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Colonia Menno ist eine im Jahr 1926 in Paraguay von plautdietschen Mennoniten gegrundete Kolonie im Zentralen Chaco im Nordwesten Paraguays und umfasst eine Flache von rund 7 500 Quadratkilometern Ihr Hauptort ist Loma Plata Mennonitische Nachbarkolonien sind Fernheim und Neuland Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Ansiedlung 2 Wirtschaftliche Entwicklung 3 Kultur 4 Indigene Bevolkerung 5 Siehe auch 6 QuellenGeschichte und Ansiedlung BearbeitenDie rund 9 000 Burger 2010 sind ursprunglich deutsch niederlandischer bzw russlandmennonitischer Herkunft Die direkten Vorfahren hatten vor ihrer Ansiedlung in Paraguay jedoch bereits bis Ende des 18 Jahrhunderts im westpreussischen Weichseldelta bis 1874 in der russischen Schwarzmeerregion und bis 1926 in Manitoba Kanada gesiedelt Mit rund 3 500 Einwohnern ist Loma Plata das Zentrum und der grosste Ort des Siedlungsgebiets sowie Sitz der Verwaltung Der Grund fur die Umsiedlung von Kanada nach Paraguay bestand vor allem in der 1917 in Kanada eingefuhrten allgemeinen Schulpflicht auf sakularer englischsprachiger Basis Darin sah ein konservativer Teil der Mennoniten eine Bedrohung der religiosen Basis der Gemeinschaft Denn wenn man die eigenen Gemeindeschulen dem Staat ubergeben wurde wurde der Religionsunterricht und die deutsche Sprache verloren gehen und damit die Grundlage der Gemeinschaft Weiter waren die kanadischen Siedlungsgesetze Ursache der Auswanderung die der in Russland ausgebildeten Form der kooperativen Landwirtschaft entgegenstanden 1921 sandten mennonitische Gemeinden aus der Ost Chortitzer und Westreserve Sommerfelder des Red River in Manitoba sowie aus Bergthal in Saskatchewan eine Delegation nach Sudamerika um Siedlungsland fur eine neue Heimat zu suchen Diese Chacoexpedition unter Leitung des norwegischen Landmaklers und Pazifisten Fred Engen der schon 1919 alleine den Chaco bereist hatte fand die langgezogenen Sawannenkampe des Chacoinneren als sehr geeignet fur die Grundung einer Agrarsiedlung Da der paraguayische Staat interessiert an tatkraftigen Siedlern war welche das riesige bis dahin zivilisatorisch weitgehend unerschlossene Gebiet des Gran Chaco urbar machen konnten machte er weitgehende Konzessionen in dem Gesetz 514 Darin garantierte er die Befreiung vom Wehrdienst die Fuhrung eigener deutscher Schulen weitgehend autonome Verwaltung und Rechtsprechung absolute Religionsfreiheit sowie die unbegrenzte Moglichkeit der Zuwanderung weiterer Mennoniten Von der argentinischen Firma Carlos Casado SA einem der machtigsten Grossgrundbesitzer der im Chaco Millionen Hektar Land besass kauften die Mennoniten zu uberhohten Preisen das notige Land Zwischen Dezember 1926 und November 1927 kamen dann 1 743 mennonitische Siedler aus Kanada in Paraguay an Sie konnten jedoch nicht gleich auf das Siedlungsland ziehen das noch nicht vermessen war und das auch noch nicht durch die Eisenbahn zuganglich gemacht worden war wie es 1921 von der Chacoexpedition besprochen war Somit wohnten die Siedler zuerst in Lagern in Puerto Casado und im Chacoinneren und in der 18 monatigen Wartezeit bis zur Ansiedlung in Dorfern starben 171 Einwanderer Viele reisten zuruck nach Kanada und rund 1200 bildeten die Grundlage der Kolonie Menno im paraguayischen Chaco In den 50er Jahren kam es wegen der anhaltend widrigen Lebensbedingungen wie auch aufgrund des Konservatismus der Kolonien zu einer Auswanderungswelle Durch die sich seitdem rasant entwickelnde Wirtschaft und das gut funktionierende Gemeinwesen ist Menno in den letzten Jahrzehnten allerdings auch Anziehungspunkt von Paraguayern geworden Wirtschaftliche