www.wikidata.de-de.nina.az
Die Auswanderung von Mennoniten vor allem aus Deutschland und der Schweiz hat zur Bildung grosserer Mennonitengemeinden in Amerika wie auch in Russland gefuhrt Daher lebten lange Zeit weltweit die meisten Mennoniten in Amerika inzwischen leben die meisten Mennoniten in Afrika dieses hat jedoch nichts mit den in diesem Artikel behandelten Wanderungsbewegungen zu tun 1 Mennonitenkirche in Goessel in Kansas Inhaltsverzeichnis 1 Grunde 2 Beginn der Emigration 3 Russland und Ukraine 4 Nordamerika 5 Lateinamerika 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 QuellenGrunde BearbeitenSchon in der Reformationszeit wurden die Taufer von Staat und Kirche verfolgt Der Schweizer Reformator Zwingli beispielsweise bestand darauf man solle die Wiedertaufer enthaupten kraft der kaiserlichen Rechte und forderte den Rat der Stadt Zurich auf die Taufer mit allen zur Verfugung stehenden Mitteln auszurotten Zwinglis Nachfolger in Zurich Heinrich Bullinger fuhrt mit Hinweis auf die Taufer aus Wir haben mit ihnen rein gar nichts gemein Luther sah in den Taufern Rottengeister und Ketzer und riet dazu sie unverhort und unverantwortet abzuurteilen 2 Das durch Kaiser Karl V 1529 erlassene Wiedertaufermandat verbot die Taufe der Taufgesinnten unter Androhung der Todesstrafe Mehrere Beschlusse des Reichstages schrieben vor die als Wiedertaufer betitelten Mennoniten mit Feuer und Schwert auszurotten Zahlreiche Taufer liessen als Martyrer ihr Leben In diesem Zusammenhang sprechen Tauferforscher heute analog zum Genozid auch von einem Ekklesiozid der damals an den Taufern verubt worden sei Auch die meisten Tauferfuhrer die 1527 an einer ersten Taufersynode in Augsburg teilnahmen wurden umgebracht was der Synode den Namen Augsburger Martyrersynode einbrachte Viele Stadte und Fursten erliessen Mandate gegen die Taufer wie das des Berner Rates von 1585 Von dem im Augsburger Religionsfrieden von 1555 genannten Recht ius emigrandi in Lander ihres Glaubens auswandern zu durfen wurden die Mennoniten ausdrucklich ausgenommen Auch im Westfalischen Frieden 1648 wurden die Mennoniten nicht anerkannt Eine Ausnahme bildeten die nordlichen Niederlande wo die Mennoniten ab 1579 zumindest toleriert wurden nbsp Verbreitung der reformatorischen Taufer zwischen 1525 und 1550Beginn der Emigration Bearbeiten nbsp Ehemalige Mennonitenkirche in ElbingSo mussten bereits fruh viele Taufer und Mennoniten emigrieren Die ersten Taufer aus dem suddeutschen und osterreichischen Raum flohen oftmals nach Mahren wo sich schon Gemeinschaften der ebenfalls tauferischen Hutterer gebildet hatten Von der Schweiz emigrierten viele in die Vogesen im Elsass und besonders nach dem Dreissigjahrigen Krieg in die Pfalz wo sie gegen Schutzgelder von den Kurfursten geduldet wurden Viele Familien siedelten sich auch im Emmental und spater im Berner Jura an um ihren Haschern zu entgehen Erst 1815 wurden die Mennoniten in der Schweiz uber ein Toleranzedikt geduldet In Westdeutschland wurden Krefeld und Neuwied Zufluchtsstatten fluchtender Mennoniten Mehrere Familien aus der Pfalz liessen sich 1784 bei Lemberg in Galizien nieder Galizien war nach der Ersten Teilung Polens osterreichisch geworden und Kaiser Joseph II warb mit einem Toleranzedikt protestantische Siedler in die sonst von Russinen besiedelte Region Die letzten in Galizien lebenden Mennoniten wurden nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben Von den Niederlanden gingen viele in die neu gegrundeten Stadte Friedrichstadt Gluckstadt oder Altona Auch in Lubeck grundete sich eine flamische Mennonitengemeinde Die weitaus meisten wanderten jedoch ins zur polnischen Krone gehorenden Koniglich Preussen aus wo sie die Niederungen des Weichsel Nogat Delta bei Danzig kultivierten Hier bauten sie Deiche und Kanale und konnten auf diese Weise das Land fur eine erfolgreiche Landwirtschaft nutzen Da sie den Stadten und Grundbesitzern wirtschaftliche Vorteile brachten wurde ihre Religion hier geduldet Von den ersten Siedlungen in Westpreussen ausgehend entstanden auch stadtisch gepragte Gemeinden in Danzig Elbing und zeitweise in Konigsberg und ab 1713 auch Siedlungen im Memelland Als das Konigliche Preussen nach der Ersten Teilung Polens 1772 zum Konigreich Preussen kam veranderte sich die Situation fur die Mennoniten stark Zwar stellte