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Die Marienkirche im Bad Segeberger Stadtzentrum wurde ab etwa 1160 als Kirche des Stifts Segeberg errichtet und ist damit die alteste dreischiffige Gewolbebasilika der Backsteinromanik Nordelbiens und architektonisches Vorbild der jungeren Dome in Lubeck und Ratzeburg Heute ist sie die Kirche der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde Segeberg Bad Segeberger Marienkirche im Schnee Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Bau 2 Die Klosterkirche des Spatmittelalters 3 Die Marienkirche seit der Reformation 4 Umbauten des 18 Jahrhunderts 5 Neuromanischer Umbau 1863 1867 6 Instandsetzungen und Umgestaltungen um 1900 7 Umgestaltungen bis 1950er Jahre 8 Instandsetzungen und Umgestaltungen seit den 1950er Jahre 9 Neuerungen an Bau und Einrichtung jungste Jahrzehnte 10 Ausstattung 11 Glocken 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseVorgeschichte und Bau BearbeitenIm Zuge der Eingliederung slawisch heidnischer Gebiete ostlich des Limes Saxoniae in das christliche Heilige Romische Reich grundeten um 1134 Augustiner Chorherren 1 auf Geheiss des Missionars Vicelin im Odland ostlich der Trave ein Stift und errichteten im Schutz der fruhen Siegesburg auf dem Kalkberg erste schlichte Klostergebaude Bei slawischen Uberfallen gingen diese Vorgangerbauten der Marienkirche 1138 in Flammen auf wahrend die Augustiner nach Wippenthorp flohen und sich anschliessend in Hogersdorf am sicheren Westufer der Trave niederliessen Nach der Ernennung der Kalkbergsiedlung 1156 zum Bischofssitz und der Ruckkehr der Chorherren aus Hogersdorf fand um 1156 57 die Grundsteinlegung einer riesigen dreischiffigen Kreuzbasilika mit angrenzenden Klosterbauten statt Naturgegebene Holz Gips Ton und Wasservorkommen ermoglichten den Bau in innovativer Ziegelbauweise im spatromanischen Stil Eine 1192 von Kaiser Heinrich VI ausgestellten Urkunde belegt erstmals das noch laufende Bauprojekt 1199 wurde die Kirche in einer Urkunde von Papst Innozenz III eccl S Maria genannt was auf eine inzwischen erfolgte Weihe hinweist Nach rund 60 Jahren Bauzeit waren bis ca 1216 alle fur den Gottesdienst der Chorherren notwendigen Einrichtungen entstanden Ein Querhaus mit zwei ostlichen Nebenapsiden ein ostlicher Chor mit der Hauptapsis und drei Joche uber dem westlichen Hauptschiff Ornamentale Verzierungen der Kapitelle scheinen erst in verbautem Zustand aus grossen Gipsblocken herausgearbeitet worden sein und blieben teilweise unvollstandig Die spatere Erganzung des Kirchenbaus mit einem Turm und einem breiten Portal im Westen des Baukorpers wird auf das zweite Viertel des 13 Jahrhunderts datiert Die der hl Maria geweihte Klosterkirche ist damit einer der altesten Kirchenbauten Nordelbiens und zugleich die erste Kirche der Region mit einem Gewolbe nbsp GipssteinkapitellDie Klosterkirche des Spatmittelalters Bearbeiten nbsp ARX SEGEBERGA Ausschnitt aus Braun und Hogenberg Civitates orbis terrarum Koln 1588Die Stiftskirche St Marien stand im Mittelpunkt weiterer zum Stift gehorender Kloster Gebaude von deren Bestand heute nur noch zwei Stiche des 16 Jahrhunderts zeugen Nordlich setzte der umlaufende