www.wikidata.de-de.nina.az
Das Schloss Linsberg ist eine barocke Schlossanlage in der niederosterreichischen Ortschaft Linsberg der Marktgemeinde Bad Erlach Die Anlage ist eine mittelalterliche Grundung die im 15 bis 16 Jahrhundert erweitert wurde In der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts in schlechtem baulichen Zustand liess ihr damaliger Eigentumer ein Hofmeister des Wiener Neustadter Bischofs sie wieder instand setzen und zu einem Schloss umbauen Er gab ihr zugleich ein gleichmassiges barockes Aussehen Im 19 Jahrhundert folgten dann sowohl am Haupthaus als auch am Komplex der Wirtschaftsgebaude verschiedene Veranderungen im Stil des Historismus Wohntrakt des Schlosses Linsberg Westseite 2007 Die Anlage steht unter der Bezeichnung Schloss Thurnhof zu Linsberg seit 1971 unter Denkmalschutz 1 2 Das Schloss und der dazugehorige Schlosspark sind in Privatbesitz und offentlich nicht zuganglich aber von der Strasse aus gut einsehbar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Hauptschloss 2 2 Kapelle und Glockenturm 2 3 Wirtschaftsgebaude 2 4 Schlosspark 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Schloss Linsberg im Franziszeischen Kataster um 1820 Schon im sogenannten Traditionskodex des Klosters Vornbach wird um 1126 ein Konrad von Linsberg Chunradus de Linsperge erwahnt der ein weiteres Mal in einer Urkunde aus der Zeit um 1150 genannt wird Es kann deshalb davon ausgegangen werden dass es zu jener Zeit bereits einen befestigten Edelsitz in Linsberg gegeben hat 3 1403 war dieser Sitz Eigentum des Mert Grymm Sein Nachfahr Hanns Grymm erhielt die Erlaubnis ihn auch an Tochter vererben zu durfen und so gelangte das Gut Linsberg 1458 durch die Heirat einer Tochter von Hanns Grymm an Niclas Waldner 4 Schon zwei Jahre spater gehorte der Edelsitz Thurnhof an Linzberg Anton Himmelberger von Himmelberg dem Jungeren ehe ihn 1463 Kaiser Friedrich III erwarb Im Jahr 1467 belehnte dieser die Augustiner Chorherren des St Ulrichsklosters vor den Toren von Wiener Neustadt damit bevor die Anlage 1551 an das Bistum Wiener Neustadt gelangte 5 Die Bischofe nutzten die Anlage zeitweise als Sommersitz 6 Der Hofmeister des Wiener Neustadter Bischofs Franz Anton von Puchheim Martin Franz Bartl loste das inzwischen verschuldetet Gut im Jahr 1714 aus und bekam es am 18 Januar 1718 endgultig uberlassen 7 Damit verbunden war die Auflage ein neues Haus anstatt des alten verfallenen Gebaudes zu errichten Schloss Linsberg auf einem Gemalde von F Hell aus dem Jahr 1858Unter Bartl der auf Initiative seines Dienstherrn das Adelspradikat Edler von Thurnhof erhielt wurde um 1730 8 unter Einbezug der vorhandenen ruinosen Bausubstanz ein dreiflugeliger Schlossbau im Stil des Barocks errichtet Nach dem Tod des Schlossherrn im April 1737 wechselte die Anlage in den darauffolgenden 150 Jahren haufig die Eigentumer Zu diesen zahlten unter anderem die Familien von Rettenberg von Schillsohn von Starhemberg von Schlabrendorf von Auersperg von Pergen von Radossevich und von Furstenwarther 7 1863 gelangte das Anwesen an den Finanzmann und Grossindustriellen Ludwig Josef Haber der am 30 November 1869 das Freiherrenpradikat von Linsberg erhielt 9 Sein Sohn Louis vermachte den Besitz Hermann Schenker dem Sohn seiner Frau aus deren erster Ehe 9 Seinen Nachfahren gehort er auch heute noch Im Jahr 1945 wurde das Schloss geplundert und sein Inneres verwustet 10 anschliessend aber wieder zu Wohnzwecken hergerichtet Seit 1974 