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Kloster Stolpe ist ein ehemaliges Kloster in Stolpe an der Peene in der Nahe von Anklam Es war das erste und damit alteste Kloster in Pommern Die Reste des westlichen Untergeschosses der Klosterkirche konnen in Stolpe besichtigt werden Zisterzienserabtei StolpeRuine des Westturmes der Klosterkirche St JohannesLage DeutschlandMecklenburg VorpommernKoordinaten 53 52 23 7 N 13 33 41 2 O 53 873253866667 13 561441897222 Koordinaten 53 52 23 7 N 13 33 41 2 OOrdnungsnummernach Janauschek 697Grundungsjahr 1153 durch Benediktinerzisterziensisch seit 1304Jahr der Auflosung Aufhebung 1535Mutterkloster Kloster PfortaPrimarabtei Kloster MorimondTochterkloster Kloster Karkna 1305 Kloster Padise 1319 Inhaltsverzeichnis 1 Grundung als Benediktinerkloster 2 Entwicklung 3 Ubergang zu den Zisterziensern 4 Reformation 5 Gebaude 6 Abte und Propste des Klosters 6 1 Propst 6 2 Abt 7 Siegel 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksGrundung als Benediktinerkloster BearbeitenDas Kloster wurde am 3 Mai 1153 durch Herzog Ratibor I und Bischof Adalbert von Pommern in Stolpe an der Peene gegrundet Stolpe war ein Ort mit Krug und Zoll dem Krug im Land Groswin dem Schiffszoll eines Flusses Ribenitz und einen dort gelegenen Marktflecken mit Ackerflachen und Wiesen Zwischen 1147 oder 1148 nach anderen Angaben 1134 und 1136 war hier in der Nahe der Peene Ratibors Bruder der zum christlichen Glauben ubergetretene Herzog Wartislaw I erschlagen worden Dass es sich bei seinem Morder um einen heidnischen Liutizen gehandelt haben soll ist nicht belegt Moglicherweise befand sich in Stolpe eine slawische Kultstatte 1 Durch die geringe Zahl von Monchen ist aus den ersten beiden Jahrzehnten des Stolper Priorats nur wenig uberliefert Erst wieder als sich im Zusammenhang mit den danisch wendischen Kampfen 1164 Heinrich der Lowe und der danische Konig Waldemar I zur Absprache einer Familienbindung beider Fursten in der Burg Groswin trafen Waldemar suchte anschliessend das Priorat in Stolpe auf und Heinrich der Lowe zog nach Demmin Am 15 August 1176 hatte der Stolper Propst Helmwig gemeinsam mit dem kunftigen Abt des Klosters Kolbatz Eberhard vom Bischof Konrad I die Benediktion empfangen 2 Entwicklung BearbeitenDie ersten Benediktinermonche Hirsauer Observanz kamen mit dem vom Abt Arnold des Benediktinerklosters Berge bei Magdeburg entsandten Grundungskonvent Die Grundung des Klosters Stolpe ist zugleich ein erstes Ergebnis der Magdeburger Kirchenpolitik in Pommern Neben dem Propst Helmwig kamen als erste Monche noch die Priester Dietrich und Bruningus aus dem Kloster Berge 3 nbsp Gewolbe unter der RuineBei seiner Grundung war das Kloster nicht sehr umfangreich ausgestattet und so bildete das Dorf Stolpe den ersten Landbesitz Vor allem durch bischofliche und herzogliche Zuwendungen verstand das Kloster im 13 Jahrhundert seinen Besitz auszudehnen War die erste Erwerbsphase deren Ende von einer Urkunde Herzogs Bogislaws I aus 1182 und einer von Papst Honorius III ausgestellten Besitzbestatigung von 1226 27 markiert wird noch durch vorrangigen Grundbesitzerwerb in der naheren Umgebung von Stolpe bestimmt so traten nun auch weiter entfernt liegende Besitzkomplexe in das Interesse des Konvents Im Bereich des Gutzkower Furstentums waren es die Dorfer Quilow