ihnen Friedrich der Grosse 1780 ein neues Privileg aus doch standen die etwa 12 000 Mennoniten in Westpreussen mit ihrer Ablehnung des Wehrdienstes nun dem Wunsch der preussischen Konige nach einer Vergrosserung ihrer Armee entgegen Sie waren zwar weiter vom Wehrdienst befreit ihre weitere Ausbreitung wurde jedoch verhindert Russland und Ukraine BearbeitenAuf Einladung von Katharina II und Paul I wanderten ab Ende des 18 Jahrhunderts Tausende von Mennoniten aus Westpreussen in das Russische Kaiserreich Die neuen Siedler niederlandischer und norddeutscher Herkunft sollten die von den Turken zuruckeroberten Landstriche kultivieren Im Laufe einiger Jahrzehnte grundeten die Russlandmennoniten am Fluss Dnepr zwei grosse Mutterkolonien mit bis zu hundert Dorfern Die erste Siedlung Chortitza ist auch als Altkolonie bekannt geworden Heute ist dort die ukrainische Grossstadt Saporischschja Das zweite mennonitische Siedlungszentrum Molotschna wurde entsprechend als Neukolonie bezeichnet Wahrend der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts entstanden bald auch in anderen Regionen Russlands Tochterkolonien wie in Barnaul Slawgorod und Neu Samara Nach Einfuhrung der allgemeinen Wehrpflicht in Russland im Jahr 1870 emigrierte ab 1874 etwa ein Drittel der Russlandmennoniten in die USA und nach Kanada wo sie vor allem in Manitoba Westreserve und Ostreserve siedelten Weitere 23 000 sind in den 1920ern ausgewandert Von den USA gelangten einige Gruppen in den Norden Mexikos und bis hin nach Paraguay Siehe auch RusslandmennonitenNordamerika Bearbeiten nbsp Mennonitisches Versammlungshaus in Germantown Deitscheschteddel Die ersten mennonitischen Auswanderer nach Nordamerika kamen Ende des 17 Jahrhunderts Sie siedelten vor allem in Pennsylvania wo sie mit anderen deutschen Auswanderern den Ort Germantown Deitscheschteddel grundeten Im Deitscheschteddel konnten sie 1708 auch die erste mennonitische Kirche einweihen Neben Pennsylvania entstanden auch in Virginia Ohio Indiana and Illinois Mennonitensiedlungen Von Pennsylvania wanderten viele Mennoniten 1786 weiter nach Kanada wo sie in Ontario siedelten In einer weiteren grossen Einwanderungswelle zwischen 1717 und 1758 wanderten nochmals etwa 3500 Mennoniten in Pennsylvania ein Viele von ihnen waren Amische Zwischen 1817 und 1860 kamen noch einmal uber 3000 Mennoniten die sich um die Grossen Seen ansiedelten Die mennonitischen Auswanderer kamen vor allem aus Sudwestdeutschland dem Elsass und der Schweiz Bis heute sprechen viele von ihnen das aus suddeutschen Dialekten entstandene Pennsylvania Dutch Pennsylvania Deitsch In Amerika wurde 1748 auch die erste deutsche Ausgabe des tauferisch mennonitischen Martyrerspiegels gedruckt Die neu entstandenen Gemeinden vernetzten sich bald und grundeten regionale Konferenzen aus denen sich die Mennonite Church bildete 1725 wurde auf einer Konferenz mennonitischer Prediger in Pennsylvania das Dordrechter Bekenntnis von 1632 angenommen Neben den schon bestehenden Kirchenstrukturen entstand 1860 zudem die General Conference Mennonite Church Aus der Vereinigung beider nordamerikanischen Kirchen bildeten sich spater die Mennonite Church USA und die Mennonite Church Canada Ab 1874 kamen russlanddeutsche Mennoniten hinzu die vor der Einfuhrung der russischen Wehrpflicht nach Amerika auswanderten Sie siedelten vor allem im kanadischen Manitoba Aus ihren Reihen entstanden die amerikanischen Mennonitischen Brudergemeinden Mennonite Brethren Churches Zwischen 1922 und 1925 flohen mehr als 20 000 Mennoniten aus dem inzwischen kommunistisch regierten Russland nach Kanada Die letzte grosse Einwanderungswelle russlanddeutscher Mennoniten nach Kanada fand zwischen 1947 und 1954 statt als bis zu 10 000 Menschen einwanderten Unter ihnen waren auch Vertriebene aus Westpreussen Von Kanada wiederum zogen viele kanadische Mennoniten in mehreren Wellen weiter nach Lateinamerika So wanderten zwischen 1922 und 1926 und noch einmal 1948 viele kanadische Mennoniten nach Mexiko und im Jahr 1926 nach Sudamerika aus Dabei handelte es sich uberwiegend um Angehorige der Altkolonier und der Sommerfelder Mennoniten Lateinamerika BearbeitenDie Auswanderungsbewegung von Kanada nach Lateinamerika setzte nach dem Ersten Weltkrieg ein in deren Verlauf die Mennoniten die Erfahrung machen mussten dass weder ihre