www.wikidata.de-de.nina.az
In der Schlacht bei Verchen einem Ort am nordostlichen Ufer des Kummerower Sees besiegte am 6 Juli 1164 die Vorhut des sachsischen Heeres ein zahlenmassig stark uberlegenes slawisches Heer aus Abodriten und Pomoranen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Verlauf der Schlacht 3 Die Folgen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenVorgeschichte BearbeitenNach dem Tod seines abodritischen Vasallen Niklot hatte Heinrich der Lowe mit der Einrichtung einer unmittelbaren Verwaltung des Abodritenlandes durch sachsische Amtstrager den erbrechtlich legitimierten Anspruch des Niklotsohnes Pribislaw auf die Herrschaft ubergangen Pribislaw zog sich nach dem Verlust der Burg Werle 1163 mit seinem Gefolge ins vorpommersche Exil nach Demmin zuruck 1164 gelang es ihm die Burgen Mecklenburg Quetzin und Malchow zuruckzuerobern Darauf hin entschied sich Heinrich der Lowe fur einen gross angelegten Feldzug gegen Demmin um Pribislaw die Ruckzugsbasis und die Unterstutzung der pommerschen Fursten Kasimir I und Bogislaw I zu nehmen Zeitgleich sollte der mit Heinrich verbundete Danenkonig Waldemar der Grosse verhindern dass sich das auf Rugen lebende Volk der Ranen dem Aufstand Pribislaws anschliessen konnte In Malchow machte Heinrich mit dem Hauptheer Rast und liess Pribislaws Bruder Wertislaw der sich seit Dezember 1162 in Geiselhaft befand offentlich aufhangen Einen Teil des Heeres unter Fuhrung der Grafen Adolf II von Holstein Reinold von Dithmarschen Gunzelin von Schwerin und Christian I von Oldenburg sandte Heinrich in Richtung Demmin voraus Diese Vorhut schlug Anfang Juli 1164 bei Verchen am Kummerower See ein Lager auf Der Verlauf der Schlacht BearbeitenNachdem das in Demmin versammelte abodritisch pomoranische Heer das Eintreffen der bei Verchen lagernden Vorhut bemerkt hatte entsandten die slawischen Fursten Unterhandler die mit Graf Adolf II die Vermittlung von Friedensbedingungen aushandeln sollten Ihre ungeschickte Verhandlungsfuhrung sie boten zunachst 3000 dann nur noch 2000 Silbermark fur einen Frieden an fuhrten jedoch nur zur Verargerung Adolfs so dass die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen wurden Daraufhin sandten die Abodriten nachts Kundschafter ins sachsische Lager die mit den wagrischen Slawen aus Adolfs Aufgebot Kontakt aufnahmen und von der Sorglosigkeit der Sachsen erfuhren Unter Ausserachtlassung militarischer Grundregeln wurde weder eine Rundumsicherung des Lagers vorgenommen noch eine gerustete Lagerwache vorgehalten Obwohl der holsatische Overbode Marcrad I die Slawen belauscht und Adolf II uber einen bevorstehenden Angriff auf das Lager unterrichtet hatte schlug der sachsische Befehlshaber unter volliger Fehleinschatzung der Lage die Warnungen in den Wind 1 Am fruhen Morgen des 6 Juli 1164 verliessen Knappen das sachsische Lager um zum Hauptheer zuruckzukehren und von dort Lebensmittel zu holen Nachdem sie einen Hugel erklommen hatten bot sich ihnen im Morgennebel des Kummerower Sees ein erschreckender Anblick Das kampfbereite slawische Heer bestehend aus unzahligen Fusskampfern und einer Vielzahl an Reitern marschierte in Schlachtordnung auf das Lager zu Mit lautem Geschrei rannten die Knappen in das Lager zuruck und weckten das schlafende Heer Da die slawische Streitmacht von Suden her anruckte also aus Richtung Malchow war eine Flucht zum Hauptheer ausgeschlossen Im sachsischen Lager war die Verwirrung komplett Adolf II von Holstein und Reinhold von Dithmarschen gelang es schliesslich mit einigen wenigen ungerusteten Holsaten und Dithmarschern der ersten slawischen Angriffswelle entgegenzusturmen und diese aufzuhalten Dem zweiten Treffen der Abodriten und Pomoranen hingegen vermochten sie nicht mehr standzuhalten Wahrenddessen hatten sich die meisten Ritter aus dem Lager gefluchtet und versteckten sich andere begannen sich abseits zu sammeln Von dort beobachteten sie wie Adolf II und