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Die St Nicolai Kirche ist ein Kirchengebaude in Molln und ein Wahrzeichen der Stadt St Nicolai Molln St Nikolai vom Wasserturm aus Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 2 Ausstattung 2 1 Scherer Bunting Orgel 2 2 Glocken 2 3 Kirchenbibliothek 2 4 Bildergalerie 3 Grabplatten 4 Mollner Notkonfirmation 5 Pastoren Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseArchitektur Bearbeiten nbsp Grundriss vor 1896 nbsp Sudseite St NicolaiDie Kirche steht hoch uber der mittelalterlichen Stadt auf dem Eichberg und ist dem Heiligen Nikolaus von Myra geweiht Als Baubeginn wird das Ende des 12 oder das erste Viertel des 13 Jahrhunderts angenommen da der Ort Molln nach dem Verzeichnis des Ratzeburger Domkapitels noch um 1194 zum Kirchspiel Breitenfelde gehorte im Ratzeburger Zehntregister von 1230 selbst als Ort mit einer Kirche erwahnt ist Die altesten Teile der Kirche sind der Backsteinromanik zuzurechnen Turm und Sudschiff der Backsteingotik Die Kirche wurde zunachst als spatromanische dreischiffige Pfeilerbasilika erbaut Vorbild fur diesen Kirchenbau durfte die Basilika Altenkrempe gewesen sein Der Chorraum war vermutlich um 1217 fertig als der Bischof von Ratzeburg hier eine erste Synode abhielt In der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts erhielt die Kirche bedeutende Umbauten 1470 71 wurde das Sudschiff gotisch erweitert 1497 ostlich an dieses die heutige Taufkapelle und die ursprunglich doppelstockige Sakristei angebaut An der Nordseite des Kirchenschiffes wurde eine dem Heiligen Jobst geweihte Kapelle angebaut 1896 wurde die Kirche grundlegend saniert Dabei wurden die Jobstkapelle und das Obergeschoss der Sakristei abgerissen teils wegen Baufalligkeit teils um den basilikalen Gesamteindruck wiederherzustellen Das Sudschiff erhielt eine neue Bedachung mit drei abgewalmten Satteldachern und die Ausmalung im Inneren wurde teils restauriert teils neu im Stil der Neugotik ausgefuhrt Die meisten neugotischen Malereien wurden 1959 wieder entfernt Der Turm der in seiner heutigen Form auf das Jahr 1391 zuruckgeht mehrfach renoviert und wegen des instabilen Untergrundes mit einem Stutzpfeiler versehen wurde wird von einem Dachreiter aus barocker Zeit bekront Ausstattung Bearbeiten nbsp Siebenarmiger Leuchter von 1436Das alteste Stuck der reichen Ausstattung ist ein Bruchstuck aus gotlandischem Kalkstein vom Anfang des 13 Jahrhunderts Die Reliefs zeigen unter anderem den Traum der Heiligen Drei Konige der Stein wird unterschiedlich als Fuss eines Taufsteins oder Teil einer Piscina gedeutet Die lange Zeit der Lubecker Pfandherrschaft begunstigte den Einfluss dortiger Werkstatten Das Triumphkreuz wird der Werkstatt des Bernt Notke zugeschrieben und ist aus dem Jahr 1501 Wenig junger 1506 ist der Hangeleuchter im Sudschiff mit einer Darstellung der Verkundigung Die Bronzetaufe aus dem Jahr 1509 ist eine Arbeit des Lubecker Giessers Peter Wulf Sie zeigt neben dem Mollner das Lubecker Wappen als Zeichen der lubschen Oberhoheit Die engelartigen Tragefiguren mit Salbgefassen in den Handen sind eng verwandt mit denen der Taufe im Lubecker Dom Zur Ausstattung der Taufkapelle gehoren ein zeitgenossischer Holzdeckel und ein Bronzegitter Der Hochaltar 1739 und die Kanzel 1742 sind Arbeiten des Barock und stammen vermutlich aus der Lubecker Werkstatt des Hieronymus Hassenberg Beim Hochaltar wurde der ursprunglich zentrale Kruzifix im spaten 19 Jahrhundert durch eine von Johanna Dorothea Elisabeth Hoeltich gestiftete und von Mathilde Block gemalte Kreuzigungsdarstellung heute auf der Ruckwand angebracht und 1967 durch eine Darstellung der Ruckkehr des Verlorenen Sohns ursprunglich ein