www.wikidata.de-de.nina.az
Aaron Nimzowitsch auch Aron Nimzowitsch lettisch Arons Nimcovics 26 Oktoberjul 7 November 1886greg in Riga 16 Marz 1935 in Hareskov bei Kopenhagen war ein im heutigen Lettland geborener danisch russischer Schachmeister und theoretiker Aaron NimzowitschVerband Russisches Kaiserreich 1883 RusslandDanemark DanemarkGeboren 7 November 1886RigaGestorben 16 Marz 1935Hareskov bei KopenhagenBeste Elo Zahl 2780 September 1929 Historische Elo Zahl Inhaltsverzeichnis 1 Namensschreibung 2 Leben 2 1 Jugend 2 2 Schachlaufbahn 2 3 Die Kontroverse mit Tarrasch 2 4 Erfolge und fruher Tod 3 Bekannte Partien 4 Eroffnungssysteme 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise und AnmerkungenNamensschreibung BearbeitenSeine Eltern hatten in ihren amtlichen Dokumenten noch den Namen Nemcovic der Deutsche verzeichnet Nach einiger Zeit wurde daraus die deutsche Schreibweise Niemzowitsch Als Aaron Niemzowitsch nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Baltikum in den Westen emigrieren wollte wurde von den Behorden der Buchstabe e bei der Ausstellung des Passes falschlicherweise weggelassen so dass aus Niemzowitsch nunmehr Nimzowitsch wurde In diesen unsicheren Zeiten unterliess er es eine Richtigstellung zu verlangen Er ware Gefahr gelaufen noch ein paar Wochen auf seinen Pass zu warten oder ihn gar ganzlich zu verlieren Fur den Vornamen sind beide Schreibweisen gebrauchlich Aaron und Aron so zum Beispiel in seinen Buchern und auf seinem Grabstein Leben BearbeitenJugend Bearbeiten Nimzowitsch war der Sohn deutschsprachiger judischer Eltern Uber seine Kindheit und Jugend ist wenig bekannt In einer Rigaer Tageszeitung veroffentlichte Andreas Ascharin 1896 oder 1895 erstmals eine Partie des neunjahrigen Knaben 1 Das Deutsche Wochenschach publizierte ausserdem 1904 auf S 213 eine Nimzowitsch Partie mit der Bemerkung dass sie von der Kombinationskraft des Fuhrers der Schwarzen ein glanzendes Zeugnis ablegt Seiner ursprunglichen Absicht nach kam er aber nicht wegen des Schachspiels nach Deutschland sondern um dort zu studieren Jacques Mieses erzahlt in seinen Nimzowitsch Erinnerungen Schach Taschenbuch 1953 S 37ff dass uber Nimzowitsch das gleiche Scherzwort im Umlauf war wie ein Vierteljahrhundert zuvor uber Curt von Bardeleben Er studiert Schach und spielt Jura Tatsachlich studierte er in Berlin Philosophie aber das ist seitdem gleichgultig geworden seine Lehrwerkstatt war das Cafe Kaiserhof in Berlin und nicht die Aula der Universitat Ab 1920 lebte er in Kopenhagen Schachlaufbahn Bearbeiten Ab dem Jahr 1903 tauchte sein Name regelmassig in den Schachzeitungen auf und sollte dort auch fur die nachsten 30 Jahre nicht mehr verschwinden Neben seinen wechselhaften Erfolgen hatte er vielfach durch seinen Eigensinn die Neigung sich bei seinen Meisterkollegen unbeliebt zu machen Spater nachdem er sich seinen schachhistorischen Platz erobert hatte nahm man das kopfschuttelnd oder lachelnd hin aber in den Anfangen seiner Karriere bereitete ihm dies einige Schwierigkeiten Auffallend ist die Tatsache dass er sich immer wieder aus dem offentlichen Turnierleben zuruckzog und dann teilweise erst nach mehreren Jahren wieder mit grossem Erfolg auftrat Dies ist zum Teil darin begrundet dass er trotz der strikten Abstinenz von Nikotin und Alkohol ein eher kranklicher Mensch war den die anstrengenden Turniere viel Kraft kosteten Andererseits aber zeigte sich dass sich in diesen Phasen seine Spielmethodik anderte und seine Theorien reiften Nimzowitschs