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Die Spatbluhende Traubenkirsche Prunus serotina auch Spate Traubenkirsche oder Amerikanische Traubenkirsche genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus Sie stammt aus dem kuhlgemassigt feuchten Klima Nordamerikas Spatbluhende TraubenkirscheSpatbluhende Traubenkirsche Prunus serotina SystematikOrdnung Rosenartige Rosales Familie Rosengewachse Rosaceae Unterfamilie SpiraeoideaeTribus Steinobstgewachse Amygdaleae Gattung PrunusArt Spatbluhende TraubenkirscheWissenschaftlicher NamePrunus serotinaEhrh In Europa zahlt sie zu den invasiven Neophyten wird mancherorts problematisch und gilt daher nicht mehr als forstwirtschaftlich anbauwurdig Sie wachst auf nicht staunassen und nicht zu trockenen Boden und ist vor allem in Offenlandbiotopen sowie lichten Eichen Kiefern und Larchenbestanden verbreitet In Deutschland bevorzugt sie bodensaure Sandboden 1 Die in Europa heimische Gewohnliche Traubenkirsche erreicht etwas geringere Wuchshohen wachst bevorzugt auf feucht nassen Boden und ist vor allem in Auwaldern in Niedersachsen und Sachsen Anhalt verbreitet Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Habitus 1 2 Blatt 1 3 Blutenstand und Blute 1 4 Frucht 1 5 Chromosomenzahl 2 Synokologie 3 Verwendung und Giftigkeit 4 Verbreitung und Standort 4 1 Ausbreitung in Europa 4 1 1 Okologische Integration 4 1 2 Geschichte als invasive Pflanze in Europa 5 Literatur 5 1 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Bluhender Strauch nbsp BlutenstandHabitus Bearbeiten Die raschwuchsige sommergrune Spatbluhende Traubenkirsche ist in Europa ein Strauch bis kleiner Baum der in der Regel Wuchshohen von weniger als 20 Metern erreicht In einigen Fallen z B im Freiburger Mooswald treten Exemplare mit bis zu 30 m Hohe auf und in ihrer Heimat Nordamerika kommen Exemplare mit Wuchshohen von bis zu 35 Metern vor Im Suden und Westen der USA gedeiht eine kleinere Variante mit Hohen zwischen 9 bis 15 Metern Die Spatbluhende Traubenkirsche bildet eine langliche Baumkrone und eine dichte Belaubung aus Ihre relativ kurzen Aste sind waagrecht ausgerichtet und dunkelbraun berindet Die Rinde junger Zweige ist kahl Die Langtriebe besitzen eine Endknospe Blatt Bearbeiten Die wechselstandig angeordneten Laubblatter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert Der 6 bis 25 Millimeter lange Blattstiel besitzt zwei bis vier Drusen Die einfache Blattspreite ist 4 bis 12 Zentimeter lang Ihre Form variiert von langlich eiformig bis langlich lanzettlich Sie besitzt eine keilformige Basis und verlauft zur Blattspitze hin zugespitzt Der Blattrand ist gezahnt Die kleinen knorpeligen Zahne sind nach innen gekrummt Die Blattunterseite ist hellgrun gefarbt Entlang der Mittelrippe stehen gelbliche Harchen Die Blattoberseite ist dunkelgrun und im Unterschied zur heimischen Gewohnlichen Traubenkirsche glanzend 2 Im Herbst nehmen die Blatter lebhaft gelbe bis orange Farben an Sie wachsen nicht nur an Zweigen und Asten sondern sind als kleine Blattchen auch an den Fruchttrauben zu finden Blutenstand und Blute Bearbeiten Die Blutezeit reicht von Mai bis Juni Bis zu 30 Bluten stehen in einem 6 bis 15 Zentimeter langen walzenformigen traubigen Blutenstand zusammen Der Blutenstand steht zunachst aufrecht orientiert sich dann im weiteren Verlauf nach unten bis er schliesslich zu Ende der Bluhperiode uberhangt Am Grund des Blutenstandes befinden sich Laubblatter mit einem Durchmesser von etwa 8 bis 10 Millimetern und kleinen Tragblatter Die Blutenstiele sind 3 bis 8 Millimeter lang Die zwittrigen duftenden Bluten sind radiarsymmetrisch und funfzahlig mit doppelter Blutenhulle Die funf Kronblatter sind weiss Frucht Bearbeiten Die Fruchte