Reinhold gemeinsam mit ihren Kampfern niedergemetzelt wurden und das zahlenmassig weit uberlegene slawische Heer in das Lager eindrang in dem nur noch Knappen und vereinzelte sachsische Ritter kampften wahrend Pribislaws Truppen und die der mit ihm verbundeten Fursten in Ansehung des sicheren Sieges bereits mit der Plunderung des Lagers begonnen hatten Erst die Hilfeschreie und Vorwurfe der im Lager noch kampfenden Sachsen bewegten die unschlussig versammelten Ritter endlich zum Gegenangriff Unter der Fuhrung Gunzelins von Schwerin und Christian I von Oldenburg fanden sich etwa 300 Ritter die in das Lager sturmten und den dort Bedrangten beistanden Durch das Vorbild dieser Manner ermutigt kam auch der Rest der sachsischen Vorhut aus seinen Schlupflochern Es gelang ihnen die Slawen wieder aus dem Lager zu drangen und ihnen schwere Verluste zuzufugen Den Angaben Helmold von Bosaus zufolge sollen auf slawischer Seite etwa 2 500 Mann getotet worden sein Der Rest des slawischen Heeres zog sich zunachst nach Demmin zuruck Die Folgen BearbeitenAls Heinrich der Lowe Verchen erreichte war die Schlacht bereits beendet Er hatte 450 seiner Manner verloren und beweinte mit Adolf II einen seiner engsten Berater 2 Als er mit seiner Streitmacht weiter nach Demmin zog hatte das demoralisierte abodritisch pomoranische Heer die Festung bereits in Brand gesteckt und sich ins Landesinnere zuruckgezogen Ohne des Gegners habhaft werden zu konnen zogen Heinrichs Truppen an der Peene entlang weiter bis zum Kloster Stolpe Dort traf er mit seinem Verbundeten Konig Waldemar I zusammen und beendete seinen Kriegszug Die verfeindeten Fursten hatten sich das Kloster Stolpe wegen seiner Relevanz im Territorium als Verhandlungsort ausgewahlt und unterzeichneten dort den Friedensvertrag Das Zustandekommen lag sicherlich in dem diplomatischen Geschick des damaligen Stolper Priors Helmvig der seinerzeit dem Kloster vorstand Neben der Aufteilung der Kriegsbeute zwischen Konig Waldemar I und dem Sachsenherzog Heinrich den Lowen wurde zur Starkung ihres Bundnisses im Kloster Stolpe zugleich die Verlobung von Waldemars I Sohn dem spateren Konig Knut VI mit Gertrud der Tochter Heinrichs des Lowen beschlossen Der pommersche Furst Bogislaw I wurde daraufhin Lehnsmann Heinrichs des Lowen und erhielt von ihm Demmin Er blieb Heinrich dem Lowen bis zu dessen Sturz im Jahre 1181 treu Kasimir I erkannte erst spater die Oberhoheit Heinrichs an und fiel im Jahre 1180 fur dessen Sache Pribislaw sohnte sich 1167 mit Heinrich dem Lowen aus Er erhielt daraufhin den grossten Teil seines vaterlichen Erbes zuruck und wurde ein treuer Lehnsmann Heinrichs des Lowen Literatur BearbeitenWerner Buchholz Hrsg Deutsche Geschichte im Osten Europas Pommern Siedler Verlag Berlin 1999 ISBN 3 88680 272 8 S 32 34 Karl Goetze Geschichte der Stadt Demmin auf Grund des Demminer Ratsarchivs der Stolleschen Chronik und anderer Quellen bearbeitet Verlag Frantz Demmin 1903 Neudruck Verlag Steinke Demmin 1997 ISBN 3 89557 077 X Lutz Mohr Klosterruine Stolpe und Burg Spantekow im Umfeld von Anklam Zwei markante geschichtstrachtige Statten aus dem mittelalterlichen Pommern In Stier und Greif Blatter zur Kultur und Landesgeschichte in Mecklenburg Vorpommern Jahrg 17 Schwerin 2007 S 46 65 Martin Wehrmann Geschichte von Pommern 2 Aufl Bd 1 Verlag Andreas Perthes Gotha 1919 Neudruck Weltbild Verlag Augsburg 1992 ISBN 3 89350 112 6 S 81 82 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Schlacht bei Verchen in der Landesbibliographie MVAnmerkungen Bearbeiten Walther Lammers Das Hochmittelalter bis zur Schlacht von Bornhoved Geschichte Schleswig Holsteins Bd 4 Tl 1 Wachholtz Neumunster 1981 ISBN 3 529 02404 X S 351 zur divergierenden Lagebeurteilung Helmold von Bosau Slawenchronik II Kap 100 Et resolutus est in lacrimas multas Und brach in heftige Tranen aus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht bei Verchen amp oldid 231374001