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Ottmar Stab vor 1510 wohl in Wiesloch 3 August 1585 in Kempten war Reformator von Sinsheim kurpfalzischer Hofprediger und Pfarrer in Burgheim Donauworth und Kempten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und fruhe Jahre 1 2 Reformator in Sinsheim 1 3 Pfarrer in Burgheim und Donauworth 1 4 Kurpfalzischer Hofprediger 1 5 Pfarrer in Kempten 2 Literatur 3 AnmerkungenLeben BearbeitenHerkunft und fruhe Jahre Bearbeiten Uber Ottmar Stabs Herkunft gibt es keine Urkunden Er entstammte vermutlich einem Konkubinat des Altwieslocher Pfarrers Philipp Stab d A der zwischen 1503 und 1510 an seinen Wirkungsort kam Ottmar tritt urkundlich erstmals am 24 Februar 1524 in Erscheinung als er sich als Othmarus Stab ex Wissenloch an der Universitat Heidelberg immatrikulierte Dort erwarb er am 10 Dezember 1527 das Baccalaureat der Artistenfakultat Am 15 Februar 1530 wurde er zum Magister promoviert In seiner sechsjahrigen und damit aussergewohnlich langen Studienzeit hat er wohl Griechisch bei Simon Grynaeus Hebraisch bei Sebastian Munster Latein und romische Geschichte bei Hermann von dem Busche und Philosophie und spater Theologie bei Martin Frecht studiert Stabs spatere lutherische Uberzeugung konnte auf den fruh reformatorisch gesinnten Frecht zuruckgehen der 1518 Martin Luthers Heidelberger Disputation beigewohnt hatte Am 16 September 1532 erhielt Stab vom Vikar des St Michael Stifts in Klingenmunster die Pfrunde des Johannesaltars der Kirche in Frauenweiler die von den Brudern Hans IV und Christoph Landschad von Steinach gestiftet worden war Die Landschad kommen daher auch als mogliche Unterstutzer Stabs wahrend seiner langen Studienzeit in Betracht Da Frauenweiler seit der Eingemeindung nach Wiesloch 1526 weitgehend abgerissen worden war war die Pfrunde mit keiner Residenzpflicht verbunden Stab hat im Laufe seines Lebens verschiedene auch sehr teure Bucher erworben und mit Kaufeintragungen versehen Die Eintragungen in diesen Buchern die sich heute in der Kirchenbibliothek St Mang in Kempten befinden sind wichtige Quellen zu seinem ansonsten urkundlich nur schwer greifbaren Lebensweg Am 6 September 1536 erwarb Stab in Rudenhausen eine Ausgabe von Plinius Historia Mundi Zu jener Zeit ist er in der Castell schen Familienchronik von 1605 auch als Prazeptor bei den Grafen von Castell in Rudenhausen nachgewiesen wo er wohl Friedrich X von Castell unterrichtete jedoch aufgrund seiner protestantischen Haltung wieder entlassen wurde Reformator in Sinsheim Bearbeiten Am 27 Juli 1538 vermerkte Stab den Erwerb eines Buches von Flavius Josephus in Sinsheim Als vom Stift Sinsheim eingesetzter Pfarrer des Ortes beklagte er sich im Dezember 1539 beim Bischof von Speyer uber das Ausbleiben der Glaubigen die in die bereits reformierten Orte in der Umgebung Sinsheims gemeint waren wohl die in den 1520er Jahren reformierten reichsritterschaftlichen Orte Hoffenheim Daisbach Michelfeld Bischofsheim und Waibstadt stromen wurden um dort das Abendmahl in beiderlei Gestalt zu horen Er ersuchte den Bischof um die Erlaubnis ebenfalls ein protestantisches Abendmahl in der Pfarrkirche St Jakobus in Sinsheim abhalten zu durfen um die Glaubigen in der Kirche am Ort zu halten Der Bischof lehnte das Ansinnen verstandlicherweise ab und Stab verabschiedete sich mit einem altglaubigen Bekenntnis sorgte jedoch schon einen Monat spater durch seine dem Zolibat widersprechende Heirat mit Anna Bender fur Aufsehen In Sinsheim ist Stab bis zum Fruhjahr 1543 nachgewiesen Von dort stammen