www.wikidata.de-de.nina.az
Die Kolonie Molotschna in plautdietscher Sprache Molosch nach ihrem Hauptort auch Halbstadt genannt ist eine ehemalige russlandmennonitische Siedlung auf dem Territorium der heutigen Oblast Saporischschja in der Ukraine Das Gebiet der Siedlung wird im Westen vom Fluss Molotschna oder russisch Molotschnaja begrenzt Von diesem bekam die Siedlung ihren Namen Heute gehort das Land administrativ grosstenteils zu den Rajons Tokmak Tschernihiwka und Rajon Melitopol Die nachstgelegene grossere Stadt ist Melitopol in sudwestlicher Richtung Molotschna wurde 1804 von mennonitischen Siedlern aus Westpreussen gegrundet und bestand aus 57 Dorfern Es war die zweite nach der Kolonie Chortitza und grosste Kolonie der Mennoniten in Russland Nach dem Umzug und der Deportation der Deutschen Ende des Zweiten Weltkriegs leben in diesen Dorfern soweit sie heute noch existieren mehrheitlich Ukrainer und Russen Geschichte BearbeitenNachdem 1789 die Siedlung Chortitza gegrundet wurde besuchten Mennoniten aus Westpreussen Chortitza Obwohl die Siedler in Chortitza Schwierigkeiten hatten erschien den Mennoniten angesichts der Situation in Westpreussen die Auswanderung nach Russland verlockend Auch die russische Regierung wollte weitere Gruppen der als Musterlandwirte geltenden Mennoniten ansiedeln 1800 erliess der russische Zar Paul I ein Privileg an die Mennoniten in dem sie auf ewige Zeiten vom Wehrdienst befreit sein sollten In Westpreussen erschwerte dagegen der preussische Konig Friedrich Wilhelm III den Landerwerb fur Mennoniten die keinen Wehrdienst leisten wollten Ein weiterer Grund konnte auch Furcht vor Veranderungen im Zuge der franzosischen Revolution gewesen sein Man suchte die Zuflucht im vermeintlich sicheren Russland 1803 kamen die ersten Siedler in der schon bestehenden Siedlung Chortitza an und uberwinterten dort 1804 wurden dann die ersten Dorfer gegrundet Fur die Siedler wurde von der russischen Regierung ein Stuck Land am Fluss Molotschnaja reserviert Jeder Siedler konnte 65 Desjatinen gut 71 Hektar Land bekommen Im Gegensatz zur Ansiedlung in Chortitza wanderten jetzt auch vermogende Mennoniten aus Sie verkauften ihre Hofe und brachten das Geld nach einer Abzugssteuer in Preussen nach Russland Sie konnten deshalb ihre Wirtschaften leichter aufbauen In den Jahren 1803 1806 kamen 365 Familien nach Molotschna Durch die napoleonischen Kriege wurde eine weitere Auswanderung erst einmal verhindert 1819 20 kamen weitere 254 Familien nach Molotschna Als 1835 die Einwanderung nach Molotschna beendet wurde waren insgesamt 1200 Familien mit etwa 6000 Personen eingewandert Die Siedlung besass etwa 120 000 Desjatinen Land Ein Teil davon sollte nicht verteilt werden und fur die zukunftigen Generationen reserviert werden Damit sollte die wachsende Anzahl an Familien versorgt werden Insgesamt wurden 57 Dorfer gegrundet Nr Name ukrainischer Name kyrillische Schreibweise russischer Name kyrillische Schreibweise Grundungs jahr1 Halbstadt Molotschansk Molochansk Molotschansk Molochansk 18042 Neu Halbstadt Molotschansk Molochansk Molotschansk Molochansk 18413 Muntau Jasniwka Yasnivka Jasnowka Yasnovka 18044 Schonau Dolyna Dolina Dolina Dolina 18045 Fischau Rybaliwka Ribalivka Rybalowka Rybalovka auch Rebalowka Rebalovka 18046 Lindenau Ljubymiwka Lyubimivka Ljubimowka Lyubimovka 18047 Lichtenau Switlodolynske Svitlodolinske Swetlodolinskoje Svetlodolinskoe 18048 Blumstein Kamjanske Kam yanske Kamenskoje Kamenskoe 18049 Munsterberg Prylukiwka Prilukivka Prilukowka Prilukovka 180410 Altona Trawnewe Travneve Trawnewoje Travnevoe auch Trawne Travne 180411 Ladekopp Ladiwka Ladivka Ladowka Ladovka 180512 Schonsee Snihuriwka Snigurivka Snegurowka Snegurovka 180513 Petershagen Kutusiwka Kutuzivka Kutusowka Kutuzovka 180514 Tiegenhagen Lewadne Levadne Lewadnoje Levadnoe 180515 Ohrloff Orlowe Orlove Orlowo Orlovo 180516 Tiege Orlowe Orlove Orlowo Orlovo 180517 Blumenort Orlowe Orlove Orlowo Orlovo 180518 Rosenort Orlowe Orlove Orlowo Orlovo 180519 Furstenau Luhiwka Lugivka Lugowka Lugovka 180620 Ruckenau Kosoluhiwka Kozolugivka 1922 bis 1943 Schyroka Poljana Shiroka Polyana Kosolugowka Kozolugovka 