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Der Ratzeburger Gobelin Zyklus ist eine Serie von elf grossen Tapisserien in Ratzeburg Er wurde in den Jahren 1914 bis 1919 in der Schlesischen Werkstatte fur Kunstweberei der Bildwirkerin Wanda Bibrowicz entworfen und begonnen und von 1919 bis 1921 in ihren Werkstatten fur Bildwirkerei Schloss Pillnitz vollendet Nach zwei Ausstellungen in Berlin und Altona erreichten die Wandteppiche ihr Ziel Ratzeburg am 18 Januar 1922 und wurden am 16 November 1922 im Sitzungssaal des dortigen Kreishauses eingeweiht Der zwolfte Ratzeburger Wandteppich mit dem Bismarckwappen wurde 1924 nachgeliefert Der Ratzeburger Gobelin Zyklus bestimmt noch heute den Raumeindruck im Sitzungssaal des Alten Kreishauses in Ratzeburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 1 1 Planung 1 1 2 Entwurf fur die Raumausstattung 1 1 3 Beauftragung 1 1 4 Verantwortung 1 2 Ausstellungen ausserhalb Ratzeburgs 1 2 1 Kunstgewerbemuseum Berlin 1 2 2 Altonaer Museum 1 2 3 Reaktion des Kreises auf die Ausstellungen 1 3 Verzogerungen beim Einbau in Ratzeburg 1 4 Einweihung 2 Die zwolf Wandteppiche 2 1 Christianisierung 2 2 Knappe 2 3 Monch 2 4 Ratzeburg 2 5 Lauenburg 2 6 Molln 2 7 Reiherbeize 2 8 Reiherschwarm 2 9 Jagerin und Jager 2 10 Sachsisches Wappen umgeben von Adelswappen 2 11 Lauenburgisches Wappen umgeben von Adelswappen 2 12 Bismarck Wappen 3 Raumeindruck und Fazit 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Planung Bearbeiten nbsp Altes Kreishaus am Ratzeburger Markt fruher Lauenburgisches LandeshausIn den Jahren 1909 1910 wurde das von 1726 bis 1728 erbaute Lauenburgische Landeshaus 1 umgebaut und erhielt einen neuen Sitzungssaal Fur die innere Ausgestaltung des Raumes wurden 5 000 M ausgegeben doch die Wande blieben zunachst kahl Neuerdings ist der Wunsch eine der Bedeutung des Kreises und der Schonheit des Gebaudes entsprechende Ausgestaltung der Innenraume namentlich des Sitzungssaales vorzunehmen allgemein lebhaft geworden Der Wunsch des Kreistages gipfelt darin die noch kahlen und des Schmuckes harrenden Wande ausmalen zu lassen indessen fehlen ihm hierzu die erforderlichen Geldmittel 2 Der Landrat Emil Mathis schilderte im weiteren Verlauf des Briefes die Finanznot des Kreises seitdem dieser unter preussischer Verwaltung stand Nachdem das Herzogtum Sachsen Lauenburg nicht nur die Verzinsung und Tilgung der Abfindungssumme an Osterreich zu leisten hatte sondern auch noch auf die Zolleinnahmen insbesondere auf den Elbzoll seit 1871 verzichten musste und schliesslich die vollen Lasten eines Landeskommunalverbandes zu tragen hatte schien es angemessen fur die Ausschmuckung des Sitzungssaales dafur kamen zwei Wande von 12 m und 6 20 m Lange in Betracht eine Staatsbeihilfe zu beantragen Zur Begutachtung und Beratung besichtigte am 7 April 1911 der Regierungsbaurat Schmidt den Saal Man kam uberein dass auf der 6 20 m langen Stirnwand dem Platz hinter dem Vorsitzenden die Erbhuldigung Lauenburgs an Konig Wilhelm I am 26 September 1865 in der Ratzeburger St Petri Kirche dargestellt werden sollte da der Anschluss des Herzogtums Lauenburgs an die Krone Preussens das bedeutendste Ergebnis seiner Geschichte darstellt 3 Fur die lange Seitenwand und die dem Vorsitzenden gegenuberliegende Wand erschien die Darstellung und bildliche Erhaltung der zeitigen landschaftlichen Schonheiten Lauenburgs fur die Nachwelt durch die Wiedergabe der drei lauenburgischen Stadtebilder und zweier Dorfbilder als besonders geeignet und erwunscht 3 Der Kreis erklarte dass er sich an den Honorarkosten fur das Huldigungsgemalde nicht beteiligen konne Musste sich der Kreis an den Kosten beteiligen so wollte er ein anderes Projekt fur diese Wand in Angriff nehmen das billiger werden wurde da es hierbei nicht auf figurliche Genauigkeit ankomme Es handelt sich hierbei um die bildliche Darstellung der Einfuhrung des Germanentums und Christentums um die Mitte des 12 Jahrhunderts in Lauenburg und um einen historischen Vorgang dessen Bedeutung auch die Zeitgenossen schon gewurdigt haben 3 Dieses Gemalde sollte folgende historische Komplexe umfassen Christianisierung und Germanisierung mit Heinrich dem Lowen Heinrich von Badewide Aussiedlung der Slawen einwandernde Hollander und WestfalenAls der Minister der geistlichen und Unterrichts Angelegenheiten mitteilte dass eine Berucksichtigung des Antrages fur die nachste Zeit leider nicht in Aussicht genommen werden kann 4 schien das ganze Projekt gescheitert Am 7 Mai 1913 wiederholte der Landrat seinen Antrag beim Regierungsprasidenten Am 14 Februar 1914 teilte der Minister das Ergebnis der Sitzung der Landeskunstkommission vom 20 Januar 1914 mit den Saal mit Wandteppichen nach Entwurfen von Fraulein Wanda Bibrowicz zu schmucken die Kunstlerin ist Inhaberin der Schlesischen Werkstatte fur Kunstweberei in Ober Schreiberhau i Rsg und somit in der Lage auch die Ausfuhrung der Gobelins zu ubernehmen Der Vorschlag der Landeskunstkommission findet meinen vollen Beifall da er auf die Neubildung eines Kunstzweiges hinzielt der einst in hoher Blute stand Wenn der Kreis sich mit einer derartigen Gestaltung einverstanden erklart so konnte die Sache weiter verfolgt werden Der minimale Eigenbeitrag zu den Kunstwerken durfte 4 000 M zuzuglich der Kosten fur die Bespannung allerdings nicht unterschreiten 4 Der Kreis erklarte sich damit einverstanden Entwurf fur die Raumausstattung Bearbeiten Wegen der Gestaltung des Sitzungssaals im Kreishaus in Ratzeburg im Regierungsbezirk Schleswig 5 der preussischen Provinz Schleswig Holstein wandte sich 1914 die Bezirksverwaltung mit der Bitte an Hans Poelzig den Direktor der Staatlichen Akademie fur Kunst und Kunstgewerbe Breslau gemeinsam mit Max Wislicenus und Wanda Bibrowicz einen Entwurf fur die Raumausstattung einschliesslich einer Gruppe von Wandbehangen auszuarbeiten Im Hinblick auf die schlichte Architektur des holzverkleideten Saals schlug der Breslauer Akademiedirektor einen Gobelinfries entlang dreier Wande mit Ausnahme der Fensterwand mit Darstellungen aus der Geschichte Ratzeburgs und seiner Umgebung vor Noch im selben Jahr erhielt Wanda Bibrowicz einen entsprechenden Auftrag Sie unterhielt seit 1911 mit einigen Schulerinnen eine eigene Galerie und Webwerkstatt in Schreiberhau