Polzin und mehrere heute nicht mehr existierende Ortschaften 1222 wurde das Dorf Liepen als Schenkung durch Herzogin Ingardis dem Kloster ubergeben Dobroslawa Tochter Herzogs Bogislaw II ubereignete 1226 als Grafin tho Gutzkow weitere Guter aus den Gutzkower Besitzungen Uber hundert urkundliche Erwahnungen von Besitzungen des Klosters sind erhalten geblieben unter anderem auch seit 1243 des Dorfes Korswandt des Baches Lassovniza eines Waldes und des Wolgastsees auf der Insel Usedom 4 Die Muhlen im Klosterbesitz stellten eine ergiebige Einnahmequelle dar Nachweisbar sind 11 Wasser und Windmuhlen Ende des 13 Jahrhunderts kam es zum wirtschaftlichen Niedergang des Klosters Nachrichten hieruber fehlen fast vollig doch auch der Konvent selbst schien in eine schwere Krise geraten zu sein Am 9 Oktober 1301 schloss Abt Gottfried mit dem Benediktinerkloster in Cismar einen bedeutenden Bruderschaftsvertrag ab 5 Er sollte als Grundlage der Reformierung des Klosters Stolpe durch das Kloster Cismar dienen und die vorhandenen Missstande in der klosterlichen Disziplin verandern 6 Der Vertrag sah weiter vor dass die beiden Kloster gegenseitig ihre Monche wie die eigenen aufnehmen sollten Der Cismarer Abt erhielt den Auftrag zusammen mit zwei anderen Monchen alle zwei Jahre das Kloster Stolpe zu visitieren Der Vertrag mit dem Kloster Cismar schien dem Stolper Kloster nur wenig geholfen zu haben Denn 1304 wurde in Stolpe die Zisterzienserregel eingefuhrt 7 und der Abt verlor kurze Zeit spater bedeutende Privilegien 8 Das Kloster hat bis dahin keine eigenen Priorate gegrundet Der Stolper Kirchenbesitz reicht bis in die Grundungszeit zuruck als 1153 Bischof Adelbart dem Konvent die Kirche in Stolpe ubertrug Ubergang zu den Zisterziensern BearbeitenUnter Abt Diethmar vollzog sich 1304 der Ubertritt des Klosters zum Zisterzienserorden Das Generalkapitel in Citeaux bestimmte Kloster Pforta an der Saale zum Mutterkloster Dunamunde und Falkenau in Livland wurden zu Tochterklostern von Stolpe Dunamunde verkaufte man 1305 an den Deutschen Orden Der dortige Zisterzienserkonvent siedelte nach Padise bei Reval in Estland uber wo 1310 ein neues Kloster gegrundet wurde Die endgultige Aufnahme in den Zisterzienserorden geschah 1305 Patronate besass das Kloster fur die Kirchen Liepen Neuenkirchen 1300 Rathebur Wusseken 1296 sowie in Ziethen 1237 einschliesslich der Filialkirchen Rubkow und Bunzow Durch die Vermehrung der Guter besserte und festigte sich die wirtschaftliche Lage Das Kloster verfugte uber ein Krankenhaus und eine Bibliothek 1348 umfasste der Stolper Konvent ausser dem Abt 13 Mitglieder Abt Johann von Stolpe forderte die Grundung der Universitat Greifswald Im 14 Jahrhundert erlebte Stolpe eine wirtschaftliche Blutezeit doch Ende des 15 Jahrhunderts zeichnete sich nach Verkauf von Besitzungen auch der geistliche Niedergang im Kloster ab Reformation BearbeitenWahrend der Visitation 1520 wurde noch ein neuer Abt gewahlt um das religiose Leben zu erneuern Doch am 27 August 1532 einigten sich die Herzoge Barnim XI und Philipp I zu Wolgast uber die Enteignung des Klosters Welche Stellung die Monche zur Reformation eingenommen hatten ist nicht bekannt Der letzte Abt von 1531 bis 1534 war Matthias Bei der Sakularisation 1534 durch den Landtag in Treptow an der Rega beschlossen gelangte das Kloster mit