Kirche aufgestellt Literatur BearbeitenKarl Goetze Geschichte der Stadt Demmin auf Grund des Demminer Ratsarchivs der Stolleschen Chronik und anderer Quellen bearbeitet Demmin 1903 Nachdruck 1997 ISBN 3 89557 077 X Wolfgang Fuhrmann Die Hansestadt Demmin in alten und neuen Ansichten GEROS Verlag Neubrandenburg 1998 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Bartholomaei Kirche Demmin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber St Bartholomaei in der Landesbibliographie MV St Bartholomaei Kirche Demmin Kirche St Bartholomaus bei Kirchen in Mecklenburg VorpommernEinzelnachweise Bearbeiten Heinz Gerhard Quadt Demmin Eine Hansestadt in Vorpommern 1 Auflage Sutton Verlag GmbH Erfurt 1999 ISBN 3 89702 115 3 S 24 53 907083333333 13 034666666667 Koordinaten 53 54 25 5 N 13 2 4 8 O Normdaten Korperschaft GND 10068915 2 lobid OGND AKS VIAF 126464265 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Bartholomaei Demmin amp oldid 237168974