Szklarska Poreba arbeitete aber weiter mit Wislicenus zusammen Dieser war sicherlich an der Vorbereitung der Kartons beteiligt auch wenn die Werke nur die Signatur von Bibrowicz tragen So entstand eine ausserst reprasentative Gobelin Folge auch als Werk der Breslauer Kunstschule die allerdings erst in den zwanziger Jahren nach dem Umzug des Kunstlerpaars nach Pillnitz vollendet wurde 6 Mit Schreiben vom 15 Juni 1914 ausserte sich Hans Poelzig gegenuber dem Lauenburger Landrat zu der Frage wie er sich die Ausschmuckung des Saales durch Gobelins denke Er riet von jeglichem Portratbild ab und schlug einen durchgehenden Fries mit Wandteppichen geschaffen von Wanda Bibrowicz zu lauenburgischen Motiven vor Zunachst schicke ich voraus dass ich es fur ganz unmoglich halte in der durch Gobelins gegebenen Technik ein Bild anzufertigen das irgendeinen Vorgang der neueren Zeit einigermassen naturgetreu wiedergibt Es wird kaum moglich sein Figuren in Portraitahnlichkeit so zu geben dass nicht fast eine komische Wirkung eintreten konnte Hierzu ist wahrscheinlich auch die Flache die uber dem Paneel zur Verfugung steht zu niedrig Ein durchgehender Gobelin Wandschmuck wurde dagegen dem Saal einen eigenartigen und schonen Schmuck gewahren und um dem Wunsch des Herrn Ministers der diesen Gobelinschmuck auf das notwendigste beschrankt sehen mochte nachzukommen empfehle ich dringend einen durchgehenden Fries nach dem Entwurf von Fraulein Bibrowicz dessen Hohe von Paneeloberkante ungefahr bis zu dem Anfang der Fensterbogen reicht anzubringen aber so dass im Wesentlichen die beiden kurzen Wande und die lange der Fensterwand gegenuberliegende Wand mit diesem Gobelinfries versehen wird wahrend die Teile an der Fensterwand gelost zwischen den Fenstern moglichst davon ausgeschlossen werden da die Belichtung dort eine zu ungunstige ist Dieser Fries konnte durch Holztafelungen die sich in der Art dem unteren Paneel anschliessen gegliedert werden und aus der alten Ratzeburger Geschichte werden sich leicht Szenen in diesen Friesen darstellen lassen da man von den Szenen aus der alten Geschichte nicht diese portraitmassige Naturtreue verlangt wie von denen aus der neueren Geschichte bei welchen die Mitwirkenden noch genau bekannt sind Ich empfehle daher dringend dem Kreisausschuss die Ausschmuckung dieses Saales durch einen Gobelinfries vorzuschlagen da ich der festen Uberzeugung bin dass der Saal dadurch einen sehr eigenartigen und schonen Schmuck erhalten wird wie er ahnlich kaum bisher vorhanden ist 7 Beauftragung Bearbeiten Am 27 Juli 1914 erfolgte die Auftragserteilung an Wanda Bibrowicz durch den Minister Am 8 Oktober 1915 wurde das Honorar mit 35 000 M festgelegt am 14 April 1919 erfolgte eine Erhohung auf 38 000 M Die Arbeit an den Teppichen erstreckte sich uber die ganze Zeit des Ersten Weltkriegs und war auch 1920 noch nicht beendet 1919 sah sich das Unternehmen gezwungen seine Werkstatt in Schreiberhau aufzugeben und ins Ausland abzuwandern Auf Vorschlag von Hans Poelzig der inzwischen Baurat in Dresden geworden war wurden Wanda Bibrowicz und Max Wislicenus 1919 vom Sachsischen Ministerium fur Wirtschaft Handel und Industrie nach Dresden berufen wo sie die Werkstatten fur Bildwirkerei Schloss Pillnitz einrichten sollten Da an der Erhaltung der Gobelinwerkstatt innerhalb Deutschlands ein allgemeines Interesse bestand hat das Sachsische Wirtschaftsministerium im Herbst des vorigen Jahres die Kunstler veranlasst mit ihrer Werkstatt nach Sachsen zu ubersiedeln wo ihnen das Gesamtministerium in dem vormals Koniglichen Schlosse zu Pillnitz unentgeltlich Raume zur Verfugung gestellt hat 8 Die Sachsische Gesandtschaft betonte dass das Unternehmen von Anfang an auf schwachen Fussen gestanden habe und dem Untergang geweiht war Zu der Unterbilanz des Unternehmens hat wesentlich beigetragen der Auftrag des Preussischen Ministeriums fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung an Fraulein Bibrowicz zur Ausschmuckung des Sitzungssaales des Kreishauses in Ratzeburg mit Wandteppichen so dankbar an sich Fraulein Bibrowicz damals diesen Staatsauftrag begrusste der ihr fur eine Reihe von Jahren eine ausreichende Beschaftigung sicherte 8 Im Mai 1920 war noch ein Teppich zu weben doch die mannigfaltigen Schwierigkeiten liessen dieses Projekt fur nicht durchfuhrbar erscheinen Mit Rucksicht auf die gegenuber fruher ganz wesentlich veranderten wirtschaftlichen Verhaltnisse sowie darauf dass an der finanziellen Kraftigung des Unternehmens ein allgemeines Interesse besteht halt die sachsische Regierung es fur ihre Pflicht die Bitte des Fraulein Bibrowicz um Bewilligung einer namhaften Honorarerhohung fur die in Auftrag gegebenen Wandteppiche zu unterstutzen 8 Die Sachsische Gesandtschaft bat daher im Auftrag des Sachsischen Ministeriums fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung einer Honorarerhohung von etwa 20 000 M zuzustimmen Die fertiggestellten Teppiche hatten in der Zwischenzeit ohnehin bereits eine erhebliche Wertsteigerung erfahren Der pekuniare Wert wurde mit mindestens 150 000 M beziffert Danach wollte der Regierungsprasident beim Kreis nachfragen ob er gewillt sei sich an der Honorarerhohung zu beteiligen Anfang Juli 1920 stellte Wanda Bibrowicz eine uberschlagige Rechnung uber die noch ausstehenden Kosten auf Danach hatte sie noch 16 m2 Teppich zu weben Fur den Quadratmeter waren 800 M Lohnkosten in Anschlag zu bringen fur das Material insgesamt etwa 1 920 M so dass sich ihre Forderung auf 14 720 M belief wobei ihre eigene Arbeit aber immer noch unterbezahlt bliebe Am 21 Juli 1920 teilte Landrat Schonberg mit dass der Kreisausschuss vorbehaltlich der Zustimmung durch den Kreistag bereit ware sich im Verhaltnis unserer bisherigen Bewilligungen zu den veranschlagten Gesamtkosten an der bewilligten Honorarerhohung zu beteiligen 8 Bislang hatte der Kreis etwa 11 4 000 M fur die Kosten bewilligt Im Oktober 1920 war das Preussische Ministerium bereit das Honorar um 9 000 M zu erhohen allerdings musse der Kreis davon 1 160 M ubernehmen das entsprach 12 die der Kreistag am 20 November 1920 auch genehmigte Die Akten geben keine weiteren Hinweise ob noch ein weiteres Mal eine Honorarerhohung stattgefunden hat so dass davon ausgegangen werden kann Die im Sitzungssaal des