Schachkompositionen sind uberwiegend methodisch durchdachte Lehrbeispiele zur Spielfuhrung in Mittel und Endspiel Bis 1919 etwa publizierte er vorwiegend Schachaufgaben spater wurden im Zusammenhang seiner theoretischen Ansichten verschiedene Studien bekannt Die Kontroverse mit Tarrasch Bearbeiten Der biographische Ausgangspunkt des spateren theoretischen Streits zwischen Nimzowitsch und Siegbert Tarrasch ist eine 1904 in Nurnberg gespielte freie Partie zwischen den beiden 2 Nimzowitsch berichtet daruber ausfuhrlich in Wie ich Grossmeister wurde 3 Er schreibt Wenn ich auch schon zu jener Zeit erkannte dass Tarrasch mein Widersacher war so sah ich in ihm doch noch nicht meinen Erbfeind Aber unsere Beziehung sollte bald sehr gespannt werden Das geschah so Etwa zwei Monate nach der Episode mit Th6 hielt er mich der Ehre fur wurdig mit mir eine ernste Partie zu spielen Die Eroffnung spielte ich aus Gewohnheit ganz seltsam teils weil ich mich wie ich oben erwahnte zu jener Zeit nur sehr schlecht im Positionsspiel zurechtfand teils aber auch deshalb weil ich schon damals bewusst die eingefahrenen Wege mied und mich nur mit einer gewissen Skepsis nach den Dogmen der damals herrschenden Schule richtete Viel Publikum hatte sich versammelt obwohl die Partie einen privaten Charakter hatte denn da der Reichtum meiner kombinatorischen Phantasie zu Unrecht mit schachlicher Starke gleichgesetzt wurde erwartete das Publikum wenn schon keinen ausgeglichen Kampf denn Tarraschs Ruf stand damals in voller Blute so doch eine interessante und gehaltvolle Partie Nach dem 10 Zug kreuzte Tarrasch die Arme vor der Brust und sagte plotzlich folgenden Satz Noch nie in meinem Leben stand ich nach dem 10 Zuge so gewaltig auf Gewinn wie in diesem Fall Die Partie endete ubrigens remis Aber ich habe Tarrasch alle die mir vor den Zuschauern zugefugten Beleidigungen lange nicht verzeihen konnen Fur mich war Tarrasch immer Mittelmass er spielte wirklich sehr stark aber alle seine Ansichten Sympathien und Antipathien und seine grosste Unfahigkeit namlich neuen Ideen zu schaffen all dies bewies klar die Mittelmassigkeit seiner Geisteshaltung 4 nbsp Aaron Nimzowitsch am SchachbrettNimzowitsch war diese Beleidigung eine Motivation Tarrasch als fuhrenden Theoretiker abzulosen 5 Ab 1911 versicherten sie einander immer wieder ihrer Antipathie etwa in Partiekommentaren So warf z B Tarrasch im Jahre 1912 Nimzowitsch anlasslich der Partie Rubinstein Nimzowitsch San Sebastian 1912 vor eine ausgesprochene Vorliebe fur hassliche Eroffnungszuge zu haben und bewertete sein Spiel insgesamt als unasthetisch Nimzowitsch antwortete im gleichen Jahr mit einem offenen Brief auf diese verzerrte Kritik und unterstellte dass Tarrasch sich fur das theoretische Fiasko in der Variante 3 e5 hierdurch rachen mochte 6 Er verscharfte den uber Jahre ausgetragenen Streit Kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs erschien in der Wiener Schachzeitung der zwolfseitige Aufsatz Entspricht Dr Tarraschs Die moderne Schachpartie wirklich moderner Auffassung Dann horte man lange Zeit nur wenig von Nimzowitsch Erst im Marz 1923 fand sich in der Neuen Wiener Schachzeitung ein Artikel von Savielly Tartakower in dem von Nimzowitschs grosstem Anliegen die Rede ist von der Geburt seines Systems Die manchmal vorgetragene Behauptung der polemische Ton den Nimzowitsch und Tarrasch in ihrer Auseinandersetzung anschlugen verhindere die objektive Feststellung dass beide Parteien nicht so weit voneinander entfernt gewesen