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Das Stadtklima ist von der World Meteorological Organization WMO als gegenuber dem Umland verandertes Lokalklima definiert Sehr dichte Bebauung und fehlende Vegetation sowie die Emission von Luftschadstoffen und Abwarme konnen in Stadten zu einer hoheren Durchschnittstemperatur und Schadstoffkonzentration sowie zu niedrigeren Luftfeuchtigkeiten und Windgeschwindigkeiten fuhren als im landlichen Umland vorherrschen Stadtklima kann gesundheitliche Schaden erhohte Sterblichkeit und Krankheiten und Veranderungen der Flora und Fauna verursachen Inhaltsverzeichnis 1 Klimafaktoren 2 Stadtische Warmeinsel 3 Kuhlende Faktoren 4 Stadtische Niederschlage 5 Stadtisches Windfeld 6 Lufthygiene 7 Stadtische Strahlungsbilanz 8 Generalisierte Gliederung der Stadtatmosphare 9 Auswirkungen auf Gesundheit und Okologie 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseKlimafaktoren BearbeitenDas Stadtklima wird von verschiedenen Klimafaktoren gepragt die sich in zwei Kategorien einteilen lassen naturliche Faktoren anthropogene FaktorenZu den naturlichen Faktoren werden die geographische Lage das Relief die Hohenlage und der Anteil der noch bestehenden naturnahen Oberflachen innerhalb des Stadtgebietes gezahlt Zu den anthropogenen Faktoren gehoren im Wesentlichen die Art und Dichte der Bebauung das Warmespeichervermogen der Baustoffe und der Versiegelungsgrad des Bodens Durch sie wird in Stadten und industriellen Ballungsraumen der Strahlungs und Warmehaushalt beeinflusst Dazu kommt aus lufthygienischer Sicht die Art und Zahl der Emittenten Industrie Haushalt Kraftfahrzeuge im Stadtgebiet die bodennah und bodenfern durch Abgase Staube und Abwarme das Stadtklima beeinflussen Durch ihr Zusammenwirken bestimmen diese naturlichen und anthropogenen Faktoren die jeweilige Auspragung des Stadtklimas Dies bedeutet dass kein einheitliches Stadtklima existieren kann Stadtische Warmeinsel Bearbeiten nbsp Temperaturprofil einer StadtDie Warmeinsel ist ein typisches Merkmal des Stadtklimas und wird durch die Wechselwirkung mehrerer unterschiedlicher Effekte hervorgerufen Durch die starke Aufwarmung tagsuber und die eingeschrankte Abkuhlung nachts werden die Stadte im Vergleich zum Umland deutlich warmer Durch die Geometrie der Bebauung vergrossert sich die Oberflache auf der Sonnenstrahlung absorbiert wird Dies fuhrt besonders in austauscharmen sommerlichen Schonwetterperioden zu einer Aufheizung der Baukorper Im Gegensatz zu unbebauten Flachen wirken bebaute Flachen wie ein Warmespeicher Der Boden unbebauter Flachen heizt sich durch die Beschattung durch die Vegetation und deren Verdunstungsleistung weniger stark auf In Strahlungsnachten kann gering bedeckter naturlicher Boden seine Warmeenergie durch Warmestrahlung wieder abgeben Uber unbebauten Wiesenflachen kuhlt sich die Luft nachts daher schneller ab Im Gegensatz dazu heizen sich bebaute Gebiete durch Sonneneinstrahlung sehr viel starker auf Der Einfallswinkel der Sonne wird durch die senkrechten Fassaden direkter Horizontuberhohung ausserdem fehlt meist die Vegetation die Schatten spendet und mit Verdunstungsleistung die Luft abkuhlen kann Der verbaute Stein heizt sich schneller