www.wikidata.de-de.nina.az
Neu Samara war eine mennonitische Kolonie auf dem Territorium der heutigen Oblast Orenburg in Russland bestehend aus bis zu 15 Dorfern am Tok von den deutschen Bewohnern Tock genannt einem rechten Nebenfluss der Samara Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung der Kolonie 1 2 Burgerkrieg und Neue Okonomische Politik 1 3 Religiose Verfolgung und Kollektivierung 1 4 Zweiter Weltkrieg 1 5 Kolchos und Wohlstand 1 6 Auf und ab der religiosen Toleranz 1 7 Auswanderung 2 Lage und heutige Zuordnung der Dorfer 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung der Kolonie Bearbeiten Neu Samara entstand 1891 1892 durch Ansiedler aus der Mutterkolonie Molotschna am Asowschen Meer in der Ukraine Zu Beginn wurden zwolf Dorfer gegrundet Kamenez Pleschanowo Krassikowo Kaltan Lugowsk Podolsk Donskoi Dolinsk Jugowka Klinok Kuterlja und Bogomasowo Die ersten Ansiedler waren etwa 500 Familien mit 2600 Personen Spater entstanden drei weitere Dorfer Annenskoje Wladimirowka und Ischalka In den 1950er Jahren wurden Annenskoje Kamenez und Wladimirowka aufgelost Bogomasowo wurde 1968 wahrscheinlich wegen der religiosen Konnotation russisch Bog fur Gott in Tokskoje nach dem Fluss umbenannt Trotz anfanglicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten kam die Kolonie bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zu einigem Wohlstand 1917 waren es schon 14 Dorfer und 9 Grosswirtschaften mit insgesamt 32 600 ha und 3670 Einwohnern In Pleschanowo gab es seit 1891 eine kirchliche mennonitische Gemeinde die im Jahre 1905 1034 getaufte Mitglieder hatten mit den nicht getauften Angehorigen ergab das insgesamt 2689 Personen Sie wurde vom Altesten Daniel Boschmann geleitet In Lugowsk gab es eine mennonitische Brudergemeinde 1901 wurde ein Versammlungshaus gebaut das heute als Verwaltungsgebaude genutzt wird Altester war Abraham Martens In Donskoi war eine Allianz Gemeinde beheimatet die spater in eine Brudergemeinde umgewandelt wurde Burgerkrieg und Neue Okonomische Politik Bearbeiten Der Burgerkrieg hatte auf Neu Samara verhaltnismassig geringe Auswirkungen Wegen der Wirtschaftspolitik der kommunistischen Regierung Sowjetrusslands litt es jedoch wie das ganze Land 1921 22 unter starkem Hunger Im Rahmen des AMR Programms erhielt es von seinen mennonitischen Brudern in den USA und Kanada Nahrungshilfe Stark daran beteiligt war der aus Neu Samara stammende Cornelius F Klassen In den 1920er Jahren kam es nach einer Phase politischer und wirtschaftlicher Lockerung Neue Okonomische Politik zu einer Auswanderungswelle nach Kanada und Paraguay Der Grund fur die Auswanderung von ca 700 Personen lag bei den zunehmenden religiosen Repressalien und wirtschaftlicher Stagnation Religiose Verfolgung und Kollektivierung Bearbeiten Die religiose Verfolgung verstarkte sich fortlaufend bis 1931 32 alle Bethauser geschlossen wurden Unter der Kollektivierung und der Entkulakisierung hatten auch die Deutschen in Neu Samara stark zu leiden Das in einer Herde eingesammelte Vieh starb zum grossen Teil wegen mangelnder Versorgung und Futterung im Fruhjahr 1931 musste das Land mit Kuhen bearbeitet werden Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Die schwerste Zeit kam mit dem Zweiten Weltkrieg Neu Samara wurde zwar nicht wie viele andere deutsche Siedlungen aufgelost aber fast die gesamte erwachsene Bevolkerung wurde in die sogenannte Trudarmija verschleppt und musste dort harte korperliche Arbeit verrichten Die in den Dorfern Verbliebenen mussten die fehlenden Arbeitskrafte ersetzen darunter die Kinder von 13 14 Jahren an Nach dem Krieg kehrten viele aus der Trudarmee nicht zuruck Kolchos und Wohlstand Bearbeiten Die Wirtschaft von Neu Samara wurde seit der Kollektivierung von den Kolchosen bestimmt Nach einigen Jahren mit nur einer Kolchose fur die ganze Ansiedlung wurde in jedem Dorf eine eigene Kolchose eingerichtet In den 1950er Jahren gab es wieder eine Welle von Kolchosvergrosserungen Am Ende waren alle deutschen Dorfer ausser Ischalka in drei Kolchosen eingeteilt Komsomolez Komsomolze heute selbstandige Siedlung mit Zentrum in Bogomasowo Karl Marx mit Zentrum in Podolsk und Sawety Lenina Vermachtnis Lenins mit Zentrum in Pleschanowo Einen hohen Anteil ihres Einkommens erwirtschafteten die Dorfbewohner auf ihren 0 25 spater 0 5 Hektar kleinen Privatparzellen indem sie dort erwirtschaftete Uberschusse auf dem Markt verkauften So konnten sich viele Autos und Motorrader leisten Am 1 Januar 