seien wie es den Anschein habe und wohl auch haben sollte ist umstritten Insbesondere gibt es keine Anhaltspunkte dafur dass Nimzowitsch aus Grunden der Propaganda den Abstand zu Tarrasch besonders habe hervorheben wollen Nimzowitsch hatte unabhangig von allen schachlichen Differenzen bis an sein Lebensende eine starke personliche Abneigung gegen Tarrasch Was die schachlichen Differenzen anbelangt so unterscheiden sich Nimzowitsch und Tarrasch ganz grundsatzlich in der Bewertung des Raumvorteils und des freien Figurenspiels sowie der Bauernstruktur Man erkennt dies etwa an Tarraschs Aversion gegen etwas zuruckhaltende Eroffnungen wie die Philidorverteidigung und auch gegen altindische Strukturen und umgekehrt an Nimzowitschs Aversion gegen einen lockeren Aufbau ganz allgemein und insbesondere gegen die Tarrasch Verteidigung des Damengambits die er auf Grund struktureller Defekte isolierter Bauer fur praktisch widerlegt hielt Fur Nimzowitsch war das wichtigste Kriterium zur Stellungsbeurteilung die Bauernstruktur Tarrasch dagegen legte Wert auf Entwicklung Raumvorteil und freies Figurenspiel also Kriterien die fur Nimzowitsch nur von untergeordneter Bedeutung waren Einig waren sich Nimzowitsch und Tarrasch und auch fast alle anderen Schachtheoretiker darin dass die Zentralfelder privilegierte Felder seien die es zu beherrschen gelte Nimzowitsch wies aber darauf hin dass das Zentrum auch anders kontrolliert werden konne als durch die von Tarrasch propagierte Bauernbesetzung namlich durch Figurenwirkung In der Praxis konnte er diese These schon 1911 in Karlsbad demonstrieren und zwar mit Weiss in einer beispielhaften Partie gegen Hersz Salwe in der Vorstossvariante der Franzosischen Verteidigung Nimzowitsch selbst hielt dies fur die erste hypermoderne Partie der Schach Geschichte Erfolge und fruher Tod Bearbeiten Nimzowitsch gewann folgende Schachturniere 1906 in Munchen 1913 14 die All Russische Meisterschaft in Sankt Petersburg zusammen mit Alexander Aljechin 1922 1923 1924 1928 2 Turniere 1933 und 1934 in Kopenhagen 1925 in Marienbad zusammen mit Akiba Rubinstein 1926 in Dresden 1926 in Hannover 1927 im Ostseebad Niendorf 7 und in London beide zusammen mit Savielly Tartakower ein weiteres Turnier 1927 in London 1928 in Berlin 1929 in Karlsbad 1930 in Frankfurt am Main und 1931 in Winterthur 1925 wurde er Zweiter hinter Efim Bogoljubow bei der deutschen Meisterschaft in Breslau 8 Beim Schachturnier in Dresden 1926 erhielten Aljechin und Nimzowitsch fur ihre Partie als Schonheitspreis 5 000 Zigaretten Nimzowitschs beste historische Elo Zahl war 2780 diese erreichte er 1929 Bereits 1913 stand er fur sechs Monate auf Platz zwei der nachtraglich berechneten Weltrangliste Ab Beginn der 1930er Jahre liess seine Spielstarke nach Zum letzten Mal zeigte er sich im Nordischen Schachkongress in Kopenhagen 1934 Dann wurde unerwartet gemeldet Nimzowitsch sei im Alter von noch nicht 49 Jahren in Kopenhagen im Hareskow Sanatorium an den Folgen einer Lungenentzundung verstorben Bekannte Partien BearbeitenSamisch Nimzowitsch Kopenhagen 1923 die unsterbliche Zugzwangpartie Eroffnungssysteme BearbeitenZahlreiche Eroffnungsvarianten tragen seinen Namen zum Beispiel die auch heute noch populare Nimzo Indische Verteidigung und die Nimzowitsch Verteidigung Schriften BearbeitenDie Blockade Bernhard Kagan Berlin 1925 Mein System Ein Lehrbuch des Schachspiels auf ganz neuartiger Grundlage Bernhard Kagan Berlin 1925 1927 Die Praxis meines Systems Ein Lehrbuch des praktischen