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Savielly Grigoriewitsch Tartakower auch Xavier Tartakower Ksawery Tartakower 21 Februar 1887 in Rostow am Don Russisches Kaiserreich 5 Februar 1956 in Paris war ein polnisch franzosischer Schachspieler und Buchautor Savielly TartakowerVerband Polen Polen bis 1939 Frankreich Frankreich nach 1939 Geboren 21 Februar 1887Rostow am DonGestorben 5 Februar 1956ParisTitel Grossmeister 1950 Beste Elo Zahl 2719 Januar 1921 Historische Elo Zahl Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schachkarriere 3 Schachjournalismus und Schriftstellerei 4 Charakteristik durch Zeitgenossen 5 Beitrage zur Schachtheorie 6 Partien 7 Werke 8 Quellen 9 Einzelnachweise 10 WeblinksLeben BearbeitenSavielly Tartakower wurde in Rostow am Don als Sohn eines osterreichischen Vaters und einer polnischen Mutter geboren Die ursprunglich dem Judentum angehorende Familie konvertierte zum romisch katholischen Glauben Tartakower selbst kehrte in spateren Jahren zur judischen Religion zuruck 1 Die Eltern die in Rostow zu Ansehen und Wohlstand gekommen waren betrieben einen Kaufladen in der Innenstadt Tartakower hatte einen Bruder Arthur 1888 1914 im Ersten Weltkrieg auf Seiten Osterreichs er spielte ebenfalls Schach und zwei Schwestern Die Eltern schickten die beiden Sohne zur Ausbildung in die Schweiz und nach Osterreich Im Februar 1911 wurden die Eltern bei einem Raububerfall in ihrer Wohnung ermordet 2 Tartakower besuchte von 1899 bis 1904 in Genf und in seiner Heimatstadt das Gymnasium Nach dem Abitur studierte er von 1904 bis 1909 Rechtswissenschaft an der Universitat Wien wo er auch zum Doktor der Rechte promoviert wurde Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges war er Advokaturskandidat in Wien 2 Am Ersten Weltkrieg nahm Tartakower als Offizier der osterreichisch ungarischen Armee teil Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Habsburgermonarchie verlor Tartakower seine osterreichische Staatsburgerschaft und erhielt kurzfristig die ukrainische die aber bald darauf durch die polnische ersetzt wurde obwohl Tartakower der fliessend Deutsch Russisch und Franzosisch beherrschte kein Polnisch sprach 3 Ab 1924 lebte er in Frankreich Wahrend des Zweiten Weltkrieges war er unter dem Pseudonym G Cartier Angehoriger der Freien Franzosischen Streitkrafte und hatte dort den Rang eines Leutnants inne Nach dem Fall Frankreichs konnte er sich nach England retten 4 Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er die franzosische Staatsburgerschaft 5 Tartakower wurde auf dem Cimetiere parisien de Pantin begraben Die Grabstelle ist auf der Homepage der Friedhofsverwaltung dokumentiert hat aber keinen Gedenkstein Sie befindet sich in einem weitgehend verwahrlosten Teil des Friedhofs Schachkarriere BearbeitenTartakower erlernte das Schachspiel 1897 von seinem Vater 6 Nach Tartakowers Worten habe ihn der Schachteufel jedoch erst kurz nach dem Abitur gepackt Er begann anschliessend sich dem Spiel mit grosser Intensitat zu widmen 7 Nach seinem Studium betrieb er es als Berufsspieler Tartakower gewann zahlreiche Turniere 1906 erhielt er nach seinem Sieg beim Hauptturnier in Nurnberg den Meistertitel verliehen 1920 gewann er gemeinsam