Epitaph gestiftet 1689 von Joachim Werner Holtich ersetzt Der Torso des Altarkruzifixes hangt heute in der Sakristei ebenso ein spatgotisches Kruzifix Der machtige bronzene siebenarmige Leuchter von 1436 stammt vermutlich aus dem in der Reformation untergegangenen Birgittenkloster Marienwohlde Nach einer Inschrift auf dem Fuss wurde er 1669 durch das Amt der Stecknitzfahrer renoviert Im 19 Jahrhundert wurde eine Anzahl Apostelfiguren aus einem gotischen Flugelaltar vermutlich dem ehemaligen Hochaltar verkauft Uber die Sammlung des Kunstgewerbemuseums in Berlin kamen die Mollner Apostel als Leihgabe in das St Annen Museum in Lubeck In Molln sind Abgusse in der Sakristei zu sehen Lediglich die Figur des Apostels Jakobus des Alteren blieb in St Nicolai zuruck Die Kirche verfugt uber eine Reihe von Kastengestuhlen aus nachreformatorischer Zeit z B den Stecknitzfahrerstuhl von 1576 Scherer Bunting Orgel Bearbeiten nbsp Orgelprospekt mit RuckpositivFur das Jahr 1436 ist eine Rente fur den Organisten belegt was die Existenz einer Orgel in der Kirche seit mindestens dieser Zeit voraussetzt Das Datum 1413 fur die Mollner Orgel ist eine Falschung aus dem Jahr 1670 1 Ein unbekannter Orgelbauer teilte um 1500 das Blockwerk in einzeln bedienbare Schleifladen Register auf Das gotische Werk verfugte uber 10 Register auf einem Manual und ein Pedal Im Pedal waren neben zwei eigenen Registern funf aus dem Hauptwerk als Transmissionen spielbar Hinter dem spatbarocken Orgelprospekt von 1766 verbergen sich Pfeifen verschiedenster Baumeister Dazu gehoren der erste namhafte norddeutsche Orgelbaumeister Jacob Scherer der 1555 1558 in seiner Neukonzeption der Orgel gotische Register ubernahm Scherer verwendete die gotischen Pfeifen hauptsachlich fur das Pedal 6 Register sodass er neue Register im Hauptwerk baute das nun uber sieben Stimmen verfugte Er legte ein neues Brustwerk an und ubernahm dafur moglicherweise das Regal 8 Viele Pfeifen aus dem ursprunglichen Bestand Jacob Scherers wurden im Lauf der Jahrhunderte von den nachfolgenden Baumeistern entfernt oder ersetzt Aber unter den funf Scherer Registern ist der fast vollstandig erhaltene Prinzipal 8 im Hauptwerk hervorzuheben Als Ruckgrat der Orgel tragt er bis heute zu ihrem einzigartigen und unverwechselbaren Klang bei Die Orgel ist neben dem Instrument in Kappeln St Nikolai das einzige noch existierende Bauwerk mit einem derart bedeutenden Pfeifenbestand aus der Hand des Hamburger Meisters 2 Nach einem Blitzschlag im Jahr 1567 reparierte Hans Koster die Orgel und erganzte ein Ruckpositiv mit zehn Registern II P 24 Friedrich Stellwagen baute 1637 1641 die Orgel tiefgreifend um richtete sie dreimanualig ein und schuf wohl auch Pedalturme Durch seine Erweiterung um zwolf Register wuchs der Bestand nun auf 36 klingende Register an Das Holzgehause der heutigen Orgel baute in den Jahren 1754 bis 1766 Christoph Julius Bunting III P 38 von ihm sind funf Register im Hauptwerk erhalten 1854 erfolgte ein Umbau durch die Firma Marcussen amp Son die das Ruckpositiv in ein Schwellwerk umbauten und die Registerzahl auf 33 reduzierten 1954 und 1972 renovierte Eberhard Tolle das Instrument stellte das Ruckpositiv wieder her und baute neue Windladen und einen neuen Spieltisch mit einer elektrischen Registertraktur 1975 fuhrte Rudolf Neuthor die Arbeiten nach den Planen Tolles fort und erneuerte 1995 die Traktur 3 2018 2022 wurde eine Restaurierung der Orgel durch Flentrop Orgelbouw durchgefuhrt Der Abbau der Orgel begann im September 2018 ihre Fertigstellung wurde mit der Orgeleinweihung im Mai 2022 gefeiert Auf Grundlage der Disposition von Bunting entstand unter Einbeziehung der historischen Pfeifen und in den alten