sind zuerst hellrote dann violett rote bei der Reife schwarze Steinfruchte bis 1 Zentimeter Grosse Die Kirschen haben an der dem Stiel gegenuberliegenden Seite eine kleine kreisformig eingezogene Delle und am Stielansatz kleine Kelchblatter Die Kirschkerne sind kleiner als durchschnittlich grosse Sauerkirsch kerne und etwas langlicher Chromosomenzahl Bearbeiten Die Chromosomenzahl betragt 2n 32 3 Synokologie BearbeitenDie Spatbluhende Traubenkirsche gilt als Wirtspflanze fur die Blattlaus Myzus persicae die eine Viruserkrankung der Zuckerrube ubertragt Ausserdem wurde die Kirschessigfliege als Parasit vor allem der unreifen Beeren erkannt 4 Die Populationen in europaischen Waldern konnten als Reservoir fur diesen Schadling des Obstbaus dienen Verwendung und Giftigkeit BearbeitenDie essbaren Kirschen reifen Ende Juli bis Ende August sind aromatisch suss haben aber oft einen unangenehm bitteren Nachgeschmack Sie konnen als Obst gegessen und zu Saften oder Mus verarbeitet werden ahnlich wie Schlehen In skandinavischen Landern werden Destillate aus den schwarzen Beeren hergestellt In den USA finden die Fruchte bei der Aromatisierung von Rum und Brandy Verwendung Dagegen enthalten besonders die Samen in den Steinkernen viel weniger auch Bluten und Rinde cyanogene Glykoside und sind fur Mensch und Tier giftig Beim Menschen treten vergleichbare Vergiftungserscheinungen wie bei Prunus laurocerasus auf Nach dem Fressen von Blattern oder Rinde sind bei tragenden Schweinen teratogene Wirkungen aufgetreten bei einer Angoraziege war die Vergiftung todlich nachdem sie die Blatter gefressen hatte Die Hauptwirkstoffe in der Rinde sind Prunasin und Scopoletin und in frischen Blattern wurde ein Blausauregehalt von 210 mg 100 g festgestellt 5 6 Verbreitung und Standort Bearbeiten nbsp Ursprungliche Verbreitung der Spatbluhenden Traubenkirsche Prunus serotina Die Spatbluhende Traubenkirsche ist ursprunglich in Nordamerika beheimatet insbesondere im Osten der USA Sie kommt aber auch im gemassigten Gebirgsklima Mexikos naturlich und in den sudamerikanischen Anden in Ecuador und Peru als angebautes Geholz Capulin vor 1 In Nordperu bei Cajamarca wird sie bei traditionellen Festen nach Karneval den sogenannten Unshas verwendet Die Spatbluhende Traubenkirsche gedeiht am besten auf feuchten Sand und Lehmboden mit sauren bis schwach basischen Boden pH Sie kommt hauptsachlich im Tiefland vor und kann auch mit gelegentlichen Uberschwemmungen leben Sie vertragt Sonne bis lichten Schatten wachst gut im Stadtklima und ist windfest da sie ein Herzwurzelsystem ausbildet Gegenuber Winter und Spatfrosten zeigt sie sich relativ unempfindlich Die Spatbluhende Traubenkirsche eignet sich deswegen auch als Pionierbesiedler von Brachflachen ist aber auf Grund ihrer Ausbildung von Wurzelbrut nur schlecht wieder einzudammen wenn sie auf einen gut geeigneten Lebensraum trifft Sie zahlt zu den Bienennahrgeholzen der Nektarwert ist massig der Pollenwert schlecht Ausbreitung in Europa Bearbeiten Als Neophyt hat sich die Spatbluhende Traubenkirsche in Europa stark selbstandig ausgebreitet da sie sich sehr stark vermehrt und vom Wild kaum verbissen wird 1 Sie kommt dort insbesondere in lichten Waldern in Ufergebuschen sowie als Zierstrauch oder baum in Garten vor In der Jungbestockung der deutschen Walder ist sie nach den Ergebnissen der Dritten Bundeswaldinventur 2012 mit einer Gesamtflache von 104 000 Hektar bzw einem Flachenanteil von knapp vier Prozent inzwischen die haufigste fremdlandische Baumart 7 In der Schweiz 8 9 sowie in vielen Landern der EU 1 wurde sie aufgrund ihres Ausbreitungspotenzials und der Schaden in den Bereichen Biodiversitat Gesundheit bzw Okonomie sowie der begrenzten