Kreishauses befindlichen Wandteppiche haben 44 000 M gekostet Verantwortung Bearbeiten Der Preussische Minister der geistlichen und Unterrichts Angelegenheiten ubertrug mit Schreiben vom 8 Oktober 1915 die Verantwortung fur die Ausschmuckung des Sitzungssaales des Kreishauses in Ratzeburg mit Wandteppichen dem Landrat auf Grund der in der Verhandlung vom 22 Juli begutachteten Entwurfe und Webeproben Weiter heisst es in dem Schreiben Fur die beiden Schmalwande werden die Themen Falkenjagd und Einfuhrung des Christentums angenommen Die Entwurfe sind unter Beteiligung des Professors Wislicenus aufzustellen der namentlich fur das Figurliche die Mitverantwortung ubernimmt 9 Trotz dieser Bevollmachtigung des Landrats wandte sich der Minister mit Schreiben vom 30 August 1918 nochmals an Wanda Bibrowicz Auf das Schreiben vom 25 Mai d Js habe ich die von Ihnen eingereichten Entwurfe zu den beiden letzten Wandteppichen fur den Sitzungssaal des Kreishauses in Ratzeburg der Landeskunstkommission und Vertretern des Kreises zur Begutachtung vorgestellt Die Entwurfe haben im allgemeinen Billigung gefunden es wurde jedoch fur notwendig erachtet bei der Ausfuhrung die Harte der Farben besonders des Grun zu mildern und uberhaupt eine grossere Harmonie der Farben anzustreben Unter Rucksendung der Entwurfe der Farbenskizzen der drei fertigen Teppiche und des ersten Teppichs ermachtige ich Sie hiernach die beiden letzten Wandteppiche auszufuhren 9 Dass Max Wislicenus eine Mitverantwortung fur das Figurliche der Ratzeburger Wandteppiche zugetraut und zugemutet wurde lag an seiner eigenen Familiengeschichte Sein Vater Hermann Wislicenus hatte den Sommersaal der Kaiserpfalz Goslar von 1877 bis 1890 mit Bildern aus Geschichte und Sage ausgemalt die das Kaisertum der Hohenzollern in die Tradition der romisch deutschen Kaiser stellten Im Bild Hofhaltung Friedrichs II in Palermo 10 hatte er in diskreter Weise sich selbst und seinen Sohn Max unter den Versammelten dargestellt Max Wislicenus lebte mit diesen Bildern Wanda Bibrowicz vereinfachte sie und gestaltete sie kunstlerisch dem verwendeten Material entsprechend so um dass sowohl ihr eigenes Konnen in der Malerei gefordert wurde als auch die Bildwirkerei als ihr eigenwilliges Kunst und Handwerk zugleich zum Zuge kam Bei der Gestaltung der Wappen nahmen beide Kunstler ausserdem die Hilfe eines Heraldikers und die detaillierten Unterlagen des Kreises zu den Wappenformen in Anspruch Ausstellungen ausserhalb Ratzeburgs Bearbeiten Kunstgewerbemuseum Berlin Bearbeiten nbsp Plakat zur Berliner Ausstellung der Wandteppiche fur das Kreishaus in RatzeburgIm Oktober 1921 wurden die Wandteppiche des Ratzeburger Gobelin Zyklus noch vor ihrem Eintreffen in Ratzeburg im Kunstgewerbemuseum Berlin ausgestellt Daruber berichtete die Tagliche Rundschau in einem Artikel vom 15 Oktober 1921 unterzeichnet von R Neubauer unter der Uberschrift Aus dem Kunstleben nicht eben begeistert Ausstellung der Teppichwirkereien von Schloss Pillnitz Diese Ausstellung die heute im alten Kunstgewerbemuseum eroffnet wird fullt funf Raume darunter einen grossen Saal mit meist recht ausgedehnten Teppichwerken von vorzuglicher Technik Die Entwurfe stammen von Wanda Bibrowicz und Max Wislicenus und zwei Wappenteppiche von Doepler Von den Farben die zur Verfugung standen haben die hellen soweit sie gegen grau abschattiert sind einen Stich ins Fade und Sussliche den ihnen die Einwirkung des Lichts hoffentlich mit der Zeit nehmen wird Dagegen sind kraftvolle und klingende dunkle Tone da Blau Grun und Purpur dazu auch hellgelbe Wislicenus bewegt sich mehrfach recht glucklich in gedampften Tongruppen wenn nur seine Zeichnung etwas forscher ware Bei den grossen Teppichen von W Bibrowicz die das preussische Kultusministerium 1914 fur das Kreishaus zu Ratzeburg bestellt hat waren die Stoffe wohl von vornherein schon sehr bis ins einzelne bestimmt Nun das muss nicht notwendig ein Fehler sein Doch wird bei dieser Sachlage ein besonderer Witz vom Kunstler verlangt dass er glucklich um Illustration und Anschauungs oder Geschichtsunterricht herumschifft Diese konnen getrost dabei sein aber sie haben an sich noch niemals Augenfreude gewahrt noch auch jenes glucklich zarte Schwingen in Blut und Nerven das aus dem wohlabgewogenen Rhythmus der Farbenklange und der beschwingten Kraft der Linien kommt Wanda Bibrowicz hat gewiss das was man von ihr verlangte brav und tuchtig getan Da und dort findet sich auch anmutig Feingestimmtes in Einzelteilen wie etwa die Gruppe mit den Sonnenblumen den drei Ziegen und dem Hauschen dahinter auf dem Teppich Ratzeburg Aber es fehlt im Ganzen betrachtet allzu sehr an der Wohltat durchgreifender Ordnungen die fur so grosse Flachen unendlich notig sind Man sieht streckenweise flache Buntheit sich hinziehen der Teppich Friede geht darin besonders weit An epischer Linienkraft hatten wir gern etwas mehr erlebt Aus der Vielheit des Gegenstandlichen sehnen wir uns nach symbolisch wirkender Form zu deren Gunsten kann der aussere Naturschein unbekummert ein wenig zurucktreten 11 Ende Oktober 1921 besichtigte der Kreisausschuss des Kreises Herzogtum Lauenburg die Wandteppiche im Kunstgewerbemuseum Berlin Daruber wurde am 31 Oktober 1921 ein Aktenvermerk gefertigt 12 Altonaer Museum Bearbeiten Die Wandteppiche wurden anschliessend im Altonaer Museum gezeigt und gelangten ausweislich einer Transportliste am 18 Januar 1922 nach Ratzeburg 13 Anschliessend entspann sich eine unerfreuliche Auseinandersetzung um die Finanzierung der Transportkosten von Altona nach Ratzeburg Reaktion des Kreises auf die Ausstellungen Bearbeiten Im Schreiben vom 8 November 1922 an Wanda Bibrowicz liess der Vorsitzende des Kreisausschusses des Kreises Herzogtum Lauenburg durchblicken dass sich der Kreis bei der Verwirklichung der Ausstellungen in Berlin und Altona ubergangen gefuhlt hatte Wenn der Kreisausschuss sich an der Finanzierung der s Zt von der Staatsregierung ausgegangenen Stiftung der Wandteppiche auch nur mit einem verhaltnismassig geringen Betrag beteiligte so hat er damit keineswegs in der ganzen Angelegenheit die Stellung eines Objekts einnehmen wollen sondern hat sich als durchaus gleichberechtigter Faktor neben der Staatsregierung und den Schopfern des Kunstwerks betrachtet