wohl noch seine fragmentarisch erhaltenen Aufschriebe und Notationen von zwei deutschen Kirchenliedern in einem Diurnale der Diozese Worms darunter das erstmals 1522 in Deutsch nachweisbare Lied Komm heiliger Geist In Sinsheim wurden 1541 die Tochter Ottilia und im Januar 1543 der Sohn Ottmar d J geboren Zu Stabs reformatorischen Einflussen wahrend der Sinsheimer Zeit zahlte sicher auch sein fruherer Kommilitone Adam Bartholomaus der von 1539 bis 1542 Pfarrer im nahen Bretten war Pfarrer in Burgheim und Donauworth Bearbeiten Aufzeichnungen uber die Geburts und oft fruhen Sterbedaten seiner Kinder hat Stab auf dem hinteren Vorsatzblatt des funften Bandes einer achtbandigen Ausgabe der Werke des Hl Augustinus von 1528 29 hinterlassen Gemass diesen Eintragungen war er wohl schon 1544 spatestens aber beim Tod der Tochter Ottilia am 3 Februar 1545 Pfarrer oder Vikar in Burgheim im seit 1542 reformierten Furstentum Pfalz Neuburg Dorthin war er wohl dem seit 1543 als Hofprediger bei Pfalzgraf Ottheinrich zu Neuburg dienenden Adam Bartholomaus gefolgt Auf eine Anfrage des zwinglianisch calvinistischen Reformators Wolfgang Musculus nach einem lutherischen Pradikanten fur Donauworth empfahl Bartholomaus abermals Stab der zum 23 Marz 1545 nach Donauworth bestellt wurde Dass der Lutheraner Stab sich dort offen gegen Zwinglianer aussprach fuhrte im von Musculus im Sinne Zwinglis reformierten Donauworth rasch zu Konflikten so dass Stab dort nur bis September 1545 blieb Adam Bartholomaus folgte ihm dort im Fruhjahr 1546 zeitweilig im Amt nach bevor er von 1546 bis 1549 Hofprediger des Kurfursten Friedrich II in Heidelberg wurde Stab erwarb unterdessen am 16 November 1546 ein Buch in Pforzheim Uber seine Tatigkeit aus jener Zeit ist nichts bekannt Kurpfalzischer Hofprediger Bearbeiten Ende 1549 oder Anfang 1550 wurde Stab Nachfolger von Bartholomaus als Hofprediger bei Friedrich II in Heidelberg und schrieb sich dort mit seinen sechs und sieben Jahre alten Sohnen Ottmar d J und Philipp am 28 Februar 1550 nochmals in die Universitat ein Der Kurfurst hatte sich zwar inzwischen dem Augsburger Interim unterworfen doch seine protestantische Grundhaltung und die Bibliotheca Palatina mogen Anreiz fur Stab gewesen sein Am 19 Juni 1550 richtete er ein sechsseitiges Glaubensbekenntnis an Kurfurst Ottheinrich nach Weinheim Als Hofprediger ist Stab urkundlich erst 1554 belegt doch die Art seiner Aufgaben lasst den Schluss zu dass er das Amt bereits seit seiner Ankunft in Heidelberg versah Zunachst war er vor allem mit der Ordnung der von dem verstorbenen Kurfursten Ludwig V ab etwa 1525 angelegten Sammlung von 16 000 medizinischen Rezepten auf 3000 Pergamentseiten befasst die er 1554 mit der Vorlage des Zwolfbandigen Buches der Medizin 1 abschloss Ausserdem scheint Stab sich in der Heidelberger Stipendiatenanstalt Dionysianum um die Ausbildung junger Studenten gekummert zu haben da er zwischen 1550 und 1560 mehrere Buchgeschenke mit Widmungen dortiger Zoglinge erhielt Stabs achtes Kind die 1554 geborene Tochter Anna verstarb am 6 Oktober 1555 in Neustadt so dass anzunehmen ist dass Stab in den Pestjahren 1554 55 mit Teilen des Hofes oder des Dionysianums in die pfalzische Nebenresidenz ausgewichen ist Vor dem Aufbruch nach Neuburg konnte Stab in Heidelberg noch in Kontakt mit der jungen italienischen Gelehrten Olympia Fulvia Morata gestanden haben fur die er wegen verschiedener gemeinsamer Bekannter und aufgrund seiner wissenschaftlichen Tatigkeit als Ansprechpartner wenn nicht gar Herbergsvater in Betracht kommt Im Januar 