1967 wurde der Rajon Krasnogwardeiski gebildet zu dem Neu Samara seither gehort vorher gehorte es eine Zeit lang zum Rajon Sorotschinsk mit Verwaltung in Sorotschinsk Rajonverwaltungszentrum wurde nun Pleschanowo Pleschanowo und das nahe gelegene Donskoi heutige offizielle Namensform Donskoje sind seitdem stark gewachsen da auch viele Nichtdeutsche zuzogen Aber auch andere Dorfer haben sich vergrossert So sind Podolsk und Lugowsk praktisch zu einem Dorf zusammengewachsen Die meisten Dorfer haben zusatzliche Strassen bekommen Auf und ab der religiosen Toleranz Bearbeiten Wahrend einer kurzen Zeit nach dem Krieg wurde die religiose Verfolgung gelockert Damals konnten viele Menschen getauft und Gottesdienste organisiert werden Danach begann Ende der 1950er Jahre wieder eine atheistische Kampagne Erst in den 1970er Jahren gab es eine erneute allmahliche Lockerung In dieser Zeit entstanden wieder kirchliche Gemeinden die sich meist als Baptisten registrierten so unter anderem in Donskoi unter Leitung des Altesten Daniel Janzen Auswanderung Bearbeiten Ab 1988 kam es zu einer zweiten grossen Auswanderungswelle 1990 lebten in Neu Samara noch 7434 deutschstammige Einwohner von denen bis zum Ende der 1990er Jahre fast alle Richtung Deutschland auswanderten Heute leben in den Dorfern der Kolonie Neu Samara fast keine Deutschen mehr Siehe auch Geschichte der RusslandmennonitenLage und heutige Zuordnung der Dorfer Bearbeitenf1 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Deutsch Russisch Koordinate LandgemeindeAnnenskoje Annenskoe zwischen Tokskoje Bogomasowo und Ischalka am linken Ufer des Tok genaue Lage unbekannt untergegangen Dolinsk Dolinsk 553 4175525552 8629905 52 51 47 N 053 25 03 O 52 86299 53 417552 Tokski selsowetDonskoje Donskoi Donskoe Donskoj 553 4662105552 8497075 52 50 59 N 053 27 58 O 52 849707 53 46621 Pleschanowski selsowetIschalka Ishalka 553 1906335552 8756475 52 52 32 N 053 11 26 O 52 875647 53 190633 Proletarski selsowetJugowka Yugovka 553 4882735552 7962965 52 47 47 N 053 29 18 O 52 796296 53 488273 Pleschanowski selsowetKaltan Kaltan 553 5283755552 7891325 52 47 21 N 053 31 42 O 52 789132 53 528375 Podolski selsowetKamenez Kamenec 553 5404975552 9150105 52 54 54 N 053 32 26 O 52 91501 53 540497 als einziges Dorf der Kolonie am rechts des Tok gegenuber Pleschanowo untergegangen Klinok Klinok 553 4716195552 7920075 52 47 31 N 053 28 18 O 52 792007 53 471619 Pleschanowski selsowetKrassikowo Krasikovo 553 6430275552 8172905 52 49 02 N 053 38 35 O 52 81729 53 643027 Podolski selsowetKuterlja Kuterlya 553 6071665552 7704535 52 46 14 N 053 36 26 O 52 770453 53 607166 Podolski selsowetLugowsk Lugovsk 553 5524515552 8362795 52 50 11 N 053 33 09 O 52 836279 53 552451 Podolski selsowetPleschanowo Pleshanovo 553 4823185552 8498755 52 51 00 N 053 28 56 O 52 849875 53 482318 Pleschanowski selsowetPodolsk Podolsk 553 5836585552 8318095 52 49 55 N 053 35 01 O 52 831809 53 583658 Podolski selsowetTokskoje Bogomasowo Tokskoe Bogomazovo 553 3893615552 8683505 52 52 06 N 053 23 22 O 52 86835 53 389361 Tokski selsowetWladimirowka Vladimirovka unbekannt untergegangen Anmerkung durch Fettschrift sind die heutigen Landgemeindesitze gekennzeichnet der Sitz der Landgemeinde Proletarski selsowet die Siedlung Proletarka gehorte nicht zu Neu SamaraZu allen Landgemeinden selskoje posselenije gehoren jeweils neben den fruher zu Neu Samara gezahlten Dorfern auch andere nicht ursprunglich mennonitische Dorfer Bevolkerungsreichste Gemeinde ist Pleschanowski selsowet deren Verwaltungssitz Pleschanowo ist mit 3486 Einwohnern Stand 14 Oktober 2010 1 auch das grosste Dorf des fruheren Neu Samara ist Literatur BearbeitenA J Klaassen u a Hrsg Neu Samara am Tock 1890 2003 Eine mennonitische Ansiedlung in Russland ostlich der Wolga 2 bearbeitete Auflage Neu Samara Warendorf 2004 ISBN 3 00 012246 X neu samara de PDF 14 5 MB Weblinks BearbeitenInternetseite uber die Siedlung Neu SamaraEinzelnachweise Bearbeiten Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda Tom 1 Cislennostʹ i razmescenie naselenija Ergebnisse der allrussischen Volkszahlung 2010 Band 1 Anzahl und Verteilung der Bevolkerung Tabellen 5 S 12 209 11 S 312 979 Download von der Website des Foderalen Dienstes fur staatliche Statistik der Russischen Foderation 52 849841666667 53 482316666667 Koordinaten 52 51 N 53 29 O Normdaten Geografikum GND 4784109 6 lobid OGND AKS VIAF 237472811 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neu Samara amp oldid 201861259