Umso erstaunter waren wir als wir von der Ausstellung der Teppiche in Berlin im Fruhjahr d Js erst nachtraglich und so spat Kenntnis erhielten dass wir die Teppiche gerade noch sahen bevor sie abgenommen wurden Die Staatsregierung zu der Sie wie Herr Professor Poelzig ja wohl sehr nahe Beziehungen haben hielt es bis heute nicht fur notig uns das Geschenk in angemessener Weise zu uberweisen Dagegen hatte der Herr Professor Wislicenus die Freundlichkeit uns in Berlin die Teppiche zu ubergeben Noch erstaunter waren wir dann aber als wir erfuhren dass die Teppiche nun nicht an ihren Bestimmungsort nach Ratzeburg sondern zunachst nach Altona zur Ausstellung im dortigen Kunstgewerbemuseum gehen sollten Auch davon hatte man uns nichts vorher mitgeteilt Wir durften nachher nur nach recht unerquicklichen schriftlichen und mundlichen Auseinandersetzungen mit dem leitenden Direktor in Altona die fur die damalige Zeit recht betrachtlichen Kosten von weit uber 3000 ℳ bezahlen 14 Verzogerungen beim Einbau in Ratzeburg Bearbeiten Die Verzogerungen beim Einbau der Wandteppiche fuhrten zu einem lebhaften Schriftverkehr zwischen den Beteiligten Er ist ein Musterbeispiel fur die Spannungen zwischen alter preussischer Verwaltung einerseits und neu hinzugekommener kommunaler Selbstverwaltung andererseits Wanda Bibrowicz hatte mehrfach und auf verschiedenen Ebenen die Besorgnis geaussert der sich hinziehende Umbau des grossen Sitzungssaales in Ratzeburg konnte dessen Schlichtheit und besondere Eignung fur die Aufhangung der Wandteppiche gefahrden Sie wurde dabei vom Preussischen Minister fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung unterstutzt der sich am 21 September 1922 durch einen Referenten mahnend an den Kreis Herzogtum Lauenburg wandte Der Kreisausschuss des Kreises Herzogtum Lauenburg in Ratzeburg will durch Schreiben vom 22 Mai und 30 Juni d Js unter Hinweis auf die im Bau befindlichen Veranderungen des Kreistagssitzungssaals zu Ratzeburg die Anbringung der Wandteppiche des Fraulein Bibrowicz periodisch hinausgeschoben wissen Es ist mir daher von Wert zu wissen in welchem Umfange der Umbau ausgefuhrt wird und ob der fur die Teppiche in Aussicht genommene Saal hierbei etwa verandert ist Ich kann nicht annehmen dass weitgehende Veranderungen des Saales dessen bisherige aus der Renovierung im Jahre 1909 herruhrende schlichte Gestaltung gerade eine Voraussetzung fur die Erteilung des Auftrages fur die Wandteppiche war ohne vorheriges Einvernehmen mit mir und der Kunstlerin stattgefunden haben Um baldigen falligen ausfuhrlichen Bericht uber die ausgefuhrten Arbeiten ersuche ich ergebenst 14 Pikiert reagierte die Lauenburgische Kreisverwaltung mit Schreiben vom 12 Oktober 1922 auf diesen ministeriellen Erlass Wir haben durch unsere Berichte vom 21 Mai und 30 Juni 1922 nicht die Anbringung der Wandteppiche periodisch hinausgeschoben wissen wollen sondern lediglich die Tatsache gemeldet dass infolge technischer Schwierigkeiten die Anbringung der Teppiche sich noch verzogern wurde da wir nicht nur den Saal instandgesetzt sondern das ganze Landeshaus einem grundlichen Durchbau unterzogen haben wofur weder eine Zustimmung von Frl Bibrowicz noch die Genehmigung der Aufsichtsbehorde in Frage kommt So liessen sich die Teppiche eben nicht eher anbringen als bis die gesamten Bauarbeiten im Hause fertiggestellt waren anderenfalls sie durch den bei derartigen Arbeiten unvermeidlichen Staub voraussichtlich sehr gelitten hatten auch der Gefahr der Entwendung ausgesetzt gewesen waren Inzwischen ist der Saal vollstandig fertiggestellt Seine feierliche Einweihung sowie die formliche Ubergabe der Wandteppiche durch die Staatsregierung an den Lauenburgischen Landeskommunalverband kann erfolgen sobald der Herr Minister uns auf unsere ihm vor mehreren Wochen ubersandte Einladung den Termin dafur bestimmt haben wird worauf wir sehnlichst warten Mit Rucksicht auf die inzwischen vergangene Zeit empfehlen wir die erste Novemberwoche Bei drahtlichem Bescheid konnten die Ladungen an die Kreistagsmitglieder dann noch rechtzeitig herausgehen 14 Mit Schreiben vom 8 November 1922 wandte sich der Kreis selbstbewusst und direkt an Wanda Bibrowicz um sie angesichts ihrer Befurchtungen um die Schlichtheit des Saales zu beruhigen Nachdem ihm sc dem Kreis diese kostbare Stiftung zuteilgeworden ist betrachtet er es als eine Ehrensache ihr in seinem Landeshause eine wurdige Statte zu bereiten Auf welche Weise er das zu tun gedachte war seine Sache wobei er fur sich in Anspruch nimmt dass er uber ausreichenden Geschmack und Kunstsinn verfugt um zu verhindern dass die Schonheit der Kunstschopfung durch unkunstlerisches Beiwerk beeintrachtigt wird Bei dieser unserer Auffassung die wir jederzeit und jedermann gegenuber zu vertreten bereit sind ist es ohne Belang wie sich etwa ubelwollende Elemente vergl die Lauenburger Denunzianten 15 oder andere Kreise z B das Ministerium dazu stellen sollte Es handelt sich hier um eine Angelegenheit der Selbstverwaltung des Lauenburgischen Kommunalverbandes in die er sich nicht hineinreden lassen kann Sollte sich herausstellen dass die von uns nach bestem Wissen und Konnen getroffenen Massnahmen den billigen Anforderungen kunstlerischen Geschmacks nicht entsprechen sollten so sind wir gern bereit uns belehren zu lassen und etwa erforderlich werdende Anderungen vorzunehmen 14 Mit Schreiben vom 9 November 1922 wurde der Oberprasident der Provinz Schleswig Holstein gebeten die Wandteppiche offiziell dem Kreis Herzogtum Lauenburg zu ubergeben 16 Einweihung Bearbeiten nbsp Einladungskarte zur Festsitzung am 16 November 1922Die raumliche Anordnung und Befestigung der am 18 Januar 1922 in Ratzeburg abgegebenen Arbeiten verzogerte sich aufgrund der Renovierungsarbeiten im Sitzungssaal des Kreishauses Schliesslich wurde der Saal am 16 November 1922 feierlich eingeweiht Die Gobelins waren am dafur vorgesehenen Platz aufgehangt Als Ehrengaste trafen unter anderem ein Prasident Heinrich Kurbis der bei dieser Gelegenheit erstmals den Kreis Herzogtum Lauenburg besuchte Oberregierungsrat Waldemar Abegg Vizepremier und Lubecker Burgermeister Johann Martin Andreas Neumann und Landdrost Anton Nahmmacher 17 aus Schonberg Es erschienen auch Vertreter der Werkstatten fur Bildwirkerei Schloss