mit Ernst Grunfeld in Wien 1926 in Bartfield zusammen mit Hermanis Matisons sowie 1926 27 das Neujahrsturnier von Hastings 1927 siegte er in Kecskemet und gemeinsam mit Aaron Nimzowitsch in Bad Niendorf und London ebenfalls geteilt mit Nimzowitsch 1927 28 wiederholte er seinen Vorjahrstriumph in Hastings 1928 folgte ein Sieg in Scarborough 1930 Siege in Nizza und Luttich Fur 1933 ist sein zweiter Platz hinter Weltmeister Alexander Aljechin in Paris erwahnenswert 1934 war er geteilter 1 3 in Barcelona Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang ihm sein dritter Erfolg in Hastings 1945 46 ausserdem Siege in Baarn 1947 Venedig 1947 Beverwijk 1949 und Southsea 1950 zusammen mit Arthur Bisguier Tartakower gewann zudem mehrere Wettkampfe 1906 schlug er Paul Johner in Nurnberg 5 2 5 2 1913 Rudolf Spielmann in Wien 6 3 5 2 2 1914 Richard Reti in Wien 3 5 2 5 3 1 2 danach 1920 nochmals mit 4 5 1 5 3 3 ebenfalls in Wien und 1933 Andor Lilienthal mit 7 5 4 5 3 9 in Paris Tartakower vertrat bei den Schacholympiaden 1930 1931 1933 1935 1937 und 1939 Polen wobei er 1930 in Hamburg mit der polnischen Mannschaft Olympiasieger wurde Er erreichte ausserdem mit der Mannschaft 1931 und 1939 den zweiten 1935 und 1937 den dritten Platz in der Einzelwertung gelang ihm 1931 das beste Ergebnis am zweiten Brett 1933 und 1935 jeweils das drittbeste Ergebnis am ersten Brett 8 Zudem nahm er an den polnischen Landesmeisterschaften 1927 1935 und 1937 teil Er wurde bei seinen beiden letzten Teilnahmen polnischer Meister Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges spielte er fur die franzosische Nationalmannschaft bei der Schacholympiade 1950 8 Im gleichen Jahr verlieh ihm der Weltschachbund FIDE den neu geschaffenen Grossmeistertitel in Wurdigung seiner erfolgreichen Schachlaufbahn 1953 gewann er in Paris die franzosische Landesmeisterschaft Tartakower spielte fur den Pariser Verein Caissa und gewann mit diesem 1953 und 1954 den franzosischen Mannschaftspokal 9 Seine beste historische Elo Zahl betrug 2719 im Januar 1921 Wenig spater im Marz 1921 belegte er zeitweilig den dritten Platz auf der nachtraglich berechneten Weltrangliste Schachjournalismus und Schriftstellerei BearbeitenTartakower war ein erfolgreicher Schachschriftsteller Sein Hauptwerk ist Die hypermoderne Schachpartie 1924 erschienen Er war als Journalist fur zahlreiche Zeitungen und Schachjournale weltweit tatig Seine auf das Schach bezogenen geistreichen Aphorismen wurden sehr bekannt und als Tartakowerismen bezeichnet zum Beispiel Die Drohung ist stets starker als die Ausfuhrung Es ist immer besser die Steine seines Gegners zu opfern Die Fehler sind da um gemacht zu werden Der vorletzte Fehler gewinnt Charakteristik durch Zeitgenossen BearbeitenDer Schachgrossmeister und Psychologe Reuben Fine charakterisierte ihn als einen Mann von breiter kultureller Bildung meisterhaften Sprachkundler Dichter hellen Kopf Philosophen und ergotzlichen Unterhalter 10 Der Schachmeister und Journalist Hans Kmoch schrieb in seinem Nekrolog uber Tartakower Tartakower starb doch sein Ruhm wird es niemals Seine Bucher werden ihn stets verkunden Diese Bucher sind neben ihrem schachspezifischen Wert Dokumente eines wahrhaft