1556 wandte sich in Alzey wohin Stab dem todkranken Kurfursten Friedrich gefolgt war ein Heidelberger Jude namens Lazarus an Stab brachte seine Befurchtungen uber einen Nachteil der Judenschaft beim bevorstehenden Regierungswechsel zum Ausdruck und bot an Ottheinrich mit Geld abzufinden wenn die Kurfurstin nach dem Tode Friedrichs noch zwei Jahre im Amt bliebe und die Pfalz hiernach von Frankreich besetzt werden konne Das skandaltrachtige Angebot zog die Verhaftung des Lazarus und die Fahndung nach Mitwissern nach sich blieb ansonsten aber folgenlos da Friedrich schon kurze Zeit spater starb und der Regierungswechsel problemlos verlief Der neue Kurfurst Ottheinrich hatte 1552 Michael Diller als Hofprediger angestellt so dass Stab trotz seines guten Verhaltnisses zu Ottheinrich nicht langer als Hofprediger in Heidelberg wirkte Neben spateren Belegen machen die Geburt des Sohnes Otto Haimaricus am 7 Januar 1557 in Amberg und die Masernerkrankung des Sohnes Theodor Ottmar im Sommer 1557 in Simmern eine Tatigkeit Stabs im Gefolge des spateren Kurfursten Friedrich III der von Amberg zunachst die Oberpfalz und von Simmern das Herzogtum Pfalz Simmern verwaltete in jenen Jahren plausibel 1558 immatrikulierten sich erneut zwei acht und zehn Jahre alte Sohne Stabs in Heidelberg so dass er ab jenem Jahr wohl auch wieder dort weilte Vom 3 bis zum 8 Juni 1560 nahm Stab in Heidelberg am Religionsgesprach zwischen den calvinistischen Raten des inzwischen zum Kurfursten aufgezogenen Friedrich III und den lutherischen Klerikern seines Schwiegersohns Johann Friedrich II von Sachsen teil In einer 1584 erschienenen Druckschrift zu vier Kolloquien der Jahre 1529 bis 1577 wird Stab zwar als Hofprediger der Gemahlin des Kurfursten unter den Teilnehmern an zweiter Stelle hinter Pierre Boquin und vor Thomas Erastus genannt jedoch verwundert dass der Lutheraner Stab auf calvinistischer Seite an der Disputation teilnahm und in spateren Quellen nicht mehr von ihm die Rede ist Die Disputation fuhrte letztlich zum Glaubenswechsel in der Kurpfalz hin zum Calvinismus Als Stabs Sohn Philipp im Juli 1560 anticalvinistische Spottverse verbreitete fiel Stab in Heidelberg schliesslich in Ungnade Moglicherweise hat er im Spatjahr 1560 noch an der am 7 November erschienenen lutherisch gepragten zweiten Neckarbischofsheimer Kirchenordnung mitgewirkt da er den dortigen Ortsherren Philipp von Helmstatt als Schutzherrn eines 1527 entlassenen protestantischen Sinsheimer Predigers als Rat Friedrichs II oder wahrend seiner Zeit als Pfarrer in Sinsheim um 1540 bereits langer gekannt haben konnte Pfarrer in Kempten Bearbeiten Wohl uber die Vermittlung von Michael Diller und die Empfehlung von Ludwig Rabus hin kam Stab 1561 als Nachfolger von Primus Truber als Pfarrer an die Kemptener Kirche St Mang In Kempten kamen 1561 eine weitere Tochter Anna und 1562 als letztes Kind der Sohn Bartholomaus Ottmar zur Welt ausserdem erwarb er dort weitere Bucher die er wie ublich mit Erwerbungsnotizen versah Zwischen 1563 und 1567 verstarben vier Kinder Stabs an Masern oder Scharlach und wurden in Kempten auf dem evangelischen Friedhof an der Burghalde bestattet Der Grabstein fur die Tochter Maria Cleophe 1563 und den Sohn Theodor 1565 wurde 1924 auf einem an den Friedhof grenzenden Grundstuck wiederaufgefunden und befindet sich heute im Besitz der Kemptener stadtischen Museen Mit der Notiz des Todes der Tochter Anna 1567 enden Stabs biografische Aufzeichnungen uber seine Kinder Weitere biografische Notizen lassen sich den Kemptener Ratsprotokollen