seinen Landereien in den Besitz der Herzoge von Pommern Wolgast die hier das Amt Stolpe einrichteten Im Dreissigjahrigen Krieg wurde das Kloster durch einen Brand und Plunderungen beschadigt Kaiserliche Truppen hatten sich dort verschanzt und waren vom schwedischen Heer beschossen worden 1648 kam Stolpe zu Schweden und 1720 zu Preussen Gebaude Bearbeiten nbsp Schutzzelt uber der Klosterruine Stolpe nbsp Amtshaus am Kloster StolpeVon dem ursprunglichen Klosterbau haben sich nach den Zerstorungen des Dreissigjahrigen Krieges nur sehr wenige Reste erhalten Erste baugeschichtliche Untersuchungen fanden gemeinsam mit archaologischen Grabungen erstmals im Sommer 1957 bis 1960 an der Ruine statt Neuerliche Grabungsfunde von 2002 lassen ansatzweise eine Rekonstruktion der bis 1190 errichteten Klosterkirche zu Es handelt sich um einen dreischiffigen Feldsteinbau ohne Querschiff Der Chor war durch eine breite Wandvorlage und Gurtbogen in zwei gleich grosse Raume unterteilt und vom Mittelschiff abgegrenzt und trat nur mit seinem ostlichen gerade geschlossenen Altarraum in der Lange uber die Seitenschiffe hinaus Die Kirche besass zwei Nebenchore von denen der nordlich nachgewiesen wurde Weitere Grabungen in diesem Bereich waren durch die spatere Uberbauung des Areals mit einer Gutsanlage nicht moglich Nach der Grabung von 2002 wurden Ausmasse der Klosterkirche mit den ergrabenen Fundamenten der Pfeiler mittels Pflasterung im Rasen markiert Nach dem Abschluss der Grabungen wurden weitere Sicherungen am Gebauderest vorgenommen und uber der Ruine wurde ein Zeltdach errichtet Das geschah in Vorbereitung der Jubilaumsfeierlichkeiten 2003 850 Jahre Kloster Stolpe Leider ist das Zelt nach einem Sturm 2005 zusammengebrochen Die Einheitlichkeit des Bauplans des Materials und seiner Behandlung deuten darauf hin dass die Kirche einschliesslich des Westturms ohne grosse Unterbrechung in einer Bauphase entstanden ist Heute ist nur noch die Ruine des Westturms vorhanden Urkundlich belegt sind weitere Bauten zu Beginn des 15 Jahrhunderts ohne dass diese sich im Grabungsbereich eindeutig lokalisieren lassen Die erste Bauphase durfte spatestens Mitte des 12 Jahrhunderts eingesetzt haben Der Chor und das Langhaus waren bereits 1176 fertiggestellt als Bischof Konrad I von Salzwedel und Herzog Kasimir von Pommern anlasslich der Kirchweihe einer Rundkapelle im Kloster weilten Die Weihe einer weiteren Kapelle ist aus dem Jahr 1423 uberliefert 9 Die 1176 geweihte capella rotunda konnte bisher archaologisch nicht nachgewiesen werden Vollig offen ist auch die Zweckbestimmung dieser Rundkirche deren Deutung als Grab und Gedachtniskirche fur Wartislaw I gegenuber einer Taufkapelle vorgezogen wird Neben der Klosterruine steht das Amtshaus das aus Materialien des Klosters errichtet wurde Es diente als Verwaltergebaude des herzoglichen Amtes Stolpe Spater diente es bis zum Neubau der Stolper Kirche als Kirchenraum Heute beherbergt es eine Sammlung von Trogmuhlen und anderen Muhlsteinen vom Neolithikum bis zur Slawenzeit Wahrend der Zerstorung der Klosteranlage durch die schwedischen Truppen am 27 August 1637 scheinen nicht alle Bauten vernichtet worden zu sein denn 1654 wurde noch von Resten der Rundkirche berichtet Diese wurden in den Folgejahren geschleift und zur Gewinnung von Baumaterial genutzt Ein fruhgotischer