Entwicklung BearbeitenLange Zeit war das Leben der Mennoniten im Chaco von extremen Entbehrungen gekennzeichnet So fehlten den Ankommlingen vollstandig landwirtschaftliche Erfahrungen unter tropischen Bedingungen Auch die Klima und Bodenverhaltnisse insbesondere die Trockenheit der Wintermonate erwiesen sich im Vergleich zu den Beschreibungen der paraguayischen Werber als wesentlich rigider Diese Umstande wurden durch den z T freiwilligen Verzicht auf Errungenschaften der modernen Landwirtschaft noch zusatzlich erschwert Handel konnte auf Grund der isolierten Lage der Kolonien kaum stattfinden so dass die meisten Betriebe auf Subsistenzwirtschaft ausgerichtet waren Der wirtschaftliche Aufschwung im Zentralen Chaco begann seitdem die landwirtschaftlichen Kooperativen Anfang der 1980er Jahre mit Hilfe eines Weltbankkredits in die Milchverarbeitung investierten Dem war 1955 die Einfuhrung des widerstandsfahigen nordamerikanischen Buffelgrases als Grundlage extensiver Viehhaltung sowie 1965 der Bau der Verbindungsstrasse nach Asuncion der Ruta Trans Chaco vorangegangen Wichtige Voraussetzungen des wirtschaftlichen Aufschwungs waren auch die Reform des Schulsystems und eine allgemeine Liberalisierung umso mehr als Menno lange als die konservativste der Kolonien galt Kultur BearbeitenDas kulturelle Leben in Loma Plata beschrankt sich auf Theaterauffuhrungen in Schulen sowie gelegentliche Lesungen und Vortrage Die zentrale Stadtbucherei libreria halt Lesetitel und Gesellschaftsspiele in spanischer und deutscher Sprache zum Ausleihen und Verkauf bereit Indigene Bevolkerung BearbeitenZum Einwanderungszeitpunkt der Mennoniten war das Gebiet von Lengua Indianern bewohnt Dieser Indianerstamm zahlte damals ungefahr 600 Personen und ist seit Grundung von Menno stark angewachsen Aufgrund verbesserter Lebensbedingungen und dem ausgesprochen guten Verhaltnis zwischen Ureinwohnern und mennonitischen Siedlern wurden Menno und die Nachbarsiedlungen jedoch auch zum bevorzugten Siedlungsziel anderer Indianerstamme Fur die soziale und wirtschaftliche Forderung der indigenen Bevolkerung grundete die Mennonitengemeinschaft 1961 die Dienstleitungskooperative Asociacion de Servicios de Cooperacion Indigena Mennonita ASCIM Die ASCIM hat 300 Mitarbeiter jeweils zur Halfte Mennoniten und Indianer Der Generalversammlung des gemeinnutzigen Vereins gehoren zurzeit 30 indianische und 32 nicht indianische Vertreter an Die Anzahl der indigenen Bevolkerung ist heute auf insgesamt 25 000 angestiegen und ubersteigt damit weit die Zahl der Mennoniten Obwohl Mennoniten und indigene Bevolkerung seit langerem eng zusammenarbeiten und Teile der letzteren inzwischen das Plautdietsch der Siedler angenommen haben hat eine Vermischung bis heute quasi nicht stattgefunden In Bezug auf die Missionierung der Indianer gibt es eine Konkurrenz zwischen den missionarischen Bemuhungen der Mennoniten und katholischen Missionaren Paraguays Siehe auch BearbeitenTaufer FriesennotQuellen BearbeitenAnne Winterling Paraguay weisser Fleck im Herzen Sudamerikas PDF Datei 319 kB Jorn Breiholz Mennoniten Milchwirtschaft als Entwicklungsmotor Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Peter P Klassen Die Mennoniten Lateinamerikas Nico Baumgarten Matthias Jung Regionalentwicklung im paraguayischen Chaco Archiviert vom Original am 27 September 2007 abgerufen am 2 Dezember 2014 paraguay online org Archiviert vom Original am 29 September 2011 abgerufen am 2 Dezember 2014 22 51 60 01 Koordinaten 22 31 S 60 1 W Normdaten Geografikum GND 7523041 0 lobid OGND AKS LCCN n96117372 VIAF 149094219 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Menno Paraguay amp oldid 231566298