Pillnitz die Entwerferin und Autorin der Werke Wanda Bibrowicz selbst und Max Wislicenus Uber das Ereignis wurde ausfuhrlich in der Presse berichtet 18 In einer Leserzuschrift mit dem Titel Die neuen Wandteppiche im Kreishaus zu Ratzeburg mokierte sich der Maler Heinrich Munchhausen Vorsitzender des Heimatschutzes fur den Kreis Lauenburg nach Lekture der Presseberichte daruber mit welchem Pathos alle moglichen Ehrengaste begrusst wurden die wirklich gar keine Schuld an den schonen Kunstwerken haben zuerst das Kultusministerium welches seiner Aufgabe nachkam und in hoch anzuerkennender Weise die fahigsten Krafte mit der Aufgabe betraut hat Der Oberprasident auch bei grosster Hochachtung er ist ganz unschuldig an der Sache Zu guter Letzt wurde ja auch der Kunstler gedacht sie gehorten immerhin dazu Die Kunst hatte man ganz vergessen Behorden Ehrengaste Kreisausschuss alle und jeder die nichts mit dem Werk zu tun hatten wurden verherrlicht Es war ruhrend Nur der Kunstler gedachte niemand Fur sie und ihr Werk um deren Willen das Fest stattfand hatte man keine Zeit Man hatte genug zu tun sich selbst zu ehren Leider sind wir in deutschen Landen gewohnt dass Verwaltungsbehorden wenn sie sich mit Kunst beschaftigen haufig entgleisen Aber als ich diesen Festbericht gelesen hatte habe ich mich vor dem Genius der Kunst geschamt 14 Am 1 Januar 1923 stellte das Unterhaltungsblatt des Lubecker General Anzeigers Von Lubecks Turmen die Kunstlerin und zwei ihrer elf Teppiche in einer schwarz weissen Wiedergabe vor 19 Die zwolf Wandteppiche BearbeitenChristianisierung Bearbeiten nbsp Wandteppich aus dem Ratzeburger Gobelin ZyklusAn zentraler Stelle der Stirnwand des Sitzungssaales sind auf dem grossen mittleren Gobelin 325 183 cm links des Baumes der sachsische Herzog Heinrich der Lowe sowie Graf Heinrich von Badewide 20 und zwei ihrer Ritter abgebildet 21 Rechts des Baumes sieht man den 1154 von Heinrich dem Lowen eingesetzten ersten Bischof seines neuen Bistums Ratzeburg Evermod Zwei Deutungsmoglichkeiten fur dessen dargestellte Handlungsweise bieten sich an Nach Kurt Langenheims Studie uber das Kreishaus in Ratzeburg aus dem Jahr 1955 ist an dieser Stelle der Vollzug einer Taufe dargestellt Ausserdem wird rechts auf dem Bild von einer Edelfrau wohl der Herzogin dem ersten Bischof Evermodus ein heidnischer Wende zur Taufe zugefuhrt 22 Folgt man dagegen der Teppichbezeichnung Belehnung durch Bischoff sic in der Altonaer Transportliste von 1922 23 dann kniet vor dem Bischof ein einfach gekleideter westfalischer Siedler der eine Umhangetasche tragt und vom Bischof mit einer neuen Landstelle belehnt wird Der bei einer Belehnung an sich vorgesehene Handgang ist hier bereits abgelost durch eine andere Geste Zur Bekraftigung des Lehnseides halt der Bischof eine Reliquie uber das Haupt des Lehnsmannes Dieser wird von einer vornehm gekleideten Frau mitgesegnet die einen blauen Mantel mit Hermelin Futter und eine besondere Kopfbedeckung tragt Es handelt sich vermutlich um Heinrichs des Lowen erste Ehefrau Clementia von Zahringen die von 1154 bis 1155 als ihr Mann Friedrich Barbarossa auf seiner Kronungsfahrt nach Italien begleitete mit der Verwaltung Sachsens betraut war Schrag hinter der Herzogin steht eher abwartend und beobachtend die namentlich unbekannte Ehefrau Heinrichs von Badewide die eine Verwandte des danischen Konigs Waldemar des Grossen war in ahnlicher Kleidung ohne Krone auf dem Haupt und ohne Hermelin Futter des orange farbigen zugeknopften Mantels Die weisse Gestalt rechts der Herzogin und der Grafin ist ein Pramonstratenser Monch mit allen einschlagigen Attributen ein Monch mit Tonsur Albe Zingulum und Rosenkranz der eine Bibel und ein Kreuzesbanner in den Handen halt Er tragt Sandalen an den Fussen und das weisse Gewand des Ordens dem auch der erste Ratzeburger Bischof Evermod angehorte Alle Personen sind unter einem ausladenden Baum angeordnet der sich mit seinen Asten zwischen den Gestalten rankt und an dessen Wurzeln die Herzogskrone Heinrichs des Lowen liegt So wird symbolisiert welches Wachstum das Lauenburger Land im 12 Jahrhundert durch Christianisierung und Belehnung neuer Siedler erfuhr Dieses Wachstum in wirtschaftlicher Hinsicht wird auch durch das Emblem symbolisiert das zwischen Bischof und Siedler sichtbar ist eine Gans auf einem Zweig Wanda Bibrowicz signierte das Werk mit ihren Initialen WB und dem Datum 1918 zu sehen in der Spitze des Lowenschildes Missverstandnisse in der Beschreibung und Deutung dieses Teppichs Ewa Poradowska Werszler verschiebt die Bemerkung Kurt Langenheims uber den Mann mit der betenden Gebarde von einer betenden Person auf die andere namlich vom links stehenden Heinrich von Badewide auf den rechts vor dem Bischof knienden Siedler Sie kommt deshalb zu dem Schluss In der Mitte sieht man den ersten Bischof von Lauenburg sic Evermodus vor dem der erste Graf Ratzeburgs Heinrich von Baldwiede sic mit bittend gefalteten Handen kniet 24 Kurt Langenheim hatte 1955 an dieser Stelle nicht den Vorgang einer Belehnung sondern den Vollzug einer Taufe gesehen 22 Ewa Poradowska Werszler verschiebt diese Bemerkung Langenheims wieder auf eine andere Person diesmal von dem rechts auf dem Bild vor dem Bischof Knienden auf den rechts von der Herzogin Stehenden Rechts neben einer wurdigen Dame vermutlich einer Furstin wird ein Wenede sic zur Taufe gefuhrt 24 Das ist aber ein Irrtum Die weisse Gestalt rechts der Herzogin und der Grafin ist eindeutig ein Pramonstratenser Monch Ksenia Stanicka Brzezicka kombinierte beide Missverstandnisse und behauptete 2011 in der Szenerie sei die Taufe des Grafen Heinrich von Badewide dargestellt Der Hauptteil der Bildwirkerei ist mit Christianisierung betitelt und zeigt die Taufe des Ratzeburger Grafen Heinrich von Baldwiede sic 25 Diese Interpretation ist falsch Heinrich von Badewide war langst getauft und ware ohne Taufe von Heinrich dem Lowen nicht 1142 als Graf von Ratzeburg eingesetzt worden Knappe Bearbeiten Links von dieser Arbeit befindet sich ein kleinerer Teppich 124 183 cm der einen Vogel futternden Knappen darstellt Im Zeitungsbericht uber die Einweihung 1922 heisst das Motiv movenfutternder Ritter 26 In der Altonaer Transportliste von 1922 taucht hier der Begriff Falkenjager auf 23 Monch Bearbeiten