wurden sukzessive Renovierungs und Restaurierungsarbeiten am Hauptgebaude durchgefuhrt zuletzt 2011 Beschreibung BearbeitenDie Schlossanlage Linsberg besteht aus einem Hauptschloss einer daran anschliessenden Schlosskapelle mit freistehendem Glockenturm und einem Gebaudekomplex sudwestlich des Hauptschlosses der aus Wirtschaftsgebauden des Anwesens entstand Noch bis in die 2010er Jahre gehorte auch das sogenannte Gartnerhaus zum Anwesen Von ihm steht heute nur noch ein Vierecksturm Hauptschloss Bearbeiten Das Hauptschloss ist eine dreiflugelige Anlage in Hufeisenform die nach Osten geoffnet ist und deren Trakte einen Hof umschliessen Sie besitzt zwei Geschosse von denen das Obergeschoss die Beletage ist Sie sind an der Fassade durch ein Gesims in Form eines Putzbandes deutlich voneinander getrennt Die Rechteckfenster in der Beletage weisen geschwungene Verdachungen mit Pflanzenornamenten auf Der Nordtrakt besitzt an der Ostseite einen Volutengiebel dem Westtrakt mit seiner tonnengewolbten Tordurchfahrt ist eine Balustrade vorgelagert Im sudlichen Flugel befindet sich die alteste Bausubstanz der Anlage die 1 10 bis 1 20 Meter dicken Mauern eines 7 40 11 60 Meter messenden mittelalterlichen Wohnturms dessen Mauerreste noch bis zu einer Hohe von etwa acht Metern vorhanden sind 3 Dieser alteste Bauteil stand auch fur den Namen der Anlage Pate Aus Turmhof wurde im Laufe der Zeit Thurnhof 11 wie das Schloss auch heute noch manchmal genannt wird Der Sudtrakt des Hauptschlosses wurde im 19 Jahrhundert im Stil des Historismus verandert Aus jener Zeit stammt zum Beispiel der sogenannte Tudor Turm an der Sudost Ecke des Flugels Seine beiden unteren Geschosse haben eine annahernd quadratische Form und besitzen eine Seitenlange von ca vier Metern 11 Die Ecken sind durch eine Rustika aus Putz betont Das oberste Geschoss weist eine achteckige Form auf die von einem Zinnenkranz bekront ist Nach 1858 wurde zudem eine zweigeschossige Loggia gestaltet die im Erdgeschoss drei rundbogige Offnungen und im Obergeschoss drei rechteckige Offnungen besitzt Kapelle und Glockenturm Bearbeiten Die Kapelle schliesst sich dem Hauptschloss an dessen Nordwest Ecke an Zwischen dem Traufgesims und einem etwas tiefer sitzenden Gesims verlauft ein Fries aus ornamentierten Terrakottafliesen An der Westseite ist der Kapelle ein kleiner Vorbau mit Dreiecksgiebel vorgebaut der den Eingang aufnimmt Das Giebelfeld ist mit Applikationen aus Terrakotta dekoriert Diese sind ebenso wie der Fries nicht der Erbauungszeit im Barock zuzurechnen sondern stammen wahrscheinlich aus der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts 9 Das Untergeschoss des Kapellenbaus wird von dem sogenannten Mostkeller eingenommen ein mit Tonnengewolbe ausgestatteter Raum der durch die Inschrift eines Steins auf das Jahr 1735 datiert werden kann 12 Der Kapellenraum ist 8 20 Meter lang und zwischen 5 80 und 6 20 Meter breit 12 Wande und Decke sind mit polychromen Malereien verziert Sowohl die Empore an der nordlichen Stirnseite als auch der ihr gegenuber stehende Altar stammen aus der Barockzeit Die Nordseite der Kapelle grenzt unmittelbar an eine Strasse Jenseits davon liegt das sogenannte Presshaus das als tonnengewolbter Keller zum Teil in den dort anstehenden Hang gebaut ist Daruber ist eine Terrasse mit Balustrade angelegt worden die zugleich als Vorplatz fur den nordlich davon stehenden dreigeschossigen Glockenturm dient Dessen Fassade ist durch Putzpilaster