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Johann Martin Andreas Neumann 16 August 1865 in Lubeck 7 April 1928 ebenda war ein deutscher Richter am Landgericht Lubeck Senator und Burgermeister der Hansestadt Lubeck Johann Martin Andreas Neumann Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Laufbahn 1 3 Familie 2 Literatur 3 Weblinks 4 BelegeLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Neumann war der Sohn des gleichnamigen Rentiers Johann Martin Andreas Neumann 1814 in Sulze 1896 in Lubeck und seiner Frau Marie Elisabeth geb Cordua 1823 in Paramaribo 1896 in Lubeck Seine Mutter war die alteste Tochter des Kaufmanns Theodor Cordua mit der gemischtrassigen freigelassenen Sklavin Katharine Hoft 1 Laufbahn Bearbeiten Nach seiner Schulzeit im Katharineum bis Ostern 1884 2 studierte er in Freiburg Leipzig und Kiel Rechtswissenschaft und Nationalokonomie Zuruck in Lubeck wurde er 1889 Referendar und nach drei Jahren zum Assessor ernannt im Jahr darauf Richter Kurz darauf begann sein Wirken in der Offentlichkeit Sein Wirken im Kreise der Gesellschaft zur Beforderung gemeinnutziger Tatigkeit welche ihn bald in den Vorstand berief beim deutschen Abend Alldeutschen Verband sowie vielen nationalen und Wohlfahrtsbestrebungen machten ihn bekannt 1899 wurde er in die Burgerschaft gewahlt 3 Als Chef des Verwaltungsausschusses des Scherl Verlages besass er massgebenden Einfluss im Medienkonzern Zusammen mit Emil Possehl der einst zu den Grundungsmitgliedern des Verbandes gehorte war er 1912 in Berlin Mitbegrunder des Wehrvereins Sowohl er als auch Possehl spendeten 1916 je 50000 Mark fur den Ankauf und Aufbau der Deutschen Zeitung als Verbandsorgan 4 5 Im September des Jahres 1904 wurde das Burgerschaftsmitglied zum Senator der Stadt erwahlt Anders als sonst ublich gestaltete sich der Verlauf der Dinge Da der Neuerwahlte sich zu jenem Zeitpunkte auf einer Reise in Amerika befand musste er telegraphisch befragt werden Der prasidierende Burgermeister Heinrich Klug hielt somit erst 24 Stunden spater Neumanns Bereitwilligkeitserklarung in seinen Handen 6 nbsp Neumann zweite Reihe rechts auf dem Weg zum Schmucken der Regimentsfahnen1912 verlieh die Stadt den Bataillonen seines Regiments je zwei traditionsstiftende Fahnenbander Am 17 Mai schmuckten die Senatoren Johann Hermann Eschenburg und Johann Georg Eschenburg sowie Emil Possehl und der spatere Burgermeister die Fahnen auf dem lubeckischen Marktplatz in Gegenwart des Brigardegenerals Curt von Morgen bevor sie der Kommandeur Thaddaus von Jarotzky wieder entgegennahm 7 8 Im Senat wurde er zunachst Mitglied der Justizkommission und stellvertretender Polizeiherr Mitglied im Stadt und Landamt sowie Vorsitzender der Militarkommission Den Vorsitz der Finanzbehorde hatte er 1917 bis 1920 im Kirchenrat seit 1919 um nur einige zu nennen Zum 1 Januar 1921 wurde der deutschnational eingestellte aber parteilose Neumann als Nachfolger von Emil Ferdinand Fehling zum Burgermeister der Stadt gewahlt Als das erste alldeutsche Verbandsmitglied wurde er Regierungschef eines der 18 Weimarer Bundesstaaten Neumann geriet in einen um 1924 eskalierenden politischen Konflikt mit der Lubecker SPD unter dem Reichstagsabgeordneten Julius Leber Mit einer Volksabstimmung am 6 Januar 1924 sollten Neuwahlen erzwungen und so verhindert werden dass die burgerliche Minderheit in der Burgerschaft uber ihre Mehrheit im Senat den Freistaat weiterhin regierte Dieser Versuch scheiterte jedoch mit einem Vertrauensbeweis der Wahler Um den Reichsprasidenten Paul von Hindenburg zu einem Besuch Lubecks zu bewegen sandte Neumann ihm eine Einladung zu den 700 Jahr Feierlichkeiten zu denen in der Zeitschrift Die Woche Heft 23 1926 ein von ihm verfasster mehrseitiger Bericht erschien der Reichsfreiheit der Stadt Die Einladung wurde nicht angenommen und Lubeck war eines der wenigen Lander des Reiches die nie vom Prasidenten besucht wurden 9 nbsp Gipsabguss des Vadstena Kruzifix Zu den 700 Jahr Feierlichkeiten schenkte Neumann seiner Stadt eine von Carl Georg Heise seinem Schwiegersohn konzipierte Nachbildung des Kruzifixes der Klosterkirche Vadstena Sie wurde in der Ausstellung Lubeckische Kunst ausserhalb Lubecks gezeigt und ist heute in der Marienkirche zu sehen 1926 gab es Geruchte nach denen Heinrich