Rechts des Mittelteppichs an der Stirnwand des Saales befindet sich ein kleinerer Teppich 124 183 cm mit einem knienden Monch der in der Altonaer Transportliste von 1922 als Answerus bezeichnet wird was aber wegen der uberragenden Bedeutung des Ansverus so nicht angehen kann Auch die Bemerkung von Ewa Poradowska Werszler es handele sich um einen Monch der Stimmen von Hasengesprachen lauscht 24 klingt wenig uberzeugend Die beiden Hasen fuhren keine Gesprache sondern schauen und lauschen gemeinsam mit dem Monch aufmerksam auf das im Mittelteppich Christianisierung dargestellte Geschehen Ratzeburg Bearbeiten An der den Fenstern gegenuberliegende Wand des Saales hangen drei Gobelins auf denen die Stadte Ratzeburg Lauenburg und Molln mit ihren jeweils charakteristischen Wirtschaftszweigen und Weichbildern zu sehen sind Der Ratzeburg Gobelin 373 183 cm zeigt im Vordergrund eine spatsommerlich bluhende Landwirtschaft auf den Hohen nordostlich der Stadt Ratzeburg mit Bauernhaus und Viehhaltung leuchtendem Getreidefeld und erntendem Bauernpaar hinter dem ein Obstbaum Fruchte tragt In der Diagonale blitzt die Sense und Vogel fliegen auf Im Hintergrund ist das Weichbild der Stadt mit dem markanten Domturm auf der Insel im Ratzeburger See zu erkennen Links oben ist das Wappen der Stadt abgebildet Im First des Bauernhauses sind Signatur und Datum versteckt WB 1917 Die Einzelheiten der Darstellung bestatigen das Urteil von Marie Frommer Selbst bei Betrachtung der Abbildungen tritt ein ganz besonders reizvolles Element dieser Arbeiten deutlich hervor die Verschiedenheit der Wirkung je nach der raumlichen Entfernung Beim ersten Anblick aus gemessenem Abstand wirkt die Klarheit der Komposition der Verteilung von Licht und Schatten und der Farben Je naher das Auge den Arbeiten kommt um so mehr Einzelheiten losen sich aus der Bildtiefe die jedoch in die Gesamtkomposition zurucktauchen je mehr der Beschauer sich entfernt Das Wesen des wahren Kunstwerkes Zusammenfassung der Einzelelemente in einer Vereinheitlichung der Gestaltung ist also hier erreicht 27 Lauenburg Bearbeiten Auf dem Lauenburg Gobelin 380 183 cm sind im Vordergrund zwei Fischer zu sehen die ihren beachtlichen Fang ausnehmen und ihn so fur den Verkauf vorbereiten Daneben eine Schaferin mit Kind auf dem Arm den Hutehund an ihrer Seite inmitten der Schafherde uberwolbt von einem Baum mit allerlei Getier Auf der Elbe im Mittelgrund fahren Schiffe darunter ein grosser Lastkahn mit Bramsegeln Im Hintergrund die Stadt Lauenburg Elbe mit dem spitzen weithin sichtbaren Kirchturm der Maria Magdalenen Kirche und den vielen Fachwerkhausern entlang der Elbe Die Stadt ist gegliedert in Unter und Oberstadt Das Stadtwappen ist in der linken oberen Ecke dargestellt Der Teppich tragt Signatur und Datum WB 1916 Molln Bearbeiten Der Molln Gobelin 372 183 cm fallt durch eine besondere Raumaufteilung auf nicht Vorder Mittel und Hintergrund bestimmen ihn sondern ein Dreieck aus bildnerischer Gestaltung links unten rechts unten und Mitte oben Links unten findet sich ein Flotenspieler angelehnt an einen Baum Hinter ihm steht eine sehr grosse grasende Kuh Rechts unten ist ein Kalbchen versteckt zwischen Baumen Dazwischen sieht man bunte Blumen Fasanen auffliegende Enten In der Mitte oben zeigt sich wie auf einer Insel im See liegend die Stadt Molln mit ihrer uber ihr thronenden St Nicolai Kirche Die Hauser gruppieren sich im Halbkreis unter dem Kirchberg am Ufer des Stadtsees entlang Das Mollner Stadtwappen befindet sich in der Ecke oben rechts Die Arbeit ist mit WB signiert und auf das Jahr 1917 datiert Reiherbeize Bearbeiten An der Wand mit der Ausgangstur aus dem Sitzungssaal hangen drei Gobelins die eine Falkenjagd darstellen Der Zeitungsbericht zur Einweihung des Zyklus formulierte Uber der Eingangstur ist eine Reiherbeize dargestellt in der Mitte ein voruberstreichender Reiherschwarm links ein Tross Falkner rechts Jager und Jagerin zu Pferde den Falken auf der Faust 26 Das linke Bild 190 183 cm das stellvertretend fur alle drei Bilder die Signatur WB und das Datum 1918 tragt stellt einen abgesessenen Falkner dar der seine Jagdhunde zur Nachsuche fuhrt Am Sattel seines Pferdes hangen bereits erlegte Reiher Im Vordergrund sind bunte Blumen zu sehen im Hintergrund ein dichter Wald Reiherschwarm Bearbeiten Direkt uber der Tur befindet sich ein Wandteppich 200 82 cm mit der Bezeichnung Reiher 23 der einen voruberziehenden Reiherschwarm vor der alten Stadtkulisse Ratzeburgs mit dem Magnusturm des Schlosses zeigt Jagerin und Jager Bearbeiten Auf dem rechten Bild 190 183 cm sind eine junge Frau im Damensitz reitend und ein junger Mann auf anspringendem Pferd dargestellt die sich an der Reiherbeize beteiligen Die klassisch gekleidete Frau halt den Falken auf handschuhgeschutzter Faust Die Einzelheiten in der Darstellung von Zaumzeug und Kleidung sind frappierend und belegen dass Wanda Bibrowicz an der Akademie fur Kunst und Kunstgewerbe zu Breslau nicht nur Bildwirkerei gelernt und ausfuhrte sondern auch Kleider und Mobeldesign sowie Entwurf und Gestaltung von Accessoires verschiedener Art 28 Sachsisches Wappen umgeben von Adelswappen Bearbeiten Auf den Wandstreifen zwischen den Fenstern befinden sich zwei kleinere Gobelins mit Wappen Links steht das Wappen Sachsens 192 183 cm mit vier zusatzlichen Wappen inzwischen ausgestorbener Geschlechter von Schack von Scharffenberg von Lutzow von Wackerbarth Signatur ED fur Emil Doepler Entwurf Lauenburgisches Wappen umgeben von Adelswappen Bearbeiten Rechts ist das Wappen des Kreises Herzogtum Lauenburg 188 183 cm mit vier weiteren Wappen adliger Familien die wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung der Landesgeschichte hatten von Bulow Graf Kielmannsegg Graf Bernstorff von Witzendorff Signatur ED Bismarck Wappen Bearbeiten In der sudwestlichen Ecke des Sitzungssaales ist eine Bismarck Ecke eingerichtet Der darin befindliche kleine Gobelin 82 82 cm stellt das Furstliche Wappen Bismarck nach dem Diplom von 1873 dar 29 Raumeindruck und Fazit Bearbeiten Durch die Wandteppiche im Verein mit der Tafelung wirkt der ganze Raum eigenartig warm 30 Der Raumschmuck ist von einer Art wie wir uns in der Zeit des alten deutschen Kaiserreiches die Kaiserpfalzen und Burgen der Fursten etwa der