181121 Margenau Irschawskyj Irshavskij heute eingemeindet nach Blahodatne Blagodatne Irschawski Irshavskij heute eingemeindet nach Blagodatnoje Blagodatnoe 181922 Lichtfelde Hruschiwka Grushivka Gruschewka Grushevka 181923 Neukirch Udarnyk Udarnik Udarnik Udarnik 181924 Alexandertal Oleksandriwka Oleksandrivka Alexandrowka Aleksandrovka 182025 Schardau Iljine Ilyine Iljino Ilino 182026 Pordenau Wesnjanka Vesnyanka Wesnjanka Vesnyanka 182027 Mariental Iljine Iljino Ilino 182028 Rudnerweide Rosiwka Rozivka Rosowka Rozovka 182029 Grossweide Prostore Prostore Prostore Prostore 182030 Franztal Luhowe Lugovoe Lugowoje Lugovoe 182031 Pastwa Kwitkowe Kvitkove Kwitkowo Kvitkovo fruher Pastwa Pastva 182032 Furstenwerder Balkowe Balkove Balkowo Balkovo 182133 Alexanderwohl Switle Svitle 1945 bis 1963 Oleksandriwka Oleksandrivka Swetloje Svetloe 182134 Gnadenheim Balaschiwka Balashivka Balaschowka Balashovka 182135 Tiegerweide Mostowe Mostove Mostowoje Mostovoe 182236 Liebenau Majske Majske heute Teil von Ostrykiwka Ostrikivka Maiskoje Majskoe heute eingemeindet nach Ostrikowka Ostrikovka 182337 Elisabethtal Jelisawetiwka Yelizavetivka heute Berdjansk Oleksandrivka Jelisawetowka Elizavetovka 182338 Wernersdorf Prybereschne Pribrezhne heute Ostrykiwka Ostrikivka Pribreschnoje Pribrezhnoe heute eingemeindet nach Ostrikowka Ostrikovka 182439 Friedensdorf Chmelnyzke Hmelnicke Chmelnizkoje Hmelnickoe 182440 Prangenau Stepowe Stepove Stepowoje Stepovoe 182441 Sparrau Dowhe Dovge bis 1945 Selenyj Haj Zelenij Gaj Dolgoje Dolgoe bis 1945 Seleny Gaj Zelenij Gaj 183842 Konteniusfeld Dowhe Dovge Dolgoje Dolgoe 183243 Gnadenfeld Bohdaniwka Bogdanivka Bogdanowka Bogdanovka 183544 Waldheim Wladiwka Vladivka Wladowka Vladovka 183645 Landskrone Lankowe Lankove Lankowoje Lankovoe 183946 Hierschau Wladiwka Vladivka Wladowka Vladovka 184847 Nikolajdorf Mykolajiwka Mikolayivka Nikolajewka Nikolaevka heute eingemeindet nach Selenyj Jar Zelenij Yar 184848 Paulsheim Pawliwka Pavlivka Pawlowka Pavlovka heute eingemeindet nach Selenyj Jar Zelenij Yar 185249 Kleefeld Mohutneje Mogutnye Mogutneje Mogutnee 185450 Alexanderkrone Molotschne Molochne Molotschnoje Molochnoe 185751 Mariawohl Selenyj Jar Zelenij Yar Seljony Jar Zelyonyj Yar 185752 Friedensruh Myrnyj Mirnij Mirny Mirnyj 185753 Steinfeld Sadowyj Sadovij existiert nicht mehr bei Makiwka Makivka Sadowy Sadovyj 185754 Gnadental Blahodatne Blagodatne Blagodatnoje Blagodatnoe 186255 Hamberg Kamjanka Kam yanka Kamenka Kamenka 186356 Klippenfeld Mohotschnyj Mogochnij heute eingemeindet nach Stulnewe Stulneve Mogotschny Mogochnyj heute eingemeindet nach Stulnewo Stulnevo 186357 Fabrikerwiese Fabrytschne Fabrichne Fabritschnoje Fabrichnoe 1863 nbsp Karte der Ansiedlung Molotschna um 1852 nbsp Karte der Ansiedlung Molotschna um 1912Anmerkung heute im Rajon Tschernihiwka heute im Rajon Melitopol Rest im Rajon TokmakDie Einwohner von Molotschna teilten das Schicksal der Chortitzaer Ansiedlung sie wurden 1943 in den Warthegau evakuiert und spater von der Roten Armee bei ihrem Einmarsch nach Deutschland zuruck in die Sowjetunion deportiert Dort wurden sie nach Sibirien und Kasachstan geschickt Viele ihrer Nachkommen leben heute in Deutschland Kanada den Vereinigten Staaten und Sudamerika Ein grosser Teil von ihnen ist heute mehrsprachig und spricht neben der jeweiligen Landessprache auch Plautdietsch Sohne und Tochter der Mennonitensiedlung Molotschna BearbeitenJohann Cornies 1789 1848 bedeutender Mennonit in Russland Forderer der Landwirtschaft und eines fortschrittlichen Schulwesens Abram B Enns 1887 1993 Dolmetscher Schriftsteller und Padagoge William Neufeld 1901 1992 US amerikanischer Speerwerfer russlanddeutscher Herkunft Ben Klassen 1918 1993 rechtsextremer Autor christlich fundamentalistischer Fuhrer Helmut Oberlander 1924 2021 Ubersetzer in der Einsatzgruppe D der Sicherheitspolizei und des SD Kriegsverbrecher Ingrid Rimland 1936 2017 Autorin HolocaustleugnerinWeblinks Bearbeitenrussische Karte der Umgebung Molotschna Historical Atlas Buch uber die Orte der Kolonie Molotschna Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kolonie Molotschna amp oldid 231042277