Class und andere Alldeutsche einen Putsch vorbereiten wurden um die Weimarer Verfassung gewaltsam zu beseitigen Nach polizeilichen Hausdurchsuchungen wurde gegen Class eine Voruntersuchung wegen Verdachts der Vorbereitung eines Hochverrats eroffnet die im Oktober 1927 aus Mangel an Beweisen eingestellt wurde 10 Neumann soll von Class in dessen Plane eines Reichsputsches eingeweiht und als Reichskanzler vorgesehen sei Aufgrund von Pressemitteilungen uber seine langjahrigen Freundschaften mit dem Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes und mit dem alldeutschen Zeitungsmagnaten Alfred Hugenberg kam es zum politischen Skandal Rechtzeitig zu Beginn der 700 Jahr Feier wo Lubeck im Fokus der Aufmerksamkeit stand wurde in der Versammlung der Burgerschaft am 17 Mai 1926 nach Erledigung der Tagesordnung ein sozialistischer Misstrauensantrag gegen den Burgermeister gestellt und eine auf die Sache bezugliche Anfrage unter grosser Unruhe und larmenden Zwischenrufen behandelt 11 Nach einer zuvor vom Burgermeister gehaltenen Verteidigungsrede nahm die Burgerschaft am 26 Mai den Antrag mit einfacher Mehrheit an Diese Mehrheit bestand aus Sozialdemokraten Demokraten mit Ausnahme von Heinrich Gortz und Kommunisten Die Fraktion des Neuen Haus und Grundbesitzervereins trug durch Stimmenthaltung mit zu diesem Ergebnis bei Eine zweite Lesung fand am 2 Juni dem Vorabend der 700 Jahr Feier mit dem Ergebnis statt dass der Antrag mit 43 gegen 32 Stimmen bei 3 Stimmenthaltungen endgultig angenommen wurde 12 Am Morgen des 3 Juni 1926 trat Neumann zuruck 13 14 und war somit zu den Feierlichkeiten nicht mehr im Amt Der Senat erwahlte am 22 Juni den sozialdemokratischen Senator Paul Lowigt zum Burgermeister und Senator Paul Hoff zu dessen Stellvertreter Die burgerlichen Mitglieder des Senats hatten auf den zweiten Posten verzichtet 15 16 Folge des Rucktritts des Parteilosen war seine Grundung des als Sammlungsbewegung mit ins Leben gerufenen Hanseatischen Volksbundes Dieser uberflugelte noch im gleichen Jahr die SPD bei den Burgerschaftsmandaten Bei der Wahl zur vierten Legislaturperiode der Lubecker Burgerschaft als Landesparlament 1926 1929 am 14 November 1926 erreichte der Hanseatische Volksbund aus dem Stand einen bedeutenden Wahlerfolg und wurde mit 44 der Stimmen und 36 von 80 Sitzen noch vor der SPD 42 6 35 Sitze starkste Fraktion 17 Neumann war von 1907 bis 1909 Direktor der Gesellschaft zur Beforderung gemeinnutziger Tatigkeit Neben seiner politischen Tatigkeit in der Lubecker Verwaltung war er 1917 18 im besetzten Riga Berater des Zivilgouvernements in allgemeinen politischen und handelspolitischen Fragen 18 Wegen seiner Verdienste bei der Ablosung des Landesherrlichen Kirchenregiments des Senats durch die neue Kirchenverfassung der Evangelisch Lutherischen Kirche in Lubeck von 1921 erhielt er von der Theologischen Fakultat der Christian Albrechts Universitat Kiel den Ehrendoktor der Theologie er war ab 1921 Vorsitzender des Hansischen Geschichtsvereins Am 18 Mai 1930 fand eine Feier in Westerau statt Die Vorsteherschaft der Westerauer Stiftung hatte einst beschlossen dem Andenken an ihren verstorbenen langjahrigen Vorsitzenden durch ein Ehrenmal zu ehren Dies geschah an jenem Tage durch die Aufstellung einer Bank im Park des Herrenhauses zu Westerau mit zahlreich vertretenden Mitgliedern der Familie Neumann Die Bank wurde vom Lubecker Baudirektor Hans Pieper entworfen und von der Firma Bruhn ausgefuhrt Die Bank besteht aus schwedischen Granit und tragt mit dem Lubeckischen Wappen den Namen des verstorbenen Burgermeisters 19 nbsp frisch erwahlter Senator 1904 nbsp Als Kommissar des Senats mit den Wortfuhrern bei einer Burgerschaftssitzung auf den erhohten Sitzen 1909 nbsp Neumann Ehrenmal in WesterauNachdem er verstorben war wurde 1933 die Rathenaustrasse am Stadtpark in Burgermeister Neumann Strasse umbenannt 20 Wahrend des Dritten Reiches schatzte man das alldeutsche Mitglied 13 Familie Bearbeiten Aus seiner Ehe gingen Hildegard Heise Fotografin seit 1922 mit Carl Georg Heise verheiratet Inge 1932 verheiratet mit dem Hamburger Notar Hans Harder Biermann Ratjenhervor Literatur BearbeitenMichael Bouteiller Der Leber Neumann Konflikt der 1920er Jahre im Freistaat Lubeck https michaelbouteiller de wp content