Giebel am sudlichen Seitenflugel des Gutshauses Stolpe konnte noch aus Klosterzeiten stammen Zwei Glocken aus dem 15 Jahrhundert sowie acht Votivscheiben mit biblischen Darstellungen befinden sich heute in der Kirche in Medow Abte und Propste des Klosters BearbeitenNamen und Jahreszahlen bezeichnen die urkundlich nachweisbare Erwahnung als Abt bzw Propst 10 Propst Bearbeiten 1153 1156 HelmwigAbt Bearbeiten 1176 1183 Helmwig 0000 1184 Heinrich 1186 1189 Hartung 1216 1219 Siegfried 1225 1252 Gottschalk 1251 1264 Gunther 1267 1296 Rudolf Radulf 1276 1279 Hildebrand 1281 0000 Hildebrand 1286 1287 Hildebrand 1299 1301 Gottfried 1303 1305 Dithmar 1531 1534 MatthiasSiegel BearbeitenEin Konventsiegel hat sich an einer Urkunde des Abtes Radulf von 1283 erhalten die sich heute im Stadtarchiv Lubeck befindet 11 Die Urkunde tragt auch das Siegel des Abtes Das Konventsiegel befindet sich seit 1301 in der Verwahrung des Priors des Kustus und des Kantors unter dreifachem Verschluss 12 Die Siegelumschrift lautet Sigillum Capituli Stol pensis ecclesie Das Siegel des Abtes Radulf ist spitzoval und zeigt im Siegelbild eine auf einem mit Schwanenhalsen verzierten Stuhl thronende Abtsfigur mit aufgeschlagenem Buch in der rechten Hand und mit Abtsstab in der linken Die Umschrift lautete S igillum Radolfi Abb atis S an c t i Ioh ann is in Stolp Ein Wappen der Abtei Stolpe ist nicht uberliefert Literatur BearbeitenWilhelm Wiesener Die Geschichte der christlichen Kirche in Pommern zur Wendenzeit Wiegandt amp Grieben Berlin 1889 online Friedrich Schulz Die Grundung des Klosters Stolp an der Peene In Baltische Studien Band 31 Stettin 1881 S 1 70 online J Fait Die Benediktinerabtei Stolpe Ein Ausgrabungsbericht Greifswald Stralsunder Jahrbuch 3 1963 S 119 134 Werner Woller Vor und Fruhgeschichte Mittelalter und fruhe Neuzeit In Ortsgeschichtskommission Gutzkow Hrsg Gutzkower Heimatgeschichte Heft 2 1990 850 Jahre Stolpe an der Peene Festschrift Hrsg Gemeinde Stolpe an der Peene Stolpe 2002 Rolf Bahler Das Kloster Stolpe Das alteste Kloster in Pommern In Heimatkalender ANKLAM und Umgebung 2003 Jahrg 74 Neue Folge 12 Begrundet von Max Sander Uckerland Schibri Verlag 2002 S 23 26 Abb ISBN 3 933978 67 X Christof Romer Monika Lucke Die Monchskloster der Benediktiner in Mecklenburg Vorpommern Sachsen Anhalt Thuringen und Sachsen Band X 2 St Ottilien u a 2012 darin Martin Schoebel Stolpe ISBN 978 3 8306 7571 6 S 1421 1439 Einzelnachweise Bearbeiten Ingeborg Lohfink Vorpommern Begegnungen mit dem Land am Meer S 28 Hinstorff Verlag Rostock 1991 ISBN 3 356 00418 2 Pommersches Urkundenbuch 1 1868 Nr 67 PUB 1 Nr 43 PUB 1 Nr 421 Schleswig Holstein Lauenburgische Regesten und Urkunden SHRU III 16 S 7 9 PUB 4 Nr 2002 PUB 4 Nr 2187 PUB 4 Nr 2190 Landesarchiv Greifswald Rep 1 Stolpe Nr 74 Martin Schoebel Uberlieferung spatmittelalterlicher Urkunden aus Pommern im Landesarchiv Probleme und Perspektiven einer Edition Marburg 1998 S 61 79 Stadtarchiv Lubeck Pomerania Nr 22 PUB 4 Nr 2002 Weblinks BearbeitenGermania Sacra Literatur uber Kloster Stolpe in der Landesbibliographie MV Kloster Stolpe bei www cistercensi info Lutz Mohr Die Geschichte des Klosters Stolpe Archivversion Normdaten Korperschaft GND 7517600 2 lobid OGND AKS VIAF 247860952 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Stolpe amp oldid 208194867