Steuerungsmoglichkeiten in die Schwarze Liste invasiver Arten aufgenommen Okologische Integration Bearbeiten nbsp Starke Verbuschung der Cuxhavener Kustenheide mit Amerikanischer Traubenkirsche im Bild am rechten Rand Die heutigen Naturschutzziele sehen unter anderem die Erhaltung bestehender Zustande ehemaliger Kulturlandschaften vor Prunus serotina gilt daher im Naturschutzrecht als zu bekampfende Art da sie vor allem in Heidelandschaften und anderen Offenlandbiotopen die nicht erwunschte Sukzession durch Verbuschung erheblich beschleunigt Sie wird von den notwendigen Weidetieren weitgehend verschmaht In FFH Gebieten verandert sie die Baumartenzusammensetzung negativ und fuhrt zu einer Artenverarmung durch Verdrangung heimischer Pflanzenarten Demgegenuber werden ihre Auswirkungen auf die heimische Waldfauna eher positiv beurteilt Sie dient zahlreichen Gliederfussern Vogeln Saugetieren und Pilzen als Wirtspflanze und die Kirschen werden von Wildschweinen Rehen Fuchsen Baummardern Steinmardern Iltissen und Igeln sowie von 60 verschiedenen Vogelarten gefressen 1 Geschichte als invasive Pflanze in Europa Bearbeiten Bereits 1623 wurde die Spatbluhende Traubenkirsche nach Europa Paris gebracht Erste Erwahnungen fur Deutschland stammen aus dem Jahr 1685 Der Anbau erfolgte als Ziergeholz in Garten und Parks Da die Spatbluhende Traubenkirsche in ihrer Heimat auf armen Boden gute Wuchsleistungen erbringt und wertvolles Holz liefert erhoffte man ahnliche Eigenschaften beim Anbau in Deutschland Im spaten 19 Jahrhundert wurde im Rahmen sogenannter Fremdlanderversuchsanbauten die Eignung fur die Forstwirtschaft getestet Allerdings stellte sich heraus dass die Spatbluhende Traubenkirsche unter hiesigen Verhaltnissen in der Regel nur mehr oder weniger strauchformig wachst In den 1920er Jahren begann man in den Niederlanden mit grossflachigen Anpflanzungen Man erhoffte sich eine Erhohung der Bodenfruchtbarkeit in Nadelbaum kulturen auf Heideflachen und auf windexponierten Standorten Noch bis in die 1950er Jahre pflanzten manche bei Aufforstungen die Spatbluhende Traubenkirsche Wenige Jahre spater aber wurde sie als schadliche invasive Pflanze eingeschatzt und bekampft so in den Niederlanden seit 1963 als bospest Waldpest Denn sie kann eine dichte Strauchschicht bilden die viele forstwirtschaftliche Arbeiten erschwert und bei der Naturverjungung andere Geholze behindert Auch wenn bei den Bekampfungsmassnahmen eine betrachtliche Menge an Gestrupp entfernt wurde war der Erfolg nicht durchschlagend Die Spatbluhende Traubenkirsche entwickelt aus versehentlich vergessenen Wurzelstucken namlich sehr vitale Wurzelbrut die schneller wachst und dichtere Bestande bildet als Kernwuchse Herbizide erwiesen sich als wenig brauchbar da sie andere Gewachse ebenso schadigten und sich nachteilig auf den Boden auswirkten Nachhaltig erfolgreich war allein eine kombinierte Methode aus sorgfaltigem Absagen der Stamme gezieltem und nicht zu grossflachigem Ausbringen von Herbiziden sowie der Abdeckung von Stubben mit Folien um den Stockausschlagen das Licht zu nehmen Diese Art der Bekampfung ist aufwandig und teuer Einige Fachleute sind der Meinung dass sich die Bestande der Spatbluhenden Traubenkirsche bei Schlusswaldgesellschaften von Rotbuche oder Hainbuche aufgrund der starken Verschattung von allein wieder lichten werden wenn man die betroffenen Flachen einer ungestorten Sukzession uberlasst 1 In Erprobung befindet sich gegenwartig eine Form der biologischen Bekampfung mit dem Violetten Knorpelschichtpilz Chondrostereum purpureum Hierbei wird eine Myzelsuspension des Pilzes an frischen Schnittflachen der Spatbluhenden Traubenkirsche aufgetragen Aus bisher vorliegenden Untersuchungen wird deutlich