mit Kapitellen vertikal gegliedert Direkt unter dem geschwungenen Traufgesims sind an allen vier Seiten des quadratischen Turms Ziffernblatter angebracht Der Dachstuhl stammt noch aus der Erbauungszeit gleiches gilt fur die reichverzierte Glocke Sie tragt eine Widmungsinschrift ihres Stifters Martin Franz Bartl sein Wappen und in romischen Ziffern die Jahreszahl 1735 13 Wirtschaftsgebaude Bearbeiten Gebaudekomplex mit Villa und Muhlenbau des Schlosses 2007 Sudwestlich des Hauptschlosses liegt ein Gebaudekomplex der aus der einstigen Schlossmuhle entstanden ist Diese liess Martin Franz Bartl zwischen 1714 und 1718 wiederherstellen Sein Wappen hangt an der Aussenseite uber dem Nordtor des Gebaudekomplexes das von einem polygonalen Turmaufsatz bekront wird Dieser Bau wurde aber vermutlich erst unter Anton Georg Wittmann in den Jahren 1856 1857 errichtet weshalb anzunehmen ist dass Bartls Wappen zuvor an einem anderen Ort angebracht war und spater an seinen heutigen Ort transferiert wurde 14 Gleichzeitig wurde die bis dahin vorhandene Bausubstanz uberformt und erweitert Wittmanns Wappen findet sich hofseitig uber der Durchfahrt des Sudtors Einige Zeit danach wurden die Gebaude an der Westseite niedergelegt und durch den heutigen Villenbau ersetzt Die Jahreszahl 1871 an seiner Wetterfahne deutet darauf hin dass die Villa in jenem Jahr fertiggestellt worden ist 15 Bauherr ware demnach der Freiherr Ludwig Josef Haber gewesen Der gesamte Komplex ist ein typisches Beispiel fur den romantischen Historismus des 19 Jahrhunderts Schlosspark Bearbeiten Der Landschaftsgarten aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts 16 ist in seinen Grundzugen grosstenteils noch erhalten Zu seinem altesten Geholzbestand gehoren Silberpappel Hangehainbuche Hainbuche Traubeneiche Winterlinde Blutbuche Platane Lawsons Scheinzypresse und Wacholder 17 Ausserdem steht im Park ein alter Riesenmammutbaum der 1873 gepflanzt wurde 18 Der Stammumfang des ungefahr 37 Meter hohen Baumes betragt am Boden 12 30 Meter 18 Ein im nordlichen Teil des Parks stehender neugotischer Turm mit Spitzbogenfenstern und Gewolbe sturzte im 21 Jahrhundert ein und wurde aus Sicherheitsgrunden Anfang 2011 abgetragen 19 Andere Parkelemente wie gemauerte Brucken ein Wasserbassin und zwei allegorische Figuren die Fruhling und Winter darstellen sind hingegen noch erhalten 17 Literatur BearbeitenPeter Aichinger Rosenberger u a Bearb Dehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Niederosterreich sudlich der Donau Teil 1 A L Berger Horn Wien 2003 ISBN 3 85028 364 X S 1233 1234 Eva Berger Historische Garten Osterreichs Garten und Parkanlagen von der Renaissance bis um 1930 Band 1 Niederosterreich Burgenland Bohlau Wien Koln Weimar 2002 ISBN 3 205 99305 5 S 356 357 Digitalisat Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung In Unser Neustadt Blatter des Wiener Neustadter Denkmalschutzvereines Nr 1 2 2013 ISSN 0042 0484 S 1 16 Digitalisat Felix Halmer Burgen und Schlosser im Raume Bucklige Welt Semmering Rax Birken Wien 1969 S 26 ff Ernst Katzer Der Thurnhof zu Linsberg In Unser Neustadt Blatter des Wiener Neustadter Denkmalschutzvereines Jg 24 Nr 2 1980 ISSN 0042 0484 S 1 4 Weblinks Bearbeiten Commons Schloss Linsberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schloss Linsberg In burgen austria com Private Website von Martin Hammerl abgerufen am 1 Januar 1900 Schloss Linsberg im Kulturatlas OsterreichEinzelnachweise Bearbeiten Osterreichisches