Kreuzgang mit Klosterkapitel Refektorium Friedhofskapelle Necessarium und dem Wohnturm der Chorherren an an der Nordwestecke stand das Abthaus Weitere Gebaude lagen im umliegenden Aussengelande Backhaus Kornspeicher Fahrscheune und Wohnhaus der Laienbruder sowie das St Jurgenshospital und Vogteihauser der Friedhof dagegen lag sudlich der Kirche Im nordlichen Querhaus stand im St Antoniuschor ein Altar fur den Begrunder des Monchswesens St Antonius Vermutlich erst in der Gotik wurde der kreuzformige Grundriss der romanischen Basilika durch die Verkurzung des nordlichen Querhauses auf die Breite des Seitenschiffes und den Einbau einer weiteren Saule in der Flucht des Hauptschiffes verandert Zur Ausstattung der Kirche im Spatmittelalter gehorten weiterhin die Bronzetaufe des Bremer Giessers Ghert Klinghe von 1447 und das spatgotische Kruzifix im ostlichen Gurtbogen der Vierung Seit dem 13 Jahrhundert nutzten die Chorherren Kirche und Stift nach den Regeln des Augustinerordens verfugten somit uber das Recht der freien Propst und Vogtwahl und verbanden mit dem liturgischen Dienst sowohl Seelsorge und Mission als auch Hospitalpflege und Armenfursorge In einer Schule der Kirche wurden zudem Priester fur die Livlandmission ausgebildet beruhmtester Schuler war der erste Bischof von Livland Meinhard von Segeberg 1130 1140 1196 Seit den 1470er Jahren erfolgte in der Amtszeit des Segeberger Priors Albert Wiltink von Bocholt 1471 1472 im Zuge der Windesheimer Reformen die Trennung der Stifts von der Pfarrkirche durch den Erweiterungsbau eines uber 22 Meter langen Ostchores mit 3 8 Schluss 2 Vermutlich zur Erschliessung des Dachwerkes uber dem Ostchor erhielt die Kirche in der ausseren Sudost Ecke zudem einen Treppenturm dessen Fundamentreste 1883 nachgewiesen werden konnten 3 Die Fertigstellung des riesigen Ostchores ermoglichte es den Chorherren von Windesheim auf die Einhaltung eines geregelteren Tagesablaufs nach den Windesheimer Vorschriften wie z B auf die ungestorte Einhaltung des Stundengebets im nun abgetrennten Monchsstuhl hinzuwirken Fur den neuen Ostchor wurde vermutlich auch das Altarretabel in einer Lubecker Werkstatt geschaffen das zwischen 1510 und 1520 fertig gestellt war 4 Nach einem Blitzschlag in den Kirchturm im Jahre 1500 durfte der Turmhelm mit dem Glockenstuhl und den Zwischendecken verandert wieder aufgebaut worden sein 5 Heute misst die Turmhohe uber alles 68 4 Meter 109 54 Meter uber NN 6 Die Marienkirche seit der Reformation BearbeitenDie lutherische Reformation fand in Segeberg fruh Anklang Bereits seit den 1520er Jahren predigten in der Marienkirche die ersten evangelischen Pastoren vor einer lutherischen Gemeinde Aus dieser Zeit stammt auch das bis heute erhaltene Epitaph fur Gerhard Walstorp das Heinrich Rantzau 1562 an der Westwand des zweiten Pfeilers sudwestlich der Vierung seinem Grossvater mutterlicherseits setzen liess Bis zur endgultigen Aufhebung des Chorherrenstiftes 1564 66 und der Ubernahme der Klostergebaude durch den koniglichen Statthalter Heinrich Rantzau blieb das Innere der Kirche weiterhin in zwei voneinander getrennte Bereiche fur die verbliebenen Chorherren im gotischen Ostchor und