Schachs illustriert an 109 Partien aus meinen Kampfen mit zahlreichen erlauternden Artikeln und Vorbesprechungen und 513 Diagrammen Siedentop amp Co Berlin 1929 Literatur BearbeitenPeter Anderberg Neues zum Nimzowitsch Tarrasch Konflikt In Kaissiber Ausgewahlte Beitrage zum Schach 26 2006 S 50 55 ISSN 0948 3217 Peter Anderberg Aaron Nimzowitsch und die Baltische Zeitung In Kaissiber Ausgewahlte Beitrage zum Schach 29 2007 S 54 65 ISSN 0948 3217 Karl Nr 3 2006 mit dem Themenschwerpunkt Aaron Nimzowitsch Johannes Fischer Nimzowitsch vs Tarrasch Zwei Dogmatiker im Streit In KARL Das kulturelle Schachmagazin 23 Jg 3 2006 S 32 37 ISSN 1438 9673 Wolfgang Kamm Siegbert Tarrasch Leben und Werk Biographie zum 70 Geburtstag Unterhaching 2004 ISBN 3 933105 06 4 Raymond Keene Aron Nimzowitsch master of planning Batsford London 1999 ISBN 0 7134 8438 1 Erstauflage 1974 unter dem Titel Aron Nimzowitsch a reappraisal Gero H Marten Aaron Nimzowitsch Ein Leben fur das Schach Verlag Das Schacharchiv Hamburg 1995 ISBN 3 88086 108 2 Michael Negele Schwanengesang an der Limmat In KARL Das kulturelle Schachmagazin 23 Jg 3 2006 S 38 43 ISSN 1438 9673 Rudolf Reinhardt Aaron Nimzowitsch 1928 1935 Partien Kommentare Aufsatze Edition Marco Berlin 2010 ISBN 978 3 924833 61 9 Per Skjoldager Nimzowitsch in Danemark In KARL Das kulturelle Schachmagazin 23 Jg 3 2006 S 24 30 ISSN 1438 9673 Per Skjoldager Jorn Erik Nielsen Aron Nimzowitsch On the road to chess mastery 1886 1924 McFarland Jefferson 2012 ISBN 978 0 7864 6539 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aaron Nimzowitsch Sammlung von Bildern Aaron Nimzowitschs Bucher Aufsatze amp Partien Grabstein von Aaron Nimzowitsch Literatur von und uber Aaron Nimzowitsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachspielbare Schachpartien von Aaron Nimzowitsch auf chessgames com englisch Peter Anderberg Vor 100 Jahren Munchen 1906 Nimzowitschs erster Turniersieg Kompositionen von Aaron Nimzowitsch auf dem PDB Server der SchwalbeEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Deutsches Wochenschach Nr 40 4 Oktober 1896 S 373 Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Laut Nimzowitsch erfolgte die Erstpublikation bereits 1895 siehe den Hinweis bei Edward Winter Chess Notes Nr 5276 Johannes Fischer verlegt die Partie versehentlich nach Coburg Nimzowitsch vs Tarrasch Zwei Dogmatiker im Streit 2006 S 32 vgl Peter Anderberg Neues zum Nimzowitsch Tarrasch Konflikt 2006 S 50 Fussnote 3 siehe auch Diskussion Aaron Nimzowitsch Streit mit Tarrasch Abgedruckt im Anhang seines Buches Die Praxis meines Systems Schachzentrale Rattmann Ludwigshafen 2006 ISBN 3 88086 074 2 S 353ff Die Partie von Nimzowitsch kommentiert findet sich ebenfalls in Wie ich Grossmeister wurde S 365 369 Wie ich Grossmeister wurde S 355 Wolfgang Kamm Siegbert Tarrasch Leben und Werk S 543 zitiert nach Johannes Fischer Nimzowitsch vs Tarrasch Zwei Dogmatiker im Streit 2006 S 33 Schachturnier Niendorf Deutsche Schacheinzelmeisterschaft 1925 in Breslau auf TeleSchach Kreuztabelle und Partien Normdaten Person GND 118786296 lobid OGND AKS LCCN n81134099 VIAF 27069553 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nimzowitsch AaronALTERNATIVNAMEN Nimzowitsch Aron Nimcovics Arons lettisch KURZBESCHREIBUNG danisch russischer Schachmeister und theoretikerGEBURTSDATUM 7 November 1886GEBURTSORT RigaSTERBEDATUM 16 Marz 1935STERBEORT Hareskov bei Kopenhagen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aaron Nimzowitsch amp oldid 236163777