auf Er ist aber auch ein besserer Warmespeicher und gibt seine Warme nachts langsamer ab Die Luft in der Umgebung kann sich so nicht mehr abkuhlen Die nachtliche Abstrahlung der Warme wird auch durch die Einengung des Horizonts in Strassenschluchten teilweise unterbunden Es treten Mehrfachreflexionen an den Hauserwanden auf Die Luftzirkulation und der Zustrom bzw das Einsickern von kuhlerer Luft aus dem Umland oder aus grosseren Grunflachen wird ausserdem durch die Bebauung eingeschrankt Wenn Emittenten in sogenannte Kaltluftschneisen gebaut werden Verkehrs und Industrieanlagen wird die nun langsamer zufliessende Kaltluft mit Schadstoffen angereichert Die erhohte Partikelkonzentration in der stadtischen Luft dampft ihrerseits nochmals die Abstrahlung von Warme Ein weiterer Faktor der zur Erwarmung der Innenstadte fuhrt ist die grossraumige Flachenversiegelung Niederschlagswasser lauft daher schnell ab und steht nicht fur die Verdunstung zur Verfugung Da die Verdunstung Warme verbraucht fuhrt auch dieser Effekt zu einer geringeren Abkuhlung oder umgekehrt zu einer Erwarmung der Stadte Ein wesentlicher Beitrag zur Erwarmung wird durch Heizungen und industrielle Prozesse geliefert Diese Warme wird in Hausern und versiegelten Flachen starker aufgenommen Der Temperaturunterschied kann in grossen Stadten bis zu 10 C betragen 1 Jedoch kann dieser Beitrag zur urbanen fur die globale Erwarmung vernachlassigt werden 2 Mit dem Infrarot Aufnahmeverfahren konnen Oberflachentemperaturen ermittelt und farbig dargestellt werden Kuhlende Faktoren BearbeitenHaupteinwirkung zur Kuhlung ist zum einen die Stromungsluft von Flussen und Bachen Bedeutsam konnen auch Kaltluftabflusse insbesondere aus einem Kaltluftentstehungsgebiet sein wenn die Hangneigung mindestens 1 bis 2 Grad ca 1 bis 3 m Gefalle auf 100 m betragt 3 Zum anderen sorgen unterirdische Hohlraume wie Kanalnetze U Bahn oder Unterfuhrungen fur weitere Abkuhlung Diese geben nicht so viel Warme ab wie das bei Erdmasse der Fall ware und kuhlen bei Wind zusatzlich schneller ab Das ist gut bei Brucken zu beobachten auf denen sich bei Kalte schneller Glatteis bildet Kurioserweise ist aber auch eine dichte und hohe Oberflachenbebauung ein Vorteil Zwar speichert und gibt sie die Warme langer ab ist dafur aber gleichzeitig ein Schatten spender Zusatzlich zum Schatten nimmt die Verdunstung durch Baume viel Energie auf und wirkt sich somit kuhlend auf ihr Umfeld ab 4 Stadtische Niederschlage Bearbeiten nbsp Niederschlags Wochengang Hamburg G Kiesel nach Daten der Wetterstation am Gymnasium OhmoorDurch die Auspragung der Warmeinsel 5 ist die relative Luftfeuchtigkeit in Stadten gegenuber dem Umland geringer 6 Dennoch ist zu beobachten dass Starkregen und Gewitter hier haufig doppelt so lang anhalten und mehr Niederschlag abgeben Ursache hierfur ist eine deutlich hohere Konzentration an Kondensationskernen 7 Diese resultieren aus den Emissionen von Industrie und Autoverkehr Der Einfluss des Verkehrs ist dabei stark und lasst sich im wochentlichen Niederschlagsgang beobachten So kommt es mit dem nach dem Wochenende verstarkt einsetzenden Verkehr am Dienstag bis Mittwoch vermehrt zu Niederschlagen und daraufhin erneut am Freitag