die lutherische Pfarrgemeinde im westlichen Langhaus getrennt Das seit 1564 ungenutzte Ostchor wurde nicht weiter unterhalten und nach der Umsetzung des Altars in den Vorchor 1573 mit einem Gatter abgetrennt und dem weiteren Verfall preisgegeben Im Jahre 1612 stifteten der Segeberger Amtmann Markwart von Pentz und dessen Ehefrau Anna Katharina geb von Thienen eine uppig verzierte Kanzel im Stil des Spatrenaissance die ihren ursprunglichen Platz vermutlich am nordlichen mittleren Pfeiler des Hauptschiffes und damit in der Mitte der Gemeinde hatte Bei der grossen Renovierung der Kirche im 19 Jahrhundert zerbrach die Kanzel 1863 64 und wurde anschliessend von dem Kieler Bildhauer Eduard Lurssen von Farbschichten befreit restauriert und verandert wieder zusammengesetzt und erhielt ihren neuen Platz nun am nordostlichen Pfeiler des Hauptschiffes an dem sie bis heute sitzt Wahrend die Klosteranbauten bis auf das Abthaus und einem sudlichen Abschnitt des Kreuzgangostarms kunftig als Gruft fur adlige Beisetzungen genutzt bereits zwischen 1620 und 1630 abgebrochen wurden wurde der verfallene Monchschor erst in den Jahren 1654 bis 1657 niedergelegt Die entstanden Offnung in der Ostwand wurde mit den vorhandenen und bis heute sichtbaren Feldsteinen und Granitquadern aus dem Fundament des einstigen Ostchores geschlossen 7 Spatestens um die Mitte des 16 Jahrhunderts existierte eine erste Orgel in der Marienkirche was Reparaturauslagen aus den Jahren 1547 und 1549 belegen Bei einer Renovierung der baufalligen und verstellten Innenraume im Jahre 1684 wurde in die Marienkirche eine neue Orgel eingebaut Umbauten des 18 Jahrhunderts BearbeitenDas fruheste Zeugnis fur die Existenz einer Kirchenglocke geht auf das Jahr 1731 in dem die 1 300 Kilogramm schwere Bronzeglocke Ton d eingebaut wurde Trotz standiger Reparaturen galt die Marienkirche in der Mitte des 18 Jahrhunderts als erheblich ruiniert Dennoch wurden im Inneren 1758 noch zwei holzerne Emporen in beiden Querhausern eingebaut Wahrend laufender Reparaturen tauchten bestandig neue Schaden auf Ein stark uberhangender Sudgiebel des Querhauses mit einer Neigung der Mittelschiffswande nach aussen und des Turms nach Westen sowie Schaden in der Dachkonstruktion Nach Empfehlung des Landesbaumeisters Johann Gottfried Rosenberg aus dem Jahre 1760 wurde das sudliche Querhaus abgebrochen und durch eine Verlangerung der ausseren Seitenschiffswand ersetzt nbsp Marienkirche nach barockem Umbau 1761 1864 Besonders tiefgreifend war die barocke Umgestaltung der Kirche von 1761 bis 1764 dabei erhielt die Kirche an der Sudwand einen mittig platzierten barocken Windfang als kunftigen Haupteingang Besonders nachhaltig veranderte sich das Erscheinungsbild durch den Umbau des bisherigen Kehlbalkendachs uber dem Mittelschiff das 1762 mit verlangerten Schleppdachern uber die Seitenschiffe herunter gezogen wurde und dabei die frei sichtbaren Obergadenfenster aufgab Zum Ende dieses Umbaus erhielt die Kirche erstmals ein mechanisches Uhrwerk mit Gewichtszugen im Turm und Ziffernblatter in drei Himmelsrichtungen jedoch noch ohne Schlagwerk Als sich 1830 die nordliche Seitenschiffsmauer als marode erwies und neu aufgefuhrt