Handwerkstechniken ein Instrument das Bunting mutmasslich anstrebte aber nicht verwirklichen konnte 4 Die unsachgemassen Massnahmen des 20 Jahrhunderts wurden zuruckgenommen und ein neuer Spieltisch mit neuer Traktur entsprechend der traditionellen Bauweise entstand 2020 erwarb die Kirchengemeinde Molln die Pfeifen von Scherer aus Kappeln Flentrop integrierte sie vollstandig in Molln und rekonstruierte 16 neue Register nach historischen Vorbildern Die Orgel verfugt uber 39 Register die auf drei Manualen und Pedal verteilt sind und weist folgende Disposition auf I Hauptwerk CD d31 Quintade 16 St B2 Prinzipal 8 Sch B3 Spitzflote 8 B4 Holpipen 8 Sch5 Oktav 4 Sch6 Holfloiten 4 Sch7 Quint 2 2 3 St B8 Nasat 3 B9 Oktave 2 B10 Mixtur IV Sch B11 Scharf Zimbel III Sch12 Trommet 8 FTremulant II Ruckpositiv CD d313 Prinzipal 8 Ko14 Gedackt 8 Ko St15 Kammer Gedackt 8 F16 Oktava 4 Ko17 Flote 4 G B18 Oktava 2 Ko19 Sesquialter II F20 Mixtur IV F21 Cymbel II F22 Sifflote 1 1 3 F23 Oboe 8 FTremulant III Brustwerk CD d324 Gedact 8 St B25 Quintaton 4 B26 Waldflote 2 F27 Sifflote 1 F28 Sesquialter II F29 Trichter Regal 8 FTremulant Pedalwerk CD d130 Prinzipal 16 G31 Subbass 16 Ku32 Octava 8 G33 Gedackt 8 Ku 34 Oktava 4 G35 Quint 3 F36 Mixtur IV F37 Posaune 16 F38 Trommet 8 F39 Trommet 4 FKoppel II I III I III II I P II P III P Nebenregister Schellenspiel Zimbelstern Spielhilfen 5 freie Kombinationen Tutti Zungeneinzelabsteller AnmerkungenG Gotisch 15 Jh um 1500 Sch Jacob Scherer 1555 1558 Ko Hans Koster 1568 St Friedrich Stellwagen 1637 1641 B Christoph Julius Bunting 1755 1766 Ku J C Kuhn 1837 F Flentrop 2021 Der Komponist und Organist Johann Gottfried Muthel 1728 1788 erhielt an der Mollner Orgel seinen ersten Unterricht Weitere bedeutende Organisten und Kantoren der Nicolaikirche waren der Komponist Johann Christoph Schmugel 1766 1798 und von 1915 bis 1922 der Musikpadagoge Hermann Fey Glocken Bearbeiten St Nicolai besitzt ein uberregional bedeutendes spatgotisches Gelaut Die grosse Nikolaus amp Katharinenglocke von 1468 ist eine von nur drei mittelalterlichen Grossglocken in Schleswig Holstein Ursprunglich diente die heute vierte Glocke die Zeitglocke von 1514 als Uhrschlagglocke Sie wurde erst 1930 lautbar aufgehangt Im Jahr 1991 erfuhr das Gelaut eine umfangreiche Sanierung Die drei grossen Glocken hingen bis 1987 an tief gekropften Stahljochen und nachdem die grosse Glocke bereits zum zweiten Mal gesprungen war wurden sie ausgebaut und beim Glockenschweisswerk Lachenmeyer in Nordlingen geschweisst Alle Glocken erhielten daraufhin neue Holzjoche Kloppel und Lautemaschinen Nr Name Gussjahr Giesser Durchmesser mm Masse kg Schlagton HT 1 16 1 Nikolaus amp Katharinenglocke 1468 Wilken Kruse 1793 ca 3 620 b 12 Salvator amp Nikolausglocke 1514 Hinrick van Kampen 1617 ca 2 650 c 83 Marien amp Katharinenglocke 1514 Hinrick van Kampen 1405 ca 1 840 es 34 Zeitglocke 1514 Hinrick van Kampen 1032 ca 610 ges 2In der Turmlaterne befindet sich eine im Jahr 1992 gestiftete Stundenschlagglocke Sie wurde von der Glocken und Kunstgiesserei Rincker in Sinn gegossen und ersetzt zwei Stahlglocken von 1953 die vom Bochumer Verein gegossen wurden und nun in der Turmspitze abgestellt sind Kirchenbibliothek Bearbeiten Zur Ausstattung der Kirche gehorte eine Kirchenbibliothek mit Inkunabeln und wertvollen Drucken der Reformationszeit Ihr Bestand umfasst heute insgesamt siebzig Bande Davon sind 28 Inkunabeln darunter auch ehemals fur das Kloster Marienwohlde gestiftete Bande Die Bibliothek war bis 1896 auf dem dann abgebrochenen Obergeschoss der Sakristei aufgestellt und wird seit 2005 vom Mollner Stadtarchiv verwahrt nbsp Detail der Eulenspiegel Gedenkplatte nbsp GedenktafelBildergalerie