Wartburg beim Sangerkrieg vorzustellen haben Der kunstlerische Stil der Wandteppiche ist der Jugendstil wie er im Anfang des 20 Jhts vor dem 1 Weltkrieg ublich war Die Ausfuhrung ist aber von einer grossen Kunstlerin gemacht so dass die Wandteppiche noch heute unseren Anspruchen an ein Kunstwerk voll genugen Hinzu kommt die Leuchtkraft der Farben die zeigen dass sehr gutes Material verwandt wurde So vermittelt der Sitzungssaal im Ratzeburger Kreishaus den geschlossenen Eindruck eines Raumes wie er in unserem Lande wohl kaum an anderer Stelle vorkommt Kurt Langenheim Das Kreishaus 1955 31 Die im Ratzeburger Sitzungssaal des Rathauses sic erhaltenen Werke haben einen grossen Wert und uberdauerten glucklicherweise bis heute Ihr Inhalt ist mit der fruhesten Geschichte des Landes verbunden und ihre Ausfuhrung macht sie auch heute noch fur jeden lesbar Die Arbeiten laden mit ihrem ikonographischen Programm zu Studien und zur wissenschaftlichen Beschaftigung aus geschichtlicher und kunstgeschichtlicher Perspektive ein sie ermoglichen auch Schlusse wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Art konnen aber auch zur Rekonstruktion von Legenden und Fabeln inspirieren Eine Abhandlung uber die Werke von Wanda Bibrowicz stellt die Studie von Dr Langenheim dar aus der man die mit der Christianisierung der umliegenden Gebiete und ihrer Eingliederung in den deutschen Staat sic verbundenen historischen Personen erkennen kann Ewa Poradowska Werszler Im Kreis der Kunst von Wanda Bibrowicz 2001 24 Literatur BearbeitenKarl Schaefer Bildwirkereien von Wanda Bibrowicz Schreiberhau In Dekorative Kunst 1916 S 397 400 Digitalisat Wanda Bibrowicz Etwas uber Bildwirkerei In Prometheus 31 1920 209 211 Digitalisat Felix Zimmermann Die Wandteppiche der Wanda Bibrowicz In Die Kunst Monatshefte fur freie und angewandte Kunst 42 Band Angewandte Kunst der Dekorativen Kunst XXIII Jahrgang F Bruckmann Munchen 1920 S 313 319 Digitalisat Alfred Schellenberg Die Pillnitzer Werkstatten fur Bildwirkerei und ihre schlesische Vorgeschichte In Schlesische Monatshefte 2 1925 Nr 9 S 473 480 Marie Frommer Die Bildwirkerei der Pillnitzer Werkstatten In Dekorative Kunst Illustrierte Zeitschrift fur Angewandte Kunst Band XXXIV Munchen 1925 1926 S 126 132 Digitalisat Kurt Langenheim Das Kreishaus In Lauenburgischer Familienkalender 6 127 Jahrgang 1955 S 55 58 Digitalisat Hansjorg Zimmermann Kunstwerke hinter verschlossenen Turen in Lauenburgische Heimat N F Heft 75 August 1972 S 54 58 Digitalisat Hans Georg Kaack Von der Regierungskanzlei zum Kreishaus am Markt In Kreis Herzogtum Lauenburg Hrsg 1726 Regierungskanzlei 1982 Kreishaus am Markt Rondeshagen 1982 S 4 16 Piotr Lukaszewicz Die Breslauer Akademie fur Kunst und Kunstgewerbe unter dem Direktorat Poelzigs In Jerzy Ilkosz Beate Stortkuhl Hrsg Hans Poelzig in Breslau Architektur und Kunst 1900 1916 Wroclaw Delmenhorst 2000 S 33 50 Ewa Poradowska Werszler W kregu sztuki Wandy Bibrowicz Im Kreis der Kunst von Wanda Bibrowicz Dt Ubersetzung Bernardeta Fleischer Wroclaw Breslau 2001 Digitalisat Petra Holscher Die Akademie fur Kunst und Kunstgewerbe zu Breslau Wege einer Kunstschule 1791 1932 Ludwig Kiel 2003 Aleksandra Bibrowicz Sikorska u a Leben und Werke von Wanda Bibrowicz Internationale Konferenz Kamienna Gora 15 Oktober 2004 polnisch und deutsch darin Aleksandra Bibrowicz Sikorska Die Begegnung mit Wanda S 73 ff Hanns Herpich Wanda Bibrowicz und ihre Zeit S 76 ff Ewa Maria Poradowska Werszler Leben und Werke von Wanda Bibrowicz S 83 ff Kerstin Stover Wanda Bibrowicz und die Pillnitzer Werkstatten fur Bildwirkerei S 91 ff Michael Jedrzejewski Aus der Geschichte der Breslauer Kunsthochschulen S 102 ff Roza Klijanowicz Die Gewebe in den Sammlungen des Niederschlesischen Museums fur Webkunst in Kamienna Gora Landeshut i Schl S 109 ff Norbert Zawisza Nachdenken uber das Leben und die Werke von Wanda Bibrowicz S 113 ff Klaus Werner Grenzuberschreitende kulturelle Zusammenarbeit S 132 ff Kerstin Stover Wanda Bibrowicz und die Pillnitzer Werkstatten fur Bildwirkerei In Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Berichte Beitrage 2006 2007 Band 33 S 71 80 Ksenia Stanicka Brzezicka Die Fluchten von Wanda Bibrowicz Die Weberin in Schreiberhau Szklarska Poreba 1911 1919 In Malgorzata Omilanowska Beate Stortkuhl Hrsg Stadtfluchten Ucieczki z miasta Das gemeinsame Weltkulturerbe Wspolne Dziedzictwo Band 7 Warschau 2011 S 201 211 Katarzyna Sonntag Kreative Zusammenarbeit oder kunstlerische Abhangigkeit Die Bildteppichweberei des deutsch polnischen Kunstlerpaares Max Wislicenus und Wanda Bibrowicz In Burcu Dogramaci Hrsg Textile Moderne Textile Modernism Bohlau Wien Koln Weimar 2019 S 337 347 Peter Godzik Hundert Jahre Ratzeburger Gobelin Zyklus in Lauenburgische Heimat Heft 213 April 2022 S 67 83 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ratzeburger Gobelin Zyklus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ewa Maria Poradowska Werszler Ratzeburger Gobelin Zyklus Onlinefassung Wroclaw Breslau 2001 mit den Bildern aller Teppiche des Ratzeburger Gobelin Zyklus Norbert Dreessen Geschichten aus dem Alten Kreishaus Artikel in den Lubecker Nachrichten vom 1 April 2016 Hier wird Geschichte wieder lebendig Artikel in der Lauenburgischen Landeszeitung vom 22 Dezember 2018 Katarzyna Sonntag Ein Kunstlerpaar Max Wislicenus und Wanda Bibrowicz zwischen Kunst und Kunstgewerbe am Anfang des 20 Jahrhunderts Expose zum Promotionsprojekt 2019 online auf bkge de Einzelnachweise Bearbeiten Das Alte Kreishaus ein Haus der Geschichte Digitalisat Hans Georg Kaack Von der Regierungskanzlei zum Kreishaus am Markt In Kreis Herzogtum Lauenburg Hrsg 1726 Regierungskanzlei 1982 Kreishaus am Markt Rondeshagen 1982 S 4 16 Brief des Landrats an den Regierungsprasidenten vom 19 Dezember 1910 Landesarchiv Schleswig LAS 301 3188 a b c Brief des Landrats an den Regierungsprasidenten vom 19 April 1911 LAS 301 3188 a b Brief des Ministers an den Regierungsprasidenten in Schleswig vom 15 Juni 1911 LAS 301 3188 Der Kreis Herzogtum Lauenburg gehorte damals zum Regierungsbezirk Schleswig http www territorial de schleswh rbschles htm Piotr Lukaszewicz Die Breslauer Akademie fur Kunst und Kunstgewerbe unter dem Direktorat Poelzigs In Jerzy Ilkosz Beate Stortkuhl Hrsg