werden musste wurde zugleich auch das Gewolbe des nordlichen Seitenschiffs abgebrochen und durch eine flache Balkendecke ersetzt An der Dachkonstruktion ausweichenden Mauern und Setzungen in den Gewolbekappen die im Ostbereich des sudlichen Seitenschiffs bereits zusammengebrochen waren tauchten immer neue Schaden auf 1845 erfolgte zunachst der Abbruch des barocken Giebels uber der Schulertur im sudlichen Seitenschiff Neuromanischer Umbau 1863 1867 BearbeitenUnter dem schleswig holsteinischen Bauinspektor Hermann Georg Kruger entstanden ab 1862 Instandsetzungsplane mit einer neuromanischen Umgestaltung Im Sommer 1863 begann die Arbeiten mit dem Anbau von regelmassig verteilten Strebepfeilern an den Seitenschiffen mit der Freilegung von Fensteroffnungen dem Wiederaufbau eines sudlichen Querhausarms der Belegung des Fussbodens im neu errichteten sudlichen Querhausarm mit Wesersandsteinplatten mit der Entfernung des mittelalterlichen Dachwerkes und der jungeren Schleppdacher uber den Seitenschiffen und bei Freilegung der Obergadenfenster mit der Ruckkehr zur basilikalen Gestalt Ebenso erfolgte der Wiedereinbau sechs neuer Kreuzgratgewolbe im nordlichen Seitenschiff sowie die Neuverblendung samtlicher Aussenmauern und eines Grossteils der Innenwande sowie die Neugestaltung aller Fenster Die bisherigen Holzschindel des Hauptdaches und der Seitenschiffsdacher wurden mit Schieferplatten ersetzt Gurtbogen Gewolbekappen und Stuckelemente erhielten Sicherungen Im Fruhjahr 1864 wurden am Turm alte Anbauten abgebrochen und neue Seitenhauser mit Pfeilern und Gewolben aufgefuhrt Auf den alten Fundamenten entstand ab 1865 auch wieder ein nordlicher Querhausarm wahrend die bisherige Abscherung vom Vierungsbereich mit dem Pfeiler und den beiden Bogen abgebrochen wurde 1865 erhielt der Kirchturm zugleich ein neues Uhrwerk mit neuen Ziffernblattern und einem Stundenschlagwerk dessen Glocke unter einem kleinen Schutzdach im Turmhelm Richtung Suden sass Auch die nordostliche Gruft erfuhr 1865 grundlegende Veranderungen Die unregelmassig verteilten Strebepfeiler wurden abgebrochen und durch sechs neue ersetzt wahrend das Obergeschoss bis auf die Hohe des Gewolbes abgetragen und die verbliebenen Aussenmauern neu verschalt wurden Anstelle der alten grossen Fensteroffnungen erhielt die Gruft nun neuromanische kleinere Fenster Im Inneren der Kirche wurden Windfange in den Haupteingangen eingebaut ebenso neue hoher gelegte Fussbodenbelage ein neues Gestuhl teilweise mit Kopfen des Kieler Bildhauers Adolph Mullenhoff auf den Wangen und in beiden Querarmen je zwei ubereinander angeordnete holzerne Emporen Zum Abschluss der Umgestaltung erhielt die Marienkirche 1873 eine neue Orgel mit einem neugotischen Orgelprospekt aus der danischen Orgelbauwerkstatt Marcussen amp Son Apenrade Instandsetzungen und Umgestaltungen um 1900 BearbeitenBereits ab 1881 wurden neue Reparaturen an etlichen Bauabschnitten der Kirche notwendig so die Erneuerung von acht Gewolben nebst Gurten und Stirnbogen sowie Strebepfeilern 1909 musste gar das gesamte Turmgewolbe herausgebrochen und erneuert werden Der 1864 aufgebrachte weisse Innenwandanstrich wich um die Jahrhundertwende