Bearbeiten nbsp Gestuhl fur Stecknitz fahrer St Nicolai Molln nbsp Geringe Zahl von Abendmahlbesu chern wahrend des Krieges St Nicolai Molln nbsp Verschliessbare Nische St Nicolai MollnGrabplatten BearbeitenIn der Kirche sowie aussen finden sich etliche Grabplatten unter anderem fur eine Linie der Reichsgrafen von Rantzau Die haufig als Grabstein bezeichnete Platte aus Gotlander Kalkstein mit dem Abbild Till Eulenspiegels an der Westseite des Turms nahe dem Eingang ist jedoch keine Grabplatte fur den angeblich 1350 in Molln an den Folgen der Pest gestorbenen Narren sondern eine Erinnerungsplatte die zwischen 1530 und 1550 entstanden sein durfte Mollner Notkonfirmation BearbeitenEin Beispiel fur Zivilcourage in der jungeren Kirchengeschichte ist die Mollner Notkonfirmation von 1937 Der Bischof der Lubecker Landeskirche Erwin Balzer hatte mehreren Lubecker Pastoren der Bekennenden Kirche im Januar 1937 die weitere Amtsausfuhrung untersagt Deren 163 Konfirmanden wurden sodann am Abend des 20 Marz 1937 dem Vorabend vor Palmarum in der Notkonfirmation in St Nicolai in Molln also ausserhalb des Einflussbereichs der Lubeckischen Landeskirche im Schleswig Holsteinischen Kreis Herzogtum Lauenburg vom Flensburger Pfarrer Ernst Mohr konfirmiert 5 Fur die zu diesem Gottesdienst aus Lubeck anreisenden etwa 1000 Personen wurden Sonderzuge der Lubeck Buchener Eisenbahn eingesetzt 6 Pastoren Auswahl Bearbeiten nbsp Adolf Moraht1577 Joachim Kulemann vorher Pastor an der Kirche in Nusse 1668 1678 Johann Friedrich Stapel vorher schon ab 1657 Diaconus 2 Pastor 1795 1804 Johann Heinrich Bernhard Draseke 1835 1846 Ernst Genzken 1837 1884 Adolf Moraht 1882 1925 Hugo Johannes Bestmann 1941 1945 Wilhelm Halfmann Vertretung 1994 1999 Holger RoggelinLiteratur BearbeitenHugo Johannes Bestmann Die Nicolai Kirche in Molln Wie sie wurde wie sie war und wie sie ist Molln Altwart um 1900 Johann Friedrich Burmester Beitrage zur Kirchengeschichte des Herzogthums Lauenburg 1832 S 109 ff Richard Haupt Die Bau und Kunstdenkmaler der Provinz Schleswig Holstein Die Bau und Kunstdenkmaler im Kreise Herzogtum Lauenburg Homann Ratzeburg 1890 S 111ff Klaus May Christian Lopau St Nicolai Molln 4 neu bearbeitete Auflage Schnell und Steiner Regensburg 2006 ISBN 978 3 7954 5657 3 Schnell Kunstfuhrer Nr 1937 Holger Roggelin Joachim Stuben Orate pro patre Seghebando Zu Herkunft und Bedeutung der Mollner Wiegendrucke In Lauenburgische Heimat Neue Folge Heft 144 September 1996 S 40 59 Wolfgang Teuchert St Nicolai zu Molln Grosse Baudenkmaler Heft 322 6 Auflage Munchen Berlin 1987 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Nicolai Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Peter Jurs Quellendokumentation zur Geschichte der Jacob Scherer Orgel Scherer Bunting Orgel in St Nicolai zu Molln Orgelbauverein St Nicolai zu Molln Molln 2010 S 6 10 Dirk Jonkanski Heiko Seidel Orgellandschaft Schleswig Holstein Zur Geschichte und Pflege eines Klang und Kunstdenkmals Ludwig Kiel 2012 ISBN 978 3 86935 141 4 S 110 111 Orgel in Molln abgerufen am 21 November 2021 Orgelbauverein St Nicolai zu Molln Visison abgerufen am 21 November 2021 Die Ansprache von Pastor Dr Mohr findet sich online auf geschichte bk sh de Einzelheiten bei Karl Friedrich Reimers Lubeck im Kirchenkampf des Dritten Reiches Nationalsozialistisches Fuhrerprinzip und evangelisch lutherische Landeskirche von 1933 bis 1945 Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 1964 S 341 344Normdaten Geografikum GND 4320184 2 lobid OGND AKS LCCN no96021877 VIAF 73145067079466631051 53 630619444444 10 691908333333 Koordinaten 53 37 50 2 N 10 41 30 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Nicolai Molln amp oldid 236851724