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Cyanogene Glycoside sind weit verbreitete Pflanzengifte aus der Gruppe der Glycoside Sie bestehen aus einem Glycosid d h einer Verbindung aus einem Alkohol und einem Kohlenhydrat Zucker das zusatzlich eine Nitrilgruppe CN tragt Bei der enzymatischen Spaltung entsteht daraus u a der giftige Cyanwasserstoff HCN auch Blausaure genannt daher die Bezeichnung cyanogen Spaltung von cyanogenen Glycosiden Inhaltsverzeichnis 1 Vertreter 2 Wirkung 2 1 Toxizitat der Blausaure 3 Cyanogene Pflanzen 3 1 Polymorphismen 4 LiteraturVertreter BearbeitenAmygdalin kommt in vielen Prunus Arten wie Pflaume Aprikose und Mandel vor Dhurrin findet sich in Sorghum und anderen Hirsen Linamarin kommt in Pflanzen wie Maniok Limabohne oder Flachs vor Lotaustralin kann aus Leguminosen Maniok der Limabohne der Rosenwurz Weiss Klee und anderen Pflanzen extrahiert werden Sambunigrin findet sich im Holunder Kirschlorbeer und Apfelsamen Simmondsin kommt in Jojoba vor Vicianin kommt im tropischen Goldtupfelfarn vor Linustatin und Neolinustatin kommen im Leinsamen vor Wirkung BearbeitenCyanogene Glycoside selbst haben keinen toxischen Effekt erst durch Spaltung des Molekuls kommt es zur Freisetzung der Blausaure HCN die den eigentlich giftigen Stoff darstellt Der Abbau erfolgt zunachst enzymatisch Durch eine mehr oder weniger spezifische b Glucosidase wird der Zuckeranteil meist Glucose abgespalten Es entsteht das freie Cyanhydrin Dieses zerfallt spontan oder enzymkatalysiert durch eine Hydroxynitril Lyase in ein Keton oder Aldehyd und HCN Entscheidend fur diesen als Cyanogenese bezeichneten Vorgang ist die initiale Abspaltung des Zuckeranteils Beispielsweise wird fur die Spaltung des Glycosids Linamarin das Enzym Linamarase benotigt Bei der intakten Pflanze liegen beide Stoffe in verschiedenen Organellen getrennt vor und das Glykosid bleibt erhalten Kompartimentierung Dies hat den Vorteil dass die Toxine erst dann freigesetzt werden wenn es zu einer Beschadigung der Pflanzenzellen etwa durch Insektenfrass kommt und so das Gift direkt produziert wird Dekompartimentierung Pflanzliche Abwehr von Herbivoren Toxizitat der Blausaure Bearbeiten Die von cyanogenen Glycosiden freigesetzte Blausaure ist fur alle Eukaryoten giftig Ursache hierfur ist dass die Blausaure in den Stoffwechsel der Mitochondrien eingreift HCN bindet an das zentrale Eisenion Sauerstoff Bindungsstelle des Enzyms Cytochrom c Oxidase welches eine grundlegende Redoxreaktion der Atmungskette ablaufen lasst Dadurch wird das Enzym irreversibel inaktiviert Wenn ein gewisser Anteil der Cytochrom c Oxidase durch HCN gebunden ist fallt die Atmungskette aus und der Organismus bekommt keine Energie mehr Cyanogene Pflanzen BearbeitenBeispiele von Pflanzen deren Toxizitat auf der Freisetzung von Blausaure aus cyanogenen Glycosiden beruht sind viele Rosaceen wie Pflaume Prunus domestica Schlehdorn Prunus spinosa Aprikose Prunus armeniaca Mandel Prunus dulcis Pfirsich Prunus persica Sauerkirsche Prunus cerasus Quitte Cydonia oblonga Farne wie der Goldtupfelfarn Phlebodium aureum Sorghumhirsen und Maniok Manihot esculenta Polymorphismen Bearbeiten Ein Polymorphismus von cyanogenen Glycosiden tritt in Europa bei verschiedenen Kleepopulationen beispielsweise beim Weissklee und Hornklee auf Durch Zuchtungsexperimente lasst sich feststellen dass zwei voneinander unabhangige Gene dafur verantwortlich sind Eines der Gene steuert die Synthese der cyanogenen Glycoside Nur wenn dieses dominant ist kann die Pflanze uberhaupt diese Substanzen produzieren Das zweite Gen ist fur das Enzym verantwortlich das erforderlich ist um die Glycoside zu spalten und damit gefahrlich zu machen Es gibt daher vier verschiedene Arten von Klee in Bezug auf ihre Toxizitat durch cyanogene Glycoside Nur wenn beide Gene dominant sind kommt es zur toxischen Wirkung Andernfalls konnen die Pflanzen zwar die Glycoside synthetisieren lassen sie jedoch nicht entfalten Oder es sind die Enzyme vorhanden jedoch keine Glycoside die gespalten werden konnten Im vierten Fall sind weder Glycoside noch Enzyme vorhanden Welche Gene die Pflanze in sich tragt lasst sich durch chemische Tests untersuchen Man gibt frische Blatter in ein Testrohrchen zerquetscht sie kurz mit einem Glasstab zusammen mit einem Tropfen Chloroform und verschliesst das Rohrchen mit einem Stopfen von dem ein Stuck in Pikrinsaure Losung getauchtes Filterpapier herunterhangt Eine Rotfarbung innerhalb einer Stunde zeigt an dass Blausaure vorhanden ist und damit beide Gene dominant sind Literatur BearbeitenJeffrey B Harborne Okologische Biochemie Eine Einfuhrung Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin Oxford 1995 ISBN 3 86025 245 3 Schilderung der Wirkungen von Pflanzenstoffen auf Tiere Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cyanogene Glycoside amp oldid 218168050