entnehmen 1569 erhielt Stab das Angebot einer Pfarrstelle in Klagenfurt Er entschied sich jedoch dafur in Kempten zu bleiben wo er hohe Wertschatzung erfuhr die sich vor allem in verschiedenen Geldzuwendungen ausdruckte Bisweilen erscheint Stab sogar geschaftstuchtig wenn er 1571 einen Zuschuss zum Hauskauf 1573 eine Erhohung der Witwenrente seiner Frau und 1574 ein Stipendium fur seinen Sohn Bartholomaus aushandelte Auch seine Streitlust gegenuber der Papstkirche scheint er nicht verloren zu haben denn 1573 fuhrte er Reden gegen die Zustande in Klostern und Stiften und beschuldigte Furstabt Eberhard vom Stein die gesammelten Almosen mit Hurerei zu verprassen Weiterhin war er auch mit den Pfalzgrafen verbunden und widmete dem spateren Kurfursten Ludwig IV ein 1575 verfasstes Rossarzneibuch Nachdem am 5 Oktober 1576 seine Frau Anna gestorben war liess er beim Kemptener Rat anfragen ob die stattliche Witwenrente auch einer neuen Ehefrau zustehen wurde Der Rat bot aus die Frage erst ein oder zwei Jahre nach einer erneuten Verheiratung zu beantworten so dass anzunehmen ist dass Stab noch 1577 eine zweite Ehe mit einer Frau aus der Kemptener Patriziatsfamilie Gufer einging Am 5 August 1577 unterzeichnete er mit den weiteren Pfarrern an St Mang Tilian und Wonner und dem Kemptener Schulrektor Michael Flach die fur den protestantischen Ritus verbindliche Konkordienformel 1579 unterzeichnete er mit Tilian und Flach die Vorrede des im Folgejahr erschienenen Konkordienbuches Aus den Jahren ab 1580 sind keine Nachrichten mehr uber Stab bekannt da keine Kemptener Ratsprotokolle fur die Zeit von 1580 bis zu Stabs Tod am 3 August 1585 mehr vorliegen Seine Witwe kam in den Genuss des Witwengehalts ein Teil seiner Bibliothek hat sich bis heute in der Kirche St Mang erhalten Alle funf Sohne Stabs die das 14 Lebensjahr erreicht haben haben ein Universitatsstudium aufgenommen Unter seinen Sohnen erlangte der gleichnamige Sohn Ottmar Stab d J die grosste Bedeutung 1600 wird er in Hof als Poeta laureatus genannt und kam 1605 nach Leipzig wo er bis zu seinem Tod nach dem Jahr 1610 noch mindestens zehn Druckwerke veroffentlichte darunter die 1608 erschienene Kometenelegie Elegia de Cometa in Arcturo nuper flagrante die das Erscheinen des Halleyschen Kometen 1607 zum Inhalt hat und den 1610 erschienenen Schwanengesang Cygnaea cantio in qua author carminis mit neulateinischen autobiografischen Versen Literatur BearbeitenLudwig H Hildebrandt Ottmar Stab aus Wiesloch Reformator von Sinsheim kurpfalzischer Hofprediger und Pfarrer in Kempten sowie seine Familie im 16 Jahrhundert Heimatverein Kraichgau e V Kleine Reihe Heft 1 Eppingen 2004 Ludwig H Hildebrandt Stab Ottmar In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 24 Bautz Nordhausen 2005 ISBN 3 88309 247 9 Sp 1398 1404 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Anmerkungen Bearbeiten Gundolf Keil Zwolfbandiges Buch der Medizin Heidelberg Cod pal germ 261 272 und Cpg 244 In Enzyklopadie Medizingeschichte Hrsg von Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil und Wolfgang Wegner Walter de Gruyter Berlin und New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1535Normdaten Person GND 13871892X lobid OGND AKS VIAF 90977883 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stab OttmarKURZBESCHREIBUNG Reformator von Sinsheim kurpfalzischer Hofprediger und Pfarrer in KemptenGEBURTSDATUM vor 1510GEBURTSORT unsicher WieslochSTERBEDATUM 3 August 1585STERBEORT Kempten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ottmar Stab amp oldid 238680202