bis Samstag 8 Stadtisches Windfeld BearbeitenDie Rauheit der Oberflache ist in bebauten Gebieten grosser als in unbebauten Dadurch ist die Windgeschwindigkeit in Stadten im Mittel niedriger als in freiem Gelande An Gebauden entstehen je nach Windrichtung Leewirbel die kleinraumig starke Boen hervorrufen konnen Zudem konnen an Bebauungslucken Duseneffekte auftreten welche die Windgeschwindigkeit ebenfalls raumlich und zeitlich begrenzt stark erhohen konnen Hochhauser die weit uber das mittlere Dachniveau einer Stadt hinausragen konnen unter Umstanden das starkere Windfeld aus hoheren Luftschichten ablenken und am Fuss des Gebaudes heftige Boen und Verwirbelungen hervorrufen Lufthygiene BearbeitenDurch eine Vielzahl von Schadstoffemissionen Hausbrand Strassenverkehr Industrie ist die chemische Zusammensetzung der Luft in Stadten verandert Da aufgrund der geringeren mittleren Windgeschwindigkeit der Luftaustausch in Stadten ebenfalls eingeschrankt ist konnen sich Luftschadstoffe anreichern Dies kann vor allem im Sommer zu tropospharischer Bildung des Reizgases Ozon fuhren Stadtische Strahlungsbilanz BearbeitenDie Strahlungsbilanz hangt immer vom Zenitstand der Sonne und der Trubung der Atmosphare ab Somit kann man auch erklaren warum in der Stadt die Strahlungsbilanz geringer ist als die vom Umland Durch die Dunstglocke uber der Stadt kann die Verringerung der Globalstrahlung gegenuber dem unbebauten Umland bis zu 20 betragen Je nach Jahreszeit und nach Wetterbedingungen ist die UV Strahlung in der Stadt bis zu 35 geringer als im Umland Dies geht auf die Absorption der UV Strahlung durch das bodennahe Ozon sowie die Reflexion an Staubpartikeln zuruck Zuweilen kann die UV Strahlung in der Stadt hoher sein als im Umland da sich Ozon erst nach mehreren Reduktionsschritten aus verschiedenen Vorlaufergasen bildet Generalisierte Gliederung der Stadtatmosphare BearbeitenAufgrund der grosseren Rauigkeit der Stadtoberflache und dem insgesamt hohen Warmeeintrag kann eine generalisierte Gliederung der Stadtatmosphare erfolgen 9 Stadthindernisschicht Diese reicht vom Grund bis zum mittleren Dachniveau engl Urban Canopy Layer UCL Stadtreibungsschicht engl Urban Roughness Sublayer URS Diese ist charakterisiert durch eine hohe Rauigkeit des bodennahen Stadtkorpers Stadtische Mischungsschicht engl Urban Mixing Layer UML Die freie Atmosphare FA schliesst sich uber dem Stadtkorper ab einer Hohe von mehreren Kilometern an und beginnt dort wo der Einfluss der Stadtoberflache auf die Atmosphare endet Im Vergleich zum unbebauten Umland beginnt diese uber dem Stadtkorper in grosserer Hohe Auswirkungen auf Gesundheit und Okologie BearbeitenEine Studie in Bezug auf die zukunftige Sterblichkeit in China sagt fur das Jahr 2060 einen Anstieg von 78 bei der die Ursache auf Hitzewellen und Klimafolgen zuruckzufuhren sind voraus 10 Literatur BearbeitenKarsten Brandt Mikroklima Meteorologie in der Nahe des Erdbodens ISBN 3 9807827 5 1 Claus Rink Heyo Eckel Ulrich Huttemann Der Stadtebau verandert das Klima In Deutsches Arzteblatt 96 15 S A974 Koln 1999 ISSN 0012 1207 Landeshauptstadt Stuttgart Referat Stadtebau und Umwelt Amt fur Umweltschutz Abteilung Stadtklimatologie in Verbindung mit der