uploads 2021 07 Leber Neumann Konflikt 1 pdf Hansjorg Buss Entjudete Kirche Die Lubecker Landeskirche zwischen christlichem Antijudaismus und volkischem Antisemitismus 1918 1950 Paderborn 2011 Abram B Enns Kunst und Burgertum Die kontroversen zwanziger Jahre in Lubeck Christians Weiland Hamburg Lubeck 1978 ISBN 3 7672 0571 8 Emil Ferdinand Fehling Lubeckische Ratslinie Lubeck 1925 Nr 1029 Hermann Christern Neumann Johann Martin Andreas In Hermann Christern Hrsg Deutsches Biographisches Jahrbuch Band 10 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart Berlin u a 1928 Max Knie 15 Jahre Lubecker Zeitgeschichte Von der Revolte bis zur nationalen Erhebung Lubeck 1933 Joachim Lilla Der Reichsrat Vertretung der deutschen Lander bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Reichs 1919 1934 ein biographisches Handbuch unter Einbeziehung des Bundesrates Nov 1918 Febr 1919 und des Staatenausschusses Febr Aug 1919 Dusseldorf Droste 2006 ISBN 3 7700 5279 X S 126 127 Karl Ernst Sinner Tradition und Fortschritt Senat und Burgermeister der Hansestadt Lubeck 1918 2007 Band 46 der Reihe B der Veroffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lubeck herausgegeben vom Archiv der Hansestadt Lubeck Lubeck 2008 S 178 Dirk Stegmann Radikalisierung des Lubecker Burgertums nach rechts Alldeutscher Verband und Deutsche Vaterlands Partei 1912 1918 Demokratische Geschichte Jahrbuch fur Schleswig Holstein Band 24 Malente 2013Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Martin Andreas Neumann Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienBelege Bearbeiten Egmond Codfried Aantekeningen op de Surinamse families Codfried Heuft Hoft Hoeufft Cordua Neumann Mosanto Kerster en de Faria Academia edu abgerufen am 15 Februar 2020 Hermann Genzken Die Abiturienten des Katharineums zu Lubeck Gymnasium und Realgymnasium von Ostern 1807 bis 1907 Borchers Lubeck 1907 Beilage zum Schulprogramm 1907 Nr 858 Vaterlandische Blatter illustrierte Unterhaltungsbeilage der Lubeckischen Anzeigen Lubeck den 19 Dezember 1920 Nr 6 Artikel zur Burgermeisterwahl vom 1 Dezember Johannes Leicht Heinrich Class 1868 1953 Die politische Biographie eines Alldeutschen Paderborn 2012 S 231 Lemo Lebendiges Museum Online Heinrich Class Abgerufen am 20 August 2021 Vaterstadtische Blatter Lubeck den 4 September 1904 Artikel Neuwahl eines Senatsmitglieds Verleihung der Fahnenbander an das Regiment Lubeck in Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1912 Nr 21 Ausgabe vom 26 Mai 1912 S 81 Martin Lezius Fahnen und Standarten der alten preussischen Armee Franckh sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1935 Gerhard Ahrens Hindenburgs Bruder liegt auf dem Burgtorfriedhof In Lubeckische Blatter 21 2010 Deutsches Historisches Museum Biografie Heinrich Class Chronik In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1925 26 Nr 17 Ausgabe vom 23 Mai 1926 S 72 Chronik In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1925 26 Nr 18 Ausgabe vom 6 Juni 1926 S 76 a b Max Knie 15 Jahre Lubecker Zeitgeschichte Von der Revolte bis zur nationalen Revolution Lubeck 1933 Verlag Charles Colemann Lubeck 1933 Chronik In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1925 26 Nr 20 Ausgabe vom 13 Juni 1926 S 80 Chronik In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1925 26 Nr 21 Ausgabe vom 4 Juli 1926 S 88 Ausfuhrlich bei Antjekathrin Grassmann Lubeckische Geschichte S 692 ff Nach dem Neumann als Galionsfigur der Partei in der Legislaturperiode verstarb fiel die HVB bei konstant bleibenden Anteil der SPD auf den zweiten Platz zuruck und trat nachdem ihr Anteil 1932 auf 6 sank nicht mehr an Die Deutschen wollten dort zum Ende des Ersten Weltkrieges ein Vereinigtes Baltisches Herzogtum grunden Ehrung fur Herrn Burgermeister D Dr Neumann In Vaterstadtische Blatter Jahrgang 1929 30 Nr 17 Ausgabe vom 24 Mai 1930 1947 wurde die Umbenennung der Strasse wieder aufgehoben Normdaten Person GND 133585522 lobid OGND AKS VIAF 77507671 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Neumann Johann Martin AndreasKURZBESCHREIBUNG Burgermeister in LubeckGEBURTSDATUM 16 August 1865GEBURTSORT LubeckSTERBEDATUM 7 April 1928STERBEORT Lubeck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Martin Andreas Neumann amp oldid 230305612