dass Chondrostereum purpureum bei sachgerechter Applikation erhebliche Schadigungen bei Prunus serotina hervorrufen kann Da Chondrostereum purpureum in der Natur sehr haufig vorkommt und zudem relativ kurzlebig ist werden von der Anwendung als Mykoherbizid keine okologischen Auswirkungen auf die lokale Pilzflora oder andere Organismen befurchtet Die bisherigen Freilandversuche in den Waldern der Berliner Forsten lassen jedoch noch keine abschliessende Beurteilung uber die Praxistauglichkeit des Verfahrens zu 10 11 In Deutschland wird sie heute von vielen Forstwirten notgedrungen vorubergehend als Waldbaum akzeptiert 1 Literatur BearbeitenUwe Starfinger Die Einburgerung der Spatbluhenden Traubenkirsche Prunus serotina Ehrh in Mitteleuropa In Landschaftsentwicklung und Umweltforschung Nr 69 Technische Universitat Berlin Berlin 1990 ISBN 3 7983 1357 1 Zugleich Dissertation an der Technischen Universitat Berlin 1990 C Haag U Wilhelm Die Spatbluhende Traubenkirsche Arbeiten mit unerwunschter Baumart oder Verschleppung einer Katastrophe In AFZ der Wald Allgemeine Forstzeitschrift fur Waldwirtschaft und Umweltvorsorge 53 Jahrgang Heft 6 1998 S 276 279 Deutscher Landwirtschaftsverlag Munchen 1998 ISSN 1430 2713Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Torsten Vor Hermann Spellmann Andreas Bolte Christian Ammer Hrsg Potenziale und Risiken eingefuhrter Baumarten Baumartenportraits mit naturschutzfachlicher Bewertung Gottinger Forstwissenschaften Band 7 Universitatsverlag Gottingen 2015 ISBN 978 3 86395 240 2 PDF abgerufen am 10 Marz 2022 S 9 167 180 Scholz Scholz Prunus In Hildemar Scholz Hrsg Illustrierte Flora von Mitteleuropa Begrundet von Gustav Hegi 2 vollig neubearbeitete und erweiterte Auflage Band IV Teil 2B Spermatophyta Angiospermae Dicotyledones 2 3 Rosaceae 2 Teil Blackwell Berlin Wien u a 1995 ISBN 3 8263 2533 8 S 470ff Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 573 Mathilde Poyet Patrice Eslin Marie Heraude Vincent Le Roux Genevieve Prevost Invasive host for invasive pest when the Asiatic cherry fly Drosophila suzukii meets the American black cherry Prunus serotina in Europe In Agricultural and Forest Entomology Band 16 Nr 3 2014 ISSN 1461 9563 S 251 259 doi 10 1111 afe 12052 wiley com abgerufen am 24 November 2021 Lutz Roth Max Daunderer Kurt Kormann Giftpflanzen Pflanzengifte Vorkommen Wirkung Therapie allergische und phototoxische Reaktionen Mit Sonderteil uber Gifttiere 6 uberarbeitete Auflage Sonderausgabe Nikol Hamburg 2012 ISBN 978 3 86820 009 6 Dietrich Frohne Hans Jurgen Pfander Giftpflanzen Ein Handbuch fur Apotheker Arzte Toxikologen und Biologen 5 neu bearbeitete und erweiterte Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2004 ISBN 3 8047 2060 9 F Kroiher A Bolte Naturschutz und Biodiversitat im Spiegel der BWI 2012 In AFZ Der Wald 21 2015 Bundesamt fur Umwelt BAFU Invasive gebietsfremde Arten admin ch abgerufen am 6 August 2019 S Buholzer M Nobis N Schoenenberger S Rometsch Liste der gebietsfremden invasiven Pflanzen der Schweiz Hrsg Infoflora infoflora ch abgerufen am 6 August 2019 Paul Heydeck Malte Munte Der Violette Knorpelschichtpilz als Bioherbizid gegen Traubenkirsche In AFZ DerWald 4 2008 PDF 525 kB Malte Munte Spatbluhende Trauben Kirsche in Berlin In AFZ DerWald 13 2009 PDF 1 6 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spatbluhende Traubenkirsche Prunus serotina Album mit Bildern Videos und Audiodateien Spatbluhende Traubenkirsche FloraWeb de Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Prunus serotinaEhrh In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 10 November 2015 Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter 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