teilweise einem ziegelroten Anstrich und 1909 einer dekorativen Ausmalung mit Begleitlinien Fensterumrahmungen und Bemalungen Im selben Jahr wurden auch die Emporen von 1867 im Querhaus bis auf die untere im sudlichen Querhaus wieder entfernt und im nordlichen Querhaus die Nebenraume abgeschert 1906 wurde abermals ein neues Uhrwerk in den Turm eingebaut das zunachst auch wieder eine von aussen angeschlagene fest installierte Stundenglocke unter dem ausseren Schutzdach betrieb Als um 1922 der Stundenglocke eine zweite Viertelstundenglocke hinzugesellt wurde musste das Schutzdach entsprechend verbreitert werden Umgestaltungen bis 1950er Jahre BearbeitenSeitdem eine der beiden Bronzeglocken im Turm der Marienkirche wahrend des Ersten Weltkrieges fur Rustungszwecke abgegeben werden musste konnte die Gemeinde bis zur Anschaffung einer 3 5 Tonnen schweren Graugussglocke genannt Grosse Bertha Ton h und einer dritten 1 359 Kilogramm schweren Stahlglocke Ton e im Jahre 1927 nur eine einzige Kirchenglocke nutzen Vor 1926 wurden an die holzerne Abscherung von 1909 im nordlichen Querhaus Ehrentafeln mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges montiert 1930 erhielt der Mittelraum im Untergeschoss des Turmes eine neue durchgehende Gestaltung mit Eichenbohlen Eine 1927 erstmals vorgenommene Kupferabdeckung des Turmdaches musste 1944 45 fur Kriegszwecke wieder abgenommen und durch eine Holzschalung mit Dachpappe ersetzt werden Erst 1950 konnte wieder eine Neueindeckung mit Schieferbehang aufgebracht werden Die Marcussen Orgel erfuhr im Jahre 1937 einen ersten Umbau durch die Lubecker Orgelbaufirma Emanuel Kemper amp Sohn Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte eine Umgestaltung der vormaligen Gruft im Nordosten der Kirche nach Entfernung der Sarge 8 dem Abbruch der Einbauten und der Tieferlegung des Fussbodens sowie dem Einbau der ursprunglichen grossen Fenster entstand hier der Raum einer nach 1960 Johannes dem Taufer geweihten Tauf Trau und Andachtskapelle mit eigenem Zugang von der Nordseite nbsp Chor und Johanneskapelle in der NO Ecke der Bad Segeberger MarienkircheInstandsetzungen und Umgestaltungen seit den 1950er Jahre BearbeitenNachdem nach erneuten erheblichen Schaden an etlichen Bauabschnitten sogar Uberlegungen zum Abriss und Neubau der Kirche laut geworden waren begannen am sudlichen Seitenschiff am Turm und an der Vierung im Oktober 1957 erste Sicherungsarbeiten In einem aufwandigen Verfahren konnten zwei romanische Pfeiler und drei Saulen mit extremer Schragstellung in der sudlichen Seitenschiffswand abgetragen und mit einem Stahlbetonkern in ausserlicher Nachbildung der ursprunglichen Form lotgerecht neu aufgemauert werden Dafur war die Entfernung der letzten Empore aus dem sudlichen Querhaus aus dem Jahre 1865 und die Versetzung des Walstorp Epitaphs an die Ostwand des sudlichen Querhauses unumganglich Auch der Turm und das Kirchenschiff wurden mit 34 Mauerankern gegen weitere Verformungen gesichert und teilweise neu verblendet Im Bereich des ehemaligen sudlichen Friedhofs wie im Kirchenraum wurde das Bodenniveau auf das historische Ursprungsniveau abgesenkt und neu gedeckt wobei die freigelegten