Verweigerung des Wehrdienstes noch ihre eigenen deutschsprachigen Schulen in Kanada gesichert waren Etwa 7000 Mennoniten wanderten deshalb in den 1920er Jahren nach Nordmexiko aus und etwa 1300 in den Chaco in Paraguay In Mexiko befindet sich eine grosse Kolonie der Mennoniten rund um Cuauhtemoc Die ehemals nicht besonders fruchtbare Region ist durch Wasserbohrungen zu einem grosseren Apfelanbaugebiet geworden In Michoacan dominieren Weizenproduktion und Rinderzucht Weitere Siedlungen befinden sich auf der Halbinsel Yucatan in den Bundesstaaten Yucatan und Campeche Sie konnten sich inzwischen mit Kase und Butterproduktion erfolgreich auf dem mexikanischen Markt etablieren Zentrum der ersten Mennoniten Siedlungen in Sudamerika war die Region Chaco in Paraguay Als erste Siedlung entstand hier 1927 die Siedlung Menno die von mennonitischen Einwanderern aus Kanada aufgebaut wurde Zwischen 1930 und 1932 folgte die Siedlung Fernheim mit dem Zentrum Filadelfia zu deutsch Bruderliebe Fernheim wurde durch Russland Mennoniten gegrundet die unter Stalin aus Russland geflohen waren Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand schliesslich die Kolonie Neuland mit dem zentralen Ort Neu Halbstadt Die Siedlungen wurden seit ihrer Grundung von deutscher Seite gefordert Auch heute noch sind mehrere vom Bundesverwaltungsamt in Koln dorthin vermittelte und entsandte Lehrer vor Ort Auch die Deutsche Gesellschaft fur Technische Zusammenarbeit ist im Chaco aktiv 1958 wanderten Mennoniten von Mexiko in das mittelamerikanische Belize damals noch britische Kolonie mit dem Namen Britisch Honduras aus Dort spielen die Mennoniten besonders fur die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle Ihre Siedlungen finden sich vor allem im Tal des Belize River und im Orange Walk District Aus Russland fluchteten zwischen den beiden Weltkriegen Mennoniten die sich in Brasilien und Uruguay niederliessen In beiden Landern war ab schon bald eine recht starke Assimilation zu verzeichnen so dass im Laufe der Jahrzehnte unter vielen Mennoniten die traditionelle mennonitische Lebensweise und auch die deutsche Sprache immer weiter abnahmen Nach Bolivien wanderten schon in den 1950er Jahren erste Mennoniten aus dem paraguayischen Chaco aus und grundeten eigene landwirtschaftliche Kolonien In den spaten 1960er Jahren folgen dann grossere Gruppen von Mennoniten aus Mexiko die in Bolivien Zuflucht vor den Modernisierungstendenzen in Mexiko suchten Es kamen dann in der Folge auch weitere konservative Russland Mennoniten aus Kanada und Belize sowie weitere Gruppen aus Paraguay und Mexiko nach Bolivien In den 1980er Jahren wanderten dann konservative Mennoniten aus Mexiko nach Argentinien 3 Im Jahre 2015 lebten in Mexiko uber 100 000 Russland Mennoniten in Bolivien etwa 75 000 in Paraguay etwa 40 00 in Belize etwa 10 000 ebenso viele in Brasilien sowie mehrere tausend in Argentinien alles in allem etwa 250 000 Menschen Damit ist Lateinamerika zum Hauptsiedlungsgebiet fur Russland Mennoniten geworden Vor allem aus Mexiko gibt es vor allem seit den 1950er Jahren einen stetigen Strom von Ruckwanderern nach Kanada aber auch von Auswanderern in die USA vor allem in die Gegend um Seminole Gaines County Texas Seit 2016 siedeln Mennoniten u a aus Kanada in Kolumbien z B in der Liviney Kolonie Siehe auch BearbeitenGeschichte der Deutschen in den Vereinigten StaatenLiteratur BearbeitenHorst Penner Weltweite Bruderschaft Mennonitisches Geschichtsbuch 4 Auflage Weierhof 1984 Hans Jurgen Goertz Die Mennoniten in Die Kirchen der Welt Stuttgart 1971Weblinks BearbeitenMennonite Weekly Review Artikel zur Geschichte der Altkolonier Mennoniten Hans Jurgen Hubner Deutsche in KanadaQuellen Bearbeiten https mwc cmm org membership map and statistics abgelesen am 29 Juli 2022 Clarence Baumann Gewaltlosigkeit als Kennzeichen der Gemeinde In Hans Jurgen Goertz Hrsg Die Mennoniten Evangelisches Verlagswerk Stuttgart 1971 S 129 Jan Christoph Wiechmann Leben wie im 17 Jahrhundert Mennoniten in BolivienDas furchterliche Idyll Sie wissen nichts von den Kriegen in der Welt oder vom Internet In Bolivien leben die Mennoniten ihr gottgefalliges Leben wie im 17 Jahrhundert Wer nicht gehorcht wird geschlagen Stern 17 Dezember 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mennonitische Auswanderung amp oldid 225790309