warmherzigen Menschen denn nichts ausser Anerkennung und tiefe Sympathie wird den Spielern zuteil Er war ein echter Liebhaber des Schachs und liebte es all jene die das Spiel betrieben zu ermutigen 11 In den 1920er Jahren zahlte Tartakower gemeinsam mit Meistern wie Aaron Nimzowitsch und Richard Reti zur sogenannten hypermodernen Schule Beitrage zur Schachtheorie BearbeitenNach Tartakower sind zahlreiche Varianten in verschiedenen Eroffnungen benannt Am bekanntesten ist die Tartakower Variante im Abgelehnten Damengambit die nach den Zugen 1 d2 d4 d7 d5 2 c2 c4 e7 e6 3 Sb1 c3 Sg8 f6 4 Lc1 g5 Lf8 e7 5 e2 e3 0 0 6 Sg1 f3 h7 h6 7 Lg5 h4 b7 b6 entsteht und von Tartakower in London 1922 gegen Jose Raul Capablanca eingefuhrt wurde In der Caro Kann Verteidigung die Zugfolge 1 e2 e4 c7 c6 2 d2 d4 d7 d5 3 Sb1 c3 d5xe4 4 Sc3xe4 Sg8 f6 5 Se4xf6 e7xf6 In der Franzosischen Verteidigung die Variante 1 e2 e4 e7 e6 2 d2 d4 d7 d5 3 Sb1 c3 Sg8 f6 4 Lc1 g5 Lf8 e7 5 e4 e5 Sf6 e4 von Tartakower erstmals 1907 in Wien gegen Rudolf Spielmann angewandt In der Aljechin Verteidigung das Abspiel 1 e2 e4 Sg8 f6 2 e4 e5 Sf6 d5 3 d2 d4 d7 d6 4 c2 c4 Sd5 b6 5 f2 f4 d6xe5 6 f4xe5 Sb8 c6 7 Lc1 e3 Lc8 f5 8 Sb1 c3 e7 e6 9 Sg1 f3 Dd8 d7Die Namensgebung des inzwischen weitverzweigten Komplexes der Indischen Verteidigung geht auf Tartakower zuruck Er unterschied bis nun eine Alt Indische und eine Neu Indische Eroffnungsweise je nachdem Schwarz im zweiten Zuge mit d6 bezw e6 fortsetzte schrieb die Neue Wiener Schach Zeitung 1923 12 Auch die Katalanische Eroffnung verdankt ihm ihre Bezeichnung Denn bei dem Schachturnier von 1929 in Barcelona baten ihn die Organisatoren dieses Turniers eine Eroffnung zu schaffen die nach ihrer Region Katalonien benannt werden sollte Tartakower selber wird nicht als tatsachlicher Urheber dieser Eroffnung beschrieben Sein besonderes Verdienst war es aber dass er diese Spielweise systematisch untersucht und salonfahig gemacht hat Partien BearbeitenReti Tartakower Wien 1910Maroczy Tartakower a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Endstellung nach 35 Sg3 Die folgende Partie gewann Tartakower mit den schwarzen Steinen im gut besetzten Turnier zu Teplitz Schonau 1922 gegen Geza Maroczy Maroczy Tartakower 0 1 Teplitz Schonau 5 Oktober 1922 Hollandische Verteidigung A84 1 d4 e6 2 c4 f5 3 Sc3 Sf6 4 a3 Le7 5 e3 0 0 6 Ld3 d5 7 Sf3 c6 8 0 0 Se4 9 Dc2 Ld6 10 b3 Sd7 11 Lb2 Tf6 12 Tfe1 Th6 13 g3 Df6 14 Lf1 g5 15 Tad1 g4 16 Sxe4 fxe4 17 Sd2 Txh2 18 Kxh2 Dxf2 19 Kh1 Sf6 20 Te2 Dxg3 21 Sb1 Sh5 22 Dd2 Ld7 23 Tf2 Dh4 24 Kg1 Lg3 25 Lc3 Lxf2 26 Dxf2 g3 27 Dg2 Tf8 28 Le1 Txf1 29 Kxf1 e5 30 Kg1 Lg4 31 Lxg3 Sxg3 32 Te1 Sf5 33 Df2 Dg5 34 dxe5 Lf3 35 Kf1 Sg3 0 1Werke BearbeitenAm Baum der Schacherkenntnis B Kagan Berlin 1921 Das russische Revolutionsgesicht Renaissance Wien 1923 Digitalisat Indisch B Kagan Berlin 1924 Die Zukunftseroffnung Das Zukertort Reti System in neuester Beleuchtung Verlag der Wiener Schachzeitung Wien 1924 Die hypermoderne Schachpartie Verlag der Wiener Schachzeitung Wien 1924 Digitalisat Das entfesselte Schach Verlag der Magyar Sakkvilag Kecskemet 1926 Winke fur die Schachstrategie de Gruyter Berlin 1927 Das neuromantische Schach B Kagan Berlin 1928 Das grosse