Sockel von Pfeilern und Saulen renoviert werden mussten Auch erhielten die teilweise neu aufgemauerten Portale eine neue Gestaltung und neue Turen mit Windfangen Ein neues Gestuhl mit durchgangigen Bankreihen im Mittelschiff ersetzte das Gestuhl von 1866 Unter Beibehaltung der weissen Wandflachengestaltung von 1909 verschwanden nun samtliche Zierlinien Fensterumrahmungen und Gewolberandbemalungen unter einem neuen Anstrich Erst nach der Wiedereinweihung der Kirche im Marz 1959 fand auch der Einbau einer neuen Westempore fur die erneut umgebaute und nach Westen versetzte Orgel statt 1964 wurde das mechanische Uhrwerk daher durch eine elektrische Uhr ersetzt die bis zum Einbau einer Funkuhr im Jahre 2012 ihren Dienst verrichtete Neuerungen an Bau und Einrichtung jungste Jahrzehnte Bearbeiten1969 erhielt der Turmhelm eine Kupferblech Bedachung und 1971 72 wurde auch der Schieferplattenbehang des grossen Kirchendachs aus dem Jahre 1864 durch Kupferplatten ersetzt In den Jahren 1976 und 1984 erfuhr die Orgel weitere Umbauten die die Werkstatt Hans Detlef Kleuker Brackwede durchfuhrte die dabei vorgenommene Elektrifizierung wird heute als nicht mehr zeitgemasse Veranderung angesehen und hat dabei den Wert der Orgel in Klang und Bedienbarkeit weiter geschmalert Seit 2010 wird die Kirche erneut renoviert Die so genannte Kusterloge im nordlichen Querhaus wurde entfernt und mit dem Einbau einer neuen Heizungsanlage entstand auch der ursprungliche Mittelgang des Gestuhls wieder Zudem war eine 2014 erfolgte Restaurierung des kostbaren Altarretabels notwendig Weitere Innenraumrenovierung Behebung von Rissen und Putzschaden Erneuerung des Farbanstrichs Verbesserung der Beleuchtung mussen mit dem geplanten Einbau einer neuen Orgel abgestimmt werden nbsp Sudliches Seitenschiff nbsp Mittelschiff mit Kanzel Triumphkreuz und Altar nbsp Mittelschiff mit Mittelgang nach 2010Ausstattung BearbeitenDie von Ghert Klinghe gegossene Bronzefunte aus dem Jahr 1447 wird noch heute benutzt Das Triumphkreuz stammt von etwa 1500 Das prachtige Retabel von ca 1510 20 stellt die Passion Jesu und das Ostergeschehen bis hin zum Jungsten Gericht dar Es stammt wahrscheinlich aus einer Lubecker Werkstatt und weist Ahnlichkeiten mit Schnitzereien Tilman Riemenschneiders auf Heinrich Rantzau dagegen schrieb die Schnitzarbeiten falschlicherweise Hans Bruggemann zu 1668 liessen der Segeberger Amtsschreiber Nicolaus Bruggemann und seine Frau Gese den Altar an den Aussenseiten den Ruckwanden und den Gemaldeflugeln mit 32 barocken reformatorisch theologisch gepragten Spruchbildern ubermalen Die Predella erhielt ein Abendmahlsbild jetzt in der Johanneskapelle Seit der Renovierung in den 1950er Jahren hangt das Epitaph aus Segeberger Gips fur Gerhard Walstorp an der Ostwand des sudlichen Querschiffs gesetzt 1562 von seinem Enkel Heinrich Rantzau An der Westseite desselben Querschiffs befindet sich ein Tafelbild von 1595 das die Ermordung des Grafensohns Adolf auf der Siegesburg im Jahre 1315 zeigt Die Kanzel im Renaissance Stil von 1612 ist eine Stiftung von Anna und Markwart von Pentz Die beiden Messing Kronleuchter von 1754 und 1783 im Mittelschiff wurden gestiftet von