Abteilung Kommunikation Hrsg Schriftenreihe des Amtes fur Umweltschutz Heft 3 2010 Der Klimawandel Herausforderung fur die Stadtklimatologie ISSN 1438 3918 W Kuttler Stadtklima Teil 1 Grundzuge und Ursachen In Umweltwissenschaften und Schadstoffforschung Zeitschrift fur Umweltchemie und Okotoxikologie 16 3 2004 S 187 199 ISSN 0934 3504 W Kuttler Stadtklima Teil 2 Phanomene und Wirkungen In Umweltwissenschaften und Schadstoffforschung Zeitschrift fur Umweltchemie und Okotoxikologie 16 4 2004 S 263 274 ISSN 0934 3504 A Kratzer Das Stadtklima 2 neubearbeitete Auflage Braunschweig 1956 Schmidt Andreas 1994 Dem Stadtklima auf der Spur Geowissenschaften 12 1 18 20 doi 10 2312 geowissenschaften 1994 12 18 Weblinks Bearbeitenenvi met com Ein mikroklimatisches Stadtklima Modell stadtklima stuttgart de Informationen zu Klima Luft und Larm nicht nur fur Stuttgart bautschweb de Wetterstation am Gymnasium Ohmoor mit Wetterdaten im Excel Format stadtentwicklung berlin de Gesamtangebot der Karten zum Stadtklima der Bundeshauptstadt Berlin im Umweltatlas Berlin stadt und klimawandel de Urbane Strategien zum Klimawandel Austausch von Praxis und WissenschaftEinzelnachweise Bearbeiten Wetter und Klima Deutscher Wetterdienst Stadtische Warmeinsel Deutscher Wetterdienst abgerufen am 16 August 2019 Thomas C Peterson Kevin P Gallo Jay Lawrimore Timothy W Owen Alex Huang Global rural temperature trends In Geophysical Research Letters Band 26 Nr 3 1999 ISSN 1944 8007 S 329 332 doi 10 1029 1998GL900322 Kaltluftabflusse Klimaatlas NRW Memento des Originals vom 29 Juli 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www klimaatlas nrw de Strasburger Lehrbuch der Botanik Spektrum Heidelberg 2008 S 423 ISBN 3 8274 1455 5 Charakteristik und Erscheinungsformen des Stadtklimas Kapitel 2 3 In Stadtebauliche Klimafibel Online Ministerium fur Landesentwicklung und Wohnen Baden Wurttemberg abgerufen am 24 November 2022 Charakteristik und Erscheinungsformen des Stadtklimas Kapitel 2 4 In Stadtebauliche Klimafibel Online Ministerium fur Landesentwicklung und Wohnen Baden Wurttemberg abgerufen am 24 November 2022 K Heinke Schlunzen Wolfgang Riecke Benjamin Bechtel Marita Boettcher Saskia Buchholz David Grawe Peter Hoffmann Ronny Petrik Robert Schoetter Kristina Trusilova amp Sarah Wiesner Stadtklima in Hamburg In Hamburger Klimabericht Abgerufen am 24 November 2022 Stadtklima In Wetter und Klimalexikon DWD abgerufen am 24 November 2022 Wilhelm Kuttler Stadtklima Teil 2 Phanomene und Wirkungen In Stadtklima Teil 2 Phanomene und Wirkungen Abgerufen am 8 Februar 2021 Huiqi Chen Liang Zhao Liangliang Cheng Yali Zhang Huibin Wang Kuiying Gu Junzhe Bao Jun Yang Zhao Liu Jianbin Huang h Yidan Chen Xuejie Gao Ying Xu Can Wang Wenjia Cai Peng Gong Yong Luo Wannian Liang and Cunrui Huang Projections of heatwave attributable mortality under climate change and future population scenarios in China In Projections of heatwave attributable mortality under climate change and future population scenarios in China The Lancet Regional Health Western Pacific abgerufen am 30 November 2022 englisch Normdaten Sachbegriff GND 4134931 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stadtklima amp oldid 229837569