internationale Schachmeisterturnier in Bad Kissingen vom 11 25 August 1928 O Levin Bad Kissingen 1928 Schachmethodik Siedentop amp Co Berlin 1928 Moderne Schachstrategie Ad Kramer Breslau 1930 Fuhrende Meister Verlag der Wiener Schachzeitung Wien 1932 Neue Schachsterne Der Fuhrenden Meister zweiter Teil Verlag der Wiener Schachzeitung Wien 1935 Tartakowers Glanzpartien 1905 1930 de Gruyter Berlin 1956 franzosischer Originaltitel Tartakover vous parle Quellen BearbeitenHelmut Wieteck Der Listenreiche Dr Savielly G Tartakower zum 25 Todestag Schach Echo 1981 Heft 5 S 76 und 77 kommentierte Partien Einzelnachweise Bearbeiten Savelij Dudakov Igra i zhizn Saveliya Tartakovera Saweli Dudakow Spiel und Leben von Savielly Tartakower aus dem Russischen a b Sergej VORONKOV Tajna smerti roditelej Tartakovera Sergei Woronkow Das Geheimnis um den Tod der Eltern Tartakowers aus dem Russischen Hans Kmoch Dr S G Tartakower In Chess Review April 1956 S 123 ff Chesshistory com Tartakower Cartier C N 4331 Hans Kmoch Dr S G Tartakower In Chess Review April 1956 S 123 ff Savielly Tartakower The Myth of the Brilliancy Price In Chess Review Marz 1951 S 73 Savielly Tartakower From my Chess Memoirs In Chess Review September 1951 S 272 a b Xavier Tartakowers Ergebnisse bei Schacholympiaden auf olimpbase org englisch Berichte uber den franzosischen Mannschaftspokal auf heritageechecsfra free fr franzosisch Tartakower was a student of law and literature before the First World War He was a man of broad cultural attainement a master linguist a poet a wit a philosopher and a most delightful conversationalist In Reuben Fine The World s greatest chess games Courier Cover 1983 S 141 Hans Kmoch Dr S G Tartakower In Chess Review April 1956 S 125 aus dem Englischen Neue Wiener Schach Zeitung Nr 2 1923 S 37 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Savielly Tartakower Sammlung von Bildern Literatur von und uber Savelij G Tartakover im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachspielbare Schachpartien von Savielly Tartakower auf 365Chess com englisch Nachspielbare Schachpartien von Savielly Tartakower auf chessgames com englisch Olympia Resultate Tartakowers bei olimpbase englisch Polnische Schachgrossmeister Antoniewski Bartel Blehm Bobras Cyborowski Czarnota Dragun Duda Dziuba Gajewski Gdanski Grabarczyk Heberla Jakubiec Jakubowski Janik Jaracz Jarmula Jedynak Kaminski Kanarek Kempinski Klekowski Krasenkow Krzyzanowski Kuczynski Kuligowski Leniart Macieja Markowski Matuszewski Mista Miton Moranda Nasuta Olszewski Pakleza Piorun Sadzikowski B Socko M Socko Stopa Swiercz Tazbir Tomczak Warakomski Wieczorek Wojtaszek ZezulkinVerstorbene GrossmeisterBulski Najdorf Rubinstein Sliwa ehrenhalber W Schmidt Tartakower WojtkiewiczFranzosische Schachgrossmeister Lebende Grossmeister Abergel Anic Apicella Atalik Bacrot Bagheri Bauer Belkhodja Bricard Chabanon Charushevich Cornette Degraeve Demuth Dorfman Dourerassou Edouard Fargere Feller Firouzja Flom Fontaine Fressinet Gharamian Gozzoli Guidarelli Hamdouchi Hauchard Istrățescu Kosten Kouatly Lagarde Lasarew Lautier Legky Le Roux Libiszewski Lupu Marcelin Marciano Maze Moussard Murey 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