Catharina Hedwig Stange geb Schnack der Grabstein ihres judischen Vaters Claus Schnack ist an der Sudfront der Kirche erhalten nbsp Bronzefunte von Ghert Klinghe 1447 nbsp Triumphkreuz von ca 1500 nbsp Spatgotischer Schnitzaltar nbsp Epitaph fur Gerhard Walstorp von Heinrich Rantzau gesetzt nbsp Suhnetafel von 1595 fur den Mord an Graf Adolf 1315 mit einer Abbildung der Siegesburg auf dem Kalkberg rechts nbsp Ruckansicht der Kanzel Helm Sporen Kommandostab und Tafel des Markwart von Pentz nbsp Epitaph fur Diakon Laurentius Hartung mit Akanthus Rahmen von 1710 ff nbsp Leuchter von 1754 1783Glocken BearbeitenAls im Jahre 1964 der eichenholzerne Glockenstuhl aus dem Jahre 1866 aufgrund Schadlingsbefalls durch einen Glockenstuhl aus Stahltragern ersetzt werden musste wurden zugleich zwei neue Bronzeglocken eine in Ersatz der inzwischen gerissenen Glocke aus dem Jahre 1927 eingebaut Seitdem besteht das Gelaut der Segeberger Marienkirche aus der Bronzeglocke von 1731 die wahrend des Zweiten Weltkrieges abgegeben werden musste aber unversehrt zuruckkehrte aus der Grauguss Stahlglocke Grosse Bertha von 1927 und aus den beiden neuen Bronzeglocken von 1964 aus der Werkstatt Rincker Ton e und Ton g 9 das seit der Kirchenrenovierung in den Jahren 1957 bis 1959 nicht mehr von Hand sondern uber einen Elektroantrieb aus dem Kirchenschiff betrieben wird Nr Giesser Gussort Gussjahr Gewicht Durchmesser Schlagton HT 1 16 Besonderheit Inschrift1 Glockengiesser Familie Schilling Apolda 1927 3564 kg 2015 mm H Diese Glocke ersetzte eine im Ersten Weltkrieg eingezogene Bronzeglocke 1917 1927 Wir opferten Euch in eiserner Zeit Ihr Eisernen ruft uns zur Ewigkeit Die Kirchengemeinde Segeberg 1927 Oben Mensch hor was ich sage gib acht auf deine Tage 2 Lorenz Strahlborn Lubeck 1731 ca 1300 kg 1330 mm d Diese Glocke musste im Zweiten Weltkrieg abgegeben werden konnte aber nach dem Krieg vom Glockenfriedhof in Hamburg zuruckgeholt werden Herr Ludwig Ottens praepositus u Herr Johann Hinrich Hauptmann Compastor und Diaconus Johann Berendt Wichmann und Herr Johann Schultz Kirchengeschworene Durchs Feuer bin ich geflossen von Laurenz Strahlborn in Lubeck gegossen Anno 1731 Gloria Nach angetretener Regierung Ihr Ko Mayst zu Dennemarck Norwegen Christian VI im Ambte Segeberg waren beamte Herr Anton Gunther Hanneken Kon Etats Raht und Ambtmann Herr Johann Rudolf Nottelmann Konig Ambtsverwalter 3 Glocken und Kunstgiesserei Rincker Sinn 1964 1090 kg 1220 mm e Die Vorgangerglocke aus Stahl Ton e Dm 1 48 m 1 359 kg war von Konsul Otto Jurgens gestiftet und musste aufgrund Schadhaftigkeit 1964 ersetzt werden Heimatglocke Seinen lieben Eltern Wulf Friedrich Ernst Jurgens Segeberg und Katharina Dorothea Henriette geb Fries in Dankbarkeit gestiftet von ihrem Sohn Otto 1927Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit Jes 40 8 Gesamte Inschrift von Vorgangerglocke ubernommen 4 Glocken und Kunstgiesserei Rincker Sinn 1964 700 kg 1007 mm g Diese Glocke erganzte 1964 das Dreiergelaut zu einem Vierergelaut und hat keine Vorgangerin Herr unser Herrscher wie herrlich ist dein Name in allen Landen Ps 8 10 Literatur BearbeitenEnno Bunz Zwischen Kanonikerreform und