Bundesdenkmalamt Hrsg Niederosterreich unbewegliche und archaologische Denkmale unter Denkmalschutz Stand 17 Januar 2018 S 70 PDF 2 1 MB Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 4 a b Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 13 Ernst Katzer Der Thurnhof zu Linsberg 1980 S 1 Ernst Katzer Der Thurnhof zu Linsberg 1980 S 2 Schloss Linsberg im Kulturatlas Osterreich Zugriff am 6 Oktober 2018 a b Ernst Katzer Der Thurnhof zu Linsberg 1980 S 3 Eva Berger Historische Garten Osterreichs Garten und Parkanlagen von der Renaissance bis um 1930 Band 1 2002 S 356 a b c Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 8 Gerhard Stenzel Von Schloss zu Schloss in Osterreich Kremayr amp Scheriau Wien 1976 ISBN 3 218 00288 5 S 195 a b Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 6 a b Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 9 Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 10 Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 15 Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 11 Peter Aichinger Rosenberger u a Berb Dehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs Niederosterreich sudlich der Donau Teil 1 2003 S 1233 a b Eva Berger Historische Garten Osterreichs Garten und Parkanlagen von der Renaissance bis um 1930 Band 1 2002 S 357 a b Mammutbaumregister fur Osterreich des Projekts Mammutbaum e V Zugriff am 6 Oktober 2018 Ralf Groninger Schloss Linsberg bei Bad Erlach Ergebnisse einer bauhistorischen Untersuchung 2013 S 1 Burgen und Schlosser im Industrieviertel Schloss Achau Schloss Altkettenhof Burgruine Arnstein Schloss Braiten Schloss Brunn Schloss Deutsch Altenburg Ruine Dunkelstein Schloss Ebenfurth Schloss Ebergassing Schloss Ebreichsdorf Schloss Eichbuchl Burgruine Emmerberg Burg Feistritz am Wechsel Schloss Fischau Schloss Frohsdorf Franzensburg Schloss Gaaden Schloss Gainfarn Schloss Gloggnitz Burg Grimmenstein Deutschordensschloss Gumpoldskirchen Burgruine Gutenstein Burgruine Hainburg Burgruine Hernstein Schloss Hernstein Ruine Hohlturm Schloss Hoyos Schloss Hunyadi Burgruine Johannstein Burgruine Kammerstein Schloss Katzelsdorf Burgruine Kirchschlag in der Buckligen Welt Burgruine Klamm Wasserschloss Kottingbrunn Burg Kranichberg Schloss Krumbach Schloss Lanzendorf Burg Lanzenkirchen Schlosser von Laxenburg Schloss Leesdorf Burg Liechtenstein Schloss Liechtenstein Schloss Linsberg Burgruine Losenheim Schloss Mayerling Ruine Merkenstein Schloss Merkenstein Burgruine Modling Schloss Mollersdorf Burg Perchtoldsdorf Schloss Petronell Schloss Pitten Schlossruine Pottendorf Schloss Pottschach Schloss Prugg Burgruine Puchberg Schloss Purkersdorf Burgruine Rauheneck Burgruine Rauhenstein Schloss Reichenau Schloss Rohrau Schloss Rothmuhle Schloss Rothschild Burg Scharfeneck Schloss Schleinz Schloss Schonau Burgruine Schrattenstein Schloss Schwarzau am Steinfelde Burgruine Schwarzenbach Burg Seebenstein Schloss Seibersdorf Burgruine Starhemberg Burgruine Stickelberg Burg Stixenstein Burgruine Stolzenworth Schloss Strelzhof Schloss Stuppach Burgruine Thernberg Schloss Trautmannsdorf Schloss Tribuswinkel Schloss Trumau Schloss Vosendorf Schloss Voslau Schloss Vostenhof Burg Wartenstein Villa Wartholz Schloss Wasenhof Schloss Weikersdorf Schloss Weilburg Burg Wiener Neustadt Burg Wildegg Burgruine Ziegersberg 47 72766432 16 19884974 Koordinaten 47 43 39 6 N 16 11 55 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Linsberg amp oldid 223066951