Hans Poelzig in Breslau Architektur und Kunst 1900 1916 Wroclaw Delmenhorst 2000 S 33 50 hier S 46 Schreiben vom 15 Juni 1914 an den Landrat Kreisarchiv Hzgt Lauenburg KA 4265 a b c d Schreiben der Sachsischen Gesandtschaft Berlin an das Preussische Ministerium fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung vom 28 Mai 1920 LAS 309 18739 a b KA 4265 Datei Hofhaltung Friedrichs II in Palermo jpg Zeitungsartikel KA 4265 Am 29 Oktober 1921 wurden vom Kreisausschuss die Wandteppiche welche im Kunstgewerbemuseum in Berlin ausgestellt waren besichtigt Fraulein Bibrowicz wurde durch Herrn Professor Wislicenus vertreten Er erklarte dass das Kultusministerium seine Verpflichtungen erfullt habe und mit der Angelegenheit der Teppiche sich weiterhin nicht mehr befassen wolle Damit ist also das Eigentum und somit auch die Gefahr der angefertigten Teppiche auf den Kreis ubergegangen Herr Professor Dr Stierling Altona am Museum hat Herrn Professor Wislicenus gebeten die Teppiche mochten im Altonaer Museum ausgestellt werden Der Kreisausschuss beschloss dieser Bitte zu entsprechen Der Spediteur Warmuth soll beauftragt werden 1 oder 2 geeignete Kisten in der Breite der Teppiche herzustellen um den Transport der Teppiche nach Altona zu besorgen Herr Professor Wislicenus wird die Teppiche verpacken Die Anfertigung der Kisten Transport und Versicherung gehen auf Kosten des Kreises Das Museum von Altona soll aber die Kosten des Transportes und der Versicherung von Altona bis Ratzeburg und zuruck tragen Aktenvermerk KA 4265 Die Transportliste enthalt uberraschend andere Bezeichnungen fur mehrere Wandteppiche statt Christianisierung Belehnung durch Bischoff sic statt Knappe Falkenjager statt Monch Answerus sic statt ziehende Kraniche Reiher Ewa Poradowska Werszler hat gar fliegende Schwane S 111 bzw Zurawie S 49 a b c d e KA 2 Zum Problem der Lauenburger Denunzianten schrieb der Vorsitzende des Kreisausschusses im selben Schreiben an Wanda Bibrowicz Als wir damals wahrend des Sommers daran gingen den Wandteppichen in unserem Sitzungssaal einen wurdigen Raum zu bereiten erfuhren wir in der Offentlichkeit besonders in der Presse von einem aus unseren Diensten geschiedenen Kreisbeamten in Verbindung mit einer anderen im Dienste des Kreises stehenden Personlichkeit Angriffe so hasslicher Art wie sie sich nur aus anderen als sachlichen Motiven erklaren konnen Da nun diese Angriffe die sachlich vollig unbegrundet im ubrigen aber im wesentlichen auf politische Motive zuruckzufuhren waren ihre Wirkung bei den massgebenden Stellen der Kreisverwaltung und Kreisvertretung verfehlten wurden sie in Form von Denunziationen in Kreisen ausserhalb des Lauenburger Landes insbesondere nach Berlin hin fortgesetzt was zur Folge hatte dass der Minister uns zu einer Ausserung aufforderte Wir sind ihm die Antwort nicht schuldig geblieben Zu unserem lebhaften Bedauern mussen wir aus Ihrem Schreiben entnehmen dass auch Sie und wohl auch Herr Professor Poelzig derartige Denunziationen bekommen und ihnen anscheinend auch in gewissem Umfang Glauben geschenkt haben KA 2 Im Schreiben vom 9 November 1922 an den Oberprasidenten der Provinz Schleswig Holstein hiess es Wir bitten Sie deshalb als Vertreter der Staatsregierung uns die unter namhafter Beteiligung des Staates hergestellten Wandteppiche ubergeben zu wollen Wir gestatten uns dabei hierunter kurz die Vorgange uber die Beschaffung der Wandteppiche zu schildern Es wurden fur die Wandteppiche folgende Bilder in Aussicht genommen Darstellung der Stadt Lauenburg Darstellung der Stadt Molln Darstellung der Stadt Ratzeburg Einfuhrung des Christentums in Lauenburg ein Wappen sachsisches Wappen der Herzoge von Lauenburg ein Wappenschild in der Mitte das jetzige lauenburgiche Wappen 5 verschiedene Bilder Falkenjagd Jagdbild usw Das Bismarckwappen Die ersten 11 Wandteppiche sind samtlich fertiggestellt und in geschmackvoller Weise angebracht worden Das Bismarckwappen welches fur die Nische des Saales bestimmt ist hat noch nicht fertiggestellt werden konnen Es soll aber nachdem Fraulein Wanda Bibrowicz eine Besichtigung des Saales vorgenommen hat hergestellt und spater angebracht werden Die Herstellung der Wandteppiche selbst hat infolge des Krieges grossere Schwierigkeiten bereitet Es war nicht moglich sie innerhalb der gestellten Frist fertigzustellen sondern sie konnten erst am 18 Januar 1922 hier angeliefert werden Vorher sind die Wandteppiche bereits im staatlichen Kunstgewerbemuseum in Berlin und im Museum in Altona ausgestellt gewesen KA 4265 Immatrikulation von Anton Nahmmacher Lauenburgische Zeitung Nr 272 vom 18 November 1922 und Nr 273 vom 20 November 1922 KA Nr 2 SKD Online Collection Langenheim Das Kreishaus 1955 S 57 Der Mann mit der betenden Gebarde der Hande soll wohl der erste Graf von Ratzeburg Heinrich von Badewide sein Die Bilderfolge findet sich online auf pkgodzik de a b Langenheim Das Kreishaus 1955 S 57 a b c Transportliste des Altonaer Museums vom 18 Januar 1922 im Internet zuganglich unter Transportliste Altona a b c d Ewa Poradowska Werszler Im Kreis der Kunst von Wanda Bibrowicz 2001 S 110 Ksenia Stanicka Brzezicka Die Fluchten von Wanda Bibrowicz 2011 S 205 a b Lauenburgische Zeitung Nr 272 vom 18 November 1922 Marie Frommer Die Bildwirkerei der Pillnitzer Werkstatten In Dekorative Kunst Illustrierte Zeitschrift fur Angewandte Kunst Band XXXIV Munchen 1925 1926 S 126 132 hier S 132 Petra Holscher Die Akademie fur Kunst und Kunstgewerbe zu Breslau Wege einer Kunstschule 1791 1932 Ludwig Kiel 2003 S 112 118 f Zu den elf Ratzeburger Gobelins kam spater noch ein von Otto Furst von Bismarck in Friedrichsruh gestiftetes Bismarck Wappen in Grosse 80 mal 80 cm hinzu in derselben Ausfuhrung ebenfalls angefertigt von Fraulein Bibrowicz so dass im Ganzen 12 Wandteppiche im Saal angebracht sind Vermerk vom 4 Februar 1927 in der betr Akte des Altonaer Museums Sitzung des Gesamtvorstandes fur den Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg e V am 22 Januar 2020 im Sitzungssaal des Alten Kreishauses in Ratzeburg Foto Manfred Maronde Kurt Langenheim Das Kreishaus in Lauenburgischer Familienkalender 6 127 Jahrgang 1955 S 55 58 hier S 58 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ratzeburger Gobelin Zyklus amp oldid 236242926