Reformation Anfange Blutezeit und Untergang der Augustiner Chorherrenstifte Neumunster Bordesholm und Segeberg 12 bis 16 Jahrhundert Paring 2012 Dietrich Ellger Entdeckungen in der Johanniskapelle an St Marien zu Segeberg In Heimatkundliches Jahrbuch fur den Kreis Segeberg Jg 6 Bad Segeberg 1960 S 67 70 Dietrich Ellger Bericht uber neue Ergebnisse der Bauforschung des Landesamtes fur Denkmalpflege Zur Marienkirche in Segeberg In Nordelbingen Beitrage zur Kulturgeschichte und Heimatforschung Band 30 Heide in Holstein 1961 S 152 156 Dietrich Ellger St Marien zu Segeberg Grosse Baudenkmaler Heft 164 Berlin 1992 Peter Hirschfeld Bericht des Landesdenkmalamtes fur Denkmalpflege Schleswig Holstein Marienkirche zu Bad Segeberg In Nordelbingen Beitrage zur Heimatforschung in Schleswig Holstein Hamburg und Lubeck Band 28 29 Heide in Holstein 1960 S 287 ff Carl Friedrich Jaeger Die Restaurierung von St Marien zu Segeberg 1957 1960 In Heimatkundliches Jahrbuch fur den Kreis Segeberg Jg 5 Bad Segeberg 1959 S 81 101 Anna Quellhorst Das spatgotische Kreuzigungsretabel in Schleswig Holstein Zum Verhaltnis von Bildstruktur Figureninventar und Chronologie In Nordelbingen 63 1994 S 40f Christian Rauch Die Kirche zu Segeberg Dissertation Christian Albrechts Universitat zu Kiel Kiel 1903 Eberhard Schwarz Hrsg Kirche im Travebogen 1684 1984 Bad Segeberg 1984 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde Segeberg Website des Fordervereins der MarienkircheEinzelnachweise Bearbeiten Klosterdatenbank Enno Bunz Zwischen Kanonikerreform und Reformation Anfange Blutezeit und Untergang der Augustiner Chorherrenstifte Neumunster Bordesholm und Segeberg 12 bis 16 Jahrhundert Schriftenreihe der Akademie der Augustiner Chorherren von Windesheim 7 Augustiner Chorherren Verlag Paring 2002 S 50 Reste eines Treppenturms hat der Baumeister Pruss 1883 festgestellt nach einem Schreiben an Provinzialkonservator Haupt vom 18 3 1883 vgl Wolfgang Teuchert Der gotische Stiftschor der Segeberger Kirche In Nordelbingen Beitrage zur Kunst und Kulturgeschichte Band 36 Heide i H 1967 S 12 Gunther Gathemann Das Retabel der Marienkirche Bad Segeberg Synopse zum Altar der Segeberger Marienkirche Eigenverlag Bad Segeberg 2017 S 4 f J C Hein Aus Segebergs Vorzeit Segeberg 1904 S 49 Bauzeichnung Archiv der Kirchengemeinde Segeberg Nr 656 Wolfgang Teuchert Der gotische Stiftschor der Segeberger Kirche In Nordelbingen Beitrage zur Kunst und Kulturgeschichte Band 36 Heide i H 1967 S 7 14 Am 12 Februar 1947 wurden 37 Sarge von Angehorigen der holsteinischen Adelsgeschlechter von Bruckdorff von Buchwald von Greiffenwaldt von Mardefeldt und von Wohnsfleth aus der Gruft entnommen und an der Nordseite der Kirche unter einer Steinplatte bestattet vgl Hans Siemonsen Die Segeberger Friedhofe In Beitrage zur Heimatkunde aus der Beilage zur Segeberger Zeitung Heimat zwischen den Meeren Bad Segeberg 1955 S 27 f Otto Heidrich Alte und neue Glocken In Eberhard Schwarz Hrsg Die Kirche im Travebogen 1684 1984 Bad Segeberg 1984 S 57 62 hier S 60 53 937016666667 10 310605555556 Koordinaten 53 56 13 3 N 10 18 38 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Bad Segeberg amp oldid 238959614